Dominique – Krieg im Frieden (1966)

FrontCover1Das Leben schreibt manchmal die besten Geschichten … Hier die Geschiche einer Protestsängerin aus den 60er Jahren … die sich zu einer Mezzosopranistin mauserte:

Waltraud Isoldé Elchlepp, Pseudonym Dominique (* 20. Mai 1942 in Straßburg) ist eine deutsche Protestlied- und Opernsängerin (Mezzosopran).

Waltraud Isoldé Elchlepp ist in Straßburg geboren, in Karlsruhe aufgewachsen und in Brighton (England) auf das College gegangen. Ihr Vater ist während des Zweiten Weltkriegs gefallen, und die Mutter zog mit Waltraud und ihrer älteren Schwester nach München, wo sie Musik studierte. Schon als Kind wollte sie immer Opernsängerin werden. Auf Wunsch der Mutter lernte Elchlepp zuerst Modegrafikerin, bevor sie auf das Konservatorium gehen konnte. Ein Kapellmeister ließ sie zwei Jahre später einige Demobänder besingen und sandte diese an etliche Schallplattenproduzenten.

DominiqueEin österreichischer Produzent wurde auf sie aufmerksam und so erhielt Elchlepp, die sich als Schlagersängerin Dominique nannte, 1965 ihren ersten Plattenvertrag. Sie begann mit Schlagern und feierte mit dem Protestlied Der ewige Soldat (The universal soldier von Buffy Sainte-Marie/Donovan) mit dem deutschen Text von Max Colpet ihren ersten großen Erfolg. Weitere Singles folgten und erschienen auch auf ihrer LP Krieg im Frieden. Es folgten mehrere Songs von Bob Dylan, Werner Scharfenberger, Pete Seeger und Udo Westgard.

Nach Abschluss ihres Musikstudiums erhielt sie eine Ausbildung im Opernstudio der Bayerischen Staatsoper München. Fortan nannte sie sich wieder Isoldé Elchlepp.

Zunächst spielte sie ab 1973 kleinere Partien an der Bayerischen Staatsoper, unter anderem in Madama Butterfly und 1975 im Rosenkavalier. Nun folgten anspruchsvolle Rollen in Werken von Joseph Haydn, W. A. Mozart, Carl Orff, Aribert Reimann, Richard Strauss, Giuseppe Verdi und Richard Wagner.

In den Jahren 1975 bis 1982 spielte sie am Theater Bremen. Von 1982 bis 1988 war sie am Staatstheater Wiesbaden engagiert, 1985, 1986 sowie 1993 sang sie bei den Bayreuther Festspielen und war seit 1988 Mitglied des Staatstheaters Hannover. 1992 sang sie die Rolle der Wirtin bei der Uraufführung von Aribert Reimanns Oper Das Schloss. Außerdem trat sie mehrfach bei Konzerten im Ausland auf. (Quelle: wikipedia)

Isoldé Elchlepp

Isoldé Elchlepp im Jahr 1995

Hier ihr erstes und zugleich letzte Album, das man dem Genre „Protestlied“ zuordnen kann und muss, eigentlich sehr schade, denn hier hätte sich auch ein ganz große Chansonette entwickeln können.

Und es geht gleich mit dem Buffy Sainte-Marie  Klassiker „Universal Soldier“ (mit deutschem Text) los:

Er ist klein und schwach, er ist groß und stark;
Er kämpft mit Bomben, Colt und Speer,
Ist ein Kerl, ein Supermann, ist blutjung, fast noch ein Twen
Und Soldat seit tausend Jahren und mehr.
Er ist Muselmann, ist Hindu, Buddhist und Atheist,
Ist Jude, Katholik und Protestant.
Und es heißt: Du sollst nicht töten!
In der Bibel, im Koran.
Ist er blind? Sieht er die Schrift nicht an der Wand?
Er kämpft für USA und Vietnam,
Für Kuba, Pakistan, er geht als Söldner in das fernste Land;
Kämpft für China und Formosa, für Franco und de Gaulle.
Ist er blind? Sieht er die Schrift nicht an der Wand?

Und er kämpft so für den Westen, für den Osten unentwegt;
Es liegt allein in seiner Hand, ob man Länder ausradiert,
Ob ein ganzes Volk krepiert.
Ist er blind? Sieht er die Schrift nicht an der Wand?
Ohne ihn hätt‘ Hitler niemals halb Europa unterjocht.
Und Nero hätte niemals Rom verbrannt.
Er alleine muß bezahlen mit dem letzten Tropfen Blut.
Ist er blind? Sieht er die Schrift nicht an der Wand?
Er wird ewig ein Soldat sein, und der Krieg wird weitergehn,
Bis zum Tag, wo alle Waffen man verbannt,
Und keiner ihm, wie gestern und auch heut‘,
Sand in die Augen streut und er dann endlich
Die Schrift sieht an der Wand!

Und mit einer unglaublichen Präzision sind auch all die anderen Lieder und vor allem Texte Ausdruck jener kritischen Sichtweisen, die sich damals so allmählich in der Bundesrepublik Deutschland breit machten.

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Den offiziellen Verlautbarungen der Mächtigen dieser Republik wurde kein Glauben mehr geschenkt … ein Perspektivwechsel bahnte sich an … so z.B. auch in dem dem Lied „Man geht nicht mehr ohne Doppelkinn“:

Wie viele gibt es noch bei uns
Die nicht nach Macht und Reichtum jagen
Die unbequem auch heute noch fragen,
Das, was sie denken, auch sagen
Wie viele gibt es noch bei uns?

Heute spricht man von Freiheit
Und denkt dabei ans Essen
Und Kaviar wird zum Ideal
Es hungern Millionen, ihr könnt´s nicht ermessen
Was kümmert´s uns, wir haben ja unsere Moral

Man geht nicht mehr ohne Doppelkinn
Man geht nicht mehr mit Verstand
Gesinnung wird zum Doppelsinn
In unserem Vaterland

Wie viele gibt es noch bei uns
Die nicht an sich nur heute denken
Die jedem gern ein Lächeln schenken
Die nicht nur befehlen, die lenken
Wie viele gibt es noch bei uns?

Heute spricht man von Gleichheit
Und denkt an Inflationen
Und Umsatz wird zum Ideal
Es sterben Legionen für Rüstungsmillionen
Was kümmert´s uns, wir haben ja unsere Moral

Man geht nicht mehr ohne Doppelkinn
Man geht nicht mehr mit Verstand
Gesinnung wird zum Doppelsinn
In unserem Vaterland

Erinnert werden muss da allerdings auch an jene Menschen, die bereits in den 50er Jahren sich gegen die Wiederbewaffnung (= Gründung der Bundeswehr) engagiert haben … die Friedensbewegung hat eine lange Tradition …. und ist nicht erst in den 70er/80er Jahre entstanden .,. und denkt man weiter zurück, kommt einem z.B. die Rosa Luxemburg in den Sinn …

Musikalisch hören wir all diese „Protest-Songs“ im Sound der Barry McGuire Tradition (und das ist wahrlich nicht die schlechteste Tradition !).

Und die Texte sind nicht nur anklagend, sondern auch subversiv („Und die ganze Welt marschiert, wenn der Staat kommandiert“) und zuweilen auch spöttisch („Sergeant Marie“)

Und mehr als einmal bekam ich bei all diesen Liedern eine Gänsehaut ….

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Und dann noch diese „Starfighter-Ballade“ … sie weckt Erinnerungen an diese unsägliche „Starfighter/Lockheed/Strauß“ Affäre … eine Affäre, die mich heute noch zornig machen könnte.

Mit meinen damals 11 Jahren war ich für diese Musik natürlich noch nicht reif und heute muss ich mit  ich mit erschrecken feststellen, dass dieses Album so verdammt aktuell ist, geblieben ist … eine wahrlich bittere Erkenntnis …

Und es bleibt die drängende Frage: „Ist das die Welt, die wir mal erben sollen“ ???

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Besetzung:
Dominique (vocals)
+
eine Schar unbekannter Studiomusiker

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Titel:
01. Der ewige Soldat (Universal Soldier) (Sainte-Marie/Colpet) 2.13
02. Krieg m Frieden (Cruel War) (Stookey/Yarrow/Bader) 2.43
03. Starfighter-Ballade (…Und was wird morgen sein) (Bader/Westgard) 3.17
04. Schlaf ein – Angelina (Farewell Angelina) (Dylan/Bader) 3.23
05. Das Schlüsselkind (Bader/Westgard) 2.53
06. Sag‘ mir, wo die Blumen sind (Where Have All The Flowers Gone) (Seeger/Colpet) 3.42
07. Der Brief von Drüben (Bader/Westgard) 3.10
08. Zeig mir eine Insel (Rotter/Colpet/Westgard) 2.46
09. Man geht nicht mehr ohne Doppelkinn (Müller/Pröttel) 2.10
10. Die Antwort weiß ganz allein der Wind (Blowin‘ In The Wind) 2.53
11.Sergeant Marie (Bader/Westgard) 2.19
12. Ist das die Welt, die wir mal erben sollen (Colpet/Scharfenberger) 3.25

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Und der Klassiker von Bob Dylan schallt noch heute – meist ungehört – über unseren Erdball:

Wie viele Straßen auf dieser Welt
Sind Straßen voll Tränen und Leid?
Wie viele Meere auf dieser Welt
Sind Meere der Traurigkeit?
Wie viele Mütter sind lang schon allein,
Und warten und warten noch heut‘?

Die Antwort, mein Freund, weiß ganz allein der Wind,
Die Antwort weiß ganz allein der Wind.

Wie viele Menschen sind heut‘ noch nicht frei,
Und würden es so gerne sein?
Wie viele Kinder geh’n abends zur Ruh‘
Und schlafen vor Hunger nicht ein?
Wie viele Träume erflehen bei Nacht,
Wann wird es für uns anders sein?

Die Antwort, mein Freund, weiß ganz allein der Wind,
Die Antwort weiß ganz allein der Wind.

Wie große Berge von Geld gibt man aus,
Für Bomben, Raketen und Tod?
Wie große Worte macht heut‘ mancher Mann,
Und lindert damit keine Not?
Wie großes Unheil muß erst noch gescheh’n,
Damit sich die Menschheit besinnt?

Die Antwort, mein Freund, weiß ganz allein der Wind,
Die Antwort weiß ganz allein der Wind.

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