Die kleinen Propheten – Jaku (2004)

FrontCover1Ganz schön pfiffig die Jungs von „Die kleinen Propheten“ und gnz beeindruckend, was sie auf diesem Debütalbum so produziert haben (und das sagt einer, der nicht zur Zielgruppe dieser Band gehört):

Sie hätten auch „Die kleinen Jimi Hendrixe“ heißen können, „Das Wertesystem“, oder „DKP“, Auflösung des Kürzels nach Belieben. So unklar wie der Bandname war zunächst auch die Musikrichtung. Die Vorstellungen drifteten von Punk über Pop bis HipHop. Denn anfangs coverten Roberto (21) und Christian (24) vor allem Jimi Hendrix und The Police. Seit 1997 traf man sich lose. Auch die anderen Bandmitglieder waren da schon ab und zu dabei. Irgendwann beschloss man, das Ganze etwas fester zu gestalten. Bartls (20), Stefan (22) – der Bruder von Christian – und zuletzt, nach einigen Wechseln, Schlagzeuger Thommy (21) gehörten von nun an zu den „Kleinen Propheten“, wie sie seit August des vergangenen Jahres endgültig hießen.

Immer häufigere Auftritt in Planegg und Umgebung motivierten zum Proben. Doch feste Zeiten dafür gibt es nicht; wenn ein Auftritt geplant ist, wird spontan vorbereitet. Ihre Stücke entstehen beim gemütlichen Jammen, Roberto und Christian besorgen dann die Feinarbeit. Auch bei einem Bandwettbewerb im Backstage sind „Die kleinen Propheten“ schon aufgetreten. Auf dem Stustaculum durften sie durch Zufall spielen: Die Jungs wollten sich für die Organisation des Studentenstadtfestes bewerben, haben die Unterlagen aber an die falsche Adresse geschickt, nämlich zum Radiosender M94.5. Da dort immer nach jungen Talenten gesucht wird, und die kleinen Propheten der Musikredaktion gefielen, durften sie im Namen des Senders auftreten. Und ihre undefinierbare Musikrichtung ist seitdem jetzt häufig auf M 94.5 zu hören. Und den Bandwettbewerb des Stustaculums gewannen die fünf prompt, was ihnen auch noch einen Auftritt im Festivalclub von Tollwood bescherte.

Das riecht nach Erfolg. Wie stellen die Bandmitglieder also die Zukunft vor? „Roadies haben,“ meinen sie einstimmig. Denn die Schlepperei nervt sie ziemlich. Auch sonst haben sie dieselben Zukunftswünsche. Stefan würde gerne in einem Bus he rumfahren und Musik machen. „Ein kleines, nettes Label zu finden, wäre auch schön,“ träumt Roberto, der Frontmann.

DKPEin Album haben „Die kleinen Propheten“ auch schon aufgenommen: „Jaku“. Das ist Japanisch und heißt Stille. Noch mussten sie alles selbst produzieren und mastern. Da war es vorteilhaft, dass Stefan ausgebildeter Tontechniker ist. Die 77 Minuten, die auf einer CD zur Verfügung stehen, haben sie gefüllt. Wie viele Lieder es sind, wissen sie nicht.

Falls der große Durchbruch nicht klappt, tritt für jeden Plan B in Kraft:. Bartls macht gerade den Führerschein und übt sich als Lebenskünstler. Stefan ist neben Tontechniker auch Synchronsprecher, Roberto „Allzeit-Student“. Christian studiert Medizin, und Thommy ist Fotograf. Aber noch läuft es mit der Band. Das Angebot im Herbst im Backstage zu spielen, haben sie jedenfalls schon in der Tasche. (Veronica Frenzel)

Soweit ein launiger Artikel von der Jugendseite der „Süddeutschen Zeitung“.

Oder aber auch:

Den Grundstein der kleinen Propheten legten Roberto Cruccolini und Christian Günther im Frühjahr ’97 als sie beschlossen, das Melodic-Rock-Imperium der Achtziger-Jahre zu zerschlagen. Die Zauberformel war schnell gefunden: “Instant-FX-Music” (Wenig Konzept – Viel Lärm, Jazz im Hirn – Punk im Herzen). Schon damals war abzusehen, dass man experimentelle Wege gehen würde, was besonders live nicht zu überhören sein sollte. Auch Stefan Günther ließ es sich nicht nehmen, von Beginn an die beiden auf ihrer musikalischen Reise zu begleiten. Mit wechselnden Mitstreitern wurden musikalische Grenzen gesucht und selten gefunden. Seit Herbst 2001 steht die endgültige Formation mit Tommy von Aagh an den drums fest. Die letzte Zutat ist der Bartls, manchmal an der Gitarre, manchmal tanzend, meistens aber beides.
Die Frage nach dem konkreten Musikstil muss jeder selbst beantworten. Die meist melancholische Stimmung der Lieder spiegelt sich nicht nur in den ruhigeren LoFi-Passagen wider, sondern auch in den intensiven Stoner-Rock Teilen. Insbesondere lebt die Musik durch ihre extreme Dynamik, die elementarer Bestandteil des Konzepts ist. Sie lässt die Musik atmen. Wer wissen will, wie man sich das ganze vorzustellen hat, der schaue sich ein Motorpsycho-Konzert an, oder stelle sich vor, wie die Mischung aus Fugazi, Mogwai und Radiohead klingen würde, wobei, wie immer, jeder Vergleich hinkt. Wenn Monotonie zum Prinzip wird, dann muss Intensität die Ausdrucksform sein.
Soweit Texte vorhanden sind, werden oftmals Gedichte oder lyrische Werke des Expressionismus oder des Beat verwendet, die atmosphärische Kontrapunkte setzen. Den Schwierigkeiten, sich selbst in lyrischer Art & Weise angemessen zu äußern, wird somit Rechnung getragen (will sagen, dass wir unsere Musik ja wirklich gut finden, sie aber durch unsere Unfähigkeit, gehaltvolle Texte zu verfassen nicht entwerten wollen ).
Dem Versuch dies alles umzusetzen gilt das gesamte Streben und Suchen der “kleinen propheten”.

Nennt man das wohl „Indie-Psychedelic-Elektro-Rock“ ? Ist eigentlich gar nicht so wichtig, denn was man hier auf die Ohren kriegt, ist schon verwegen gut …

Alle Kompositionen stammen von der Band, wobei „Ein kleines Herz“ schon verdammt an die Prinzen erinnert, sei´s drum … Ein teilweise erstaunlich reifes Album, bedenkt man, dass hier Jungspunde am Werke waren.

BackCover1

Besetzung:
Tommy von Aagh (drums)
Christian Bartl (guitar)
Roberto Cruccolini (vocals, guitar)
Christian Günther (keyboards, accordeon)
Stefan Günther (bass)

Booklet01ATitel:
01. Mondscheinsalsa () 3.57
02. Ein kleines Herz () 4.27
03. Für mich (live) (06:38)
04. Psalm 1 (03:06)
05. Petit mort (Teil 1) 5.25
06. Petit mort (Teil 2) 9.43
07. Next Time 3.22
08. Solophaser 6.14
09. Im Ansatz 5.26
10. Pornojazz (live) 7.00
11. Mogwai downer syndrom 14.33

CD1

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Den Grundstein legten Roberto Cruccolini und Christian Günther im Frühjahr 97. Gemeinsam traten sie an, das Melodic-Rock-Imperium der 80er Jahre, das bereits auf dem Zahnfleisch ging, zu zerschlagen. Die Zauberformal war schnell gefunden: „Instant-FX-Music“ (Jazz im Hirn – Punk im Herz). Schon damals war abzusehen, dass man experimentelle Wege gehen würde, was besonders live nicht zu überhören sein sollte. Auch Stefan Günther ließ es sich nicht nehmen, von Beginn an die beiden auf ihrer musikalischen Reise zu begleiten. Die Effektsucht steigerte sich exponentiell durch das Hinzutreten eines weiteren Noiseorgiasten namens Christian Bartl, manchmal schraubend an der Gitarre, manchmal tanzend auf den Beinen, meistens aber beides. Seitdem hat ein Effektwettrüsten unbekannten Ausmaßes innerhalb der Melodiefraktion begonnen, das nebst dem Potential des mehrfachen lärmtechnischen Overkills auch den finanziellen Ruin für einige Bandmitglieder mit sich brachte. Im Winter 2002 komplettierte Wolfgang Walter am Schlagwerk die Formation endgültig. Im Herbst 2004 gelang es der Band schließlich, sich nach endlosem internen Gerangel umzubenennen. Seitdem firmiert man nicht mehr unter „diekleinenpropheten“, sondern unter VERSTÄRKER. (O-Ton Bandinfo)

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