Hannes Wader – Singt Arbeiterlieder (1977)

FrontCover1Er war und ist ein unverzichtbarerTeil der deutschen (und auch politischen) Folkbewegung in Deutschland:

ans Eckard „Hannes“ Wader (* 23. Juni 1942 in Gadderbaum) ist ein deutscher Musiker und Liedermacher.

Zunächst bekannt geworden als sozialkritischer Chansonnier, der Einfluss auf die Studentenbewegung ausübte, wandte er sich später dem traditionellen deutschen und plattdeutschen Liedgut zu. Seit Ende der 1970er Jahre engagierte er sich verstärkt als DKP-Mitglied und trat auf zahlreichen politischen Veranstaltungen auf. Arbeiterlieder und sozialistische Hymnen machten damals einen wichtigen Teil seines Repertoires aus. Seit den 1990er Jahren interpretierte Wader verstärkt Werke von Dichtern früherer Epochen wie Joseph von Eichendorff und dem schwedischen Dichter und Komponisten Carl Michael Bellman.

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Ursprünglich war Wader vom französischen Chansonnier Georges Brassens und von Bob Dylan beeinflusst. Seine lyrischen Texte sind meist mit eigenen Kompositionen unterlegt und oft autobiographisch geprägt. Einige Vertonungen Waders wurden Volkslieder und finden sich in einschlägigen Publikationen wie der Mundorgel. Bekannte Lieder sind unter anderem Heute hier, morgen dort, Es ist an der Zeit und Gut wieder hier zu sein. (wikipedia)

Hannes Wader

Hier sein 8. Solo-Album:

Hannes Wader singt Arbeiterlieder ist das erste Livealbum des Sängers und Liedermachers Hannes Wader, aufgenommen 1977.

Die Arbeiterliederaufnahmen von Hannes Wader sind die Weiterführung der Auseinandersetzung des Liedermachers mit den Liedern des Volkes. Seine Auseinandersetzung mit derartigem Liedgut hatte schon 1974 mit dem Album Plattdeutsche Lieder begonnen. Die Alben Hannes Wader: Volkssänger (1975) und Hannes Wader singt Shanties (1978) sind ebenfalls als Ergebnis dieser Arbeit zu werten. 1990 knüpfte der Liedermacher mit Hannes Wader singt Volkslieder an diese Tradition nochmals an.

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Durch die Beschäftigung mit dem überwiegend sozialistischen Liedgut versuchte Wader sich politisch stark zu engagieren. Seine Nähe zum Sozialismus führte schließlich zum Eintritt in die DKP, für die er vom 1.–3. Juli 1977 auf dem UZ-Pressefest der DKP-Tageszeitung Unsere Zeit in Recklinghausen auf Freilichtbühnen und im Zelt des Jugendmagazins elan spielte. Das Album ist das erste reine Live-Album Hannes Waders und dokumentiert diesen Auftritt. Mehrheitlich erhielt es von der Presse negative Kritiken, die meisten Radiosender spielten nun keine Wader-Platten mehr. Dennoch verkaufte sich die Platte so gut, dass zeitweilig Lieferengpässe entstanden.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem Austritt Waders aus der DKP 1991 spielte er auf Live-Konzerten nur noch selten die Lieder dieses Albums. Erst zusammen mit Konstantin Wecker und anderen sang er in den 2000er Jahren wieder Bella ciao oder auch Mamita mìa und spielte letzteres und Die Moorsoldaten auch auf seinem Album Neue Bekannte (2007) ein.

Nicht alle Lieder stimmen textlich und musikalisch mit der Ursprungsversion überein.

Nach der historischen Vorlage von Ferdinand Freiligrath (1848) sang Wader den Titel Trotz alledem. Den Text hat er den (damals) aktuellen politischen Gegebenheiten angepasst. Auf seinem 2006 erschienenen Album Mal angenommen bringt er eine nochmals aktualisierte Version des Titels.

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Im Jahrbuch für Volksliedforschung bemängelte der Rezensent, dass bis auf drei weniger bekannte Lieder alles lautstark vom Publikum „mitgebrüllt und getrampelt“ werde. Waders Stimme sei oft kaum zu hören, das virtuose Gitarrenspiel, für das er bekannt sei, fehle auf dieser Platte. Wader interpretiere die Lieder im Sinne einer „‚Haudrauf-Saufaus‘-Romantik“ und verfehle damit ihre wahre Funktion: „ein trauriges Dokument der bierseligen Revolutionsromantik von Teilen der Linken in der Bundesrepublik“.

Der Musikwissenschaftler Ulrich Morgenstern nahm das Album in einem Aufsatz über die Musik der deutschen Anti-AKW-Bewegung aus ethnomusikologischer Sicht als Beispiel für Waders „kaum versteckte Verherrlichung revolutionärer und totalitärer Gewalt“, die in seinem Fall „sicherlich retrospektiv-historisierend“ gemeint sei. (wikipedia)

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Mag ja sein, dass dies halt ein „bierseliger“ Livemitschitt eine DKP-Veranstaltung ist (übrigens: die DKP konnte ich damals schon nicht leiden) .. und mag ja sein, dass das Publikum sich einer „Revolutionsromantik“ hingegeben hat …

,,, das ändert aber alles nichts daran, dass der Hannes Wader auf dieser LP quasi aus einem für mich eminent wichtigen Beitrag zur Historie es deutschen Volksliedes, und zwar des durch und durch politischem Volksliedes geleistet hat.

Musikalisch kann man das als „Gitarrengeklampfe“ abtun, textlich hingegen bleibt es ein wichtiges Zeitdokument, demonstriert es – für meine Geschmack – auf eine sehr eindrucksvolle Weise – die textliche Tiefe jener Musik, die in viele früheren Jahrzehnten angetreten ist, nicht nur gesellschaftliche Missstände anzuprangern, sondern auch neue Perspektive aufzuzeigen.

Genauso klar ist allerdings auch, dass Zeilen wie „reih dich ein in die Arbeiter-Einheitsfront, weil du auch ein Arbeiter ist“ bei dem damaligen Publikum dieser Veranstaltung natürlich eher ein Witz war, denn: ich behaupte mal: der Anteil der Arbeiter bei solchen Veranstaltungen lag damals unter 1%.

Aber Lieder wie „Die Moorsoldaten“ aber auch „Die Internationale“ sind Lieder, die gehören für mich in die Kategorie „unverzichbtares Liedgut aus deutschen Landen“.

BackCover1

Besetzung:
Hannes Wader (guitar, vocals)

LPBooklet1

Titel:
01. Dem Morgenrot entgegen (Lied der Jugend) (Eildermann) 3.31
02. Auf, auf zum Kampf (Traditional) 3.50
03. Der kleine Trompeter (Traditional) 2.50
04. Bela Ciao (Lied der italienischen Partisanen) (Traditional/Berner) 2.57
05. Mamita Mia (Busch) 2.48
06. Die Thälmann-Kolonne (Spaniens Himmel) (Dessau/Ernst) 2.03
07. El Pueblo Unido (Ortega/Buchholz) 3.47
08. Trotz alledem (Daß sich die Furcht in Widerstand verwandeln wird) (Freiligrath/Wader) 3.00
09. Das Einheitsfrontlied (Eisler/Brecht) 2.27
10. Solidaritätslied (Eisler/Brecht) 2.50
11. Die Moorsoldaten (Gohuel/Esser/Langhoff) 3.13
12. Lied vom Knüppelchen (Traditonal) 4.24
13. Die Internationale (Degeyter/Pottier/Luckhardt) 4.18

LabelB1

*
**

Moosoldaten Text

Eines meiner ersten Konzertfotos; Hannes Wader live auf so einem DKP Fest in München
(muss so ca. 1976/1977 gewesen sein):
HannesWaderLive1976

Mehr von Hannes Wader:
Mehr

Die offizielle Website:
Website

Liebe Freunde,

je älter ich werde, desto klarer wird mir, dass ich zeit meines Lebens fast nichts anderes getan habe, als zu versuchen meine Jugendträume zu realisieren, dafür einiges auf mich zu nehmen und anderen zuzumuten. Bin ich meist erfolgreich in der Umsetzung banaler Vorhaben, scheitere ich an ehrgeizigeren Traumzielen (wie z.B. die Welt zu retten). Mehr als nur einen Bruchteil seiner Träume zu verwirklichen ist ohnehin unmöglich. Niemand kann das. Es kommt nur darauf an, seine Träume auch im Scheitern nicht zu entwerten, geringzuschätzen und sich ihrer nicht als Hirngespinste zu schämen.
Übrigens finde ich diese These, diese Gedanken über Träume, von kompetenter Seite gestützt. In seinem Drama Don Carlos lässt Schiller den Marquis Posa zur Königin sagen und dem Prinzen ausrichten:

„… Sagen Sie Ihm,
Dass er für die Träume seiner Jugend
Soll Achtung tragen, wenn er Mann sein wird,
Nicht öffnen soll dem tötenden Insekte
Gerühmter besserer Vernunft das Herz
Der zarten Götterblume – dass er nicht
Soll irre werden, wenn des Staubes Weisheit
Begeisterung, die Himmelstochter, lästert…“
(Don Carlos IV, 21)

Ich habe dieses Schiller-Zitat quasi zu meinem Lebensmotto erhoben. Ich denke, dass ich Achtung trage für die Träume meiner Jugend. Mehr noch, mir waren die Versuche, meine Jugendträume zu verwirklichen, immer selbstverständlich, so dass mir erst jetzt bewusst wird, dass darin womöglich der Sinn des
– zumindest meines – Lebens besteht. Wobei die Betonung auf „Jugend“ liegt. Mit dem Älterwerden träume ich weniger, die Fähigkeit zur Begeisterung ist mir weitgehend erhalten geblieben. In der ersten Strophe von Georges Moustakis wunderbarem Lied Le Métèque, heißt es:

…Avec mes yeux tout délavés
Qui me donnent l’air de rêver
Moi, qui ne rêve plus souvent…

(…Mit meinen ganz verwaschenen Augen,
die mir ein Aussehen geben, als ob ich träume,
– mir, der nicht mehr oft träumt…)

Die Träume seiner Jugend bilden für den Künstler später, indem er sie in Bezug zu der ihn umgebenden Wirklichkeit setzt, nicht nur die nie versiegenden Quellen seiner Ideen, sondern auch wirksame Barrieren gegen das „tötende Insekt gerühmter besserer Vernunft“ – ich könnte keine „vernünftigen“ Lieder schreiben.
Träume sind nicht mit Illusionen zu verwechseln, auf die irgendwann immer die Ernüchterung folgt, die aber zu ertragen ist – jeder macht sich hin und wieder irgendwelche Illusionen. Doch auch hier lauern auf den Künstler Fallen, in die er tappen kann. Und eine sich als „nüchtern realistisch“ gebende Sicht der Dinge ist oft nichts weiter als „des Staubes Weisheit“ – die unfruchtbar und zynisch „Begeisterung, die Himmelstochter, lästert.“ Und ebenso wenig wie „vernünftige“ könnte ich „nüchterne“ Lieder schreiben.

Hannes Wader
im März 2018

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