Walter Gerwig – Lautenmusik des Barock (1969)

FrontCover1Und wieder mal ein feines Lautenalbum von Walter Gerwig:

Walter Gerwig (* 26. November 1899 in Frankfurt/Oder; † 9. Juli 1966 in Heisterschoß)[1] war ein deutscher Musiker. Der bekannte Lautenspieler, der seinerzeit zahlreiche Schallplatten einspielte, wird zu den Pionieren der Wiederbelebung alter Musik und historischer Aufführungspraxis gezählt.

Gerwig, der auch als Chorleiter gewirkt hatte, übertrug die Registerfarben der Singstimme auf die Praxis der Laute. Durch diese Registrierung, gepaart mit seiner ureigenen Spielfreude, erhielten besonders seine Interpretationen alter Meisterwerke ungewöhnlich starken Ausdruck und Lebendigkeit.

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Durch seine international stattfindenden Konzerte trug der Musiker maßgeblich zu einer Renaissance der Laute und des Lautenrepertoires in Europa wie Amerika, sowie der Alten-Musik-Bewegung generell bei. In Kursen und Vorträgen trat er zudem mit seinen Anregungen nachhaltig für eine Erneuerung der Hausmusik ein.

Gerwig begann in der Wandervogelbewegung zunächst das Gitarrenspiel. 1923 lernte er auf einer Instrumentenausstellung in Berlin die Laute kennen, die ihn sofort faszinierte und auf der er seine Technik verfeinerte und zur Konzertreife brachte. 1928 holte ihn sein Jugendfreund Fritz Jöde als Mitbegründer der ersten Volksmusikschule in Berlin, der Berliner Volksmusikschule. Ab 1928 berief ihn auch Hans Joachim Moser mit einem Lehrauftrag für Lautenspiel an die Staatliche Akademie für Kirchen- und Schulmusik Berlin; während der Hitlerzeit nicht in die NSDAP eingetreten, wurde Gerwig zusammen mit anderen Pionieren der Alten Musik 1943 vom Reichsrundfunk für ein Barockensemble nach St. Florian bei Linz, Österreich (Bruckner-Stift) engagiert.

Das Lauten Kollegium (Walter Gerwig, Eva-Juliane Gerstein und Johannes Koch), 1953:
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3 Wochen vor Kriegsende wurde Gerwig zum sogenannten „Volkssturm“ eingezogen. Ein Ruf an das Mozarteum in Salzburg für die Nachkriegszeit durch den damaligen Rektor Johann Nepomuk David schlug fehl, als 1945 alle Deutschen aus Österreich ausgewiesen wurden. Eine 7-jährige Konzertreise kreuz und quer durch Deutschland mit dem „Lautencollegium“ (Eva Juliane Gerstein, Sopran, Johannes Koch, Viola da Gamba, Walter Gerwig, Laute) schloss sich an. Ab 1952 leitete er die Hauptfachklasse für sein Instrument an der staatlichen Hochschule für Musik in Köln. Es folgten viele Konzerte, Rundfunk- und Schallplattenaufnahmen im In- und Ausland.

Für die Einspielung der Suite g-moll von (BWV 995) Johann Sebastian Bachs erhielt Gerwig ein Jahr vor seinem Tod den Preis der deutschen Schallplattenkritik.

Gerwigs Lautenmusik war nicht nur für Musikproduktionen, sondern auch als Begleitung für Sprechplatten sehr gefragt: so begleitete er Mathias Wiemans Lyriklesungen für die Schallplattenreihe Mathias Wiemans kleine Diskothek, aber auch Rezitationen von Gert Westphal und Karl Heinrich Waggerl mit seinen Improvisationen.

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Daneben stammen auch diverse Lehrwerke und Kompositionen für Saiteninstrumente von Gerwig (Das Spiel der Lauteninstrumente, Lienau-Verlag). Auf vielen Kursen für Gitarren- und Lautenspieler begeisterte er unzählige Laien für sein Instrument. Seine übersprühende Musikalität übte auch auf Musikerkollegen einen starken Einfluss aus. Seine Schüler waren Eugen Müller-Dombois, Michael Schäffer (1937–1979), Eike Funck (1934–2005), Maritta Kersting, Paul Gerrits (1935–2010), Gerhard Hübner, Kristian Gerwig (* 1943), Hanni Hülsemann sowie Hilde Frederichs, die auf frühen Aufnahmen des „Studios der frühen Musik“ unter Thomas Binkley (1931–1995) die zweite Laute spielt, u. a.

Während seiner Zeit in Köln lernte Walter Gerwig den Koblenzer Instrumentenbaumeister Max Erich Klein (1901–1984), der aus Markneukirchen stammte, kennen. Mit ihm zusammen entwickelte er einfache aber sehr gut klingende und leicht spielbare Gitarren für Schüler von Musikschulen und Jugendgruppen u. a. die sog. G6 (sechssaitig), G7 (siebensaitig, tiefe h-Saite für das Bass-Spiel) und eine Oktav-Gitarre (Soprangitarre für das Quartettspiel und für den Cembalo-Part im Generalbass-Spiel). (wikipedia)

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Und auch hier widmet er sich der barocken Lautenmusik … und ich kann mir nicht helfen, die Töne verzaubern mich …

… und natürlich tauchen vor meinem geistigen Auge auch betörende Burgfräuleins auf … anmutig und geschmeidig … hach !

Im übrigen ist es schon ein wenig verblüffend, dass z.B. auch diese Aufnahmen in den USA wie in England veröffentlicht wurden.

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Besetzung:
Walter Gerwig (lute)

Die US Ausgabe des Albums:
US Edition

Titel:

Johann Sebastian Bach: Suite Für Laute G-moll BWV 995 (23:17)
01. Prelude 6.09
02. Allemande 4,59
03. Courante 2.33
04. Sarabande 2.56
05. Gavotte I – Gavotte II En Rondeau – Gavotte I 4.50
06. Gigue 2.14

Dietrich Buxtehude: Suite In C Minor (9:24)
07. Allemande 2.49
08. Courante 1.59
09. Sarabande 2.49
10. Gigue 2.01

Johan Pachelbel: Suite In F-Sharp Minor (10:18)
11. Allemande 3.06
12. Courante 2.36
13. Sarabande 3.08
14. Gigue 1.50

LabelB1

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Die UK Ausgabe des Albums:
UK Edition

Mehr von Walter Gerwig:
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Ernst Mosch und seine Original Egerländer Musikanten – Fröhliche Weihnachten (1969)

FrontCover1Damit habe ich nicht gerechnet …  dass mir mal ne Scheibe vom Ernst Mosch ausgesprochen gut gefallen wird.

Ernst Mosch (* 7. November 1925 in Zwodau, Tschechoslowakei; † 15. Mai 1999 in Germaringen) war ein deutscher Musiker, Komponist, Arrangeur, Jazz-Posaunist und Dirigent. Er war Gründer und musikalischer Leiter der Original Egerländer Musikanten.

Ernst Mosch war das erste Kind des Bergmanns Andreas Mosch (1901–1967) und von Albine Mosch (1907–1985). Seine Mutter war in einer Kammgarn-Spinnerei beschäftigt. Sein Vater wurde nach einem Grubenunglück 1932 zum Invaliden und betrieb nach dem Umzug der Familie nach Falkenau eine Milchhandlung, wobei Ernst das Ausfahren der Ware übernahm.

Im Alter von acht Jahren spielte Ernst Mosch Flöte im Schulorchester und etwas später Flügelhorn im damals bekannten Jugendblasorchester von Hans Dotzauer. Die auf Wunsch seiner Eltern nach der Volksschule begonnene Schusterlehre brach er ab und arbeitete anschließend in Eger in einer Flugzeugfabrik; erst als Mechaniker und dann in der Malerabteilung. 1940 entschied er sich für die musikalische Laufbahn und erhielt nach bestandenem Vorspiel an der Städtischen Musikschule in Oelsnitz/Vogtland Unterricht in den Instrumenten Flügelhorn, Geige und Posaune.

Ernst Mosch021943 zum Kriegsdienst eingezogen, kam er als Panzergrenadier nach Allenstein und spielte kurz darauf auf Veranlassung seines Kompaniechefs als Posaunist im Militärkorps. Ende 1944 wurde er bei einem Einsatz als Soldat in Breslau verwundet, er wurde am Unterarm getroffen und litt seitdem an einem nach unten hängenden Daumen, der später als „Markenzeichen“ seiner Dirigiertechnik angesehen wurde.

Infolge der Vertreibung der Sudetendeutschen nach Kriegsende floh Mosch 1945 nach Bayern, wo er als Jazz-Musiker in amerikanischen Clubs auftrat. 1946 spielte er Posaune in der Band von Peter Hiller und Tenorhorn in der Original Kapelle Egerland unter Leitung von Rudi Kugler. Kurz darauf gründete er zusammen mit Fred Bertelmann und Horst Reipsch die REMO-Band, die zunächst für GIs in Landsberg/Lech auftrat und in amerikanischen Jazz- und Musikerkreisen bekannt wurde. 1948 wechselte Mosch zum Tanzorchester Charly Zech nach Hamburg und 1950 nach München zur Band von Alois Schnurrer. Dort spielte er Posaune und wirkte zudem als Sänger.

1951 wurde Mosch 1. Posaunist im Südfunk-Tanzorchester von Erwin Lehn, das regelmäßig Veranstaltungen für den Süddeutschen Rundfunk gestaltete und europaweit konzertierte.

Das Südfunk-Orchester spielte 1955 auf dem Bundespresseball in Bad Neuenahr, wobei sich die Musiker in verschiedenen Formationen abwechselten. Hierbei leitete Mosch, derzeit bereits stellvertretender Orchesterchef, eine Blaskapellenbesetzung, mit der er böhmische Musik aufführte. Nachdem dieser Auftritt erfolgreich war, organisierte er ein eigenes Ensemble mit fester Blasmusikbesetzung. 1956 nahmen die 12 Musiker fünf Titel beim Südfunk Stuttgart auf, die im Rundfunk ausgestrahlt wurden. Das Ensemble erhielt den Namen Die Egerländer Musikanten, da die meisten der Musiker aus Böhmen stammten. Bereits im Dezember 1956 schloss Mosch einen Vertrag mit der Plattenfirma Telefunken für weitere Aufnahmen. Die Besetzung wurde auf 18 Musiker erweitert. Mosch, der davor noch selbst Tenorhorn gespielt hatte, setzte seine Prioritäten von nun an auf das Dirigieren und den Gesang.

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Aufgrund zahlreicher Nachahmer erfolgte 1958 eine Umbenennung des Orchesters in Original Egerländer Musikanten. Das Ensemble trat fast jedes Wochenende auf; Mosch war aber mit einigen seiner Musiker noch beim Südfunk-Tanzorchester engagiert und verließ dieses im Jahr 1966. Als erstes deutsches Orchester trat Mosch mit den Original Egerländer Musikanten am 21. Mai 1966 in der New Yorker Carnegie Hall auf und erhielt dort vom Publikum „standing ovations“. Im selben Jahr unternahm er eine USA-Tournee. (wikipedia)

Na ja, und dann ging´s für ihn Schlag auf Schlag …

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… 1995 reiste Mosch mit seinem Ensemble für die Sendung Lustige Musikanten nach Frankenmuth (USA). Nach der Rückkehr erkrankte er, sodass die geplante Herbsttournee aufs Frühjahr 1996 verschoben werden musste. Sie umfasste 30 Konzerte in Deutschland, Österreich und Südtirol. Das bei dieser Tournee aufspielende Orchester war zahlenmäßig die stärkste je live aufgetretene Besetzung des Ensembles. Trotz schlechten Gesundheitszustands absolvierte Mosch mit den Original Egerländer Musikanten vom 6. März bis zum 27. April 1998 seine Abschiedstournee durch ganz Deutschland.

Ernst Mosch starb am 15. Mai 1999 in seinem Wohnhaus in Germaringen an den Folgen von Diabetes. Er wurde auf dem Friedhof Kirchhof St. Georg zu Untergermaringen/Ostallgäu beigesetzt. Er hatte über 1000 Konzerte in 42 Ländern gespielt, zahlreiche Tourneen und Fernsehauftritte absolviert, mehr als 40 Millionen Tonträger verkauft und erhielt insgesamt 29 Gold-, Platin und Diamantschallplatten. (wikipedia)

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Und hier sein Weihnachtsalbum … und wie bereits erwähnt … Damit habe ich nicht gerechnet …  dass mir mal ne Scheibe vom Ernst Mosch ausgesprochen gut gefallen wird.

Das hat einerseits was damit zu tun, dass mir diese Art von verhalten, dezenter Bläsermusik durchaus gut gefällt und dann, na ja … trifft er genau mit dieser Form meine wohl nicht zu leugnen bürgerliche Prägung und das mit all jenen Weihnachtsliedern, die meine Kindheit geprägt haben … Allein „Ei Manna, schaut’s affe dean Stern!“ war mir bis dato völlig unbekannt (kommt vielleicht aus seiner böhmischen Heimat).

So ist es, wie es ist: Dieses Album wird ganz sicher auch bei am 24.12. erneut zu Ehren kommen.

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Besetzung:
Ernst Mosch und seine Original Egerländer Musikanten

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Titel:
01. Glockengeläut + O du fröhliche, o du selige (Traditional) 3.06
02. Leise rieselt der Schnee (Ebel) 1.43
03. Es ist ein Ros‘ entsprungen (Traditional) 3.06
04. Kling, Glöckchen, klingelingeling (Traditional) 1.43
05. Vom Himmel hoch, da komm ich her (Luther) 2.09
06. Kommet ihr Hirten (Traditional) 1.56
07. Morgen kommt der Weihnachtsmann (Traditional) 1.08
08. Stille Nacht, heilige Nacht (Gruber/Mohr) 3.18
09. Ihr Kinderlein kommet (Schmid/Schulz) 2.03
10. Schneeflöckchen, Weißröckchen (Traditional) 1.29
11. O Tannenbaum (Traditional) 1.42
12. Ei Manna, schaut’s affe dean Stern! (Traditional) 2.24
13. Still, still, still, weil’s Kindlein schlafen will (Traditional) 1.51
14. Alle Jahre wieder (Silcher) + Glockengeläut 1.45

LabelA1

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Pablo Rotero And His Mexican Brass Boys – Tijuana Dance Party (1969)

FrontCover1Und wieder mal so ein deutscher Orchesterleiter mit Jazzwurzeln (er spielte Anfang der 60er Jahre u.a. auch mit Attila Zoller & Wolfgang Dauner), der natürlich an Größen wie Max Greger oder gar James Last nicht heranreichen konnte.

Carlos Diernhammer (* 31. Juli 1931 in Buenos Aires; † 31. Mai 2000 in Holzkirchen (Oberbayern) war ein deutscher Jazz- und Unterhaltungsmusiker (Piano, Orchesterleiter), der auch arrangierte und Filmmusik komponierte. Er war auch unter Pseudonym als Sid Sidney, Peter Covent, Pedro Gonzalez und Charlie Steinmann tätig.
Diernhammer stammt aus einer musikalischen Familie (sein Vater war der Komponist Hans Diernhammer (1899–1952)). Er studierte am Trapp’schen Konservatorium der Musik München. Von 1951 bis 1957 wirkte er als Pianist in der Jazzcombo von Freddie Brocksieper; zwischen 1957 und 1961 war er der Pianist des Orchesters von Max Greger, für das er auch arrangierte und an dessen Plattenaufnahmen er beteiligt war.

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Dann arbeitete er als Studiomusiker in München, begleitete Hanne Wieder und andere Chansonsänger und komponierte Unterhaltungsmusik, aber auch für Film (Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse, Kopfstand, Madam!) und Fernsehen. Unter dem Pseudonym Peter Covent spielte er mehrere Alben für Philips ein; als Pedro Gonzales gründete er ein eigenes Tanzorchester, das sich auf lateinamerikanische Tänze spezialisierte. (wikipedia)

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Und hier ein Album, für das er das Pseudonym „Pablo Roberto“ verwandte.

Routiniert in Szene gesetzte Tijuana Musik (Herb Alpert ließ grüßen) … 

Muss man nicht haben, aber so ganz schlecht ist es auch nicht, vorausgesetzt man kann sich für diese südamerikanischen Klänge und Rhythmen begeistern.

Aber das Cover der LP bekommt von mir das Prädikat „dümmlich“ (die alternativen Frontcover sind auch nicht besser) … ganz einfach !

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Besetzung:
Pablo Rotero & his Mexican Brass Bos

Alternative Frontcover:
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Titel:
01. South Of The Border (Kennedy/Carr) 2.01
02. Strangers In The Night (Kaempfert/Singelton/Snyder) 2.38
03. Lovers Parade( Ferstl) 2.24
04. These Foolish Things (Strachey/Maschwitz) 2.17
05. Spanish Eyes (Kaempfert/Singelton/Snyder) 2.35
06. Mexican Patrol (Diernhammer) 2.40
07. Tijuana Dance (Diernhammer) 2.07
08. Tijuana Taxi (Coleman) 2.02
09. Chi Chi (de Vorzone/Levine) 1.54
10. Spanish Flea (Wechter) 2.06
11. Mexican Frog (Brandenburg) 2.25
12. Acapulco (Brandenburg) 2.42
13. Cha Cha De La Muchacha (Ferstl) 2.06
14. Bye Bye Blues (Hamm/Bennett/Lown/Grey) 1.56

LabelB1

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Michl Lang – Wenns Christkindl kommt (1969)

FrontCover1Und wieder mal so ein Münchner Volksschauspieler vergangener Jahrzehnte:

Michl Lang, auch Michael Lang (* 16. Januar 1899 in Kempten (Allgäu); † 21. Dezember 1979 in München), war ein deutscher Volksschauspieler. Er verkörperte in seinen Rollen den humorvoll-spitzbübischen Charakter.

Michl Lang war der Sohn eines Schreiners und sollte den väterlichen Betrieb übernehmen. Doch den Jungen zog es zum Schauspiel. Ohne die elterliche Unterstützung schlug er sich zunächst als Käser, Stallknecht und Kellner durch. Ab 1917 leistete er Kriegsdienst bei der bayerischen Feldartillerie.

Nach dem Ende seiner Militärzeit kam Lang 1919 nach München, wo sein Onkel Direktor der Bühne Platzl war. Dieser schickte ihn an das Bauerntheater in Bad Reichenhall, wo er als Requisiteur begann und 1921 seine erste Rolle übernahm. Frühzeitig spezialisierte er sich auf die Darstellung von älteren, kauzigen, schlitzohrigen Typen. Auf einer Gastspielreise lernte er in Bremerhaven Fanny Pröll kennen, die er 1923 heiratete. Die Ehe hielt bis zu seinem Tod.

Michael Lang in Bad Reichenhall, 1921:
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1927 kehrte Lang an das Münchner Platzl zurück. Der legendäre Leiter dieser Bühne mit Restaurationsbetrieb und Hotel, Weiß Ferdl, war hier sein Partner und bestimmte ihn schließlich zu seinem Nachfolger. Lang leitete 22 Jahre lang die Geschicke des Hauses. Er hatte inzwischen nicht nur alle gängigen einschlägigen Rollen verkörpert, sondern auch selbst diverse Einakter verfasst. Daneben trat er gelegentlich am Staatstheater am Gärtnerplatz und an den Münchner Kammerspielen auf. Lang stand 1944 in der Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda.

Langs Filmlaufbahn begann in den 1930er Jahren mit Rollen in Bauernschwänken des Regisseurs Franz Seitz senior. Der endgültige Durchbruch gelang dem Schauspieler über das Radio mit den Brumml-G’schichten (1947–1953) als grantelnder Familienvater Xaver Brumml an der Seite von Liesl Karlstadt im Bayerischen Rundfunk unter Regisseur Kurt Wilhelm, den der Schauspieler Rudolf Vogel mit Lang bekannt gemacht hatte.

Michl Lang als Pfarrer in „Die Wunder des Heligen Florian“, 1968:
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Es folgten Rollen in Heimatfilmen und Komödien. In den 1950er und 1960er Jahren war er Mitglied des Ensembles des erfolgreichen Komödienstadels, in dem er neben Gustl Bayrhammer, Max Grießer und Maxl Graf zahlreiche Rollen spielte. Vor allem seine Verkörperung des Verkauften Großvaters machten ihn einem großen Publikum bekannt. In der gleichen Zeit trat Lang auch in einigen Kinofilmen auf, zum Beispiel mehrmals als Onkel Filser in den Lausbubengeschichten.
Krankheit und Tod
Nach Ende der Dreharbeiten zu Die Lokalbahn 1972 zog sich Michl Lang aus gesundheitlichen Gründen von der Bühne zurück und erledigte als Direktor des Platzl nur noch Verwaltungsarbeiten. 1972 wurde er mit dem Bayerischen Poetentaler ausgezeichnet. Kurz vor Weihnachten 1979 starb er 80-jährig in seiner Wahlheimat München. Seine letzte Ruhe fand er auf dem Friedhof von Pullach im Isartal. (wikipedia)

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Hier sein Beira zur „bayerischen“ Adventszeit …natürlich mit der entsprechenden sentimentalen Rührseligkeit vorgetragen … so, wie es sich halt für ein traditionelles Herz aus Bayern für dieses Jahreszeit geziemt.

Bei genauem Hinhören sind Beiträge „… Und die Trambahn ist leer“ und das humoristische „Thomas in Bethlehem“ gar nicht mal so übel.

Singen konnte er nicht wirklich, aber seine Stimme, seine angenehme Stimme mag ich noch heute.

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Besetzung:
Michl Lang (Sprecher)
+
Alfons Bauer und seine Saitenmusik
Das Alo Schnurrer-Gesangsterzett
+
Brigitte (Sprecherin bei 08. + 09.)
Franzl (Sprecher bei 08. + 09.)
+
Der Kinderchor des Bayerischen Rundfunks (bei 09. + 10.)

Die Illustration stammt von Michl Lang höchstpersönlich:
Illustration

Titel:
01. Wenn’s Christkindl kommt (Hertha) 1.56
02. Back‘ ma Platzerl (Frei/Hertha) 3.12
03. S’Weihnachtsglöckerl (Hertha) 0.32
04. Wenn’s still wird auf der Welt (Frei/Hertha) 2.16
05. … Und die Trambahn ist leer (Hertha) 3.08
06. Ärmer als das Christkind war (Hertha) 2.10
07. S’Weihnachtsglöckerl (Hertha) 0.31
08. Thomas in Bethlehem (Frei/Hertha) 7.44
09. Es wird scho glei dumpa (Traditional) / Die Gschicht‘ vom Skifahr’n (Frei/Hertha) 8.35
10. Stille Nacht, heilige Nacht (Gruber/Mohr) 3.12

Musik: Alfons Bauer

LabelB1

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Hüllentext

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Irmin Schmidt – Kamasutra – Vollendung der Liebe (Filmmusik) (1969/2009)

FrontCover1Jetzt mal  zu einem Früh- und Auftragswerk des Irmin Schmidt:

Irmin Schmidt (* 29. Mai 1937 in Berlin) ist ein deutscher Musiker und Komponist, der als Bandmitglied von Can auch international bekannt wurde.

Schmidt gründete mit 16 Jahren ein Schulorchester, das er dirigierte. 1956 veranstaltete er in der Aula seines Gymnasiums ein Jazzkonzert. Dann diplomierte er am Konservatorium Dortmund mit Auszeichnung als Klavierlehrer und hatte damit die Voraussetzung, an eine Musikhochschule zu gehen, um Dirigieren und Komposition zu studieren. Zunächst studierte er an der Essener Folkwang Hochschule, wo ihn György Ligeti für Klangfarben sensibilisierte, dann am Mozarteum Salzburg und der Hochschule für Musik Köln. In Köln studierte er von 1964 bis 1966 Kompositionslehre bei Karlheinz Stockhausen. Schmidt war zunächst hauptsächlich als Dirigent tätig und leitete für zahlreiche Konzerte die Bochumer Symphoniker, die Wiener Symphoniker und das 1962 von ihm gegründete Dortmunder Ensemble für Neue Musik. Er erhielt mehrere Dirigierpreise. Weiterhin fungierte er als Kapellmeister am Stadttheater Aachen und war auch als Dozent für Musical und Chanson an der Schauspielschule Bochum tätig. Daneben konzertierte er als Pianist.

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1968 gründete er zusammen mit Holger Czukay, Michael Karoli und Jaki Liebezeit die Band Can. Anschließend veröffentlichte er auch immer wieder unter Beteiligung ehemaliger Can-Mitglieder eine Reihe von Soloalben. Irmin Schmidt ist außerdem ein gefragter Film- und Fernsehmusikkomponist. Er war für die Musik von mehr als 40 Film- und Fernsehproduktionen verantwortlich, so z. B. für die TV-Serie Rote Erde.

Nach den Gormenghast-Romanen von Mervyn Peake komponierte Schmidt die Oper Gormenghast (Premiere in Wuppertal am 15. November 1998), die auch andernorts inszeniert wurde. Von der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf erhielt er den Kompositionsauftrag für das Ballett La Fermosa von Youri Vámos (Uraufführung 2008). (wikipedia)

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Hier ein – wie oben beteits erwähnt ein Früh- und Auftragswerk des Irmin Schmidt, ein Soundtrack zu einem … ähm … Sexfilm jener Jahre:

Gebrauchsanweisungen der indischen Liebeslehre als Rahmen für einen einfältigen Aufklärungsfilm (Regie:  Kobi Jaeger) , der sich der Kulisse eines indischen Feudalpalastes bedient und dabei zeitgenössische Bezüge durch eine Liebes- und Ehegeschichte in einer deutschen Großstadt konstruiert. (filmdienst.de)

Filmplakat

Besser spät als nie? Gut vier Jahrzehnte nach seiner Entstehung steht ein seltenes Kleinod zur Veröffentlichung an: der von Irmin Schmidt & The Inner Space komponierte und aufgenommene Soundtrack zu Kobi Jägers erotischem und lehrreichem Epos KAMASUTRA – Vollendung der Liebe. Als Vorläufer der Krautrock-Pioniere CAN versammelt Schmidts Aufnahme von 1968 die Originalbesetzung von Can – Michael Karoli, Jaki Liebezeit und Malcolm Mooney – die später das bahnbrechende Debüt der Band, Monster Movie, schufen.

Der Film KAMASUTRA – Vollendung der Liebe wechselt zwischen Indien und Deutschland und spielt Bruno Dietrich und Barbara Schöne. Als Paradebeispiel für die deutsche Erotik der späten 1960er Jahre und die so genannte sexuelle Revolution befreite er das Thema Sex aus den schmuddeligen Rotlichtkinos und entführte es in den exotischen Fernen Osten …  (green-brain-krautrock.de)

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Fast 40 Jahre nach der Vertonung des erotischen Lehrfilms „Kamasutra“ von Kobi Jaeger wird Irmin Schmidts hochverehrtes Meisterwerk endlich auf Crippled Dick Hot Wax veröffentlicht. Zusammen mit Malcolm Mooney, Jaki Liebezeit und Michael Karoli gründeten sie Inner Space, den Vorläufer ihrer bekannteren Inkarnation als Can, kurz bevor sie ihr bahnbrechendes Debüt „Monster Movie“ aufnahmen. Der Film wurde für den sexuell befreiten deutschen Markt nach 1968 produziert, mit Barbara Schöne und Bruno Dietrich als Hauptfiguren in einer Geschichte, die zwischen dem exotischen, alten Indien und dem heutigen Deutschland hin und her wechselte und einen passenden Soundtrack erforderte.

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Wie viele Bands dieser Zeit, die auf der Suche nach der „Neuen Musik“ waren, waren auch Inner Space (deren Mitglieder bei Karlheinz Stockhausen studiert hatten) von der östlichen Philosophie fasziniert und von orientalischen Klängen beeinflusst, die einen Großteil dieser Platte inspirieren sollten. Zwischen den perkussiven Psyche-Rock-Tracks finden sich mehrere entspannte und panoramische Instrumentalstücke mit Flöten und Sitars, die in einer Weise in das Material eingewoben sind, wie man es von Mitgliedern von Can erwarten würde. Es gibt auch zwei bezaubernde Gesangsstücke, „I’m Hiding My Nightingale“, gesungen von Margarete Juvan, und den rauen Blues-Stomp „There Was A Man“, gesungen von Malcolm Mooney. (boomkat.com)

Nun, der Film ist vermutlich wieder mal ziemlicher Quatsch (wie all diese Sexfilmchen jener Jahre) die Musik ist da schon besser … wenngleich mal sie zu den Lehrlingsarbeiten des Irmin Schmidt & Can zählen muss … aber: eine Anfang war gemacht !

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Besetzung:
Holger Czukay (bass)
David Johnson (flute)
Jaki Liebezeit (drums)
Malcom Mooney (vocals)
Irmin Schmidt (keyboards)
+
Eti Juvan (vocals on 02.)

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Titel:
01. Indisches Panorama 3:16
02. I’m Hiding My Nightingale 3:23
03. There Was A Man 1:07
04. Im Tempel 7:31
05. In Kalkutta III 2:16
06. Indisches Panorama II 2:24
07. In Kalkutta I 3:49
08. Im Orient 1:34
09. Indisches Panorama III 2:07
10. Mundharmonika Beat 5:11
11. Indisches Panorama IV 2:03
12. Indisches Panorama V 3:11
13. Indisches Panorama VI1 :59
14, Indische Liebesszene 4:41
15. In Kalkutta II 2:21
16. Im Orient II 3:27

CD1

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Die Single, die 1969 erschien:
Single

Und hier ein Trailer zu dem Film (in Englisch) … nun ja … mein Fall ist das nicht:
https://www.youtube.com/watch?v=CkKZ9V1IPpk

Die offizielle Website:
Website

Na und dann noch der dezente Hinweis … Die Adventszeit steht quasi vor der Tür:
Adventskalender

Gunter Hampel – The 8th Of July 1969 (1969)

FrontCover1Jetzt wird es schon irgendwie ziemlich schräg:

Gunter Hampel (* 31. August 1937 in Göttingen) ist ein deutscher Jazzmusiker (Komponist, Vibraphonist, Saxophonist, Flötist, Pianist und Bassklarinettist).

Hampel leitete 1953 erstmals eine eigene Combo. Er studierte Architektur und wurde 1958 professioneller Jazzmusiker, der u. a. mit Reinhard Giebel und Toto Blanke, später mit Werner Lüdi auf Tour war. Die Platte Heartplants (1964) zählte zu den ersten Versuchen eigenständiger europäischer Jazzmusik.[1] Ab 1966 arbeitete er verstärkt mit europäischen Musikern wie John McLaughlin, Arjen Gorter, Willem van Manen und Willem Breuker zusammen, aber zunehmend auch mit amerikanischen Solisten, insbesondere Marion Brown, Jeanne Lee und Anthony Braxton. Besonders zu erwähnen ist die Platte The 8th of July (1969), auf der europäischer und amerikanischer Free Jazz zu einer überzeugenden Synthese finden.

Gunter Hampel 1963 in Berlin:
Gunter Hampel01

In New York gründete Hampel Anfang der 1970er Jahre die Galaxie Dream Band, die fast 30 Jahre Bestand hatte. Zentrale Akteure dieser Formation waren neben ihm selbst seine damalige Lebensgefährtin, die Jazzsängerin Jeanne Lee, und der Klarinettist Perry Robinson. Weiterhin hat er auch immer wieder Solo- und Duokonzerte gegeben (vor allem mit Brown und mit Lee, aber auch mit Boulou Ferré).
Gunter Hampel 1984 in der Fabrik in Hamburg

Anschließend war Hampel ebenso wie auch Thomas Keyserling, der zuvor lange Jahre bei der Galaxie Dream Band gespielt hatte, Teil des Indie-Projektes The Cocoon. Später kam es zu einer Zusammenarbeit mit der Jazzkantine und die Gründung des improvisierten Jazz-HipHop-Projektes Next Generation, an dem die Musiker Christian Weidner, Gerrit Juhnke, oder Mike Diez mit dem Tänzer Shaun Vargas und dem Rapper Smudo zusammenarbeiten.

Auch in Berlin, aber 1978:
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Im New York Trio arbeitet er mit Lou Grassi und Perry Robinson zusammen. Weiterhin gründete Hampel ein Duo mit Johannes Schleiermacher und erweiterte dies durch Bernd Oezsevim zum Trio. 2001 entstand die Gunter Hampel Music + Dance Improvisation Company. Sein Sohn Ruomi Hampel-Lee wirkt an einigen aktuellen Projekten mit.

Seit 1972 gibt Hampel mehrtägige Kinderworkshops, in denen er durch Bewegung und Improvisation die ersten Schritte in der kollektiven Jazz-Improvisation lehrt.

Hampel hat auch Filmmusiken geschrieben sowie 1996 die Musik zum Theaterstück Sid and Nancy von Ben Becker. Außerdem war er an der Aufführung von Kompositionen Hans Werner Henzes, Krzysztof Pendereckis und von Don Cherry beteiligt.

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Hampel betreibt ein eigenes Plattenlabel birth records, das bisher 120 CDs, DVDs, LPs, Sound-PICs auf DVDs publizierte.

Ab 1967 lebte er mit Jeanne Lee zusammen und hatte mit ihr einen Sohn, Ruomi Lee-Hampel, und eine Tochter, Cavana Lee-Hampel. (wikipedia)

Gunter Hampel04

Hier sein 2. Solo-Album:

Das unter dem Namen Gunter Hampel veröffentlichte Album ist ein Meilenstein des Free Jazz der späten 60er Jahre und eine frühe Kollaboration zwischen den amerikanischen Mitgliedern der AACM (vertreten durch Braxton und McCall) und der europäischen Jazz-Avantgarde, die sich auch im Nachhinein noch gut hält. Trotz seiner nominellen Zugehörigkeit zum Free Jazz hat Hampel die Melodie nie aufgegeben, und das Eröffnungsstück „We Move“ ist eine ausgelassene Angelegenheit, die – wie ein Großteil des Albums – von der wunderbar beschwörenden Stimme der verstorbenen Jeanne Lee getragen wird. „Morning Song“ entwickelt sich zu einem heftigeren Stück, bei dem Braxton im Overdrive-Modus alles durcheinanderwirbelt, angetrieben von dem aufbrausenden Rhythmus-Team McCall und Gorter.

Alternative Frontcover:
AlternativeFCs

Das lange „Crepuscule“ hingegen ist ein ruhiges, grüblerisches Stück, das mit einem gedämpften, grummelnden Bassklarinettentrio beginnt und sich im Allgemeinen in Klangbereichen bewegt, die leises Atmen, Seufzen und Stöhnen beinhalten. Obwohl es im letzten Drittel stark an Fahrt aufnimmt, zeigt diese mitreißende Darbietung den Irrtum der Freejazzer auf, die nichts anderes tun als zu schreien und zu brüllen, und weist in die Richtung der „leisen Improv“-Experimente der nächsten 20 bis 30 Jahre. Der 8. Juli 1969 ist ein faszinierendes und wichtiges historisches Dokument, das man sich auf jeden Fall anhören sollte. (Brian Olewnick)

Aber klar: Free-Jazz ist nicht jedermanns Sache; meine Mutter hätte vermutlich empört „Katzenmusik !“ gerufen.

BackCover1

Besetzung:
Anthony Braxton (saxophone, bass, clarinet)
Willem Breuker (saxophone, clarinet)
Arjen Gorter (bass)
Gunter Hampel (piano, vibraphone, clarinet)
Steve McCall (drums)
Jeanne Lee (vocals)

Das Album erschien – man lese und staune – auch in Japan und zwar im Jahr 1971:
FrontCover (Japan)

Titel:
01. We Move 8.16
02. Morning Song 18.38
03. Crepuscule 25.25
04. The 8th Of July 1969 1.10

Musik: Gunter Hampel

LabelA1

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Gunter Hampel05

Die offizielle Website:
Website

Can – Monster Movie (1969)

LPFrontCover1Schon ihr erstes Album war starker Tobak und eine Provokaqtion im Hinblick auf die damaligen Hörgewohnheiten:

Can war eine 1968 in Köln gegründete avantgardistische Band, die keinem bestimmten Musikstil zuzuordnen ist und es ablehnte, als Rockband bezeichnet zu werden. Sie bewegte sich zwischen Free Jazz und Avantgarde-Jazz, Funk und innovativen Krautrock- und Psychedelic-Rock-Elementen, experimentierte darüber hinaus mit elektronischer Musik.

Gründer und künstlerischer Kern der Band waren der Keyboarder Irmin Schmidt und der Bassist Holger Czukay. Beide hatten bei Karlheinz Stockhausen an der Musikhochschule Köln Komposition studiert. Sie versammelten Anfang 1968 Musiker mit kontrastierenden musikalischen Hintergründen um sich und bildeten mit ihnen ein Experimentierkollektiv. David C. Johnson war zu diesem Zeitpunkt Dozent für elektronische Musik. Vom Free-Jazz kam der Schlagzeuger Jaki Liebezeit, der zuvor mit Manfred Schoof zusammengearbeitet hatte. Gitarrist Michael Karoli suchte noch nach musikalischer Identität. Zunächst nannte sich die Band Inner Space. Aus einem Konzert vom Juni 1968 wurden zunächst die Singles Agilok & Blubbo (Juli 1968) und Kamasutra (November 1968) veröffentlicht. Das Management übernahm Hildegard Schmidt, Irmin Schmidts Frau.

Can01

Ab 1968 probte die Band zunächst in Schloss Nörvenich, wo sie sich im Juni 1968 zu einer Jamsession in der Besetzung Karoli, Czukay, Schmidt, Liebezeit und Johnson traf. Hierbei wurden sie kurzfristig ergänzt von Manfred „Manni“ Löhne (Gesang, Perkussion, Flöte). Diese Jamsession wurde 1984 als Bootleg Prehistoric Future veröffentlicht, das in limitierter Auflage von 2000 Exemplaren erschien und Samples der Studentenunruhen an der Pariser Sorbonne beinhaltete.

Im August 1968 lernte Hildegard Schmidt in Paris den Bildhauer Malcolm Mooney kennen, der als neuer Sänger zur Band stieß. Die übrigen Bandmitglieder akzeptierten seinen Vorschlag, die Band The Can zu nennen. Er verließ die Gruppe wenig später, da er die immer rockigere Ausrichtung der Musik nicht mittragen wollte.

Im November 1968 nahmen Can den Soundtrack zum Kinofilm Kamasutra – Vollendung der Liebe auf, der am 5. Juni 1969 in die Kinos kam. Die erste LP Monster Movie entstand am 25. Juli 1969 in Schloss Nörvenich und beinhaltet Spontankompositionen. Deren lediglich auf 500 Exemplare veranschlagte erste Auflage wurde in zwei Wochen verkauft.

Schlossnoervenich

Monster Movie ist das Debütalbum der deutschen Avantgarde-Rockband Can. Das Album wurde 1969 eingespielt und erschien zunächst mit einer Auflage von 500 Stück über das Label Music Factory. 1970 wurde es von Liberty Records neuveröffentlicht. Den internationalen Vertrieb übernahm United Artists Records.

Monster Movie entstand aus einer Serie von Jam-Sessions im Schloss Nörvenich nahe Köln, wo die Band 1968 ihr Studio bezog. Stilistisch vereinigt es Elemente des Free- und Avantgarde-Jazz mit experimentellen Kraut- und Psychedelic-Rock-Komponenten. Die Protagonisten des Werks waren Organist Irmin Schmidt, der unter anderem acht Jahre bei Karlheinz Stockhausen studiert und als Theaterkapellmeister Erfahrungen mit Symphonieorchestern gesammelt hatte, Gitarrist Michael Karoli, der als Jurastudent in Schweizer Jazz- und Pop-Combos gearbeitet hatte, Bassgitarrist Holger Czukay, der unmittelbar vor seiner Can-Karriere in den Elektronikstudios von Pousseur und Stockhausen verbracht hatte und Schlagzeuger Jaki Liebezeit, der bei prominenten Jazzern, wie Chet Baker und Manfred Schoof, engagiert war. Als Sänger stieß der US-Amerikaner Malcolm Mooney zur Band.

Can02

Vorangegangen waren der Veröffentlichung die beiden Singles Agilok & Blubbo (Juli 1968) und Kamasutra (November 1968) sowie das Album Prepared to Meet Thy Pnoom, das zunächst unveröffentlicht blieb, da der Musikstil der Band in kein Vermarktungsschema der Plattenindustrie passte; erst 1981 wurden Stücke daraus als Kollektion von Raritäten und Outtakes auf »Delay« 1968 herausgegeben.

Im August 1968 lernte Hildegard Schmidt (Ehefrau von Irmin Schmidt) in Paris den Bildhauer Malcolm Mooney kennen, der als neuer Sänger zur Band stieß. Auf ihn ging der ursprüngliche Bandname The Can zurück (im New Yorker Dialekt heißt das auch „Arsch“)[3], bevor man den Artikel später eliminierte. Einige Veröffentlichungen des Albums trugen den Untertitel „Made in a castle with better equipment“, in Anspielung auf das im 14. Jahrhundert errichtete Schloss Nörvenich, wo die Aufnahmen stattfanden und wo Eierboxen sowie ausgediente Militärmatratzen als Klangbildner dienten.

Das Album wurde positiv rezensiert. Pitchfork wählte es auf Platz 48 der 200 besten Alben der 1960er Jahre. (wikipedia)

Can03

Das Cover von Monster Movie nennt seine Schöpfer „The Can“, ein Kollektivname, der den Konventionen einer Rockband der 60er Jahre entspricht. Und zumindest in der ersten Hälfte des Albums ähneln Can tatsächlich einer konventionellen Gruppe: „Outside My Door“ klingt wie ein Versuch, Pink Floyds „Interstellar Overdrive“ in heulenden Garagenrock zu verwandeln, und ihre narkotische Verdrehung des traditionellen Kinderlieds „Mary, Mary So Contrary“ verstärkt die geistige Verwandtschaft zwischen Psychedelia und Kinderunterhaltung.

Doch mit Malcolm Mooney besaßen Can einen Sänger, der ebenso gut folgen wie führen konnte: Als sich „Father Cannot Yell“ von einem zerlumpten Rave-Up im Velvets-Stil in einen vakuumversiegelten Motorik-Schub verwandelt, fügen sich seine keuchenden Vokal-Ticks in Holger Czukays Bass-Groove wie menschliche Maracas ein.

MC

Und auf „Yoo Doo Right“ – dem 20-Minuten-Koloss, der die gesamte zweite Seite verschlingt – erforscht die Band Variationen eines Themas wie ein Maler, der das gleiche Muster wiederholt, bis sich die Farben und Formen zu einer unerkennbaren Unschärfe verzerren und die Leinwand aufreißt, um ein Portal in eine andere Dimension zu enthüllen. Angetrieben von den donnernden Schlägen und elastischen Rhythmen von Jaki Liebezeit – dem John Bonham der Avantgarde – prophezeite „Yoo Doo Right“ das hypnotische, herzzerreißende Auf und Ab elektronischer Musik in traditioneller Rock-Besetzung. Von da an ließ Can das „The“ fallen – und auch jeden Anschein, wie eine normale Rockband zu funktionieren. (Stuart Berman)

Ganz sicher ein Album, das ein beredtes Beispiel für jene Zeit ist, in der musikalische Ausdruck dieser Generation geradezu explodierte …

Ganz sich ein Album, das hypnotisch-magische Elemente hatte … insbesondere bei dem 20 Minuten Trip „Yoo Doo Right“ !

LPBackCover1

Besetzung:
Holger Czukay (bass)
Michael Karoli (guitar)
Jaki Liebezeit (drums)
Malcolm Mooney (vocals)
Irmin Schmidt (organ)

Die Originalausgabe auf dem „Music Factory“ Label:
Originalausgabe

Titel:
01. Father Cannot Yell 7.02
02. Mary, Mary so Contrary 6.19
03. Outside My Door 4.08
04. Yoo Doo Right 20.28

Musik und Texte:
Holger Czukay – Michael Karoli – Jaki Liebezeit – Irmin Schmidt – Malcolm Mooney

LabelB1

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Der Hüllentext auf der Liberty Edition:
Hüllentext

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Birthcontrol – October + Freedom (1969)

FrontCover1Ein besonderer Leckerbissen aus der Frühphase der westdeutschen Rockmusik:

Birth Control (englisch für „Geburtenkontrolle“) ist eine deutsche Krautrockband, deren größter Erfolg der Song Gamma Ray aus dem Jahr 1972 ist. Kennzeichnend für ihre Musik sind lange Stücke und Solo-Einlagen der einzelnen Instrumente, insbesondere die Schlagzeugsoli.

Birth Control formierte sich im August 1966 aus zwei Berliner Bands, den Earls und den Gents. Gründungsmitglieder waren Bernd Koschmidder, Reinhold Sobotta, Rolf Gurra, Fritz Gröger, Klaus Orso, Reiner Borchert und Hugo Egon Balder. Ende der 1960er Jahre war die Geburtenkontrolle wegen der päpstlichen Enzyklika Humanae Vitae ein viel diskutiertes Thema. Den englischen Ausdruck Birth Control hörten die Bandmitglieder beim Radiosender AFN und entschlossen sich, ihn zum Bandnamen zu machen.

Birth Control01

Birth Control profilierte sich zunächst als Coverband, hauptsächlich mit Stücken von Julie Driscoll. Nach ersten personellen Veränderungen – Balder und Orso verließen die Band, Bernd Noske kam dazu – nahm die Band Anfang 1969 ein dreimonatiges Gastspiel in einem Beiruter Nachtclub wahr. Gitarrist Borchert blieb im Libanon, Bruno Frenzel ersetzte ihn. Nachdem auch Fritz Gröger im Spätsommer ausgeschieden war, begann die Band erste eigene Stücke einzuspielen. Die Band tingelte anschließend durch Deutschland. In Wien wurde die erste Single produziert …  (wikipedia)

Aber zuvor hatte die Band wirklich noch ein aufregendes Jahr:

Im Januar ging es mit dem Schiff in den Libanon. Knapp 3 Monate spielte die Band im ausverkauften Night-Club „Les Caves du Roy“ im Hotel Excelsior in Beirut. Eines Abends kam Ricky Shayne auf die Bühne.

Birth Control02

Einige von Euch haben sicher schon mal was von Little Lord, Deutschlands kleinstem Beatsänger gehört. Das bin ich! Zur Zeit gastiere ich mit meiner Band „Birth Control“ in Beirut. Der Club, in dem wir spielen, heißt „Les Caves du Roy“. Viele berühmte Künstler kommen hierher. Eines Abends entdeckten wir Ricky Shayne unter den Gästen. Wir baten ihn, doch mal eine Einlage zu singen, was er auch tat. Ricky macht fünf Wochen Urlaub in Beirut. Er verschaffte uns sogar einen Auftritt im libanesischen Fernsehen, denn er bat uns, ihn bei seinem TV-Auftritt musikalisch zu begleiten. Ricky hat keinerlei Star-Allüren. Er verhielt sich uns gegenüber wie ein richtiger Kumpel. (Fritz „Little Lord“ Gröger )

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Ende März 1969 kehrte die Band (nur noch zu fünft) nach Berlin zurück und es gab die ersten Umbesetzungen: Reiner Borchert war im Libanon geblieben und Bruno Frenzel, Beamtenanwärter bei der BFA in Berlin, schmiss seine Ausbildung und stieg bei Birth Control  als Gitarrist ein. Nachdem im Spätsommer auch Fritz Gröger  ausgeschieden war, begann die Band erste eigene Stücke einzuspielen.

Und der Rest ist wieder mal Geschichte !

Im Herbst 1969 erschien dann die 1. Single … die – warum auch immer – auf dem österreichischem Amadeo Label erschien.

Und wir hören Birth Control in ihrer Embryonalphase. Alles noch ein wenig ungestüm, alles noch ein wenig ungelenk … aber die Ingredienzien des späteren Birth C0ontil Sounds sind schon klar erkenn- bzw, hörbar:

Eine fauchende Orgel, dieser treibende Rhythmus mit einem pulsierendem Bass, feiner Chorgesang … und überraschenderweise spielt die Gitarre des Komponisten beider Songs, Bruno Frenzel kaum eine Rolle.

Musikhistorisch ganz sicher eine hochinteressante Angelegenheit.

Birth Control05

Besetzung:
Bruno Frenzel (guitar, vocals)
Fritz Gröger (vocals)
Bernd Kaschmidder (bass)
Bernd Noske (drums, vocals)
Reinhold Sobotta (organ)

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Titel:
01. October (Frenzel) 3.35
02. Freedom (Frenzel) 3.55

LabelB1

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Und hier ein skurriles Video aus 1969 mit den Songs dieser Single:

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Royal Servants – We (1970)

FrontCover1Hier ein Paradebeispiel für die Entwicklungsstufen in der deutschen Rockmusik:

Die Royal Servants, Vorläufer von Eulenspygel, kamen 1965 in Reichenbach in Schwaben zusammen.

Vom Beat fanden sie über den Bluesrock schließlich zum progressiven Artrock.

Diese Entwicklung läßt sich auf ihrer einzigen LP gut erkennen. Während besonders ihre frühen Stücke die sechziger Jahre deutlich anklingen lassen, ist etwa das lange „Latin underground“ entspannte Psychedelic vom Allerfeinsten.

Royal Servants01

1971 stiegen die Royal Servants als eine der ersten Gruppen überhaupt auf Deutschsprachiges um und benannten sich folgerichtig noch im gleichen Jahr in Eulenspygel um. (Pressetext)

Royal Servants02

Royal Servants, die Vorläufer der bekannteren Eulenspygel, wurden von ein paar Schülern aus dem schwäbischen Reichenbach gegründet. Seit 1964 spielten sie unter dem Namen Sounders zusammen und änderten 1965 ihren Namen in Royal Servants. In den Anfangsjahren spielten sie wie alle anderen auch. Die eigentlichen Gründer waren Matthias „James“ Thurow (25.8.1949, Tübingen) an der Gitarre und Gerhard Schlotz (3.8.1948, gestorben 1997) am Bass. Mit Helmut Bescherer (25.9.1948) am Schlagzeug und Klaus Schwagerick an der Rhythmusgitarre ist die Besetzung komplett. Als erstes mussten die nötigen Instrumente und eine PA gekauft werden. Also mussten sie in den Sommerferien arbeiten, um das nötige Geld zu verdienen. Glücklicherweise hatten die Jungs fast von Anfang an einen guten Proberaum im Haus der Eltern von Gerhard Schlotz, die ihnen auch mit etwas Geld aushalfen. Kein Wunder, dass sich unter diesen günstigen Bedingungen und mit wachsender Begeisterung die ersten kleinen Erfolge einstellten. Zunächst wurden sie zu kleineren Veranstaltungen eingeladen, dann zu den bekannten Mittwochsveranstaltungen der Tanzschule Ake Armbrust in Esslingen. Aber sie organisierten auch immer mehr Veranstaltungen selbst, sogar ein Fanclub wurde gegründet. Mit einer Mitgliedskarte kosteten die Gigs nur die Hälfte. Besonders herausragend waren die Beatpartys in der Reichenbacher Radhalle und im Kronensaal in Hochdorf. Die Band trat aber auch im gesamten Raum zwischen Göppingen und Stuttgart auf. Die meisten ihrer Songs waren Coverversionen von Songs der Beatles, Rolling Stones, Kinks, Searchers und Beach Boys. Songs von The Move waren zu schwierig, schließlich waren sie noch Anfänger. In den folgenden Jahren gab es einige Umbesetzungen, die kurz vor der endgültigen Besetzung standen.

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1967 kaufte die Band eine elektronische Orgel, Gerhard Schlotz wechselte das Instrument und sein Schulfreund Ronald „Ronny“ Libal (5.4.1948, Plochingen) ersetzte ihn am Bass. Letzterer kam von den Ambassadors, einer Band aus einer Nachbarstadt, die seit 1965 ebenfalls Beat spielte und sich nun auflöste. Gerhard Schlotz war 1967 für kurze Zeit ihr Gastmusiker gewesen. Als Gerhard Schlotz, Klaus Schwagerick und Helmut Bescherer 1968 die Royal Servants verließen, kamen der Schlagzeuger Wolfgang Zimmermann (16.2.1948) von den Buttons und später im selben Jahr der Sänger Manfred Maier von den Swallows sowie der Rhythmusgitarrist und Organist Michael Scheibner, ebenfalls Ex-Buttons, hinzu. Als Wolfgang Zimmermann Anfang 1969 ausstieg, übernahm Alex Alecke das Schlagzeug. In dieser Besetzung nahmen sie im Mai 1969 im Meilhaus-Studio in München die Single ‚Burning Region’/’Help Me Please‘ (Juke Box JB1) auf. Der Text wurde von Ronald Libal geschrieben, die Musik von Matthias Thurow. Die Auflage betrug 1.000 Exemplare.

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Das Cover zeigt im Vordergrund sitzend Michael Scheibner und hinten von links nach rechts Alex Alecke, Matthias Thurow, Ronald Libal und Manfred Maier. Einige Zeit später lösten sich die Hardships, eine Band aus Hochdorf und Stuttgart, auf. Ihre einzige Single ‚The Work’/’Follow Me‘, die 1969 als Privatpressung in einer Auflage von 100 Exemplaren veröffentlicht wurde, findet sich auf dem Sampler „Psychedelic Gems 4“ (PGCD 04), wo sie ein wenig aus dem Rahmen fällt. Zwei Mitglieder der Hardships, Detlev Nottrodt (1.6.1946, Stuttgart) an Gitarre und Orgel und Günther Klinger, ein talentierter Schlagzeuger, der 1983 an Leukämie starb, traten den Royal Servants bei und ersetzten Michael Scheibner und Alex Alecke. Damit waren die besten Musiker aus zwei Bands in einer vereint. Ihre Manager waren zunächst Heinz Herold, dann zwischenzeitlich Albert Kahle und schließlich Fritz Hennefarth. Für die Beschallung war Jobst von Weyenberg zuständig, der Anfang 1970 von Hans Miller abgelöst wurde. Am 4.4.1970 nahmen sie ihre Single ‚Still I Belong’/’The Blues Comin‘ My Way‘ (Royal Corporation RC1003) in einem ausgezeichneten Studio in Stuttgart auf, das dem berühmten Orchesterleiter Horst Jankowski gehörte, der 1997 verstarb.

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Diesmal wurden wahrscheinlich über tausend Exemplare gepresst, aber die genaue Zahl lässt sich nicht mehr feststellen. Der Besitzer des Labels war Heinz Herold, der es nach den Royal Servants, seiner damals wichtigsten Band, benannte. Diesmal wurden beide Seiten von Detlev Nottrodt, einem talentierten Songwriter und Musiker, geschrieben. Was das Cover anbelangt, so wurde versucht, dem Beispiel von „Electric Ladyland“ von Jimi Hendrix Experience zu folgen. Auf der Rückseite sieht man von links nach rechts Ronald Libal, Manfred Maier und Günther Klinger, unten links Detlev Nottrodt, unten rechts Matthias Thurow. Doch sie teilten das Schicksal derer, die sie imitieren wollten: Nachdem sie wegen der nackten Dame auf dem Cover in Schwierigkeiten geraten waren, fürchteten sie sich vor ihrer eigenen Kontroverse. Nachdem sie nur wenige Exemplare verkauft hatten, zogen sie das Cover zurück und ersetzten es durch ein neues.

Royal Servants04

Es zeigt Günther Klinger, Manfred Maier, Ronald Libal und Matthias Thurow hinten von links nach rechts und Detlev Nottrodt vorne. Was heute als nichts Ungewöhnliches erscheint, wurde damals als unangemessen und etwas zu gewagt empfunden. Doch dank zahlreicher Fanbriefe schaffte es die Platte schließlich in die Charts von Radio SWF3, wo sie sich sechs Wochen lang hielt und sogar auf Platz 3 landete. Diese Charts wurden übrigens nicht aufgrund von Verkaufszahlen ermittelt, sondern aufgrund von Hörerbriefen! Noch im selben Jahr erschien mit ‚Work Part II’/’Someone To Be With Me‘ (Royal Corporation RC1004) die dritte Single, die wieder von Detlev Nottrodt geschrieben und im Jankowski-Studio aufgenommen wurde. Es erreichte sogar Platz 2 bei Radio SWF3. Das Cover zeigt, oben von links nach rechts, Matthias Thurow, Günther Klinger und Manfred Maier, unten links Detlev Nottrodt und rechts Ronald Libal. Work Part II“ ist eine unterirdische Neubearbeitung des Hardships-Songs „The Work“. Diesmal passierte allerdings ein Missgeschick im Presswerk, bei dem die Etiketten der A- und B-Seite verwechselt wurden. Kleine gelbe Aufkleber halfen, den Fehler zu korrigieren.

SinglePack3

Die Band spielte nun fleißig Gigs in der Gegend und ging sogar auf Österreich-Tournee. Im Sommer 1970 beschloss man, eine LP zu veröffentlichen und gewann den Keyboarder Reinhard Hetzinger von den Speeders als Gastmusiker. Mitten in den Aufnahmen verkündete Sänger Manfred Maier, dass er die Band aus „beruflichen“ Gründen verlassen müsse. Der neue Sänger Rainer „Mulo“ Maulbetsch, der vorher bei Mulo & The Misfits und den Hardships war, konnte sich nicht so schnell in seine neue Aufgabe einarbeiten, und so sang Detlev Nottrodt die meisten Songs. Immerhin war er es, der sie geschrieben hatte und sie daher am besten kannte. Inzwischen hatte sich die Band fast vollständig vom Beat auf lange, musikalisch anspruchsvolle Stücke mit kritischen Texten verlagert. Es besteht ein deutlicher und seltsam klingender Kontrast zwischen diesen Stücken und den viel einfacheren Stücken, z.B. auf ihren Singles. Für das Vibraphon (eine Art verstärktes metallisches Xylophon) engagierten sie den besten Musiker im Stuttgarter Raum, Peter Mayer, der zuvor schon mehrfach mit Detlev Nottrodt gespielt hatte. Die Titel wurden im Oktober 1970, wiederum im bewährten Jankowski-Studio, aufgenommen und kurz darauf abgemischt. Die LP erschien unter dem Titel „We“ (Elite Special PLPS 30130) in einer Auflage von vielleicht ein- oder zweitausend Exemplaren und ist inzwischen ein recht begehrtes Sammlerstück geworden. Sie enthält die beiden Titel der dritten Single.

Royal Servants05

#Das Cover zeigt unten von links nach rechts: Ronald Libal, Detlev Nottrodt und Matthias Thurow, oben links auf dem Auto sitzt Manfred Maier und rechts Günther Klinger. Auf der Rückseite steht: „Der verspielte Name Royal Servants beweist, dass die Gründung dieser Band – von Beatboys aus Schwaben – schon vor längerer Zeit stattgefunden hat. Mit Talent und Ausdauer machten sie sich aus eigener Kraft weit über Süddeutschland hinaus einen Namen. Ihre im Radio gespielten Singles „Still I Belong“ und „Work Part II“ ließen nicht nur die Fans aufhorchen, sondern auch namhafte Plattenfirmen. Auf dieser ersten LP, bei der sie alle Freiheiten hatten, die sie sich wünschten, bieten sie keine sterile Perfektion, sondern spontane Improvisationen und Sounds, sozusagen „Studio live“. Die arrangierten Tracks sowie alle Texte erreichen eine Qualität, die man einer Amateur-Popband einfach nicht zugetraut hätte. Da die Musik der Servants (alle Songs stammen aus der Feder von Detlev Nottrodt) so abwechslungsreich ist, wird ihnen diese Mischung aus progressiv und melodiös sicherlich eine Menge neuer Fans bescheren. Hier konnten sie, unterstützt von guten Freunden, beweisen, welch breites Spektrum an musikalischem Ausdruck sie beherrschen. Selbst wer sie schon auf der Bühne gesehen hat, wird hier ganz neue Aspekte entdecken. Genug der lästigen Beschönigungen. Jetzt gibt es nur noch eines: Auflegen – anhören!“ (Text aus dem Begleitheft; übersetzt mit Hilfe von  DeepL.com)

Royal Servants06

In der Tat … eine Band, die mit einem Bein noch in den 60er Jahren steckte, mit dem anderen Bein aber schon längst in jenen Sphären, die man dann bei uns Prog-Rock oder gar Kraut-Rock nannte … ein spannender musikalischer Spagat.

BackCover

Besetzung:
Reinhard Hetzinger (organ)
Günther Klinger (drums, percussion)
Ronald „Ronny“ Libal (bass)
Manfred Maier (vocals)
Detlev Nottrodt (vocals, leadguitar)
James (Matthias „James“ Thurow (guitar)
+
Alex Alecke (drums, bei 08, + 09.)
Cornelius Hauptmann (flute bei 01. – 07.)
Peter Mayer (keyboards bei 01. – 07.)
Michael Scheibner (guitar bei 08. + 09.)
+

unbekannter Saxophonist

Booklet05+06

Titel:
01. Work Part II (Nottrodt) 5.24
02. We (Nottrodt) 9.19
03. Someone To Be With Me (Nottrodt) 2.51
04. Latin Underground (Nottrodt) 12.50
05. Here’s Where I’m Gonna Stay (Nottrodt) 2.58
06. Private Man (Nottrodt) 3.47
07. Doomsday Up To Date (Nottrodt) 2.02
+
08. Burnin‘ Region (Single 1969, A-Seite) (Thurow/Libal) 3.52
09. Help Me Please (Single 1969, B-Seite) (Thurow/Libal) 4.16
10. Still I Belong (Single 1970, A-Seite) (Nottrodt) 3.54
11. The Blues ‚Comin‘ My Way (Nottrodt) 4.56

LabelB1

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Hüllentext

Und er ist heute noch musikalisch aktiv, der Detlev Nottrodt:Detlev Nottrodt

The Lords – Ulleogamaxbe (1969)

FrontCover1Tja, bei mir konnten sie nie so richtig punkten:

The Lords sind eine deutsche Beat- und Rockband, ursprünglich aus Berlin, später aus Düsseldorf, die zwischen 1965 und 1969 mit englischsprachigen Songs in den deutschen Charts vertreten waren. Zu ihren bekanntesten Stücken zählen Have a Drink On Me, Shakin’ All Over und Poor Boy.

Kaum eine andere Rockmusikgruppe ist seit über 55 Jahren im deutschen Sprachraum aktiv, und auch weltweit gehören sie mit beispielsweise The Rolling Stones oder The Ventures zu den langlebigsten Bands.

1959 begannen sie als Skiffle-Band in Berlin unter dem Namen Skiffle Lords mit zum Teil selbstgebauten Instrumenten und traten in Kneipen und bei kleineren Veranstaltungen auf. Am 7. April 1961 gewannen sie den vom Berliner Senat ausgeschriebenen Wettbewerb um „Das Goldene Waschbrett“.

Am 23. Juli 1964 kam die United-Artists-Produktion des Beatles-Films Yeah Yeah Yeah in die deutschen Kinos. Vor der Premiere fand ein Wettbewerb statt, mit dem die „Berliner Beatles“ gesucht wurden. Aus diesem Wettbewerb gingen am 21. Juli 1964 The Lords als Sieger hervor. Deshalb durften sie an der bundesweiten Endausscheidung im Hamburger Star Club teilnehmen. Am 6. September 1964 siegten The Lords auch hier; sie wurden zu „Deutschlands Beatband Nr. 1“ gekürt.

Single1
Ende 1964 erhielt die Band von der EMI in Köln einen Schallplattenvertrag und wurde nun als Die deutschen Beatles vermarktet. Noch im selben Jahr erschien ihre einzige deutschsprachige Single Hey Baby, laß‘ den Andern / Tobacco Road. Während die A-Seite eine Eigenkomposition von Leo Lietz war, stammte die sozialkritische B-Seite im Original von John D. Loudermilk, die einen deutschen Text von Peter Moesser erhielt. Die Platte verfehlte die Hitparaden. EMI stimmte nun englischsprachigen Produktionen unter Leitung des Musikproduzenten Heinz Gietz zu.

Bereits die zweite Single, eine Coverversion von Shakin’ All Over, im Original von der britischen Band Johnny Kidd & The Pirates, belegte im August 1965 Platz 11 der deutschen Charts. Kaum schlechter schnitt die dritte Single, Poor Boy, ab, die in drei Stunden von Klaus-Peter Lietz verfasst wurde und Platz 12 erreichte. Der Song avancierte zum Erkennungssong der Band, obwohl er ursprünglich als B-Seite einer Single vorgesehen war.

TheLords1965
1965 bestanden The Lords aus Ulli Günther (Gesang), Bernd Zamulo (Bass), Leo Lietz (Gitarre), Rainer Petry (Gitarre) und Peter Donath (Schlagzeug). Im Dezember 1964 war der bisherige Bassist „Lord Knud“ Kuntze wegen eines Unfalls mit dem Tourneebus, bei dem er ein Bein verlor, ausgeschieden. Er begann danach eine Karriere als Radio-Diskjockey beim Radiosender RIAS.

Zwischen 1965 und 1969 hatten The Lords zwölf Titel in der deutschen Hitparade, überwiegend produziert von Heinz Gietz. Ihr größter Hit war der Klassiker Gloryland vom September 1967, der Platz 5 erreichte, ihr letzter Erfolg hieß Three-Five-Zero-Zero im August 1969. Bis auf Poor Boy handelte es sich um klassische englische oder US-amerikanische Folksongs, die in zeitgemäße Beatversionen umarrangiert wurden. The Lords tourten in dieser Zeit mit den Kinks, The Who und Casey Jones & the Governors.

The Lords brachten in Deutschland bis einschließlich 1989 insgesamt 30 Singles heraus (ohne Wieder- und Sonderveröffentlichungen),[4] die einen Plattenumsatz von sieben Millionen Exemplaren erzielten.

Optisches Markenzeichen waren ihre einheitliche Kleidung, bestehend aus Melone, weißen Rüschenhemden, Westen, gebügelten Hosen und Gamaschen sowie die Prinz-Eisenherz-Frisuren. Akustisches Charakteristikum war ihr Englisch mit deutlichem deutschen Akzent.

Single2

In der ersten deutschen Musiksendung Beat-Club, die sich der Jugendkultur und englischsprachigen Rockmusik widmete, traten The Lords erstmals in der vierten Folge am 22. Januar 1966 mit sieben Songs auf. Insgesamt hatte die Band mehr als 300 Fernsehauftritte. 1967 wurden The Lords bei der Jugendzeitschrift Bravo als „Top-Stars des Jahres“ gelistet; 1969 erhielten sie den Bronzenen Bravo Otto.

Zunächst traten The Lords im Vorprogramm britischer Bands auf, wie beispielsweise im Oktober 1965 bei The Kinks in München. Ihr Erfolg ermöglichte ihnen 1967 einen Auftritt als Hauptband im Legia-Stadion in Warschau vor 25.000 Zuschauern; sie waren die erste westliche Band, die in einem Ostblock-Staat auftreten durfte.

Anfang 1971 lösten sich The Lords zunächst auf. Ab 1976 spielten sie in unterschiedlicher Besetzung wieder zusammen. 1979 wurde Rainer Petry kurzzeitig durch Peter Power abgelöst, der im September 1979 durch Josef „Jupp“ Bauer ersetzt wurde. 1980 wurde Peter „Max“ Donath durch Werner Faus aus Köln ersetzt. 1998 folgte auf Werner Faus Philippe Seminara als Drummer, der 1999 von Charly Terstappen abgelöst wurde. Seit Mitte 2011 hat erneut Philippe Seminara den Platz am Schlagzeug übernommen.

Am 9. Oktober 1999 brach der seit Jahren an Herzmuskelschwäche leidende Ulli Günther bei einem Jubiläumskonzert in Potsdam plötzlich aufgrund von Herzrhythmusstörungen zusammen. Dabei schlug er auf den Hinterkopf auf und zog sich eine Schädelfraktur mit Hirnblutungen zu. Am 13. Oktober 1999 starb der Gründer der Lords in einem Potsdamer Krankenhaus.

Seit 2000 spielen The Lords in der Besetzung Lietz, Zamulo, Bauer, Terstappen. 2002 brachten sie eine neue CD heraus: Spitfire Lace,. Zu ihrem 50. Bühnenjubiläum 2009 erschien eine weitere CD: The Lords 50. Die Band trat unter anderem in Mönchengladbach, Leipzig und Berlin auf; das letzte Konzert der Tour gaben sie am 19. Dezember 2009 in Düsseldorf.

Lord Leo und Lord Bernd 1967 in Mainz:
TheLords1967

Seit 2011 sitzt wieder Philippe Seminara an den Drums. Zum 55. Bühnenjubiläum 2014 erschien die CD Reloaded, die aus Neuaufnahmen der bekannten Hits besteht, eingespielt von der aktuellen Besetzung. Im März 2015 erschien ein Album mit neuen Songs unter dem Titel Now More Than Ever!. (Quelle: wikipedia)

The Lords01

Nun, hier ihr 6. Album, das dem damaligem Zeitgeist gerecht werden wollte. Man könnte jetzt schreiben … „sie gaben sich Mühe …“.

Singles

Einerseits sind die Kompositionen gar nicht mal so schlecht, sie hinkten damals nur um ein paar Jahren den aktuellen Sounds hinterher … die Flower Power Zeiten der Carnaby Street waren längst vorbei …  das Cover strahlte eine „psychedelische“ Note aus, ohne dass die Musik diesem Anspruch gerecht werden konnte.

Das lag natürlich auch an doch limitierten musikalischen Fähigkeiten … ekstatische Solos waren nicht die Sache der Lords, und so blubberte alles ein wenig behäbig, betulich vor sich hin …

Wie gesagt… man gab sich Mühe … und dem Klassiker „John Brown’s Body“ verpasste man ein „progressives“ Kleid.

BackCover1

Besetzung:
Peter M. Donath (drums)
Ulrich Günther (vocals)
Klaus Peter Lietz (guitar, vocals)
Rainer Petry (guitar)
Bernd Zamulo (bass)

LPBooklet

Titel:
01. And At Night (Lietz) 2.42
02. Perkinson’s Ride (Petry) 2.50
03. Feeling Chicago (Lietz) 3.41
04. Thank You (Petry) 3.11
05. Tomorrow (Petry) 3.00
06. The World Is Falling Down (Lietz) 2.47
07. Fire (Lietz) 2.47
08. Philadelphia (Forester/Petry) 2.22
09. Poor Chin-Lee (Petry) 3.01
10. Good Time Music (Lietz) 2.13
11. Lilacs In May (Lietz) 2.35
12. Cut My Hair (Lietz) 3.18
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13. John Brown’s Body (Traditional) 3.30
14. Something Else (Cochran/Shelly) 3.15

LabelB1

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Irgendwie gibt es sie immer noch. Die Website der Lords:
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