Bis gestern kannte ich ihn gar nicht, den Expressionisen Werner Berg. Aber gestern war ich in einer Ausstellung im bemerkenswerten Museum in Penzberg/Oberbayern („Sammlung Campendonk“) und da hae ich nicht schlecht gestaunt, ob des Lebenswerkes des Werner Berg … hier bei uns so ziemlich in Vergessenheit geraten, in Österreich hingegen ist er bis heute bekant und geschätzt, dabei wurde er ja eigentlich in Elberfeld (Wuppertal) geboren:
Werner Berg wurde am 11. April 1904 in Elberfeld (Wuppertal) in Deutschland, geboren. Obwohl er schon als Kind Maler werden wollte, zwangen ihn die ungünstigen wirtschaftlichen Verhältnisse nach dem 1. Weltkrieg zunächst eine Handelslehrte und anschließend ein Studium der Staatswissenschaften zu absolvieren; seit 1923 in Wien, wo er seine Studienkollegin Amalie Kuster kennenlernte, die er später heiratete.
Nach seiner Promotion begann Berg mit dem Studium der Malerei, 1927–29 an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Karl Sterrer und 1929-31 an der Münchner Akademie bei Karl Caspar. 1930 erwarb er gemeinsam mit seiner Frau den Rutarhof, einen Bergbauernhof im Kärntner Unterland nahe der slowenischen Grenze, auf dem er mit seiner Familie und dem befreundeten Dichter Curt Sachsse im März 1931 einzog.
Werner Berg war auf dem Rutarhof als Bauer und Maler tätig. Kunst und Leben bildeten für ihn eine untrennbare Einheit. Seine Motive waren weitgehend vom bäuerlichen Alltag geprägt. Besonders in seinen frühen Bildern stellte Werner Berg auch häufig seine heranwachsenden fünf Kinder dar. Mit einigen Ausstellungen wurde Berg in Deutschland früh bekannt. Sein extrem knapper, geradezu primitivistischer Stil stieß jedoch bei den Nationalsozialisten auf Widerstand. 1935 wurde seine Ausstellung im Kölner Kunstverein polizeilich gesperrt. Seine Gemälde wurden auf der berüchtigten Schmähausstellung „Entartete Kunst“ gezeigt. In den späten 1930er Jahren wurde seine Darstellungsweise dem Zeitstil entsprechend deskriptiver und entwickelte mehr Plastizität. Von 1942-45 war Werner Berg zur Landschaftsschilderung als Kriegsmaler in Skandinavien eingesetzt.
Nach dem Krieg kehrte Werner Berg zu einem flächigen, nun oft die Konturlinien betonenden Stil zurück. Trotz seiner Tendenz zu Vereinfachung und Stilisierung beharrte Berg auf einer gegenständlichen Darstellungsweise. Vielen seiner Gemälde gingen Skizzen voraus, die Berg unmittelbar vor dem Motiv in Sekundenschnelle zu Papier brachte. Bereits in der Skizze legte Berg die Komposition bis ins Detail hinein fest. Berg wurde zum Chronisten der slowenisch-kärntnerischen Bevölkerung, der Bauern, Jahrmarktbesucher, Kirchgänger, Eisschützen, Busreisenden und Wartenden.
Zu einem Höhepunkt brachte Werner Berg das Prinzip der flächigen Darstellung auch in seinen zahlreichen Holzschnitten. Im Wechselspiel von hellen und dunklen Flächen erzielte er eine zwingende, auf höchste Konzentration bedachte Wirkung.
Nach dem Krieg folgten zahlreiche Ausstellungen. 1947 wurde Berg Mitglied des Art Club in Wien, 1950 war er Teilnehmer der Biennale von Venedig. 1956 folgte eine Ausstellung in der Österreichischen Galerie in Wien, 1957 in der Moderna Galerija Ljubljana und 1961 eine umfangreiche Schau im Münchner Lenbachhaus. 1968 wurde die Werner Berg Galerie der Stadt Bleiburg eingerichtet. Seit dem Tod des Künstlers 1981 als Stiftung geführt, zeigt diese nun als Museum ständig eine umfangreiche Werkschau Werner Bergs. (Quelle: wernerberg.museum)

Ausstellungshinweis des Museums in Penzberg
Das ist allerdings nur ein ganz kurzer Abriss seines Lebens … ergreifend und spannungsreich wird es dann erst, wenn man wirklich ein paar Schichten tiefer schaut: Seine Freundschaft mit dem Maler Emil Nolde, seine verzweifelte und zum Scheitern verurteilte Liebschaft (Liebe ?) zur Schriftstellerin Christine Lavant (eigentlich Christine Habernig, geb. Thonhauser; * 4. Juli 1915 in Großedling bei St. Stefan im Lavanttal; † 7. Juni 1973 in Wolfsberg) …

Werner Berg bei der Feldarbeit (1948) und mit seiner Ehefrau Mauki (1950)
Nolde und Lavant stehen stellvertretend für all die die Brüche in dem Leben des Werner Berg.
Über diese Brüche aber erst recht über sein Kunstverständnis gibt dieses pralle Buch (240 Seiten).
Es erschien anlässlich seines 100. Geburtstags im Jahre 2004.

Der Rutarhof im Jahr 2015
Eine Besucherin der Ausstellung meinte, dass wir unseren Blick immer stets nach Westen ausrichten, den Osten hingegen eher ausblenden. Und meine Frau Gemahlin (der ich den Besuch dieser Ausstellung zu verdanken haben) ergänzte flüstern zu mir: „Weißt Du noch, als wir in Breslau waren, da haben wir ja auch jede Menge polnischer Expressionisten gesehen, die hier keiner kennt“.
Von daher: hier ein kleiner Beitrag meinerseits, um das ein wenig zu ändern.
Beestattet wurde er übrigens gemäß seinem Wunsch anonym auf dem Friedhof der Namenlosen in Salzburg. Mir scheint, viel besser kann es nicht zum Ausdruck bringen, dass er sich wohl auch ein ein entwurzelter Mensch erlebt hat, ein Mensch mit all seinen Brüchen …

Christine Lavant (1950); eines der eindrucksvollsten Holzschnitte von Werner Berg; im Original sind dann diese Augen noch intensiver …

Aus seiner Zeit als „Kriegsmaler“

Ölgemälde und Skizze „Schlafender Landstreicher“ (1934)

Selbstbildnis vor Orange (1936)

Und nochmals: Christine Lavant

Rhythmus der Bäume (1954)

Nach dem Wiesenmarkt (1961)

Thomasnacht (1964)

Spieler (1964); für mich eines seiner eindrucksvollsten Werke

Autobus (1965)

Sonnenblume im Scheinwerferlicht (1971)