Amos Key – First Key (1973)

FrontCover1Und wieder mal so eine musikalische Eintagfliege, die sich gewasch-en hat:

Bach, Beethoven und Schumann haben Amos Key ihre 1973 auf dem Spiegelei-Label erschienene erste LP gewidmet. Die Band war zu der Zeit ein Trio – Tasten, Bass, Schlagzeug. Der Leser wird es schon vermuten … ja genau, Klassikrock à la Ekseption und The Nice hatte die Gruppe im Angebot. Den haben sie auch durchaus kompetent und schwungvoll vorgetragen.

Viel habe ich über Amos Key nicht herausgefunden. Offenbar kam die Band aus dem bayrisch-fränkischen Raum. „First Key“ war das einzige Album der Band, die bis Anfang 1976 existiert hat. Nach der Veröffentlichung von „First Key“ stieß der Gitarrist Helmut Jungkunz (später u.a. Rodie bei Amon Düül II) zur Band. Die Bemühungen des Quartetts ein Plattenlabel für ein zweites Album zu interessieren scheiterten. Die Band löste sich auf. Offenbar gibt es (gab es) ein offizielles CD-Reissue von „First Key“, welches auch weiteres, später mit Jungkurz entstandenes Material enthält. Ich kenne allerdings nur die LP. Zudem kursiert ein Germanofon-Bootleg des Albums.

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„First Key“ bietet genau das, was man von der Besetzung Orgel, Bass und Schlagzeug zur Hochzeit des klassischen Prog erwarten würde. Einen deutlich von der Klassik inspirierten und diese auch zitierenden Orgelprog hat das Trio im Angebot, wie ihn auch und besonders die eingangs erwähnten beiden Bands aus England und Holland praktiziert haben. Angereichert wird das Ganze mit gelegentlichem, eher schwachem Gesang, einigen Tonbandeinspielungen und mehr oder weniger jazzigen Einlagen am Piano. Auch wenn Andreas Gross in den Credits eine Gitarre zugewiesen wird, ist von dieser eigentlich nichts zu hören. Dafür ist sein virtuoses Bassspiel umso besser zu vernehmen. Dominiert wird die Musik allerdings eindeutig von Thomas Molin bzw. seiner Hammond Orgel, die zwischen sakralen Klangwänden, klassischen Soundflächen und flotten, jazzigen Läufen hin und her wechselt.

Irgendetwas Neues oder besonders Aufregendes bieten Amos Key sicher nicht, doch macht es durchaus Spaß ihrer Musik zu lauschen. Die kompakten Nummern sind ausgewogen und abwechslungsreich komponiert, keines der Instrumente, auch nicht die Orgel, gerät einseitig in den Vordergrund und alles wird virtuos und qualitätvoll vorgetragen. Klar und druckvoll produziert ist das Album zudem auch noch. Klassik-Prog-Liebhaber sollten sich nach der Scheibe umschauen! (Achim Breiling)

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First Key ist der Titel des Debütalbums der Band Amos Key. Das Album erschien im Jahr 1973 und wurde eingespielt in der Besetzung Thomas Molin (aka Thomas Müller, Keyboards, Vocals), Andreas Gross (Bass, Gitarre, Vocals) und Lutz Ludwig (Drums).

Die Band stammte aus Emmering in Bayern und hatte sich, mehr oder weniger, dem so genannten Klassikrock verschrieben. Zumindest kann man sagen, dass die Band viele Motive aus der klassischen Musik aufgriff und diesm mit Rockmusik verband. Das Album wurde auch den Klassikern Bach, Beethoven und Schumann gewidmet. Da die Band im Trio, praktisch ohne Gitarre, antrat, fielen natürlich immer wieder Vergleiche etwa zu ELP, Ekseption der The Nice.

Die Band selbst beschrieb ihren ersten Versuch sehr speziell und schickte dazu folgende Selbstbeschreibung an den Sounds:

„Eine wahre Fundgrube von Klassik-Verstümmelungen, blutarmen Jazz-Fragmenten und zahnlosen Rock-Klischees. Für Improvisationen fehlt es an musikalischer Substanz, also konzipiert man. Aber einfältig, sehr einfältig. Ein Anliegen, einen ideologischen Background gibt es nicht. Null Progressivität.“
Dem potenziellen Käufer empfiehlt das Info für eine „rechtzeitige Beschaffung gut dimensionierter Ohrenschützer“ zu sorgen. Eine provokant-spaßige Bewerbung, die zur Gegenrede einlädt. Also: Einspruch Amos Key! PLAY IT LOUD!

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Aufgrund der Selbstbeschreibung der Band an den Sounds könnte man meinen, sie hätten es damals vielleicht nicht allzu ernst gemeint. Wenn man eine Beschreibung des Bassisten aus jener Zeit liest, ist das allerdings nicht die ganze Wahrheit. Keyboarder Molin wollte es damals wissen, auch Ludwig war durchaus semiprofessionell eingestellt, nur Gross selbst war als Schüler und vergleichsweise unerfahrener Musiker noch nicht festgelegt. Ich denke mal, dass die Band schon hart an ihrer Musik arbeitete, dabei aber eben das lockere Jammen nicht vergaß. Und genau das erhält man als Hörer: anspruchsvolle und durchaus komplexe Musik, alles mit einer gewissen Struktur aber auch einem lockeren Jamcharakter. Im Gegensatz zu anderen Bands des Genres setzten Amos Key auf kurze Songs, das Material an sich war m. E. sehr gut eingespielt, die Produktion klang vergleichsweise fett.

Musikalisch war der Kurs ja schon grob genannt. „Shoebread“ zeigt gleich zu Beginn die gute Bandbreite der Band, erinnert an Triumvirat, wirkt im Gesangsteil sehr eingängig, überzeugt mit proggigen Interludes ebenso wie in leicht psychedelischen 60s Motiven. Erstaunlich was die Band da auf knapp über 4 Minuten zusammenbringt. „Ensterknickstimmstamm“ klingt wie ein Mix aus Ekseption und ELP, etwas mehr nach ELP bzw. genauer nach Emerson hört sich das auf dem fulminanten „Knecht Ruprecht“ an.

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Richtung Rock werden die Zügel angezogen mit „Sometimes“ (mit einiger Jon Lord Vibe) und „Got The Feelin“. Wo Letzterer Song mit Zuglauten eingeläutet und ausgeblendet wird, springt die Band mit Babylauten wieder auf den klassisch-proggigen „Escape“ Zug.

„Important Matter“ hat anfangs einen gewissen Bach-Hau, auch hier findet die Band aber in einen orgellastigen abwechslungsreichen Prog-/Jam-Rock. Mit den abschließenden „Dragon’s Walk“ und „First Key“ hält die Band diesen musikalischen Kurs.

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Fazit Man muss als Krautrockfan nicht alles gut finden, was in den 70ern in Deutschland so produziert wurde. Manchmal ist der Hype sicherlich etwas übertrieben. Auf der anderen Seite gibt es eben Alben, die einen persönlich mitreißen. First Key von Amos Key ist für mich so ein Werk. Egal welche Vergleiche man nun ziehen will, mich begeistert das Album. Das ist unterhaltsam, nicht zu kopflastig aber auch nicht zu banal. Die Produktion klingt angenehm fett und die Beiträge der Musiker überzeugen. Keyboarder Molin prägt das Geschehen eindeutig, aber weder Andreas Gross noch Lutz Ludwig stehen ihm nach. Ludwig drummt vorzüglich und Andreas Gross erstaunt, zumal er sich im direkten Vergleich zu Molin und Ludwig als den „unfertigsten“ Musiker sah. Vielleicht lag es gerade daran, denn sein Spiel ist einfach erfrischend und angenehm prägnant. Schade, dass er den Bass an den Nagel gehängt hat. Schade auch, dass man von der Band nichts mehr hörte. Andererseits könnte das auch gut so sein, stelle ich mir doch die Frage, was man so einem Einstand noch hätte hinzufügen wollen oder können…(MP, rezensator.de)

Den Gesang auf diesem Album kann man getrost vergessen … aber die Musik ist für jemanden, der z.B. Emerson, Lake & Palmer mag, ein Hochgenuss …bis zum heutigen Tag !

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Besetzung:
Andreas Gross (bass, guitar, vocals)
Lutz Ludwig (drums)
Thomas Molin (keyboards, vocals)

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Titel:
01. Shoebread (Molin) 4.09
02. Ensterknickstimmstamm (Molin/Gross) 3.33
03. Knecht Ruprecht (Gross/Molin) 4.53
04. Sometimes… (Molin) 2.04
05. Got The Feelin‘ (Molin) 3.12
06. Escape (Molin) 4.03
07. Important Matter (Molin/Gross) 6.00
08. Dragon’s Walk (Molin) 4.26
09. First Key (Molin/Gross) 4.00

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Tangerine Dream – Rot Weiss (Essener Songtage) (1968)

FrontCover1Natürlich waren sie Pioniere.

Tangerine Dream (deutsch „Mandarinentraum“) ist eine Musikformation aus Deutschland, die vor allem wegen ihrer Pionierarbeit auf dem Gebiet der elektronischen Musik bedeutsam ist. So gilt die Band neben Ash Ra Tempel und Agitation Free als Wegbereiter der sogenannten Berliner Schule, während die frühe Phase der Gruppe auch zum Krautrock gezählt wird. Oft wird die Musik von Tangerine Dream auch dem Musikgenre New Age zugeordnet (so gab es z. B. eine Grammy-Nominierung in dieser Sparte), in Interviews distanziert sich die Band jedoch von dieser Kategorisierung. Eher lässt sich ihre Musik neben der gelegentlichen Kategorisierung Progressive Rock auch als sinfonische Musik oder als eine Form von Ambient mit Schwerpunkt auf elektronischer Klangerzeugung und mit Einflüssen aus der Rockmusik bezeichnen.

Tangerine Dream wurde im September 1967 von Edgar Froese gegründet. Der Bandname ist angelehnt an die Textzeile „Tangerine Trees and Marmalade Skies“ aus dem Lied Lucy in the Sky with Diamonds der Beatles.

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Eine der ersten offiziellen Besetzungen lautet: Volker Hombach (Saxophon, Flöte, Geige), Lanse Hapshash (Schlagzeug), Kurt Herkenberg (Bass) und Edgar Froese (Gitarre). Das erste Konzert gab Tangerine Dream im Januar 1968 in der Mensa der Technischen Universität Berlin; bereits kurz danach traten sie bei den Essener Songtagen auf, dem damals größten Musikfestival in Deutschland mit über 40.000 Besuchern. Neben deutschen Gruppen wie Floh de Cologne oder Amon Düül spielten dort auch internationale Gruppen wie The Fugs oder The Mothers of Invention mit Frontmann Frank Zappa. Zu diesem Zeitpunkt hatte Tangerine Dream mit elektronischer Musik noch nichts im Sinn. Zeitzeugen schrieben von einer „hartrockenden, aggressiven Gruppe mit Free-Jazz-Färbung“. (wikipedia)

Nun ja, der Rest ist Geschichte.

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Hier ein Radiomittschnitt von den oben erwähnen Essener Songtagen (das Festival wurde übrigens von der Lufthansa gesponsert), die von vielen (aus meiner Sicht zurecht) als die Geburtstunde des Krautrocks definiert wird.

Wer damals allerdings „hartrockenden, aggressiven Gruppe mit Free-Jazz-Färbung“ gehört haben mag … muss doch ziemlich unter dem Einfluss chemischer Substanzen gestanden sein.

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Nein, nein, bereits damals wabberten die elektrischen Instrumente freudestrahlend durch den Raum.

Meine Frau Gemahling raunte durch den Raum: „Weas ist dass denn für eine Musik ?“

Ich berichtete ihr freudestrahlend, dass die Musik aus der Kindergarten-Zeit von Tangerine Dream sein … nun gut … damit können wir es belassen.

Für mich weiterhin eine eminent wichtiges zeithistorisches Dokument, wenngleich ich das niht jeden Tag hören möchte.

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Besetzung:
Edgar Froese (electronics, guitar)
Chris Karrer (guitar)
Klaus Schulze (electronics)
John Weinzierl (bass)

Edgar Froese

Titel:
01. Essener Songtage Teil 1 / 7.00
02. Essener Songtage Teil 2 / 10.04
03. Essener Songtage Teil 3 / 18.14

Konzertplakat

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Spliff – Carbonara + Duett komplett (1982)

FrontCover1Ich kann ja nicht alle Singles aufheben:

Spliff war eine deutsche Band, die von 1980 bis 1985 existierte. Ihr musikalisches Repertoire verband Rock, Funk und elektronische Musik. Insbesondere die Keyboardsounds von Reinhold Heil und später das elektronische Schlagzeug der Marke Simmons SDS V prägten den Klang ihrer Musik.

Herwig Mitteregger, Bernhard Potschka und Manfred Praeker lernten sich in der Politrockband Lokomotive Kreuzberg kennen. Zusammen mit Reinhold Heil, damals aktiv in der Jazz-Formation Bakmak, und Nina Hagen wurden sie als Nina Hagen Band bekannt und veröffentlichten zwei Alben.

Spliff

Nach der Trennung von Nina Hagen konzipierten die vier Musiker auf Anregung des Managers Günther Rakete zusammen mit dem Sänger Alf Klimek („Klimax“), dem deutsch-amerikanischen DJ Rik De Lisle und den Sängerinnen Lisa Bialac und Lyma Russel die Rockoper Spliff Radio Show. Sie wurde am 2. Mai 1980 im Berliner Kant-Kino live uraufgeführt; sie ist eine „bittere Satire auf das Musikgeschäft um den fiktiven Rock-Star Rocko J. Fonzo“ und hat dessen Aufstieg und Fall zum Thema. Das englischsprachige Album wurde unter anderem in Paris, Zürich, Amsterdam, Stockholm und London aufgeführt und erschien 1980 (bei CBS). Obwohl das Cover den Ausdruck Spliff nicht explizit als Bandnamen ausweist, sondern lediglich als Teil des Albumnamens, erscheint in den Liner Notes „Spliff are“ mit den auch hier genannten vier Bandmitgliedern; Alf Klimek erscheint unter „starring“, während Lyma Russel, Lisa Bialac und Rik De Lisle unter „featuring“ genannt werden. Hintergrund ist, dass die Spliff-Mitglieder ihre in der Zusammenarbeit mit Nina Hagen gemachten letztendlich schlechten Erfahrungen nicht wiederholen wollten und daher von „Frontschweinen“ Abstand suchten. (Quelle: wikipedia)

Eine „Bravo“ Autogrammkarte:
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Hier eine Single-Auskopplung aus ihrem dritten Album „85555“. Es mag ja sein, dass sie damals sehr erfolgreich waren („Carbonara blieb der größte Hit und das bekannteste Lied von Spliff“; wikipedia) , mich langweilen beide Songs doch sehr …

Von daher mein Prädikat: Nichtssagend !

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Besetzung:
Reinhold Heil (keyboards, vocals)
Herwig Mitteregger (drums, vocals)
Bernhard Potschka (guitar)
Manfred Praeker (bass, vocals)

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Titel:
01. Carbonaa (Heil) 3.57
02. Duett komplett (Praeker) 2.14

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Die Rückseite der „Bravo“ Autogrammkarte:
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Schola Cantorum Stuttgart & Bläser-Ensemble des Südwestfunk-Orchesters – Messe für gemischten Chor A Cappella + Apparebit Repentina Dies- Für Gemischten Chor und Blechinstrumente (Paul Hindemith) (1963)

FrontCover1Eine bewegende und beeindruckene Biographie:

Paul Hindemith (* 16. November 1895 in Hanau; † 28. Dezember 1963 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Komponist der Moderne (Neue Musik). In seiner frühen Schaffensperiode schockierte er das klassische Konzertpublikum mit provozierend neuartigen Klängen (schroffen Rhythmen, grellen Dissonanzen, Einbezug von Jazz-Elementen), was ihm den Ruf eines „Bürgerschrecks“ einbrachte. Während der Zeit des Nationalsozialismus kam es zu einem Aufführungsverbot seiner Werke, auf das er schließlich mit Emigration reagierte, zunächst in die Schweiz, dann in die USA. Unterdessen entwickelte sich seine Kompositionsweise hin zu einem neoklassizistisch geprägten Stil, der sich auf neue Weise mit klassischen Formen wie Sinfonie, Sonate und Fuge auseinandersetzte. Dabei distanzierte er sich vom romantischen Künstlerbild des allein durch Inspiration beflügelten Genies und betonte die Bedeutung der Beherrschung von kompositorischer Technik als unabdingbarer Voraussetzung für den Komponisten. Die Betonung des Handwerklichen spiegelt sich auch in seinen theoretischen Schriften, insbesondere der Unterweisung im Tonsatz. Sein theoretisches System kann kurz als freie Tonalität beschrieben werden, die sich sowohl von der traditionellen Dur-Moll-Tonalität als auch von der zwölftönigen Atonalität Schönbergs abgrenzt. Er plädierte für „Gebrauchsmusik“ und sah es als Pflicht des Komponisten an, sich sozialen Herausforderungen zu stellen und nicht zum reinen Selbstzweck zu komponieren.

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Hindemith verkörpert in besonderem Maße den Typ eines in Theorie und Praxis gleichermaßen versierten Universalmusikers. So verfügte er zum Beispiel über reiche Erfahrungen als Orchester- (Geige und Bratsche) und Kammermusiker (als Bratschist im Amar-Quartett). Als Dirigent profitierte er von seiner weitgehend professionellen Beherrschung aller gängigen Orchesterinstrumente.

Als Sohn des Anstreichers Rudolf Hindemith und dessen Frau Sophie (geb. Warnecke) entstammte Hindemith einer Arbeiterfamilie. Seine frühe Kindheit verbrachte er in Rodenbach bei Hanau. Vom dritten bis zum sechsten Lebensjahr lebte Paul Hindemith bei seinen Großeltern Hindemith in Naumburg am Queis in Schlesien. Im Jahr 1900 zog die Familie nach Mühlheim am Main, wo Paul seine Grundschulzeit absolvierte und seinen ersten Geigenunterricht erhielt. 1905 zog er mit seiner Familie nach Frankfurt am Main; dort beendete er im Alter von vierzehn Jahren die Volksschule.

Die familiären Wurzeln liegen in Schlesien. Er entstammt einer alteingesessenen schlesischen Familie von Kaufleuten und Handwerkern aus den Kreisen Jauer und Lauban. Sein Vater Rudolf wurde 1870 im schlesischen Naumburg am Queis geboren. Er verließ als junger Mann seine Heimat und siedelte sich um 1890 in Hanau an, wo er als Anstreicher arbeitete. Der Vater ließ seine drei Kinder, den 1895 geborenen Paul, die 1898 geborene Schwester Antonie (Toni) und den 1900 geborenen Bruder Rudolf, seit frühester Kindheit musikalisch unterrichten und sie unter dem Namen „Frankfurter Kindertrio“ auftreten. Er gab ihnen die Ausbildung, die ihm selbst trotz musikalischer Veranlagung verwehrt geblieben war. Der Sohn Rudolf Hindemith, der sehr früh als Cellist Anerkennung fand, ergriff später ebenfalls den Beruf des Dirigenten und Komponisten, stand aber im Schatten seines berühmten Bruders Paul. Der Vater meldete sich, trotz seines fortgeschrittenen Lebensalters von 44 Jahren, 1914 zu Beginn des Ersten Weltkrieges als Kriegsfreiwilliger. Er fiel im September 1915 in der Herbstschlacht in der Champagne bei Souain-Perthes als Infanterist im Nahkampf.

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Als Kinder waren die beiden hochmusikalischen Brüder Paul und Rudolf (1900–1974) das Aushängeschild der Familie; in ihrer Jugend begannen sie, im Amar-Quartett, einer der führenden Gruppen in der Neue-Musik-Szene der 1920er Jahre, professionell zusammen zu musizieren. Der jüngere Rudolf (Cello) stieg bald aus, weil er sich oft hinter Paul zurückgesetzt sah, wechselte ins Genre von Blasmusik und Jazz und blieb im Gegensatz zu Paul als Dirigent in Deutschland.

Paul lernte ab dem neunten Lebensjahr Violine. Nach einer Empfehlung seiner Violinlehrerin Anna Hegner besuchte er ab 1909 das Hoch’sche Konservatorium und studierte in der Violinklasse von Adolf Rebner. Ab 1912 erhielt er Kompositionsunterricht bei Arnold Mendelssohn und Bernhard Sekles, bei dem auch Theodor W. Adorno studierte. Während der Sommerferien 1913 und 1914 spielte er in Kurkapellen in der Schweiz; am Frankfurter Neuen Theater wurde er 1913 als Konzertmeister engagiert.

Von 1915 bis 1923 hatte er die Stelle des Konzertmeisters an der Frankfurter Oper inne. Hindemith wurde im Ersten Weltkrieg am 16. Januar 1918 als Militärmusiker eines Infanterie-Regiments ins Elsass verlegt. Ab April war seine Einheit in Nordfrankreich und Belgien stationiert, wo Hindemith die Gräuel des Krieges erlebte. Am 5. Dezember 1918 wurde er aus dem Militärdienst entlassen.

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Nach der erfolgreichen Premiere seiner Einakter Mörder, Hoffnung der Frauen op. 12 und Das Nusch-Nuschi op. 20 in Stuttgart unter der Leitung von Fritz Busch im Juni 1921 avancierte Hindemith wenige Wochen später bei den ersten Donaueschinger Musiktagen mit der Uraufführung seines 3. Streichquartett Opus 16 zu einem der erfolgreichsten Komponisten seiner Generation. Das eigens dafür gegründete Amar-Quartett, in dem Hindemith bis 1929 die Bratsche spielte, gehörte zu den prominentesten Ensembles für zeitgenössische Musik. Die Donaueschinger Kammermusiktage (mit Folgeveranstaltungen in Baden-Baden 1927–1929 und Berlin 1930) leitete er in den Jahren 1923 bis 1930 zusammen mit Heinrich Burkard und Joseph Haas künstlerisch und machte sie zu einem der wichtigsten Foren neuer Musik. Bei den Festivals der International Society for Contemporary Music (ISCM World Music Days) gehört Hindemith zu den am meisten aufgeführten Komponisten. Nacheinander wurden an den ISCM-Festivals folgende Werke von ihm aufgeführt: 1923 in Salzburg Klarinettenquintett op.30 (Uraufführung), 1924 in Salzburg das Streichtrio op. 34 (Uraufführung), 1925 in Venedig die Kammermusik Nr. 2 op. 36/1, 1926 in Zürich das Konzert für Orchester op. 38, 1928 in Siena die Suite für Klavier op. 37, 1934 in Florenz das Heckelphontrio op. 47, 1938 in London Auszüge aus Mathis der Maler, 1942 in San Francisco die Symphonie in Es, 1946 in London das Streichquartett in Es, 1957 in Zürich die Kammermusik Nr. 1 op. 24/1 und 1964 in Kopenhagen die Konzertmusik op. 41. Außerdem trat Hindemith bei den ISCM World Music Days 1922-24 mit dem Amar-Quartett auch als Kammermusiker auf.

Amar Quartett v. l. n. r.: Maurits Frank, Licco Amar, Walter Caspar und Paul Hindemith, 1922:
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1923 erfüllte Hindemith den Wunsch des Pianisten Paul Wittgenstein nach einem Klavierkonzert für die linke Hand. Der Pianist führte das Werk jedoch nicht auf. Erst über 80 Jahre später folgte 2004 nach der überraschenden Entdeckung der Partitur 2002 die Uraufführung bei den Berliner Philharmonikern.

Zu den frühen Förderinnen Hindemiths gehörte Emma Lübbecke-Job, die Ehefrau des Frankfurter Kunsthistorikers Fried Lübbecke, die schon 1918 mit dem Rebner-Quartett (s. o.) sein Quintett e-Moll (Opus 7) aufgeführt hatte und bis 1930 eine Reihe von Werken Hindemiths uraufführte; ihr widmete er 1924 seine Kammermusik Nr. 2 op. 36 Nr. 1.

Im selben Jahr heiratete er Gertrud Rottenberg, Tochter des Kapellmeisters des Frankfurter Opernorchesters Ludwig Rottenberg und Enkelin des ehemaligen Frankfurter Oberbürgermeisters Franz Adickes.

Durch seinen Freund und Schwager, den Rundfunkpionier und damaligen Leiter des Frankfurter Senders, Hans Flesch, kam Hindemith ab 1924 mit dem neuen Medium in Berührung. In der Folge entstanden Werke für den Rundfunk, etwa die Anekdoten für Radio (Drei Stücke für fünf Instrumente) (1925). 1929 entstand für die Baden-Badener Musiktage das Hörspiel Der Lindberghflug, eine Gemeinschaftsproduktion mit Kurt Weill und Bertolt Brecht. Die Berliner Hochschule für Musik berief Hindemith 1927 zum Professor für Komposition. Ab 1929 lehrte Hindemith überdies an der 1927 gegründeten Volksmusikschule Neukölln.

Paul Hindemith (rechts) 1933 beim Musizieren (mit Viola) in Wien:
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Zum Freundeskreis des Komponisten gehörten die Frankfurter Maler Reinhold Ewald (1890–1974) und Rudolf Heinisch (1896–1956). Ewald, der in Hindemiths Kindertagen in seiner Nachbarschaft wohnte, gestaltete Titelblätter für Partituren (zum Beispiel Sancta Susanna). Mit Heinisch blieb Hindemith bis zu dessen Tod eng befreundet. Dieser war auch sein Trauzeuge, zeichnete dessen Amar-Quartett und malte Paul Hindemith in der Zeit von 1924 bis 1956 etwa fünfzehnmal. Sein bekanntestes Bild von Hindemith, seit 1929 im Städelschen Museum in Frankfurt, hing 1938 in der Nazi-Ausstellung „Entartete Kunst“ in der Kategorie „Technisch gekonnt, Gesinnung verjudet“ und wurde anschließend als „unbrauchbar“ zerstört.

Hindemiths zeigte vorübergehend auch Interesse für die neuen, sich in ersten Entwicklungsstufen befindlichen elektrischen Instrumente. Erstmals 1926 in Donaueschingen mit Jörg Mager konfrontiert, interessierte er sich für die Möglichkeiten mechanischer Instrumente der Firma M. Welte & Söhne. Während seiner Jahre als Hochschullehrer in Berlin begleitete er die Entwicklung des Trautoniums und regte seine Erstpräsentation 1930 in Berlin an.
Konfrontation mit dem „Dritten Reich“

Aus der Ausstellung „Entartete Kunst“, Mai 1938:
Entartete Kunst

Adolf Hitler hatte sich schon 1929 über das fünfte Bild der Oper Neues vom Tage beschwert, da dort eine „unbekleidete“ Dame in der Badewanne sitzend singt. Von der NSDAP wurde seine Arbeit mehr und mehr behindert. NS-Anhänger bezweifelten nicht das musikalische Können von Hindemith als „großem Mann seiner Zeit“, agitierten aber gegen seine „untragbare Gesinnung“. Nur kurze Zeit nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler wurden Teile seiner Werke unter dem Verdikt des „Kulturbolschewismus“ oder als „entartete Kunst“ aus den Programmen entfernt. 1934 erhielten seine Werke ein Sendeverbot im deutschen Rundfunk. Wilhelm Furtwängler machte am 25. November 1934 mit seinem Artikel Der Fall Hindemith in der Deutschen Allgemeinen Zeitung publizistisch wirkungsvoll auf die Situation Hindemiths aufmerksam: Niemand von der jüngeren Generation habe für das Ansehen der deutschen Musik im Ausland so viel getan wie Hindemith. Man könne es sich nicht leisten, auf ihn zu verzichten. Hermann Göring und Joseph Goebbels reagierten verärgert: Reichspropagandaminister Joseph Goebbels verunglimpfte Hindemith als „atonalen Geräuschemacher“, der Komponist wurde von seiner Berliner Hochschulprofessur beurlaubt und Furtwängler musste von allen Ämtern zurücktreten.

Zum Zeichen seiner Solidarität mit den Verfolgten des Regimes spielte Hindemith an Heiligabend 1933 und Neujahr 1934 im Berliner Untersuchungsgefängnis Moabit, wo zu jener Zeit unter anderem sein Schwager Hans Flesch einsaß, auf der Bratsche Stücke von Bach. Im badischen Lenzkirch arbeitete er Anfang 1935 an seiner Oper Mathis der Maler.

Paul Hindemith dirigiert (1950) Gemälde von Rudolf Heinisch:
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Ab 1936 war die Aufführung seiner Werke in Deutschland verboten, was ihn dazu zwang, seine musikalischen Aktivitäten als Bratscher zunehmend ins europäische Ausland zu verlagern. Seine Professur an der Berliner Hochschule kündigte er im März 1937 unmittelbar vor dem Aufbruch zu seiner ersten USA-Tournee. 1938 wurde er in der Düsseldorfer Ausstellung „Entartete Musik“ verunglimpft. Dort wurde auch ausdrücklich auf die jüdische Abstammung seiner Ehefrau Gertrud verwiesen.

Zwischen 1935 und 1937 hielt sich Hindemith im Auftrag der türkischen Regierung jeweils für mehrere Wochen in der Türkei auf, um die Musiker- und Musiklehrerausbildung am Konservatorium von Ankara nach westlichem Vorbild zu reformieren. 1938 gingen Hindemith und seine Frau ins Exil, zunächst in die Schweiz. Nach dem Beginn des II. Weltkrieges reiste Hindemith Anfang 1940 zunächst für Vortragsreisen in die USA, wo er ein Angebot der Universität Yale in New Haven (Connecticut) für eine Professur für Musiktheorie annahm. Seine Frau Gertrud folgte ihm im Sommer 1940. 1940 wurde Hindemith in die American Academy of Arts and Sciences und 1947 in die American Academy of Arts and Letters gewählt.[13] 1946 erhielt er die amerikanische Staatsbürgerschaft.

Paul Hindemith während seines Exils in den USA, 1945:
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Seit Ende der 1940er Jahre machte Hindemith Karriere als Dirigent und erarbeitete sich ein breites Repertoire vom Frühbarock bis hin zu zeitgenössischen Werken. Weltweite Tourneen ließen ihn in etlichen musikalischen Zentren auftreten, etwa bei den Wiener und Berliner Philharmonikern, beim Chicago Symphony Orchestra oder New York Philharmonic Orchestra. 1954 leitete er im Wiener Konzerthaus das inoffizielle Debüt des Concentus Musicus Wien mit Monteverdis Orfeo.

Abwechselnd mit Yale lehrte Hindemith ab 1951 auch an der Universität Zürich, wo ein Lehrstuhl für Musikwissenschaft für ihn eingerichtet wurde. 1953 verließ er die USA und ließ sich in der Schweiz nieder. Er lebte in seiner Villa La Chance in Blonay bei Vevey am Genfersee.

Paul Hindemith mit Bratsche (1956), Gemälde von Rudolf Heinisch:
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Nach dem Ende seiner Lehrtätigkeit in Zürich 1957 wirkte Hindemith weiter als Dirigent und Komponist. Sein Spätwerk umfasst bedeutende Werke wie die Opern Die Harmonie der Welt (1956/57) und Das lange Weihnachtsmahl/The long Christmas Dinner (1961), die Pittsburgh Symphony (1958), das Oktett (1958), das Concerto for Organ (1962) und die Messe für gemischten Chor a cappella (1963). Nach der Uraufführung dieser seiner letzten Komposition am 12. November 1963 in Wien kehrte Hindemith zunächst nach Blonay zurück. An seinem Geburtstag erkrankte er schwer und ließ sich auf eigenen Wunsch in das Marienhospital in Frankfurt am Main einweisen. Dort starb er am 28. Dezember an einer Bauchspeicheldrüsenentzündung.

Briefmarke zum 100. Geburtstag 1995:
Briefmarke

1950 nahm Hindemith die Ehrendoktorwürde der Freien Universität Berlin an, außerdem wurde er Ehrenmitglied der Wiener Konzerthausgesellschaft. 1950 Ehrenmitglied der International Society for Contemporary Music ISCM.[14] 1951 erhielt er den Bach-Preis der Freien und Hansestadt Hamburg. 1955 wurde er mit der Goetheplakette der Stadt Frankfurt am Main geehrt und mit dem Wihuri-Sibelius-Preis ausgezeichnet. 1962 bekam er den Balzan-Preis für Musik und wurde in die American Philosophical Society aufgenommen. (wikipedia)

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Hindemith brachte der menschlichen Stimme und insbesondere dem Chorgesang stets höchste Wertschätzung entgegen. Bereits in den 1920er Jahren befasste er sich in einem Aufsatz mit der Frage, wie „der ideale Chorsatz der Gegenwart oder besser der nächsten Zukunft beschaffen sein“ solle, und stellte in diesem Zusammenhang die Forderung nach Kompositionen „sozusagen nach Maߓ auf, die auf Bedürfnisse und technische Möglichkeiten der aufführenden Zielgruppe jeweils Rücksicht zu nehmen hätten. In späteren Jahren äußerte er die Überzeugung, dass es „keine edlere und menschlichere Art des Musizierens gibt als den gemeinsamen A-cappella-Gesang“. In der Vielfältigkeit und dem Facettenreichtum seiner schöpferischen Auseinandersetzung mit dem Chorgesang, die sich über vier Jahrzehnte erstreckte, findet sowohl seine Forderung nach „maßgeschneiderten“ Werken ihren Widerhall wie auch jene Flexibilität und Wandlungsfähigkeit, die Hindemith an der menschlichen Stimme so schätzte.

Das 1947 entstandene viersätzige Werk „Apparebit Repentina Dies für Gemischten Chor und Blechinstrumente“ basiert auf einer anonymen mittelalterlichen Dichtung, die Elemente der Apokalypse aufgreift und inhaltliche Ähnlichkeiten mit der später enstandenen Sequenz „Dies irae“ besitzt. Der strahlend ausgeleuchtete Blechbläserklang von Mitgliedern des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart des SWR präsentiert sich hier in Bestform: kraftvoll etwa in der Fanfare, mit der der erste Satz eröffnet wird, hartnäckig in den präzisen Einwürfen in das Chor-Rezitativ des zweiten Satzes. In den polyfonen Passagen sind Bläser und Chor dynamisch vorzüglich aufeinander abgestimmt.

Noten

Die satztechnisch schlichten Six Chansons nach französischen Gedichten von Rainer Maria Rilke – komponiert 1939 für einen Laienchor in der Schweiz – erheben die Sänger durch ihre harmonische Präzision und die filigrane Dynamik zu kostbaren kleinen Preziosen. Subtil und liebevoll sind auch die unterschiedlichen Charaktere der Lieder nach alten Texten op. 33 herausgearbeitet.
Zu den anspruchsvollsten Werken in Hindemiths Schaffen überhaupt zählt die Messe für gemischten Chor a cappella, die er noch wenige Wochen vor seinem Tod im Dezember 1963 vollendete und mit dem Wiener Kammerchor uraufführen konnte. (Susanne Schaal-Gotthardt)

Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel“ war damals skeptisch:

Während die altmeisterliche Größe der Messe (für gemischten Chor a cappella) kaum Liebe, aber immerhin Respekt erweckt, verursachen die plakathaften Klischees des früheren Werkes – einer Vision vom Jüngsten Gericht (für Chor und Blechinstrumente) – schieres Unbehagen. Der Kontor und Musikwissenschaftler Clytus Gottwald und seine fabelhaft sicher intonierende Stuttgarter Schola Cantorum lassen die Brüche und Risse gleichwohl interessant erscheinen.(Der Spiegel, 26/1966 vom 19,06,1966)

Ich schrieb ja vorhin: Eine bewegende und beeindruckene Biographie … diese Aissae läßt sich leicht umwandeln:

Eine bewegende und beeindruckene Musik, die uns hier geboten wird … das setzt freilich einen unvoreigenommenen Hörer voraus.

Aufgenommen im Südwest-Tonstudio Stuttgart

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Besetzung:
Schola Cantorum Stuttgart (Chor)
Bläser-Ensemble des Südwestfunk-Orchesters, Baden-Baden unter der Leitung von Clytus Gottwald

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Titel:
01. Messe für Gemischten Chor A Capella (1963) 25.45
02. Apparebit Repentina Dies für Gemischten Chor und Blechinstrumente (1947) 21.18

Musik: Paul Hindemith

LabelB1

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Paul Hindemith11

Clytus Gottwald (* 25. November 1925 in Ober Salzbrunn, Provinz Niederschlesien; † 18. Januar 2023 in Ditzingen-Hirschlanden) war ein deutscher Komponist, Chorleiter und Musikwissenschaftler.

Clytus Gottwald wurde 1925 im niederschlesischen Ober Salzbrunn (später Bad Salzbrunn) geboren. Der Vater Norbert Gottwald war Rektor einer Schule, die 1933 von den Nationalsozialisten geschlossen wurde. Die Mutter, Bertha Gottwald, geb. Metze, entstammte einer Familie von Oder-Schiffern. Gottwald besuchte ab 1936 das Gymnasium in Striegau/Schlesien und wechselte 1940 an das neu gegründete Musische Gymnasium in Frankfurt am Main. Dort waren seine Lehrer Kurt Thomas (Chorleitung, Tonsatz), Wilhelm Isselmann (Violine) und Wilhelm Dürr (Gesang). 1944 wurde er zum Militär eingezogen, geriet aber schon im September dieses Jahres bei der Invasion in amerikanische Gefangenschaft, die er vorwiegend in den USA verbrachte und aus der er 1946 zurückkehrte.

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Noch im Jahr seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft trat Gottwald dem Chor von Radio Stuttgart, dem späteren Süddeutschen Rundfunk (SDR), bei. Er studierte Gesang bei Gerhard Hüsch in München. 1949 schrieb er sich an der Universität Tübingen ein, musste aber aus wirtschaftlichen Gründen das Studium nach einem Semester wieder aufgeben. 1954–1958 war er Assistent des französischen Chorleiters Marcel Couraud. 1954 nahm er das Universitätsstudium wechselweise in Tübingen und Frankfurt am Main wieder auf. Sein Hauptfach war Musikwissenschaft (Walter Gerstenberg, Friedrich Gennrich, Helmuth Osthoff). In den Nebenfächern studierte er Evangelische Theologie (Steck) und Soziologie (v. Wiese und Kaiserswaldau, Theodor W. Adorno). 1961 schloss er seine Studien mit der Promotion in Frankfurt am Main ab.

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Von 1958 bis 1970 war er Kantor an der evangelischen Pauluskirche in Stuttgart, 1960 bis 2004 Mitarbeiter der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit Hauptforschungsgebiet Musikpaläographie.

1960 gründete Gottwald die Schola Cantorum Stuttgart, zunächst mit dem Ziel der Aufführungen von Musik, über die er promoviert hatte, dann ab 1964 für Aufführung von Werken der Neuen Musik. Das Ensemble gastierte auf allen Festivals für Neue Musik von Edinburgh bis Jerusalem, von New York bis Moskau. Gottwald brachte es im Laufe seiner internationalen Karriere auf ca. achtzig Ur- und Erstaufführungen, unter anderem mit Werken von Pierre Boulez, Mauricio Kagel, György Ligeti, Krzysztof Penderecki, Helmut Lachenmann, Dieter Schnebel, Heinz Holliger, Brian Ferneyhough, Péter Eötvös, Hans Zender und John Cage. 1970–1974 berief Boulez Gottwald in die Planungskommission seines Pariser IRCAM.

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Er war als Gastdirigent europäischer Radiochöre, u. a. in Stockholm (Eric Ericson), Helsinki, Kopenhagen, Paris (Groupe vocal de France) und Radio della Svizzera Italiana Lugano, gefragt. 1969 wurde er leitender Redakteur für neue Musik bei SDR in Stuttgart (bis 1988). 1990 beendete die Schola Cantorum ihre Karriere mit einer Russland-Tournee.

Gottwald wandte sich danach einem neuen Tätigkeitsfeld zu, der Herstellung von Transkriptionen für Chor von Werken der Komponisten Alban Berg, Claude Debussy, Edvard Grieg, György Ligeti, Franz Liszt, Gustav Mahler, Maurice Ravel, Franz Schreker, Richard Strauss, Richard Wagner, Hugo Wolf u. a.

Gottwalds Hauptverleger sind der Carus-Verlag und die Universal Edition. Sein musikalischer Nachlass befindet sich in der Paul-Sacher-Stiftung Basel.

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Bully Buhlan – Die vier grossen Hits (1973)

FrontCover1Jetzt wird es wieder mal arg romantisch-sentimental:

Bully Buhlan (* 3. Februar 1924 als Hans-Joachim Buhlan in Berlin-Lichterfelde; † 7. November 1982 in Berlin-Zehlendorf) war ein deutscher Jazz- und Schlagersänger, Pianist, Schlagerkomponist und Schauspieler, der vor allem in der Nachkriegszeit und Anfang der 1950er Jahre große Erfolge feierte.

Buhlan begann während des Zweiten Weltkriegs ein Jurastudium, das er später abbrach. Nebenbei betätigte er sich als Pianist und trat mit seinen Swing-Darbietungen in so bekannten Lokalen wie dem Groschenkeller und im Café Leon auf. 1945 holte ihn der damalige Orchesterchef Michael Jary in das neu gegründete Radio Berlin Tanzorchester. Als Jary erkannte, dass Buhlan auch über sängerische Qualitäten verfügte, machte er ihn zum Frontsänger des Orchesters.

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Als 1947 in Berlin die neue Plattenfirma Amiga gegründet wurde, gehörte Bully Buhlan zu den ersten Interpreten, mit denen Schallplatten produziert wurden. Zu seinen bekanntesten Amiga-Titeln zählt der Chattanooga Choo Choo, den er zusammen mit Peter Rebhuhn unter dem Titel ‚Kötzschenbroda-Express‘ aufgenommen hatte. Nach acht veröffentlichten Singles verließ Buhlan die von der sowjetischen Besatzungsmacht kontrollierte Amiga und wechselte 1948 zur Plattenfirma Odeon im Westen Berlins, wo drei Singles produziert wurden, unter anderem mit dem Titel Gib mir einen Kuß durchs Telefon. Es folgten 1949 drei weitere Singles bei Telefunken. Noch im selben Jahr schloss damals Deutschlands größte Plattenfirma Polydor einen langfristigen Vertrag mit dem Berliner Sänger ab. In den ersten Jahren entstanden die für Buhlan typischen Lieder Ich hab’ mich so an dich gewöhnt oder Ham‘ se nich‘ ’ne Braut für mich. Als Ende 1953 in Deutschland die ersten Musikcharts veröffentlicht wurden, gehörte Buhlan früh zu den bewerteten Interpreten. Mit dem Titel Angelika wurde er im Frühjahr 1954 auf Platz 21 notiert. Zuvor hatte er in der Filmbranche ebenfalls einen Erfolg zu feiern, als er in dem 1953 erschienenen Film Das singende Hotel eine der Hauptrollen übertragen bekam. Insgesamt trat Bully Buhlan in mehr als 30 Kino- und Fernsehproduktionen auf.

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Im Schallplattengeschäft wurde ihm von Polydor für mehrere Schallplatten die Sängerin Rita Paul als Duettpartnerin zur Seite gestellt, mit der er vier Schallplatten besang. Eine weitere Duett-Partnerin war Mona Baptiste, ihr gemeinsames Lied Es liegt was in der Luft erreichte in den Automatenmarkt-Charts 1954 Platz zwei – der größte Plattenerfolg für Buhlan, der sich bis 1956 insgesamt fünfmal in den Hitlisten platzieren konnte. Beim Berliner Publikum machte er sich besonders mit seinen Berlin-bezogenen Liedern beliebt, wie z. B. Ich hab‘ noch einen Koffer in Berlin (1951), Ja der Kurfürstendamm (1961) oder Das Lied von der Krummen Lanke (1961). In den 1960er Jahren arbeitete Buhlan mehrfach mit dem West-Berliner Sender RIAS zusammen, der ebenfalls mit ihm mehrere Gesangstitel produzierte, die aber zunächst nicht auf Schallplatte erschienen (z. B. Wer mal am Kurfürstendamm seinen Kaffee trank, Auf meinem Konto steht das Komma zu weit links).

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Zu dieser Zeit war Buhlans Popularität außerhalb Berlins bereits gesunken, sein Plattenabsatz stagnierte. Schon 1962 hatte Polydor das Interesse an dem fast 40-Jährigen verloren, der das junge Publikum nicht mehr anzog. Ein kurzes Intermezzo bei der Plattenfirma Philips mit nur einer Plattenveröffentlichung (Polly-Wolly-Holiday) brachte keine Kehrtwende, anschließend wurden mit Buhlan keine Schallplatten mehr produziert. Lediglich das Fernsehen verschaffte ihm noch bis Anfang der 1970er Jahre deutschlandweite Auftritte. Als zum Ende des Jahrzehnts die Oldiewelle Auftrieb erhielt, versuchte Bully Buhlan ein Comeback. Nach seinem Auftritt in der Fernsehproduktion Ein kleines Glück auf allen Wegen (1980) plante er eine Tournee durch Deutschland mit Bibi Johns und seiner früheren Duettpartnerin Mona Baptiste. Sein plötzlicher Tod am 7. November 1982 nach einem Herzinfarkt ließ die Pläne platzen. Auf dem Berliner Waldfriedhof Dahlem fand er seine letzte Ruhestätte. Sein Grab ist seit November 2018 als Ehrengrab der Stadt Berlin gewidmet. (wikipedia)

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Und hier vier Schmalz- und Schmachtfetzen und bei dieser samtenen Stimme kann man sich schon vortellen, dass er die holde Weiblichkeit damals begeistern konnte.

Klar, der Koffer in Berlin … besonders rührend ist dieser Leierkastenmann mit der kleinen Bäckerei auf der Hausnummer 3.

Der Text zu „Ich hab mich so an dich gewöhnt“ ist freilich alles andere als ein Kompliment für langlebige Beziehungen …

Diese Doppel-Single stammt aus der Polydor Reihe „Die vier grossen Hits“.

BackCover1

Besetzung:
Bully Buhlan (vocals)
+
diverse Orchester

Booklet1

Titel:
01. Ich hab noch einen Koffer in Berlin (Siegel/v.Pinelli) 3.15
02. Ich möcht‘ auf deiner Hochzeit tanzen (Jary/Balz) 2.31
03. Lieber Leierkastenmann (Kollo) 3.28
04. Ich hab mich so an dich gewöhnt (Gaze/Rotter) 3.07

LabelD1

  • (demnächst)
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Büdi (Siebert) und Gumbls – Hmm … (1983)

FrontCover1Für mich ist er einer der interessanten New Age Musiker Deutschlands:

Büdi Siebert (eigentlich Jörg-Peter Siebert; * 24. März) ist ein deutscher Multiinstrumentalist, Musiker, Komponist, Musikproduzent und Musiklehrer. Er spielt Saxophon, Klarinette, Querflöte, Bambusflöte, Marimba, Guzheng, Percussion, Keyboard und Gitarre.

Er begann als Autodidakt mit Gitarre und lernte Querflöte und Saxophon, um bei der Gruppe Puppenhaus mitzuspielen. Die Gruppe gab Konzerte meist im süddeutschen Raum und war eine der wenigen „Musikkommunen“ Anfang der 1970er Jahre. Dann studierte er Querflöte an der Musikhochschule in Stuttgart, nahm Saxophonunterricht bei Bernd Konrad und spielte in der Hochschulbigband unter Erwin Lehn. Ende der 1970er spielte er mit Anne Haigis bei der Gruppe Re, komponierte zusammen mit Thomas Rabenschlag die Brokdorfer Kantate.

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Siebert arbeitete für das Kölner Eigelstein-Label, wo er unter anderem auf der ersten BAP-LP Wolfgang Niedecken’s BAP rockt andere kölsche Leeder (1979) als Gastmusiker Querflöte und Saxophon spielte. Auch auf der zweiten LP von BAP, „Affjetaut“ (1980), spielte Siebert Saxophon. Diese produzierte er auch; damit hatte er Anteil an der ersten Goldenen Schallplatte der Band. Mit Thomas Rabenschlag, Albert Mayer-Mikosch und Horst Götz nahm er als Kernbeiser ein Programm mit Texten von Peter Paul Zahl für Eigelstein auf. Mit diesen Musikern sowie Wolfgang Dauner, Bernd Konrad, Martin Schrack, Ringo Hirth und Anne Haigis spielte er in der Gruppe Herrgottsax. Das Album Selbold Selergesichts sündige Saxophone (1981) war eine Mischung aus eigenständigem Jazz, Jazzrock, mit humorvollen Einlagen über die Musikszene und wurde Platte des Monats bei Stereoplay.

Unter dem Namen Poesie und Musik vertonte er mit René Bardet und Joe Koinzer Texte von nordamerikanischen Medizinmännern und Häuptlingen; es erschienen das Studioalbum Vielleicht weil ich ein Wilder bin … (1982) und die Aufnahme eines Konzerts in Bern Alles ist rund (1983) – beide ausgezeichnet mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik. Zusammen mit Joe Koinzer spielte er 1988 als Gast bei der Abschiedstournee von Cochise und ist auf dem drei Jahre zuvor erschienenen Live-Album der Band zu hören.

Ralf Illenberger & Büdi Siebert:
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Zwischen 1983 und 1985 ging er mit Andreas Vollenweider auf Europa- und US-Tournee. Er wirkte mit bei dem Album White Winds. 1984 erschien sein Album HMMH als erstes Ergebnis seiner Begeisterung für die Musik der Völker der Welt. Mit einer Mischung von ethnischen und westlichen Musikstilen absolvierte er zwei Tourneen in Deutschland und gestaltete einen Beitrag beim Stuttgarter Jazzfestival 1986 mit dem Titel Gemeinsame Sache. 1985 begann eine Zusammenarbeit mit Ralf Illenberger, die bis 2004 andauerte. Vier Tourneen in Deutschland, eine USA-Tournee, drei gemeinsame Alben mit der Gruppe Circle sowie hunderte von Duo-Konzerten und ein gemeinsames Album sowie Beiträge für Sampler des amerikanischen Labels Narada waren das Ergebnis dieser Zusammenarbeit. Er begann in den 80er Jahren Musik für Film und TV zu komponieren (über 100 Filme), unter anderem für zwei Tatort-Folgen. Ende der 80er Jahre entstanden zwei Solo-CDs, Bridges und Wild Earth.

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In den 1990ern zog er sich aus dem Musikbusiness etwas zurück, nahm in der Cheopspyramide eine Solo-CD auf, gründete ein eigenes Label, Araucaria, und komponierte. So entstanden CDs mit Projekten für Energiearbeit, Qigong, zum Medizinrad der Naturvölker, über den tibetischen Buddhismus oder zu Liedern eines der letzten Naturvölker Indiens. Er beschäftigte sich mit Natur- und Energieprojekten, zog wieder aufs Land, um mit Gleichgesinnten ein Haus und Land zu kaufen. Dort wurden Möglichkeiten entwickelt, in Harmonie mit der Erde und ihren Lebewesen auch in einer modernen Gesellschaft zu leben. Seitdem arbeitet er zurückgezogen an Projekten zur Steigerung der Lebensenergie und bei RA International in Seminaren. Einige seiner Alben sind bei Real Music in San Francisco veröffentlicht.

Zwischen 1998 und 2003 arbeitete er als Dozent für Filmmusik an der Filmakademie in Ludwigsburg. Er komponierte 1998 die Ballettmusik zum Deutschen Marketingpreis der Firma Kärcher, für die EXPO 2000-Musik für den Themenpavillon. Seit 2003 spielt er mit dem Pianisten Matthias Frey im Duo und bei internationalen Musikprojekten. 2009 wirkte er mit bei einem Konzert in der Oper Kairo, in der erstmals christliche und muslimische Sänger und Musiker gemeinsam auftraten. Mit der tibetischen Sängerin Yungchen Lhamo trat er bei einem Konzert für den Dalai Lama in Frankfurt auf. (wikipedia)

Ähm …
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Hier eines seiner frühen Werke und schon auf dieser LP deutet sich natürlich seine weitere Entwicklung an.

New-Age-Platten sollten nicht so lustig klingen (oder aussehen!) wie Büdi Sieberts Hmm…, aber ich wette, niemand hat Büdi jemals gefragt, wo seine Platten einzuordnen sind. Wenn ich ihn mit jemandem vergleichen könnte, dann wäre es wohl Don Cherry, ein ähnlicher Künstler, der keinen besonderen Stil, aber einen großartigen Musikgeschmack hat. Büdi bewegt sich auf der Grenze zwischen Krautrock, New Age, Ethno-Jazz, Ambient, Weltmusik und Neofolk. Sein musikalischer Stil ist viel zu breit gefächert, um jemals an einem Ort oder in einer Stimmung zu bleiben, bevor er zu einer anderen faszinierenden Idee weiterzieht. Das ist der Grund dafür, dass dieses positiv verschobene Werk perfekt zum brillanten Original-Albumcover passt, was den musikalischen Ton angeht. Das ist der Schlüssel zu dem, was sein Solodebüt Hmm… auch zum Höhepunkt seiner Karriere macht. Losgelöst von jeglichen Erwartungen hat sich Büdi in Hmm… einfach ausgetobt und durch schiere Transpiration Perlen der Inspiration gefunden.

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Büdi Siebert ist ein meisterhafter Multi-Instrumentalist, der bereits unzählige deutsche Art-Rock-, Jazz- und New-Wave-Bands begleitet hat. Bevor er dieses Album aufnahm, spielte er mit der Gruppe Herrgottsax unklassifizierbare Jazzmusik ein. Ich sage unkategorisierbar, weil Seibold Seiergeschichts Sündige Saxofone mit seiner wundersamen Mischung aus Umweltmusik, Tonbandschleifen, kosmischer Disco und Ethno-Jazz seiner Zeit weit voraus war. Für seine Solokarriere hätte er sich entscheiden können, mehr in diese Richtung zu gehen, aber stattdessen entschied er sich, diesen Sound in eine wahnsinnig fröhliche Idee zu verwandeln. So komplex und experimentell „Hmm…“ auch sein mag, so ist es doch auch eine Musik, die man sofort wiedererkennt und die eine logische Entwicklung in seiner musikalischen Entwicklung darstellt.

Eine Crew erfahrener Jazz-Musiker zu engagieren, bedeutet nicht, dass man überheblich sein muss. Für Büdi schien es, dass er dieses bisschen Geschick brauchte, um seinem enormen visionären Umfang gerecht zu werden. Mit der Aufgabe, „Marimba, Steel Drums, Charango, Bassklarinette, Rassel, Basstrommel, Talking Drum, Triangel, Angklung, Flöte [Bambus], Synthesizer [Oberheim-Bass]“ zu arrangieren und zu spielen, waren die ausgesuchten Teile, die für den Rest übrig blieben, keine unzusammenhängenden Reste, sondern fleischige Teile, die einer wandernden Muse Kohärenz verliehen.

MC2A

Der erste Track „Hmm… Tanz der Körperlinge“ stellt die Weichen für das gesamte Album. Dieser wortwörtliche „Tanz der Körperlinge“ ist ein Wechselspiel zwischen mehrspurigen, überspielten Gesangsgeräuschen, Hand-/Knie-(?)klatschen und Gesang, der einer funkelnden, unplatzierbaren Weltmusik Platz macht, die aus dem Nichts hereinbricht, mit einem Sound, der dem ECM-Jazz ebenso verpflichtet ist wie dem Folk der Alten Welt. Ein weiteres Highlight „Pienes Tanz“ verbindet lateinamerikanische Musikmotive mit östlicher Drone-Musik auf eine Art und Weise, die an die schönsten Teile von Hermeto Pascoals ebenso herausforderndem wie fesselndem brasilianischen Jazz erinnert. Die Fahrt geht weiter bis zum Ende der A-Seite mit inspirierten Neuinterpretationen gälischer oder Marschmusik (hören Sie sich „Wenn erst die grauen Panther tanzen“ an), herrlich schwebenden Schilfrohr- und Marimba-geführten Instrumentenballaden von „Schmerz laß nach“, die im Vergleich zu den anderen Stücken des Albums geradezu immens klingen und zur bleiernen Dichte des klassischen, amerikanischen Minimalismus geradezu immens klingt.

Kolbe Illenberger

Die B-Seite hingegen enthält wahrhaft vergessene Wunder der frühen Ambient-Musik wie das rein akustische und von Rohrblattinstrumenten getragene „Was ist die Zeit“, das anders klingt als jedes deutsche Cosmiche oder Proto-Ambient, das man leicht ausfindig machen kann. Vielleicht ist es in dieser Musik, in Ton und Klang, dass ihr nächster Cousin die japanische New-Age-Musik mit ihrer ähnlichen Betonung auf sauberer, klarer melodischer Schwerelosigkeit und Grübelei ist. „Lied über eine Liebe“ hat seinen eigenen intimen Charme und gehört zur Klasse der neoklassischen Bands der zweiten Generation, die spirituelle Motive mit einer klanglich-meditativen Atmosphäre verbinden. Ein weiteres Highlight, die wunderschöne Pastorale „Noch leben die Wälder“, nähert sich mit allen möglichen menschlichen Mitteln dem wahren, lebensnahen Naturalismus an, indem sie die Atmosphäre, das Gewicht und die Größe zeitlicher Geräusche (Vogelgezwitscher, Baumrauschen, rieselndes Wasser usw.) klanglich wiedergibt – in einem Lied -, das einen Weg findet, einfach zu einem Wesenskern zu gelangen. Es ist diese zweite Hälfte des Albums, in der Büdi den Bogen spannt und kurz, ich wage es zu sagen, das Mystische berührt. (Diego Olivas)

Genug der Worte … anhören !

BackCover1

Besetzung:
Witecka Friedemann (guitar bei 07.)
Ralph Illenberger (lyre bei 01. + 09., guitar bei 07.)
Jo Koinzer (percussion bei 01., 03., 08. . gong bei 05., marimba bei 06.)
Martin Kolbe (guitar bei 01, 07. + 09.,  bass bei 01., 05., 07. + 09., percussion bei 07.)
Bernd Konrad (clarinet bei 04.)
Wolfgang Lauer (bass bei 03., 04., 06.)
Thomas „Atze“ Rabenschlag (piano bei 03., 04., 05. + 09., marimba bei 06.)
Büdi Siebert (synthesizer, percussion, saxophone, flute, clarinet, steel drums, guitar vocals)
Wolf Stryi (clarinet bei 01., 07., 98., saxophone bei 08.)
Johannes Wohlleben (vocals bei 01.)

Inlets
Titel:
01. Hmm – Tanz der Körperlinge (Siebert/Kolbe/Illenberger) 4.24
02. He Janusch (Du Stinkbeutel) (Siebert) 3.15
03. Pienes Tanz (Siebert/Koinzer/Rabenschlag/Lauer) 5.15
04. Wenn erst die grauen Panther tanzen (Siebert) 3.31
05. Schmerz lass nach (Siebert) 9.03
06. Was ist die Zeit (Siebert/Koinzer/Rabenschlag) 5.50
07. Lied über eine Liebe (Siebert) 7.23
08. Noch leben die Wälder (Siebert) 5.40
09. Alles im Fluß (Siebert/Kolbe/Illenberger/Rabenschlag) 6.54

LabelB1

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Eela Craig – Missa Universalis (1978)

LPFrontCover1Der Name ist erstmal ein wenig rätselhaft, aber immerhin hat es diese Band geschafft, einen Labelvertrag bei den legendären Vertigo Records zu bekommen:

Eela Craig war eine österreichische Rockband, die zu Beginn der 1970er Jahre progressive Rockmusik mit Jazz, Klassik, elektronischer Musik und auf einer LP auch christlichen Texten verband. Der Bandname ist ohne jede weitere Bedeutung.

Die Gruppe wurde 1970 in Linz gegründet. Im Sommer 1971 wurde die erste Langspielplatte Eela Craig in einer Auflage von 1.500 Stück eingespielt, die unter den Kritikern zu Vergleichen mit etablierteren Bands wie Emerson, Lake & Palmer, King Crimson, Gentle Giant oder Colosseum führte. 1972 spielte die Band mit dem Zürcher Kammerorchester bei einigen gemeinsamen Auftritten, was dazu führte, dass anschließend mehrere Auftritte in renommierten Opernhäusern Italiens, Deutschlands und Österreichs folgten, was für eine Rockgruppe zu dieser Zeit absolut ungewöhnlich war.

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1975 wurde ein Vertrag bei Virgin Records unterzeichnet, und im Verlauf der nächsten Jahre entstanden weitere Singles und Alben, woraus besonders das christliche Konzeptalbum Missa Universalis von 1978 hervorragt. Dabei handelt es sich um die musikalische Umsetzung eines Hochamtes (Feier der Heiligen Messe), das alle vorgeschriebenen Einheitstexte in lateinischer, deutscher, englischer und französischer Sprache umfasst. Die Kompositionen ähneln den Werken von Anton Bruckner; musikalisch kommen alle Elemente der Rockmusik und der elektronischen Musik zum Einsatz. Die Uraufführung dieses Werkes erfolgte auf dem Brucknerfest der Stadt Linz und rief ein überwältigendes, positives Medienecho hervor.

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Zwischen 1982 und 1986 war von der Gruppe nichts zu hören, gleichwohl produzierten Bognermayr und Zuschrader unter dem Namen Bognermayr/Zuschrader auf dem bereits 1980 von Bognermayr gegründeten New-Age-Label Erdenklang weitere Alben mit teils ebenfalls christlichen Inhalten. 1987 erschienen unter dem Namen Eela Craig dann drei Singles, die eher der zeitgemäßen Popmusik zuzuordnen sind. Im Jahr 1988 erschien das bislang letzte Album Hit or Miss.

Am 17. November 1995 traf sich die Gruppe zu einem einmaligen Liveauftritt in Linz. Gleichzeitig veröffentlichte Hubert Bognermayr eine Zusammenstellung unter dem Titel Symphonic Rock. Zum 50-jährigen Gründungsjubiläum haben noch aktive Gründungsmitglieder am 5. März 2020 zusammen mit dem Brucknerorchester „Missa Universalis“ wiederum im Brucknerhaus aufgeführt. (wikipedia)

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Hier ihr drittes Album:

Wie man am Titel unschwer erkennt, handelt es sich hier um eine Rock-Messe. Bei dem Begriff „Rock-Messe“ denkt mancher vielleicht an fromme Lieder zu Schrammelgitarren, wie sie samstags in deutschen Fußgängerzonen von adrett gekleideten Damen und Herren dargebracht werden – aber mit dieser Art christlicher Musik habe Eela Craig nichts am Hut. Das zeigt schon ein Blick auf das Plattencover, wo die Musiker selbstbewusst vor der Silhouette Anton Bruckners posieren.

Das einleitende „Kyrie“ gehört zu den besten Stücken im Repertoire von Eela Craig. Nach dem mächtigen Auftakt besteht es praktisch nur aus sanften elektronischen Klangflächen, erst für die letzten zwei Minuten brechen unvermittelt E-Gitarren und Schlagzeug ein. Auch sonst dominieren vielfältige Keyboardklänge die Musik. Titel wie „Gloria“ und „Credo“ zeigen dabei, dass der Einsatz von drei Keyboardern nicht notwendigerweise bombastische Musik zur Folge hat. In Stücken wie „Sanctus“, das auf Bruckner-Motiven aufgebaut ist, und dem abschließenden, jubilierenden „Amen“ zeigt sich allerdings schon ein deutlicher Hang zu symphonischen Klängen.

Konzertprogrammheft

In den Stücken werden liturgische Texte verwendet, die abwechselnd in lateinischer, deutscher, englischer und französischer Sprache gesungen werden, wobei sich Sänger Wil Orthofer manchmal in arg luftige Höhen aufschwingt.
Insgesamt steht „Missa Universalis“ seinen Vorgängern in nichts nach, was man vom zwei Jahre später erschienenen „Virgin Oiland“ leider nicht mehr behaupten kann. (Jochen Rindfrey)

Ticket

„Kyrie Eleison! Herr, erbarme dich unser! God have mercy! Seignieur prends pitie!“

Mit diesem christlichen Bittruf und liturgischen Bestandteil eines Gottesdienstes wird das Album „Missa Universalis“ in Form des 11:50 Minuten langen Eröffnungstracks „Kyrie“ eingeleitet. Eine andächtige Elektronik verbindet sich hier mit hingebungsvoll vorgetragenen Gesangseinlagen und leitet einen spirituellen Symphonic-Rock ein. Das „Gloria“ als ein weiterer Bestandteil der Liturgie einer christlichen Messe wird im zarten Pathos von Eela Craig in wiederum mehrsprachig vorgetragenen Gesangslinien vorgetragen. Wer befürchtet, dass die Grenze zum schwülstigen Pomp tangiert wird, dem sei gesagt, dass diese im weiteren Verlauf sogar weit überschritten wird.

Im „Credo“ begibt sich die Band immer mehr gleichsam auf ein Terrain des in dieser Intensität vor und nachher niemals in solcher Andacht exerzierten Sympho-Elektronik-Bombasts. So, als ob es das Ansinnen der Band war, im Jahr 1978 die Grenzen zwischen säkulärer sowie kirchlicher Musik zu sprengen und hierbei eine epochale Wegmarke zu setzen. Mit Anton Bruckner hatte die Band ein großes Vorbild aus der klassischen Musik. Es hat den Anschein, dass sich die Band eindeutig zum Ziel gesetzt hatte, im episch-arrangierten Rocksound der geneigten Hörerschaft einen denkwürdigen Wohlklang zu bereiten. Im das Album abschließenden „Amen“ findet „Missa Universalis“ sein weihevolles Finale. Ein festlicher Synthie-Überschwang in orchestralem Prunk, der seinesgleichen sucht. Eela Craig klingen hier so positiv überambitioniert und pompös, als ob ELP eine bescheidene Folk-Band Band war und Keith Emerson ein introvertierter Vertreter der Singer-Songwriter-Bewegung.

Konzertbesprechung, Spandauer Volksblatt:

Konzertbesprechng Spandauer Volksblatt Berlin

Die LP erfuhr 1978 im Rahmen des Brucknerfests in Linz ihre Uraufführung. Zuletzt gab es am 05.03.2020 anlässlich des 50-jährigen Bestehens von Eela Craig ein ausverkauftes Konzert zusammen mit dem Bruckner Orchester Linz. Thomas Mandel schuf für diesen Abend eine exklusive Orchesterfassung. Als Veranstaltungsort diente das für seine perfekte Akustik bekannte Brucknerhaus. Ein wiederum ebenbürtiges Ambiente für ein denkwürdiges Album, das jenseits von von christlich-missionarischem Eifer eine symphonisch-meditative Spiritualität entfaltet. (Horst Straske)

Keine Frage, ein wirklich ambitioniertes Album, wenngleich mich das Nacheifern einer christlichen Messe schon ein wenig irritiert, aber das hat natürlich etwas mit meiner gewaltigen Skepsis gegenüber der Institution Kirche zu tun.

Davon abgesehen ist das Album musikalisch auf jeden Fall ein Gewinn !

LPBackCover1

Besetzung:
Hubert Bognermayr (keyboards, vocals, electronics)
Gerhard Englisch (bass, keyboards)
Frank Hueber (drums)
Wil Orthofer (vocals)
Fritz Riedelberger (guitar, vocals)
Hubert Schnauer (keyboards, flute)
Harald Zuschrader (keyboards, guitar, electronics)
+
Walter Karlberger (lyrics)

LPBooklet

Titel:
01. Kyrie (Bognermayr/Orthofer/Schnauer/Karlberger) 12.06
02. Gloria (Englisch/Orthofer/Karlberger) 6.04
03. Credo Part I + Part II (Zuschrader/Orthofer/Bognermayr/Karlberger) 8.07
04. Sanctus (Bruckner/Riedelberger/Schnauer/Karlberger) 8.53
05. Agnus Dei (Schnauer/Orthofer/Karlberger) 5.26
06. Amen (Englisch/Zuschrader) 2.02

LabelB2

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Liner Notes2

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Verschiedene Interpreten – Das waren noch Zeiten – 1000 Takte Tonfilm (1966)

FrontCover1Jetzt mal einemusikalische Revue aus der Nachkriegszeit.

Basis für dieses Album sind die Kompositionen des Lotar Olias:

Lotar Olias (* 23. Dezember 1913 in Königsberg in Preußen; † 21. Oktober 1990 in Hamburg) war ein deutscher Komponist und Textdichter der 1930er bis 1960er Jahre, der oft in Partnerschaft mit den Textdichtern Peter Moesser, Günter Loose, Max Colpet sowie Fritz Graßhoff zusammenarbeitete.

Olias besuchte das Klindworth-Scharwenka-Konservatorium in Berlin, wo Moritz Mayer-Mahr und Institutsleiter Robert Robitschek seine Lehrer waren. Bereits zu dieser Zeit komponierte er Chansons für Sänger wie Max Hansen und Lucienne Boyer. Er verfasste dann Revuen für den Berliner Wintergarten und Hamburgs Planten un Blomen. 1937 schrieb er für einige Kurzfilme seine ersten Filmmusiken.

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Olias war seit dem 21. November 1932 Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer 1.478.935) und wurde NSDAP-Kulturwart der Ortsgruppe Wartburgplatz in Berlin. Für die nationalsozialistischen Machthaber schrieb er in den 1930er Jahren mehrere Titel nationalsozialistischen Inhalts. Hierzu gehören unter anderem der SA-Totenmarsch, Braun und grau und der Amtswaltermarsch (Textauszug hieraus: „Gott segne unser’n Führer und das Werk seiner Tat. Daß er uns allzeit schütze vor Juda und Verrat.“). Trotzdem gehörte Olias nicht zu den Haus- und Hofkomponisten der NS-Führung. Im Zweiten Weltkrieg war Olias Leiter des Fronttheaters Der Knobelbecher.[2] 1941 komponierte er zwei Durchhaltelieder: Wann ist Frieden in Berlin und Einmal geht der große Krieg zu Ende, die auf Schallplatte eingespielt wurden und in denen er den Gesangspart übernahm.

Während einer Drehpause zu „Freddy, die Gitarre und das Meer“ (1959) trafen sich Louis Armstrong, der Komponist des Films Lotar Olias und Freddy Quinn (v.l.n.r.) in der UFA-Kantine:
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1939 kehrte Olias nach Hamburg zurück. Nach Kriegsende beteiligte er sich 1945 an der Gründung des Hamburger literarischen Kabaretts „Bonbonnière“, für das er komponierte und textete. Da er keine größeren Aufträge erhielt, musste er sich jahrelang zusätzlich mit Rummelplatz-Jobs, als Musiker auf Hochzeiten und als Modenschau-Präsentator über Wasser halten.

1949 gelang ihm dann der Durchbruch zum gefragten Schlager- und Filmmusikkomponisten. Er schrieb neben Schlagern und Musicals Filmmusiken zu über 40 Filmen der 1950er und 1960er Jahre. Besonders die von Freddy Quinn gesungenen Titel wurden zu großen Publikumserfolgen und gelten heute als Evergreens. Olias komponierte bis 1964 auch regelmäßig die Musik zu den Filmen, in denen Quinn als Hauptdarsteller zu sehen war. Mit So geht das jede Nacht trat Freddy Quinn beim Grand Prix Eurovision de la Chanson 1956 in Lugano an.

Lotar Olias starb 1990 an den Folgen von schweren Durchblutungsstörungen. Olias ruht auf dem Friedhof Ohlsdorf.

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Man kann diese Revue natürlich als durchaus amüsant empfinden, auch die „launig-charmante“ Moderation könnte einem heiter stimmen ..

… aber mir wird aufgrund der widerlichen Biographie von Olias nur speiübel … deshalb bin ich froh, dass diese LP  jetzt nicht mehr auf den Plattenteller kommt.

BackCover1

Titel:

01. 1000 Takte Tonfilm (Teil 1) (22.46):
01.01. Filmorchester: Wochenschaumarsch (Olias) 1.11
01.02. Hans Richter: Mister Moneymaker (Olias) 1.44
01.03. Grethe Weiser: Denn in der Nacht (Olias/Büsing) 1.42
01.04. Filmorchester: Walzer der Nacht (Olias) 1.12
01.05. Lotar Olias & Kurt Schwabach): Wenn ich wieder auf die Welt komm (Olias/Schwabach)  0:55
01.06. Peter Cornehlsen: Wenn ich wieder auf die Welt komm (Olias/Schwabach) 1:38
01.07. Heinz Rühmann: Das kann jedem passieren (Olias/Schwabach) 0.54
01.07. Theo Lingen: Diesen Tango tanz ich nur mit dir (Olias/Schwabach) 1.30
01.08. Sonja Ziemann: Komm, geh mit mir gemeinsam (Olias/Schwabach) 1.45
01.09. Fita Benkhoff: Ich möchte mal (Olias/Schwabach) 1.42
01.10. Paul Hörbiger: Ode an die Regierung (Olias/Hachfeld) 1.43
01.11. Maria Mucke & Heinz Woezel: Du bist die Liebe (Olias/Schwabach) 1.43
01.12. Großer Filmchor: Wenn die Männer wüßten (Olias/Schwabach) 1.10

02. 1000 Takte Tonfilm (Teil 2) (18.12):
02.01. Liselotte Malkowsky: Tausend und eine Nacht (Olias/Schwabach) 1.45
02.02. Hubert von Meyerinck: Aladin (Olias/Schwabach) 1.44
02.03. Alexander Hunzinger: Ich geh so gern ins Kino (Olias) 1.39
02.04. Marika Rökk: Charleston Boy (Olias/Schwabach) 1.23
02.05. Maria Mucke & Heinz Woezel: Wir schaukeln uns ganz sachte durch das Leben (Olias/Schwabach) 1:43
02.06. Curd Jürgens: Hühner-Boogie (Olias/Schwabach) 1.31
02.07. Hans Moser: Wenn ich die Wolkenkratzer sehe (Olias/Schwabach) 1.42
02.08. Gisela Schlüter: Ich kann mir nicht helfen, ich finde mich schön (Olias/Pflanzer) 1.43
02.09. Hazy Osterwald Sextett: Pst, pst, hinter ihnen steht einer (Olias/Schwabach)  1.10
02.10. Greta Keller: Gottes Kinder (Olias/Schwabach) 1.40
02.11. Hazy Osterwald Sextett: Du bist der Traum meiner schlaflosen Nächte (Olias/Schwabach) 0.41
02.12. Lonny Kellner: Du, Du, Du (Olias/Rothenburg) 1,30
02.13. Film-Chor– Finale: Tausend und eine Nacht (Olias/Schwabach) 0.35

LabelB1

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Das Album wurde 1968 dann nochmals veröffentlicht:
Re-Issue 1968

Verschiedene Interpreten – Der Stereo Plattenteller mit Helga Bayertz (Radiomitschnitt) (1969)

FrontCover1Und mal wieder so ein alter Radiomitschnitt … diesmal aus dem Jahr 1969.

Diese damals regelmässig ausgestrahlte Radiosendung hieß „Der Stereo Plattenspieler“ und das waren dann diese Sendungen, wo man (eher frau in diesem Falle) die Aufnahmefunktion des Radio/Cassetten-Recorders drückte und inständig hoffte das der Moderator/die Moderatorin nicht in die Musik reinquatschte.

Die Moderatorin hieß in diesem Fall Helga Bayertz

Helga Bayertz (* 24. September 1942 in Berlin-Wilmersdorf) ist eine deutsche Moderatorin und Sprecherin.

Nach dem Abitur erlernte Helga Bayertz den Beruf der Fremdsprachenkorrespondentin. Da ihr Weg sie im März 1963 zum Sender Freies Berlin führte, absolvierte sie neben ihrer freien Fernsehansager-Tätigkeit eine Sprech- und Schauspielausbildung.

Helga Bayertz01

Später moderierte sie eigene Musiksendungen im Hörfunk (so ab 1969 jeden Sonntag die beliebte Wunschsendung Der Stereo – Plattenteller sowie Evergreens International) und Fernsehen und war auch als Nachrichtensprecherin in der Berliner Abendschau zu sehen.

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Seit den 1990er Jahren ist sie in öffentlichen Verkehrsmitteln als Ansagestimme präsent:

In Berlin sprach sie bis Dezember 2020 die Ansagen in allen Bussen, in der U-Bahn sowie auch in der Straßenbahn. Sie wurde durch Philippa Jarke ersetzt.

Bundesweit war ihre Stimme in den Städten Frankfurt (Oder), Hagen, Nürnberg, Münster und Potsdam zu hören. In den S-Bahnen von Hannover konnte man sie jeweils auf den Strecken zum Flughafen auf Deutsch und Englisch hören, wobei sie auch in den anderen S-Bahn-Linien die Bahnhöfe angesagt hatte. Darüber hinaus ist sie die Ansagestimme auf dem Bahnhof Frankfurt am Main Flughafen Fernbahnhof (Abfahrtsansagen) sowie an den Bahnsteigen der SkyLine des Flughafens Frankfurt. Bei der S-Bahn München wurde Helga Bayertz zum Fahrplanwechsel im Dezember 2009 von der Sprecherin Regina Wallner und dem Engländer Graham Baxter abgelöst.

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Im Regionalverkehr der Privatunternehmen spricht sie die Haltestellen der Eurobahn (außer Baureihe 428), Hessischen Landesbahn (ausgenommen in den Fahrzeugen des Typs VT 2E), cantus Verkehrsgesellschaft, Ostseeland Verkehr, Usedomer Bäderbahn, Westfalenbahn, der Länderbahn, der Städtebahn Sachsen, der Bodensee-Oberschwaben-Bahn und in den HzL-Zügen des Ringzugs sowie früher bei der Erzgebirgsbahn. (wikipedia)

Helga Bayertz04

Hm… also ich kann mir nicht helfen … diese Biographie weist schon ein wenig auf „biographische Brüche“ hin.

Diese Sendung war ja eine der damals sehr beliebten „Wunschsendungen“ und nun ja … ähm … iese damaligen Wünsche wären auch damals nicht meine Wünsche gewesen.

Ein Schmacht und Schmuse-Fetzen nach dem anderen … wobei neben all den bekannten Namen auch Eintagsfliegen wie Gabi Berger, Anne-Lena, Anita Lindblom und Kirsti Sparboe zu hören sind.

Am besten gefallen mir dann noch die Big Band Instrumentalnummern von Kai Warner und Werner Müller.

Aber dieser Mitschnitt zeigt dann doch auch, was in der damaligen Schlagerszene so alles begehrt war. Von daher wieder mal ein Beitrag für alle Nostalgiker oder die, die es werden wollen.

Und nein, Helga Bayertz hat nicht dazwichen gequatscht !

SinglePack1

Besetzung:
Helga Bayertz (Sprecherin)

Schallplattenteller

Titel:
01. Der Stereo – Plattenteller 52.22
01.01. Kai Warner: The Sheik Of Araby (Wheeler/Snyder/Smith)
01.02. Rita Pavone: Arrivederci Hans (Buschor/Mayer)
01.03. Heintje: Guter Mond, du gehst so stille (Traditional/Kaleta/Jorge/Hausmann)
01.04. Gabi Berger: Der große Fisch (Bruhn/Buschor)
01.05. Freddy Quinn: Alo-Ahe (Traditional/Loose/Olias)
01.06. Werner Müller: Down By The Riverside (Traditional)
01.07. Roy Black: Wunderbar ist die Welt (Weiss/Lilibert/Douglas)
01.08. Anne-Lena: Dein Herz das muss aus Gold sein (Blecher/Miller)
01.09. Rita Pavone: Rollin Skooter (Buschor/Mayer)
01.10. Peter Alexander: Honey (Feltz/Russell/Nicolai)
01.11. Bobby Solo: Zigeunermädchen (Albertelli/Loose/Riccardi)
01.12. Anita Lindblom: In der Nacht ist der Mensch nicht gern allein… (Grothe/Dehmel)
01.13. Leo Leandros: Maria  (Parnas/Arnie)
01.14. Kirsti Sparboe: Ein Student aus Uppsala (Buschor/Mayer)
01.14. Freddy Quinn: In Hamburg, da bin ich gewesen (Traditional)
01.15. Lale Anderson: Eine kleine Sehnsucht (Hollaender)
01.16. Travellers: Hoppla-Di, Hoppla-Da (Lennon/McCartney/Bradtke/Oldörp)
01.17. The Werner Müller Big Band: Trumpet Blues (James/Matthews)

SinglePack2

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Dieser Radio-Mitschnitt wurde mir von einem treuen Leser dieses Blogs zur Verfügung gestellt. Vielen Dank !!!