Verschiedene Interpreten – Bergkristall u. Gletschereis – Enzian u. Edelweiß (1973)

frontcover1Es gehört ja schon ein wenig zur Tradition, in diesem blog auch immer wieder traditionelle Klänge aus dem bayerischen Voralpenland zu präsentieren.

Hier ein Album, das ohne dem Ehepaar Annemarie und Hans Ramsauer nicht möglich gewesen wäre.

»Wo ist nur die Zeit geblieben?«, fragt Hans Ramsauer und erzählt von den gemeinsamen 50 Ehejahren mit seiner Frau Annemarie, einer bekannten Sängerin. Ihr gemeinsamer Lebensweg führte sie von Grassau nach Rosenheim, von Niederbayern nach La Palma und dann wieder zurück nach Grassau. Hier leben die beiden nun glücklich in dem Haus, in dem sie einst ihre Eheringe gekauft haben.

Kennengelernt hat sich das Paar bereits mit 16 Jahren, als Hans Ramsauer nach Grassau zu Besuch kam und Annemarie singen hörte. »Er hatte keine Tracht an und deshalb konnte er da nicht bei mir landen«, erzählte Annemarie Ramsauer schmunzelnd. Nach einer alten Tradition, so die 79-Jährige, war es üblich, dass sich die jungen Dirndln am Heiligen Abend vor das Haus stellen und warten, bis ein Hund bellt. Aus dieser Richtung werde dann auch der künftige Mann kommen. Und so kam es.

Zwölf Jahre nach ihrem ersten Kennenlernen kam Hans wieder nach Grassau und besuchte die Familie Winklmaier, Annemaries Familie. Da haben sich beide dann Hals über Kopf ineinander verliebt. Ein Jahr später 1964 wurde im Januar geheiratet. Annemarie war mit ihrer Schwester als Duo bereits sehr bekannt. Als dann ihre Schwester aufhörte, sang die ambitionierte Volksmusiksängerin alleine weiter. Auftritte hatte sie in vielen Städten Deutschlands.

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Annemarie + Hans Ramsauer, 2014

Das Paar zog dann nach Rosenheim um und arbeitete in München in einem Wirtshaus. Tochter Anny kam mit. Bald folgten erste Schallplattenaufnahmen. Hans und Annemarie Ramsauer beschlossen ein eigenes Tonstudio, die »Echo Mont Tonproduktion« zu gründen, kauften sich einen Dreieckhof und bauten diesen aus. Annemarie sang derweil im Duo mit ihrer Tochter weiter. Das »Duo Ramsauer« erhielt sogar eine Goldene Schallplatte. Viele Jahre trat Annemarie Ramsauer auf dem Oktoberfest auf.

Nachdem die Tochter heiratete und sich das Duo auflöste, entschied sich das Paar 1988 auszuwandern, und zwar auf die Kanarischen Inseln nach La Palma. Hier kauften sich die beiden eine Finca, die sie mit viel Arbeit und Geschick herrichteten. Aber die Sehnsucht nach zu Hause war immer groß, betonte sie. Nach elf Jahren im sonnigen Süden kehrten sie zurück nach Bayern und zogen nach Paring im Landkreis Kehlheim. Hier komponierte Annemarie 2000 die bekannte Wallfahrermesse und das Papstlied. Eine Einladung in den Vatikan zur Privataudienz bei Papst Benedikt folgte.

Ihre Heimat Grassau hat Annemarie Ramsauer, die in ihrem Leben 75 Lieder komponierte und seit 60 Jahren Mitglied im örtlichen Trachtenverein ist, aber nie losgelassen und eines Tages mehr per Zufall stieß das Paar beim Durchstöbern des Immobilienmarktes in Grassau auf ein Haus, das ihnen bekannt vorkam. Da sie dort vor 45 Jahren ihre Trauringe gekauft hatten, entschieden sie sofort das Gebäude zu kaufen. Nun sind beide wieder in Grassau, »da wo alles begann«, und beide sind glücklich. (Quelle: Traunsteiner Tagblatt, 24.01.2014)

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Quelle: Jahrbuch der Gemeinde Grassau

Und hier so eine Scheibe aus dem Hause Ramsauer (der Hans Ramsauer war übrigens mit dem CSU  Ramsauer Peter, ehemaliger Minister in Berlin) verwandt.

Und natürlich wird hier gejodelt dass die Schwarte kracht (und da verstehen sich die Sänger/innen auf ihr Handwerk) … und dann wundert man sich dennoch …

… denn man hat das Repertoire einfach auf unterschiedlichste Gassenhauer erweitert, die nun wahrlich nichts mit jener oberbayerischen Region zu tun haben.

Wir hören z.B. die rheinischen Karnevalsslieder „Rucki Zucki“ (von dem legendären Ernst Neger populär gemacht) und „Heute hau´n wir auf die Pauke (von Jack White komponiert) oder auch das Lied „Circus Renz“ (der ja bekanntlich in Berlin seine Heimat hatte).

Und „In die weite Welt“ ist ja eigentlich „Wem Gott will rechte Gunst erweisen“ von Joseph von Eichendorff, wahrlich kein Bayer, sondern ein waschechter Schlesier.

Nun, vielleicht wollte man ja Touristen jener Jahre zum Kauf dieser LP verführen ….

Wie auch immer: ein weiteres Schmankerl aus der Reihe „dass ausgerechnet ich solche Aufnahmen nochmals zugänglich macht, ist schon ein kleiner Witz“.

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Der Winter naht … auch in der Gemeinde Grassau

Besetzung:
Bayerisches Blasorchester Alfred Paulus
Achental Schrammeln unter der Leitung von Willy Mühlberger
Sterntaler Musikanten
Sendlinger Musikanten
Peter Paulus (xylophon bei 16.)
+
Gesang:
Annymarie Ramsauer – Walter Karos -Helmut Schachtner – Sepp Huber – Das Ramsauer Jodel-Duo – Much Grienhütter – Der Echo-Mont Chor

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Titel:
01. Olympiade-Marsch (Labsky) 2.35
02. Jodel-Gruss Polka (Marey) 1.59
03. Grassauer Lied (Ramsauer) 3.28
04. Ja do geht’s rund-umadum (Marey) 3.08
05. Mathäser-Lied (Marey) 2.15
06. Ja Kathi, wo bleibt den mei‘ Bier (Brenner) 3.03
07. Rucki-Zucki (Traditional/Stenzel) 2.37
08. Mei‘ Schatz is‘ a‘ Jager im Wald (Traditional) 1.26
09. In die weite Welt (Wem Gott will rechte Gunst erweisen) (Fröhlich/v.Eichendorff) 2.20
10. Achentaler Jodl-Polka (Mühlberger/Ramsauer) 2.28
11. Bergkristall und Gletschereis (Marey) 2.23
12. Adam-Jodler (Much-Grienhütter/Merz) 2.20
13. Edelweiss Walzer (Much-Grienhütter/Merz) 3.24
14. Heute hau’n wir auf die Pauke (White) 2.55
15. Hast du a‘ Sau scho‘ woana g’seh’n (Brenner) 3.19
16. Circus Renz (Peter) 2.47

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