Er galt und gilt vielleicht auch noch als er größte schlesische Humorist im letzten Jahrhundert:
Dem Ludwig Manfred Lommel (* 10. Januar 1891 in Jauer/Niederschlesien; † 19. September 1962 in Bad Nauheim) ) war die Komik keineswegs in die Wiege gelegt:
Geboren am 10. Januar 1891 im schlesischen Jauer, wuchs er in Neukirch an der Katzbach (heute Nowy Kosciol) auf, wo sein Vater eine Tuchfabrik betrieb. Für künstlerische Ambitionen war in dieser Welt kaum Raum, doch während seiner kaufmännischen Ausbildung in Bremen nahm Lommel heimlich Schauspielunterricht. Sehr zum Missfallen des Vaters, der ihn prompt nach Manchester verbannte, wo er in der gestrengen Obhut von väterlichen Geschäftsfreunden weiter lernen und arbeiten sollte. Aber auch hier ließ er sich nicht davon abhalten, nebenher Theater zu spielen, was zum völligen Zerwürfnis mit seinen Eltern führte.
Nach dem ersten Weltkrieg, den Lommel als Offizier der Reserve überstand, versuchte er noch einmal, einem Beruf fernab des Künstlertums nachzugehen und als Weinhändler Fuß zu fassen. Er blieb wohl der bessere Humorist, begann von Neuem zu tingeln und wurde für die Schlesische Funkstunde verpflichtet. Für dieses Engagement erfand er „Runxendorf auf Welle 0,5“, betrieben vom Ehepaar Pauline und Paul Neugebauer und vom Kutscher „Herrmoann“, der auch – wenn nötig – am Klavier begleitete: „Wenn Rom auch nicht an einem Tag erbaut worden ist, so ist Runxendorf doch in einer Nacht entstanden. […] Es ging mir damals nicht gerade gut, als der Breslauer Sender mir eines Abends auftrug, eine ganz neue Sache zu bringen. Das war eine große Chance. Also setzt ich mich noch in derselben Nacht hin, und da fiel mir das alles ein, was Sie als 50. Stiftungsfest der Freiwilligen Feuerwehr zu Runxendorf kennen. Die Funkleute wollten zuerst gar nicht an das Zeug heran. Aber dann konnte ich auf einmal nicht genug Neuigkeiten aus Runxendorf fabrizieren.“
1927 folgten die ersten von zahlreichen Schallplattenaufnahmen, hier wie auf Live-Tourneen gab bis zu seinem frühen Tod Siegfried Klupsch den Klavierbegleiter und Herrmoann.
Während einer seiner Gastspielreisen starb Ludwig Manfred Lommel am 19. September 1962 in Bad Nauheim. Lommel war zweimal verheiratet und hatte fünf Kinder, die teils in künstlerischen Berufen die Familientradition eines großen Humoristen fortführten … .(Josef Westner)
Hans (1916–2000)
Ruth Lommel (1918–2012) war Schauspielerin
Werner (1922–1944), im Zweiten Weltkrieg hingerichtet
Ulli Lommel (* 1944) ist Schauspieler und Regisseur
Manuel Lommel (* 1949) ist Kameramann
Und auch wenn er nicht ganz an dem Karl Valentin herankommt … der Humor des Ludwig Manfred Lommel – auch wenn man ihn erstmal als „antiquiert“ abtun könnte – hat was zeitloses.
Die Aufnahmen entstanden zwischen 1928 und der Mitte dreißiger Jahre … und das feine Album stammt aus der Schallplattensammlung meines Vaters.
Und daher, eignet sich dieses Doppelalbum ganz gut … die Faschings und Karnevalszeit ausklingen zu lassen …
Ludwig Manfred Lommel (Sprecher bei allen Rollen)
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Siegfried Klupsch (piano)
Werner König (piano)
01. Lachen in Runxendorf 6.09
02. Ärger mit dem Finanzamt 5.39
03. Pauline als Sekretärin 6.14
04. Pauline und der Kirschkuchen 3.00
05. Pauline geht schlafen 2.45
06. Neugebauer am Fahrkartenschalter 4.49
07. Neuestes aus Runxendorf 5.51
08. Dr. Paul Neugebauer hat Sprechstunde 5.31
09. Garnison Runxendorf 5.23
10. Pauline und die Gallenverkalkung 5.35
11. Lommels neueste Erfindung und sein Brief an Lehrer Stockschnupfen 5.16
12. Mein früherer Beruf 3.48
13. Pauline lernt schwimmen 6.08
14. Probesingen in Runxendorf 7.18
15. Pauline läßt sich scheiden 6.47
16. Meinen sie nicht, daß das stört 6.17
17. Bahnhof Runxendorf 5.31
18. Treibjagd in Runxendorf 5.59
19. Neugebauers hören Radio 5.24
20. Auf einer Bank 2.40
21. Und das war Pauline 3.10
22. Mir ist schon alles ganz egal 3.35
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Otto Reutter verfasste folgende Zeilen über Ludwig Manfred Lommel:
Der Hörer hört ihn, ohne ihn zu sehen.
Doch seine Neider verfolgen ihn mit Flüchen,
sie könn’n ihn – weder seh’n noch hör’n, sie könn’n ihn nicht ‘mal riechen.
Eins möcht‘ gern Prosa, das andre schätzt ein Liedchen.
Es ist unmöglich, alle zu befried’gen,
drum freut er sich, wenn jetzt Applaus ausbricht, –
bei uns am Rundfunk hört man’s leider nicht.“