Verschiedene Interpreten – Polhitparade – Musik aus Studio Bonn (1972)

FrontCover1Ganz sicher ein Klassiker aus der Kategorie Polit-Humor:

Und darum geht´s:

Bekannt von Film, Funk, Fernsehen sind sie längst, unsere Starpolitiker – wie es sich für echte Show-Stars gehört. Ihre Tourneen haben, besonders zu Wahlzeiten, volle Häuser und ihre Einschaltquoten können sich sehen lassen. Alle vier Jahre wieder rüsteten sich die linksrheinischen Schwarz-, Rot- und Goldkehlchen zum letzten Gefecht. Da fliegen die Fetzen, da wackelt die Wand, da kracht’s im Gebälk, da bleibt kein Auge trocken. Kein Mikro ist vor ihnen sicher, kein Stimmband wird geschont, wenn es darum geht, Brusttöne der Überzeugung zum Klingen zu bringen. Wer Ohren hat, zu hören, der ahnte bereits bei den A-capellas im Bonner Bundeshaus, wie gut sich mit Volkes Stimme singen lässt. Ein Traum wurde Wirklichkeit: zu wortgewaltiger Rhetorik von ciceronischen Schliff gesellten sich Herr Rhythmus und Frau Melodie und schickten uns die Männer unserer Wahl direkt nach Haus in die gute Stube.“ (Werbetext.

Verantwortlich für diese mehr als amüsanten Aufnahmen war Volker Kühn:

Volker Kühn (eigentlich Volker Reinhard Kühn; * 4. November 1933 in Osnabrück) ist ein deutscher Autor, Fernseh- und Theaterregisseur sowie Filmproduzent mit dem Schwerpunkt Satire und Kabarett. Darüber hinaus ist er auch literarischer Nachlassverwalter für das Werk von Wolfgang Neuss und Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland. Er gilt in Deutschland als der herausragende Kenner der Geschichte des Kabaretts.

VolkerKühnNach einem vierjährigen Aufenthalt in den USA begann Volker Kühn als Redakteur beim Hessischen Rundfunk, für den er ab 1963 über zehn Jahre lang die satirische Monatsbilanz Bis zur letzten Frequenz schrieb und produzierte. Ab 1970 veröffentlichte er als freier Autor und Regisseur zahlreiche Hörspiele und Features auch für diverse andere Rundfunksender. Neben seinen Arbeiten für den Rundfunk war er zudem Mitautor und Regisseur von Programmen des von Volker Ludwig begründeten Berliner Reichskabaretts und schrieb bald auch Kabarett-Texte für Lore Lorentz, Wolfgang Neuss, Hanns Dieter Hüsch und Jürgen von Manger.

1973 hob er zusammen mit Dieter Hildebrandt für das ZDF die Notizen aus der Provinz aus der Taufe. Es folgten zahlreiche Fernsehsendungen, darunter TV-Dokumentationen über 100 Jahre deutsches Kabarett, die Unterhaltung im Dritten Reich und das Kabarett im KZ sowie Film-Satiren und das Neuss-Porträt Ich lache Tränen, heule Heiterkeit.

Kühn schrieb und inszenierte Theater-Revuen und war Songtexter für Musicals und Spielfilme. U. a. seine Bühnenfassung von Marlene, die er für das Berliner Renaissance-Theater entwickelte, wurde zu Gastspielen in die Schweiz, nach Österreich und Japan eingeladen und brachte es vom 28. Juni 1998 bis zum Januar 2006 auf 533 Aufführungen.

Er produzierte Polit-Satire auf Schallplatten bzw. CDs und veröffentlichte als Autor wie als Herausgeber zahlreiche Bücher zum Thema Kabarett und Satire im 20. Jahrhundert.

Inzwischen ist er mehrfach als Interviewpartner und Zeitzeuge in TV- und Leinwand-Dokumentationen aufgetreten, darunter in mehreren Kinofilmen wie z.B. War’n Sie schon mal in mich verliebt?, und seit 2007 trat er in einigen Produktionen der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ auch als Schauspieler auf.

Im Jahr 2008 machte die historisch versierte „graue Eminenz des Kabaretts“ Schlagzeilen, als Johannes Heesters einen Prozess gegen ihn verlor und Kühn nun weiterhin behaupten darf, Heesters sei 1941 in einem KZ aufgetreten.

Mehrfach mit hohen Preisen ausgezeichnet, wurde ihm 2013, kurz vor seinem 80. Geburtstag, ein Stern der Satire auf dem „Walk of Fame des Kabaretts“ in Mainz verliehen und er Ende Oktober 2014 zum Ehrenmitglied der Kurt Tucholsky-Gesellschaft erhoben.

VolkerKühn2Kühn lebt seit Anfang der 1990er in Berlin und ist verheiratet mit der Schauspielerin Katherina Lange. (Quelle: wikipedia)

Also: Man nehme diverse Politiker-Reden und garniere sie mit pfiffigen, oftmals jazzig angehauchten Klängen und fertig ist diese ganz spezielle Hitparade.
Die Phrasendreschereien werden immer dann am besten entlarvt, wenn der weibliche Gospelchor, bestimmte Formulierungen schrill singend wiederholen … mehr als einmal konnte ich mich dabei köstlich amüsieren.
Und vieles ist auch ganz schön abstrus: so z.B. der Redebeitrag von Karl Schiller (der arg kryptische Sätze von sich gibt). Und wenn mein ehemaliger Landesvater Franz Josef Strauß die Vorzüge des bayerischen Landes preist, dann erklingt natürlich entsprechen Klängen aus der Volksmusik …
Helmut Schmidt brilliert mit „Die NPD ist weg“ und sogar vor Willy Brandt´s epochaler Antrittsrede als Bundeskanzler („wir wollen mehr Demokratie wagen“) bleibt nicht unverschont.
Helmut Schmidt liefert ne Art programmatische Rede zum Thema „worauf es ankommt im Leben“ und erklärt zur knackigen Marschmusik „Die NPD ist wieder weg“ und Rainer Barzel ist ein weiterer Höhepunkt: Er erklärt warum er nun als Widerstandskämpfer tätig werden muss.
Und Herbert Wehner und seine Geifereien sind eh legendär (wie habe ich ihn geliebt, als er die damaligen Oppostionsparteien CDU/CSU angebellt hat … )
Die Musik wurde übrigens von hochkarätigen Jazzmusiker eingespielt; der bekannteste ist wohl – man lese und staune – der Volker Kriegel an der Gitarre.
Wer allerdings die damalige Zeit nur vom Hören Sagen kennt, wird natürlich kaum den Witz dieser Aufnahmen nachvollziehen können, aber hier tummeln sich ja auch so einige rüstige Senioren, die sich da schon herzhaft erfreuen können und werden.

Inlet01A

Besetzung:
Kurt Bong (drums)
Dieter von Götze (bass)
Conny Jackel (trumpet)
Volker Kriegel (guitar)
Eberhard Leibling (bass, tuba)
Horst Lubitz (saxophone, trumpet)
Hans Schepior (accordion)
Roland Schneider (keyboards, violin, percussion)
+
The Lobbies (backgropund vocals)

BackCover1

Titel:
01. Karl Schiller: High 5.33
02. Franz Josef Strauss: Deutschland braucht Bayern 5.01
03. Gerhard Schröder:  We Do Not Want To Fight 4.40
04. Helmut Schmidt: Die NPD ist wieder weg 1.54
05. Walter Scheel: Made In Germany 5.26
06. Willy Brandt: Wir wollen mehr Demokratie wagen 4.47
07. Helmut Schmidt: Etwas lernen – etwas leisten 4.03
08. Rainer Barzel: Nach allem was ich sehe 9.06
09. Herbert Wehner: Der Song mit den kurzen Beinen 5.41

Musik: Roland Schneider
Musik: Roland Schneider + Henrion

LabelB1

*
**