Vorweg gleich mal auf den Punkt gebracht: Für mich ist die Uschi Obermaier (und der Rainer Langhanss) die überflüssigsten „Ikonen der 68er Jahre“; dennoch gehören die beiden (hier: insbesondere die Uschi Obermaier) natürlich auch in den Zyklus „Die 68er und die Folgen“:
Uschi Obermaier (* 24. September 1946 in München), zeitweiliger Künstlername: Chrissi Malberg, ist ein ehemaliges Fotomodell. Sie war eine zeitlang Mitglied der Kommune I und wurde in der Zeit der 68er-Bewegung in Deutschland als Verfechterin der sexuellen Revolution bekannt. Zudem gilt sie als erstes deutsches Rockmusik-Groupie.
Obermaier ist die Tochter eines Dekorateurs. Sie brach eine Lehre als Fotoretuscheurin ab. Bald wurden Modefotografen auf sie aufmerksam. Sie zog von München zuerst nach Berlin, dann nach London. In zahlreichen Fotostrecken für Illustrierte, zum Beispiel für die US-Vogue 1973, zeigte sie nicht nur ihr Gesicht, sondern auch ihren Körper und das fachgerechte Drehen von Joints. Ihre Karriere führte in die Fotostudios von Helmut Newton und Richard Avedon. Einst von Reportern der Zeitschrift Twen entdeckt, wurde Obermaier in kurzer Zeit zum Sex-Symbol einer ganzen Generation. Im Alter von 50 Jahren ließ sie sich noch einmal für den Playboy und mit 60 noch einmal für den Stern fotografieren.
Als Groupie der Münchener Band Amon Düül traf sie 1968 bei den Internationalen Essener Songtagen den Kommunarden Rainer Langhans. Sie war Mitglied der Berliner Kommune I. Sie lebte dort zusammen mit Dieter Kunzelmann, Fritz Teufel, Ulrich Enzensberger und ihrem damaligen Freund Rainer Langhans. Das Paar sprach in den Medien offen über seine Beziehung und die freie Liebe. Allerdings galt die Münchnerin nicht als APO-Aktivistin. In ihrer Autobiografie High Times schildert sie ihre Erlebnisse mit Rainer Langhans und anderen Protagonisten der Kommune I, bevor sie mit Langhans in München in die von Thomas Althoff gegründete High-Fish-Kommune (auch Haifisch-Kommune geschrieben) zog: „Kunzelmann und seine Leute wurden vor unseren Augen zu Junkies und zur selben Zeit immer militanter“. In ihrer Autobiografie Das wilde Leben bestätigt sie unter anderem Affären mit Mick Jagger und Keith Richards von den Rolling Stones sowie indirekt mit Jimi Hendrix. Ihren Schilderungen zufolge bestand das Frühstück mit den Stones immer aus Kaviar und Champagner – in ihrem Fall Apfelsaft, einer Linie Heroin und einem Joint.
Obermaier wirkte auch in mehreren Filmen mit. So spielte sie 1968 neben Iris Berben und unter der Regie von Rudolf Thome in Detektive und sie war Hauptdarstellerin in dem Film Rote Sonne von 1969; während der gesamten Drehzeit soll Rainer Langhans anwesend gewesen sein. Zusammen mit ihm übernahm sie 1971 auch eine kleine Rolle in dem deutschen Spielfilm Haytabo. Der italienische Produzent Carlo Ponti, Förderer von Gina Lollobrigida, Brigitte Bardot und Sophia Loren (deren Ehemann er wurde), soll ihr einen Zehnjahresvertrag angeboten haben, der in diesem Zeitraum zehn Filme und den ersten unter der Regie von Michelangelo Antonioni vorgesehen haben soll, was von Obermaier aber ausgeschlagen worden sei.
Ab 1973 lebte Obermaier zusammen mit Dieter Bockhorn, dem Betreiber des Galerie-Cafés Adler in Hamburg. Mit ihm reiste sie ab 1976 mehrere Jahre in ausgebauten Bussen um die Welt – erst 20 Monate auf dem Hippie trail durch Asien, dann drei Jahre durch die USA und Mexiko. Berichte, wonach sie in jedem Land, das die beiden bereisten, nach Landessitte heirateten, bezeichnete Obermaier in einem Interview mit der Zeitschrift Galore als frei erfunden. Tatsächlich heirateten sie nur einmal in Indien, wobei Uschi Obermaier stets betont, dass es sich dabei nur um ein Happening, nicht um eine tatsächliche Eheschließung gehandelt habe. An Silvester 1983 starb Dieter Bockhorn bei einem Motorradunfall in Mexiko.
Obermaier lernte anschließend in Baja California/Mexiko ein amerikanisches Ehepaar kennen, das sie selbst später als „meine Ersatzeltern“ bezeichnete. Sie boten Obermaier ihr Gästehaus an, aber sie wohnte lieber weiter in ihrem Bus in der Garagenauffahrt. Durch die Frau, eine Künstlerin, erlernte Obermaier das Handwerk der Schmuckherstellung, sodass sie bald selber eigenen Schmuck herstellte.
Obermaier hat inzwischen die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Sie lebt in Topanga Canyon bei Los Angeles und arbeitet dort als Schmuckdesignerin. (wikipedia)
Und in dem 68er Jahre Hype des Jahres 2018 wurde der Uschi Obermaier im Rahmen der ZDF Serie „History“ ein eigenes Portrait gewidmet:
Ihre Liebe zu Sex, Drugs und Rock ’n‘ Roll machten Uschi Obermaier zum Schwarm einer ganzen Generation. Gemeinsam mit „ZDF-History“ blickt sie zurück auf ein bewegtes Leben.
Berühmt wird das Fotomodel aus München durch die „Kommune 1“ – einem Hotspot der 68er-Bewegung. Politisch aber – so sagt sie selbst – war sie nie: „Ich wollte immer nur das tun, was ich wollte. Aber damals war es ja schon rebellisch, einen Minirock zu tragen.“
Aufgewachsen im gutbürgerlichen München-Sendling, sucht sich Ursula Obermaier schon als junges Mädchen ihre Freiheiten. Die Nachtclubs und Diskotheken der Stadt werden ihr zweites Zuhause. Knappe Röcke, Tanz und Musik – für sie ist es die Chance, der Enge und den Konventionen ihres Elternhauses zu entfliehen. Denn hinter der Fassade des Vorstadtidylls knirscht es gewaltig. Die Ehe der Eltern ist zerrüttet, der Vater kommt immer seltener nach Hause. Die Tochter himmelt den Vater an, doch der interessiert sich nicht für sie.
Im damaligen Münchener Szene-Club „Big Apple“ hingegen zieht sie alle Augen auf sich. Schon bald ergattert sie ihren ersten Model-Job und sagt sich endgültig los von ihrem Elternhaus. Obwohl Obermaier selbst nie eine Hochschule besucht, findet sie schnell Anschluss an rebellierende Studentenkreise und zieht nach Berlin. Dort strandet sie in der „Kommune 1“ – und damit direkt im Epizentrum der 68er-Bewegung.
Noch heute steht ihr Leben damit exemplarisch für eine ganze Ära: für die Wünsche und Sehnsüchte einer ganzen Generation. Mithilfe enger Weggefährten und Uschi Obermaier selbst blickt die Dokumentation zurück auf das bewegte Leben der 68er-Ikone. (Quelle: ZDF)
Dieser Pressetext ist insofern ziemlich daneben, weil die Uschi Obermaier an dieser Dikum in keinster Weise beteiligt war … Dafür aber etliche ehemalige Wegbegleiter …
Und es bleibt für mich dabei: Für mich ist die Uschi Obermaier (und der Rainer Langhanss) die überflüssigsten „Ikonen der 68er Jahre“ … der Obermaier ging es fast ausschließlich um ihr eigenes Wohlergehen, wirklich politisch war sie nie.
Und wenn schon der Begriff Ikone verwandt werden soll …Sie war eine Ikone der eigenen Selbstdarstellung. sie war wohl nichts andderes als eine eitle Selbstdasrstellerin.
Gäbe es nur die Uschi Obermaier aus dem Jahr 1968 … man könnte diese Jahr getrost in die Tonne kloppen … aber so ist es halt nicht ….
Dennoch macht diese Doku Sinn … zeigt sie doch etliches an altem Archivmaterial und nachdem das München jener Jahre nicht zu kurz kommt … erfreute mich diese Doku einfach als als „Original Münchnder Kindl“ ….
Also; hier ein Bilderbogen aus einer verrückten Zeit: