Helge Schneider – The Last Jazz (1987)

FrontCover1Tja, der Helge Schneider … ein Unikum wie er im Buche steht … und er ist ja nicht nur ein Humorist mit seinem absolut schrägen Humor (den muss man mögen und ich mag ihn …  !!!), sondern auch ein ziemlich guter Jazzer, wie man z.B. auch auf diesem Album hören kann:

Es gehört ja generell zu Helges Humor, den Eindruck zu erwecken, was er macht, kann ja jeder.
In dem einen oder anderen Track spielt er mit „Anfängerfehlern“, als ob er das Saxophon noch nicht ganz beherrschen würde. Seine „Sonderbegabtenzulassung“ für ein Musikstudium ohne Abi bezog sich ja auch aufs Klavier. Ich vermute aber, dass er mit dem anscheinenden Versagen am Saxophon (einmal scheint ihm die Luft auszugehen) nur spielt.

Mit ‚Free Jazz‘ hat Helge wohl nicht so viel am Hut, sondern eher mit den mainstreamigeren Strömungen ab den 1940ern (vor allem BeBop) bis vor dem Free Jazz (vielleicht fängt der so zu Beginn der 60er an, mit der gleichnamigen Platte vom Ornette-Coleman-Doppel-Quartett). Er spielt auf diesem Album zwar auch mal was von Coltrane (Mr. P.C.), sonst aber Sachen von z.B. Sonny Rollins und Thelonious Monk. Oder Standards von Ellington, Porter u.a., in nicht so freejazziger Manier.
Trotzdem finde ich die Assoziation ‚Free Jazz‘ nicht so abwegig. Jedenfalls in dem Track, wo er zwei klassische Jazz-Standards gleichzeitig zu Gehör bringt: ‚Good Bait‘ (Dameron; Street Marching Band & geblasener Kamm (?)) & ‚Mack the Knife‘ (Weill; auf dem Akkordeon).

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De Helge in jungen Jahren

Beide Melodien treffen sich harmonisch eher zufällig ab und zu und gehen dann wieder auseinander. Übrigens ist das just der Track, der mich überhaupt zu Helge Schneider bekehrte, als ich ihn mal im Radio hörte.

Es gibt also durchaus einiges Irritierendes auf diesem ‚reinen Jazz-Album‘ von Helge. Zwar lauter Jazz-Standards, aber nicht ohne Verletzung der gewohnten Standards einer guten Jazz-Platte. Schrulliger musikalischer Humor, der trotzdem als Hommage gemeint ist. Ein gesprochenes „Monk“ während dem auf dem Akkordeon dargebotenen ‚Misterioso‘ ist das einzige Wort. (German Schleifheim von Sulsfort)

Meine ganze Karriere wird von Zufällen bestimmt. Dass ich diese Platte gemacht habe, war auch reiner Zufall. Weil ich damals keine Band hatte, habe ich alles selbst eingespielt. (Helge Schneider)

Aufgenommen und abgemischt im Tonstudio an der Ruhr im Nov. & Dez. 1987

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Besetzung:
Helge Schneider (all instruments)
+
Dieter Stein (bass bei 12.)

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Titel:
01. Softly, As In A Morning Sunrise (Romberg) 1.45
02. Round About Midnight (Monk) 4.30
03. On Green Dolphin Street (Kaper/Washington) 2.59
04. You’ve Changed (Carey/Fischer) 2.41
05. Lullaby Of Birdland (Shearing) 0.26
06. Sophisticated Lady (Ellington) 3.55
07. Mr. P.C. (Coltrane) 2.26
08. Good Bait – Mack The Knife (Weill/Dameron) 1.40
09. Lady Bird (Dameron) 4.28
10. It’s All Right With Me (Porter) 3.55
11. Basin Street Blues (Williams) 3.38
12. Paradox (Rollins) 1.48
13. Misterioso (Monk) 4.06

CD1

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Helge Schneider – Seine grössten Erfolge (1991)

FrontCover1Ei, ei, ei … da ist mir aber vor zwei Tagen eine mehr als nette Leihgabe ins Haus getrudelt.

Ein Helge Schneider Album aus dem Jahr 1991 (die LP-Version von „Seine grössten Erfolge “ erschien ein Jahr früher) … Die CD weist dann jedoch „bonus tracks“ auf.

Tja, der Helge Schneider… entweder man mag ihn … oder nicht … dazwischen gibt´s nix … und ich mag ihn … denn er ist ein wahrlich schräger Vogel …. der Zeit seines Lebens sich die Freiheit herausnahm …. seine absurden Ideen aufzunehmen … und … das sollte man nie vergessen … dabei auch noch ein wirklich profunder Musiker war und ist.

Und zu diesem Album schreibt ein „Kreisler“ auf Amazon dann folgendes:

„Ich habe dieses Album zuerst in den fruehen 90ern gekauft (damals sogar zuerst auf Vinyl) und fand es schon immer witzig und einfallsreich, wenn auch etwas arg schraeg. Zuletzt habe ich nochmal ‚reingehoert, und mit ist bewusst geworden, dass dieses Album absolut genial ist – originell in Text, Rhythmus, Instrumentation, Sound, Stil, mit dem Mut zur vollen Exzentrik … als damals praktisch unbekannter „comedian“ wollte Schneider niemandem beweisen, dass er diese ganzen Instrumente tatsaechlich mindestens passabel spielen kann. Noch dazu sind die meisten Lieder echte Ohrwuermer. Im einzelnen:

Leichte Uebung – ein Klavierstueck unterlegt mit Stoehnen wie von Glenn Gould – wie schoen sich das ganze steigert und der Pseudobach rhythmisch zerfliesst
Maedchen – elektrisierend und total bescheuert
100000 Rosen – ein HS standard fuer den Schatz im besten Alter, mit dem besten Klarinettensolo und dem besten vibrato … „Liebe im Herbst des Lebens ist so frei wie die Natur“BookletBackCover1
Texas: Was für Reime … und was für instrumente (steel guitar?)
Je ne griais: Piaf/franz. chanson Parodie und Parodie der franzoesischen Sprache
Schneemann: merkwuerdiger geht’s nicht … wie schoen hier das Mittelhochdeutsch eingebaut ist, und wie ploetzlich wir auf einmal im vulgaeren landen
Hottemax: guter Sound, schoener jazziger Mittelteil
Einsam durch die Strassen: bester Text mit bestem Stilbruch („denn wie ich eingangs schon erwaehnte“), schoene Synthesizer Arpeggi
Disco: sehr innovativer Sound direkt aus der Hoelle, extreme aufpeitschend, trotz der Kirchenglocken
Herren Politiker: political prog rock meets Ruhrgebietpolemik … sehr schoen
Glaserlwein: „des muss ja immer dabei sein“ … Wirthausszene in Alban Bergs Wozzeck plus Weaner Gemuetlichkeit auf den Punkt gebracht. Flexibler Rhythmmus, und gutes Gitarren- (oder Zither?) solo

Sei doch nicht so kleinlich: ein bisschen Jazz in all der Sentimentalitaet
Gefunkt: schmissiger Rock ohne kleingedrucktes
Nimm’s nicht so schwer: Musik und text fliessen sehr schoen, auch hier wieder ein HelgeSchneiderbisschen schöner Jazz drin
Wurstgesicht: Das ist wohl Punk … gepaart mit Ruhrgebietsgrobheit. Gut gebrüllt.
Verknallt: Liebeslied auf dem Barpiano, mit einer Prise Fuer Elise und schoöem Schluss
Paris und Boeser Willi sind sehr eingaengige Jazznummern, nachträglich hinzugefügt für die CD – sehr schön und verrückt, aber auf andere Weise als der Rest des Albums … schöne Trompete in „Paris“

„In den Zeiten, wo noch nicht von vornherein alles für lustig gehalten wurde, was aus Helges Mund kam, war sein Humor tatsächlich noch genialer und vielfältiger“ – „kunde“ hat voellig recht. HS hat seinen Stil nie ändern muessen … aber Mühe musste er sich – für laute Lacher vor vollen Häusern – seit langer, langer Zeit nicht mehr geben, und deshalb ist seit „Katzeklo“ leider immer weniger von wirklich guter Qualität.“ (Diese letzte Einschätzung teile ich allerdings nicht … Helge war auch noch nach „Katzeklo“durchaus inspieriet !)

Also: Prädikat: viel durchgeknallter geht´s nicht.

Und natürlich: eine ganz herzliches Dankeschön an den Leser dieses Blogs, der mich mit dieser Leihgabe nicht nur überrascht, sondern auch gleichzeitig sehr erfreut hat. Vielen Dank !

KurowskiSchneider

1984 singt Eva Kurowski in der frühen Helge Schneider-Show. Als prinzessinnenhafte Bühnenpartnerin interpretiert sie auf ihre Art die Helge-Lieder, die Schneider 1990 auf Vinyl als „Seine größten Erfolge“ veröffentlicht: Schneemann baun, Sei doch nicht so kleinlich, Liebe ist nicht peinlich, Nimms nicht so schwer, Rattapuff – ich bin verliebt, Paris, Paris …

 

Besetzung:
Thomas Alkier (drums)
Helge Schneider (alle anderen Instrumente)Booklet01

Titel:

01. Leichte Übung von Bach) 0.23
02. Mädchen wollen küssen 1.32
03. Hunderttausend Rosen schick ich dir 2.58
04. Texas 2.05
05. Je ne griäh 1.52
06. Schneemann bau’n 1.53
07. Ich bin der Hottemax 2.06
08. Ich geh rinsam durch die Strassen 3.16
09. Reprise (100000 Rosen) 1.24
10. Disco, Disco…  2.22
11. Die Herren Politiker 3.17
12. Glaserlwein 1.56
13. Sei doch nicht so kleinlich, Liebe ist nicht peinlich 1.56
14. Gefunkt (Vier Versionen) 6.31
15. Nimm’s nicht so schwer 2.29
16. Wurstgesicht (Ich hab‘ dich lieb) 1.32
17. Ich bin verknallt in dich 1.34
18. Paris, Paris 2.45
19. Der nöse Willy 4.01
20. Schneiders Auto 0.35
Musik und Texte: Helge Schneider

CD1

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