Und jetzt wieder ein Gang tief in den Keller der deutschen Beat-Geschichte:
Die German Bonds wurden 1962 gegründet. Im Dezember 1963 landeten sie beim Star-Club-Wettbewerb hinter den Four Renders auf dem zweiten Platz.
Dieter Horns: „Einen Tag später musste Peter Hecht zur Kur. Der hatte bronchienmässig irgendwas und wurde nach Sylt geschickt und war nicht da. Nun wurden die Aufnahmen der Rock-and-Beat-Band-Competition-Platte erst ein paar Tage später gemacht. Wahrscheinlich, weil die eigentlichen Aufnahmen durch diese ganze Nervosität und Hektik nichts geworden waren. Nun wurden dieselben Titel im selben Raum, allerdings ohne Publikum, noch mal aufgenommen. Und Hecht war nicht da. Es gab natürlich einen Höllenärger. Weissleder, der Boss vom Star-Club, ist da gar nicht drauf abgefahren, ist völlig ausgerastet, als er mitbekam, dass wir ohne Klavier angetreten waren. Als dann noch Jürgen Bock nach der Geburt seiner Tochter bei anderer Gelegenheit auch nicht auftauchte, wurden wir aus dem Star-Club-Vertrag entlassen. Für uns ist die Welt zusammengebrochen. Dann hat Drummer Jürgen Isenbart mit Weissleder gesprochen, und wir durften die Aufnahmen doch machen. Barthold Dunker, der Pianist der Bats, vertrat Hecht. Auf dem Cover-Foto ist allerdings der Bassist der Bats zu sehen, weil der dunkle Haare hat und nicht blonde wie Barthold.“
Als Weissleder merkte, dass die Bonds nicht so unzuverlässig waren, wie er zunächst vermutet hatte, nahm er sich ihrer an. Die Gagen stiegen sofort, und es geschah auch sonst etwas. So traten die German Bonds Im Juli 1964 anlässlich einer Gesellschaftsreise des Star-Clubs zusammen mit Tony Sheridan, den Four Renders und den Phantom Brothers im Liverpooler Iron Door Club auf. Die bei diesem Gastspiel vereinbarte England-Tournee scheiterte jedoch an den wachsamen Grenzbeamten in Dover.
Die Polizisten waren zwar sehr nett und spendierten Tee, liessen die Bonds aber ohne Arbeitserlaubnis, um die sich erstaunlicherweise auch Weissleder nicht gekümmert hatte, nicht einreisen. Der Boss besorgte ihnen einen Ersatzjob im Star-Club Flensburg, für den sie endgültig Profis wurden. Der Star-Club-Chef, der sich meist im Hintergrund hielt, stand den German Bonds immer mit Rat und Tat zur Seite. So veranlasste er sie, bei der Repertoirewahl Peter Hechts Begabung zu berücksichtigen und, ähnlich wie die Checkmates, Instrumentaltitel im Klassik-Stil wie etwa Sonata Facile darzubieten. Nicht nur das Repertoire, auch das Image der Bonds war aussergewöhnlich, ebenso wie ihre Frisuren und ihre Bühnenkleidung.
Die erfolgreichste Besetzung der Bonds bestand aus Rainer Degner (Gitarre, Gesang), Peter Hecht (Keyboards), Dieter Horns (Bass, Gesang), Peter ‚Peet‘ Becker (Schlagzeug).
Diese Formation spielte auch direkt nach einer im Star-Club absolvierten Nacht morgens um acht die Sonata Facile ein. In Hamburg galten die German Bonds als eine ‚musician’s musicians Gruppe‘. In München, wo sie einige Monate im PN-Hithouse gastierten, waren sie die absoluten Publikumslieblinge, die dort im Circus Krone Bau sogar die Hollies an die Wand spielten.
Horns: „Die Hollies waren tierisch sauer. Nur Graham Nash, der hat sich locker mit uns unterhalten.“
Es gab einen Kino-Vorfilm mit den Bonds, es gab Tourneen mit namhaften Kollegen wie Sam The Sham And The Pharaos (Wooly Bully) und The Troggs (Wild Thing), es gab Fernsehauftritte, u.a. im Beat Club, und es gab weitere Schallplattenaufnahmen für Polydor und Fontana sowie jede Menge Umbesetzungen (siehe Stammbaum). Aus den German Bonds entwickelte sich im Jahr 1970 die Gruppe Lucifer’s Friend. Dieter Horns ist auch heute noch als Musiker tätig. Peter Hecht ist Kunstmaler in Schweden, und Rainer Degner lebt und arbeitet in Berlin. Peet Becker verstarb 1997.
Seit 1981 gibt es die Bonds ’81, der 1998 Peter Hesslein (Gitarre, Gesang) (Ex-Giants), Kurt ‚Zappo‘ Lüngen (Bass, Gesang) (Ex-Rattles/Ex-Giants) und Niels Taby (Schlagzeug, Gesang) (Ex-German Bonds) angehörten. Zwischenzeitlich war auch Piggy Jarnach bei der Gruppe. (bear family.de)
Hier ihre erste Single … diwe es insofern in sich hatte, das sich die Musiker um Peter Hecht gleichmal eine Mozart-Komposition vorknöpfen und das gar nicht mal so schlecht. Und natürlich war der dann stattfindende Beat-Club Auftritt (am 16.04.1966) eine Provokation, spielte Peter Hecht doch glatt mit einer Mozart-Perücke.
Die B-Seite ist weit aus weniger spektakulär (Beat der eher schlichten Sorte) … nicht mal den Komponisten konnte das Label benennen.
Besetzung:
Peet Becker (drums)
Rainer Degner (guitar)
Peter Hecht (keyboards)
Dieter Horns (bass)
Titel:
01. Sonata Facile (Mozart) 2.17
02. So Mystifying (unbekannt) 2.38
+
03. Sonata Facile (live im Beat-Club, Bremen, 1966) (Mozart) 2.50
Sammelsurium 