Friedrich Gulda – Fata Morgana (live at the Domicile) (1971)

FrontCover1Das Album firmiert zwar unter dem Namen Friedrich Gulda, aber eigentlich gehören die Lorbeeren dem Fritz Pauer, denn von ihm stammen sämtliche Kompositionen dieses Albums:

Fritz Pauer (* 14. Oktober 1943 in Wien; † 1. Juli 2012) war ein österreichischer Jazzpianist, Bandleader und Komponist.

Pauer erhielt als Kind eine klassische Klavierausbildung. Er arbeitete ab 1960 bei Fatty George und nahm 1962 mit Hans Koller eine erste Platte auf. 1964 zog er nach Berlin, wo er mit dem Trio von Joe Nay in der Jazzgallery von Herb Geller als Begleitmusiker von Art Farmer, Leo Wright, Carmell Jones, Don Byas, Dexter Gordon und anderen wirkte. 1968 ging er als Lehrer an der neueingerichteten Jazzabteilung der Stadt Wien in seine Geburtsstadt zurück; dort spielte er im Sextett von Erich Kleinschuster und gründete ein eigenes Trio mit Jimmy Woode und Erich Bachträgl. Pauer war seit 1970 Mitglied der ORF-Big Band. Nach der Auflösung dieses Klangkörpers 1982 war er für zwei Jahre als Leiter der Swiss Jazz School in Bern tätig. Seitdem lebte er in Zurndorf im Burgenland, zog sich aber ab 1984 über einen Zeitraum von 18 Jahren auch wiederholt in ein im peruanischen Urwald gelegenes Dorf von Indios zurück, wo er sich mit Schamanismus befasste. Nach einer Zeit als freischaffender Künstler wurde er 1989 an die Abteilung für Jazz der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz berufen, wo er Interpretation und Begleiten lehrte und als Korrepetitor am Aufbau des Studienganges für Jazzgesang beteiligt war.

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Pauer spielte unter anderem mit George Gruntz und dessen Piano Conclave, mit Ray Brown, Jay Clayton, der Big Band von Kurt Edelhagen (für den er Anfang der 1970er Jahre auch arrangierte), Johnny Griffin, Sheila Jordan, Red Mitchell, Mark Murphy und Joe Zawinul. Im Wiener Jazzland begleitete er in den letzten Jahrzehnten internationale Größen wie Eddie Lockjaw Davis, Harry Edison, Frank Rosolino, Albert Mangelsdorff, Benny Carter, Harry Allen, Warren Vaché, Attila Zoller, Chico Freeman, James Moody oder Zipflo Weinrich. Er trat bis zu seinem Tod mit seinem Trio (Johannes Strasser b und Joris Dudli dm, bzw. Steve Woods b und Howard Curtis dm), der Sängerin Cornelia Giese, dem Apollon Streichquartett, der Gruppe Polyphone-X und der Textdichterin und Sängerin Laurie Antonioli auf. Er spielte seit 2004 auch Solokonzerte. Pauer ist auf zahlreichen Platten und CDs, auch unter eigenem Namen, dokumentiert. Friedrich Gulda nahm 1971 die LP Fata Morgana mit Pauer-Kompositionen auf.

1966 gewann Pauer in Wien bei der von Gulda initiierten International Competition for Modern Jazz den mit 400 Pfund und einem Instrument der Wahl des Künstlers dotierten 1. Preis in der Sparte Klavier, wo Zawinul als einer der Juroren fungierte. Das Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich erhielt er 2003; in den Jahren 2004 und 2005 wurde er auch für den Hans-Koller-Preis nominiert. 2008 erhielt er den Staatspreis für improvisierte Musik. 2009 wurde ihm als Anerkennung seines musikalischen Schaffens der Würdigungspreis für Musik 2008 und der Berufstitel Professor verliehen. Am 4. April 2013 fand im Musikverein in Wien eine Gedenkkonzert für Fritz Pauer statt, in dem ausschließlich seine Kompositionen von Sheila Cooper und Heidi Krenn voc, Daniel Nösig tp, Andy Middleton sax, Markus Gaudriot, Benjamin Schatz und Oliver Kent p, Karl Ratzer g, Hans Strasser b und Joris Dudli dm interpretiert wurden. (wilkipedia)

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Hier also dieser Livemitschnitt aus dem legendären Jazzclub „Domicile“ in München:

Das Domicile war ein Jazzclub in München, der von 1965 bis 1981 bestand und internationales Ansehen genoss.

Das Domicile wurde am 1. Mai 1965 von dem Bebop-Bassisten und Ex-Jurastudenten Ernst Knauff in der Siegesstraße 19 (im ehemaligen „Schwabinger Siegesgarten“) in Schwabing mit dem Auftritt des Joe Haider Trios eröffnet. Es hatte Platz für rund 100 Gäste. Anfangs wurde dort überwiegend Mainstream Jazz gespielt, z. B. vom Saxophonisten Don Menza, von Benny Bailey und anderen Mitgliedern der Max Greger Big Band.

Knauff sah sich bald gezwungen, direkt nach New York zu fliegen, um dort finanziell zugkräftige internationale Acts zu „akquirieren“, die jeweils für längere Zeit im Domicile spielten. Er sprach sich dabei auch mit Ronnie Scott ab, der den bekannten „Ronnie Scott’s“ Club in London führte. Die erste Live-Aufnahme entstand nach der Wiedereröffnung (der Club brannte aus) 1967 mit dem Benny Bailey-Nathan Davis Quintet. Damals spielten u. a. auch Albert Mangelsdorff, Dusko Goykovich, Klaus Doldinger und Friedrich Gulda (Live-Aufnahme 1968) im Domicile.

Und so sah´s im Domicile aus:
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Im Januar 1976 zog das Domicile in die Leopoldstraße 19 um, wo mit einem 3-wöchigen Gastspiel der „Thad Jones – Mel Lewis“ Big Band eröffnet wurde. Bald kam auch fusion-orientierte Musik (z. B. Joe Zawinuls Weather Report) und freierer Jazz (z. B. Archie Shepp Quartet) hinzu. Im Oktober 1981 gab Knauff das Domicile auf. Obwohl die Stadt ihm noch einen Zuschuss bewilligt hatte, machten sowohl der gestiegene Dollarkurs, als auch die Miete für die Räumlichkeiten weitere Engagements von US-Musikern zu kostspielig.

Im Domicile sind zahlreiche Platten u. a. des Labels Enja entstanden. Eine „Jazznacht im domicile“ der 1970er Jahre schildert ein Kapitel des Erzählbands Nachtflug von Peter Becher. (wikipedia)

Friedrich Gulda war ein österreichischer Pianist, der für seine Aufführungen moderner klassischer Werke bekannt war. Darüber hinaus interessierte er sich sehr für den Jazz und schuf eine Reihe einzigartiger, vom Jazz inspirierter Werke. Auf dieser Live-Aufnahme aus dem Jahr 1971 sind Friedrich und der zweite Pianist Fritz Pauer sowohl am elektrischen als auch am akustischen Klavier sowie der Schlagzeuger Klaus Weiss zu hören. Es ist eine Mischung aus Aspekten des Jazz, der Fusion und der zeitgenössischen Musik. (waysidemusic.com)

Das französische Backcover:
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Das ist sehr dezent formuliert … dieses Album ist ein Höhepunkt dieser eindeutig jazzorientierten Musik von Friedrich Gulda … dem Fritz Pauer sei Dank !

Und der Klaus Weiß, der war das geniale Bindeglied zwischen den beiden Pianisten … eine ungewöhnliche Besetzung … ungewöhnlich spannungsreiche Musik …

Ein Jazz-Klassiker aus dem Jahr 1971. Friedrich Gulda war Klassik-Exzentriker und grandioser Jazz-Pianist. Im „Domicile“ in München nahm er mit Pianist Fritz Pauer und Klaus Weiss (Schlagzeug) dieses Album auf, bei dem beide abwechselnd akustisches und elektrisches Piano spielen, mal melodisch, mal hart groovend, immer einfallsreich.

Livemitschnitt aus dem Domicile, München, April 1971

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Besetzung:
Friedrich Gulda (piano)
Fritz Pauer (e-piano)
Klaus Weiss (drums)

Booklet

Titel:
01. Sunshine 8.42
02. Im Wald 8.35
03. Encore 5.56
04. Fata Morgana 18.14
04.1. Part 1: Die Wüste
04.2. Part 2: Die Oase
04.3. Part 3: Tanz

Musik: Fritz Pauer

LabelB1*
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MC2

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