Adolf Wohlbrück – Dreht euch im Reigen nach alter Weise + Der Reigen (1951)

FrontCover1Wiedermal so ein deutsches Leben, das von dem nationalsozialistischem Terror gepärgt wurde:

Adolf Wilhelm Anton Wohlbrück (* 19. November 1896 in Wien; † 9. August 1967 in Garatshausen) war ein österreichischer Schauspieler, der sich im englischen Exil Anton Walbrook nannte.

Wohlbrück war der Sohn des Zirkusclowns Adolf Ferdinand Wohlbrück (1864–1930) und Enkel des Schauspielers und Varietékünstlers Adolf Wohlbrück (1826–1897).[2] Nach dem Besuch einer Klosterschule in Wien und dem Gymnasium in Berlin nahm er Schauspielunterricht an der Schule von Max Reinhardt. Im Ersten Weltkrieg geriet er in französische Gefangenschaft, wo er das Aucher Gefangenschaftstheater gründete, und setzte danach seine Karriere an verschiedenen Bühnen in München, Dresden und Berlin fort. Er begann gelegentlich in Stummfilmen mitzuspielen, doch erst mit dem Tonfilm trat er regelmäßig auf. Er verkörperte den eleganten, weltmännischen Gentleman, oft an der Seite von Renate Müller (Viktor und Viktoria, Die englische Heirat). Ab 1933 veränderte er sein Aussehen und trat mit Moustache auf.

AdolfWohlbrück01AWohlbrück, nicht nur Halbjude und Homosexueller, sondern auch politisch ein vehementer Gegner des nationalsozialistischen Regimes, emigrierte 1936 über Frankreich und Hollywood nach England und arbeitete dort als Anton Walbrook – „Adolf“ hätte seinerzeit sicher Anstoß erregt. In dieser Zeit setzte er sich aktiv für jüdische Schauspieler und „nichtarische“ Angehörige deutscher Schauspieler ein, finanziell oder indem er ihnen die Wege zur Flucht ebnen half. 1947 nahm er die britische Staatsbürgerschaft an.

Nach dem Zweiten Weltkrieg stand er auch wieder auf deutschen Bühnen, zuerst 1951 in Düsseldorf unter Gustaf Gründgens, dann auch in Hamburg und Stuttgart. Er wirkte außerdem in internationalen Filmproduktionen mit. 1967 erhielt er das Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film. Er verstarb am 9. August desselben Jahres an den Folgen eines Herzinfarkts, nachdem er Ende März 1967 während einer Vorstellung in München auf der Bühne zusammengebrochen war. (Quelle: wikipedia)

Dass dieser Wohlbrück ausgerechnet auch noch Adolf heißen musste, hat schon ne besonders makrabe Seite.

Dass er als einer der ersten deutschen Schauspieler 1950 an einer französischen Filmproduktion mitwirken konnte, hat sicherlich mit seinem Status während dem III: Reich zu tun.

Der Film hieß „La Ronde“ (deutsch: „Der Reigen“):

Der Reigen (La Ronde) ist ein französischer Film von Max Ophüls aus dem Jahr 1950, der auf dem Theaterstück Reigen von Arthur Schnitzler basiert.

Der Reigen ist ein in zehn Abschnitte gegliederter Bilderbogen über Doppelmoral und Heuchelei, Triebhaftigkeit und Vergänglichkeit der Liebe und der Sexualität, und schildert zehn erotische Begegnungen, wobei die gesellschaftliche Leiter erstiegen wird, von Dirne, Soldat und Stubenmädchen über jungen Herrn, Ehefrau, Ehemann und süßes Mädel bis zum Dichter, der Schauspielerin und dem Grafen, der am Schluss wieder mit der Dirne zusammentrifft und so den „Reigen“ schließt.

„Der Reigen“ („La Ronde“), 1950 von Max Ophüls mit Adolf Wohlbrück und Simone Signoret

„Der Reigen“ („La Ronde“), 1950 von Max Ophüls mit Adolf Wohlbrück und Simone Signoret

 

Eine Dirne überredet einen Soldaten sich mit ihr einzulassen. Jener nimmt später eine Beziehung zu einem Stubenmädchen auf, das zwei Monate danach dem Sohn seiner Herrschaft den Kopf verdreht. Der junge Herr wiederum hat eine Liaison mit einer vornehmen verheirateten Frau. Deren Ehe mit ihrem Mann verläuft reichlich lustlos, berechnet der Ehemann doch sogar noch im Bett sein Nettoeinkommen. Ihr Ehemann betrügt sie seinerseits mit einer jungen Frau, dem süßen Mädel. Diese schwärmt für einen Dichter, der in Leidenschaft zu einer Schauspielerin entbrennt. Jene begehrt einen Grafen und Offizier, der sie auf der Bühne sah. Der Graf schließlich hat ein nächtliches Abenteuer mit der Dirne aus der Anfangssequenz. Als er die Dirne verlässt, begegnet er auf der Straße dem Soldaten und fordert ihn auf, ihm mit einem Gruß den gebotenen Respekt gegenüber einem Ranghöheren zu erweisen.

Filmbild
Der Film ergänzt Schnitzlers literarische Vorlage durch die Figur des Conferencier (Meneur de jeu), der auf einem Karussell (Ringelspiel) erscheint, den Zuschauer durch Wien um das Jahr 1900 geleitet, die Szenen verbindet und auch unmittelbar in die Handlung eingreift. Hinzu kommen Parallelmontagen, die zweimal die Zukunft eines Paares, die keine ist, zeigen: Der Ehemann wartet vergeblich auf das süße Mädel im Chambre Séparée, während das süße Mädel bereits mit dem Dichter zusammen ist, und das süße Mädel wartet ebenso vergeblich auf den Dichter am Bühnenausgang des Theaters, während sich dieser in der Garderobe der Schauspielerin widmet.

30 Jahre nach der Uraufführung des Skandalstückes Reigen von Arthur Schnitzler, verfilmte Max Ophüls das auf der Bühne verbotene Stück mit fast allen populären Stars des französischen Kinos der 1950er Jahre.

„Als wir den Film ‚Der Reigen‘ machten, ging es uns nicht darum, einen Wiener Film zu machen. Es ging uns darum, die Gedanken von Schnitzler in Film zu übertragen.“ (Max Ophüls)

Oscar Straus komponierte für den Film den Reigen-Walzer Dreht Euch im Reigen nach alter Weise, wobei er den Sylphentanz aus La Damnation de Faust von Hector Berlioz paraphrasierte. (Quelle: wikipedia)

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Und um genau diesen „Titel-Song“ geht es bei dieser Odeon-Vinyl-Single, die Originalveröffentlichung war noch eine Schellackplatte. Wann meine Single erschien, weiss ich nicht so genau, ich glaube aber nicht, dass die auch 1951 erschien (weil sie mir vom Design zu „modern“ erscheint). Obwohl: die Bestellnummer ist identisch mit der Anzeige aus dem Jahr 1951 … Rätsel über Rätsel …

Für heutige Ohren ist natürlich der Text des Liedes „Dreht euch im Reigen nach alter Weise“ an Harmlosigkeit kaum zu unterbieten,aber der „erotische Sprengstoff“ dieser Schnitzler-Verfilmung wurde damals sicherlich nur hinter hervorgehaltener Hand diskutiert.

Die B-Seite enthält dann einen instrumental eingespielten Walzer, ebenfals als Musik für den Film komponiert.

Und vielleicht erinnern sich noch einige an eine weitere filmische Adaption von diesem Schnitzler Roman „Eyes Wid Shut“ von Stanley Kubrik (mit u.a. Nicole Kidman … da ging´s dann schon anders zur Sache … )

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Adolf Wohlbrück als Conferencier in dem Film „Der Reigen“

Besetzung:
Adolf Wohlbrück (vocals)
+
Wiener Bohéme Orchester (bei 01.)
Berliner Symphoniker unter der Leitung von Walter Liebe (bei 02.)

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Ja, ja … „Der Reigen … schildert die Schwächen und Verschlagenheit der Frauen und den Egoismus und die Leichtgläubigkeit der Männer“ Zitat: Illustrierte Filmbühne, Nr. 967)

Titel:
01. Dreht euch im Reigen nach alter Weise (Straus/Ophüls) 2.30
02. Der Reigen (Straus) 3.02

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Die Labels der Schallack-Platten, 1951

 

 

Großes Blasorchester – Alte Bekannte (50er Jahre)

FrontCover1Also, viel habe ich nicht herausgebracht über dieses kleine 10″ Album aus den 50er Jahren.

Geleitet wurde dieses „Große Blasorchester“ Hans Freese. Die musikalische Bearbeitung hatte ein K. J. Breuer innen.

Zumindest konnte ich über den Hans Freese (der lungert übrigens mit einer weiteren Aufnahme in diesem blog rum und zwar hier) herausfinden, dass er wohl ein Hanseat war und dass diese Aufnahmen bereits 1951 entstanden.

Denn in diesem Jahr erschienen Teile dieses Albums auf Schellack-Platten… wie man hier sehen kann:

Schellack-Ausgabe1951
Und hier hören wie eben „alte Bekannte“ und das sind in diesem Falle Melodien von Komponisten wie

  • Paul Lincke (* 7. November 1866 in Berlin; † 3. September 1946 in Hahnenklee-Bockswiese)
  • Walter Kollo ( * 28. Januar 1878 in Neidenburg, Ostpreußen; † 30. September 1940 in Berlin)
  • Leo Fall (* 2. Februar 1873 in Olmütz, Mähren; † 16. September 1925 in Wien)
  • Jean Gilbert (* 11. Februar 1879 in Hamburg; † 20. Dezember 1942 in Buenos Aires)

allesamt Komponisten die in den 20- und 30er Jahren enorm populär waren … Also aus jenen Jahrzehnten, die Deutschland nicht wirklich gut getan haben.

Jean Gilbert musste übrigens – da er Jude war – im Jahr 1933 verlassen, sein Weg führte ihn dann schließlich nach Argentinien.

Und wir hören hier zauberhaft romantische Melodien, dargeboten mit einer ganz besonderen Leichtigkeit … irgendwie eigenartig … angesichts jener Jahrzehnte … aber zugleich auch faszinierend.

Die Komponisten

Paul Lincke – Walter Kollo – Leo Fall – Jean Gilbert

Besetzung:
Großes Blasorchester unter der Leitung von Hans Freese

BackCover1

Titel:
01. Paul Lincke Melodien (Teil 1) 3.20
02. Paul Lincke Melodien (Teil 2) 3.16

03. Walter Kollo Melodien (Teil 1) 3.02
04. Walter Kollo Melodien (Teil 2) 3.06

05. Leo Fall Melodien (Teil 1) 3.30
06. Leo Fall Melodien (Teil 2) 3.15

07. Jean Gilbert Melodien (Teil 1) 3.07
08. Jean Gilbert Melodien (Teil 2) 3.04

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