Christoph ‚Stofferl‘ Well – Open Harp Blues (2021)

FrontCover1Christoph Well (genannt Stofferl, * 3. Dezember 1959 in Günzlhofen) ist ein bayerischer Musiker und Multiinstrumentalist. Er ist bekannt als Mitglied der mittlerweile aufgelösten Biermösl Blosn.

Christoph Well ist das zweitjüngste von 15 Kindern des Schulmeisters Hermann Well und seiner Frau Gertraud aus dem Dorf Günzlhofen in der Nähe von Fürstenfeldbruck, wo er das Viscardi-Gymnasium besuchte. Er studierte Trompete und war unter Sergiu Celibidache Solotrompeter bei den Münchner Philharmonikern und später Konzertharfenist.

Die Biermösl Blosn begann 1976 mit Volksmusikauftritten, wie sie sie schon zuvor unter Anleitung ihres Vaters absolviert hatte. Die aus Christoph, Michael und Hans Well bestehende Musikgruppe verband bayerische Volksmusik (Stubnmusi) und Mundart mit politischen und satirischen Texten und kann daher zum Bereich Neue Volksmusik gerechnet werden.

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Sie erlangte bundesweite Bekanntheit, als sie 1981 – „versehentlich“ zum traditionellen Maibockanstich im Münchner Hofbräuhaus eingeladen – die Regierungspartei CSU in Zusammenhang mit der Massenverhaftung von Nürnberg vor den versammelten Ministern und Landtagsabgeordneten scharf kritisierten und so einen politischen Eklat verursachten.

Die Biermösl Blosn arbeitete häufig mit Gerhard Polt zusammen, trat gelegentlich in der ARD-Sendung Scheibenwischer auf und war in den folgenden drei Jahrzehnten kritischer Wegbegleiter der bayerischen Politik. Drei ihrer Schwestern, Moni, Vroni und Burgi, gründeten nach ihrem Vorbild 1986 die bayerische Volksmusik- und Kabarett-Gruppe Wellküren.

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Am 18. Januar 2012 fand der letzte Auftritt der Biermösl Blosn statt. Die Gruppe hatte sich nach internen Differenzen aufgelöst.[3] Christoph und Michael Well traten im Februar 2012 in den Münchner Kammerspielen mit einem Hausmusikabend unter Franz Wittenbrinks Regie zusammen mit ihren Schwestern der Gruppe Wellküren auf. Diese Formation tritt seitdem als Geschwister Well auf. Außerdem gründete er mit Michael und Karl Well zusammen die Gruppe „Wellbrüder aus‘m Biermoos“, die in Besetzung und Stil der Biermösl Blosn auch mit Gerhard Polt auftritt. Eine Biographie der Biermösl Blosn aus Sicht von Christoph und Michael Well unter dem Titel Biermösl Blosn – Tokio – Kapstadt – Hausen erschien Anfang April 2013.

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Christoph Well verantwortete als Herausgeber die Neuausgabe zum hundertjährigen Jubiläum des Klampfn-Toni, eines bekannten bairischen Liederbuches, und ist Mitherausgeber zahlreicher anderer Liederbücher. Unter dem Titel Auftanz veröffentlichte er im Jahre 2006 beim Musikverlag Preißler eine Sammlung mit Volkstänzen für Streich- und Tanzmusikbesetzung. 2011 erschien zudem der Tonträger Ich küsse Sie tausendmal und bin knall und fall, Ihr W. A. Mozart. Die Bäsle-Briefe gelesen von Christoph Well. Mit diesem Programm ist er seit 2011 auf deutschsprachigen Bühnen unterwegs. Zusammen mit dem Organisten Franz Hauk aus Ingolstadt und verschiedenen Orchestern tritt er als klassischer Musiker im In- und Ausland auf. Er moderiert einmal im Monat eine eigene Radiosendung für den BR (Tradimix)[5] und gestaltet eine Fernsehsendung des BR unter dem Titel „Stofferl Wells Bayern“.[6]

Er ist Erstunterzeichner des „Offenen Briefs an Kanzler Olaf Scholz“ vom 29. April 2022, der sich gegen Waffenlieferungen an die Ukraine ausspricht, aus Sorge vor einem Dritten Weltkrieg im Kontext des Ukraine-Konfikts. (wikipedia)

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Und hier quasi sein 1. Solo-Album, und das ist schon was ganz besonders. Stoferl Well erzählt dazu:

Vor ungefähr 5 Jahren fuhr ich nach einem Neujahrskonzert mit dem Gießener Synfonieorchester heim. Dabei hörte ich eine meiner Entspannungszupfereien auf der Harfe an, die ich ab und zu nach dem täglichen Übungsprogramm nur für mich aufnehme. Bei einer Bluesimprovisation dachte ich mir, dass es eigentlich schade ist, wenn ein Blues immer schon nach ein paar Minuten vorbei ist. Wie gerne würde ich einmal eine halbe oder dreiviertel Stunde so dahin blues’n, quasi never ending … und am besten mit Musikern zusammenspielen, die ich persönlich schätze und verehre.

Zither Manä

Zuhause rief ich als erstes den G. Ringsgwandl an. Der ermunterte mich und sagte schon mal gleich seine Teilnahme zu. Zur gleichen Zeit sah ich auf Arte-TV eine Dokumentation über das OpenHeartProjekt im Sudan, bei dem vor allem Kinder aus ganz Afrika unentgeltlich am Herzen operiert werden. Dabei handelt es sich oft um Klappenersatze, da diese meist wegen Rheumatischem Fieber der Kinder kaputt gehen. Ich bekam selbst mit 14 Jahren eine solche Prothese und verdanke dieser Erfindung jetzt schon 45 Jahre meines Lebens.

Schwer beeindruckt von dem Film, über die großartige Arbeit der Menschen in dieser Klinik, beschloß ich, den Erlös meines Bluesprojektes, wenn es denn zustande käme, an diese Einrichtung weiter zu geben. Nach dem Georg Ringsgwandl fragte ich den Willy Michl, der ja meines Wissens der erste war, der den Blues auf bairisch sang, die Conny Kreitmeier und Barbara Dennerlein., den Nick Woodland (Leadgitarre), Manfred Mildenberger (Schlagzeug), Luke Cyrus-Götze (Lapsteel) und Tom Peschl (Bass), sowie meine Spezln von den Toten Hosen. Alle sagten begeistert zu. Davon beflügelt rief ich noch den Helge Schneider, den Stefan Dettl, Alan Bern, Konstantin Wecker, den ZitherManä und Herbert Pixner und an. Ein jeder war sofort dabei und einverstanden, einen Beitrag von zwei bis vier Takes einzuspielen, ohne Gage!

Nick Woodland Band

Als letzte kamen dann noch die Christiane Öttl und der Andreas Rebers dazu. Bei meinen Geschwistern und Verwandten, sowie meinem langjährigen Wegbegleiter Gerhard Polt war ja eh alles klar. Ich dachte mir, ein 12-taktiger Blues ist ja, wie ein Landler, eine feste Form, die man wie einen Bach durch alle Tonarten mäandern lassen kann. Jede davon hat einen bestimmten Charakter, der zu der oder dem Musiker am besten passt. Die Idee war, die einzelnen Beiträge wie Perlen an einer Kette aufzufädeln.

Die durchgehende Harfenstimme wäre die Schnur, die alles zusammenhält und verbindet. Zur Unterstützung der Harfe gesellten sich Nick, Manfred, Luke und Tom, quasi als The Band dazu, und bereiteten damit ein Fundament, auf dem dann die Mitspieler ihre Nummern bauen konnten. Mir blieb dann noch die sehr schöne ‘Arbeit’, bei den jeweiligen Takes verschiedene Instrumente dazu zu spielen, was ich eh am allerliebsten mache. Dafür benötigte ich jedoch Hilfe, weil spielen und aufnehmen gleichzeitig sehr stressig ist. Ich fragte die Beate Dichtl, ob sie, unentgeltlich wie alle andern auch, ab und zu Lust und Zeit hätte. Die Aufnahmen mit ihr waren dann so harmonisch, dass sie jetzt Beate Well heißt.

Gerhard Polt

Der O-H-B beginnt in Es-Dur mit einer Variation der Premiere Arabesque von C. Debussy, die für mich eine Schnittstelle von Jazz und Klassik darstellt. Er endet wieder damit nach einer 40-minütigen Wanderung durch die Tonarten in E-Dur. Zum Schluss möchte ich mich bei allen Mitwirkenden ganz herzlich bedanken! Jetzt wünsch ich beim Zuhören so viel Spass wie wir beim Musizieren hatten. (Stofferl Well)

Ein bairisch eingefärbter Blues für Harfe und viele andere Stimmen und Instrumente zu Gunsten „Salam Herzchirurgie-Zentrum“ in Khartum, Sudan. Alle daran Beteiligten verzichten dafür auf eine Gage. (Hüllentext)

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Mit dem „Blues“ darf man freilich nicht ganz so wörtlich nehmen … wobei der Georg Ringsgwandl mit seinem „Da bin i dahoam“ dem „Bluesfeeling“ mit am nächsten kommt. Das gleiche gilt natürlich auch für den Willy Michl.

Reichlich 40 Minuten dauert das Stück, das keins ist, sondern ein Gesamtkunstwerk von Bluesbegeisterten Musikern, die sich musikalisch den Stafettenstab überreichen. Einer davon ist der Zither-Manä. Und der Zweck des Unternehmens verbindet ihn nicht nur musikalisch mit dem Initiator Stofferl Well.

Dieser, also Stofferl Well, hatte in einer Arte-Dokumentation vom OpenHeartProject im Sudan erfahren, bei dem Kinder unentgeltlich am Herzen operiert werden, so schreibt er im Booklet der eben erschienenen CD. Insbesondere handle es sich dabei um Klappenersatz, da die Kinder an Rheumatischem Fieber leiden, das die Herzklappen zerstöre. Er selbst habe mit 14 Jahren eine neue Herzklappe erhalten und verdanke dieser Operation 45 Jahre seines Lebens.

„Das berührt mich sehr“, sagt der Zither-Manä, denn auch er habe kürzlich eine neue Herzklappe erhalten. Das von Stofferl Well zugunsten des Kinderprojektes im Sudan initiierte Projekt liegt ihm sehr am Herzen und so beteiligte er sich gern daran.

Willy Michl

„Ich war gerade im Urlaub in Triest, als der Stofferl mit der Idee auf mich zugekommen ist“, erzählt der Musiker, der bekanntlich Volksmusik, Blues und Rock ’n’ Roll auf der Zither beherrscht und vor über 40 Jahren den Zither-Rock begründete.

Mit vielen Muszierenden gemeinsam einen Blues zu produzieren, wobei die Musik ineinander übergeht und sozusagen eine Endlosschleife bildet, fand er äußerst reizvoll. Noch im Urlaub habe ihm Stofferl Well die Harmonien zugeschickt und er habe sich daran gemacht, seinen Part zu gestalten.

Absolut genial, so der Zither-Manä, sei die Idee, eine Grundstimmung mit der Harfe und einer Band, die das Playback liefert, zugrunde zu legen und dann die einzelnen Interpreten dazuzugesellen. Vor allem die Übergänge seien sehr spannend. Wie Perlen an einer Kette, so schreibt der Initiator, seien die einzelnen Beiträge aufgefädelt und die Harfenstimme sei der Faden, der alles zusammenhält.
Zur Unterstützung der Harfe spielen Nick Woodland, Manfred Mildenberger, Tom Peschl und Luke Cyrus-Götze als Band den Hintergrund, steuern aber auch ein Solo bei.

La Brass Banda

Der Open Harp Blues startet klassisch mit einer Harfenvariation der Premiere Arabesque von Claude Debussy und endet auch nach 40 Minuten damit, „eine „Schnittstelle zwischen Klassik und Jazz“, wie der Harfenist Stofferl Well sagt und ein paar Tupfen Trompete dazugibt.
Ringsgwandl und Trompetenintermezzo

Nahtlos übernimmt die Harmonie Georg Ringsgwandl mit der Stimme und wird vom Trompetenintermezzo abgelöst. Die Reihenfolge der Interpreten ist geschickt gewählt, einmal instrumental, einmal vocal, so lösen die Wellküren die Band ab und der Zither-Manä kommt volksmusikalisch mit einem gemütlichen Stubenmusik-Flair auf der Zither daher.

Er, der mit der Zither in neue Welten eines Chuck Berry ausgebrochen ist, steuert hier bairische Volksmusik bei, die aber doch den eigenen Sound des Zither-Manä durchklingen lässt. Er sei einen Tag im Studio gewesen und habe gemeinsam mit Stofferl Well seinen Part eingespielt. „Er ist ein hervorragender Musiker“, meint er.

Conny Kreitmeier

Die Zither leitet über zu Willy Michl, dem Bluesindianer, von dem La Brass Banda rhythmisch übernimmt. Wunderschöne Akkordeonklänge von Alan Berg leiten über zu „Was bin I“ von Christiane Öttl. Englisch und rockig geht es mit den Toten Hosen weiter im Blues, abgelöst von Stofferl Well, der mit bairischem Humor sein Annamirl besingt, bevor die Wellbrüder und die Wellküren Gerhard Polt beim Granteln begleiten: „Ois woin s ham, aba sterbn woin s ned.“

Englisch wird es wieder mit Helge Schneider, der über die große Liebe philosophiert. Und wieder gelingt der Übergang perfekt zu Barbara Dennerlein an der Hammondorgel, die den Boden für Conny Kreitmeiers Stimme bereitet.

Jetzt darf die Zuhörerin mit Stofferl Wells Harfe und „Don’t ever leave me“ verschnaufen. Und schon ertönt das Piano mit Konstantin Wecker und dem Revolutionsblues, unterstützt und ergänzt von der Trompete.

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Die folgende Überleitung ist dramatisch revolutionär, bis es wieder ruhiger mit Andreas Rebers und Herbert Pixner „Ans Meer“ geht und Möwengeschrei und Wellengeräusche zur Harfe und Debussy hinführen. Der Kreis schließt sich nach einer bluesigen Wanderung durch die unterschiedlichen Stimmungen und Interpreten. Mit einer wunderschöne „Zugabe“ beglückt der Initiator die Zuhörerin. (Monika Ziegler)

Und ja, die Gästeliste auf diesem Album ist mehr als beeindruckend !

Schmerzlich vermisst habe ich allerdings den Schorsch Hampel !

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Besetzung:
Christoph Well (harp, trumpet)
+
Nick Woodland Band:
Luke Cyrus-Götze (lap steel-guitar)
Manfred Mildenberger (drums)
Tom Peschl (bass)
Nick Woodland (guitar)
+
Maresa von Scheidt (violin)
Clarinet – Karl Well (clarinet)
Maria Well (violoncello)
Michael Well (tuba)
+
Bretonischer Atlantik

Booklet05A

Titel:
01. Stofferl Well: Ouvertüre (Debussy) 4:02
02. Georg Ringsgwandl: Da bin i dahoam (Ringsgwandl) 3.07
03 Stofferl Well: Intermezzo (C.Well) 0.39
04. Nick Woodland Band: Untitled (Woodland) 1.16
05. Wellküren: De Rosl bin i (Traditional/v.Gumpenberg) 1.14
06. Zither Manä: Untitled (Zick) 1.10
07. Willy Michl: Der Rest vom Schützenfest (Michl) 1.17
08. La Brass Banda: D’Sunn‘ geht auf (Dettl) 227
09. Stofferl Well & Alan Bern: Untitled (C.Well) 1.10
10. Stofferl Well & Christiane Öttl: Was bin i  1:17
11. Stofferl Well & Alan Bern: Untitled (C.Well) 1.13
12. Die Toten Hosen: A Good Boy (unbekannt) 2.31
13. Stofferl Well: Annamirl (C.Well) 2.16
14. Gerhard Polt und Die Wellbrüder: Ois ‚woin’s ham (C.Well/Polt) 1.51
15. Helge Schneider: Oh Baby Baby (Schneider) 2.27
16. Barbara Dennerlein: Untitled (Dennerlein) 1.13
17. Stofferl Well & Conny Kreitmeier: Auffi und abi (C.Well) 1:20
18. Stofferl Well: Intermezzo (C.Well) 1.31
19. Konstantin Wecker: Revolution (Wecker) 2.51
20. Stofferl Well: 12-Takte-Revolution (C.Well) 0.38
21. Andreas Rebers & Herbert Pixner: Ans Meer (Rebers) 2.33
22. Stofferl Well: Finale (C.Well) 1.53
23. Stofferl Well: C + F (C.Well) 8.55

CD1

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Emergency

Während all den Lockdown Monaten spielte Christoph Well täglich um 19.00 Uhr aus seinem Fenster in Haidhausen Trompetenklänge:
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Helmuth Schindler – Im Kempinski Grill (50er Jahre)

FrontCover1Einen viel klangvolleren Namen kann ein Hotel wohl nicht haben als eben Kempinski:

Mit einer Historie von mehr als 110 Jahren ist Kempinski Hotels die älteste Luxushotelgruppe Europas. Die Geschichte des Traditionsunternehmens mit Sitz in Genf nahm 1897 mit der Gründung der „Hotelbetriebs-Aktiengesellschaft“ in Berlin ihren Anfang. Zu dieser Zeit entstanden in der größten deutschen Metropole bereits die ersten komfortablen Hotels, von denen einige der „Hotelbetriebs-Aktiengesellschaft“ gehörten. Parallel dazu entwickelte sich die von Berthold Kempinski gegründete M. Kempinski & Co, die 1953 von der Hotelbetriebs-Aktiengesellschaft erworben wurde.

Berthold Kempinski wurde am 10. Oktober 1843 in Posen (damals eine preußische Provinz, heute Polen) geboren. Bereits ab 1862 war die Familie Kempinski erfolgreich im Weinhandel tätig. 1872 weitete sie ihr Unternehmen auf Berlin aus, wo Berthold Kempinski unter seinem Namen in der Friedrichstraße eine Weinhandlung eröffnete. Diese erwies sich als zukunftsträchtig und wurde so zum Stammhaus des Unternehmens, das den Namen Kempinski schließlich weltbekannt machte. Das Geschäft in Berlin konnte sehr schnell um ein Restaurant mit mehreren Sälen ausgebaut werden. Der ambitionierte Unternehmer Kempinski verfolgte seine Expansionspläne auch danach zielstrebig weiter und eröffnete 1889 ein Restaurant in der Leipziger Straße, das als das größte in ganz Berlin galt.

Bernhard KempinskiDa Berthold Kempinski und seine Frau Helena keinen männlichen Nachkommen hatten, nahmen sie ihren Schwiegersohn Richard Unger in den Betrieb auf. Unger, der maßgeblich am Erfolg und der Entwicklung des Unternehmens beteiligt war, übernahm sehr bald die Geschäfte. Unter der Bedingung, den Namen Kempinski beizubehalten, übergab Berthold Kempinski seinem Schwiegersohn die Firma schließlich. Am 14. März 1910 starb Berthold Kempinski.

Neben seinen Geschäftsaktivitäten in der Gastronomie baute Richard Unger bis zu Beginn des Ersten Weltkriegs ein gewaltiges Immobilienunternehmen auf. Nach einer kurzen Stagnation während des Krieges verkaufte er sogar Produkte aus eigener Herstellung unter dem Markennamen Kempinski. Das Geschäft in Berlin florierte, so dass 1918 eine prächtige Kempinski Dependance am Kurfürstendamm 27, wo heute das Kempinski Hotel Bristol steht, gegründet wurde. Zehn Jahre darauf übernahm M. Kempinski & Co. das legendäre „Haus Vaterland“ am Potsdamer Platz und setzte dort ein bislang in Berlin einmaliges Konzept um, das noch heute als „Erlebnisgastronomie“ bezeichnet wird.

Doch nach dem Erfolg kam die Ernüchterung. Um den Ereignissen des Zweiten Weltkriegs zu entkommen, wanderte Richard Unger mit seiner Familie nach Amerika aus und das Unternehmen M. Kempinski & Co wurde Teil der Aschinger AG.

Kurz vor Kriegsende zerstörte ein Feuer das Restaurant am Kurfürstendamm 27 und die übrigen Immobilien hielten der Bombardierung nicht Stand. Trotzdem konnte der Name Kempinski überleben. Nach Kriegsende kehrte Richard Ungers Sohn und Berthold Kempinskis Enkel, Dr. Friedrich Unger, nach Deutschland zurück. An dem Ort, wo sich das zerstörte Restaurant am Kurfürstendamm 27 befand, begann er 1951 mit der Errichtung eines Hotels, das ein Jahr später unter dem Namen Hotel Kempinski eröffnete. Das moderne und fortschrittliche Fünf-Sterne-Haus blieb 20 Jahre lang unangefochten das einzige Luxushotel Berlins.

Im Jahr 1953 verkaufte Dr. Friedrich Unger seine Anteile und den Namen Kempinski an die Hotelbetriebs-Aktiengesellschaft, die bereits Hotels wie das Baltic, das Bristol und den Kaiserhof betrieb. Der Name Bristol wurde übernommen und schmückt noch heute das Kempinski Hotel am Kurfürstendamm 27. In den folgenden Jahren übernahm die Hotelgesellschaft das Management zahlreicher renommierter Häuser. 1957 erwarb sie das luxuriöse Hotel Atlantic in Hamburg. Das elegante Haus, bekannt als „Weißes Schloss“, wurde 1909 eröffnet und galt schon damals als Hamburger Institution.

Weinhaus Kempinski, Cadiner Saal, Berlin:
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Die Hauptversammlung der Hotelbetriebs-Aktiengesellschaft beschloss 1970 die Namensänderung ihres Unternehmens in Kempinski Hotelbetriebs- Aktiengesellschaft. Im selben Jahr etablierte sich darüber hinaus mit einer 50prozentigen Beteiligung am Hotel Vier Jahreszeiten in München eine langjährige Partnerschaft mit Lufthansa, die ebenfalls Gesellschafter dieses Hotels war. 1977 erhielt die Hotelgesellschaft ihren heutigen Namen Kempinski Aktiengesellschaft (AG). Zur gleichen Zeit wurde das Kempinski Hotel Gravenbruch in Frankfurt als viertes deutsches Hotel in das Portfolio der Gruppe aufgenommen.

1985 erwarb Lufthansa Anteile an der Kempinski AG und ermöglichte der Hotelgesellschaft damit, auch im Ausland Kempinski Hotels zu betrieben. Ein Jahr später gründeten die Kempinski AG, Lufthansa und die Finanzgesellschaft Rolaco S.A. die Kempinski Hotels S.A. mit Sitz in Genf. 1993 erwarb die Kempinski AG dann sämtliche Anteile der Kempinski S.A.

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Seit 2004 ist die Kempinski AG mehrheitlich im Besitz des thailändischen Crown Property Bureau. Dabei handelt es sich um eine thailändische Regierungsbehörde, die für die Vermögensverwaltung des thailändischen Königshauses verantwortlich ist und zugleich Beteiligungen an zahlreichen einheimischen und ausländischen Unternehmen hält. Die neuen Eigentümer ermöglichen der Kempinski AG, ihr Portfolio durch eine globale Expansionsstrategie weiter auszubauen und neue Märkte zu entwickeln.

Mit Ausnahme des Hotel Vier Jahreszeiten Kempinski in München, das sich im Besitz der Gruppe befindet, sowie zwei Häusern mit Leasing-Verträgen (das Hotel Adlon Kempinski in Berlin und das Kempinski Grand Hotel des Bains in St. Moritz) liegt das Hauptaugenmerk von Kempinski Hotels heute auf dem Management von Luxushotels. Ziel des Unternehmens war und ist es, die Marke Kempinski zu einem Synonym für individuellen Luxus zu machen. Dies erreicht Kempinski durch ein Portfolio aus weltweit unverwechselbaren, historisch einzigartigen und modernen Häusern, die entweder Marktführer in ihrer Destination oder Wahrzeichen ihres jeweiligen Standortes sind. Dabei ist Kempinski Hotels permanent darauf bedacht, ein geographisch ausgeglichenes Portfolio – bestehend aus Stadt- und Freizeitdestinationen – mit einzigartigem Service auf individuellem Niveau zu erhalten.
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Heute betreibt Kempinski Hotels insgesamt 73 Fünf-Sterne-Hotels in 31 Ländern. Dieses Angebot wird kontinuierlich durch neue Hotels in Europa, dem Nahen Osten, in Afrika und Asien erweitert, ohne jedoch den Anspruch auf Exklusivität und Individualität aus den Augen zu verlieren. Darin zeigt sich die Expansionsstärke des Unternehmens. Zum Portfolio zählen historische Grandhotels, ausgezeichnete Stadthotels, herausragende Resorts und edle Residenzen sowie berühmte Namen wie das Hotel Adlon Kempinski in Berlin, das Emirates Palace in Abu Dhabi, das Hotel Taschenbergpalais Kempinski in Dresden oder das Çirağan Palace Kempinski in Istanbul. Daneben ist Kempinski Gründungsmitglied des weltweit tätigen Hotelnetzwerkes Global Hotel Alliance (GHA). (Selbstdarstellung)

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Und hier nun eine Melodienfolge, gespielt von dem unbekannten Geiger Helmuth Schindler, die direkt Bezug auf das „Bristol Hotel Kempinski“ in Berlin nimmt.

Erschienen vermutlich irgendwann in den 50er Jahren hören wir hier einen bunten Strauß klassischer und populärer Melodien, und zwar so intim vorgetragen (ie Geige wird nur von einem unbekannten Pianisten begleitet), dass einem ganz heimelig werden könnte.

Auch wenn diese LP nicht mehr ganz taufrisch klingt (hin und wieder knistert es mehr, als mir lieb ist) so verströmt sie doch besonders intensiv mit all den sentimentalen Melodien jenen Hauch von Vergänglichkeit, jenen Hauch von Nostalgie … der mir immer wieder mal auch gefallen kann …

Und ja, über die bourgeoise Tendenzen dieser Nostalgie bin ich mir im klaren … so ist das nicht.

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Besetzung:
Helmuth Schindler (violin)
+
unbekannter Pianist

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Titel:

01. Eine Melodienfolge (Teil 1) (25.01)
01.01. As-Dur Walzer (Brahms)
01.02. Aufforderung zum Tanz (v.Weber)
01.03. Gefangenen-Chor aus „Nabucco“ (Verdi)
01.04. Die Moldau (Smetana)
01.05. Csárdás aus „Zigeunerliebe“ (Lehár)
01.06. Das alte Lied (Loewe)
01.07. Der Reigen (Strauß)
01.08. Plaisir d’amour (Martini)
01.09. Fascination (Marchetti)
01.10. Lilli (Kaper)
01.11. Traumerei (Schumann)

02. Eine Melodienfolge (Teil 2) (21.48)
02.01. Poéme (Fibich)
02.02. Das ist Berlin (Leux)
02.03. Petite Fleur (Bechert)
02.04. Kaffeetanten (Schindler)
02.05. Ich hab‘ noch einen Koffer in Berlin (Siegel)
02.06. Bei der ersten Liebe (Schindler)
02.07. Das war in Schöneberg (Kollo)
02.08. Macky Messer (Weill)
02.09. Durch Berlin fliesst immer noch die Spree (Gilbert)
02.10. Man nehme gute Laune (Flip-Petersen)
02.11. Das ist die Berliner Luft (Lincke)
02.12. So wie gestern Nacht (Schindler)
02.13. Schlösser, die im Monde iegen (Lincke)
02.14. Genau so schön (Schindler)
02.15. Wenn auch die Jahre enteilen (Lincke)
02.16. Grigri-Walzer (Lincke)
02.17. Mit einem kleinen Stückchen Glück (Loewe)
02.18. Ich hab‘ getanzt heut‘ Nacht (Loewe)
02.19. Es grünt so grün (Loewe)
02.20. Der Insulaner (Neumann)

LabelB1

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Geht auch günstiger *ggg*:
GehtAuchGünstiger

SZ Magazin – Nr. 17 (29. April 2022)

TitelDie „Süddeutsche Zeitung“ hab´ ich quasi mit der Vatermilch eingesaugt …  Mein Vater war zwar strammer CSU-Wähler, aber die „Süddeutsche Zeitung“ gab´s dann täglich, die Alternative, den „Münchner Merkur“ (damals wie heute ehe CSU-lastig) verschmähte er beharrlich, vielleicht, weil er als Germanist dann doch auf ein gewisses Sprachniveau Wert gelegt hat.

Wie auch immer, als ich im Jahr 1975 aus dem Elternhaus auszog, war eine meiner ersten Amtshandlungen, mir meine eigen „SZ“ zu bestellen (damals noch im günstigerem Studenten-Abo).

Und bis heute liegt diese Tageszeitung täglich im Briefkasten.

Na ja, und dann führten sie 1990 die Freitagsbeilage namens „SZ-Magazin“ ein:

Das Süddeutsche Zeitung Magazin (kurz: SZ-Magazin) ist die vierfarbige Beilage, ein sogenanntes Supplement, in der Freitagsausgabe der Süddeutschen Zeitung (SZ) und damit eines der größten Magazine Deutschlands neben dem Zeit-Magazin.
Das Süddeutsche Zeitung Magazin wurde 1990 unter der Chefredaktion von Andreas Lebert gegründet. Seit Sommer 1996 leiteten es Christian Kämmerling (* 1954) und Ulf Poschardt (* 1967). 1999 kam ans Licht, dass Tom Kummer, freier Korrespondent in Los Angeles, Interviews mit Filmstars wie Sharon Stone, Kim Basinger, Brad Pitt und Courtney Love frei erfunden hatte. Als sich herausstellte, dass Poschardt und Kämmerling gefälschte Interviews publiziert hatten, konnte sie die SZ nicht mehr halten. Ab 2000 verantworteten Dominik Wichmann und Jan Weiler gemeinsam die Redaktion. Seit 2004 war Dominik Wichmann alleiniger Chefredakteur. Wichmann wechselte zum 1. Juni 2011 als stellvertretender Chefredakteur zum Stern. Nachdem das SZ-Magazin während einer Übergangszeit von Jan Heidtmann kommissarisch geführt wurde, übernahm am 1. Juli 2011 Timm Klotzek die Chefredaktion. Seit 2013 ist Michael Ebert ebenfalls Chefredakteur an der Seite von Timm Klotzek.Zu den bekanntesten Autoren und Kolumnisten gehören Axel Hacke, der Moralkolumnist Rainer Erlinger sowie die Journalistin und Buchautorin Meike Winnemuth. Frühere Kolumnisten waren Hajo Schumacher, Kurt Kister, Willi Winkler, Christian Ulmen und Georg Diez und Donna Leon (Quelle: wikipedia)

Diverse Ausgaben des SZ Magazins:

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Und hier eine Ausgabe (56 Seiten), die sich mit Querdenkern (als dieser Begriff noch eine ganz andere Bedeutung hatte) beschäftigt … und im Zentrum dieser Ausgabe steht natürlich ein ausführliches Interview mit dem bayerischen Kabarettisten Gerhard Polt, der am 7. Mai seinen 80. Geburtstag feierte.

Nicht nur deshalb wieder mal ein lohnenswertes Heft (Polt mit seiner unnachahmlichen Art, der lakonisch-stoischen „Anworttechnik“)

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Die Dame war mir bisher überhaupt nicht bekannt (werde ich nun endgültig langsam alt ?):
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Er schreibt und schreibt und schreibt … der Axel Hacke:
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Warum sollte ich mir Blumen per Post schicken lassen ?
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Die Rückseite des Heftes:
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Die Werbebeilage „Tourismus spezial“ vom Tourismus Lifestyle Verlag, Bern habe ich mir zum einscannen gespart:
Beispiel27

Mehr vom SZ-Magazin:
Mehr

Ich bin mal wieder unterwegs …

… und dieses mal zieht es mich an den Gardasee:

Malcesine and Lago di Garda aerial view through stone window

Der Gardasee (italienisch Lago di Garda oder Bènaco), einer der oberitalienischen Seen, ist der größte See Italiens, benannt nach der Gemeinde Garda am Ostufer. Sein antiker Name lautete von etwa 200 v. Chr. bis 800 n. Chr. Lacus benacus. Der Name soll von einer alten Gottheit namens Benacus abstammen. Der Gardasee wurde in der vergangenen Eiszeit durch einen Seitenast des Etschgletschers geformt, dessen Spuren man noch heute verfolgen kann, insbesondere durch die Endmoränen um das Südufer z. B. bei Lonato del Garda, Solferino, Valeggio sul Mincio und Custoza. Erste Besiedlungen des Seeufers datieren um das Jahr 2000 v. Chr.

Garda4

Ich bin dann wieder am 29. Juni oder so zurück … bis dahin wünsche ich natürlich allen Lesern dieses blos eine wunderbare Zeit !

Verschiedene Interpreten – Beat Party (Musik für alle) (1965)

FrontCover1Hier mal wieder einer der unzähligen Sampler aus der Ära, als die Beatmusik sich auch hier bei uns etablierte und allen das Fürchten lernte.

Diesmal aber kein Sampler von irgendeinem Billig-Label, sondern von dem international aktivem Label Decca (die hatten ja damals auch die Rolling Stones unter Vertrag).

Dabei kamen überwiegende deutsche Combos zum Zuge, die zwar nicht den ganz großen Durchbruch schafften, aber in der damaligen Starclub und Top Ten Szene in Hamburg St. Pauli feste Lokalgrößen waren.

Entsprechende Routine hatten also die Bands und das hört man. Und so klingen auch die Coverversionen wie „Hold Tight“, „Michelle“ und Hideway“ wirklich ganz ordentlich.

Die Top Ten Allstars waren natürlich die Hausband des Top Ten Clubs und da gab es scheinbar keine wirklich feste Formation, sondern die (oftmals auch britischen Musiker) die gerade mal zur Verfügung standen, wurden dann vors Mikro gekarrt.

Einzig Isabella Bond als Sängerin war da die feste Größe der Band und Isabella Bond war ein wikliches Talent .. Man höre sich mal ihr „Hurt“ an !

Isabella Bond:

IsabellaBond

Auf diesem Album wurden quasi die Singles der diversen Interpreten zusammengefasst und so hören wir auch unbekannte Combos wie „The Snappers“ oder „The Delegates“, die es tatsächlich geschafft hatten, bei Decca jeweils ein paar Singles zu veröffentlichen.

Und man lasse sich von dem eher dämlichen Cover nicht täuschen: Hier sind all jene Helden der frühen deutschen Beatszene … und da gibt es viel zu entdecken … z.B. jene z.T. drolligen deutschen Übersetzungen von internationalen Hits… alberne Titel wie „Papa – Oom – Mow – Mow“ oder „Pim Pim Pim“, liebevolle Amateurmusik und wer – wie ich – mit dieser Musik erstmal aus dem Dornröschen-Schlaf wachgeküsst wurde, wird an diesem Sampler, der es in sich hat, durchaus seine Freude haben !

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Titel:
01. The Snappers: Hold Tight! (Blaikley) 2.41
02. Isabella Bond: Hurt (Whitney/Rodgers) 3.08
03. Ed Viller: Michelle (Lennon/McCartney/Bradtke) 2.48
04. Isabelle Bond: Bread And Butter (Barkes/Turnbow/Siegel) 2.27
05. Benny: This Is The Time (Heut oder nie) (Murphy) 2.11
06. Top Ten Allstars: Bang, Bang (Bono/Gordan/Gribb) 2.26
o7. Top Ten Allstars: Papa – Oom – Mow – Mow (Frazier/Harris/Wilson) 2.05
08. The Delegates: Monkey, Monkey, Monkey (Traditional/Ronalt) 3.27
09. The Snappers:  Hideaway  (Blaikley) 2.19
10. Top Ten Allstars:  He’s So Fine (Mack) 3.05
11. Top Ten Allstars: Pim Pim Pim (Welch) 2.38
12. Monica: Gedankenlesen kann ich nicht (Gordon/Loose) 2.16
13. Top Ten Allstars: Along Came Jones (Leiber/Stoller) 3.03
14. Denny Seyton’s Show Group: Hush A Bye (Hush A Bye) (Pomus/Shuman/Bradtke) 3.02

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Singles1

Jacques de Loustal + Philippe Paringaux – Tod eines Mörders (2013)

titelDer Comic hat ja längst die Schmuddelecke verlassen und so wundert es auch nicht, dass mittlerweile auch etablierte und seriöse Verlage, anpruchsvolle Comic-Literatur veröffentlichen.

Hier ein Beispiel aus der  Graphic Novels Edition der Süddeutsche Zeitung Bibliothek:

In dieser einmaligen Reihe verbinden sich Literatur und Illustration auf ebenso faszinierende wie künstlerisch überzeugende Weise. Die von der Feuilletonredaktion der Süddeutschen Zeitung ausgewählte Edition nimmt Sie mit auf eine Reise in die besondere Erzählweise und die einzigartigen Stilmittel des graphischen Romans.

Im Gegensatz zu den ersten beiden Reihen, gibt es diesmal einen inhaltlichen Schwerpunkt: Kriminalgeschichten. (Quelle: comic-base-berlin.de).

Und darum geht es in diesem französischem Krimi:

Der Auftragsmörder Louis hat nichts mehr zu verlieren: Er ist todkrank und siecht allein gelassen vor sich hin. Doch einen letzten Wunsch will er seinem bitteren Schicksal noch abringen: Rache.
Das französische Duo Jacques de Loustal und Philippe Paringaux zeichnet schonungslos die Geschichte eines Killers, dessen letzter Feldzug zu einer spektakulären und brutalen Abrechnung wird.

Oder aber auch (Teil 1):
Frankreich in den Fünfzigern. Louis war Killer und Zuhälter. Skrupel kannte er keine. Aber jetzt spuckt er Blut und hat nicht mehr lange zu leben. Im Krankenhaus will er nicht enden. Also schnppt er sich seinen Trenchcoat, eine Packung Morphium und seine beiden Revolver und bricht zu seiner letzten bleihaltigen Reise auf. „Tod eines Mörders“ ist ein Film noir – poetisch, brutal und melancholisch.

Deutsche Originalausgabe (2006) und internationale Ausgaben:
originalausgaben

Oder aber auch (Teil 2):

Jacques de Loustal hat sich innerhalb weniger Jahre zu einem der erfolgreichsten, europäischen Comic-Künstlern entwickelt. In seinen grafischen Erzählungen berichtet er in scheinbar kühlen Bildern von Liebe und Tod, von verbrauchter Leidenschaft und vergeblichen Sehnsüchten.
“Die Patronenhülsen prallten von den Kacheln ab, und die Zwillinge schrien vor Angst. Er brachte sie alle um. Die Revolver tobten wie gereizte Tiere, das Blut der Gangster spritzte auf die gelben Kleider.”
Das Leben des Lohnkillers und Zuhälters Louis geht zu Ende, er hat Krebs im Endstadium. Nur das Morphium hält ihn noch aufrecht.
Dennoch begibt sich Louis in einem letzten Aufbäumen auf eine Reise, die zur blutigen Abrechnung wird.

Also, alte Rechnungen sind noch – diesmal auf eigene Rechnung –  – poetisch, brutal und melancholisch.zu begleichen … und das ist noch jemand … den man unbedingt sehen muss … und ach ja, im Leben des Auftragsmörder Louis plasterten nicht nur Leichen seinen Weg … auch schöne Frauen … waren ihm nicht unbekannt.

Hier ein paar Vorschaubilder dieses graphisch wirklich intensivem Werkes, bei dem natürlich letztlich augenzwinkernd mit all den Klischees dieses Genres gespielt wird:

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Der Killer bei der Arbeit

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A bisserl Sex darf schon auch sein …
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beispiel07Das Inferno nimmt seinen Lauf …  :

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Könnt´ auch an der Route 66 sein …

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Könnt´ auch das Cover einer Blues-LP sein …

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Die Ballerei geht weiter ….

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Ja, ja … ein Mann geht seinen Weg, und wenn´s auch der letzte ist …

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Verschiedene Interpreten – Blasmusik aus dem Unterallgäu (Ende der 70er Jahre)

FrontCover1Das war mir bisher auch noch nicht bekannt:

Blasmusik gehört zum Allgäu wie der Käse in die Kässpatzen. 816 Vereine mit etwa 40.000 Musikern zählt der Allgäu-Schwäbische Musikbund (ASM) insgesamt. Dazu kommen zig Formationen und Ensembles, die anderweitig organisiert sind. „Vor allem im Allgäu hat die Blasmusik einen sehr hohen Stellenwert“, sagt Joachim Graf, Geschäftsführer des ASM.(Allgäuer Zeitung)

Und schon damals in den 70er Jahren war das wohl schon so.

Karte

Schon beeindruckend das Aufgebot der Blaskapellen dieser LP –  allein aus dem Unterallgäu – 18 an der Zahl !

Und weil mich ein solches musikalisches Engagement beeindruckt, gebe ich all den wackeren Musikanten hier gerne ein wenig Platz – unabhängig von meinem persönlichem Geschmack … auch wenn sie davon nichts ahnen.

Und bei „Donner und Doria“ wird es glatt ein wenig „modern“ … es erklingen jazzige Big Band Klänge … sehr gut !

Und bei „Des Trompeters Abschied“ hat man sich wohl sehr von „Il Slicencio“ inspieren lassen.

BackCover1

Titel:
01. Fanfarengruppe Mindelheim: Georg von Frundsberg in Mindelheim 1.58
02. Stadtkapelle Mindelheim: Frundsberg-Marsch 2.50
03. Musikverein Bad Wörishofen: Brinpolka 2.49
04. Blaskapelle Ettringen: Im Rosengarten von Sanssouci 2.33
05. Musikverein Kirchheim: Die Liebste 2.51
06. Musikverein Oferneufnach: Drei rote Rosen 2.55
07. Musikverein Unterkammlach: Musikantenlaune 2.58
08. Flossachtaler Musikanten: Kirchweihwalzer 2.29
09. Musikverein Siebnach: Jeder Tag bringt neue Hoffnung 2.33
10. Musikkapelle Sontheim: ASM Marsch 3.27
11. Allgäuer Dorfmusikanten: Ein Lied aus den Bergen 2.38
12. Haseltaler Musikanten: Brucker Lager Marsch 2.05
13. Musikkapelle Markt Erkheim: Schau das Alpenglühn 2.28
14. Woringer Musikanten: Musikantenmarsch 2.02
15. Musikkapelle Legau: An mein Egerland 3.13
16. Westerheimer Musikanten: Donner und Doria 2.55
17. Musikkapelle Memmingerberg: Jubelklänge 3.17
18. Musikgesellschaft Engetried-Ollarzried: Des Trompeters Abschied 3.30

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Hüllentext

Hermann Haisch (* 6. Dezember 1938 in Nördlingen; † 14. November 2019) war ein deutscher Kommunalpolitiker (CSU). Er war von 1978 bis 2006 Landrat des Landkreises Unterallgäu.

Haisch war promovierter Tierarzt. Er ist Sohn des ehemaligen Mindelheimer Landrates und Landtagsabgeordneten Andreas Haisch. Im März 1978 gewann er mit knapper Mehrheit die Wahl zum Landrat gegen Amtsinhaber Otto Weikmann, am 1. Mai 1978 trat er das Amt des 1972 gebildeten Landkreises Unterallgäu an. Aus gesundheitlichen Gründen trat er 2006 zurück.

Haisch war 20 Jahre Vorsitzender des Bayerischen Roten Kreuzes, Bezirksverband Schwaben. Er musizierte bei den Günztaler Alphornbläsern. Beim Förderverein für das BezirksOldieBlasOrchester Bobo des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes war er Vorsitzender, und die Feuerschützenkompanie Dietershofen ernannte ihn zum Ehrenoberst. Er stand an der Spitze des Kuratoriums der 2009 gegründeten Stiftung „LandZunge“ und des Fördervereins der Schickling-Stiftung.

Verschiedene Interpreten – Die Rose von Chile (1974)

frontcover1Eine durch und durch und durch notwendige LP im Jahre 1974 … bezieht sie sich doch auf das grausame Ende jener demokratisch gewählten Regierung in Chile, die es ernst meinte mit der Vision eines demokratischen Sozialismus:

Vor mehr als 50 Jahren entschied der Sozialist Salvador Allende die chilenischen Präsidentschaftswahlen für sich. Schon drei Jahre später endete seine Regierungszeit durch einen von den USA unterstützten Militärputsch.

Der chilenische Politiker Salvador Allende in Santiago de Chile umringt von Anhängern.Der chilenische Politiker Salvador Allende in Santiago de Chile umringt von Anhängern. Es ist der 4. September 1970, der Tag der Präsidentschaftswahl in Chile. Allende geht aus der Wahl knapp als Sieger hervor.

Es war ein knappes Wahlergebnis: Am 4. September 1970 gewann der Sozialist Salvador Allende mit 36,29 Prozent der abgegebenen Stimmen die Präsidentschaftswahlen in Chile, während sein Gegenkandidat der Rechten, Jorge Alessandri, mit 35,76 Prozent der Stimmen fast gleichauf lag. Der christdemokratische Radomiro Tomic erhielt 27,9 Prozent.

Das Wahlergebnis spiegelte den Zustand der chilenischen Gesellschaft wieder, die stark polarisiert war. Seit Chile 1818 seine Unabhängigkeit von Spanien erklärt hatte, stand vor allem die ungleiche Verteilung des Reichtums, der durch Rohstoffabbau und -handel erwirtschaftet wurde, im Zentrum der politischen Auseinandersetzungen.

Die starken sozialen Spannungen zwischen den wenigen Reichen und den vielen Armen im Land und der Wunsch nach einer Überwindung der sozialen Unterschiede hatten die Präsidentschaft des konservativ-liberalen Jorge Alessandri zwischen 1958 und 1964 geprägt. Sein Nachfolger, der Christdemokrat Eduardo Frei Montalvas, schlug bis 1970 mit seinem Programm der „Revolution in Freiheit“ einen reformistischen Weg zu mehr sozialer Gerechtigkeit ein; er konnte in seiner Amtszeit Fortschritte in der Wirtschafts- und Arbeitspolitik, der Agrarreform, im Gesundheitswesen, in der Erziehung und der gesellschaftlichen Teilhabe erzielen. Dennoch litten die Arbeiter landesweit an Hunger, waren eineinhalb Millionen Kinder unterernährt und die Kindersterblichkeitsrate lag in weiten Teilen des Landes bei rund 30 Prozent.

Salvador Allende:
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Salvador Allende – von Beruf Arzt, Mitbegründer der 1933 gegründeten Sozialistischen Partei und Parlamentsabgeordneter seit 1937 – hatte sich bereits 1952, 1958 und 1964 erfolglos um das oberste politische Amt in der Präsidialdemokratie beworben.

Nachdem er bei den Wahlen im Jahr 1958 nur knapp gescheitert war, begannen die Regierungen der USA, Allendes Gegner vor allem finanziell zu unterstützen. Nach der kubanischen Revolution wollten die USA inmitten des Kalten Krieges eine weitere sozialistische Regierung in Lateinamerika verhindern.

1970 trat Allende mit dem erklärten Ziel an, wichtige Industrien zu verstaatlichen und dies zu nutzen, um Reichtum umzuverteilen. Alle Bürger sollten Zugang zum Bildungs- und Gesundheitswesen bekommen. Über eine Landreform sollte vor allem der Anteil des Großgrundbesitzes reduziert werden.

Nachdem sein Bündnis „Unidad Popular“ (UP) – ein Zusammenschluss aus Sozialisten, Kommunisten, Christlicher Linker und kleineren Linksparteien – am 4. September 1970 knapp gesiegt hatte, war der Kongress gefordert, sich für einen der beiden Erstplatzierten der Präsidentschaftswahlen zu entscheiden. Dass Allende den Sieg davontrug, gelang schließlich nur, weil die christdemokratische Partei ihn unterstützte.

Eines der letzten Bilder von Salvador Allende … :
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Eine wirtschaftlich wichtige Reform Allendes war die Verstaatlichung des Kupferbergbaus. Dieser befand sich zuvor vor allem in US-amerikanischem Privatbesitz. Alle im Parlament vertretenen Parteien unterstützten diese Maßnahme. Außerdem wurden neue Sozialprogramme geschaffen, Bildungs- und Gesundheitsreformen beschlossen, Löhne erhöht, Preise gesenkt und Land umverteilt. Die Anfangszeit der Regierung galt als Erfolg.

Doch schon bald häuften sich die Probleme für den Präsidenten: Die Inflation stieg rasant, die Arbeitslosigkeit nahm zu; linke Kräfte forderten radikalere Reformen, während die rechte Opposition Allende mit antikommunistischer Rhetorik bekämpfte. Vonseiten der radikalen Rechten als auch vom eigenen radikalen Flügel der Linken kam es zunehmend zu gewaltsamen Aktionen; angesichts solcher Taten kündigten die Christdemokraten Allende die Unterstützung auf und gingen über zur Opposition. Auch versäumte es die Regierung, entschlossen gegen illegale Landnahmen vorzugehen. Die USA und deren Geheimdienst CIA unterstützten oppositionelle Kräfte und Militärs, sodass US-Außenminister Henry Kissinger später sagte konnte, die USA hätten in Chile die „bestmöglichen Bedingungen für einen Staatsstreich geschaffen“.

Ein grundsätzliches Problem lag aber auch von Anfang an darin, dass es sich bei der Unidad Popular um eine brüchige Koalition aus sechs verschiedenen Parteien handelte; auch gab es keine Mehrheit im Kongress – während die UP 18 Sitze innehatte, entfielen auf die Opposition 32; vergleichbar waren die Verhältnisse im Unterhaus: UP mit 57 Sitzen, die Opposition mit 93.

briefmarkeAm 11. September 1973 kam es schließlich unter Führung von Augusto Pinochet, den Allende erst kurz zuvor zum Oberkommandeur des Heeres ernannt hatte, zum Staatsstreich. Militärs bombardierten den Regierungspalast Moneda in der Hauptstadt Santiago und übernahmen kurz darauf die Führung des Staates. Allende nahm sich im Regierungspalast das Leben.

Pinochets Junta ließ politische Gegner sofort verfolgen, foltern und inhaftieren. Sie errichtete eine Diktatur, in der politische Parteien verboten wurden, Zensur herrschte und Kritiker gewaltsam ausgeschaltet wurden. Bis 1988 wurden über 2.000 Menschen hingerichtet, über 1.000 ließ das Regime „verschwinden“ (Desaparecidos). Knapp eine Viertelmillion Chilenen floh ins Exil, 2.000 davon ließen sich in der DDR nieder.

Unter Pinochet wurde die Wirtschaft stark dereguliert; Steuern und Zölle wurden gesenkt, der Mindestlohn abgeschafft und Gewerkschaften verboten. Aufgrund der radikalen Privatisierungsmaßnahmen wird häufig davon gesprochen, dass Chile unter der Diktatur zu einem „neoliberalen Laboratorium“ unter Weisung US-amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler, der sogenannten „Chicago Boys“, umfunktioniert wurde.

Als 1982 eine schwere Finanz- und Wirtschaftskrise einsetzte, mehrte sich der zivile Widerstand gegen die Junta. 1988 verlor Pinochet das Plebiszit zur Verlängerung seiner Regierung. Dies bereitete den Weg Chiles zurück zu einem demokratischen Staatssystem. Die erste, wieder demokratisch legitimierte Regierung nach Ende der Diktatur trat 1990 unter Führung des Christdemokraten Patricio Aylwin ihr Amt an. Heute regiert Präsidentin Michelle Bachelet das Land. Sie ist die Tochter eines vom Pinochet-Regime gefolterten und in Gefangenschaft gestorbenen Generals. Die Tochter Salvador Allendes, Isabel Allende Bussi, ist seit Ende April 2015 Vorsitzende der Sozialisten in Chile.(Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung, 03.09.2015)

Salvador Allende mit dem Dichter Pablo Neruda:
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In vielen Ländern der Welt und insbesondere wohl auch in Europa gab es massenhaft Proteste gegen diesen widerwärtigen Putsch und so blieb es nicht aus, dass auch Musik spetiell zu diesem Thema eingespielt wurde.

Hier haben wir ein sehr bewegendes Beispiel:

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Quelle: Der Blick in die andere Welt: Einflüsse Lateinamerikas auf die Bildende Kunst der DDR, Teil 1, 2012

Alle Songs wurde wohl eigens für dieses Album komponiert/getextet … und erfreulich ist, dass man neben den üblichen Protestsong-Sound auch sehr eigenständige hören kann. Allen voran weiss das Klaus Renft-Combo zu überzeugen … Klara Armandova und die Gruppe Metronom macht ebenfalls eine gute Figur. Und dann dieses Saxophon bei „Lied zu den Anden“.Und natürlich gefällt die kernig-knarzige Stimme von Birr und den Puhdys auch ganz gut.  Also sehr viel hochwertiges ist hier zu hören … angemessen angesichts des Themas.

Dass die Songs allesamt eine trüb-traurige Stimmung verbreiten, nun das ist dem Thema geschuldet …

Und ich erinnere mich noch an das zynische und menschenverachtende Statement von Heiner Geißler (CDU) über die durchaus passablen Lebensbedingungen jener Menschen die damals von Pinochwet in einem Stadiun interniert wurden.

Die Geschichte von dem Amiga Label ist ja gepflastert von politischen Solidaritäts-Plattrn; diese hier ist definitiv einer der wichtigsten in dieser Geschichte.

Und natürlich ist mir klar, dass diese LP natürlich auch ein wenig verlogen war, denn der Warschauer Pakt ging ja nun auch nicht gerade zimperlich mit Abweichlern um (insbesondere wenn sie sich für diesen „demokratischen Sozialismus“ engagierten) …  ein weites Feld …

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Titel:
01. Klaus Renft-Combo: Chilenisches Metall (Demmler/Kunert) 2.44
02. Reinhard Lakomy und sein Ensemble: Sohn Santiagos (Gertz/Lakomy) 2.12
03. KOM-Theater: Lied von der Ewigkeit der Bewegung (Rossi/Ojanen) 2.30
04. Monika Hauff, Klaus-Dieter Henkler + Orchester Friedhelm Schönfeld: Adelante, Companeros (Bohlke/Hugo) 3.14
05. Klara Armandova und die Gruppe Metronom: Lied über Victor Jara (Parishkov/Naumov) 5.12
06. Christiane Ufholz und die Gruppe Lift: Lied zu den Anden (Krause/Bartzsch) 5.20
07. Dieter Birr und die Die Puhdys: Unser Lied ist euer Schrei (Kühne/Birr) 3.31
08. Canzoniere Internazionale und das Duo Di Piadena:  Elegia Por Salvador Allende (Puebla) 3.44
09. Georg Bach und Karl Heinz Ocasek: Rettet Luis Corvalan! (Kahlau/Silcher) 2.06
10. KOM-Theater:  Chile, Chile, Chile (Rossi/Ojanen) 2.12
11. Klaus Renft-Combo: So starb auch Neruda (Demmler/ Schoppe) 5.16
12. Chris Doerk + Uve Schikora-Combo:  Die Rose von Chile (La Rosa De Chile) (Eisensee/Schöbel) 5.06

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Hubert von Goisern – Austro POP Parade (2010)

FrontCover1Einerseits … eine großartige 3 CD Box:

Seit den 90er Jahren gilt Hubert von Goisern als prominentester Vertreter des sogenannten Alpenrock. Er ist einer unserer Heimatsound-Legenden.

Seit den 90er Jahren gilt Hubert von Goisern als prominentester Vertreter des sogenannten „Alpenrock“. Seinen größten Erfolg feierte er aber erst 2011. Das aktuelle Album „Entwederundoder“ ist in Deutschland und Österreich ein Dauerbrenner, mit der Single „Brenna tuats guat“ landete Goisern seinen ersten österreichischen Nummer-1-Hit überhaupt. Die Videos zum Song haben auf Youtube mittlerweile über 5 Millionen Klicks.

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Der Künstlername Hubert von Goisern ist schnell erklärt: Am 17. November 1952 kommt Hubert Achleitner in Bad Goisern (sic!) zur Welt
Erste musikalische Erfolge werden leider schnell zu demotivierenden Erlebnissen: Als Jugendlicher tritt Hubert der örtlichen Blaskapelle bei und lernt Trompete spielen; Auseinandersetzungen mit dem Orchesterleiter über das musikalische Repertoire und die Haarlänge Huberts führen zum Verlust des „Spielplatzes“ – und der Trompete, die leider nur ein Leihinstrument war
Hubert orientiert sich neu und greift zu Gitarre (zunächst akustisch, später auch elektrisch), Klarinette und, inspiriert vom Großvater, zum diatonischen Akkordeon

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Mit 20 Jahren verlässt Hubert von Goisern seine Heimat Österreich und beginnt mit seinen „Grenzüberschreitungen“, die fast zum Markenzeichen des Künstlers werden sollen: Goisern zieht mit seiner damaligen Freundin nach Südafrika und setzt sich gegen die Apartheid ein
Nach drei Jahren kehrt er nach Österreich zurück, heiratet und beschließt mit 27 Jahren, ernsthaft als Musiker zu arbeiten: In Kanada, der Heimat seiner Frau, studiert er Gitarre und Flamenco
Die Ehe hält jedoch nicht lange: Nach der Tennung geht Goisern wieder auf Reisen: Auf den Phillippen lernt er die dortige Musik kennen und lieben und beginnt diese mit eher traditionellen „Heimatklängen“ zu vermischen.

Zurück in Österreich studiert er Elektroakustik und experimentelle Musik und arbeitet als freier Musiker und Komponist, bis er 1986 mit Wolfgang Staribacher (Wolfgang von Wien) die Band „Original Alpinkatzen“ gründet. Der Grundstein für den Erfolg ist gelegt, „Alpenrock“ erfunden
1991 gehen die „Alpinkatzen“ mit Ambros, Tauchen, Prokopetz auf große „Watzmann“-Tournee – ein Riesenerfolg.

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Staribacher und Goisern gehen danach aber getrennte Wege – Goisern führt die „Alpinkatzen“ mit anderen Bandmitgliedern fort – neu im Team ist auch Sängerin Sabine Kapfinger („Alpine Sabine“, „Zabine“)
Bis 1994 besteht die Band, tourt viel und wird fast zum Inbegriff von „Alpenrock“; Mit „Hiatamadl“ haben sie einen Song, der sie im ganzen deutschsprachigen Raum bekannt macht
Nach der Trennung von den „Alpinkatzen“ macht Hubert von Goisern Abstecher in die Modebranche (er designt eine eigene Kollektion), ins Filmgeschäft (spielt im Fernsehfilm „Hölleisengretl“ von Jo Baier und komponiert diverse Soundtracks) und erarbeitet die Filmdokumentation „Von Goisern nach Gombe“, die die Arbeit der Schimpansenexpertin Jane Goodall vorstellt
Reisen und musikalische Projekte in Tibet und Indien schließen sich an
Goisern01Ab 1999 widmet sich Hubert von Goisern wieder stärker seinen eigenen Projekten, musikalische Gäste und Einflüsse aus aller Welt selbstverständlich inklusive, diverse Alben folgen
2007 bricht Goisern mit seiner Band zu einer weiteren „Grenzerfahrung“ auf: Per Boot erspielen sie sich die Flüsse des Kontinents, geben Konzerte in den Häfen und bringen so wieder unterschiedlichste Künstler aus unterschiedlichsten Ländern zusammen
Mit seinem neuesten Album „ENTWEDERundODER“ ehrt der Musiker aus dem Salzkammergut zu einem sehr reduzierten Sound zurück – zu intimen und einfühlsamen Liedern.
Nach vielen Flüssen auf der ganzen Welt fährt Goisern ab dem Jahr 2008 die Donau rauf und runter. Es entstehen die Dokumentationen „Goisern goes East“ und später „Goisern goes West“
Die persönliche und künstlerische Entwicklung Hubert von Goiserns zwischen den Höhepunkten seiner Karriere zeigt Regisseur Marcus H. Rosenmüller 2015 in seinem Dokumentarfilm „Brenna tuat’s schon lang – Hubert von Goisern“
2015 erscheint sein Album „Federn“ (österreichisch für „Angst“) – ein musikalischer Ausflug in die amerikanischen Südstaaten. (Bayerischer Rundfunk)

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Also hier diese großartige 3 CD Box; bescheuert daran ist nicht nur der Titel, sondern auch die Tatsache, dass – was man eigentlich hätte erwarten können – ein feines Begleitheft gibt … nix da, Pustekuchen. Das nenne ich lieblos ! Von daher ein ärgerliches Billigprodukt !

Eine Freude für Sammler, Einsteiger und Wiederentdecker ist diese 3fach CD eines extrem vielschichtigen Künstlers. Hier ist wirklich alles versammelt, was die Besonderheit des Künstlers Hubert von Goisern ausmacht .Von dem volkstümlichen Kren & Speck bis zu Auszügen aus der klassisch angehauchten Filmmusik aus Schlafes Bruder(als Buch und Film ein Bestseller). Von seinen schönsten Nummern Weit,Weit weg und Heast as net bis zu traditioneller afrikanischer Musik namens Gombe. Abwechslungsreicher kann man einen Sampler nicht mehr gestalten. Eine Würdigung an Hubert von Goisern. (Bernhard Salchner )

Trotz dieser mangelhaften Präsentation, sind diese 3 Scheiben natürlich ein mehr als guter Einstieg in den ganz eigenen Kosmos des Hubert von. Goisern.

BackCover1

Besetzung:
Hubert von Goisern (vocals, akkordeon)
+
viele musikalische Mitstreiter

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Titel:

CD 1:
01. Sepp bleib do (v.Goisern/Staribacher) (1992) 3.23
02. Neu-Ausseer (v.Goisern/Staribacher) (1992) 3.40
03. Krippensteiner (Traditional/v.Goisern) (2003) 5.40
04. Goisern (Carmichael/Gorrell/v.Goisern) (1994) 5.11
05. Koa Hiatamadl (Traditional/Staribacher) (1992) 5.17
06. Wildschütz Räp (v.Goisern/Staribacher) (1992) 3.59
07. Liemba (v.Goisern) (1998) 2.07
08. Die Liab (v.Goisern/Lackner/Pohn/Schartlmüller/Trogbacher) (2008) 5.24
09. Haut & Haar (v.Goisern/Lackner/Pohn/Schartlmüller/Trogbacher) (2008) 6.47
10. I bin an (v.Goisern) (2002) 5.52
11. Poika (v.Goisern) (2006) 3.05
12. Ich brauch keine $ (v.Goisern/Staribacher) 4.29
13. Solide Alm (live) (v.Goisern/Staribacher) (1995) 4.55
14. Abreisejodler (Achleitner) (1998) 3.47

CD 2:
01. Goaßbeitl-Bauernbuam (Traditional/v.Goisern) (1994) 3.48
02. Kren & Speck (v.Goisern/Staribacher) (1994) 3.24
03. Iawaramoi (Steirer) (Sullivan) (1994) 3:08
04. Spinni (v.Goisern) (1994) 4.18
05. Afrika (v.Goisern) (2002) 3.51
06. Halt oder (Traditional/v.Goisern) (2003) 2.38
07. Kohler (Traditional/v.Goisern) (2003) 5.09
08. Mercedes Benz (live) (Joplin/McClure/Neuwirth) (2009) 6.22
09. Landlertanz (v.Goisern) (1994) 6.21
10. Oben und unten (Sullivan) (1994) 3.58
11. Gombe (v.Goisern) (1998) 4.02
12. Schönberger (live) (Traditional/v.Goisern) (2009) 4.28
13. Weit, weit weg (v.Goisern) (1992) 5.14
14. Ilagala (v.Goisern) (1998) 5.58

CD 3:
01. Schleiniger (Traditional) (1994) 2.08
02. Showtime (v.Goisern/Lackner/Pohn/Schartlmüller/Trogbacher) (2008) 3.18
03. Kuahmelcher (Traditional/Alpine/v.Goisern) 1.32
04. Heast as ned (Staribacher/Sullivan) (1992) 4.28
05. Weltuntergang (v.Goisern/Lackner/Pohn/Schartlmüller/Trogbacher) (2008) 4.41
06. Akupema (Traditional) (1998) 4.41
07. Benni (v.Goisern/Staribacher) (1992) 3.26
08. Gott erhalts (Sullivan/Haydn) (1994) 3.37
09. Eiszapfen (Traditional/v.Goisern) (2003) 3.48
10. Fön (v.Goisern) (2000) 6.58
11. KGB (Kuhglockenblues) (live) (v.Goisern) (1995) 4.24
12. Juchizer (v.Goisern) (2006) 7.52
13. Neuer Tag (v.Goisern/Frauenlob) (2002) 5.37
14. A ganze Weil (live) (Karl) (1995) 3.19

CD3A

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Mehr von Hubert von Goisern:
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Die offizielle Website:
Website

Buchempfehlung: Inga Rumpf

Rumpf01Dringende Leseempfehlung meinerseits, denn bei dieser „autobiographischen Zeitreise“ handelt es sich um ein Standardwerk, das eigentlich in keiner Bibliothek zur deutschsprachigen Rockmusikfehlen darf:

Als ich vier Jahre alt war, sang ich auf einer Familienfeier ein paar Volkslieder und jemand drückte mir ein Fünfmarkstück in die Hand. Ich dachte, na, das mach’ ich öfter.“
Mit diesen Zeilen beginnt Ingas autobiographische Zeitreise und sie markieren zugleich den Start einer großen, mehr als fünf Jahrzehnte währenden musikalischen Karriere.
Als Songwriterin und Sängerin zahlloser Alltime-Klassiker der Rock-/ Pop- und Soulmusik, des Blues, Rhythm’n’Blues, Jazz und – in den frühen Anfängen – Gospel und Folk, ist Inga Rumpf zu einer Ikone der Musikszene avanciert: vom Publikum geliebt und von den Kritikern gefeiert. Zu Recht, denn diese „schwarze“ Stimme ist genauso gefühlsecht wie ihre energie-geladene Performance. Fans und ihre Band „Friends“ sind glücklich, wenn Inga singt, ihre Seele öffnet und ihnen nach der Show noch winkend ein Lächeln schenkt, bevor sie in die Nacht enteilt.

Inga Rumpf ist eine echte Hamburger Seemannstochter. Als Sängerin der „City Preachers“ sorgte sie Ende der 1960er Jahre erstmals für Furore. Die beiden Bands „Frumpy“ und „Atlantis“ wurden durch Inga Rumpf zu deutschen Rocklegenden. Sie ging mit den Superstars Aerosmith, Udo Lindenberg und Lionel Richie auf Tournee, komponierte für Tina Turner, jammte mit den „Rolling Stones“ Keith Richards und Ron Wood. Blues-Großmeister B.B. King holte Inga und ihre Band Friends für eine Deutschland-Tournee auf die Bühne, und Wolfgang Niedeckens BAP-Band gab mit Inga als Gaststar umjubelte Konzerte. (Pressetext)

„Im Deko-Keller eines Modeladens in Hamburg-Altona (1964),
wo ich eine Ausbildung zur Dekorateurin absolviert habe.“:
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Als ich unlängst die neue DoCD von Inga Rumpf „Universe of Dreams & Hidden Tracks“ rezensierte, und meine Freude äußerte, dass ich damals (70er Jahre) Ingas musikalisches Schaffen mit Frumpy und Atlantis „miterlebt“ habe, auf der anderen Seite aber einräumen musste, dass ich inzwischen ein alter Sack sei, antwortete mir Inga‘s Promotion Partner, dass dies unsere „Gnade der frühen Geburt“ sei. Recht hat er.

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Das Alter erscheint in der Tat nebensächlich, wenn man sich selber (wenigsten im Kopf) nicht alt fühlt, sondern „lediglich“ der eigene Körper hier und da zu verstehen gibt, dass nun alles etwas langsamer ablaufen müsse.
Und hier ist der Ansatz zu Inga’s Buch „Darf ich was vorsingen?“ Auch sie hat sich eingestehen müssen, dass sie gealtert ist und mit Kopf und Körper (auch wenn sie mit ihren 75 Jahren noch sehr fit ist) in gewisser Weise „separat“ kommunizieren muss.

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Ich muss gestehen, dass sich Inga Rumpf’s Wirken für mich vor der kurzweiligen Lektüre ihres Buches ausschließlich um Ihre Bands „The City Preachers“, „Frumpy“ und „Atlantis“ beschränkte.
Ich war sehr überrascht, dass die Dame aus dem hohen Norden eigentlich permanent Musik gemacht und viele Alben veröffentlicht hat, die komplett an mir vorbeigegangen sind, weil es sich eben nicht nur um ihre Rock Karriere gehandelt hat.
Sie hat Höhen und Tiefen erlebt, vermittelt aber in ihrem Buch, dass sie diese Ups and Downs klaglos und in irgendeiner Weise stets positiv betrachtet hat.
Inga Rumpf war, ist und wird immer eine starke Frau sein, die alles, was ihr das Leben gebracht hat, annimmt und damit zu leben versteht.

Inga Rumpf mit Abi Wallenstein in der Fabrik, Hamburg (Ende der 70er Jahre);
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Inga gibt sehr intime Einblicke in ihr privates Leben, abseits von Ihrer Arbeit als Sängerin. Dies ist im Allgemeinen nicht unbedingt üblich, wenn ein Künstler seine Memorieren veröffentlicht. Viele ihrer Kollegen haben in ähnlichen Veröffentlichungen das Private, die Familie, komplett außen vorgelassen, während dieser Teil von Ingas Leben eigentlich den überwiegenden Teil in „Darf ich was vorsingen?“ ausmacht. Vielleicht deswegen, weil sie aufzeigt, dass dieses Private und Ihre Musik nicht zwei verschiedene Bereiche ihres interessanten Lebens sind, sondern eng miteinander verknüpft sind.
So schaue ich fast neidvoll auf Ingas Gabe, sich mit Ihrer Musik über schlimme Ereignisse ihres Lebens hinwegzutrösten: der plötzliche Tod ihres Mannes; Das mit ansehen müssen, wie ihre Eltern pflegebedürftiger wurden, inklusive ihrer aufopfernden Art, ihre Eltern bis zum Schluss hingebungsvoll und trotz ihres intensiven Musikerlebens betreut zu haben.

Bei diesen Unwägbarkeiten in ihre Leben wäre alleine die Rockmusik ihrer oben erwähnten Bands alleine nicht hilfreich gewesen.
Und so bewegte sich Inga stehts in den unterschiedlichen Musikgenres: dem Soul, Gospel, Jazz…
Auftritte absolvierte sie nicht nur in riesigen Hallen, unter anderem mit Aerosmith in den USA, sondern auch in kleinen Clubs, Kneipen und in aller Regelmäßigkeit auch in Kirchen.

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Sie hat sich nie künstlerisch in die Enge treiben lassen, was ihr im Endeffekt die Zufriedenheit und Genugtuung verschafft hat, die ihr stehts im Leben zuteilwurde.

Und nirgendwo berichtet Inga darüber, dass sie Konzerte in kleinen Locations nach Auftritten in großen Hallen frustriert hätten. Jeder Auftrittsort war zur gegebenen Zeit für sie das Optimale, das Erstrebenswerteste.
Ich kenne viele Bands und Musiker, die sich hier eine dicke Scheibe Demut und positives Denken von Inga Rumpf abschneiden sollten.
Sie verzagte nie, sondern hatte stets ihre Musik, die ihr Kraft gab und gibt.

Inga Rumpf beschreibt ihr (Musiker) Leben, ohne auf Effekthascherei Wert zu legen; So, wie sie es stets empfunden hat. Wer vermutet, dass dadurch „Darf ich was vorsingen?“ dröge und langweilig ist, der befindet sich auf dem Holzweg.

Gerade die etwas ältere Generation (Ü40, Ü50 usw usw), werden das Werk mit Begeisterung verschlingen. Wundert man sich doch immer wieder, wie stark die Fäden der unterschiedlichsten Musiker und Genres miteinander verwoben waren und Konstellationen eintraten, die man nicht für möglich gehalten hätte.
Dabei ist das gemeinsame Musik machen mit Udo Lindenberg noch die geringste Überraschung.

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Inga Rumpf blickt auf ein Leben voller Musik zurück, und nun, mit 75 Jahren, ist längst noch nicht alles gesagt.
Ich möchte mit einem Zitat aus dem Buch schließen:

„Damals dachte ich, ich würde es wohl bis zu meinem dreißigsten Lebensjahr machen können. Nun bin ich siebzig plus und stelle fest, dass Singen und Musizieren kein Ablaufdatum haben…“ (Jörg Schnebele)

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So isses und nicht anders !

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Ein zutiefst sympathisches Schlußwort:

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Die Rückseite des Buches:

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Und dann noch gleich ne Hörempfehlung dazu. Das neue Inga Rumpf Doppelalbum, „Universe Of Dreams“:
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