Der Name ist erstmal ein wenig rätselhaft, aber immerhin hat es diese Band geschafft, einen Labelvertrag bei den legendären Vertigo Records zu bekommen:
Eela Craig war eine österreichische Rockband, die zu Beginn der 1970er Jahre progressive Rockmusik mit Jazz, Klassik, elektronischer Musik und auf einer LP auch christlichen Texten verband. Der Bandname ist ohne jede weitere Bedeutung.
Die Gruppe wurde 1970 in Linz gegründet. Im Sommer 1971 wurde die erste Langspielplatte Eela Craig in einer Auflage von 1.500 Stück eingespielt, die unter den Kritikern zu Vergleichen mit etablierteren Bands wie Emerson, Lake & Palmer, King Crimson, Gentle Giant oder Colosseum führte. 1972 spielte die Band mit dem Zürcher Kammerorchester bei einigen gemeinsamen Auftritten, was dazu führte, dass anschließend mehrere Auftritte in renommierten Opernhäusern Italiens, Deutschlands und Österreichs folgten, was für eine Rockgruppe zu dieser Zeit absolut ungewöhnlich war.
1975 wurde ein Vertrag bei Virgin Records unterzeichnet, und im Verlauf der nächsten Jahre entstanden weitere Singles und Alben, woraus besonders das christliche Konzeptalbum Missa Universalis von 1978 hervorragt. Dabei handelt es sich um die musikalische Umsetzung eines Hochamtes (Feier der Heiligen Messe), das alle vorgeschriebenen Einheitstexte in lateinischer, deutscher, englischer und französischer Sprache umfasst. Die Kompositionen ähneln den Werken von Anton Bruckner; musikalisch kommen alle Elemente der Rockmusik und der elektronischen Musik zum Einsatz. Die Uraufführung dieses Werkes erfolgte auf dem Brucknerfest der Stadt Linz und rief ein überwältigendes, positives Medienecho hervor.
Zwischen 1982 und 1986 war von der Gruppe nichts zu hören, gleichwohl produzierten Bognermayr und Zuschrader unter dem Namen Bognermayr/Zuschrader auf dem bereits 1980 von Bognermayr gegründeten New-Age-Label Erdenklang weitere Alben mit teils ebenfalls christlichen Inhalten. 1987 erschienen unter dem Namen Eela Craig dann drei Singles, die eher der zeitgemäßen Popmusik zuzuordnen sind. Im Jahr 1988 erschien das bislang letzte Album Hit or Miss.
Am 17. November 1995 traf sich die Gruppe zu einem einmaligen Liveauftritt in Linz. Gleichzeitig veröffentlichte Hubert Bognermayr eine Zusammenstellung unter dem Titel Symphonic Rock. Zum 50-jährigen Gründungsjubiläum haben noch aktive Gründungsmitglieder am 5. März 2020 zusammen mit dem Brucknerorchester „Missa Universalis“ wiederum im Brucknerhaus aufgeführt. (wikipedia)
Hier ihr drittes Album:
Wie man am Titel unschwer erkennt, handelt es sich hier um eine Rock-Messe. Bei dem Begriff „Rock-Messe“ denkt mancher vielleicht an fromme Lieder zu Schrammelgitarren, wie sie samstags in deutschen Fußgängerzonen von adrett gekleideten Damen und Herren dargebracht werden – aber mit dieser Art christlicher Musik habe Eela Craig nichts am Hut. Das zeigt schon ein Blick auf das Plattencover, wo die Musiker selbstbewusst vor der Silhouette Anton Bruckners posieren.
Das einleitende „Kyrie“ gehört zu den besten Stücken im Repertoire von Eela Craig. Nach dem mächtigen Auftakt besteht es praktisch nur aus sanften elektronischen Klangflächen, erst für die letzten zwei Minuten brechen unvermittelt E-Gitarren und Schlagzeug ein. Auch sonst dominieren vielfältige Keyboardklänge die Musik. Titel wie „Gloria“ und „Credo“ zeigen dabei, dass der Einsatz von drei Keyboardern nicht notwendigerweise bombastische Musik zur Folge hat. In Stücken wie „Sanctus“, das auf Bruckner-Motiven aufgebaut ist, und dem abschließenden, jubilierenden „Amen“ zeigt sich allerdings schon ein deutlicher Hang zu symphonischen Klängen.
In den Stücken werden liturgische Texte verwendet, die abwechselnd in lateinischer, deutscher, englischer und französischer Sprache gesungen werden, wobei sich Sänger Wil Orthofer manchmal in arg luftige Höhen aufschwingt.
Insgesamt steht „Missa Universalis“ seinen Vorgängern in nichts nach, was man vom zwei Jahre später erschienenen „Virgin Oiland“ leider nicht mehr behaupten kann. (Jochen Rindfrey)
„Kyrie Eleison! Herr, erbarme dich unser! God have mercy! Seignieur prends pitie!“
Mit diesem christlichen Bittruf und liturgischen Bestandteil eines Gottesdienstes wird das Album „Missa Universalis“ in Form des 11:50 Minuten langen Eröffnungstracks „Kyrie“ eingeleitet. Eine andächtige Elektronik verbindet sich hier mit hingebungsvoll vorgetragenen Gesangseinlagen und leitet einen spirituellen Symphonic-Rock ein. Das „Gloria“ als ein weiterer Bestandteil der Liturgie einer christlichen Messe wird im zarten Pathos von Eela Craig in wiederum mehrsprachig vorgetragenen Gesangslinien vorgetragen. Wer befürchtet, dass die Grenze zum schwülstigen Pomp tangiert wird, dem sei gesagt, dass diese im weiteren Verlauf sogar weit überschritten wird.
Im „Credo“ begibt sich die Band immer mehr gleichsam auf ein Terrain des in dieser Intensität vor und nachher niemals in solcher Andacht exerzierten Sympho-Elektronik-Bombasts. So, als ob es das Ansinnen der Band war, im Jahr 1978 die Grenzen zwischen säkulärer sowie kirchlicher Musik zu sprengen und hierbei eine epochale Wegmarke zu setzen. Mit Anton Bruckner hatte die Band ein großes Vorbild aus der klassischen Musik. Es hat den Anschein, dass sich die Band eindeutig zum Ziel gesetzt hatte, im episch-arrangierten Rocksound der geneigten Hörerschaft einen denkwürdigen Wohlklang zu bereiten. Im das Album abschließenden „Amen“ findet „Missa Universalis“ sein weihevolles Finale. Ein festlicher Synthie-Überschwang in orchestralem Prunk, der seinesgleichen sucht. Eela Craig klingen hier so positiv überambitioniert und pompös, als ob ELP eine bescheidene Folk-Band Band war und Keith Emerson ein introvertierter Vertreter der Singer-Songwriter-Bewegung.
Konzertbesprechung, Spandauer Volksblatt:
Die LP erfuhr 1978 im Rahmen des Brucknerfests in Linz ihre Uraufführung. Zuletzt gab es am 05.03.2020 anlässlich des 50-jährigen Bestehens von Eela Craig ein ausverkauftes Konzert zusammen mit dem Bruckner Orchester Linz. Thomas Mandel schuf für diesen Abend eine exklusive Orchesterfassung. Als Veranstaltungsort diente das für seine perfekte Akustik bekannte Brucknerhaus. Ein wiederum ebenbürtiges Ambiente für ein denkwürdiges Album, das jenseits von von christlich-missionarischem Eifer eine symphonisch-meditative Spiritualität entfaltet. (Horst Straske)
Keine Frage, ein wirklich ambitioniertes Album, wenngleich mich das Nacheifern einer christlichen Messe schon ein wenig irritiert, aber das hat natürlich etwas mit meiner gewaltigen Skepsis gegenüber der Institution Kirche zu tun.
Davon abgesehen ist das Album musikalisch auf jeden Fall ein Gewinn !
Besetzung:
Hubert Bognermayr (keyboards, vocals, electronics)
Gerhard Englisch (bass, keyboards)
Frank Hueber (drums)
Wil Orthofer (vocals)
Fritz Riedelberger (guitar, vocals)
Hubert Schnauer (keyboards, flute)
Harald Zuschrader (keyboards, guitar, electronics)
+
Walter Karlberger (lyrics)
Titel:
01. Kyrie (Bognermayr/Orthofer/Schnauer/Karlberger) 12.06
02. Gloria (Englisch/Orthofer/Karlberger) 6.04
03. Credo Part I + Part II (Zuschrader/Orthofer/Bognermayr/Karlberger) 8.07
04. Sanctus (Bruckner/Riedelberger/Schnauer/Karlberger) 8.53
05. Agnus Dei (Schnauer/Orthofer/Karlberger) 5.26
06. Amen (Englisch/Zuschrader) 2.02
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