Alfred Weitnauer + Eberhard Neef – Sängers Fluch und andere sehr schöne Balladen auf gut schwäbisch (1963)

SängersFluch01AUnd jetzt mal was für die Freunde des schwäbischen Humors, des schwäbischen Dialekts und natürlich erst recht für alle Schwaben, die sich hier in diesem blog tummeln.

Der gebürtige Kemptener besucht die dortige Oberrealschule und macht sein Abitur 1925 in München. Dort studiert er auf väterlichen Wunsch Volkswirtschaft und promoviert 1929 über den Handel bei den Fuggern zum Doktor der Staatswissenschaften. Weitnauer beginnt ein Volontariat in der Wirtschaftsredaktion des Berliner Lokalanzeigers, gleichzeitig studiert er in Berlin und Würzburg Geschichte, Paläographie sowie Kunstgeschichte. 1931 promoviert er erneut mit einer Arbeit über die Kriegslasten der Reichsstadt Kempten während des Dreißigjährigen Krieges zum Doktor der Philosophie.

Weitnauer ist für das internationale Preisforschungsinstitut der Rockefeller-Stiftung tätig; nach deren Auflösung durch das Hitler-Regime 1935 wird er vom Präsidenten des Schwäbischen Kreistages zum ersten Heimatpfleger für das südliche Schwaben berufen. Um verbeamtet zu werden, tritt Weitnauer in die NSDAP ein. Obwohl er weder Anhänger der Blut-und-Boden-Ideologie noch Antisemit ist, versucht er Vorzüge aus dem Regime für sich zu ziehen. Nach dem Militärdienst (1939-1943) ist er mit der Organisation und Durchführung einer großangelegten Bergungsaktion von Kunstwerken aus Museen und Kirchen West- und Südwestdeutschlands betraut (1943-1945). 1945 ist er als Heimatpfleger für Gesamtschwaben zuständig, eine Tätigkeit, die er bis zu seinem Ruhestand 1970 ausübt.

Seit 1948 Mitglied der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, wird Alfred Weitnauer in den Folgejahren mehrfach ausgezeichnet und Vorsitzender mehrerer Heimatvereine (1945-1965: Vorsitzender des Heimatbundes Allgäu; 1960-1974: stellvertretender Vorsitzender des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege). Für seine Verdienste erhält Weitnauer den Bayerischen Verdienstorden (1959), den Bayerischen Poetentaler (1961) und das Bundesverdienstkreuz I. Klasse. 1973 wird er zudem Ehrenbürger seiner Heimatstadt Kempten.

Während seiner Tätigkeit als Heimatpfleger gehen von ihm zahlreiche Initiativen und Impulse aus. Ebenso umfänglich sind seine Publikationen als Schriftsteller und Verleger. Sein Hauptwerk ist die Allgäuer Chronik in fünf Bänden (1969-1972), die von dem Kemptener Grafiker Heinz Schubert (1912-2001) illustriert wird. Seine Bücher Auch Schwaben sind Menschen, Bei uns im Allgäu, Lachendes Allgäu, Allgäuer Sprüche und Schönes Allgäu von A – Z erleben immer wieder neue Auflagen. Trauer über den Verlust alter Werte und Traditionen schwingen in Weitnauers Schriften dennoch mit, so, als er im Kino „göttlichen Kult“, im Sport den „neuen Baal“ und in Skiflugschanzen „neue Altäre“ sieht.

Über Jahrzehnte hinweg prägend und tonangebend sind Weitnauers Mundartdichtungen. Den Intellekt betonen seine Klassikerparodien und die Allgäuer Sprüche, dagegen fallen seine Versle aus dem Schwabengau (1946), 240 Vierzeiler im Stile altbayerischer Schnaderhüpfl, manchmal derb aus. Adolf Layer schreibt: „Weitnauer übertrug Homers Epen in die Sprache der Allgäuer, wie schon Hugo Kittinger vor ihm parodierte er Des Sängers Fluch von Uhland und bekannte Balladen von Schiller, Goethe und Gustav Schwab. […] Mitunter erinnern seine Schöpfungen, etwa die nach Sebastian Sailer dramatisierten biblischen Stücke, an eine Mischung von Sailer und Nestroy […]“.

Sein Nachlass befindet sich im Stadtarchiv Kempten. (Peter Czoi)

Ich fand weder ein Foto von Alfred Weitnauer noch von  Eberhard Neef (und das ist ne Schande !) .. nur dieses Grabfoto bei wikipedia

Ich fand weder ein Foto von Alfred Weitnauer noch von Eberhard Neef (und das ist ne Schande !) .. nur dieses Grabfoto bei wikipedia

Und hier kann man nun nachlesen, wie sich das anfühlt wenn einer wie Alfred Weitnauer „Uhland und bekannte Balladen von Schiller, Goethe und Gustav Schwab“ parodiert und sich dabei des schwäbischen Dialektes bedient.

Ich sag da nur: köstlich, köstlich, köstlich.

Und als Sahnehäubchen empfehle ich die Illustrationen von Eberhard Neef (* 17. November 1915 in Stuttgart; † 20. Januar 2003 in Immenstadt), Karikaturist z. B. für den Allgäuer Heimatkalender) … der Neef hatte es wirklich drauf ! (Achtung:Geheimtipp !)

Wie üblich, ein paar Eindrücke von diesem Büchlein (54 Seiten) bevor es dann zu Präsentation geht:

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