Neulich habe ich die „autobiographische Deutschlandsaga“ mit dem wunderbaren Titel „Vergiß die Träume Deiner Jugend nicht“ von Gerhard Zwerenz gelesen:
Gerhard Zwerenz (* 3. Juni 1925 in Gablenz, Sachsen; † 13. Juli 2015 in Oberreifenberg) war ein deutscher Schriftsteller und Bundestagsabgeordneter für die PDS.
Gerhard Zwerenz wurde in Gablenz/Sachsen als Sohn eines Ziegeleiarbeiters und einer Textilarbeiterin geboren. Er begann nach der Schulzeit eine Kupferschmiedlehre, meldete sich 1942 freiwillig zur Wehrmacht, nahm zwei Jahre lang am Zweiten Weltkrieg teil und geriet 1944 nach seiner Desertion zur Roten Armee bei Warschau in sowjetische Kriegsgefangenschaft.
1948 kehrte er aus der Kriegsgefangenschaft zurück und wurde zur Volkspolizei verpflichtet, der er bis 1951 angehörte. Von 1949 bis 1957 war Zwerenz Mitglied der SED. Den Einsatz als Dozent an der Ingenieurschule Zwickau beendete eine Tbc-Erkrankung und ein längerer Aufenthalt in einem Sanatorium. Erst danach konnte er von 1953 bis 1956 Philosophie bei Ernst Bloch in Leipzig studieren. Ab 1956 arbeitete Gerhard Zwerenz als freiberuflicher Schriftsteller. 1957 wurde er aus der SED ausgeschlossen und floh nach Verhören in einem Gefängnis des Ministeriums für Staatssicherheit in Leipzig ein halbes Jahr später nach West-Berlin. Gerhard Zwerenz lebte gemeinsam mit seiner Ehefrau, der Autorin Ingrid Zwerenz, in München, Köln, Offenbach am Main und in Oberreifenberg/Taunus. Die gemeinsame Tochter Catharina Zwerenz ist Drehbuchautorin und Regisseurin.
Zwerenz war Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland.
1959 verfasste Gerhard Zwerenz Die Liebe der toten Männer, eine romanhafte Gestaltung des Aufstandes vom 17. Juni 1953. 1961 schrieb Zwerenz die Essaysammlung Ärgernisse – Von der Maas bis an die Memel. Den Essayband Wider die deutschen Tabus brachte er 1962 heraus, genauso wie Gesänge auf dem Markt und Heldengedenktage. Ein Jahr später verfasste er Dreizehn Versuche, eine ehrerbietige Haltung anzunehmen und eine biografische Skizze über Walter Ulbricht.
1969 verfasste er das Vorwort für das beim Heinrich Heine Verlag publizierte Buch Otto Strassers (Reihe: Streit-Zeit-Bücher) mit dem Titel Mein Kampf. Es enthielt aber keine Hitler-Biografie, sondern eine vom Verlag überarbeitete Fassung des 1958 im Selbstverlag erschienenen Strasser-Buches Exil.
Mit Casanova oder Der Kleine Herr in Krieg und Frieden verfasste Zwerenz einen Bestseller. In der Gestalt des Helden Michel Casanova wird der Typ des unangepassten Menschen in verschiedenen gesellschaftlichen Systemen geschildert. Die Folgejahre thematisierte er die Sexualität mit Büchern wie Erbarmen mit den Männern. Ein Roman vom Aschermittwochsfest und den sieben Sinnlichkeiten. 1971 schrieb er den Roman Kopf und Bauch und den Essayband Der plebejische Intellektuelle (Fischer 1972). 1973 erschien Die Erde ist unbewohnbar wie der Mond, eine Kritik der Lebensverhältnisse in der Bundesrepublik. Die darin prominent agierende Figur eines jüdischen Grundstücksspekulanten – eine kaum verhüllte Karikatur Ignatz Bubis’ – löste bei Erscheinen des Werks einen Skandal aus und brachte dem Autor den Vorwurf antisemitischer Schriftstellerei ein. Zwerenz’ Freund Rainer Werner Fassbinder verarbeitete den Roman einige Jahre später zu seinem ebenso – wenn nicht noch stärker – umstrittenen Theaterstück Der Müll, die Stadt und der Tod. Zwerenz reagierte auf diese Angriffe im April 1976 in der Zeit mit dem Artikel Linker Antisemitismus ist unmöglich und schreibt dort: „Wenn von zehn wichtigen Maklern in Frankfurt acht jüdischer Herkunft sind, kann ich nicht nur über einen Perser schreiben, den es auch gibt.“ 1980 spielte Zwerenz in dem Rainer-Werner-Fassbinder-Epos Berlin Alexanderplatz mit. 1986 nahm er mit dem Buch Die Rückkehr des toten Juden nach Deutschland zu den Antisemitismusvorwürfen gegen ihn und Fassbinder Stellung.
Weiterhin publizierte er Der Widerspruch. Autobiographischer Bericht (1974) und Die Quadriga des Mischa Wolf (1975), worin die Agentenaffäre Guillaume verarbeitet wird. Danach beschloss Zwerenz, seine Werke nur noch als Taschenbücher zu veröffentlichen. 1982 verfasste er Antwort an einen Friedensfreund oder längere Epistel für Stephan Hermlin und meinen Hund.
Das 1988 erschienene Buch Soldaten sind Mörder – Die Deutschen und der Krieg gab Anlass zu 25 juristischen Auseinandersetzungen, von Strafanzeigen bis zu Gerichtsprozessen und Einstweiligen Verfügungen, wurde aber nicht verboten.
1989 erschien der Roman Vergiß die Träume Deiner Jugend nicht. Zu seinem 65. Geburtstag im Jahr 1990 kündigte Gerhard Zwerenz an, nicht mehr schreiben, sondern „in Rente gehen“ zu wollen.
Während seiner schriftstellerischen Tätigkeit schrieb Zwerenz unter dem Pseudonym Gert Amsterdam auch erotische bis pornografische Literatur. Eines dieser Bücher, Das Kleingeld der Hetären, wurde von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien 1987 als jugendgefährdend indiziert.
1991 erhielt er den Alternativen Georg-Büchner-Preis. Die politischen Schriften Rechts und dumm und Links und lahm schrieb er 1993 und 1994. 2004 schrieb er ein Vorwort für das Buch des einstigen Rechtsextremisten Torsten Lemmer, Rechts raus. Außerdem erschien sein gemeinsam mit Ingrid Zwerenz geschriebenes Buch Sklavensprache und Revolte.
Die linke Berliner Tageszeitung junge Welt veröffentlichte im Zusammenhang mit Gerhard Zwerenz’ 80. Geburtstag (2005) im Feuilleton (jW 7. Mai 2005, p. 12) Zwerenz’ zuerst im Jahr 1948 publizierte Anti-Kriegs-Ballade vom Holzhaufen bei Minsk.
Gerhard Zwerenz lebte zuletzt in Oberreifenberg im Taunus.
Von 1994 bis 1998 war Zwerenz über die offene Liste der PDS Mitglied des deutschen Bundestags. Er erwarb sich einen Ruf als der „unbeugsame Deserteur“. Im Januar 1997 gehörte Zwerenz zu den Mitunterzeichnern der „Erfurter Erklärung“. Um die Bundesregierung 1998 abzulösen, schlugen die Unterstützer vor, eine Koalition der linken Parteien zu bilden. Diese sollte aus der SPD, dem Bündnis 90/Die Grünen und der PDS bestehen. Eine Zusammenarbeit mit der PDS wurde von den Grünen abgelehnt (wikipedia)
Das o.g. Buch (nein, das Buch scanne ich nicht ein, es hat 368 Seiten !) war kaum zu ertragen, denn 2/3 davon berichtete mit einer Ausführlichkeit seine Erfahrungen im II. Weltkrieg, einschließlich eines Mordes, den er an einem Kameraden begangen hat. Es ging ums Überleben. Es war eine unerträgliche Lektüre von einem, da zumindest ganz offen über das Grauen des Krieges schreiben konnte.
In diesem Zusammenhang ist mir eine seiner satirischen Kurzgeschichten wieder eingefallen, die für mich früher und heute sehr beeindruckend ist… eine Parabel mit dem Titel „Nicht alles gefallen lassen …“. Erschienen ist sie 1962 in der Zeitschrift „pardon“:
Wir wohnten im dritten Stock mitten in der Stadt und haben uns nie etwas zuschulden kommen lassen, auch mit Dörfelts von gegenüber verband uns eine jahrelange Freundschaft, bis die Frau sich kurz vor dem Fest unsre Bratpfanne auslieh und nicht zurückbrachte. Als meine Mutter dreimal vergeblich gemahnt hatte, riß ihr eines Tages die Geduld und sie sagte auf der Treppe zu Frau Muschg, die im vierten Stock wohnt, Frau Dörfelt sei eine Schlampe. Irgendwer muß das den Dörfelts hinterbracht haben, denn am nächsten Tag überfielen Klaus und Achim unsern Jüngsten, den Hans, und prügelten ihn windelweich. Ich stand grad im Hausflur, als Hans ankam und heulte. In diesem Moment trat Frau Dörfelt drüben aus der Haustür, ich lief über die Straße, packte ihre Einkaufstasche und stülpte sie ihr über den Kopf. Sie schrie aufgeregt um Hilfe, als sei sonst was los, dabei drückten sie nur die Glasscherbenetwas auf den Kopf, weil sie ein paar Milchflaschen in der Tasche gehabt hatte. Vielleicht wäre die Sache noch gut ausgegangen, aber es war just um die Mittagszeit, und da kam Herr Dörfelt mit dem Wagen angefahren. Ich zog mich sofort zurück, doch Elli, meine Schwester, die mittags zum Essen heimkommt, fiel Herrn Dörfelt in die Hände. Er schlug ihr ins Gesicht und zerriß dabei ihren Rock. Das Geschrei lockte unsere Mutter ans Fenster, und als sie sah, wie Herr Dörfelt mit Elli umging, warf unsre Mutter mit Blumentöpfen nach ihm. Von Stund an herrschte erbitterte Feindschaft zwischen den Familien. Weil wir nun den Dörfelts nicht über den Weg trauten, installierte Herbert, mein ältester Bruder, der bei einem Optiker in die Lehre geht, ein Scherenfernrohr am Küchenfenster. Da konnte unsre Mutter, waren wir andern alle unterwegs, die Dörfelts beobachten. Augenscheinlich verfügten diese über ein ähnliches Instrument, denn eines Tages schossen sie von drüben mit einem Luftgewehr herüber. Ich erledigte das feindliche Fernrohr dafür mit einer Kleinkaliberbüchse, an diesem Abend ging unser Volkswagen unten im Hof in die Luft. Unser Vater, der als Oberkellner im hochrenommierten Café Imperial arbeitete, nicht schlecht verdiente und immer für den Ausgleicheintrat, meinte, wir sollten uns jetzt an die Polizei wenden. Aber unserer Mutter paßte das nicht, denn Frau Dörfelt verbreitete in der ganzen Straße, wir, das heißt unsre gesamte Familie, seien derart schmutzig, daß wir mindestens zweimal jede Woche badeten und für das hohe Wassergeld, das die Mieter zu gleichen Teilen zahlen müssen, verantwortlich wären. Wir beschlossen also, den Kampf aus eigener Kraft in aller Härteaufzunehmen, auch konnten wir nicht mehr zurück, verfolgte doch dieganze Nachbarschaft gebannt den Fortgang des Streites. Am nächsten Morgen schon wurde die Straße durch ein mörderischesGeschrei geweckt.Wir lachten uns halbtot, Herr Dörfelt, der früh als erster das Haus
verließ, war in eine tiefe Grube gefallen, die sich vor der Haustüreerstreckte. Er zappelte ganz schön in dem Stacheldraht, den wir gezogen hatten,nur mit dem linken Bein zappelte er nicht, das hielt er fein still, das hatte er sich gebrochen. Bei alledem konnte der Mann noch von Glück sagen -denn für den Fall-daß er die Grube bemerkt und umgangen hätte, war der Zünder einer Plastikbombe mit dem Anlasser seines Wagens verbunden. Damit ging kurze Zeit später Klunker-Paul, ein Untermieter von Dörfelts hoch, der den Arzt holen wollte. Es ist bekannt, daß die Dörfelts leicht übelnehmen. So gegen zehn Uhrbegannen sie unsre Hausfront mit einem Flakgeschütz zu bestreichen. Sie mußten sich erst einschießen, und die Einschläge befanden sich nicht alle in der Nähe unserer Fenster. Das konnte uns nur recht sein, denn jetzt fühlten sich auch die anderen Hausbewohner geärgert, und Herr Lehmann, der Hausbesitzer ,begann um den Putz zu fürchten. Eine Weile sah er die Sache noch an, als aber zwei Granaten in seiner guten Stube krepierten, wurde er nervös und übergab uns den Schlüssel zum Boden. Wir robbten sofort hinauf und rissen die Tarnung von der Atomkanone. Es lief alles wie am Schnürchen, wir hatten den Einsatz oft genug geübt, die werden sich jetzt ganz schön wundern, triumphierte unsre Mutter und kniff als Richtkanonier das rechte Auge fachmännisch zusammen. Als wir das Rohr genau auf Dörfelts Küche eingestellt hatten, sah ich drüben gegenüber im Bodenfenster ein gleiches Rohr blinzeln, das hatte freilich keine Chance mehr, Elli, unsre Schwester, die den Verlust ihres Rockes nicht verschmerzen konnte, hatte zornroten Gesichts das Kommando „Feuer!“ erteilt. Mit einem unvergeßlichen Fauchen verließ die Atomgranate das Rohr, zugleich fauchte es auch auf der Gegenseite. Die beiden Geschosse trafen sich genau in der Straßenmitte. Natürlich sind wir nun alle tot, die Straße ist hin und wo unsre Stadt früher stand, breitet sich jetzt ein graubrauner Fleckaus. Aber eins muß man sagen, wir haben das Unsre getan, schließlich kann man sich nicht alles gefallen lassen. Die Nachbarn tanzen einem sonst auf der Nase herum.
Das letzte Mal sah ich Gerhard Zwerenz (& sein Frau Ingrid) vor ein paar Jahren am Ausgang des Schwimmbads von Königstein i. T. Königstein liegt am Hang unterhalb des Großen Feldbergs, der höchsten Erhebung des Taunus. Hinter dem Feldberg in Oberreifenberg, auf ca. 800 Metern Höhe & im Winter häufig im Schnee, wohnen die beiden seit Jahrzehnten in ihrem eigenen Haus, das sich der Autor mit seinen Büchern redlich verdient hat.
Der in Sachsen geborene Autor ist zwar nie in die „Bundesliga“ der deutschsprachigen Literatur aufgestiegen, hielt sich aber längere Zeit auf einem respektablen Platz in der 2.Liga, mit gelegentlichen vorübergehenden Abstiegen in die 3. Liga – als er, so ehrlich & unumwunden wie von keinem zweiten einbekannte, dass er Bücher schreibe wie ein Handwerker seiner Arbeit nachgehe, um sich seinen Lebensunterhalt damit zu verdienen. Nicht mit gedrechseltem „Kunsthandwerk“; eher wenn nötig & lukrativ (auch) unter Pseudonym mit leicht konsumierbaren Pornos.
Zwar hatte er mit dem erotischen Roman „Casanova – oder der kleine Herr in Krieg und Frieden“ (1966) einen frühen „Bestseller“ geschrieben – was ihm später aber nicht mehr gelang, so sehr er sich auch darum bemühte & wie sehr er es sich auch wünschte. Die Zahl seiner in immer wechselnden Verlagen erschienen Bücher ist kaum überschaubar & fast alle sind vergriffen – seit er mit 65 Jahren (1990) in literarischen Ruhestand gegangen ist. Danach hat der ehemalige Kupferschmied, Deserteur, russische Kriegsgefangene & Volkspolizist, der bei Ernst Bloch in Leipzig studiert hatte & 1957 mit seiner Frau in die BRD geflohen war, noch von 1994 eine Legislaturperiode für die PDS (!) im Bundestag gesessen – bevor er 1998 sich ganz aus der sogenannten „Öffentlichkeit“ zurückzog.
Der heute, am 3. Juni, neunzigjährige Gerhard Zwerenz war immer stolz besonders auf zwei biographische Fakten: sein proletarisches Herkommen & seine Desertion aus der nazistischen deutschen Armee 1944, das ihm jedoch vier Jahre Arbeitslager in der SU eingetragen hat. Gerhard Zwerenz, so meinungsfreudig & sozialismusfreundlich er trotz seiner biographischen Erfahrungen mit dem „Realen Sozialismus“ geblieben ist, war jedoch auch immer ein großherziger, verständnisvoller, menschenfreundlicher „Copain“ – um das derzeit vielfach ambivalente korrumpierte Wort „Genosse“ zu vermeiden.
Mir liegt daran, diese schätzenswerte Seite seines aufrechten, kämpferischen Charakters heute zu betonen. Als FR-Redakteur habe ich mehr- & vielfach Zwerenz kennen & schätzen gelernt. Weil der als Herausgeber & Chefredakteur unumschränkt autoritäre Herrscher der FR, Karl Gerold, in dem sächsischen „Proleten“, der „unter die (westdeutschen) Intellektuellen gefallen war“ (G.Z. ad se ipsum), sich selbst gespiegelt sah, wurde uns Redakteuren von Gerold – je nach seinen Launen – Zwerenz einmal „verordnet“ & ein andermal verboten. Zwerenz lebte in jenen Jahren bei Frankfurt, dem er seinen umfänglichen Gegenwartsroman „Die Erde ist unbewohnbar wie der Mond“ widmete, aus dem Fassbinder sein skandalisiertes Theaterstück „Die Stadt, der Müll & der Tod“ destilliert hat. Zwerenz aber, der die Machtgefüge in der (bürgerlichen) Gesellschaft kannte (& missbilligte), wusste mit den Gunst- & Missgunstbeweisen seines Verleger-Verehrers & unseren Verlegenheiten souverän- freundlich umzugehen, so dass wir einen für uns beiderseits akzeptablen modus vivendi fanden & praktizierten.
Umso mehr, als wir ja sowohl seine Autobiografica („Kopf und Bauch“, „Der Widerspruch“) & seine kritische Wahrnehmung & Aufmerksamkeit der westdeutschen Gesellschaft (z. B. „Bericht aus dem Landesinnern“) durchaus schätzten.
In seiner „großen Zeit“ – den Sechziger & Siebziger Jahren – war der rebellische G.Z. ein guter, politisch verlässlicher bundesdeutscher Zeitgenosse, der sich mit Verve in Ernst Blochs aufrechtem Gang fortbewegte. Als Bundestagsabgeordneter hat er wie kein anderer die Ehre der deutschen Deserteure in einem Parlament verteidigt, in dem böswillig-unbelehrbare Nationalisten wie der furchtbare Alfred Dregger von der hessischen CDU sich auf ihre „soldatischen Tugenden“ an der Ostfront frech & schamlos auf die Schulter klopften.
„Alles hat seine Zeit“, heißt es lebensphilosophisch im Alten Testament. Gerhard Zwerenz hatte sie. Das weiß er, ohne Bitterkeit – weil mit berechtigtem Stolz. Denn als wir ihn brauchten, war er da & zur Stelle. Mehr zu wissen, bedarf´s nicht (& selbst wenn man nur noch der Einzige wäre, der´s noch wüsste). (Wolfram Schütte)