Und jetzt hat es ihn auch erwischt … den alten Haudegen der deutschen Trucker und Country-Szene:
Gunter Gabriel (* 11. Juni 1942 in Bünde/Westfalen, eigentlich Günter Caspelherr; † 22. Juni 2017 in Hannover) war ein deutscher Country- und Schlagersänger, Komponist, Texter, Produzent, Synchronsprecher und Fernsehmoderator. Zu seinem Künstlernamen „Gabriel“ kam er durch den Vornamen seiner ersten Ehefrau.
Gunter Gabriel wuchs mit seiner jüngeren Schwester in Bünde und Kirchlengern auf. Seine Mutter starb, als er vier war, sodass der Vater die beiden Kinder allein erziehen musste. Die Volksschule brach Gabriel vorzeitig ab, um Geld zu verdienen. Er schlug sich mit verschiedenen Arbeiten in ganz Mitteleuropa durch. Schließlich machte er das Fachabitur und studierte Maschinenbau an der FH Hannover, brach das Studium aber ohne Abschluss ab. Er widmete sich in der Folge ganz der Musik, war DJ und wurde schließlich Promoter bei einer Plattenfirma. So kam er in Kontakt mit verschiedenen Künstlern, für die er Lieder zu schreiben begann. Seinen ersten Song komponierte er für Rex Gildo. Sein erster eigener Hit war der Fernfahrersong Er ist ein Kerl (Er fährt ’nen 30-Tonner Diesel), für den er die Goldene Europa bekam und der ihm die Bahn ebnete für deutschsprachige Schlager im Country-Musikstil mit Interpreten wie Truck Stop, Tom Astor oder Linda Feller, die bis heute erfolgreich sind. Ein weiterer großer Hit für Gabriel war Hey Boss, ich brauch’ mehr Geld. Viele seiner Songs waren Übertragungen, die sich sehr eng an ihre US-amerikanischen Originale hielten, unter anderem Johnny Cashs Wanted Man (Ich werd gesucht in Bremerhaven) oder Shel Silversteins The Winner (Der Sieger).
Daneben schrieb er weiter zahlreiche Hits für andere Künstler, etwa für Juliane Werding (Wenn du denkst, du denkst), Frank Zander (Ich trink auf dein Wohl, Marie), Wencke Myhre (Das wär John nie passiert, Ein Sonntag im Bett), Siw Inger, Peter Alexander, Tom Astor und die Zillertaler Schürzenjäger. Schließlich bekam er mit Country-Musik mit Gunter Gabriel eine eigene Fernsehshow beim Bayerischen Rundfunk.
Dann folgte der wirtschaftliche Ruin. Seine Ehen scheiterten und die beruflichen Erfolge blieben aus. 1993 erhielt er zusammen mit Tom Astor für den Song Sturm und Drang den Award der German American Country Music Federation (GACMF), den er 2002 erneut für sein Album Gunterwegs erhielt. 1993 nahm ihn die GACMF in die deutsche „Country Music Hall of Fame“ auf.
2003 nahm er im Studio von Johnny Cash in Hendersonville (Tennessee) ein Album mit Cash-Liedern auf Deutsch auf, The Tennessee-Recordings, das von dessen Sohn John Carter Cash produziert wurde. Bereits von einer schweren Krankheit gezeichnet, trug Cash ein gesprochenes Intro bei, das auf Liebe, Autos, Abenteuer erschienen ist – an diesem Tributalbum beteiligten sich insgesamt 54 Künstler aus den unterschiedlichsten Musikrichtungen. Johnny Cash verstarb kurze Zeit später. Gabriels 2009 erschienenes Album Sohn aus dem Volk war eine weitere Hommage an Johnny Cash und trägt den Untertitel German Recordings, ein Pendant zu Cashs American Recordings. Das Album war – genauso wie die „Wohnzimmertour“, auf der er für anfangs 1000 Euro für jedermann spielte, der ihn anfragte – ein Wendepunkt in Gabriels Karriere. Es wurde in den Feuilletons der seriösen Presse thematisiert, ebenso wie Gabriels Fähigkeit, seine wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu überwinden.
Für negative Schlagzeilen sorgte Gabriel, als er Alkoholprobleme bekam und seine Frau misshandelt haben soll. Bei einem Auftritt in Eisleben im September 2004 sorgte er mit Äußerungen für einen Eklat, die als Beschimpfung von Arbeitslosen empfunden wurden („Ihr habt ja so viel Zeit, sonst wärt ihr ja nicht am Nachmittag schon hier. Ich hab leider keine Zeit, ich muss meinen Arsch immer in Bewegung halten, damit die Knete stimmt.“). Das Publikum hatte zuvor mit Unmut auf Gabriels Verspätung reagiert. Dieser Satz wurde auch in Form eines Samples zur Grundlage eines Liedes von DJ Koze.
Im August und September 2010 spielte Gabriel seine erste große Theaterrolle als Titelfigur im Bühnenstück Hello, I’m Johnny Cash (Regie und Buch: Volker Kühn),[3] an der Seite der Sängerin Helen Schneider, die die Rolle von Cashs Ehefrau June Carter Cash übernahm.[5] Anfang 2012 spielte er in einer Folge des Großstadtreviers mit (Folge: Wann hast du Zeit für die Liebe?).
In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 2. September 2012 zog Gabriel zum 70. Geburtstag Bilanz. Auf die Frage, ob er Angst vor dem Tod habe, antwortete der Sänger: „Keinesfalls. Ich sag’ dir auch warum: weil ich einen Haufen Zeugs gut gemacht habe in meinem Leben. Nicht Kinder zeugen. Das kann jeder. Und als Vater war ich schließlich ein Totalversager. Viermal verheiratet, da hab’ ich mich auch nicht mit Ruhm bekleckert. Aber ich hab’ ein paar geile Songs geschrieben. Und ich habe ein superinteressantes Leben gelebt mit allen Amplituden.“ Persönlich sehe er sich als Außenseiter. „Aber natürlich möchte ich auch Teil der Gesellschaft sein.“ Er selbst allerdings sei gar nicht so wichtig. Was zähle, das sei die Philosophie seiner Lieder. Gabriel war viermal verheiratet. Er hatte vier Kinder und drei Enkelkinder.
Gabriel lebte 20 Jahre auf dem ehemaligen DDR-Arbeiterschiff Magdeburg. Das rund 400 Quadratmeter große Hausboot, dass er 1995 für 80.000 DM erworben hatte, lag zuletzt im Harburger Binnenhafen vor Anker.
Gabriel war Synchronsprecher der TV-Sendung Asphalt Cowboys auf DMAX.[7] Im Januar 2016 war er Kandidat in der Sendung Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!, aus der er nach fünf Tagen auf eigenen Wunsch vorzeitig ausschied.
Gabriel starb am 22. Juni 2017 an den Folgen eines Treppensturzes. (Quelle: wikipedia)
Was für eine Biographie … und von daher habe ich mich entschieden, seine „Johnny Cash auf deutsch“ Album als Würdigung auszuwählen … denn da gibt es wohl schon Paralellen … außer der Tatsache, dass ihm eine June Carter fehlte …
Im Jahre 2003 spielte Gunter Gabriel sein wunderbares „Gabriel singt Cash – Das Tennessee Projekt“ Album ein, produziert von Cash jr. in Cashs Studio und Johnny höchstselbst schaute immer wieder rein, hatten seinen German-Friend eingeladen. Welche Ehre! Und es kam ein wahrlich tolles Album heraus. Wenn jemand Cash auf deutsch singen darf, dann Gabriel. Er macht das großartig, die Songs bleiben authentisch, weil sie beide ein sehr ähnlicher Typus Mensch sind, die Stimmen sind ähnlich rau, gebraucht und gewaltig – das paßt alles wunderbar. Das Album erschien 2003 als niemand mehr Gunter Gabriel auf dem Zettel hatte und ging leider sang und klanglos unter. Zu unrecht!
Da ist die Idee, diese tolle verschmähte Platte nun, nach Gabriels gelungenem Comeback mit dem herausragenden Album „Sohn aus dem Volk“ vor knapp zwei Jahren und seiner erfolgreichen Musical-Rolle in „Hello, I’m Johnny Cash“, in einem zweiten Aufguß neu zuvermarkten, nicht nur sinnvoll, sondern auch wünschenswert. Das Album hätte eine späte Blüte, wenn auch acht Jahre nach ursprünglicher Veröffentlichung, voll und ganz verdient.
Das vier zusätzliche 2011 produzierte Aufnahmen hinzugekommen sind und ein von Johnny Cash gesprochenes Intro zum damaligen Album (wenn auch nur 10 Sekunden) als Intro-Track vorangestellt werden, macht die Sache noch schöner. (Christian Günther)
Ich war und in kein Gunter Gabriel Fan … dennoch … sein Tod und insbesondere seine Biographie bewegen mich ..
Besetzung:
Laura Cash (voline)
Xaver Fischer (keyboards)
Joe Fleming (guitar)
Gunter Gabriel (vocals)
Helmut Krumminga (guitar)
Kenny Marx (guitar)
Sönke Reich (drums)
Maxwell Schauf (drums)
Mark W. Winchester (bass)
+
June Carter Cash (vocals bei 05.)
Marcel Dechène (percussion bei 17.)
Jemma Endersby (background vocals bei 14.)
Jan Fabricius (bass bei 17.)
Sebastian Gramss (bass bei 17.)
Bianca Kramer (Background vocals bei 17.)
Ossi Pfeiffer (piano bei 16.)
Dirk Schlag (guitar bei 16.)
Titel:
01. Intro (gesprochen von Johnny Cash) 0.08
02. Ich bleib auf Kurs (I Walk The Line) (Cash) 2.29
03. Gitarre Marke Eigenbau (Tennessee Flat-Top Box) (Cash) 3.06
04. Komm rein, Fremder (Come In Stranger) 1.43
05. Country Boy (Cash) 2.48
06. Was soll’s (Drive On) (Cash) 3.09
07. Wein‘, wein‘, wein‘ (Cry, Cry, Cry) (Cash) 2.33
08. Wie ein Soldat (Like A Soldier) (Cash) 3.15
09. Bring mein Herz zu Rose (Give My Love To Rose) (Cash) 2.56
10. Der Mann mit dem Block (The Man Comes Around) (Cash) 4.45
11. Ein Junge namens Susi (A Boy Named Sue) (Silverstein) 3.50
12. Hey Schaffner (Hey Porter) (Cash) 2.24
13. Mach Tempo (Get Rhythm) (Cash) 2.46
14. Jackson (Cash) 2.42
15. Ring Of Fire (Kilgore/Carter) 2.43
16. Bye, Bye Johnny (Nachwort von Gunter Gabriel) 3.39
17. Was wäre die Welt ohne dich
Alle deutschen Texte: Gunter Gabriel
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