Siegfried Behrendt – Nicanor Zabeleta – Rodrigo (1975)

FrontCover1Mitte der 70er Jahre begann mein Interesse anklassischer Musik zu wachsen … und da kam mir das Billig Label „Resonance“ der Deutschen Grammophon Gesellschaft ganz recht. Denn in dieser Reihe kamen hochwertige Klassikaufnahmen für den schmalen Geldbeutel heraus.

Hier ein Beispiel mit den Interpreten Siegfried Behrendt und Nicanor Zabeleta (jeweils auf einer Seite der LP)

Siegfried Behrend (* 19. November 1933 in Berlin; † 20. September 1990 in Hausham) war ein deutscher Gitarrist und Komponist.

Behrend erhielt am Klindworth-Scharwenka-Konservatorium in Berlin eine Ausbildung in den Fächern Klavier, Cembalo, Dirigieren und Komposition. Das Gitarrenspiel erlernte er autodidaktisch. Bereits als 30-Jähriger hatte er mehr als 1000 Kompositionen und Bearbeitungen, größtenteils folkloristisch oder von alten Meistern inspiriert, vorzuweisen. Er gab Konzerte in Moskau, Rom und Madrid, er spielte vor dem Schah in Persien, vor dem Kaiser in Tokio und vor Gamal Abdel Nasser in Kairo.

1962 lernte der Gitarrist während der Aufnahmen zu der Personality-Show Belina – Porträt einer Sängerin die Hauptdarstellerin näher kennen. Die beiden gingen fortan künstlerisch gemeinsame Wege. Belina und Siegfried Behrend repräsentierten mit ihren Folk-Songs, Chansons, jiddischen Liedern als Botschafter deutscher Kultur die damals Siegfried Behrendt01noch junge Bundesrepublik Deutschland und führten mit Unterstützung des Goethe-Instituts mehrere ausgedehnte Konzertreisen durch. Die beiden gastierten in mehr als 120 Ländern. In dieser erfolgreichen Zeit nahm das Duo mehrere LPs auf und war in mehreren Fernseh-sendungen zu Gast (z. B.: Lieder am Kamin bei SWF). Siegfried Behrend heiratete in den 1970er-Jahren die Schauspielerin Claudia Brodzinska und wandte sich mit ihr als Sängerin/Interpretin der avantgardistischen Musik zu.

Siegfried Behrend war ein vielgefragter Gitarrenlehrer. Martin Maria Krüger erhielt von ihm den ersten Gitarrenunterricht. In späteren Jahren traten beide weltweit als Deutsches Gitarrenduo auf. An den von Behrend in den 1970er-Jahren im bayrischen Riedenburg abgehaltenen „Internationalen Meisterkursen für künstlerisches Gitarrespiel“ nahmen auch Michael Tröster, Matthias Henke, Helmut Richter und Manuel Negwer teil. Behrend war (Mit-)Herausgeber vieler musikalischer Fachbücher, beispielsweise des mehrbändigen Werkes Volkslieder aus aller Welt oder Gitarrenstunden für Kinder etc. 1963 moderierte Siegfried Behrend die Fernsehsendung Die Geschichte der Gitarre[1], 1971 moderierte er eine dreizehnteilige Fernsehsendung mit dem Titel „Instrumente – Klänge – Strukturen“ beim Hessischen Rundfunk über die Gitarre und ihre Verwendung in der Kammermusik.

Von 1960 bis 1973 leitete Behrend das Saarländische Zupforchester (SZO) und von 1968 bis 1990 das Deutsche Zupforchester (DZO) In dieser Zeit prägte er maßgeblich die Repertoire-Entwicklung der Zupfinstrumente. Dabei setzte er neben zahlreichen Bearbeitungen barocker und folkloristischer Werke durch Eigenkompositionen und Kompositionsaufträge einen Schwerpunkt auf zeitgenössisch-avantgardistische Musik.

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Er leitete zahlreiche Uraufführungen von Werken von Anestis Logothetis, Klaus Hashagen, Heinrich Konietzny, Dietrich Erdmann, Friedrich Gaitis und anderen. Mit seiner Frau Claudia Brodzinska-Behrend (Sprechstimme) brachte er regelmäßig experimentelle Werke zur Aufführung, darunter die Uraufführung von Sylvano Bussottis Ultima Rara[4]; es entstand auch eine Aufnahme wo er Ultima Rara mit Bussotti zusammen interpretierte[5]. Für diese Duobesetzung schrieb Klaus Hinrich Stahmer Canti della vita (1980; Texte: Eugenio Montale). Gemeinsam mit dem Schlagzeuger Siegfried Fink spielten Claudia Brodzinska und Siegfried Behrend auch Stahmers radiophone Komposition tre paesaggi (1976; Texte: Cesare Pavese) für den Bayerischen Rundfunk ein. In Verbindung mit live-elektronischer Klangverwandlung brachte er 1980 in Zagreb die für das dort ansässige Tanzensemble „savremeni ples“ komponierte Ballettkomposition espace de la solitude von Klaus Hinrich Stahmer zur Uraufführung.

Siegfried Behrend erhielt 1981 auf Vorschlag Franz Josef Strauß‘ das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. (Quelle: wikipedia)

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Hier hören wir ihn mit einer meisterlichen Version des legendären „Concierto de Aranjuez“ (ursprünglich aufgenommen im Jahr 1966):

Das Concierto de Aranjuez ist ein Solokonzert für Gitarre und Orchester von Joaquín Rodrigo (1901–1999). Es wurde im Frühjahr 1939 in Paris komponiert und am 9. November 1940 in Barcelona uraufgeführt. Es ist nicht nur das mit Abstand populärste Werk Rodrigos, sondern auch eines der bekanntesten klassischen Musikstücke des 20. Jahrhunderts.

Das Konzert hat äußerlich die klassische Konzertform in drei Sätzen. Bei der Komposition stand Rodrigo vor dem Problem, die Gitarre, die als Soloinstrument gegenüber einem Sinfonieorchester viel zu leise ist, in einen ausgewogenen Zusammenklang mit dem Orchester zu integrieren. Rodrigo gelang dies, indem er die Gitarre nie mit dem vollen Orchester zugleich spielen ließ, sondern weitgehend nur mit kleinen Gruppen leiserer Instrumente.

Noten

1. Allegro con spirito
Der 1. Satz (D-Dur) in klassischer Sonatenhauptsatzform ist ein lebhafter Fandango im 6/8-Takt, der von mitreißenden Betonungswechseln bestimmt ist.

2. Adagio
Der 2. und populärste Satz des Konzerts ist ein langsames, in klagendem Ton gehaltenes Stück in h-Moll. Die Hauptmelodie des Englischhorns ist eine Reflexion der Saeta, des Klagegesangs während der alljährlichen andalusischen Prozession in der Semana Santa (Karwoche).

3. Allegro gentile
Ein heiterer Rondo-Satz in H-Dur im Stil eines höfischen Tanzes, der wiederum von unregelmäßigen Takt- und Rhythmuswechseln lebt, beendet das Werk.

Rodrigo komponierte das Concierto de Aranjuez auf Anregung seines Freundes, des Gitarristen Regino Sáinz de la Maza (1896–1981), der auch den Solopart in der Uraufführung spielte.

Notenheft

Notenheft

Rodrigo beschreibt in dem Werk die Gärten des Königlichen Palastes von Aranjuez südlich von Madrid, der Frühjahrsresidenz der spanischen Könige. Aranjuez verkörperte für Rodrigo eine von ihm geschätzte Epoche der Geschichte: die Regierungszeit der letzten spanischen Herrscher vor Napoléon Bonaparte.

Der Komponist fühlte sich dem Palast sehr verbunden: Er war in den Gärten mit seiner zukünftigen Ehefrau oft spazieren gegangen. Im zweiten Satz des Werkes beschrieb Joaquín Rodrigo seine Gefühle rund um das einschneidendste Erlebnis in seinem Leben: die Totgeburt seines erstgeborenen Sohnes und damit verbunden den Schmerz, die unendliche Trauer, die Wut, das Loslassen und die Bitte an Gott, er möge seine geliebte Ehefrau Victoria (Vicky) am Leben lassen. Victoria war das „Augenlicht“ von Joaquín Rodrigo; er selbst war 1906 infolge einer Diphtherie-Epidemie in seiner Geburtsstadt Sagunto erblindet. Eine Hommage an Joaquín Rodrigo anlässlich seines 90. Geburtstages erlebt man in dem Kurzfilm Concierto de Aranjuez (Shadows and Light) von Larry Weinstein (1993).

César de Mendoza Lassalle leitete die Uraufführung am 9. November 1940 im Palau de la Música Catalana in Barcelona mit dem Orquesta Filharmónica de Barcelona. (Quelle: wikipedia)

Auf der Seite 2 dann ein weiteres Werk dieses großartigen Komponisten, eingespielt von Nicanor Zabaleta (ursprünglich aufgenommen im Jahr 1960), Es heißt „Konzert Serenade für Harfe und Orchester“ (Originaltitel: Concierto Serenata para Arpa y Orquesta)

Nicanor Zabaleta (* 7. Januar 1907 in San Sebastián; † 31. März 1993 in San Juan (Puerto Rico) war ein baskischer Harfenist.

Nicanor Zabaleta studierte Harfe zunächst in Spanien bei Vincenta Tormo de Calvo und Luisa Menarguez, gefolgt von Privatunterricht bei Marcel Tournier in Paris, wo er 1926 auch sein offizielles Konzertdébut hatte, an das sich eine 66-jährige Solokarriere anschloss. Nach kurzer Militärzeit übersiedelte Zabaleta in die USA und trat 1934 erstmals in New York auf, es folgten Tourneen nach Kuba und Mexiko. 1950 lernte er bei einem Konzert in Puerto Rico seine spätere Frau Graziela Torres kennen, die er 1952 heiratete. 1951 kehrte Zabaleta nach Spanien zurück und konzertierte in zahlreichen europäischen Städten. Sein letztes Konzert gab Zabaleta im Juni 1992 in Madrid.

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Ab den 1960er-Jahren entstanden zahlreiche Plattenaufnahmen für die Deutsche Grammophon. 1983 wurde Zabaleta mit dem spanischen Premio Nacional de Música ausgezeichnet, 1988 wurde er in die Real Academia de Bellas Artes de San Fernando gewählt.

Zabaletas Repertoireschwerpunkt galt dem 18. Jahrhundert und dem Neoklassizismus, er setzte sich aber auch intensiv für das Werk des romantischen Komponisten Elias Parish Alvars ein und brachte zudem eine Reihe zeitgenössischer Werke zur Uraufführung, so die Harfenkonzerte von Alberto Ginastera und Xavier Montsalvatge sowie das Konzert für Harfe und Elektronik von Josef Tal. Auf seine Bitte hin arrangierte Joaquín Rodrigo sein Concierto de Aranjuez für die Harfe. (Quelle: wikipedia)

Auch wenn diese „Konzert Serenade für Harfe und Orchester“ weitaus weniger bekannt ist …. so kann gar kein Zweifel darin bestehen, dass auch diese Komposition ein Kleinod der klassischen Musik ist.

Und zu verdanken haben wir die dem Joaquín Rodrigo:

Joaquín Rodrigo Vidre (* 22. November 1901 in Sagunt, Valencia; † 6. Juli 1999 in Madrid) war ein spanischer Komponist.

Rodrigo, als jüngstes von zehn Kindern eines wohlhabenden Weinhändlers geboren, erblindete in seinem vierten Lebensjahr infolge einer Diphtherie-Erkrankung beinahe vollständig, zog 1906 mit seiner Familie nach Valencia um, studierte bis 1927 Rodrigo01Komposition und Harmonielehre in Valencia und ging anschließend nach Paris, wo er seine musikalische Ausbildung in den Fächern Komposition, Klavier und Harmonielehre an der Ecole Normale de Musique unter anderem bei Paul Dukas bis zum Jahre 1932 vervollkommnete.

In Paris hatte er auch 1928 seine zukünftige Ehefrau, die türkische Pianistin Victoria Kamhi (1905–1997), kennengelernt. Sie entstammte einer sephardischen Familie. Das Paar heiratete 1933 in Valencia. Cecilia ist die gemeinsame Tochter.

In den folgenden Jahren unternahm Rodrigo zahlreiche Reisen, die ihn nach Deutschland, Österreich und in die Schweiz führten, außerdem kehrte er 1934 für ein Jahr nach Paris zurück, um dort Musikgeschichte zu studieren. Am 6. Mai 1936 hielt Rodrigo in Paris einen Vortrag über Vihuela-Musiker des 16. Jahrhunderts, bei dem Emilio Pujol auf zwei nachgebauten Instrumenten musikalische Beispiele beisteuerte. Im September 1939 ließ Rodrigo sich mit seiner Frau in Madrid nieder, unternahm jedoch weiterhin ausgedehnte Reisen, unter anderem nach England, Italien, Griechenland und Südamerika.

1948 wurde Rodrigo Professor für Musikgeschichte am Konservatorium in Madrid. Daneben beschäftigte er sich als Musikkritiker und war beim Radio als Leiter der Musikabteilung tätig. Trotz mehrerer Augenoperationen erblindete er zu dieser Zeit vollständig. Seine Kompositionen entwarf er in Blindenschrift und diktierte sie Rodrigo03anschließend einem Kopisten oder seiner Frau, die auch zunächst Korrektur las.

Er erhielt zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen, darunter 1942 und 1982 den Premio Nacional de Música. Außerdem ernannten ihn sieben Universitäten zum Ehrendoktor, unter anderem die Polytechnische Universität Valencia. Am 30. Dezember 1991 wurde Rodrigo durch König Juan Carlos I. in den erblichen spanischen Adelsstand erhoben und erhielt den Titel eines Marqués de los Jardines de Aranjuez. Im Jahre 1996 erhielt er den Premio Príncipe de Asturias. Rodrigo starb am 6. Juli 1999 in Madrid. (Quelle: wikipedia)

Nach dem Motto „Musik zum Sonntag“ haben wir hier zauberhafte Musik im Angebot.

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Besetzung:

Concierto de Aranjuez:
Siegfried Behrend (guitar)
+
Berliner Philharmoniker unter der Leitung von Reinhard Peters

Konzert Serenade für Harfe und Orchester:
Nicanor Zabaleta (harp)
+
Radio-Symphonie-Orchester Berlin unter der Leitung von Ernst Märzendorfer

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Titel:

Siegfried Behrend: Concierto De Aranjuez:
01.  Allegro con spirito 5.27
02. Adagio 9.32
03. Allegro gentile 4.47

Nicanor Zabaleta: Konzert Serenade für Harfe und Orchester: 
04. Estudiantina: Allegro 8:11
B2 2. Intermezzo: Molto Tranquillo 8:07
B3 3. Sarao: Allegro Deciso 6:18

Musik: Joaquín Rodrigo

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