Anna Maria Sturm Quintett – Tales Of Woe (2014)

FrontCover1Fürwahr eine viefältige talentierte Person:

Anna Maria Sturm (* 23. November 1982 in Regensburg) ist eine deutsche Theater- und Filmschauspielerin und Sängerin. Sie wurde mit Hauptrollen in Kinofilmen von Marcus H. Rosenmüller bekannt und war von 2011 bis 2013 als Ermittlerin in den Polizeiruf-110-Folgen des Bayerischen Rundfunks zu sehen.

Anna Maria Sturm wuchs in Schwandorf auf. Ihre Mutter ist die Umweltaktivistin und ehemalige Landtagsabgeordnete Irene Maria Sturm. Während der Schulzeit bemerkte Anna Maria bei einer Amateuraufführung ihr Schauspieltalent. Nach dem Abitur begann sie 2002 ein Pharmaziestudium in München. 2004 wechselte sie nach bestandener Aufnahmeprüfung zum Schauspielstudium an die Otto-Falckenberg-Schule, das sie 2007 abschloss. Während des Studiums trat sie an den Münchner Kammerspielen auf, denen die Schauspielschule angeschlossen ist. Am Theater Augsburg spielte sie 2008 und 2009 als Gast in Krankheit der Jugend und Die Wildente. Mit dem Stück They shoot horses, don’t they? kehrte sie 2011 an die Münchner Kammerspiele zurück. Dort folgten Rollen u. a. in Atropa. Die Rache des Friedens. Der Fall Trojas als Helena (2011), Fegefeuer in Ingolstadt als Clementine (2013) und Warum läuft Herr R. Amok? (2014). Die beiden letztgenannten Inszenierungen der Regisseurin Susanne Kennedy wurden 2014 bzw. 2015 zum Berliner Theatertreffen eingeladen.

Anna Maria Sturm02Noch als Studentin wurde Anna Maria Sturm für die Hauptrolle in Marcus H. Rosenmüllers Coming-of-Age-Heimatfilmtrilogie Beste Zeit (2007) – Beste Gegend (2008) – Beste Chance (2014) ausgewählt. Sie spielt dort die rebellische Kati, die gemeinsam mit ihrer von Rosalie Thomass dargestellten Freundin Jo in einem oberbayerischen Dorf aufwächst. Von der Kritik erhielt sie Lob für ihre „frische“ und „authentische“ Darstellung in der bayerischen Dialektrolle. Im November 2013 begannen die Dreharbeiten für den Abschluss der Trilogie, Beste Chance, der die beiden Freundinnen nach Indien führt.

Rosenmüllers Filmreihe wurde von der Fernsehredaktion Spiel-Film-Serie des Bayerischen Rundfunks betreut, die im Jahr 2010 auch über die Neubesetzung der Münchner Ermittler in der Krimireihe Polizeiruf 110 zu entscheiden hatte. Anna Maria Sturm erhielt dabei die Rolle der Assistentin an der Seite des Hauptdarstellers Matthias Brandt. Als Polizistin Anna Burnhauser, die vom Land nach München gekommen ist, sollte sie der Reihe eine bodenständige Note verleihen. In fünf Folgen arbeitete sie unter anderem mit den Regisseuren Dominik Graf, Hans Steinbichler und Hendrik Handloegten zusammen. 2013 verließ sie die Reihe wieder, um nicht zu sehr auf das Rollenprofil des „bayerischen Mädels vom Land“ festgelegt zu werden. Für ihre Rolle in Polizeiruf 110: Der Tod macht Engel aus uns allen wurde Sturm für den Bayerischen Fernsehpreis nominiert. Sturms Leistung sei „herrlich erfrischend und zugleich herzergreifend“. Die Jury honorierte weiter ihre große Kraft und natürliche Direktheit.

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Anna Maria Sturm mit Matthias Brandt

Zu ihren weiteren Filmarbeiten zählt eine Hauptrolle in der Tatort-Folge Nie wieder frei sein des Bayerischen Rundfunks, die 2011 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde. Ihre Hauptrolle als Aktivistin im Spielfilm Wackersdorf (2018) war an die Geschichte ihrer eigenen Mutter angelehnt.

2014 entstand ihr Debütalbum als Jazzsängerin mit dem Anna Maria Sturm Quintett um den Saxophonisten Wanja Slavin. Auf der dreisprachigen Platte namens Tales of Woe interpretiert Sturm deutsche Lieder, Jazzstandards und Serge-Gainsbourg-Chansons.

Anna Maria Sturm wohnt in Berlin. (wikipedia)

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Anna Maria Sturm in dem Film „Wackersdorf“ (2018)

Und  „Tales of Woe“ ist ihr erstes rein musikalisches Projekt, mit dem sie als Sängerin in Erscheinung tritt.

Ursprünglich wollte die Schauspielerin Anna Maria Sturm nur Aufnahmen für ihr Demoband machen; die Chemie mit den Musikern stimmte jedoch von Anfang an und weniger als ein Jahr später wurde bereits ihr Debut-Album „Tales of Woe“ in gleicher Besetzung aufgenommen. Die Platte stellt vor allem Songs aus den 20er bis 50er Jahren des „Great American Songbook“, sowie Chansons des französischen „enfant terrible“ Serge Gainsbourg in den Mittelpunkt. Keineswegs beliebig war hier die Song-Auswahl: Sämtliche Songs und Chansons gehören zu den Lieblingsliedern der Schauspielerin, zu jedem einzelnen hat sie einen persönlichen Bezug.

„Für die neue Platte habe ich ja Lieder, Chansons und Standards ausgewählt, die mir total am Herzen liegen. Billie Holiday, Louis Armstrong, Serge Gainsbourg: Alles Künstler, die durch millionenfaches Hören einfach zu mir gehören.“

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Die Musiker Uri Gincel (p), Peter Gall (dr), Andreas Lang (b) und Wanja Slavin (sax, arr) – allesamt fester Bestandteil der deutschen und europäischen Jazzszene – spielen diese schon etwas in die Jahre gekommen Kompositionen in der Tradition des zeitgenössischen Jazz, ohne ihnen jedoch deren besonderen Charme zu nehmen.

„Im Allgemeinen ist es eigentlich eine sehr klassische, weniger experimentelle Platte geworden. Ein schlichter Sound ist vorherrschend. Das war mir wichtig. Beim Anhören empfinde ich mich oft als ein Kind, das einfach singt. Die Jungs wirken, als wären sie nicht zu bändigen, während mein Gesang ganz ruhig über ihrer Musik liegt.“

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Hier singt sie, begleitet von einem Jazzquartett unter Leitung des grandiosen Bläsers Wanja Slavin, ausschließlich Kompositionen von Serge Gainsbourg, Joni Mitchell, Eden Ahbez und Friedrich Hollaender. […] Man spürt den Spaß, den Sturm beim Singen hat, hier scheint sie gelöst und sie selbst zu sein. (Olaf Maikopf, Jazz thing #106)

Die vor allem als herausragende Schauspielerin ihrer Generation bekannte Anna Maria Sturm reiht sich mit ihrem Anna Maria Sturm Quintett („Tales of Woe“, WhyPlayJazz RS015), einer top besetzten Band mit erfreulich vielen Freiheiten, nahtlos ein in die Liste der großen oder zumindest „guten schlechten Sängerinnen“, wie sie Marlene Dietrich und Hildegard Knef in Perfektion verkörperten. Gesanglich ist diese sehr konservative und im Grunde auch unoriginelle Ansammlung von Evergreens natürlich viel zu risikoarm ausgefallen. Trotzdem hat die Performance von Anna Maria Sturm bisweilen eine tiefdunkle interpretatorische Kraft, die fesselnd ist und in ihren besten Momenten einen unwiderstehlichen Sog ausübt. Sie hat es geschafft, den Stücken tatsächlich etwas Charismatisches einzuschreiben. Und vielleicht ist das sogar das Wichtigste, was sich über die Neueinspielung von Songs, zu denen ungezählte Referenzaufnahmen vorliegen, sagen lässt. (Volker Doberstein, Jazz Podium 11/2014)

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Besonders überzeugt dabei natürlich – neben der ausgezeichneten Interpretation – die Auswahl der Stücke. Friedrich Holländers „Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre“, wo der Vergleich zu Hildegard Knef sehr nahe liegt – obwohl Sturm, technisch gesehen, überzeugender auftritt – drei Stücke des großen Serge Gainsbourg, „Indifférente“, „Ces petits riens“ und „Couleur Café“ – ersteres erinnert im Timbre an Anja Plaschg (Soap & Skin) – sowie Eden Ahbez und ein bunter Mix aus amerikanischen Standards, bieten der Sängerin eine musikalische Bühne, auf der sie sich frei zu entfalten versteht. Tolle Jazzarrangements treffen dabei auf eine interessante, bezaubernde Stimme, die sich dem Hörer nicht sofort erschließt. Ihr wohnt etwas Unheimliches inne, eine Melange aus Wärme und Distanz, Vertrautheit und Entfremdung. Tales Of Woe bietet dem Hörer knapp 40 Minuten bezaubernde Musik, die man nicht verpassen sollte. Sturm gelingt es, den Stücken neues Leben einzuhauchen, ohne dabei das Original aus den Augen zu verlieren. (Julian Auringer, diekopfhoerer.eu)

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Schauspieler, die davon überzeugt sind, auch Gesangstalent zu haben, gibt es leider in rauen Mengen. Anna Maria Sturm gehört nicht dazu. Die bayrische Theater- und Filmschauspielerin hatte eigentlich nur vorgehabt, ein paar Songs für ein Demoband aufzunehmen. Dann gerieten die Aufnahmen unter Leitung des Saxophonisten Wanja Slavin so gut, dass gleich ein ganzes Album daraus wurde. Der Opener, das durch Marlene Dietrich bekanntgewordene „Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre“, schickt den Hörer zunächst auf die falsche Fährte: „Tales of Woe“ ist keine Chanson-Pop-Platte, sondern hat richtig anspruchsvollen Jazz zu bieten. Arrangeur Slavin, Anfang 2014 mit dem ECHO Jazz ausgezeichnet, und seine drei Mitmusiker sorgen mit ausgedehnten Instrumentalpassagen für Live-Atmosphäre. Und Anna Maria Sturm mag keine zweite Billie Holiday sein, aber ihre Interpretationen von Jazzstandards und Serge-Gainsbourg-Chansons haben Biss und Gefühl. Ein gelungenes Debütalbum. (Jan Paersch, artistxite.de)

Dass der Jazz eine Herzensangelegenheit für die Oberpfälzer Schauspielerin ist, merkt man deutlich. Virtuos interpretiert Sturm die deutschen Lieder, Jazzstandards und Serge Gainsbourg-Chansons mit voller und doch zarter Stimme. (Micha Matthes)

Und klar, mit dieser Hülle wagte die Anna Maria Sturm auch den Rollenwechsel, vom bayerischen Mädchen zur femme fatale … für mich hat sie auch das Zeug für eine große Jazz-Diva … zu hören auf diesem Album !

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Besetzung:
Peter Gall (drums)
Uri Gincel (piano, vocals)
Andreas Lang (bass)
Wanja Slavin (saxophon, clarinet, flute)
Anna Maria Sturm (vocals)

Hüllentext

Titel:
01. Ich weiss nicht, zu wem ich gehöre (Holländer) 2.45
02. Help Me (Mitchell) 5.03
03. Indifférente (Gainsbourg) 3.07
04. Nature Boy (Ahbez) 6.45
05. I Fall in Love Too Easily (Styne) 5.10
06. Ces petits riens (Gainsbourg) 3.57
07. You Go To My Head (Coots) 3.19
08. Couleur café (Gainsbourg) 2.49
09. You’ve Changed (Fischer) 4.17

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