Wolfgang Menge + Jürgen Roland – Stahlnetz – Das 12. Messer (Hörbuch) (1958/2005)

FrontCover1.jpgUnd jetzt mag ich mal wieder einen Klassiker der frühen deutschen Fernsehgeschichte präsentieren – und zwar als Hörbuch (mit der Original-Tonspur der Fernsehfolge „Das 12. Messer“ aus Kriminalserie „Stahlnetz“ von 1958)

Stahlnetz war eine zwischen 1958 und 1968 ausgestrahlte deutsche Krimiproduktion des NDR, deren 22 Folgen auf realen Begebenheiten basierten. Die Serie wurde von Jürgen Roland nach Drehbüchern von Wolfgang Menge inszeniert und war die Vorgängerproduktion der ARD-Kriminalserie Tatort. Die Sendereihe war beim Fernsehpublikum sehr beliebt; die meisten Folgen wurden zu regelrechten Straßenfegern.

Weniger erfolgreich waren sechs zwischen 1999 und 2003 produzierte weitere Folgen. In der Folge „PSI“ war dort der Schauspieler Axel Milberg in der Rolle als eigensinniger Hauptkommissar Klaus Borowski zu sehen, der einen fast unglaublichen Entführungsfall löst. Später wurde Hauptkommissar Borowski von Hannover nach Kiel versetzt – als Tatort-Kommissar.

Das Konzept und auch die Titelmusik wurden der US-amerikanischen Fernsehserie Dragnet (wörtlich ‚Schleppnetz‘; dt. Titel: Polizeibericht) entliehen. Die Titelmelodie wurde komponiert von Walter Schumann. Das bekannte „Taa-Ta-Tamm-Tamm“ zu Beginn stammt allerdings aus der Feder des Hollywood-Komponisten Miklós Rózsa (Ben Hur, El Cid u. v. a.) und wurde ursprünglich für den Film Rächer der Unterwelt (The Killers, 1946) komponiert. Die begleitende Filmmusik wurde u. a. von Erwin Halletz und einmal auch von Martin Böttcher (für den Zweiteiler Spur 211) komponiert.

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Während die 22 ursprünglichen Folgen von Wolfgang Menge geschrieben und von Jürgen Roland inszeniert worden waren, stammen die sechs neuen Folgen von verschiedenen Autoren: Friedrich Ani, Orkun Ertener, Thomas Keck, Kerstin Oesterlein, Jessica Schellack, Markus Stromiedel und Karl Heinz Zeitler. Auch die Regisseure wechselten in den neuen Folgen: Thomas Bohn, René Heisig, Markus Imboden, Ernst Josef Lauscher und Manfred Stelzer.

Führende deutsche Fernsehschauspieler waren in den Serienfolgen als Täter und Ermittler zu sehen; zu den Ermittlern gehörten unter anderem Heinz Engelmann, Wolfgang Völz, Hellmut Lange, Rudolf Platte, Karl Georg Saebisch, Eddi Arent und Paul Edwin Roth. Als Täter konnte man u. a. Sigurd Fitzek als Kindesmörder Willy Funke in Rehe sowie Grit Boettcher, Mady Rahl, Dirk Dautzenberg, Jan Hendriks und Henning Schlüter erleben.

Jede Folge beginnt damit, dass die Straftat nachgestellt wird. Danach bekommt man folgende Texte zu lesen:

Dieser Fall ist wahr!
Er wurde aufgezeichnet
nach den Unterlagen
der Kriminalpolizei (mit/ohne Stadtname).

Nur Namen von Personen,
Plätzen und die Daten wurden
geändert um Unschuldige
und Zeugen zu schützen.

Sollte trotzdem Namensgleichheit mit lebenden oder
toten Personen auftreten,
so ist sie rein zufällig.

(Quelle: wikipedia)

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Jürgen Roland mit Wolfgang Menge (r.) und Kriminaldirektor Breuer, Polizeibehörde Hamburg- 1958

Und darum geht´s in dieser Folge … im Fernsehen war es die 5. Folge, in dieser Hörbuch-Edtition die Folge 1:

Die Frau eines Bergmannes wird erstochen aufgefunden. Die Polizei tappt zunächst im Dunkeln, da die wenigen am Tatort hinterlassenen Spuren zunächst allesamt im Nichts enden. Lediglich ein Messer, das in Tatortnähe gefunden wird, aber nicht zwingend etwas mit der Tat zu tun haben muss, könnte einigen Aufschluss über den Täter bringen. Die Oberhausener Polizei steht vor einer schwierigen Entscheidung: Soll sie das gefundene Messer zur Tatwaffe erklären, obwohl der Nutzen dieser Aktion mehr als ungewiss ist…?

Nachdem ich die komplette „Stahlnetz“-Serie auf DVD erlebt habe, stelle ich mir die Frage, warum man ausgerechnet „Das 12. Messer“ als Hörbuch adaptiert hat. Diese Folge wirkt nämlich nicht so recht in dieser Darbringungsform. Zu vieles an Handlungsverläufen bleibt unverständlich, weil die Erklärungen aus dem Off fehlen; man ist außerdem mitunter regelrecht orientierungslos, wo sich die Akteure gerade aufhalten. Polizeipräsidium? Tatort? Gerichtsmedizin? Es wird nicht immer sofort klar, und dadurch bleibt nicht nur das Verständnis für die Handlung auf der Strecke, auch will nicht die rechte Atmosphäre aufkommen, für welche die gesamte „Stahlnetz“-Serie so berühmt war. „Das 12. Messer“ ist als Hörbuch jedenfalls einfach nur langweilig.
Sicherlich gibt es Episoden, die die Anforderungen einer Hörbuchadaption besser erfüllen, wie z. B. die bereits erschienene zweite Folge „Das Haus an der Stör“, die als Hörbuch schlichtweg brillant ist und denselben Wiedererkennungswert wie das filmische Original hat.
Noch sind zwanzig Folgen übrig, die auf eine Adaption warten. Sollte der Hörverlag seine Reihe fortsetzen, bleibt zu hoffen, dass er bei den nächsten Folgen eine sorgfältigere Auswahl trifft. (francon1973)

So ganz unrecht hat er da nicht … für mich war es dennoch ein Hörvergnügen … denn selbst mit den oben beschriebenen Mängel, hat das Hörbuch was … na ja … ich bin halt auch ein kleiner Nostalgiker.

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Die Kriminalpolizei beim Verhör: (links: Helmut Peine, rechts: Alexander Kerst)

Und: alle sprechen heute vom Regionalkrimi … da können Wolfgang Menge und Jürgen Roland nur lachen … die haben das bereits 1958 kultiviert.

Und jetzt hätte ich ja eigentlich die dazu passende TV-Sendung angesehen … allerdings wurde ich (bis jetzt) nicht fündig.

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Besetzung:
Friedrich G. Beckhaus (Harms)
Alexander Kerst (Kommisar Hardorf/Erzähler)
Jürgen von Manger (Vorarbeiter Messerfabrik)
Helmut Peine (Kriminalrat Kerkan)
Gerhard Tichy (Weiterhin)
u.a.

Buch: Wolfgang Menge
Regie: Jürgen Roland
Musik: Gerhard Gregor
Titelmusik: Walter Schumann, Ray Anthony, Erwin Halletz

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Titel:
01. Das ist das Ruhrgebiet 5.28
02. Wo ist denn Herr Wesemann? 2.54
03. Immer noch Sonntag, 9. September 6.30
04. Haben Sie zufällig das Messer mit? 5.29
05. Wir hatten uns also entschlossen 6.08
06. 16.40 Uhr, einen Tag später 3.51
07.  Unser Messer war das Zwölfte 5.16
08. Da haben wir ja noch Zeit 6.09

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Arne Birkenstock – Beltracchi – Die Kunst der Fälschung (2014)

FilmplakatAuslöser für diesen Beitrag ist der Film „Die Kunst der Fälschung“ von Arne Birkenstock, den ich mir neulich angesehen habe. Und es geht um die eigentlich völlig aberwitzige, unglaubliche Geschichte der Eheleute Wolfgang und Helene Beltracchi:

Wolfgang Beltracchi (* 4. Februar 1951 in Höxter als Wolfgang Fischer) ist ein deutscher Maler und Kunstfälscher. Er wurde am 27. Oktober 2011 in einem der größten Kunstfälscher-Prozesse der Welt seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs zu sechs Jahren Haft verurteilt. Insgesamt gehen Ermittler offenbar von einem Betrugsgewinn von 20 bis 50 Millionen Euro aus.

Beltracchi wurde 1951 in der Kleinstadt Höxter in Nordrhein-Westfalen als Sohn eines Kirchenmalers und Restaurators geboren. Im Alter von 17 Jahren wurde er vom Gymnasium verwiesen. Später gab er außerdem den Besuch der Kunstschule auf und begann ein Wanderleben durch Wohngemeinschaften und Kommunen mit „Sex, Drugs & Rock ’n’ Roll“. Beltracchi reiste durch Europa und Nordafrika, verkaufte hin und wieder ein eigenes Gemälde und wurde schließlich mit erster Frau und erstem Kind auf einem Hof in Viersen sesshaft. Seine heutige Frau und verurteilte Komplizin Helene Beltracchi traf er im Jahr 1992. Später nahm er ihren Namen an. 2005 kauften die Beltracchis eine Villa in Freiburg-Herdern, wo sie am 27. August 2008 verhaftet wurden.

Beltracchi hatte über Jahre hinweg Bilder im Stile bekannter Maler wie Heinrich Campendonk, Max Ernst und Max Pechstein gemalt. Die ersten Bilder entstanden nach Fotos verschollener Originale, später kamen noch Kreationen hinzu, bei denen Teile verschiedener bekannter Bilder abgemalt und zu neuen Bildern zusammengesetzt wurden. Er benutzte wertlose zeitgenössische Bilder, die er übermalte. Die Leisten der Rahmen wurden mit imitierten Aufklebern renommierter Galerien der Vergangenheit dekoriert, als Kleber wurde, wie sich später herausstellte, Sekundenkleber benutzt. Den Aufklebern nach hätte so manches Bild durch alle bekannten Galerien jener Zeit rotiert sein müssen. Der angebliche Aufkleber des Galeristen Alfred Flechtheim war zuvor unbekannt und anders gestaltet als jener, den Flechtheim tatsächlich benutzte. Nachdem erste Zweifel aufgekommen waren, legte Beltracchi gefälschte alte Fotos von Arrangements nach, auf denen auch eine von seiner Frau gekaufte Skulptur zu sehen war. Unter diesen Fotos war eines, auf dem seine Frau als ihre eigene Großmutter posierte, und mehrere gefälschte Bilder (die aus deren Besitz stammen sollten) waren an der Wand zu sehen. Damit gelang es, die zu den Bildern zugehörigen Expertisen von bekannten Galerien zu erlangen.

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Helene Beltracchi als ihre eigene Großmutter

Beltracchi hatte sie zusammen mit seiner Frau Helene Beltracchi, Otto Schulte-Kellinghaus und einer weiteren Komplizin als Werke jener Künstler in den internationalen Kunstmarkt geschleust und bis zu einstellige Millionenbeträge pro Bild kassiert. Nach eigenen Angaben verkaufte er nie direkt an Museen oder Sammler, sondern an Auktionshäuser, denen er eine Expertise vorwies; die Fälschungen gelangten vorrangig nach Japan, Frankreich, die Vereinigten Staaten und Großbritannien.  Bei den betrügerischen Geschäften gab Beltracchi unter anderem vor, die Bilder stammten aus einer in Wirklichkeit nicht existierenden „Sammlung Werner Jägers“ (Werner Jägers war der Großvater Helene Beltracchis) beziehungsweise einer ebenfalls fingierten „Sammlung Wilhelm Knops“. Unter anderem aus dem Besitz des Kunsthändlers Alfred Flechtheim, so die Lügengeschichte der Fälscher, sollen verschollene Bilder teuer gehandelter Künstler in die Sammlung Werner Jägers gelangt sein.

In Anbetracht der Gewinnaussichten und erfolgreichen Wiederverkäufe wurden Warnhinweise von Auktionshäusern, Galeristen und Käufern ignoriert, weitere Nachforschungen unterblieben.

Die Staatsanwaltschaft schätzte die Gewinne der Bande auf 16 Millionen Euro. Beltracchi besaß neben seiner Villa in Freiburg auch eine in Mèze, Südfrankreich.

Frankreich1998

Als die Welt noch in Ordnung war: Frankreich, 1998

Wolfgang Beltracchi wurde am 27. Oktober 2011 vor dem Landgericht Köln wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs zu sechs Jahren Haft verurteilt. Helene Beltracchi wurde zu vier Jahren, Schulte-Kellinghaus zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Die Verurteilten können die Haftstrafe im offenen Vollzug abbüßen.[9] Wolfgang Beltracchi muss aus seinem Vermögen 2 Millionen Euro Schadensersatz an die von ihm geschädigte Firma Trasteco zahlen, die ein angebliches Campendonk-Gemälde im Auktionshaus Lempertz ersteigert hatte. Das Auktionshaus Lempertz hatte in diesem Zusammenhang bereits 800.000 Euro Kommissionsgebühren an das Unternehmen zurückgezahlt.

Das Verfahren im Fall Beltracchi wurde nach neun Prozesstagen beendet; verhandelt wurde lediglich die Fälschung von 14 Gemälden. Die Anzahl der insgesamt gefälschten Bilder ist unklar; es wurde keine Anklage gegen mögliche Hintermänner erhoben. Damit die bereits entdeckten gefälschten Gemälde nach einigen Jahren nicht erneut im Kunsthandel auftauchen, stellte der Bundesverband der Deutschen Kunstversteigerer (BDK) gemeinsam mit dem Landeskriminalamt Berlin eine Liste von 53 bis heute bekannten Fälschungen ins Internet. Auf den Seiten des BDK gibt es unter der Rubrik „Datenbank der kritischen Werke“ einen „Katalog der ermittelten Werke der sog. Sammlung Jägers“.

DasDuoEs ist von einer weit größeren Anzahl an Fälschungen auszugehen, die weiterhin im Umlauf sind. Der Kunsthistoriker Werner Spies, der selbst in den Fälschungsskandal verwickelt ist, geht von 100 bis sogar 200 gefälschten Arbeiten aus.

Beltracchi selbst erläuterte in der Talkshow 3 nach 9 am 31. Januar 2014, dass er über einen Zeitraum von 40 Jahren etwa 300 Bilder gefälscht habe. Und von diesen seien wohl um die 200 bis 230 als unaufgedeckte Fälschungen noch im Umlauf.

Der Sohn von Beltracchis Verteidiger Reinhard Birkenstock, der Regisseur und Autor Arne Birkenstock, drehte 2012 den Dokumentarfilm Beltracchi – Die Kunst der Fälschung über den Kunstfälscher, von der Film- und Medienstiftung NRW und vom Bund mit 375.000 Euro gefördert. Filmstart ist der 6. März 2014.

Im Mai 2012 sendete der WDR die Dokumentation ,,Der große Bluff. Wie man mit Kunst kassiert“ von Anke Rebbert. Die Dokumentation entzaubert den Fälschungscoup des Jahrhunderts und zeigt die Mechanismen des Kunstmarktes. 2013 sollte eine Filmkomödie über den Fall Beltracchi in die Kinos kommen, die von den Produzenten Ulrich Lenze und Ulrich Limmer geplant wurde. Limmer, Autor der Satire Schtonk!, schreibt auch das Drehbuch. Das Vorhaben wird von den Beltracchis abgelehnt. ()Quelle: wikipedia)

Nun ja … die ganze Story ist eine krude Mischung aus Eulenspiegel, Kriminalität und diesem abstrusen Kunstmarkt, der es dem Fälscher-Duo mehr als leicht gemacht hat …

Und nein … noch gibt es diesen Film nicht in der Präsentation zu sehen (was nicht ist, kann ja noch werden), aber jede Menge „Begleitmaterial“, als da wären:

  • Das Presseheft
  • Ein sehr ausführliches Interview mit dem „Spiegel“ (2012)
  • Ein sehr ausführliches Interview mit „Der Zeit“ (2014)
  • Ein Artikel aus dem Internet-Portal „Telepoli) (2014)
  • Ein Artikel aus der „Badischen Zeitung (2014)
  • Diverse Pressestimmen zum Film (2014)

Und wer sich für diese völlig irre Story ineressiert … wird unendlich viel weiteres Material im Internet finden …

Screenshots

Und ich schwanke zwischen Bewunderung und Abscheu …  aber: die selbstgefällige Attitüde des „Künstlers“ ist schon bemerkenswert !

Action

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