Und jetzt ein Album, das aus meiner Sicht nicht nur musikalische interessant ist (sofern man sich für das Musical „Hair“ interessieren oder gar begeisern kann). sondern erst recht hinsichtlich der Stories hinter diese LP … z.B. all die Musiker, die da beteiligt waren.
Da ist z.B. die Su Kramer:
Gudrun „Su“ Kramer (* 24. März 1946 in Oldenburg) ist eine deutsche Sängerin, die vor allen Dingen in den Bereichen Schlager, Musical, Disco und Pop gearbeitet hat. Sie trat darüber hinaus als Komponistin, Textdichterin und Schauspielerin in Erscheinung. Ihr größter Hit war Kinder der Liebe im Jahre 1974.
Kramer absolvierte zunächst eine Ausbildung als Erzieherin. Als Sängerin sammelte sie Erfahrungen in Amateurbands. 1968 wurde sie aus 3.000 Mitbewerberinnen ausgewählt, die Hauptrolle der Sheila in der deutschen Uraufführung des Musicals Hair zu spielen. In 18 Monaten absolvierte sie 500 Vorstellungen und wurde fortan „das Mädchen mit dem Afro-Wuschelkopf“ genannt. 1970 erschien die Deutsche Originalaufnahme des Musicals mit Kramer bei Polydor auf LP. Seinerzeit waren auch der Schlagersänger Jürgen Marcus und die spätere Disco-Queen Donna Summer (damals noch als Donna Gaines) Teil des Ensembles.
Mit dem Titel Hare Krishna, den Su Kramer im Studio mit dem Orchester Les Humphries einspielte, erschien bald darauf ihre erste Single unter ihrem bürgerlichen Namen Gudrun. Noch im selben Jahr nahm sie den Namen „Su“ an und veröffentlichte ihre erste Single Eine Welt für uns beide unter diesem Künstlernamen. Ursprünglich wollte Kramer den Vornamen „Susanne“ annehmen, was jedoch mit der Begründung, dieser klinge nicht international genug, abgelehnt wurde. (Quelle: wikipedia)
Und dann der Joe Kienemann, der war ja eigentlich ein Jazzer, wie er im Buche stand:
Joe Kienemann (* 11. Mai 1938 in Heilbronn, Deutschland) ist ein deutscher Jazzmusiker und -journalist.
Der Pastorensohn Kienemann kam über die Hausmusik der Barock-Meister zur Musik. Mit sechs Jahren hat er Klavier, mit zehn Cello und mit zwölf Trompete gelernt. Das Klavier wurde sein Hauptinstrument.
Während seines Studiums, das er an der Universität Tübingen begann, gründete er 1958 das Jazztrio Tübingen. Seit 1960 ist Kienemann eine der wichtigen Musikerpersönlichkeiten der Münchner Szene. Der Pianist arbeitet hauptsächlich im Trio, das für ihn die optimale Situation künstlerischen Schaffens gestattet. Daneben arbeitete er bei Dusko Goykovich und Udo Jürgens und trat mit Attila Zoller, Klaus Doldinger, Benny Bailey, Art Farmer und Charly Antolini auf.
Zwischen 1971 und seiner Pensionierung 2003 war er als Jazz-Redakteur beim Bayerischen Rundfunk beschäftigt. Kienemann produzierte und moderierte mit großem Erfolg mehr als zweihundert Sendungen jährlich. Im Herbst 2003 hat er die künstlerische Leitung der BR-Konzertreihe „Bühne frei“ der Musikjournalistin und Jazzerin Beate Sampson übergeben.
2005 wurde Kienemann mit dem Bayerischen Jazzpreis geehrt; 2007 erhielt er den Ehrenpreis des Schwabinger Kunstpreises. „Er habe in seiner mehr als 30-jährigen Tätigkeit für den Rundfunk ein Stück Radiogeschichte geschrieben“, hieß es in der Begründung. (Quelle: wikipedia)
Wie der hier als männlicher Solo-Sänger dazu kam, entzieht sich meiner Kenntnis, aber ich weiß – sorry Joe – dass er der Su Kramer nicht mal ansatzweise das Wasser reichen konnte.
Aber das ist irgendwie kein Wunder, denn Su Krame ist und bleibt für mich eine jener Ausnahmesängerinnen (hier faucht und schmeichelt sie sowas von rattenscharf), die sich leide mehr als einmal unter dem Scheffel verkauft hat, verkaufen musste.
Aber dafür spendiere ich dem großartigen Jazzpianisten Joe Kienemann demnächst na ganz eigene Präsentation.
Und dann … natürlich „Die Matadors“:
Diese tschechische Band ging Anfang 1965 aus den Fontanas hervor. Ihr ersten Engagement führte sie im Mai 1965 in die DDR, wo sie im Rundfunk Titel prodzierten. Leider sind keine Plattenaufnahmen bei Amiga entstanden. In der DDR wohl bekannteste LP, ist die 68er Supraphonscheibe „The Matadors, Supraphon SUA ST 53992. Hladik, damals schon bester tschechischer Gitarrist, den man auch „den tschechischen Eric Clapton“ (Covertext „The Blue Effect – A Benefit of Radim Hladik“) nannte.
Und diese Band wäre nicht denkbar gewesen ohne den Hanuš Berka:
(* 15. Dezember 1941 in Prag; † 14. April 1978 in München) war ein tschechoslowakischer Jazzmusiker (Tenor- und Sopransaxophon, Flöte, Piano).
Berka, dessen Vater Mitglied des Philharmonieorchesters der Stadt Prag war, erhielt bereits mit fünf Jahren klassischen Klavierunterricht. Später lernte Berka auch noch Gitarre, Klarinette, Saxophon und Flöte zu spielen.[1] Nach dem Studium am Prager Konservatorium wurde er 1964 auf dem Deutschen Amateur-Jazz-Festival als bester Tenorsaxophonist ausgezeichnet. 1966 wirkte er als Arrangeur für den Sänger Karel Gott und verbrachte ein Jahr in Las Vegas. In Prag gehörte er zum Traditional Jazz Studio und spielte zusammen mit Jan Hammer und Miroslav Vitouš. Ende der 1960er-Jahre war er musikalischer Leiter der deutschen Version des Musicals Hair, in der die Prager Beat-Band The Matadors auftrat. Beim Jazzfestival Oslo führte er seine Jazzmesse auf, für die er eine Auszeichnung erhielt.
Anfang der 1970er – Jahre gründete er in München, zusammen mit Jiří Matoušek und Otto Bezloja, die Band Emergency, bei der zunächst auch Dusko Goykovich und Udo Lindenberg spielten. Zwei LPs mit bläserlastigem Jazzrock nahm Emergency für CBS auf, ehe sie sich auflöste. Für das Brain-Label entstanden unter Leitung von Berka zwischen 1973 und 1975 in veränderter Besetzung drei weitere Alben der Gruppe. Berka war als Studiomusiker auch für Tiger B. Smith, Ken Rhodes, Donna Summer, Marsha Hunt und Heidelinde Weis tätig und spielte weiterhin in der Munich Big Band von Dusko Goykovich. Er starb an den Folgen eines Autounfalls. (Quelle: wikipedia)
Also: wir hören hier ein hochkrätiges Ensemble, das auch meiner Sicht später dann als „Emergency“ ein Juwel des frühen deutschen Jazz-Rock war.
Auch wenn sie hier durch das enge Korsett des Musicals arg limitiert waren, hört man immer wieder diese Klasse des Ensemble durch: So z.B. bei dem knackigen Bass-Solo bei „Hare Krishna“, oder die Jazzimprovisation bei „Haare“.
Bei den vielen deutschen Hair Produktionen der damaligen Zeit … sind diese Aufnahmen schlicht und ergreifend eine Perle …
Und die Matadors haben dann auch noch ne englischsprachige Version des Musicals eingespielt, ebenfalls mit der Su Kramer und einem Sänger namens John McLaren … aber davon später irgendwann mal mehr.
Jetzt kann man aber – wer denn will – dieses Musical in einer wirklich spannenden Aufnahmen genießen.
Und eins will ich schon auch noch los werden: Die Botschaften dieses Musical-Welterfolges haben aus meiner Sicht auch heute noch ihren Sinn, ihre Berechtigung (“ … warum sind die Leute nur so herzlos …“)
Besetzung:
Joe Kienemann (vocals)
Su Kramer (vocals)
+
Hanus Berka (saxophone)
Otto Bezloja (bass)
Tony Black (drums)
Jiří Matoušek (organ)
Petr Netopil (guitar)
Reddy (guitar)
Titel:
01. Su Kramer Und Ensemble: Wasserman (Aquarius) 2.31
02. Joe Kienemann: Haare (Hair) 2.22
03. Su Kramer: „Nein“ sagt sich so leicht (Easy To Be Hard) 2.44
04. Joe Kienemann: Ich hab kein… (Ain’t Got No) 2.39
05. Ensemble + Joe Kienemann: Hare Krishna (Wo geh ich hin) (Where Do I Go) 4.24
06. Su Kramer und Joe Kienemann: Dead End 1.58
07. Su Kramer: Die letzten Sterne (Good Morning Starshine) 2.33
08. Joe Kienemann: Schweben im Raum (Walking In Space) 5.50
09. Su Kramer und Joe Kienemann: Hat’s der Mensch nicht weit gebracht (What A Piece Of Work Is Man) 2.18
10. Su Kramer und Ensemble: Laßt den Sonnenschein (Let The Sunshine In) 2.33
Musik: Galt Mac Dermot
Original-Text: Gerome Ragni – James Rado
Deutscher Text:
Walter Brandin
Gerd Thumser (bei 06.)