Shanty Chor Grambke – Sea Songs & Shanties (1997)

FrontCover1Ein Shanty  ist eine Form des Seemannslieds. Diese Liedgattung gehört zum Seemannsbrauchtum.

Der heute geläufige Name Shanty (englisch Sea Shanty) tauchte erstmals Mitte des 19. Jahrhunderts auf. Er wurde vermutlich vom englischen chant = ‚singen/Gesang‘ und dem französischen chanter = ‚singen‘ abgeleitet, beziehungsweise von ‚chattet‘, wie es die französischsprechenden schwarzen Schauerleute von New Orleans gebrauchten.

Erste Hinweise auf „Arbeitslieder der Matrosen“ finden sich im Werk des Dominikaners Felix Fabri aus Ulm, der 1493 auf einer Galeere nach Palästina segelte. Im Complaynt of Scotland (1549) finden sich die frühesten bekannten Texte solcher Arbeitslieder.

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Shantys waren also dem Ursprung nach Arbeitslieder zur Zeit der Großsegler. Man sang sie auf den Handels- und Fischfangschiffen, zur Unterstützung und Koordination körperlich anspruchsvoller Arbeiten, die nur in gemeinsamer Kraftanstrengung erledigt werden konnten, wie Ankerlichten, Segelsetzen, Einholen der Segel und Netze, Durchholen der Taue, Aufziehen der Rahen, die Arbeit an Winden und Pumpen, aber auch beim Be- und Entladen der Schiffe.

Da Großbritannien zur Blütezeit der Shantys (englische Rechtschreibung: Shanties) im 19. Jahrhundert die führende Seefahrtnation war, sind viele der heute überlieferten Shantys in englischer Sprache. Es war allerdings meist kein reines Englisch. Da die Schiffsbesatzungen oft aus unterschiedlichen Ländern stammten, war es eher ein Sprachgemisch, sogenanntes Pidgin-Englisch, unfein und melodisch unstimmig. Nicht das Singen stand im Vordergrund, sondern die Tätigkeit.

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Mitte 16. Jahrhundert bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts verschwanden viele Shantys wieder aus dem Bordleben. Grund dafür war wohl die Zwangsrekrutierung vieler britischer Seeleute in die Kriegsmarine. Shantys waren dort verboten, denn Kommandos auf den Kriegsschiffen wurden durch Pfeifen weitergegeben. Die neu angeheuerten Schiffsbesatzungen der britischen Handelsschiffe, die vorwiegend aus anderen Nationen stammten, hatten zum traditionellen Shanty keinen Bezug.

Zur Zeit der frachtfahrenden Großsegler klangen Shantys anders als heute. Auf die in Form eines Wechselgesangs laut gegen Wind und Wetter herausgebrüllten Befehle des Shantyman antworteten die Matrosen mit ihrem Gesang, der meist mit einem Haul (wie im Deutschen „Hau-ruck“) und dem Zug am Tau endete. So ist es auch nicht verwunderlich, dass erste Berichte über Shantys von „wilden Schreien“ an Deck der Segelschiffe erzählten; auch den heute üblichen Einsatz von Instrumenten gab es nicht. Allein die Stimmen von Shantyman und Mannschaft waren zu hören. Lediglich bei ruhigeren Arbeiten wie am Gangspill sowie in der abendlichen Freizeit kam es gelegentlich zum Einsatz von Mundharmonika, Fidel oder Banjo.

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Mit Beginn der Industriellen Revolution wurden schnellere Schiffe gebraucht. Die breitbauchigen Ostindienfahrer verschwanden und wurden durch Klipper und Fregatten ersetzt. Mit der Eröffnung des Suez-Kanals verdrängten die aufkommenden Dampfschiffe viele Frachtsegler auf den Routen nach Ostasien und Australien. Dies führte letztlich dazu, dass die Shantys ihren praktischen Nutzen für die Seefahrt nach und nach verloren und nur noch in der Freizeit und zur Unterhaltung gesungen wurden.

Viele Shantys entstanden durch Übernahme von Volksliedern der afro-amerikanischen und karibischen Hafenarbeiter, die beim Beladen der Schiffe in den Südstaaten der USA eingesetzt waren. Aber auch die schottischen und nordeuropäischen Walfänger- und Fischfangflotten nahmen großen Einfluss auf die Entwicklung der Shantys, genauso wie die Besatzungen der Handelsschiffe (Kauffahrer) auf den Fernrouten nach Übersee.

Daneben spielten Lieder aus den jeweils besuchten Ländern bzw. Herkunftsländern der Matrosen eine Rolle, denn man kannte keine Scheu bei der Übernahme fremder Melodien. Gesungen wurde, was gefiel, und die Texte wurden einfach verändert oder angepasst. Selbst Kinderlieder wurden adaptiert (etwa Down by the sea, where the watermellows grow).

Der ursprüngliche praktische Zweck des Shantys als Arbeitslied stand bei den Seeleuten immer an erster Stelle. Sprachliche und musikalische Aspekte spielten dagegen kaum eine Rolle. Es war allein wichtig, dass das Shanty die Arbeit unterstützte. Der Shantyman konzentrierte sich darauf, den Arbeitstakt zu bestimmen und die Matrosen mit seinen improvisierten Texten anzuspornen und zu unterhalten. (wikipedia)

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Und hier hören wir den Shanty Chor Grambke, Bremen:

Ein Chorleiter, 28 Männerstimmen, zwei Akkordeonspieler, sowie ein E-Gitarrist, ein E-Bass und jede Menge Shantie’s und Seemannslieder, das ist der Shanty-Chor Grambke.

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Der Shanty-Chor Grambke wurde 13. Juni 1979 von fünf gestandenen und sangesfreudigen Männern gegründet, die sich dem Shanty, und hier vor allem den weniger bekannten Arbeitsliedern der Seeleute, verschrieben hatten. Und das, obwohl niemand von ihnen zur See fuhr. Aber die Nähe zu Häfen, Schiffen und Meer strahlt eben aus. Doch nach der ersten Anfangseuphorie begann eine wechselvolle Geschichte für den Chor. In den folgenden Jahren ging es mit dem Chor rauf und runter wie ein Schiff in tosender See. Als schließlich 1988 nur noch wenige Sänger zu den Proben kamen, drohte der Untergang. Grund für den Steuermann und Chorleiter von Bord zu gehen.

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Die verbliebene Restcrew wollte sich mit einem Untergang nicht abfinden und nahm das Ruder selbst in die Hand. Mit vereinten Kräften startete man einen erfolgreichen Rettungsversuch. Das Tief wurde erfolgreich umschifft und nach der Feier zum 10jährigen Bestehen des Chores ging es wieder aufwärts. Neue Mitsänger wurden gefunden, das Repertoire erweitert und eine neue Führungscrew gewählt. Lohn der Mühen: der Bekanntheitsgrad des Chores stieg an und das ist bis heute so geblieben. (Selbstdarstellung)

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Wer also mal kernigen Männergesang hören will, wird hier bestens bedient und ja, der Achim Reichel hätte sich auch seine Freude an diesen Liedern. Irgendwie sehr sympathisch, dass auf dieser CD nun wirklich mnichtf die Gassenhauer zu hören sind, sondern eine kleine Schatztruhe eher unbekannterert Songs.

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Besetzung:
Shanty Chor Grambke

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Titel:
01. Raus aus dem Korb, reise, reise (Hagen) 2.15
02. Roll Alabama Roll (Ray/Buck) 1.40
03. Yea heave ho (Traditional) 2.01
04. Immer ran an den Wind (Kowalik) 2.36
05. Donkey Riding (Traditional) 1.29
06. Des Seemanns Tageslauf (Timm/Prigge) 1.37
07. When I Was A Little Lad (Traditional) 1.43
08. Hiev rund das Spill (Hagen) 2.37
09. Wir fahren über´s weite Meer (Traditional) 1.04
10. Blow Ye Winds (Buck) 1.31
11. Der Taschenfeger Song (Jehn) 2.42
12. Blow The Man Down (Traditional) 2.01
13. Kari Waits For Me (Gilkyson/Miller) 2.10
14. Hey Sailor (Fenn) 2.08
15. Kleine Seemannsbraut (Tölcke/Germer) 3.05
16. Die Kollision (Fenn) 2.28
17. Can´t You Dance The Polka (Rey/Buck) 2.06
18. Wenn bei Sturm und Wetterlicht (Beda/Abraham) 2.31
19. The Girls Of Trinidat (Fenn) 2.20
20. Im Hafen von New York (Gilkyson/Miller) 2.17
21. Molly Malone (Traditional) 2.14
22. Die Kneipe am Moor (Prigge) 2.35

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Zeitungsartikel 1981

Fahne

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