Wolfgang Reisinger – Live At Porgy & Bess (2018)

FrontCover1.jpgAlso, das „Porgy & Bess“ ist ein mehr als rühriger Jazz-Club in Wien:

Und so ging´s los:

Es war Wiens erstes Raucherkino – und als Pornolichtspieltheater „legendär“ (kein Chronist war aufzutreiben, der das Legendäre daran ein wenig ausführlicher hätte benennen können). 1991 dann Schluss mit halblustig in Opas volksaufklärerischer Handwagerlremise, Big Sleep für „Deep Throat“ – der innerstädtische Lustkurort schloss seine Pforten.

Hier betrat nun Rudolf Scholten die Bühne (der Geschichte) des Hauses: Als soignierter Kulturminister hatte er mit dem Rondell statt ermüdender Lendenmechanik wohl Belebenderes im Sinn. Er dachte an, das Rondell für die freie Theaterszene adaptieren zu lassen, um die zahlreichen freien Gruppen in einem gemeinsamen Haus zu bündeln.

Allein: Die Rechnung ging nicht auf, der Plan, ein konsensuales Paket an Lösungen für die „Freien“ zu schnüren, scheiterte – allzu sehr fürchteten die Theaterschaffenden um ihre Autonomie. Das Rondell verfiel in einen mehrjährigen Dornröschenschlaf.

Scholtens Nachfolger Peter Wittmann (das Kulturressort war mittlerweile von einem Ministerium auf ein Staatssekretariat zurückgestuft und solcherart „zur Chefsache aufgewertet“ worden, wie uns die offizielle Sprachregelung mit entwaffnender Logik belehrte) nahm 1997 einen Anlauf, die in seine Agenden fallende „Altlast“ loszuwerden, und sprach nach einem nicht ganz unproblematischen Entscheidungsprozess (sowohl was das politische als auch das mediale Handling betraf) im Mai 1998 das Rondell dem Porgy & Bess zu. (Selbstdarstellung)

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Und so definieren die Clubbetreiber ihren Ansatz:

Der gemeinnützige Verein Porgy & Bess versteht sich als Jazz & Musicclub mit pluralistischem Programmangebot. Das Porgy & Bess fungiert als Ort der musikalischen Begegnung, Auseinandersetzung und Konfrontation für Musiker und Publikum. Hauptaugenmerk liegt auf der Realisierung einer Struktur, welche die vielfältigen Artikulationsmöglichkeiten der heimischen (Jazz-)Szene bzw. neue Entwicklungsperspektiven berücksichtigt (z. B. die Arbeit mit internationalen Gastmusikern). Des Weiteren ermöglicht ein Club, der als „meeting point“ der heimischen kreativen Szene fungiert, Erfahrungsaustausch über stilistische und ästhetische Grenzen hinweg, ist Experimentierfeld für unterschiedlichste Projekte, die nicht dem Diktat eines „ultimativen Statements“ unterliegen müssen, ein Podium für kontinuierliche Weiterarbeit und -entwicklung. Eine Hauptintention des Porgy & Bess ist die Kooperation heimischer Musikerinnen und Musiker unterschiedlichster künstlerischer Herkunft, was der Tendenz einer musikalischen Ghettoisierung entgegenwirkt. (Selbstdarstellung)

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Und das ist der Wolfgang Reisinger:

Wolfgang Reisinger (* 16. Juli 1955 in Wien) ist ein österreichischer Jazz­schlagzeuger.

Reisinger erhielt im Alter von fünf Jahren seine erste musikalische Ausbildung bei den Wiener Sängerknaben. Er studierte dann am Konservatorium Wien Klavier und an der Hochschule für Musik Schlagzeug bei Richard Hochrainer.

Von 1975 bis 1977 war Reisinger Mitglied des Trios Medaya (mit dem Gitarristen Voja Brkovitc und dem Pianisten Beat Furrer), mit dem er Tourneen durch Österreich, die Schweiz und Jugoslawien unternahm. 1979 wurde er Perkussionist des Vienna Art Orchestra, dem er bis 1989 angehörte. 1981 gründete Reisinger die Gruppe Part of Art, der mit Wolfgang Puschnig, Uli Scherer, Herbert Joos und Jürgen Wuchner weitere Solisten aus dem Vienna Art Orchestra angehörten. Er trat mit Part of Art in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Frankreich auf und nahm seine ersten CDs als Bandleader auf. Nach einer Tournee mit Hans Koller gründete er die Gruppe Air Mail (mit Harry Pepl), Wolfgang Puschnig und Mike Richmond. 1986 wurde er Mitglied von Wolfgang Mitterers Quartett Pat Brothers (mit Linda Sharrock und Wolfgang Puschnig), deren Album Pat Brothers No. 1 den Preis der deutschen Schallplattenkritik erhielt.

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Nach Verlassen des Vienna Art Orchestra wurde Reisinger 1989 Mitglied des European Jazz Trio mit François Couturier und Jean-Paul Céléa. Daneben arbeitete er in Paris mit Dominique Pifarély, Yves Robert und Philippe Deschepper und trat beim Moers-Festival mit Louis Sclavis auf. Im gleichen Jahr entstand in Zusammenarbeit mit Mitterer das Album Matador. Zwischen 1994 und 1996 arbeitete er mit Musikern wie Enrico Rava, John Abercrombie, Evan Parker, Michel Godard, Herb Robertson und Peter Kowald zusammen.

1996 gründete Reisinger das Trio Céléa Liebman Reisinger. Ihre erste CD World View erhielt den französischen Kritikerpreis choc de la musique, die zweite (Missing a Page) den Diapason d’or. 1999 folgte die Gründung der Gruppe Spirits, die in wechselnder Besetzung u. a. mit Karl Ritter, Peter Herbert, Andy Manndorff, Klaus Dickbauer, John Schröder und Franz Hauzinger auftrat.

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2000 wurde er (neben Jean Paul Céléa) Mitglied des neuen Trios von Joachim Kühn. Daneben arbeitete er weiterhin in der Trioformation mit Céléa und Dave Liebman. Seit 2002 bildete er mit Liebman das Duo Double Night. 2004 gründete er die Gruppe Refusion, deren gleichnamiges Debütalbum 2006 erschien.

Neben seiner Tätigkeit als Jazzmusiker war Reisinger auch stets auf dem Gebiet der klassischen und der Improvisationsmusik aktiv. Bereits 1973 gehörte er der experimentellen Gruppe Erster Wiener Musikzirkus an, die Musik zu Tanzperformances machte. Seit Mitte der 1970er Jahre arbeitete er mit dem Komponisten Thomas Pernes zusammen. 1978 entstand als Auftragskomposition für das Wiener Burgtheater Hippodrome. Mit dem 1990 gegründeten Quintett Passagio (mit Armand Angster, Françoise Kubler, Francois Couturier und Jean-Paul Céléa) entstanden die CDs Passagio und L’Ibere. Reisinger konzertierte mit Passagio Mitte der 1990er Jahre in Frankreich. Beim Festival Töne & Gegentöne trat Reisinger mit der japanischen Kotospielerin Kazue Sawai auf; auch spielte er im Duo mit Agustí Fernández.

1987 arbeitete er mit dem London Symphony Orchestra zusammen, 1991 wirkte er an der österreichischen Erstaufführung von Luciano Berios Circles mit. 2001 schrieb er Bühnenmusik für das Theater k.l.a.s. auf der Heunburg in Kärnten. Hier begründete er auch das Festival m.u.s.i.c, das klassische Musik, Avantgarde, Jazz und ethnische Musik zusammenführen soll. Seit 2003 arbeitet er auch mit dem Komponisten Franz Koglmann zusammen. 2009 wurde Reisinger in zwei Kategorien des Hans-Koller-Preises ausgezeichnet. (Quelle: wikipedia)

Und hier hören wir den Wolfgang Reisinger. Ich sag´s mal so: gepflegter Avantgarde/Free Jazz … ganz sicher nicht jedermanns Sache … Aber so ist es halt mit der Vielfalt der Musik …

Dieses Konzert wurde am 9. April 2018 aufgenommen und dann am 17. März 2019 im Österreichischem Rundfunk ausgestrahlt. 

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Konzertankündigung

Besetzung:
Wolfgang Reisinger (drums, percussion, electronics)
Mario Rom (trumpet)
John Schröder (guitar)
Christian Weber (bass)

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Titel:
01. Wotruba (Reisinger) 17.35
02. Ansage 0.27
03. FFF (Reisinger) 20.19
04. Ansage 0.12
05. Constellation (Liebmann) 6.24
06. Double Image (Zawinul) 10.30
07. Take It Ir Leave It (Zawinul)  7.41
08. MIR (unbekannt) 6.33
09. Bon (unbekannt) 10.00

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