Luise Kinseher (als Mama Bavaria) – Die letzte Nockherberg-Rede (2018)

FrontCoverEs gibt da in München so eine ganz spezielle Tradition: Den Starbieranstich zum Beginn der sog. Fastenzeit auf dem Nockherberg in München.

Die Starkbierprobe hat in München eine lange Tradition: War es ursprünglich der Wirt, der die Gäste derbleckt hat, machte der Münchner Humorist Jakob Geis das Derblecken 1891 bei einer Starkbierprobe auf dem Nockherberg zu einer festen Tradition.

Seitdem ist es für die jeweiligen Festredner sowohl eine Ehre als auch eine Herausforderung, den Politikern bissig und humorvoll den Spiegel vorzuhalten. Vor allem, weil der Bayerische Ministerpräsident und zahlreiche Kollegen aus der Bundes- und Landespolitik persönlich anwesend sind. Auch die müssen allerdings einstecken können und live im TV ihren Humor beweisen. Motto: Gute Miene zum bösen Spiel…

Die Riege der früheren Festredner liest sich wie ein „Who is who“ der Münchner Volkskultur: Adolf Gondrell, der Roider Jackl, Walter Sedlmayr, Michael Lerchenberg und Bruno Jonas standen schon auf der Paulaner-Bühne. Max Grießer schuf 1992 die Rolle des „Bruder Barnabas“, in Anlehnung an den historischen Paulaner-Mönch Frater Barnabas, auf den das Rezept des Salvators zurückgehen soll.

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Das Zentralgebäude vom Nockherberg

Nach 16 Männern hatte seit 2011 nun erstmals eine Frau das Sagen: Schauspielerin und Kabarettistin Luise Kinseher war als „Mama Bavaria“ die gütige Landesmutter – zumindest, wenn ihr danach ist. Allerdings schlugen ihr die Kapriolen unserer Spitzenpolitiker ziemlich aufs Gemüt. Nach acht Auftritten als Mama Bavaria gab Kinseher nun ihren Rücktritt bekannt.

Und ihr letzter Auftritt als „Mama Bavaria“ kam gut an … hier ein paar Pressestimmen:

Sueddeutsche.de: „Die Augen der neuen Freunde Seehofer und Söder finden sich nicht sehr oft an diesem Abend. Schon zu Beginn verschränkte Seehofer die Arme, Söder plauderte mit Aigner. Warum aus ihr nichts geworden ist? „Ich bin ein Teammensch“, sagt Aigner. Um es nach oben zu schaffen, braucht es wohl Ellenbogen. Von denen will Söder jetzt nichts mehr wissen. Der „demütige Markus“, das sei „wirklich eine Mutation“, sagt Kinseher. Söder nimmt es ihr diesmal nicht übel. Etwas anderes würde sich für einen Landesvater nicht schicken.“

Mittelbayerische.de: „Die Kabarettistin Luise Kinseher, die seit 2011 die Fastenpredigt hält, kündigt am Abend völlig überraschend ihren Rückzug an. „Ich brauche jetzt Abstand“, sagt sie – und empfiehlt ihren Schritt Seehofer zur Nachahmung. Zuvor hatte sie mit großer Heiterkeit ihre letzte Rede absolviert. Sie spottete über die deklarierte Harmonie in der CSU. „Frieden in der CSU: das klingt für mich noch unheimlicher wie das Schweigen der Lämmer.“ Sie witzelte über Söders neuen landesväterlichen Habitus. „Der gütige Blick, leichtes Übergewicht: es dauert nicht mehr lange, dann werden wir ihn drollig finden.““

Merkur.de: „Keine Frage: Es war Luise Kinsehers beste Nockherberg-Rede – in acht Jahren. Die Münchner wollen jetzt die 3. Startbahn, stellt sie zum Ende traurig und nachdenklich fest. „Damit sie wegfliegen können.“ München sei eben längst zu voll. „Nichts ist mehr so wie es einmal war“, wiederholt unsere Mama immer wieder. Es ist ihr roter Faden durch das Programm. Sie weiß natürlich: Am Ende wird sie verkünden, dass sie geht. Um 20.38 Uhr ist es dann soweit. „Es ist Zeit, Abschied zu nehmen“, sagt Luise Kinseher leise. Gemurmel im Saal. „Die hört auf“, flüstert Zuschauer Otti Fischer seiner Freundin zu. Mama Bavaria winkt nochmal kurz ins Publikum. „Danke“, sagt sie. Dann passiert es: Das Publikum steht auf, tosender Applaus. Ja, in der letzten Schlacht stand unsere Mama Bavaria ihren Mann… äh, ihre Frau. Und dafür unseren vollen Respekt! Danke.“

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Der Festsaal auf dem Nockherberg

Abendzeitung-Muenchen: „Noch nie in ihren acht Jahren als „Mama“ hat Luise Kinseher die versammelte Polit-Prominenz treffender abgewatscht. Die Pointen saßen, auf grüne Zwischenrufe reagierte sie souverän und niederbairisch witzig. Es war ein Genuss. Warum sie jetzt geht? Ihre Rolle war ausgereizt, nicht selten hagelte es Kritik, so wie beim „Berg-Koma“ im letzten Jahr. Und man sollte gehen, wenn es (noch) am schönsten ist – und einem alle eine Träne nachweinen.“

Nordbayern.de: „“Mama Bavaria“ hört auf: Nockherberg verliert sein Gesicht“ und „Kinseher war in den vergangenen Jahren teilweise sehr umstritten gewesen und viel kritisiert worden. Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) und andere waren der Veranstaltung deshalb aus Protest fern geblieben. Am Mittwoch aber applaudierte das Publikum im Stehen.“

Und hier kann man sich nun diesen Auftritt nochmals in Ruhe anschauen:

Luise Kinseher

Luise Kinseher

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Der Biergarten auf dem Nockherberg