Martha Argerich + Symphonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks – Klavierkonzert Nr. 1 (Tchaikovsky) (Hommage à Kirill Kondrashin) (1982)

FrontCover1Für mich ist das Klavierkonzert Nr. (b-Moll op. 23) von Peter Ilyich Tschaikovsky das beste Klavierkonzert der klassischen Musik. Und hier ein bisschen Werkgeschichte:

Das 1. Klavierkonzert op. 23 in b-Moll von Pjotr Iljitsch Tschaikowski entstand 1874 und wurde 1875 in Boston mit Hans von Bülow am Klavier uraufgeführt, dem das Konzert auch gewidmet ist.

 

Ursprünglich wollte Tschaikowski das Klavierkonzert seinem Freund und Mentor Nikolai Rubinstein widmen, dem er viel zu verdanken hatte, hatte dieser ihm doch nicht nur eine musikalische Ausbildung ermöglicht, sondern dem mittellosen Tschaikowski auch ein paar Jahre kostenlos Logis und Verpflegung geboten. Doch als er es Rubinstein am Klavier vorspielte, äußerte dieser lediglich maßlose Kritik und Verachtung, hielt das Werk für unrettbar, riet Tschaikowski aber schließlich, es gründlich umzuarbeiten. Rubinsteins Reaktion ging Tschaikowski so sehr zu Herzen, dass er sich noch Jahre später in einem Brief an seine Gönnerin Nadeschda von Meck (1831–1894) mit Entsetzen an diese Szene erinnerte:

 

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Peter Ilyich Tschaikovsky

„Ich spielte den ersten Satz. Nicht ein Wort, nicht eine Bemerkung … Ich fand die Kraft, das Konzert ganz durchzuspielen. Weiterhin Schweigen. ,Nun?‘ fragte ich, als ich mich vom Klavier erhob. Da ergoss sich ein Strom von Worten aus Rubinsteins Mund. Sanft zunächst, wie wenn er Kraft sammeln wollte, und schließlich ausbrechend mit der Gewalt des Jupiter Tonans. Mein Konzert sei wertlos, völlig unspielbar. Die Passagen seien so bruchstückhaft, unzusammenhängend und armselig komponiert, dass es nicht einmal mit Verbesserungen getan sei. Die Komposition selbst sei schlecht, trivial, vulgär. Hier und da hätte ich von anderen stibitzt. Ein oder zwei Seiten vielleicht seien wert, gerettet zu werden; das Übrige müsse vernichtet oder völlig neu komponiert werden.“

 

Tschaikowski änderte an dem Konzert nicht eine Note, sondern schickte es dem Pianisten und Dirigenten Hans von Bülow mit der Bitte zu, sich ein Urteil zu bilden. Dieser hatte an dem Konzert nichts auszusetzen und antwortete dem Komponisten: „Ich bin stolz auf die Ehre, die Sie mir mit der Widmung dieses herrlichen Kunstwerkes erwiesen haben, das hinreißend in jeder Hinsicht ist.“ Anschließend ließ er es vom Orchester einstudieren und saß bei der Uraufführung 1875 in Boston persönlich am Klavier. Zu wahrem Erfolg verhalf ihm dann doch noch Rubinstein, der seine Meinung zu dem Werk geändert hatte und 1878 eine legendäre Aufführung in Paris gab. Von dort trat das Werk einen regelrechten Siegeszug an; es wurde zu dem am häufigsten eingespielten Klavierkonzert überhaupt und wird darin bis heute von keinem anderen Konzert übertroffen. (Quelle: Wikipedia)

Dier hier nun vorliegende Interpreation (ein Livemitschnitt), erhielt den Schallplattenpreis der Phonoakademie (den kriegt man ja auch nicht so nebenbei) und die ausführende Pianistin ist Martha Argerich:

Martha Argerich (* 5. Juni 1941 in Buenos Aires) ist eine schweizerisch-argentinische Pianistin.

 

Argerichs mütterliche Familie war wegen ihrer jüdischen Herkunft aus dem russischen Zarenreich nach Argentinien emigriert. Dort lebte sie in einer Siedlung, die der Baron Hirsch gefördert hatte.

Bereits als dreijähriges Kind erhielt sie den ersten Unterricht in Buenos Aires beim italienisch-argentinischen Pianisten und Klavierpädagogen Vicente Scaramuzza und

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Martha Argerich

debütierte dort im Jahr 1949 als Siebenjährige mit Beethovens 1. Klavierkonzert zusammen mit dem Orquesta Sinfónica de Radio El Mjundo unter der Leitung von Alberto Castellanos. Im Jahr 1955 kam sie mit ihrer Familie nach Europa und setzte ihr Studium in Wien bei Friedrich Gulda fort. Der argentinische Präsident Juan Perón unterstützte diese Entscheidung dadurch, dass er ihren Eltern Posten an der argentinischen Botschaft in Wien verschaffte. Im Jahr 1957 gewann sie den Ersten Preis beim Internationalen Klavierwettbewerb Ferruccio Busoni in Bozen.

 

Im Alter von etwa zwanzig Jahren, nach der Geburt ihrer ersten Tochter, der heutigen Bratschistin Lyda Chen, geriet sie in eine Lebenskrise, die bewirkte, dass sie sich vollständig aus dem Konzertbetrieb zurückzog. Erst im Jahr 1964 gelang es, u. a. auch durch die Intervention ihres Lehrers Stefan Askenase, dass sie sich wieder der Öffentlichkeit zeigte. Im Jahr 1965 wurde sie durch den Gewinn des 1. Preises beim Internationalen Chopin-Wettbewerb weltbekannt.

Sie ist engagiert in der Förderung junger Klaviertalente und beteiligt sich als Jurorin bei wichtigen Wettbewerben. So war sie lange Zeit Mitglied der Jury des Chopin-Wettbewerbs, bei dem sie im Jahr 1980 für Furore sorgte, als Ivo Pogorelich – den sie als Genie bezeichnete – bereits nach der dritten Runde ausschied und sie sich daraufhin aus Protest weigerte, weiterhin der Jury anzugehören.

Im Jahr 2002 entstand unter der Regie von Georges Gachot ein Dokumentarfilm über sie; einen weiteren veröffentlichte ihre jüngste Tochter im Jahr 2013.

Etwa seit 2004 konzentriert sie sich verstärkt auf Kammermusik. Sie tritt zudem seit langer Zeit nicht mehr allein im Rahmen eines Klavierabends auf, sondern als Solistin in Klavierkonzerten oder mit anderen Musikern wie etwa Nelson Freire, Gabriela Montero, Gidon Kremer, Mischa Maisky, Mauricio Vallina oder ihrer langjährigen Duo-Partnerin Lilya Zilberstein. Sie führt seit 2002 sein Festival „Progetto Martha Argerich“ in Lugano.

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Martha Argerich mit dem Dirigenten Claudio Abbado

Im Jahr 2005 erhielt sie die Auszeichnung Praemium Imperiale, den „Nobelpreis der Künste“. Im Jahr 2014 wurde sie mit dem ECHO Klassik in der Kategorie Konzerteinspielung des Jahres (Klavier) mit dem Orchestra Mozart Bologna unter Claudio Abbado für Mozarts Klavierkonzerte 20 & 25 ausgezeichnet.

 

Argerich ist für ihr temperamentvolles Spiel bekannt. Viele ihrer Interpretationen sind mittlerweile legendär; dazu gehören das 3. Klavierkonzert in d-Moll von Rachmaninow oder das 1. Klavierkonzert in b-Moll von Tschaikowski.
Persönliches
Argerich war bislang zweimal verheiratet. Zuerst heiratete sie den Dirigenten und Komponisten Robert Chen, mit dem sie eine Tochter, die Violinistin Lyda Chen-Argerich, hat. 1964 ließ sie sich von Chen scheiden. Von 1969 bis 1973 war sie mit dem Schweizer Dirigenten Charles Dutoit verheiratet, mit dem sie ihre zweite Tochter Annie Dutoit hatte. Aus ihrer Beziehung mit dem US-amerikanischen Pianisten und Dirigenten Stephen Kovacevich entstammt ihre dritte Tochter Stephanie Argerich-Blagojevic. (Quelle: Wikipedia)

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Martha Argerich

Und scheinbar war es der Pianistin eine Herzensangelegenheit, dass sie dieses Album mit „Hommage à Kirill Kondrashin“ überschreiben ließ, und der Grund ist eigentlich ein sehr trauriger:

 

Kirill Petrowitsch Kondraschin ( * 21. Februarjul./ 6. März 1914greg. in Moskau; † 8. März 1981 in Amsterdam) war ein russischer Dirigent.

 

Kondraschin entstammte einer Musikerfamilie. Er studierte von 1932 bis 1936 am Moskauer Konservatorium. Von 1938 bis 1943 war er 1. Kapellmeister am Maly-Operntheater in Leningrad, anschließend wirkte er 13 Jahre in verschiedenen Funktionen am Moskauer Bolschoi-Theater. Von 1956 an war er einer der Chefdirigenten der Moskauer Philharmoniker, von 1960 bis 1976 deren künstlerischer Direktor. In den 60er Jahren hat er verschiedene Werke seines Freundes Dmitri D. Schostakowitsch uraufgeführt, u.a. dessen Symphonien Nr. 4, Nr. 12 und Nr. 13 sowie das 2. Violinkonzert. 1979 bat er während einer Tournee in den Niederlanden um politisches Asyl.

Kirill Kondrashin

Kirill Kondrashin

Beim Concertgebouw-Orchester wirkte er fortan als 2. Chefdirigent neben Bernard Haitink. 1981 wurde er zum Chefdirigenten des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks designiert, starb aber überraschend, bevor er dieses Amt antreten konnte. (Quelle: wikipedia)

Und jetzt gibt´s eigentlich nur eins: Man höre sich dieses Meisterwerk der Klassik an und zwar – soweit geh ich jetzt mal – mit einer Referenzaufnahme.

Bedeutung

Besetzung:
Martha Argerich (piano)
+
Symphonie-Orchester Des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Kirill Kondrashin

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Titel:

Klavierkonzert Nr. 1 b-moll Op. 23:
01. Allegro Non Troppo E Molto Maestoso – Allegro Con Spirito 19.08
02. Andantino Simplice – Prestissimo – Tempo I 6.22
03. Allegro Con Fuoco 6.34

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