Thorsten Otto – Mensch Otto (ein Gespräch mit Hella Schwerla) (2011)

FrontCover1Da trinkt ein kleines Mädchen Schnaps, damit der Vater nicht soviel davon trinkt … und hört dann im Alter von 11 Jahren auf, Schnaps zu trinken. Das ist nur eine kleine biographische Notiz aus dem Leben der Hella Schwerla, einer absolut ungewöhnlichen Frau.

In diesem Radiogespräch mit dem Bayerischem Rundunk (hier: B3) gibt sie Auskunft über ihr facettenreiches Leben, bei dem einem mehr als einmal die Spucke wegbleibt.

Geboren im Emsland als viertes Kind eines Kleinbauern in einem Fünfhundert-Seelen-Dorf, einer katholischen Diaspora.Mit elf Jahren erster Roman für die Mitschüler, eine Fortsetzungsgeschichte, im vierzehntenJahrhundert angesiedelt.

Hospitanz bei einer Tageszeitung mit Buchverlag.In England und Frankreich als Au-Pair.
Reporterin der Illustrierten „Quick“, danach Redakteurin der Zeitschrift „Bunte“.
Erste Liebe, Heirat, Kind. Nach fünf Jahren Scheidung und freiberufliche Arbeit, als Möglichkeit,sich um das Kind kümmern zu können.

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Hella Schwerla, 22 Jahre im Biergarten

Seit den 80er Jahren:Reporterin und Autorin für den Hörfunk.An die fünfhundert Features und Hörspiele.Gleichzeitig und dann ausschließlich Autorin im Fernsehen, hauptsächlich in der „Unterhaltung“.Texte für Moderatoren, redaktionelle Arbeit, aber auch „vor“ der Kamera, wie für das Porträt über O. W. Fischer.

Begegnungen mit Heilern und Schamanen aus aller Welt.

Buchveröffentlichungen:
1988 „Catch your dreams“ Pseudonym Helena Kayn – Sachbuch

Autobiographisch gefärbte Romane:
1997 – „Auch Hexen können weinen“
2007 – „Prinzen, Parias und wilde Tiere – eine indische Reise“
2011 – „Der Polizist und die Frau“ über Sexualität älterer Frauen.
2014 – „Hitze, Dreck und Erleuchtung“ Im Kral eines afrikanischen Schamanen

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Hella Schwerla, 30 Jahre

Anlass für dieses Gespräch im Rahmen der BR-Sendereihe „Mensch Otto“ war der eben auch biographisch gefärbte Roman „Der Polizist und die Frau“ :

Regina Rosenthal, Psychologin, 63, eine attraktive, charismatische Frau, hat ein Leben hinter sich, in dem sie eines gelernt hat: Hinfallen und Wiederaufstehen. Freunde, Musik, Literatur und ihr Hund – genug für ein erfülltes Leben allein. Eine Beziehung, einen Mann hält sie inzwischen für überflüssig. Erotik: da reichen ihr die Fantasien.

Bis sie Mathias Sailer, 42, Streifenpolizist im Schichtdienst begegnet. Seit mehr als einem Jahrzehnt ist er Single und braucht eigentlich keine Frau, wie er gern betont. Sex-Affären ja, aber nichts, was nach Bindung aussieht. Er ist Autoerotiker wie Regina, lebt neben dem anstrengenden Dienst nahezu isoliert. Dann verliebt er sich in Regina und geht, ganz gegen seine Art, zum Sturmangriff über. Regina kapituliert. Beide sind glücklich, genießen die Sexualität, die Gefühle füreinander. Gleichzeitig haben sie Angst, ihre Freiheit zu verlieren. Mathias reagiert mit Rückzug, Regina gerät in ein Gefühlschaos wie in jungen Jahren. Sie erinnert sich an die Zeit der sexuellen Revolution und ihren Lieblingsspruch: „Wenn du nicht mit Buchdem sein kannst, den du liebst, liebe den, mit dem du bist.“ So verlässt sie Mathias, hat Liebeleien, versucht offene Beziehungen, lebt ihre Erotik mehr aus als vorher. Heftpflaster für den Schmerz.

Mathias vergräbt sich in den Beruf: „arbeiten, essen, schlafen, arbeiten“. Er spürt sich nicht mehr in seinem inneren Gefängnis. Die gedankliche Verbindung zu Regina reißt nie ab, und sie spürt seine Gedanken. Dann überschlagen sich die Ereignisse, und die hoffnungslose Romanze bekommt eine neue Wendung …

Es geht also auch um Erotik und Sexualität, und zwar bei einer älteren Frau … auch darüber gibt die Autorin in diesem Gespräch Auskunft, wenngleich auch nur andeutungsweise.

Die Autorin spricht also über ein Tabu (wenngleich in der heutigen Zeit dieses Tab „ältere Frau liebt deutlich jüngeren Mann“schon deutlich kleiner geworden ist) … und übrhaupt: Ihr ganzes Leben cheint ein einziger Tabubruch gewesen zu sein … gelegentlicht argwöhnte ich allerdings, dass wir es hier auch mit einer Frau zu tun haben, die eine sehr üppige Phantasie hat (der Begriff „Münchhausen“ kam mir hin und wieder in den Sinn, ob all der schier unglaublichen Erlebnisse).

Und ich gestehe: So faszinierend diese Biographie auch sein mag, so wichtig auch dieser Tabubruch auch sein mag … so ganz geheuer ist mir diese Frau nicht …

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Artikel in der Münchner Boulevard-Zeitung „tz“

Besetzung:
Hella Schwerla und Thomas Otto

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Titel:
01. Thorsten Otto – ein Gespräch mit Hella Schwerla) 40.13

Thorsten Otto

Thorsten Otto

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Ermunterung