Kölner Rundfunk-Chor + Orchester – Die schöne Galathée (Franz von Suppé) (1979)

FrontCover1Und nun zu Franz von Suppè:

Franz von Suppè (* 18. April 1819 in Spalato (Split), Dalmatien; † 21. Mai 1895 in Wien) war ein österreichischer Komponist, der als Schöpfer der Wiener Operette gilt. Sein vollständiger bürgerlicher Name lautet gemäß dem Taufbucheintrag, der Suppè irrtümlich ohne jeglichen Akzent wiedergibt: Francesco Ezechiele Ermenegildo de Suppe. Suppè hinterließ ein Œuvre mit über 200 Bühnenwerken, darunter drei aufgeführte Opern und 26 aufgeführte Operetten, von denen die Ouvertüren zu Dichter und Bauer und Leichte Kavallerie besonders bekannt sind. Seine Operette Boccaccio gehört bis heute zum Standard-Repertoire deutschsprachiger Bühnen.

Die schöne Galathée ist eine komisch-mythologische Operette in einem Akt von Franz von Suppè.

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Das Libretto schrieb Leonhard Kohl von Kohlenegg unter dem Pseudonym Henrion Poly. Uraufführung war am 30. Juni 1865 in Meysels Theater, Berlin. Am 9. September des gleichen Jahres folgte die österreichische Erstaufführung im Carltheater, Wien. Die Aufführung dauert etwa eine Stunde.

Nach dem Großerfolg von Jacques Offenbachs Operette Die schöne Helena 1864 versuchte der Wiener Impresario Karl Treumann das Rezept „mythologischer Stoff in komischer Aktualisierung mit weiblichem Star“ auf die Wiener Operette zu übertragen und gab Suppé den Auftrag. Der Text ist eine Bearbeitung von Victor Massés Opéra comique Galathée (1852).

Der Diener Ganymed war nach damaligen Gepflogenheiten als Hosenrolle ausgelegt und wurde von der berühmten Komödiantin Anna Grobecker dargestellt. Die Pikanterie, dass sie mit Galathee ein Kussduett singen musste, trug wesentlich zum Erfolg des Stückes bei.
Handlung

Die Operette spielt im Atelier Pygmalions auf der Insel Zypern in antiker Zeit.

Der junge, begnadete Bildhauer Pygmalion ist natürlich darauf angewiesen, dass er Käufer für die von ihm erschaffenen Kunstwerke findet, aber eines davon ist unverkäuflich: die Statue der Nymphe Galathée. In sie ist er nicht nur verliebt, sondern regelrecht vernarrt. Deshalb verbirgt er sie hinter einem Vorhang, damit sie keiner seiner Kunden zu Gesicht bekomme. Seinem Diener Ganymed hat er befohlen, sie niemandem zu zeigen.

Kurt Großkurth

Kurt Großkurth

Dem Kunstliebhaber Mydas ist zu Ohren gekommen, welch prächtiges Werk Pygmalion besitzen soll. Weil dieser gerade außer Haus ist, gibt er Ganymed ein reichliches Trinkgeld, damit er ihm die Statue zeige. Dies wirkt. Mydas ist begeistert. Sofort will er die Statue kaufen. Plötzlich kehrt Pygmalion zurück und bemerkt, wie ihn sein Diener hintergangen hat. Wütend jagt er den Kunstsammler zur Tür hinaus.

Pygmalion fleht die Göttin Venus an, sie möge sich erbarmen und seiner Statue Leben einhauchen. Kaum hat er seinen Wunsch geäußert, da wird er auch schon erfüllt. Aber ach: Galathée entpuppt sich als mannstoller Vamp. Erst betört sie Pygmalion, dann seinen Diener Ganymed und – als schließlich wieder der penetrante Kunstliebhaber auftaucht – auch noch diesen. Pygmalion wird wütend. Er hatte geglaubt, in einem schönen Körper müsse auch eine gute Seele stecken. Nun muss er Venus nochmals um Hilfe bitten. Sie soll die Metamorphose rückgängig machen. Venus erhört ihn erneut. Als die schöne Galathée wieder zu Marmor erstarrt ist, verkauft Pygmalion das Luder mit Freuden an Mydas.

Besonders populär wurde die Ouvertüre, darin insbesondere der mitreißende G-Dur-Walzer. Einem größeren Publikum wurde sie als Titelmelodie der Fernsehserie Kir Royal bekannt.

Reinhold Bartel

Reinhold Bartel

Als weitere musikalische Höhepunkte stechen hervor: Der gleich auf die Ouvertüre folgende „Venuschor“, der später nochmals wiederkehrt, die Schlummerarie des Ganymed, das Auftrittslied des Mydas („Ja, ich lieb die Künstlerinnen“), Pygmalions Gebet („Venus, zu dir flehe ich hier“), das Terzett von Mydas, Ganymed und Galathée („Seht den Schmuck, den ich für euch gebracht“), das Trinklied der Galathée („Hell im Glas, da schäumt das duftige Nass“), das Duett zwischen Galathée und Ganymed („Ach, mich zieht’s zu dir“) und das Finale („Herbei, herbei mit frohem Sang, zur Venus hin führt uns heut der Freudengang“). (wikipedia)

Und zu dieser Aufnahme Anmerkungen von einem, der sich wohl in der Welt der Operette auskennt:

Da haben die Macher dieser Aufnahme offensichtlich der Originalgeschichte nicht vertraut und die ganze Geschichte kurzum ins Paris der 20er Jahre verfrachtet. Das ist auf der Bühne nachvollziehbar, auf CD kaum. Aber: die Bearbeitung ist sehr konsequent und durchaus witzig. Hinzu kommen glanzvolle stimmliche Leistungen, Renate Holm ist hervorragend, ebenso Reinhold Bartel und außerhalb des eurodisc-Operettenschmähs kann sich auch Ferry Gruber gut entfalten, Kurt Großkurth ist eine Freude als Mydas. (Werner Ganske)

Ferry Gruber

Ferry Gruber

Nun, die Operette ist nun wirklich nicht mein Ding; hier aber habe ob der drolligen Geschichte zuweilen schmunzeln müssen … und die Galathée ist ein keckes, ziemlich selbstwusstes Frauenzimmer (und nicht kratzbürstig und zänkisch, wie man im Hüllentext lesen kann)

Würde ich den Kern des Stoffes auf die Neuzeit verlegen, fällt mir der Song von Humble Pie ein; „I´m A Foll  For A Pretty Face“.

Vielleicht ist meine leichte Sympathie für diese Operette auch der Tatsache zu verdanken, dass mir das alles gar nicht so unbekannt vorkommt.

Die textlichen Modernisierungen wie „sexy“ und „Mallorca“ waren alles überflüssig wie ein Kropf.

Amüsant aber bei dieser Aufnahme, dass etliche der Dialoge ebenfalls konserviert wurden … das erleichter einerseits den Zugang zur Musik, ist aber auch ansonsten drollig … und der sog. „Kampf der Geschlechter“ wird schon ganz schön plastisch dargestellt.

Aufnahme: Köln, Westdeutscher Rundfunk 1965

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Besetzung:
Reinhold Bartel (Pygmalion)
Ferry Gruber (Ganymed)
Kurt Großkurth (Mydas)
Renate Holm (Galathee)
+
Kölner Rundfunkchor + Kölner Rundfunkorchester unter der Leitung von Franz Marszarek

RenateHolm

Renate Holm

 

Titel:
01. Ouvertüre 7.06
02. Bin der größte Kunstmäzen 6.36
03. Welch ein seltsamer Klang 2.55
04. Venus, zu dir flehe ich hier + Gefühl, so warm, so süß 4.58
05. Was sagst du + Wunderbar, ein Mensch zu sein 5.28
06. Der Stein, der düster war 3.32
07. Der Mensch, der Jomo Spiens 4.48
08. Da, ich zieh‘ den Ring vom Finger mir 4:30
09. Hell im Glas, da schäumt das duft’ge Naß 3.11
10. Hinaus! O weh! Ha, was sind das für Manieren! 2.19
11. Du machst mich verrückt mit deinen heißen Blicken 6.53
12. Ich, als alter Kunstmäzen 1.32

Musik: Franz von Suppè
Texte: Leonhard Kohl von Kohlenegg

LabelB1

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