Verschiedene Interpreten – Wirtschaftswunder-Zeit (Die grössten Schlager 1949-1960) (CD 1) (2013)

FrontCoverCD1AUnd hier quasi der Soundtrack einer Zeit, die als Wirtschaftswunder-Zeit in die Geschichte einging:

Wirtschaftswunder ist ein Schlagwort zur Beschreibung des unerwartet schnellen und nachhaltigen Wirtschaftswachstums in der Bundesrepublik Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Auch in Österreich wird der rapide wirtschaftliche Aufschwung ab den 1950er Jahren als Wirtschaftswunder bezeichnet. Das Wirtschaftswunder verlieh den Deutschen und Österreichern nach den Schrecken des Zweiten Weltkrieges und dem Elend der unmittelbaren Nachkriegszeit ein neues Selbstbewusstsein. Tatsächlich handelte es sich bei dem starken Wirtschaftswachstum der 1950er und 1960er Jahre um ein gesamteuropäisches Phänomen (Nachkriegsboom). Die Volkswirtschaftslehre nennt dafür mehrere, teilweise umstrittene Gründe. Beispielsweise wäre das Wirtschaftswunder nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland gar kein Wunder im eigentlichen Sinne, sondern ein natürlicher Anpassungsprozess, der durch das Solow-Modell vorhergesagt wird.

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Den Begriff „deutsches Wirtschaftswunder“ gab es jedoch schon vor den 50er Jahren, auch außerhalb Deutschlands. Er wurde in Zusammenhang mit der Senkung der Arbeitslosigkeit in den 1930ern gebraucht, die damals auf Grund einer massiven Erhöhung der Staatsschulden erreicht wurde.

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Nach den Schrecken des Krieges und dem Elend der Nachkriegsjahre kam die Prosperitätsphase der 1950er und 1960er Jahre vor allem für die Deutschen und Österreicher unerwartet, so dass hier zuerst von einem Wirtschaftswunder gesprochen wurde. (Aber schon unter Bismarck gab es das Wort vom deutschen Wirtschaftswunder.) Etwas später sprachen auch die Franzosen von den Trente Glorieuses, den „dreißig glorreichen (Jahren)“, die Spanier von dem Milagro español, die Italiener vom Miracolo economico italiano. Tatsächlich fand in dieser Zeit ein europäisches Wirtschaftswunder statt. Die Deutung des Nachkriegsbooms ist unter Wirtschaftshistorikern und Volkswirten noch nicht ganz einheitlich. Es hat sich aber weitgehend die Ansicht durchgesetzt, dass bis Ende der 1950er Jahre der Rekonstruktionseffekt und bis Anfang der 1970er Jahre der Aufholeffekt eine wesentliche Rolle gespielt haben.

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Die US-amerikanische Wirtschaftshilfe durch den Marshallplan hat den Wiederaufbau Westeuropas und damit auch das Wirtschaftswunder in Deutschland erleichtert und möglicherweise phasenweise etwas beschleunigt, aber keineswegs allein verursacht. Westdeutschland erhielt insgesamt 1,4 Milliarden US-Dollar als Entwicklungshilfe, unter anderem für den Wiederaufbau der punktuell oft stark zerstörten Infrastruktur. Die Ausgangslage Westdeutschlands nach dem Krieg war günstiger als es eine oberflächliche Betrachtung vermuten ließe:

„Deutschland lag zwar in Trümmern, doch galt dies in erster Linie für die Gebäude in den Innenstädten und die großen Industrieanlagen. Ein größerer Teil der während des Krieges erweiterten maschinellen Ausrüstung der Fabriken war ausgelagert worden und hatte den Krieg unbeschadet überstanden. Trotz aller Zerstörungen übertrafen bei Kriegsende die industriellen Kapazitäten jene zu Beginn des Krieges.“

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Jenseits der Marshallplan-Hilfen wurden die Länder wie die Bundesrepublik oder Japan durch die Einbindung in das westliche Wirtschaftssystem, das von den USA dominiert wurde, gefördert, zumal die USA im Sinne des Antikommunismus die Länder als Vorzeigeländer in der Region betrachtete. So erklärte der US-Politologe Chalmers Johnson, dass in den Jahren bis zum Vietnamkrieg Länder wie z. B. Japan massiv als Exportnationen unterstützt wurden – indem man Einfuhrbeschränkungen in die USA trotz Schäden für die US-Wirtschaft senkte. (wikipedia)

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Und der erwähnte Soundtrack jener Zeit steckt in einer 10 CD Box …

… Natürlich ist das einerseits ein Billig-Produkt gewesen (von daher gibt es natürlich auch kein kenntnisreiches Begleitheft), aber die Auswahl der Lieder kann sich dennoch sehen lassen. Allein dreimal kommen Wolfgang Neuss & Wolfgang Müller zum Gehör … das spricht dann schon für eine sehr sorgfältige Auswahl, waren die beiden doch von Beginn an, arg kritische Begleiter jener Zeit.

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Klar … jede Menge Schnulzen sind zu hören, aber auch fetzige Knaller wie den unvergessenen „Kriminaltango“ oder auch Bill Ramsey oder Chris Howland. Und neben den üblichen Verdächtigen wie Peter Alexander, Paul Kuhn oder Fred Bertelmann hören wir auch längst vergessene Namen wie Rene Carol, Hans Arno Simon, Die Straßenmusikanten oder Dietmar Kivel … für einen Raritätensammler wie ich einer bin, natürlich ein gefundenes Fressen.

Und wie bereits oben erwähnt … Wolfgang Neuss & Wolfgang Müller als Nestbeschmutzer jener Zeit …

So kann´s weiter gehen … es folgen noch 9 weitere Folgen …

Und natürlich -.. ich bin (Jahrgang 1955) natürlich auch ein Kind des Wirtschaftswunder; und von daher erklärt es sich auch, warum dieses Thema für mich auch von sehr persönlichem Interesse ist.

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Titel:
01. Wolfgang Neuss & Wolfgang Müller: Chanson vom Wirtschaftswunder (Grothe/Neumann) 2.35
02. Rene Carol: Rote Rosen, rote Lippen, roter Wein (Harden/Hoff) 3,08
03. Jupp Schmitz: Ich fahr mit meiner Lisa zum Schiefen Turm von Pisa (Schmitz/Rothenburg) 2.41
04. Ted Herold: Moonlight (Scharfenberger/Busch) 2.46
05. Paul Kuhn: Der Mann am Klavier (Henning/Themingson) 2.07
06. Hans Arno Simon: Anneliese (Grothey/Klaus) 2.55
07. Rudi Schuricke: Capri-Fischer (Winkler/Siegel) 3.20
08. Bill Ramsey: Souvenirs, Souvenirs (Coben/Bartels) 1.56
09. Die Straßenmusikanten: Denke heute nicht an Morgen (Schöll/Relin) 2.21
10. Wolfgang Neuss & Wolfgang Müller: Sammelbüchsen-Song (Grothe/Neumann) 2.14
11. Freddy Quinn: Heimweh (Gilkyson/Dehr/Miller/Rasch/Bader) 3.32
12. Hazy Osterwald Sextett: Kriminaltango (Trombetta/Feltz) 3.38
13. Hans Albers: Auf der Reeperbahn nachts um halb Eins (Roberts) 3.09
14. Dalida: Am Tag als der Regen kam (Becaud/Delanoe/Bader) 2.49
15. Dietmar Kivel: Hätten wir lieber das Geld vergraben (Kivel) 2.49
16. Peter Alexander: Der Mond hält seine Wacht (Jerez/Feltz) 3.06
17. Fred Bertelmann: Der lachende Vagabund (Lowe/Moesser) 2.48
18. Chris Howland: Hämmerchen Polka (Gietz/Bradtke/Moslener) 2.50
19. Vico Torriani: Am Lago Maggiore (Lang/Meder) 2.50
20. Wolfgang Neuss & Wolfgang Müller: Zusammenbruch-Song (Grothe/Neumann) 2.25

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Front + Backcover der Box:
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Und hier die notwendige und unverzichtbare Ergänzung zu diesem Beitrag:

Verschiedene Interpreten – Schlager – Hits mit Witz – Vol. 1 (2016)

FrontCover1Jetzt mache ich es mir mal ganz einfach … ich starte mit der Edition „Schlager – Hits mit Witz“:

Jawohl – es gab nicht nur Schlager bei den sich „Herz auf Schmerz“ und „Liebe auf Triebe“ reimte. In dieser 10 CD Box haben wir 200 der witzigsten Schlager zusammengetragen. „Mein Papagei frisst keine harten Eier“ . „Mein kleiner grüner Kaktus“ – „An der Nordseeküste“ oder auch „Polonäse Blankenese“ – alle diese Titel sind dem gewogenen Hörer deutscher Schlagermusik bestens im Ohr. Alle in dieser Box versammelten Titel sind entweder zum Mitgrölen oder mindestens zum Schmunzeln geeignet. Diese humoristische Schlagerreise führt den Hörer durch zehn Jahrzehnte musikalischer Humorhöhepunkte. 

Von den Comedian Harmonists, Max Kuttner und Willi Rose bis hin zu Klaus & Klaus, Gottlieb Wendehals oder auch Torfrock ist hier fast alles vertreten was Rang und Namen hat oder hatte. (Hüllentext)

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Was macht der Maier am Himalaja? Die humorvolle Antwort auf diese und viele andere Fragen des Lebens findet man in dieser Box mit 200 ganz speziellen Schlagern. Denn hier geht es einmal nicht um Herz und Schmerz, sondern um Lieder mit doppeldeutigen, hintergründigen und witzigen Texten vom Jahr 1920 bis heute.

Schlager waren immer ein Spiegel der jeweiligen Zeit und so spannt sich der musikalische Bogen vom kabarettistischen Trizonesien-Song von 1949 über Peter Igelhoffs Nachtgespenst bis zur unbeschwerten Polonäse Blankenese. Künstler wie Peter Alexander, Evelyn Künnecke, Bill Ramsey, Trude Herr und viele andere sorgen auf einer Reise durch die Jahrzehnte für gute Laune.

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Außerdem bieten die zehn CDs etliche Raritäten zum Schmunzeln wie Curd Jürgens Hühner-Boogie oder einen Twist, in dem Frankreichs Rockstar Johnny Hallyday in schwer verständlichem Deutsch einen Elefanten besingt. (jpc.de)

Mir gefallen natürlich insbesondere (oder fast ausschließlich) all die alten ulkigen Singles aus den 60er Jahren. Wobei die Sammlung nicht so ganz stringent ist, denn was der Dorte Hit „Wärst Du doch in Düsseldorf geblieben“ in dieser Sammlung zu suchen hat, erschließt sic nicht auf den ersten Blick (außer man hält alle Schlager der 60er Jahre für unfreiwillig komisch … )

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Sei´s drum … net nette Sammlung, die nehm ich vielleicht mal zum nächsten Seniorentanz-Cafe mit … vielleicht kann ich dann mit einer rüstigen Senioren ne kesse Sohle auf dem Tanzparkett hinlegen …

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Titel:
01. Klaus & Klaus: An der Nordseeküste (1985) (deReede/Ortel/v.Hill/Büchner) 3.39
02. Bill Ramsey: Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett (1962) (Gietz/Bradtke) 3.02
03. Gus Backus: Da sprach der alte Häuptling der Indianer (1960) (Scharfenberger/ Wehle) 2.50
04. Muskelkater: Mich kennt keine Sau (1990) (Bruhn) 3.20
05. Tennessee: Tote Hose im Wilden Westen (1997) (Walendowski/David-Ohlmeier/ Heinrichs/Meifert) 3.08
06. Billy Mo: Ich kauf mir lieber einen Tirolerhut (1962) (Niessen/Rüger) 2.26
07. Paul Kuhn: Es gibt kein Bier auf Hawaii (1963) (Rolle/Röckelein) 2.54
08. Die Regento Stars: Leila (1959) (Dauber/v.Breda) 2.35
09. Torfrock: Volle Granate Renate (1979) (Büchner/Voß/Rieckmann) 4.02
10. Dorthe: Wärst Du doch in Düsseldorf geblieben (1968) (Bruhn/Buschor/Förster) 2.39
11. Trude Herr: Ich will keine Schokolade (1960) (Morrow/Blecher) 2.26
12. Vico Torriani: Cafe Oriental (1960) (Alstone/Tabet) 2.18
13. Billy Sanders: Gartenzwerg-Marsch (1962) (Bruhn/Bradtke) 2.56
14. Die Jokies: Unser Stammlokal (1983) (Floppkopp/David-Ohlmeier/Heinrichs/ Waleridowski) 3.14
15. Ralf Bendix: Babysitter Boogie (1961) (Parker/Relin) 2.07
16. Hazy Osterwald Sextett: Der Fahrstuhl nach oben ist besetzt (1966) (Feltz/Peeters) 3.30
17. Rex Gildo: Speedy Gonzales (1962) (Kaye/Hill/Lee/Charles/Gerard/Gordan) 2.37
18. Chris Howland: Die Mutter ist immer dabei (1960) (Jagert/Schwabach) 2.30
19. Bill Ramsey: Maskenball bei Scotland Yard (1962) (Gietz/Bradtke) 2.35
20. Gottlieb Wendehals: Polonäse Blankenese (Neuaufnahme) (1981) (Böhm-Thorn/Jud) 4.02

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Die Rückseite der 10 CD Box

Chris Howland – Das hab ich in Paris gelernt + Blonder Stern (1959)

FrontCover1Immer wieder gut: Chris Howland, der singende Barde aus England:

John Christopher „Chris“ Howland (* 30. Juli 1928 in London; † 29. November 2013 in Rösrath) war ein britischer Schlagersänger, Radio- und Fernsehmoderator, Schauspieler und Buchautor.

Der Sohn eines Redakteurs der BBC wuchs in Südengland auf und lernte den Beruf des Imkers. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Chris Howland am 12. März 1948 Mitarbeiter des Radiosenders der Britischen Armee BFN (British Forces Network, heute BFBS). Noch im Jahr 1948 wurde er Chefsprecher und Chef der Musikabteilung beim BFN. Beim neuen Soldatensender mussten alle Sprecher vielseitig verwendbar sein, so dass Howland auch in einer Sprecherrolle der Serie Adventures of Robin Hood zu hören war. Hauptamtlich moderierte er insbesondere die Sendungen Family Favourites und Breakfast Club.

Howland sprach 1952 beim NWDR vor und wurde dort als Diskjockey eingestellt. Man hoffte, mit ihm an BFN und AFN verlorene jugendliche Hörer zurückzugewinnen. Am 1. September 1952 moderierte er die Sendung Rhythmus der Welt, in der er als „Schallplattenjockey“ („Disc-Jockey“ wollte man den deutschen Zuhörern nicht zumuten) zwanglos über Trends und Neuheiten der internationalen Musikszene berichtete.[ Sein britischer Akzent und seine knarrende Stimme machten ihn schnell bei den Radiohörern beliebt. Wenig später moderierte er die Radiosendung Spielereien mit Schallplatten. In einer dieser zahlreichen Sendungen gab er sich selbst den Spitznamen „Heinrich Pumpernickel“, später auch „Mr. Pumpernickel“. Anfang 1954 zog er mit dem BFN von Hamburg nach Köln, dem neuen Hauptsitz des BFN. Im selben Jahr begann er beim NWDR Köln, der sich ab Januar 1956 nach der Regionalteilung WDR nannte.

Am 6. September 1953 hatte der Fernsehfilm Schlager-Expreß Premiere, in dem Howland als Sänger auftrat. Dies war der Beginn einer Vielzahl von Kinofilmen, an denen Howland mitwirkte. In der Musikromanze Ball der Nationen (25. Dezember 1954) spielte er den Dr. Johnson, in Der Major und die Stiere (28. Oktober 1955) tauchte er in der Rolle des Sergeant Bobby auf, eine Rolle als junger Engländer übernahm er in dem Film Verlobung am Wolfgangsee (25. Oktober 1956). Die Heinz-Erhardt-Komödie Witwer mit fünf Töchtern (6. September 1957) präsentierte Howland in der Rolle des Mr. Printice und in Haus Vaterland (13. August 1959) erschien er als Freddy.

1959 ging Howland vorübergehend nach Großbritannien, um dort die Fernseh-Talkshow Peoples and Places zu leiten. 1961 kehrte er wieder nach Deutschland zurück, wo er zuerst beim WDR die Hörfunksendung Musik aus Studio B ab 22. Oktober 1961 moderierte, die dann ebenfalls vom Fernsehen übernommen wurde und bis 1970 61-mal gesendet wurde. Ab dem 18. Juli 1961 war er Moderator der Sendung Vorsicht Kamera, der deutschen Version der britischen Fernsehsendung Candid Camera.

Parallel dazu verlief Howlands Plattenkarriere. Nach einem eher erfolglosen Debüt um das Jahr 1953 hatte er mit Japanisches Abschiedslied, der deutschen Version des Liedes Japanese Farewell von Kay Cee Jones, seinen ersten kommerziellen Erfolg. Seine größten Erfolge feierte er im Mai 1958 mit Fraulein und im Mai 1959 mit Das hab’ ich in Paris gelernt. Beide Titel wurden von Hans Bertram in Köln produziert und erreichten jeweils Platz 3 in der deutschen Hitparade. (Quelle: wikipedia)

Und irgendwie bleib er all die Jahre im Geschäft, bevor er dann am 29. November 2013 in Rösrath verstorben ist.

Hier nun die erwähnte Single aus dem Jahr 1959 „Das hab ich in Paris gelernt“, wobei man anmerken darf, dass diese A-Seite ein schönes Beispiel für dieses britische Schlitzohr ist, während die B-Seite eher flach geraten ist. Viel Vergnügen !

ChrisHowland1959

Chris Howland, 1959

Besetzung:
Chris Howland (vocals)
+
Berlipps Studio Band
Die Hansen Boys (bei 02.)

BackCover1

Titel:
01. Das hab ich in Paris gelernt (Henning) 2.34
02. Blonder Stern (Little Star) (Venosa/Picone/Siegel) 2.45

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Verschiedene Interpreten – Herzen öffnen – Die schönsten Schlager der 50er Jahre (2005)

FrontCover1Jede Menge klassischer Schmalzfetzen und Schnulzenmusik aus den 50er Jahren. Veröffentlicht zugunsten des „Roten Kreuzes“ im Jahre 2005.

Ursprünglich dachte ich mir, ne nette kleine Ergänzung für alle Nostalgiker, die sich eben auch an jenen Illusuionsmelodien der 50er Jahre erfreuen können, denn bei Interpreten wie Bill Ramsey, Fred Bertelsmann, Caterina Valente, Vico Torriani etc. kann man ja nix falsch machen.

Und in der Tat, dieser Sampler bietet eine netten kleinen Rückblick, und auch mir noch nicht so vertraute Aufnahmen von Lou van Burg oder Lys Assia sind enthalten und von daher, wollte ich eigentlich schreiben „eine nette Sammlung von Schmankerl der musikalischen Art“.

Und dann stieß ich auf das Lied „Die süssesten Früchte fressen nur die grossen Tiere“ von Peter Alexander, das er mit einer gewissen „Leila Negra“ im Jahre 1952 aufnahm.

Und dann wollte ich wissen, wer eigentlich diese „Leila Negra“ war/ist … und ich wurde fündig und ich gestehe, mir blieb, angesichts ihrer Biographie erstmal der Mund offen:

NegraAlexander

Leila Negra & Peter Alexander, 1954

Marie Nejar (* 20. März 1930 in Mülheim an der Ruhr; Künstlername Leila Negra) ist eine ehemalige deutsch-französische Schlagersängerin und Schauspielerin, die während der Zeit des Nationalsozialismus als dunkelhäutige Statistin in Filmen der UFA spielte und mit dem Beginn der 1950er Jahre, ungeachtet ihres wahren Alters, zu einem Kinderstar avancierte. Ihre kurze mehrjährige Laufbahn im Rampenlicht beendete sie Ende 1957 und begann eine Ausbildung zur Krankenschwester.

Marie Nejar ist die Enkelin einer Dame aus einer großbürgerlichen Hamburger Familie, die – als sie sich mit einem Kreolen aus Martinique verheiratete – von ihrer Familie verstoßen wurde. Das Paar bekam keine sonderliche Unterstützung und zog von Zeit zu Zeit von einem Ort zum anderen, auf der Suche nach einer Anstellung. Die gemeinsame Tochter Cécilie wurde geboren, als sich die Kleinfamilie in Riga niederließ, wo der Großvater Marie Nejars in einer Kneipe erschossen wurde.

Die verwitwete Großmutter zog daraufhin nach Hamburg zurück, wo sie sich niederließ. Ihre erwachsene Tochter Cécilie – Maries Mutter – arbeitete seinerzeit als Musikerin und zog singend von Bar zu Bar. Maries Vater war Kapitänssteward auf einem Schiff aus Liverpool und stammte aus Ghana. Er kehrte sehr bald nach England zurück und sah seine Tochter später nur wenige Male. Ihre Mutter versuchte die Schwangerschaft geheim zu halten und gebar das Baby in einem Waisenhaus in Mülheim an der Ruhr. Marie Nejar ist – entgegen landläufiger Meinung – somit kein so genanntes „Besatzungskind“ – zumal sie 1930 geboren wurde. Drei Jahre später wurde sie auf Drängen der Großmutter, die zwischenzeitlich von der unehelichen Tochter Cécilies erfahren hatte, nach Hamburg geholt.

Marie Nejar wuchs im Stadtteil St. Pauli auf, als die Nationalsozialisten an die Macht kamen. Aufgrund ihrer dunklen Hautfarbe war sie einer Verfolgung sowie Anfeindung offen ausgesetzt, jedoch lag das Augenmerk der Nazis bei den Juden und Regimekritikern, so dass sie vorerst verschont blieb. Aufgrund der Nürnberger Rassengesetze von 1935 konnte sie jedoch ihre Schulausbildung nicht beenden und wurde zur Zwangsarbeit in einer Fabrik verpflichtet. Mit Hilfe einer liberalen Klassenlehrerin, eines jüdischen Arztes und der Menschlichkeit von Polizisten der Davidswache konnte sie die ersten Jahre überleben.

Der damalige Propagandaminister Joseph Goebbels suchte schwarze Kinder, die in diversen UFA-Filmen sogenanntes „Buschvolk“ spielen sollten. So wurde Marie Nejar ebenfalls angeschrieben und bald nach Potsdam-Babelsberg eingeladen, wo sie schließlich 1942 in einer Szene im aufwändig produzierten Münchhausen-Film an der Seite von Hans Albers eine schwarze Dienerin mit einem Palmenwedel spielte. „Entschuldigen Sie. Damals war ich ein Kind. Ich fand das toll, und außerdem hatte ich zwei Wochen schulfrei. Mit Unterschrift und auf Anweisung von Herrn Goebbels.“

Ein paar Monate später verkörperte sie neben Heinz Rühmann eine weitere kleine Rolle als Tochter eines Stammeshäuptlings in dem Streifen Quax in Afrika.

Nach Kriegsende 1945 arbeitete sie zunächst in Hamburg in der Er & Sie-Bar. Nach dem Tod ihrer Großmutter (1949) war sie Zigarettenverkäuferin am Timmendorfer Strand, als sie zufällig aufgefordert wurde, ein Mikrofon zu testen, das zur Unterhaltung der Abendgäste diente. Bei dieser „Probe“ sang sie ein damals populäres Lied von Horst Winter, das die Musiker von ihrem Talent überzeugte. In Wien übernahm sie in einer Revue eine Nebenrolle, wobei sie auch singen musste. Daraufhin erhielt die inzwischen erwachsene Frau einen Vertrag mit einer Schallplattenfirma.

Marie Nejar wurde dennoch als 15-Jährige ausgegeben und startete zu Beginn der 1950er Jahre eine Karriere als singender Kinderstar, der zahlreiche deutsche Schlager veröffentlichte. Aufgrund ihrer Hautfarbe war das Interesse an ihr als Nachkriegskuriosität groß, genau wie bei Josephine Baker vor dem Krieg und dem in Tunis geborenen Afrokubaner Roberto Zerquera (Roberto Blanco) sowie dem Trinidad-Deutschen Peter Mico Joachim (Billy Mo) nach dem Krieg.

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Leila Negra, 2010 (bei einer Veranstaltung der Evangelische Akademie im Rheinland , Bonn)

Marie Nejar hatte ihren größten Schlager-Erfolg unter dem Künstlernamen Leila Negra 1952 zusammen mit Peter Alexander unter dem Titel Die süßesten Früchte fressen nur die großen Tiere, produziert von ihrem – und Alexanders – Entdecker Gerhard Mendelson. Doch auch andere Lieder wie Mach nicht so traurige Augen oder das Toxi-Lied aus dem gleichnamigen Film (Premiere am 15. August 1952) errangen die Gunst des Publikums und landeten auf guten Mittelplätzen bei der Hitparade. Gemeinsam mit Peter Alexander und anderen Musikern tourte sie in den 1950er Jahren durch Deutschland mit einem großen Teddybären im Arm, was so etwas wie ihr Markenzeichen werden sollte. In einem Interview vom 20. April 1955 bezeichnete sie sich als „Hamburgerin durch und durch“, auch wenn sie die französische Staatsangehörigkeit habe.

Nach Mitwirkung in fünf Filmen und den Aufnahmen von etwa 30 Schlagern endete Leila Negras aktive Karriere Ende der 1950er Jahre. Sie begann 1957 eine Ausbildung zur Krankenschwester und war dann später in diesem Beruf in Hamburg tätig. Marie Nejar lebt heute als Rentnerin in Hamburg (Quelle: wikipedia)

Und so wurde für mich aus einem kleinen, billigem Sampler eine bewegende Zeitreise, die mich gelehrt hat, dass wir unserer Geschichte nicht entfliehen können und sollten …

Ein interessantes Interview mit Leila Negra mit der „taz“ habe ich beigelegt.

Und ich mag einfach mal hoffen, dass all die Groschen, die dem Deutschen Kreuz zugeflossen sind, auch wirklich  dort angekommen sind, wo sie hingehören …

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Titel:
01. Bill Ramsey: Souvenirs, Souvenirs (Cohen/Bartels) 1.57
02. Fred Torr: Der lachende Vageabund (Lowe/Mösser) 2.47
03. Rene Carol: Rote Rosen, rote Lippen, roter Wein (Harden/Hoff) 3.05
04. Caterina Valente: Ganz Paris träumt von der Liebe (Porter/Feltz) 2.52
05. Vico Torriani: Kalkutta liegt am Ganges (Gaze/Bradtke) 2.42
06. Rudi Schurike: Capri Fischer (Winkler/Siegel) 3.11
07. Bruce Low: Das alte Haus von Rocky Docky (Hamblin/Feltz) 3.04
08. Peter Alexander & Leila Negra: Die süssesten Früchte fressen nur die grossenTiere (Mascheroni/Rastelli/Panzeri/Feltz) 2.27
09. Chris Howland: Fraulein (Williams/Fleming) 2.24
10. Gerhard Wendland: Das machen nur die Beine der Dolores (Jary/Balz) 2.26
11. Lale Andersen: Blaue Nacht,o blaue Nacht am Hafen (Carson/Scharfenberger/Wilke) 3.45
12. Lou van Burg: Nicolo, Nicolo, Nicolino (Winkler/Feltz) 2.48
13. Lys Assia: Wenn die Glocken hell erklingen (Villard/Schwenn/Frytag) 2.49

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Verschiedene Interpreten – Es leuchten die Sterne (1961)

frontcover1Da hat der Tonmeister wirklich ganze Arbeit geleistet. Er koppelte diverse Schlager aus der Welt des Films zu einem ganz feinen Potpourri …

Diese LP gab´s dann auch noch unter dem Titel „Unsterbliche Tonfilm-Melodien“ (erschienen auf dem Billiglabel „Die Volksplatte“)

Wir hören hier einen bunten Strauß köstlicher Herz-Schmerz und Sehnsuchtsmelodien.

Und obwohl das Cover meines Exemplars arg ramponiert ist, ist die LP selber noch ziemlich gut erhalten (sagen wir mal zu 95%) und von daher kann ich einen ungetrübten Hörgenuss versprechen.

Schade, dass den einzelnen Liedern die Sänger/innen nicht expliziert zugeordnet werden (okay, den Chris Howland  erkennt man sofort *ggg*). Und ich war jetzt zu faul, so ganz tief in die Recherche einzusteigen … man möge mir das verzeihen.

Köstlich nicht nur die Musik, köstlich auch die Titel der Lieder … ich bin ja nun kein Germanist, aber die Titel verraten schon ein wenig über die Hoffnungen und Sehnsüchte jener Jahre … Hoffnungen und Sehnsüchte, die sich vermutlich mehr als oft nicht erfüllt haben … das ist dann halt der kleine, bittere Beigeschmack jener Musik, dich ich gerne auch als Illusionsmusik bezeichne.

Und ich bin mir sicher: Ein Götz Alsmann hätte an dieser Rarität seine Freude !

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Die Volksplatte „Unsterbliche Tonfilm-Melodien“

Besetzung:
Angele Durand – Chris Howland – Astrid Brack – Paul Kuhn – Fred Bertelmann – Lale Andersen – Wolfgang Sauer
+
Renato Rappaini (violin)
Heinz Schachner (trumpet)
+
Hansen Boys und Girls

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Titel:

01. Es leuchten die Sterne (Teil 1) (21.23)
01.01. Es leuchten die Sterne (Leux/Hannes/Balz)
01.02. Was du mir erzählt hast von Liebe und Treu‘ (Kreuder/Beckmann)
01.03. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7 (Kreuder/Beckmann)
01.04. Ich bin auf der Welt, um glücklich zu sein (Mackeben/Beckmann)
01.05. Ich hab‘ dich und du hast mich (Igelhoff/Steimel/Käntner/Pinelli)
01.06. Laß dein Herz bei mir zurück (Jary/Balz)
01.07. Eine Insel aus Träumen geboren (Kreuder/Schröder/Beckmann)
01.08. Es führt kein and’rer Weg zur Seligkeit (Heymann/Gilbert)
01.09. Le Premier Rendezvous (Sylviano/Busch/Poterat)
01.10. Merci, Mon Ami (v.Fenyes/Schachner)
01.11. Schließ deine Augen und träume (Grothe/Dehmel)
01.12. So schön wie heut‘ (Grothe/Dehmel)

02. Es leuchten die Sterne (Teil 2) (19.49)
02.01. Durch dich wird diese Welt erst schön (Jary/Pinelli)
02.02. Wozu ist die Straße da (Lang/Petrak)
02.03. Wenn es Frühling wird (Kreuder/Schwenn)
02.04. Du hast mir heimlich die Liebe ins Haus gebracht (Heymann/Gilbert)
02.05. Tango Notturno (Borgmann/Beckmann)
02.06. Wenn ein junger Mann kommt (Grothe/Dehmel)
02.07. Gnädige Frau, wo waren sie gestern (Schröder/Beckmann)
02.08. Zwischen Hamburg und Haiti  (Eisbrenner/Frank)
02.09. Heimat, deine Sterne (Bochmann/Knauf)
02.10. Ich tanze mit dir in den Himmel hinein (Schröder/Beckmann)
02.11. Einmal sagt man sich adieu (Schmidt/Genter)
02.12. Wir wollen Freunde sein (Meisel/Schwenn/Schäffers)

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Lauter bunte Platten