Verschiedene Interpreten – Halbstark – Die wilden 50er und 60er (1991)

FrontCover1Da haben wir auf der einen Seite so einen „billigen“ Sampler, der 1991 erschienen ist und von dem Privatsender „Pro 7“ promoted wurde und dann haben wir auf der anderen Seite einen Sampler, der letztlich das musikalisch kollektive Gedächtnis einer ganzen Generation repräsentiert … einer Generation die mittlerweile in Rente ist (oder demnächst in Rente gehen wird … ) Und natürlich ist hier nur von der pre-Beat-Ära die Rede … denn als Liverpool musikalisch die Welt eroberte, erloschen viele dieser Schlagerstars …

Und dennoch: Es wird nicht nur mir so gehen: Viele Titel sind mehr als gut bekannt, viele Titel haben uns in der späten Kindheit/frühen Jugend begleitet und keine Frage: So etliche Songs enthielten erste Attacken auf jene bigotte Spießbürger-Welt, die es galt , aus den Angeln zu heben. „Schuld war nur der Bossa Nova“ war eine Provokation, „Halbstark“ war erst recht ein weitere Provokation. Und mit der deutschen Fassung von „Tobacco Road“ versuchten sich die Lords als sozialkritische Kapelle. Und auch „Wenn ich ein Junge wär“ von Rita Pavone war eine kaum verhohlene Attacke auf die damaligen Geschlechterrollen. Und der Gitte Song „Ich will einen Cowboy als Mann“ ist hier noch gar nicht enthalten..

Über dieses Album habe ich dann noch eine interessante Besprechung gefunden:

„Wilde“ deutschen Songs aus den Jahren 1958-65 — das ist natürlich ein Widerspruch in sich. Erst Mitte der 1960er begannen einige Beat-Bands wie die Boots, tatsächlich mal ein bisschen zu rocken und nicht nur weichgespülte Schlagersoße auszudünsten. Trotzdem muss man der Auswahl zugutehalten, dass zumindest versucht wurde, „fetzige“, „pfiffige“ Stücke auszuwählen, und es sind auch einige nette Songs vertreten (u.a. von den Yankees, Drafi Deutscher und Benny Quick). Allerdings ist auch viel dabei, was ich persönlich schwer ertrage, oftmals unsäglich eingedeutschte Coverversionen. Trotzdem — es gibt sicherlich wesentlich schlechtere Sampler dieser Richtung; wer noch Material zum Beschallen einer Kitsch-Kult-Schlager-Oldie-Party sucht, der wird hier fündig. (Die zweite Teil Halbstark, Folge 2: Teenagermelodien zum Shaken, Twisten und Knutschen ist genauso „gut“. (Herr „Dr. Kurt Euler“ Offler)

DieHalbstarken01

So ganz kann ich dem wertem Dr. da nicht folgen. Natürlich gab es auch vor den Boots „wilde Songs“, denn das „Halbstarken-Milieu“ in Deutschland war definitiv vorhanden, und die bürgerliche Presse hatte immer wieder seine Gründe, sich darüber aufzuregen. Zu weiteren Vertiefung dieses Themas habe ich dieser Präsentation den lesenswerten Aufsatz der Historikerin Vanessa Erstmann „Halbstark! – Generationskonflikte in den 1950er Jahren in der Bundesrepublik“ (Quelle: aventinus nova Nr. 23 [04.08.2010] / Perspektivräume Jg. 1 (2010) Heft 1, S. 57-91) beigelegt.

Und mehr als einmal wanderten meine Gedanken zu der Frage, was aus all den Jugendlichen geworden ist, die damals ihre Münzen in die Musik-Box warfen, um ihre wilden aber auch sentimental-kitschigen Hits zu hören … Nun ja …, meinen Werdegang kenne ich ja *ggg*

Und um das Paket komplett zu machen, habe ich mir die „Mühe“ gemacht, alle Single-Hüllen der hier vertretenen 36 Lieder in eine eigene „Cover-Galerie“ zu packen.

SingleHüllen

Wie gesagt: Für die einen einfach eine nostalgische Schmunzeltour, für die anderen aber auch die Möglichkeit inne zu halten und über die Fragen „Wie wir wurden, was wir sind“ zu reflektieren. Für mich war bei der Beschäftigung mit diesem Sampler beides möglich. Und natürlich will ich darauf hinweisen, dass sich auf diesem Sampler auch so etliche Raritäten befinden wie z.B. „He, Little Blondie“ (von Steff und dahinter versteckt sich der spätere Liedermacher Stephan Sulke), „Wilhelm Tell Twist“ (von den rätselhaften Charly Cotton und seine Twist-Makers; dahinter versteckte sich Christian Bruhn, dem späteren Ehemann von Katja Ebstein) oder „Der Twist (The Twist)“ (von Oliver Twist & The Happy Twistler; über die weiß man eigentlich gar nichts …) … und … und … und …

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Titel:

CD 1:
01. Die Yankees: Halbstark (Adamowsky,/Bartelt 2.15
02. Drafi Deutscher: Marmor, Stein und Eisen bricht (Bruhn/Loose) 2.41
03. Benny Quick: Motorbiene (Laudis/Helmer) 2.36
04. Manuela: Schuld war nur der Bossa Nova (Weill/Mann/Buschor) 2.30
05. Rex Gildo: Speedy Gonzales (Kaye/Lee/Hill/Gerard)  2.37
06. The Swinging Blues Jeans: Tutti Frutti (deutsche Version) () 2.03
07. Ted Herold: Da Doo Ron Ron (Spector/Barry/Greenwich/Niessen/Alzner) 2.23
08. Connie Francis: Ich geb‘ ne Party heut‘ Nacht (Bush/Hunter/Vincent) 2.18
09. Ricky Shayne: Ich sprenge alle Ketten (Moroder/Holm)  2.13
10. Teddy Parker: Nachtexpress nach St. Tropez (Mayer/Niessen) 2.27
11. Rita Pavone: Wenn ich ein Junge wär (Buchholz/Loose) 2.14
12. Charly Cotton und seine Twist-Makers: Wilhelm Tell Twist (Weinzierl/Rieden) 1.56
13. Jan & Kjeld: Hello, Mary Lou (Pitney/Blecher) 2.14
14.  Rita Pavone & Paul Anka: Kiddy, Kiddy Kiss Me (Munro/Arnie) 2.42
15.  Conny Froboes: Diana (Anka/Strtöm) 2.15
16.  Detlef Engel:  Mr. Blue (Nicolas/Blackwell) 2.23
17.  Oliver Twist & The Happy Twistler:  Der Twist (The Twist) (Ballard/Helmer) 2.42
18.  The Lords: Tobacco Road (Loudermilk/Moesser) 2.11

CD 2:
01. Drafi Deutscher: Shake Hands (Relin/Gaze) 2.15
02. Manuela: Ich geh‘ noch zur Schule (Traditional/Bruhn/Loose) 2.29
03. Benny Quick: Twist um Mitternacht mit Susi (Hertha/Götz/Hellmer) 2.21
04. Rex Gildo: Liebe kälter als Eis (Devil In Disguise) (Kaye/Giant/BaumBuchenkamp) 2.18
05. Connie Francis: Schöner fremder Mann (Nicolas/Gordon/Hosey) 2.41
06. Five Tops: Rag Doll (Bader/Crewe/Gaudio) 2.52
07. Steff:  He, Little Blondie (Little Honda) (Wilson/Nicolas/Love) 2.12
08. Helen Shapiro: Frag‘ mich nicht warum (Tell Me What He Said) (Barry/Siegel) 2.48
09. Peter Kraus: Sugar Baby (Scharfenberger/Busch/v.Pinelli) 2.30
10. Tommy Kent: Susie Darlin‘ (Luke/Moesser) 2.34
11. James Brothers: Wenn (When) (Evany/Reardon/May/Blecher) 2.20
12. Lil Malmkwist: Bobby’s Girl (Klein/Hofman/Felming) 2.21
13. Ted Herold: Moonlight (Scharfenberger/Busch) 2.42
14. Oliver Twist & The Happy Twistler: Steiler Zahn (Crier/Schwabach) 2.43
15. Hans Blum: Charly Brown (Blecker/Leiber/Stoller) 2.26
16. Swinging Blue Jeans: Good Golly Miss Molly (Deutsche Version) (Marascalgo/Martinez/Blackwell/Retter) 2.04
17. Conny Froboess: I Love You Baby (Anka/Siegel) 2.10
18. Johnny Hallyday + The Rattles: Das alte Haus in New Orleans (House Of The Rising Sun) (Traditional/Price/Hellmer) 3.58

Horst Buchholz in dem Film "Die Halbstarken" (1956)

Horst Buchholz in dem Film „Die Halbstarken“ (1956)

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Benny Quick – Twens Top (1964)

FrontCover1Passend zu meinem Fieberwahn hinsichtlich „Ku-damm“ nun diese LP. Sie wurde zwar ein wenig später eingespielt, aber mir ist beim der ersten „Ku-damm“ Triologie aufgefallen, dass jener Zeitgeist durchaus auch in den 60er Jahre sein Unwesen trieb. Von daher eben noch passend …

Benny Quick, eigentlich Rolf Müller, (* 31. Dezember 1943 in Essen; † 22. Dezember 1999 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Pop- und Schlagersänger.

Rolf Müller, so sein bürgerlicher Name, wurde in Essen-Katernberg geboren. Als Schüler begeisterte er sich für die aktuellen Rock ’n’ Roll-Hits, die er heimlich im Radio der Eltern hörte. Ab Ende der 1950er Jahre trat er unter dem Namen Charly aus Essen mit seiner Gitarre und verschiedenen Begleitbands in Festsälen und Tanzclubs im Ruhrgebiet auf. Obwohl der Sänger noch nicht volljährig war, gewann er mehrere Gesangswettbewerbe. Der für seine Talentshows bekannte Conférencier Udo Werner vermittelte dem Nachwuchskünstler 1961 Probeaufnahmen bei dem renommierten Plattenproduzenten Heinz Gietz in Köln.

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1962 produzierte Gietz, der dem Sänger kurzerhand den Künstlernamen Benny Quick gab, dessen Debüt-Single Motorbiene, die im November 1962 auf dem Columbia-Label der Electrola erschien. Das Stück entwickelte sich zur Halbstarken-Hymne, brachte es in den deutschen Musik-Charts lediglich zu einem durchschnittlichen Rang 27. Den deutschen Text schrieb Heinz Hellmer, garniert mit Motorradgeräuschen. Die englischsprachige Originalversion Motorcycle von Tico & The Triumphs (Paul Simon) schaffte es in den USA hingegen nur eine Woche auf Platz 99 in den Billboard Hot 100. Benny Quicks Motorbiene zählt bis heute zu den besten und bekanntesten Doo-Wop-Titeln in deutscher Sprache und zu den Evergreens des deutschen Schlagers.

BennyQuick2Mit der nachfolgenden Single Hello Josephine (Original von Fats Domino) konnte Benny Quick zwar noch einen bescheidenen Achtungserfolg landen, in den Hitparaden erwies sich der Interpret jedoch als One-Hit-Wonder. Daneben zeigte sich der Sänger immer unzufriedener mit seiner Plattenfirma, für die er auch Schlager und anspruchslose Modetanz- und Twist-Nummern singen musste. Auch mit weiteren deutschen Coverversionen US-amerikanischer Poptitel konnte Quick den Erfolg des Debüts nicht wiederholen. Zu Quicks Columbia-Aufnahmen zählten unter anderem California Sun (The Rivieras), Pretty Woman (Roy Orbison), Auch ohne Ring (This Diamond Ring) (Gary Lewis & the Playboys) und die mit Petra Prinz gesungenen Stücke Bleib bei mir, Babe (I Got You Babe) und Wir gehen unsern Weg allein (But You’re Mine) (Sonny and Cher). Wir gehen unsern Weg allein gilt als einer der ersten bundesdeutschen Protestsongs.

Nach dem Ausscheiden des Bandleaders Didi Zill übernahm Benny Quick 1965 die Musiker der Beat-Gruppe Didi & His ABC-Boys, die unter dem Namen The Shandios seine ständige Begleitband wurde. Im gleichen Jahr nahm Quick mit der Band, in der unter anderem Friedl Kuhnke und Henk van der Horst mitwirkte, für Columbia das live eingespielte Musikalbum Twens Top auf. Es enthielt deutsch- und englischsprachige Coverversionen aktueller Hits von The Animals (The House of the Rising Sun), The Beatles, Elvis Presley, Cliff Richard oder The Shadows.

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Nachdem der Plattenvertrag bei Columbia endete, war Quick vor allem live mit seiner Band erfolgreich. Man trat häufig im Lokal Tante Olga in Duisburg sowie einige Male im Hamburger Star-Club auf. Seit den 1970er Jahren arbeitete Quick als DJ in Frankfurt am Main und Umgebung. Von ca. 1970 bis Mitte 1974 war er an Wochenenden in Petterweil im Norden von Frankfurt in der Disco „Contra“ als Resident DJ beschäftigt. Mitte der 1970er Jahre stand er in der Diskothek Gegenüber in Alt-Sachsenhausen hinter dem Mischpult. Um 1977 eröffnete in der Frankfurter Kaiserstraße die Nobel-Diskothek Sounds, in der Quick erster DJ war.

Im Zuge des Rock ’n’ Roll-Revivals wurden 1979 Benny Quicks Columbia-Titel auf einer LP wiederveröffentlicht. Insbesondere der Hit Motorbiene war seitdem immer wieder Bestandteil von Oldie-Samplern. Außerdem trat Quick mit dem Titel in den 1980er und 1990er Jahren wieder in verschiedenen Fernsehshows auf. 1990 fand das inzwischen zum Klassiker avancierte Stück Motorbiene im Soundtrack des erfolgreichen Films Werner – Beinhart! Verwendung. 1991 erschienen die kompletten Columbia-Aufnahmen von Benny Quick auf CD.

Wenige Stunden vor seiner geplanten Hochzeit mit seiner langjährigen Freundin Susanne nahm sich Benny Quick am 22. Dezember 1999 das Leben. Seine Partnerin fand ihn erhängt, nachdem sie von einem Friseurbesuch zurückkehrte. Benny Quick wurde am 30. Dezember 1999 auf dem Friedhof Westhausen in Frankfurt am Main beerdigt. (Quelle: wikipedia)

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Tja … angesichts einer Selstötung kurz vor der eigenen Hochzeit … da kann man schon ins grübeln kommen ..

Nun ja … hier seine erste LP (soweit ich das überblicke) und mit Ausnahme von „Pretty Woman“ (war schon als Single veröffentlicht) waren das alles Neueinspielungen … aber ganz sicher nicht live, wie ich es mal irgendwo gelesen habe …

Talent hatte er … keine Frae und neben Peter Kraus und Ted Hrold war er wohl einer der profiliertesten deutschen Rock N Roll Sänger (freilich mit einer großen Schwäche auch für Schnulzen).

Geboten wird aber auch ein Jazzstand namens „Perdidio“ (u.A. auch von Duke Ellinton eingespielt).

Also: ne nette, kleine Zeitreise wird hier geboten.

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Besetzung:
Benny Quick (vocals, guitar)
+
irgendwelche Burschen von Didi & His ABC-Boys
+
Friedl Kuhnke – Henk van der Horst

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Titel:
01. Pretty Woman (Orbison/Lilibert) 2.53
02. Constantly (Saracini/Julien) 3.01
03. Ja, das hätt ich wissen müssen (I Should Have Known Better) (Lennon/McCartney/Bradtke) 2.25
04. Guitar-Tango (Maine/Liferman) 2.53
05. Ein Girl so wie du (Tough Enough) (Otis/Kröll) 2.14
06. The House Of The Rising Sun (Traditional) 4.25
07. Judy (Redell/Buchenkamp) 2.11
08. And I Love Her (Lennon/McCartney) 2.24
09. Perdido (Tizol) 1.55
10. Ich muß dich wiederseh’n (I´ll Be Home Again) (Benjamin/Leveen/Kröll) 2.41
11. True, True Lovin‘ (Welch) 2.12
12. Ich geh meinen Weg zu dir (His Hand In Mine) (Lister/Feltz) 3.10
13. I’m Coming Home (Rich) 2.31

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