Lotar Olias – Drehorgel Rarität (1979)

FrontCover1Ja, ja, die gute, alte Drehorgel…

Eine Drehorgel, oder auch Leierkasten, ist ein mechanisches Musikinstrument. Der Spieler einer Drehorgel, volkstümlich in Norddeutschland Leierkastenmann, in Österreich Werkelmann genannt, betätigt eine Kurbel, die ein Steuersystem im Innern des Instrumentes in Bewegung setzt.

Der Drehorgel ähnlich ist die Jahrmarktsorgel.

Ein frühes Dokument, das eine Orgel mit Stiftwalze beschreibt, befindet sich im päpstlichen Kirchenmuseum; es wurde vom deutschen Jesuitenpater Athanasius Kirchner verfasst. Seine Urheberschaft ist indes nicht geklärt.

Nachweislich seit Beginn des 18. Jahrhunderts ist die Drehorgel in allen Ländern Europas als Instrument der Straßenmusiker und Gaukler, aber auch – namentlich in England und Frankreich – als Kirchen- und Saloninstrument bekannt. Bänkelsänger benutzten ebenfalls eine Drehorgel. E Viele Drehorgelspieler platzieren einen Plüsch-Affen bei ihrem Instrument. Dies soll an die Zeit erinnern, als umherziehende Musikanten oft von einem Kapuzineraffen oder Rhesusaffen begleitet wurden. Das Äffchen war eine zusätzliche Attraktion – besonders für die Kinder – und hatte meist die Aufgabe, Münzen bei den Umstehenden einzusammeln.

Drehorgel01Die Drehorgeln wurden anfänglich von Orgelwerkstätten gebaut, später entstanden Manufakturen, die sich nur um die kleinen Schwestern des Kirchenmusikinstruments kümmerten.

Eine Variante der Drehorgel war die griechische Laterna, die im 19. Jahrhundert und bis Anfang des 20. Jahrhunderts von Yiftoi (Roma-Musikern) gespielt wurde. Die Yiftoi schlugen zur Begleitung die Rahmentrommel mit Schellenkranz Daira. Die Alleinunterhalter mit Laterna traten besonders in den Hafenstädten der Levante auf Marktplätzen auf, manchmal in Begleitung von Frau oder Tochter, die als Tänzerin agierten, oder sie führten einen Tanzbären mit sich.

In Frankreich heißt das Musikinstrument Orgue de Barbarie, was auf den ersten bekannten Hersteller zurückgeführt wird: der Italiener G. Barberi aus Modest führte diese kleine transportable Orgel 1702 erstmals vor (Quelle: wikipedia)

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Dieses ganz spezielle Drehorgel-Album umfasst sage und schreibe 32 Kompositionen, die wir auf der Drehorgel hören.

Und die meisten stammen von Lotar Olias …  und dieser Name weckt eigentlich keine sonderlich guten Erinnerungen:

Lotar Olias (* 23. Dezember 1913 in Königsberg in Preußen; † 21. Oktober 1990 in Hamburg) war ein deutscher Komponist und Textdichter der 1920er bis 1960er Jahre, der oft in Partnerschaft mit den Textdichtern Peter Moesser, Günter Loose sowie Fritz Graßhoff zusammenarbeitete.

Olias besuchte das Klindworth-Scharwenka-Konservatorium in Berlin, wo Moritz Mayer-Mahr und Institutsleiter Robitschek seine Lehrer waren. Bereits zu dieser Zeit komponierte er Chansons für Sänger wie Max Hansen und Lucienne Boyer. Er verfasste dann Revuen für den Berliner Wintergarten und Hamburgs Planten un Blomen. 1937 schrieb er für einige Kurzfilme seine ersten Filmmusiken.

Olias01Olias war seit dem 21. November 1932 Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer 1.478.935) und wurde NSDAP-Kulturwart der Ortsgruppe Wartburgplatz in Berlin. Für die nationalsozialistischen Machthaber schrieb er in den 1930er Jahren mehrere Titel nationalsozialistischen Inhalts. Hierzu gehören unter anderem der SA-Totenmarsch, Braun und grau und der Amtswaltermarsch (Textauszug hieraus: „Gott segne unser’n Führer und das Werk seiner Tat. Daß er uns allzeit schütze vor Juda und Verrat.“). Trotzdem gehörte Olias nicht zu den Haus- und Hofkomponisten der NS-Führung. Im Zweiten Weltkrieg war Olias Leiter des Fronttheaters Der Knobelbecher. 1941 komponierte er zwei Durchhaltelieder: Wann ist Frieden in Berlin und Einmal geht der große Krieg zu Ende, die auf Schallplatte eingespielt wurden und in denen er den Gesangspart übernahm.

1939 kehrte Olias nach Hamburg zurück. Nach Kriegsende beteiligte er sich 1945 an der Gründung des Hamburger literarischen Kabaretts „Bonbonnière“, für das er komponierte und textete. Da er keine größeren Aufträge erhielt, musste er sich jahrelang zusätzlich mit Rummelplatz-Jobs, als Musiker auf Hochzeiten und als Modenschau-Präsentator über Wasser halten.

1949 gelang ihm dann der Durchbruch zum gefragten Schlager- und Filmmusikkomponisten. Er schrieb neben Schlagern und Musicals Filmmusiken zu über 40 Filmen der 1950er und 1960er Jahre. Besonders die von Freddy Quinn gesungenen Titel wurden zu großen Publikumserfolgen und gelten heute als Evergreens. Olias komponierte bis 1964 auch regelmäßig die Musik zu den Filmen, in denen Quinn als Hauptdarsteller zu sehen war. Mit So geht das jede Nacht trat Freddy Quinn beim Grand Prix Eurovision de la Chanson 1956 in Lausanne an.

Lotar Olias erhielt 1987 als Auszeichnung den Paul-Lincke-Ring. 1990 starb er an den Folgen von schweren Durchblutungsstörungen. Olias ruht auf dem Friedhof Ohlsdorf. (Quelle: wikipedia)

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Louis Armstrong, Lotar Olias + Freddy Quinn

Na ja, und dann ist da noch ein gewisser Giovannni Bacigalupo:

Bacigalupo ist eine Familiendynastie von Drehorgelbauern in Berlin. Mit dem Namen verbindet man die inzwischen wertvollen alten Drehorgeln, die von unterschiedlichen Mitgliedern der Familie Bacigalupo und weiteren Mitarbeitern im Zeitraum von 1879 bis 1975 in Berlin gebaut wurden.

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Gedenktafel am Haus, Schönhauser Allee 74a, in Berlin-Prenzlauer Berg

Im Zeitraum von 1879 bis 1975 gab es mehrere Werkstätten, in der mindestens ein Familienmitglied Drehorgeln baute. Giovanni Battista Bacigalupo (* 25. Juli 1889, † 10. Juli 1978 in Berlin) gilt als der Begründer der Familiendynastie im Drehorgelbau. Zu der Drehorgel gehörte die bestiftete Walze als Träger der Musik. Um 1920 hat die Firma Bacigalupo Söhne in einem geringen Umfang größere Straßendrehorgeln mit Lochbändern gefertigt. In der fast hundertjährigen Geschichte dominierten diese Orgeln, und so nannte man eine Bacigalupodrehorgel einfach eine Bacigalupo bzw. eine Baci.

In folgenden Firmen waren ein oder mehrere Personen namens Bacigalupo vertreten:

Frati & Co (Co = Giovanni Battista Bacigalupo)
Cocchi Bacigalupo & Graffigna
G. Bacigalupo (drei unterschiedliche Firmennamen der Familie Bacigalupo)
Bacigalupo Söhne (Ende der Firma unbekannt)

In der Regel fertigten die Drehorgelbauer Instrumente für Bettler, die mit ihren Drehorgeln über die Hinterhöfe von Berlin zogen, um so ihr Geld zu verdienen. Auch die Bacigalupos stellten ihre Instrumente überwiegend für diesen Personenkreis her. Da die Walzendrehorgel nur acht unterschiedliche Lieder spielen konnte, wurden diese gelegentlich für wenig Geld ausgetauscht und durch neue aktuelle Musik ersetzt. (Quelle: wikipedia)

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Das nenn´ ich ne Familien-Dynastie …

Nun … natürlich wecken solche „olle Kamellen“ Kindheitserinnerungen wach. Und noch heute, setze ich micg an einem sonnigen Tag mit einem Eis auf die bank und lauschen diesen Klängen, z.B. auf der Auer Dult in München.

Überraschend für ein Album eines Bilig-Laels sind die ausführlichen und kenntnisreichen Begleittexte.

Ich empfehle dieses Album in homöpathischer Dosis zu genügen … denn nach 32 Lieder im Tingel-Tangel Jahresmarktsmodus am Stück ist man ganz schön meschugge im Kopf …

Drehorgel

Besetzung:
Unbekannter Drehorgel-Spieler

Booklet1

Titel:
01. So ein Tag, so wunderschön wie heute (Olias) 2.12
02. Das gibt’s nur auf der Reeperbahn bei Nacht (Olias) 1.26
03. Unter fremden Sternen (Olias) 2.467
04. You You You (Olias) 1.58
05. Heimweh nach St. Pauli (Olias) 3.40
06. Abschied vom Meer (Olias) 1.28
07. Die Gitarre und das Meer (Olias) 2.13
08. Irgendwann gibt’s ein Wiedersehn (Olias) 2.10
09. Junge, komm bald wieder (Olias) 1.41
10. Auch Matrosen haben eine Heimat (Olias) 2.10
11. La Guitarra Brasiliana (Olias) 2.06
12. Wie schön, dass du wieder zu Hause bist (Olias) 2.06
13. Rosalie (Es war kein reicher Mann) (Olias) 2.36
14. Wolken, Wind und Wogen (Olias) 2.33
15. Seemann, weit bist du Gefahren (Olias) 2.17
16. La Paloma /Yradier) 2.21
17. Pst, pst; hinter ihnen steht einer (Olias) 2.30
18. Dann spielt die Dixi-Band (Olias) 1.34
19. Misossoppi-Lilli (Olias) 3.07
20. Blue Mirage (Olias) 3.13
21. Happy Waltz (Olias) 3.06
22. Wunderschöne Carmen (Olias) 2.22
23. Die Stimme der Heimat (Olias) 2.27
24. Ja, ja in Spanien (Olias) 2.32
25. Machen sie doch bitte kein so böses Gesicht (Olias) 2.07
26. Du bist die Liebe (Olias) 3.16
27. Ich war nur ein Mädchen vom Hafen (Olias) 3.00
28. Tango Paradox (Olias) 1.57
29. Die Welt ist doch für alle da (Olias) 3.04
30. Ich soll dich grüssen von Berlin (Olias) 2.16
31. Mr. Moneymaker (Olias) 1.58
32. Heut ist ein Feiertag für mich (Olias) 3.06

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