Verschiedene Interpreten – Peter And The Wolf (Peter und der Wolf) (1975)

FrontCover1Ein wirklich spannendes Projekt, ausgeheckt haben es Jack Lancaster und Robin Lumley:

Lancaster und Lumley hatten bereits Ende der 60er gemeinsam an Musik zu Kurzfilmen der Rank Organization gearbeitet, und beide sind erstmals auf dem Titel-Song des 1974er Debüt-Albums First Starring Role von Lancasters damaligen Bandkollegen bei der Mick Abrahams Band, Bob Sargeant, zu hören. Zu dieser Zeit hatte sich mit den beiden eine Live-Jam-Band namens Karass formiert, der neben Drummer Chick Webb auch ihr gemeinsamer Basser-Freund Percy Jones und der Atomic Rooster-Gitarrist John Goodsall angehörten. Der Kreis erweiterte sich durch variierende Musiker-Gäste bei Live-Gigs und irgendwann verlagerte man diese Jams auch in die Island Studios, wo sich schließlich im Laufe des Jahres die sechsköpfige Urbesetzung von dem, was später Brand X werden sollte, herauskristallisierte – allerdings ohne Lancaster. Und nachdem zum Jahreswechsel Phil Collins als neuer Drummer in das Kollektiv eingestiegen war und noch im Winter erste Aufnahmen gemacht wurden, kam es durch Collins‘ Verpflichtungen bei Genesis im Frühjahr 1975 zu einer Zwangspause, welche Lancaster und Lumley nutzten, um ihre Songwriter-Partnerschaft zu vertiefen.

Produzent Dennis Mackay und Jack Lancaster in den Trident Studios 1975:
Dennis Mackay & Jack Lancaster

Ursprünglich als Jazz-Adaption für einen Animations-Film geplant, der aber aus finanziellen Gründen nicht zustande kam, versuchten die beiden das sozusagen erste „Kindermusical“ Peter And The Wolf des russischen Komponisten Sergei Prokofiev von 1936 nun als reine Audio-Fassung in jazzrockigem Gewand umzusetzen und hatten die Idee, dafür einen Rekord an musikalischen Gast-Musikern aufzustellen, die verschiedene Rollen des Stücks musikalisch interpretieren sollten. Neben bereits befreundeten Musikern, wie der Brand X-Rhythmusgruppe Goodsall/Jones/Collins, Bob Sargeant oder Bill Bruford, konnte man auch jede Menge neuer Gesichter für das Projekt begeistern, wie z.B. den damaligen Thin Lizzy-Gitarristen The Soul Searchers – Scaramouche/Head StandGary Moore.

Und noch bevor Peter And the Wolf konkretere Formen annahm, starteten Lancaster und Lumley mit Moore ein Ableger-Projekt namens The Soul Searchers. Mit dem späteren Brand X-Produzenten Dennis Mackay nahm man für eine Single-Veröffentlichung bei EMI die beiden Lumley/Lancaster-Kompositionen Scaramouche und Head Start auf – mit Goodsall an der zweiten Gitarre, Jones am Bass und Bill Bruford am Schlagzeug.

Hüllentext

Nach einer stilistischen Neuausrichtung mit Eddie Howell – The Eddie Howell Gramohone Recordpersonellen Konsequenzen bei Brand X, arbeiteten die übrig gebliebenen Mitglieder Goodsall, Jones, Lumley und Collins zunächst gemeinsam mit Lancaster im Juni und Juli als Backing Band für eine Produktion des Singer/Songwriters Eddie Howell, dessen Album The Eddie Howell Gramophon Record von Lumley und Mackay produziert wurde.

Produzent Dennis Mackay und Jack Lancaster in den Trident Studios 1975

LPBooklet01A

Es folgte für das Kollektiv die ausstehende Aufnahme in den Londoner Trident Studios für Jack Lancaster & Robin Lumleys Peter And The Wolf-Mammut-Projekt, für welches der Chef von RSO Records, Chris Youle, zu begeistern war. Produziert wurde von den beiden selbst und Dennis Mackay. Die Musik stammt komplett von Lancaster und Lumley, wobei man einige der prominenten Leitmotive von Prokofievs Original verarbeitete. Und als „roten Faden“ hatte man den umtriebigen Viv Stanshall als Erzähler verpflichten können. (genesis-fanclub.de)

Illustration02

Tja und bei uns in Deutschland gab es dann diese „deutsch gesperochene Version“ mit Wilken F. Dincklage als Sprecher (bekannter wurde er bei uns mit seinem Künstlernahmern „Willem“). Und genau deshalb gibt es dann dieses durch und durch britische Album in diesem Blog.

Ja, dies ist hervorragendes Progressive-Jazz-Rock Album aus der Mitte der 1970er Jahre. Auch die LP-Verpackung ist atemberaubend, mit kompletter Storyline und Innenheft. Ich muss noch hinzufügen, dass die Erzählung von Wilken F. Dincklage perfekt ist und so eine wunderbare Ergänzung ist zu dieser spritzigen Version des Klassikers Sergei Prokofjew aus dem Jahre 1936, vorgetragen  von einem Haufen einen Hauch großartiger Rockmusiker. Sie hat Humor, eine großartige Erzählung und ist musikalisch sehr, sehr raffiniert. Das Schlagzeugspiel von Collins und dem verstorbenen Cozy Powell ist bemerkenswert. Die Gitarrenarbeit von Chris Spedding und Alvin Lee ist wirklich ein Genuss. Die Musik, die den verschiedenen Szenen zugeordnet ist, ist gut und genau. Man höre sich nur den „Katzentanz“ und Wilken F. Dincklage zufriedenes Rülpsen bei „Katze und Ente“ an. Dieses Werk ist ein echter Schatz.  (Chris S.)

MC2A

Ganz so euphortisch bin ich nun nicht, aber es ist wirklich ein bemerkenswertes Konzeptalbum mit viel einfallsreichen und zuweilen auch überaschenden Klängen, eingespielt von wahrlich renommierten britischen Jazz- und Rockmusikern (man lese sich da mals die Besetzungsliste durch !)

LPBackCover1

Besetzung:
Gary Brooker (synthesizer bei 02., 03.)
Bill Bruford (drums bei 13.)
Phil Collins (drums bei 02., 05., 06., 08., 10., 11.,13., 14. + 16. percussion on 12., vibraphone bei 02.)
Eno (synthesizer bei 08., 10. + 12.)
Bernie Frost (vocals bei 14.)
John Goodsall (guitar bei 02., 05., 06., 10., 11.
Stephane Grappelli (violin bei 04., 07. + 10.)
Pete Haywood (steel guitar bei 01., 02.)
Jon Hiseman (drums bei 13.)
Percy Jones (bass bei 01., 02., 05., 06., 08., 10., 11. + 16.)
Jack Lancaster (lyricon bei 01.,06., 12. – 14. + 16.  saxophone bei 01., 06., 14. + 16., violin bei 10., flute bei 13., clarinet bei 16.)
Alvin Lee (guitar bei 04. + 16.)
Henry Lowther (violin bei 05., trumpet bei 13.)
Robin Lumley (piano bei 01., 02., 06., 08.,10.,12., 14. + 16., synthesizer bei 01., 08., 10., 11.,12., strings bei 02., clarinet bei 05.)
Manfred Mann (synthesizer bei 02.)
Dave Marquee (bass bei 04., 07.
Erika Michailenko (chimes bei 01., 02.)
Gary Moore (guitar bei 01. – 03., 05., 11., 14. – 16.)
Cozy Powell (drums bei 01., 13.)
Andy Pyle (bass bei 02., 14.)
Chris Spedding (guitar bei 08.)
Julie Tippett (vocals bei 01. + 16.)
Keith Tippett (piano bei 02.)
+

English Chorale (vocals bei 09.)
+
background vocals bei 16.:
Bernie Frost – Bob Sargeant – Erika Michailenko

LPBooklet03A

Titel:
01. Introduction / Peter’s Theme 3.10
02. Bird And Peter / Duck Theme / Pond 2.21
03. Duck And Bird 1.56
04. Cat Dance 2.47
05. Cat And Duck 1.38
06. Grandfather 3.01
07. Cat 0.36
08. Wolf / Wolf And Duck 4.31
09. Threnody For A Duck 1.43
10. Wolf Stalks / Cat In Tree 1.21
11. Peter’s Chase 1.21
12. Capture Of Wolf 2.56
13. Hunters 0.53
14. Rock And Roll Celebration 2.24
15. Duck Escape 0.56
16. Final Theme 4.41

Musik: Sergei Prokofiev – Jack Lancaster – Robin Lumley
Texte: unbekannt

LabelB1

*
**

Illustration01

Wilken F. Dincklage

Großes Sinfonie-Orchester des Rundfunks der UdSSR – Aschenbrödel (Prokofjew) (1985)

FrontCover1Also, ich bin nun wahrlich kein Freund von Ballett-Vorführungen (im Gegensatz zu meiner geschätzten Frau Gemahlin), aber hier ist schon ein besonderer Leckerbissen aus dem Hause Eterna:

Aschenbrödel (oder auch: Cinderella) ist ein abendfüllendes Ballett in drei Akten mit der Musik von Sergei Prokofjew nach einem Libretto von Nikolai Wolkow; die Uraufführung fand am 21. November 1945 in der Choreographie Rostislaw Sacharows am Bolschoi-Theater in Moskau statt.

Das Ballett folgt in seinen wesentlichen Grundzügen dem Märchen Aschenputtel, wie es in den Kinder- und Hausmärchen von den Brüdern Grimm aufgezeichnet wurde.

Zusammen mit dem Librettisten Nikolai Wolkow begann Prokofjew im Winter 1940 mit der Skizzierung des Ballettes. Bereits im Sommer 1941 waren die ersten beiden Akte im Umriss fertig. Vom Krieg unterbrochen, wurde die Arbeit an Cinderella 1943 wieder aufgenommen und 1944 abgeschlossen. Kriegsbedingt konnte das Ballett nicht, wie ursprünglich vorgesehen, am Kirow-Theater in Leningrad, dem heutigen Mariinski-Theater, St. Petersburg, uraufgeführt werden.

Im westlichen Ausland wurde das Ballett am 23. Dezember 1948 in London zum ersten Mal vom Sadler’s Wells Ballet, dem heutigen Royal Ballet, am Covent Garden Opera House in einer Inszenierung von Frederick Ashton gegeben. Die Aufführung mit Moira Shearer in der Titelrolle wurde ein fulminanter Erfolg. Der Siegeszug des Balletts dauert bis heute an. Zusammen mit Romeo und Julia gehört Cinderella zu Prokofjews beliebtesten Ballettkompositionen. Bedeutende Neuinszenierungen wurden u.a. von Tom Schilling (1968), Valery Panov (1977) und John Neumeier (1992) geschaffen.

SergeiProkofjew

Sergei Prokofjew

Cinderella folgt in seinem Aufbau der Tradition des klassischen Handlungsballetts (Charaktertänze, Ensembletänze, Soli und Pas de deux der Protagonisten). Prokofjews humorvoll-skurrile, rhythmisch-pointierte Musik trifft den Märchenton der Vorlage vorzüglich und bietet den Tänzern wirkungsvolle, virtuose Darstellungsmöglichkeiten. Als Kuriosität ist auf Nummer 35 im 2. Akt hinzuweisen (Tanz der Stiefschwestern mit den Orangen), in der Prokofjew den berühmten Marsch aus seiner Oper „Die Liebe zu drei Orangen“ zitiert.

Szenenfolge: 1. Akt: Im Haus von Cinderellas Vater (19 Nummern) 2. Akt: Großer Festsaal im Schloss des Prinzen: Der Ball (19 Nummern) 3. Akt: Die Suche nach Cinderella (1. Bild) (6 Nummern); Der Prinz findet Cinderella (2. Bild) (6 Nummern)

Für den Konzertgebrauch stellte Prokofjew drei Orchestersuiten (Opp. 107 – 109) zusammen, die jedoch nicht die Popularität der Suiten nach Romeo und Julia erreichten. (Quelle: wikipedia)

Gennadi Nikolajewitsch Roschdestwenski

Gennadi Nikolajewitsch Roschdestwenski

Und bei dieser Eterna LP handelt es sich um eine „Lizenzübernahme von Melodia Moskau – UdSSR“. Dirigent des Sinfonie-Orchester des Rundfunks der UdSSR war Gennadi Nikolajewitsch Roschdestwenski, über den wikipedia zu berichten weiß: „Gennadi Roschdestwenski gilt als einer der bedeutendsten Interpreten russischer und zeitgenössischer sowjetischer Musik.“

Das kann ich wiedermal nicht beurteilen, aber diese Aufnahme ist für mich schlicht und ergreifend ein Leckerbissen. Und vielleicht sollte ich doch mal zu so einer Ballett-Aufführung gehen … ich kann ja die Augen geschlossen halten und der Musik lauschen …

BallettSzene.jpg

Ballett-Szene aus Aschenbrödel

Besetzung:
Großes Sinfonieorchester des Rundfunks der UdSSR unter der Leitung von Gennadi Nikolajewitsch Roschdestwenski

BackCover1Titel:
01. Aschenputtel (Teil 1) (19.39)
01.1. Introduktion
01.2  Solovariation der Frühlingsfee
01.3. Solovariation der Sommerfee
01.4. Tanz der Grashüpfer und Libellen
01.5. Solovariation der Herbstfee
01.6. Solovariation der Winterfee
01.7. Mazurka und Auftritt de Prinzen
01.8. Aschenbrödels Ankunft auf dem Ball
01.9. Großer Walzer
02. Aschenbrödel (Teil 2) (22.41)
02.1. Duett der Schwestern mit den Orangen
02.2. Walzer-Finale und Mitternachtsstunde
022.3. Der Prinz und der Schuhmacher
02.4. Erster Galopp des Prinzen
02.5. Orientalische Tanzszene
02.6. Der Prinz findet Aschenbrödel
02.7. Langsamer Walzer und Liebesszene

 

LabelB1

*
**