Keine Frage: Hier ein Urgestein der deutschen Krautrock-Szene:
Guru Guru ist eine deutsche Krautrockband. Sie gilt als bedeutender Vertreter des Genres in den 1970er Jahren.
Die Band wurde 1968 als „The Guru Guru Groove“ von dem Schlagzeuger Mani Neumeier, dem Bassisten Uli Trepte und dem Gitarristen Eddy Naegeli (im Dezember 1968 durch Herbert Sax und ab März 1969 durch Jim Kennedy ersetzt) gegründet. Schlagzeuger und Bassist kamen aus dem Free-Jazz-Umfeld. Neumeier hatte bereits gemeinsam mit Trepte über Jahre mit der Pianistin Irène Schweizer gearbeitet. 1968 spielte die Band elektrisch verstärkte, „spacig“ experimentelle (Rock-)Musik. Zu ihren Einflüssen gehörten damals Jimi Hendrix, Frank Zappa, The Who, The Rolling Stones und Pink Floyd.
Von 1968 bis 2014 gaben Guru Guru ca. 3.300 Konzerte in Europa, aber auch in Japan, USA oder Indien (Stand 12/2014) und wurden in Hunderten von Radiosendungen vorgestellt.
Guru Guru bezeichneten sich selbst nie als Krautrock-Band, obwohl sie zu dessen Protagonisten gerechnet werden. In ihrem Selbstverständnis zählen sie sich von jeher zum musikalischen Underground. Amon Düül, Can und Xhol Caravan gehörten zu ihren Freunden, mit denen sie Sessions machten. Auf Guru-Guru-LPs sind darüber hinaus Musiker von Kraan, Karthago und Cluster zu hören.
In den späten 1960ern und frühen 1970ern waren ihre Auftritte stark politisch geprägt. Sie veranstalteten Konzerte zusammen mit dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund, verlasen zwischen ihren Musikstücken politische Texte und spielten auch gelegentlich in Gefängnissen. Guru Guru zählten sich politisch zu den Unabhängigen. Ihre Liveshows galten (und gelten) als extravagant und anarchisch, die Besetzung der Band wechselte häufig, man lebte zeitweise kommunenartig in dem Dorf Langenthal und Finkenbach im Odenwald zusammen und experimentierte mit halluzinogenen Drogen (eines ihrer Stücke heißt bezeichnenderweise Der LSD-Marsch).
1977 wurde von Guru Guru und der Finkenbacher Feuerwehr das Finkenbach Festival in Finkenbach (Rothenberg) aus der Taufe gehoben, das bis in die Gegenwart (2015) jährlich fortgeführt wird.
Im gleichen Jahr wurde der Fernsehfilm Notwehr auf ZDF ausgestrahlt. Die 1976er Besetzung von Guru Guru übernahm die Rolle der Gruppe „Rattenfänger“, die sich in einem Dorf niederlässt, dort aber von den Einheimischen als Gammler abgelehnt wird. Von der Gage kaufte sich die Band später eine PA-Anlage, mit deren Hilfe sie ihre weiteren LPs produzierte. Hartmut Griesmayrs Film beruht auf einer wahren Geschichte: Mitte der 70er Jahre wurde in einem deutschen Dorf ein Roma erschossen; der Schütze wurde aufgrund seiner Behauptung, in Notwehr gehandelt zu haben, freigesprochen.
Die Zusammensetzung der Band veränderte sich im Laufe ihres Bestehens unzählige Male, was durch die zentrale Rolle von Mani Neumeier bedingt ist, der einst sinngemäß in einem Interview gesagt hatte, dass er nicht Schlagzeug spiele, sondern Orchester. In den frühen 1970er Jahren gehörte der Gitarrist Ax Genrich länger zur Stammbesetzung, Mitte der 70er stiegen der Gitarrist und Saxophonist Roland Schaeffer (Brainstorm), Yogi Karpenkiel (Kollektiv) und „Sepp“ Josef Jandrisits (Mashuun) ein.
Ende der 70er gehörten u. a. Dieter Bornschlegel (vormals Atlantis, nun Dein Schatten), Peter Kühmstedt, Ingo Bischof und Hellmut Hattler von Kraan zur Gruppe. Außerdem wichtig waren Butze Fischer († 2002; von Embryo) und Bruno Schaab (Night Sun).
In den 1980er Jahren wirkten unter anderem Hans Reffert (Flute and Voice, Zauberfinger), Lise Kraus, Peter Wolbrandt (Kraan), Uli Züfle, Chowmeier und Razem Rübel (Ravibeat) mit. Kurzzeitig waren Mitte der 80er auch Uli Krug und Erwin Ditzner Mitglieder der Band. Sie waren später Gründungsmitglieder der Mardi Gras.bb.
Luigi Archetti war in den 1990er Jahren an der Gitarre zu erleben. Seit 2005 ist Hans Reffert wieder mit dabei. Auf der Herbsttour 2008 wurde er von Jan Lindqvist vertreten.
Guru Guru, 1973:
Auf dem Album PSY (40 Jahre Guru Guru) vom Februar 2008 ist als Gastmusiker (neben Hellmut Hattler, Dieter Moebius, Luigi Archetti und Anderen) auch Jan Fride(-Wolbrandt) bei Guru Guru dabei. Neben den oben genannten spielten diverse andere Musiker aus den unterschiedlichsten Musikgenres mit der Gruppe, manchmal nur für kurze Zeit, ein oder zwei Konzerte oder eine Schallplatten- bzw. CD-Aufnahme.
Am 22. Februar 2016 verstarb der langjährige Gitarrist Hans Reffert im Alter von 69 Jahren.
Für den verstorbenen Gitarrist Hans Reffert kam im Frühjahr 2016 Jan Lindqvist in die Band und tourt seit dem mit Guru Guru durch Deutschland.
Guru Guru veröffentlichten bisher über vierzig Tonträger, die insgesamt mehr als fünfhunderttausend Mal verkauft wurden. Sie traten in Filmen und über einhundert Mal in Radio und Fernsehen auf (u.a. im Beat-Club). 1976 war Guru Guru die erste deutsche Band im WDR-Rockpalast. Im Jahr 2001 erschien eine Underground-Biographie mit dem Titel 33 Jahre High Times mit Guru Guru bei der Free Underground Press, Kuala Lumpur. (Quelle: wikipedia)
Hier ihr Debütalbum:
„Ufo“ war das Debut der Krautrocker Guru Guru. Kurz zuvor hatte sich der vormalige „Agitation Free“-Gitarrist Ax Genrich der 1968 als „Guru Guru Groove“ gegründeten Formation angeschlossen, was deren Musik von den anfänglichen Free Jazz Gefilden zum psychedelischen Krautrock führte.
Anders als auf folgenden Veröffentlichungen gibt man sich auf „Ufo“ noch ernst und bedeutungsschwanger: im Hüllentext ist davon die Rede, dass bald Ufos landen werden und die Menschheit sich auf die Begegnung mit höher entwickelten Gehirnen vorbereiten müsse.
Was den musikalischen Gehalt betrifft, kann eigentlich auf die Rezension zum Folgealbum „Hinten“ verwiesen werden: gitarrenorientierter, krautiger Psychedelic Rock ohne Keyboards. Die Gitarre sägt und jault auf „Ufo“ noch heftiger als auf späteren Alben. Titel wie „Stone In“ und „LSD-Marsch“ verraten einiges darüber, wie die Musik zustande gekommen ist. Texte gibt es keine, lediglich Urschreie wie „oh yeah“ werden hin und wieder ausgestoßen. Etwas aus dem Rahmen fällt das lange Titelstück, das völlig ohne Melodie oder Rhythmus gehalten ist und an die Free-Jazz-Ursprünge der Band erinnert. (Jochen Rindfrey)
Ob Guru Guru sich oder ihre erste LP „UFO“ 1970 wirklich so ernst nahmen bin ich mir nicht so sicher. Der kurze englische Text, auf den Jochen bezug nimmt („Soon the UFOs will land and mankind will meet much stronger brains and habits. Lets get ready for that.“) ist nämlich mit „P. Hinten“ unterschrieben.
Wie auch immer, einen recht abenteuerlichen Krach setzen Guru Guru hier den Hörern vor. Cream auf dem Acid-Trip? „Stoned Musik“ sei das gewesen, so Uli Trepte später. Und Neumeier: „Wir wollten die Zuschauer antörnen, auf ihren eigenen Trip bringen, so dass sie ihre Hemmungen verlieren“. Nun, eine gewisse hypnotische Ausstrahlung hat diese Musik. Die meist recht langen Stücke (die drei Nummern der ersten LP-Seite gehen ineinander über) sind recht monoton und repetitiv und unter Zuhilfenahme der richtigen bewusstseinserweiternden Substanzen wird das wohl geklappt haben mit dem Trip. Trotzdem ist diese Musik kein simples, dilletantisches Drogen-Geschrammel. Gerade Neumeiers Schlagzeugarbeit ist erstklassig und auch das was Ax Genrich mit seiner E-Gitarre anstellt kann beeindrucken.
Im Vergleich zur Nachfolgescheibe „Hinten“ wirkt das Ganze allerdings noch recht roh und unfertig. Es gibt auf „UFO“ weniger Abwechslung und das Zusammenspiel der drei Akteure sollte erst auf der zweiten LP perfektioniert werden. Auch ist „Hinten“ klangtechnisch um einiges besser produziert. Die letzen beiden Stücke (die ursprüngliche zweite LP-Seite) sind zudem wirklich schwer zu verdauen. Das Titelstück lärmt über 10 Minuten strukturlos dahin – auch wenn das Stück ein paar wirklich grandiose Momente hat, ist es doch einfach zu lang – und der „LSD-Marsch“ scheint wirklich unter dem Einfluss desselben aufgenommen worden zu sein. Beeindruckendes und Nerviges liegen auf dieser Platte nah beieinander. Wer sich für die Anfänge des Krautrock im allgemeinen und die frühen Guru Guru im besonderen interessiert, der wird um „Hinten“ nicht herumkommen. Mit „UFO“ kann man dann bei Gefallen nachlegen. (Achim Breiling)
Ich würd mal sagen: Ziemlich crazy, aber so waren sie halt.
Besetzung:
Ax Genrich (guitar, effects)
Mani Neumeier (drums, vocals, electronics)
Uli Trepte (bass, electronics)
Titel:
01. Stone In 5.43
02. Girl Call 6.21
03. Next Time See You At The Dalai Lhama 5.59
04. UFO 10.25
05. Der LSD-Marsch 8.29
Musik:
Ax Genrich – Mani Neumeier – Uli Trepte
Diese Fotos entstanden bei einem öffentlichen Faschingsfest in
München (Königsplatz) im Jahre 1971.
Es sind meine ersten Fotos, die ich in Sachen Rockmusik gemacht habe.
50 Jahre später erblicken sie hier erstmalig das Licht der Öffentlichkeit.