Werner Krauss – Verteidigungsrede des Sokrates (1955 – 1959)

FrontCover1Heute würde man Hörbuch dazu sagen, damals hatte die Telefunken eine Serie namens „Wort und Stimme“ und im Rahmen diese Serie erschien 1959 eine Wiederveröffentlichung einer Aufnahme aus dem Jahr 1956. Anlass dafür war ganz sicher die Tatsache, dass der Schauspieler Werner Krauss in diesem Jahr und um genauer zu sein, am 20. 10.1959 verstorben war.

Hier trägt er die „Verteidungsrede des Sokrates“ vor,

Die Apologie des Sokrates (griechisch Ἀπολογία Σωκράτους Apología Sōkrátous) ist ein Werk des antiken Philosophen Platon. Es handelt sich um eine literarische Gestaltung der Verteidigungsrede (Apologie), die Platons Lehrer Sokrates vor dem athenischen Volksgericht hielt, als er im Jahr 399 v. Chr. wegen Asebie (Gottlosigkeit) und Verführung der Jugend angeklagt war. Angefügt sind seine Stellungnahmen zum Strafmaß und zum Ausgang des Verfahrens. Die Apologie besteht somit aus drei aneinandergereihten Reden, die der Angeklagte nach dieser Darstellung am selben Tag in verschiedenen Phasen des Gerichtsverfahrens hielt. Seine Argumentation beeindruckte die Mehrheit der Richter nicht, sie konnte das Todesurteil nicht verhindern.

Stark umstritten ist in der modernen Forschung die Frage, inwieweit Platons Apologie trotz ihres literarischen, fiktionalen Charakters auch eine zumindest teilweise verlässliche Quelle darstellt, deren historischer Kern brauchbare Informationen über den Prozess liefert. Strittig ist auch, inwieweit sie einen zutreffenden Eindruck von den Motiven und Überzeugungen des historischen Sokrates vermittelt. Die Diskussion dieser Thematik ist Teil der allgemeinen Debatte darüber, mit welcher Zuverlässigkeit das Leben und die Philosophie des historischen Sokrates aus den überlieferten Berichten rekonstruiert werden können. (Quelle: wikipedia)

AnfangDerApologie

Der Anfang der Apologie in der ältesten erhaltenen mittelalterlichen Handschrift,
dem 895 geschriebenen Codex Clarkianus

Unabhängig von den weiterhin offenen Fragen zur Geschichtlichkeit gilt die Apologie als das bedeutendste Werk aus der Frühzeit der klassischen griechischen Philosophie. Sie beschreibt und begründet die Haltung eines gesetzestreuen Bürgers, der schuldlos in einen tragischen Konflikt mit der Justiz geraten ist und dabei unerschütterlich an seinen Grundsätzen festhält. Die Konsequenz und Furchtlosigkeit von Platons Sokrates-Gestalt hat die Nachwelt tief beeindruckt. Das Auftreten des Sokrates vor Gericht wurde zum klassischen Muster für die praktische Umsetzung philosophischer Einsicht in einer Krisensituation. Auch als literarische Schöpfung wird die Apologie sehr geschätzt, sie zählt zur Weltliteratur.

WernerKraussKeine Frage: Werner Krauss war ein bedeutender deutscher Schauspieler. Und zugleich war seine Rolle im III. Reich eine sehr unrühmliche. Es passt zu unserer Nachkriegsgeschichte, dass er dennoch und zwar bereits im Jahr 1954 das Bundesverdienstkreuz überreicht bekam.

Ein paar Schlaglichter über die Haltung dieses Künstlers, die man nur als unverantwortlich bezeichnen kann:

„Als Krauß die Rolle in Jud Süß annahm, fragte ihn der Regisseur Wolfgang Liebeneiner: „Werner, warum machst du das?“ „Weißt du, wie viele Juden ich in diesem Film spiele? Fünf! Und jeden anders“, gab Krauß zur Antwort. „Aber weißt du nicht, welchen Schaden du damit anrichtest?“ „Das geht mich nichts an – ich bin Schauspieler!“

Und so urteilten Kollegen:

Gad Granach, der Sohn von Alexander Granach (ebenfalls ein Schaupieler dieser Zeit), schrieb: „Werner Krauß war zwar kein Nazi, aber immer schon ein wütender Antisemit gewesen (…) Den Shylock konnte ein Schauspieler so spielen, daß die Leute ergriffen waren, er konnte ihn aber auch so spielen wie Werner Krauß. Bei ihm sind die Leute jeden Abend als Antisemiten aus dem Theater gegangen.“

Fritz Kortner urteilte: „Ein Nazi und ein Schweinehund – aber ein großer Schauspieler.“

Hans Söhnker sagte über Werner Krauß: „Über den einsamen Rang des Künstlers Krauß gibt es keine Diskussion. Nur an dem Menschen scheiden sich die Geister.“

Und von daher wieder mal so ein Beitrag in diesem blog, der bei mir ein mehr als schales Gefühl hinterläßt.

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Besetzung:
Werner Krauss (Sprecher)

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Originalcover aus dem Jahr 1955

Titel:
01. Verteidungsrede des Sokrates 26.51
02. Schlußwort des Sokrates nach dem Todesurteil 13.01

Text: Platon in der Bearbeitung von Mathias Wieman

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