Verschiedene Interpreten – Glasl vor´m Aug´(Vienna Midnight Cabaret) (1957)

FrontCover1Und jetzt ein wahres Schmankerl aus den der Wiener Kabarett-Szene der 50er Jahre … ein Schmankerl, das sich gewaschen hat … ob der Hinterfotzigkeit der Texte.

Rafael Wagner über diese Jahres des Kabaretts in Wien:

„Nach dem Zweiten Weltkrieg nimmt der musikalische Anteil eine noch nie da gewesene Qualität
an.
Zeitgleich mit den neuen Aufnahme-und Verbreitungsmöglichkeiten der Medien –Schallplatten und Fernsehsendungen –erreicht das Kabarett ungeahnte Erfolge und eine Verbreitung, wie es sie noch nie in diesem Genre gegeben hat (Hilscher 2003, S. 928-929).

In den 1950er Jahren, die auch als die Goldene Zeit des Kabaretts bezeichnet wird, sind diese Erfolge zum großen Teil einer Gruppe zuzuschreiben, welche bis heute das  Namenlose Ensemble genannt wird. Neben anderen, sich abwechselnden Teilnehmern sind berühmte 3 Kabarettisten wie Helmut Qualtinger und Carl Merz ein fixer Bestandteil diese Gruppierung.

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Bronner spielt Klavier, Peter Wehle steht daneben

Mit ihren Liedinterpretationen, Sketches und Conférencen gestalten sie Erfolgsprogramme wie Glasl vor’m Aug (1957), Spiegel vor’m Gesicht(1958) oder  Dachl über’m Kopf (1959) erheblich mit. Zuständig für die Musik sind jedoch zum größten Teil Gerhard Bronner, Peter Wehle und Georg Kreisler, die eine Vielzahl an Kabarettliedern schreiben, welche sich teils sogar weit über den Kabarettbühnenrand hinaus verbreiten und sich – auf Schallplatte gepresst – bis über hunderttausend Mal verkaufen (Bronner
1995, S.21).

Auch wenn für das Kabarett –  oder nach dessen Theorie – unter anderem eine gewisse Aktualität obligatorisch ist und ihm deswegen der Hang zur Kurzlebigkeit zugeschrieben wird, gelten die oben genannten auch heute noch als DIE österreichischen Musikkabarettisten schlechthin. Mit ihren Tätigkeiten als Liederschreiber, Barbesitzer oder Radiosendungsgestalter haben sie sogar einen maßgeblichen Einfluss auf die österreichische Popularmusik – Szene.

HelmutQualtingerSingle1957

Helmut Qualtinger Single „Weil mir so fad is“ (1957)

„Das Gift Georg Kreislers […] und die intelligente jüdische Weiterführung der Tradition durch Bronner und Wehle boten Ventile. Und es entstand, was als Austropop später kurze Zeit europäische Bedeutung erhalten sollte“ (Flotzinger/Gruber 1995, S.255)

Bronner und Wehle pflegen eine lange und produktive Freundschaft über viele
Jahre, in denen sie als Duo tausende (sic!) von Liedern komponieren, Welttourneen
bestreiten und im Fernsehen und im Radio tätig sind. Auch wenn der dritte der oben
erwähnten grundsätzlich in den selben Tätigkeitsbereichen zur selben Zeit vergleichbar eifrig und erfolgreich ist, unterscheiden sich jedoch Wertvorstellung und Anspruch zu sehr, was die Zusammenarbeit dieser drei Künstler nur eine von kurzer Dauer werden lässt. Kurz NACHDEM diese begann und kurz BEVOR sie wieder endete, wird jedoch zusammen eine zweiteilige Schallplattenreihe aufgenommen, in der alle drei Musikkabarettisten einen Teil ihrer damaligen, eigens komponierten Kabarettlieder zusammenfassen:

Vienna Midnight Cabaret(1957) und Vienna Midnight Cabaret II (1958).
So unterschiedlich oder parallel ihre Lebenswege bis zu und nach diesen Aufnahmen
auch gewesen sein mögen: Hier wurde ein (=sechs) Stück Zeit – und  Musikkabarettgeschichte festgehalten, in denen drei der bedeutendsten Kabarettisten und Kabarettliederschreiber der späten 1950 Jahre ihr Werk in Form von insgesamt 50 Liedern präsentieren.  (aus der Diplomarbeit „Musik und Humor – Bronner + Kreissler – Wehle“, 2013)

Kreissler&Co

Georg Kreisler, Carl Merz, Gerhard Bronner und Helmut Qualtinger

Dringendste Hörempfehlug meinerseits: Bitterböse Texte z.B. über die heilige Kuh „Auto“ über die Nacktposen von manchen Frauen auf den Herrenmagazines …

Und es fällt auf, dass die mitwirkende weibliche Künstlerin, Louise Martini sowas von keck zu Werke gehen … ein Genuss !

Und auch musikalisch hat man sich jede Menge einfallen lassen …

Wie gesagt: wahres Schmankerl aus den der Wiener Kabarett-Szene der 50er Jahre !

Louise Martini

Louise Martini

Besetzung:

Gerhard Bronner – Georg Kreisler – Martini – Carl Merz – Helmut Qualtinger – Peter Wehle
+
Orchester des intimen Theaters, Wien unter der Leitung von Kurt Werner
+
Kurt Werner (piano bei 05. – 07.)

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Titel:
01. …Weil mir so fad is (Freizeit die ich meine) (Bronner) 5.35
02. Das becoverte Girl (Kreisler/Bronner) 11.21
03. Der Kreisverkehr (Perpetuum Automobile) (Bronner/Wehle) 6.08
04. Der dialektische Materialismus-Rock (Bronner) 3.14
05. Der Jedermann-Kollapso (Bronner) 2.54
06. Die alte Engelmacherin (Bronner) 5.01
07. Einen Juke will er sich machen (Die Musikbox) (Wehle) 5.47

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