Alexander Heilmeyer (Hrsg.) – München und Umgebung (1924)

titelIch liebe Reisebücher … und wann immer ich irgendwo hinfahre … bsorge ich mir schon Wochen vorher einen mir passend erscheinenden Reiseführer … nach dem Motto „Vorfreude ist die schönste Freude“.

Vor ca. einem 1/2 Jahr schlenderte ich mal durch Schwabing und entdeckte an einer Straßenecke so ne Kiste mit alten Büchern … und natürlich fing ich an zu wühlen und schwupp-di-wupp  ergatterte ich dieses alte Exemplar: Ein Reiseführer für München aus dem Jahr 1924.

Die Augenbrauen meiner Frau Gemahlin gingen in die Höhe, als ich dann dieses Exemplar einsteckte. Denn als Original Münchner Kindl konnte ich da nicht anders …

Und nun taucht es hier wieder auf … eine Reiseführer durch München und Umgebung und auf der Umgebungskarte heißt da der Starnberer See noch „Würmsee“ …

Erschienen ist das Buch im Knorr & Hirth-Verlag, München und natürlich folgt jetzt mal wieder Verlagsgeschichte aus deutschen Landen … eine Verlagsgeschichte, die wieder mal untrennbar mit der deutschen Geschiche verbunden ist:

Der Knorr & Hirth-Verlag war ein Münchner Verlag.

1862 erwarb Julius Knorr für 90.000 Gulden von Karl Robert Schurich die Münchner Neueste Nachrichten und verlegte sie ab 1875 im Knorr & Hirth-Verlag.

Ab 1911 war der Knorr & Hirth-Verlag Eigentum von Thomas Knorr († 1911), Georg Hirth († 1916) und Elise Hirth geb. Knorr († 1920). Nach dem Tod dieser Gesellschafter kam es 1920 durch die Erben zu einem Verkauf an zumeist schwerindustrielle Kreise unter Führung der Industriellenfamilie Haniel.

1925 erwarb der Knorr & Hirth-Verlag die Münchner Illustrierte Presse vom Richard Pflaum Verlag.

Im Aufsichtsrat von Knorr & Hirth saßen als Mitglieder der Ruhrlade Paul Reusch, Gutehoffnungshütte (GHH) in Oberhausen, Karl Haniel, Düsseldorf, und Ernst Brandi, Gelsenkirchener Bergwerks-AG.

vorstandssitzung

Vorstandssitzung mit den Delegierten der Gesellschafter, München 1922

Mitte der 1920er Jahre versuchte Alfred Hugenberg, zu dessen Imperium die München-Augsburger Abendzeitung gehörte, seine Aktienanteile beim Knorr & Hirth-Verlag auf ein dominierendes Maß zu erhöhen. In einem vor Gericht ausgetragenen Konflikt gelang es der GHH den Zugriff Hugenbergs abzuwehren. Entsprechend einer vom Bergbauverein vermittelten Einigung kaufte die GHH 1928 die Anteile von Hugenberg auf und verfügte nach einer Kapitalerhöhung 1930 über 52,52 % der Anteile, wofür sie 4.557.875 Reichsmark investiert hatte.

Im Juni 1930 starb der Geschäftsführer des Knorr & Hirth-Verlags Otto Pflaum und die Ruhrlade betraute das Aufsichtsratsmitglied Anton Betz mit der finanziellen Sanierung und der politischen Einflussnahme. Von 1930 bis 1932 konnten die Schulden des Knorr & Hirth-Verlag von 10 Mio. auf 2,8 Mio. Reichsmark gesenkt werden.

Heinrich Himmler, sein Schwager Richard Wendler, Leo Hausleiter sowie dessen Frau Charlotte Westermann (* 13. Oktober 1883 in Nürnberg; † 1954) fungierten nach dem Reichstagsbrand durch die Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat bei der Bayerischen Politischen Polizei. Unter dem Vorwand, es gäbe einen separatistischen Umsturzversuch, durchsuchten zur Hilfspolizei ernannte Mitglieder der Sturmabteilung am 23. März 1933 die Redaktionsräume des Verlages und verhafteten vier Mitarbeiter, darunter den Chefredakteur den MNN Fritz Büchner, den Ressortleiter Innenpolitik, Erwein von Aretin und Paul Nikolaus Cossmann, den Herausgeber der nationalistischen Süddeutschen Monatshefte. Der Vorstandskollege Paul Reusch bemühte sich bei Reichsführer SS Heinrich Himmler, Chef der bayerischen Politischen Polizei, und am folgenden Tag wurde auch Anton Betz unter Vorlage eines von Heinrich Himmler unterzeichneten „Schutzhaftbefehles“ festgenommen. Die Bemühungen der Nazis, dass gegen die verhafteten Verlagsbeschäftigten ein Strafprozessverfahren wegen Hochverrates eröffnet würde, scheiterten vor dem Reichsgericht in Leipzig. Sie wollten bei der Durchsuchung einen katholisch-monarchistisch und einen kommunistischen Verschwörerkreis aufgedeckt haben.

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Werbung aus dem Jahr 1935

Der Archivangestellte Leo Hausleiter und Paul Edmund von Hahn übernahmen im Auftrag der NSDAP die Verlagsleitung. Als eine Art politischer Kommissar fungierte Herr Wendler, ein Schwager Himmlers. Leo Hausleiter kündigte etwa 50 „politisch unzuverlässigen“ Mitarbeitern, darunter auch der Dichter Eugen Roth und konnte Giselher Wirsing auf den Posten des Ressortleiter für Innenpolitik hieven. Im Oktober 1935 wurde der Knorr & Hirth-Verlag vom Franz-Eher-Verlag erworben.

Der Franz-Eher-Verlag wurde durch Kontrollratsgesetz Nr. 2 vom 10. Oktober 1945 als eine Organisation der NSDAP verboten. Nach 1945 trat der Freistaat Bayern die Rechtsnachfolge des Eher-Verlages an, wodurch auch der Knorr & Hirth-Verlag an den Bayerischen Staat fiel.

1951 erwarb die Süddeutsche Zeitung die Immobilie und die Verlagsrechte für fünf Millionen DM. Der Buchverlag war ausgenommen. Er wurde 1952 in München neu gegründet und brachte Kunstbücher heraus. Inhaber des später nach Hannover übergesiedelten Verlags war 1955 Berthold Fricke. (Quelle: wikipedia)

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Das Verlagsgebäude am Färbergraben, 1867

Dieser Reiseführer konzentriert sich neben der Geschichte Münchens sehr stark auf das kulturelle München (unglaublich, wieviele Museen es damals schon gab), sowie auf den München im allgemeinen und besonderen. Schade, dass nicht die einzelenen Stadtteile vorgestellt wurden, mich hätte es schon interesiert, ob Harlaching (dort bin ich aufgewachsen) erwähnt worden wäre.

Aber mein Herz ging dann schon ein wenig auf, als man über die Umgebung Münchens (vom Würmtal bis zum Landkreis Starnberg) berichtet wird … denn im Laufe meines Lebens habe ich justament genau im Speckgürtel von München viele, viele Jahre verbracht.

Und dann am Ende des Buches (234 Seiten) gibt es dann seitenweise Werbung für Produkte, Geschäfte und Gaststätten …  wer sich für so einen alten Kram interessiert, kommt da voll auf seine Kosten.

Der Herausgeber dieses Buches, Alexander Heilmeyer (1872-1940) war – sofern ich das recht überblicke – ein Kunsthistoriker und Schriftsteller.

Und nun wird dieses Buch wieder weitergegeben … ich werde es einer alten Bekannten schenken, die aktuelle Reiseliteratur veröffentlicht …

Und meine Frau Gemahlin kann sich wieder entspannen.

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Na klar, das Hofbräuhaus

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Im „Prinzregententheater“ kann man mich immer wieder antreffen … freilich ist die Straße davor heute mehr als befahren …

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Einwohnerzahl heute: 1.450.381 (21.12.2015)

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Die Konkurrenz der Münchner Brauereien …

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Das Korsett Spezialhaus Bertha Hartl & Co.

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(Diesmal ohne Passwort … dass sich der Abmahnwahn hier breit macht, scheint mir arg gering)

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