Kammerorchester Carl Philipp Emmanuel Bach – Flötenkonzerte und Sinfonien (Friedrich II.) (1985)

FrontCover1Da gab´s mal den „Alten Fritz“:

Friedrich II. oder Friedrich der Große (* 24. Januar 1712 in Berlin; † 17. August 1786 in Potsdam), volkstümlich der „Alte Fritz“ genannt, war ab 1740 König in, ab 1772 König von Preußen und ab 1740 Markgraf von Brandenburg und somit einer der Kurfürsten des Heiligen Römischen Reiches. Er entstammte der Dynastie der Hohenzollern.

Die von ihm gegen Österreich geführten drei Schlesischen Kriege um den Besitz Schlesiens führten zum deutschen Dualismus. Nach dem letzten dieser Kriege, dem Siebenjährigen Krieg von 1756 bis 1763, war Preußen als fünfte Großmacht neben Frankreich, Großbritannien, Österreich und Russland in der europäischen Pentarchie anerkannt.

Friedrich gilt als ein Repräsentant des aufgeklärten Absolutismus. So bezeichnete er sich selbst als „ersten Diener des Staates“. Er setzte tiefgreifende gesellschaftliche Reformen durch, schaffte die Folter ab und forcierte den Ausbau des Bildungssystems. (wikipedia)

Friedrich II., Gemälde von Anton Graff, 1781:
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Aber, das nur am Rande, der Friedrich war auch ein Musikus:

Das Musikleben an seinem Hof muss wunderbar gewesen sein: er holte einige der bedeutendsten Musiker und Komponisten zu sich und erbaute ein Opernhaus, das bis heute nichts von seiner Strahlkraft verloren hat.

Friedrich II. von Preußen vereinte in seiner Person extreme Gegensätze. Er war Feldherr und Philosoph, ruhmsüchtiger Machtpolitiker und aufgeklärter Schöngeist. Auch sein Verhältnis zur Musik unterlag diesem Spannungsverhältnis. Einerseits war sie ihm tiefstes Bedürfnis, andererseits Mittel der Staatsraison.

Wir kennen den „Flötenkönig“ hauptsächlich durch ein berühmtes Ölgemälde: Adolph von Menzel verewigte den schlanken Monarchen in Reitstiefeln und blauem Uniformrock die Querflöte blasend in einem golden illuminierten Saal des Schlosses Sanssouci. Dazu ein halbes Dutzend ausgesuchter Höflinge, ein paar Mitglieder der Hofkapelle und fertig war die allabendliche Hausmusik. Hier spielte der König für sich, nur ganz selten wurde einem Gast die hohe Gunst zuteil, diese Soireen zu besuchen, wie dem englischen Komponisten Charles Burney.

„Sein Tonansatz war klar und eben, seine Finger brillant und sein Geschmack rein und ungekünstelt. Ich war sehr erfreut und sogar erstaunt über die Anmut seines Vortrags. Sein Spielen übertraf in manchen Punkten alles, was ich bisher unter Liebhabern, oder selbst von Flötisten von Profession gehört habe.“ (Charles Burney)

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Tatsächlich hatte es Friedrich der Große im Flötenspiel zu einer nicht geringen Kunstfertigkeit gebracht. Das Musizieren war ihm so wichtig, dass er es heimlich erlernte, gegen den Willen seines Vaters, dem Soldatenkönig, der seinem Sohn das „weibische Flötenspielen“ mit brutalen Prügeln abzugewöhnen suchte. So wichtig auch, dass er den Flötenvirtuosen Johann Joachim Quantz mit einer 800%igen Gehaltserhöhung vom Dresdener Hof abwarb und ihn fortan zu seinem Lehrer, Flötenbauer und Kammerkompositeur machte. Quantz schrieb dem König nicht nur Hunderte von Flötenkonzerten und -sonaten, sondern lehrte ihn auch selber welche zu komponieren, so dass Friedrich 121 Solosonaten sowie einige Konzerte, Sinfonien und Arien verfasste.

Die Qualität dieser teilweise schwer zu spielenden Werke wird von der Musikwissenschaft als eher durchschnittlich bewertet. Doch es finden sich auch immer wieder prominente Fürsprecher des königlichen Kompositionswerkes, wie der Geiger Daniel Hope.

„Vor allem seine vorzüglichen Flötensonaten sprühen vor Frische und lassen einen ganz eigenen individuellen Stil erkennen. Die edle Gestaltung und ihr Gedankenreichtum haben mir hohen Respekt abgenötigt und gezeigt, dass der königliche Tonsetzer ein ebenso gelehriger wie eigenständiger Schüler seines Lehrmeisters Quantz gewesen ist.“ Daniel Hope

Das Bild soll Johann Sebastian Bach und Friedrich II. zeigen:
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Musik galt Friedrich aber auch als Mittel der Repräsentation und der Politik. Als junger König baute er eine große Hofkapelle auf und holte so bekannte Namen wie Carl Philipp Emanuel Bach, Franz Benda und die Gebrüder Graun nach Berlin. Und er ließ das Opernhaus Unter den Linden erbauen, wo hauptsächlich italienische Oper von Hasse und Graun gegeben wurde, für den der dichtende König auch einige Libretti verfasste. Allerdings hatten es die italienischen Gesangsstars nicht immer leicht mit dem großen Friedrich, denn der besuchte oft die Proben und wenn ihm etwas nicht passte, unterbrach er und dirigierte selbst. (Bayerischer Rundfunk)

Originalnoten

Hier eine wirklich gutes Album (eingespielt 1982/83) mit Musik von Friedrich II. eingespielt von dem Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach:

Das spätere Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach wurde 1969 vom Komponisten Jean Kurt Forest zur Aufführung zeitgenössischer Werke an der Staatsoper Berlin mit Unterstützung des Intendanten Hans Pischner aus Mitgliedern der Staatskapelle Berlin gegründet. Nachfolger von Jean Kurt Forest wurde Dieter-Gerhardt Worm als künstlerischer Leiter.

Dieses Spezialorchester für moderne Musik veränderte 1980 mit Beginn der Zusammenarbeit und späteren Berufung von Hartmut Haenchen zum künstlerischen Leiter sein Profil hin zum frühklassischen Repertoire, speziell zu dem des Namenspatrons und seiner Zeitgenossen. Ursache dieses Wechsels war die Reglementierung durch die SED-Führung, die Einfluss darauf nahm, welche der zeitgenössischen Werke gespielt werden sollten. Aus diesen Erfahrungen entstand die Idee, Entdeckungen in der Berliner Musikgeschichte zu suchen und Carl Philipp Emanuel Bach, Kammercembalist Friedrichs des Großen, zum Namenspatron zu machen.

Kammerorchester_C.Ph.E._Bach

Carl Philipp Emanuel Bach, dessen Musik zur Avantgarde des 18. Jahrhunderts zählt, war in den 1980er-Jahren weitgehend in Vergessenheit geraten. Die zahlreichen, zum Teil erstmaligen Einspielungen der Werke C. Ph. E. Bachs wurden mit vielen Preisen gewürdigt. Im Berliner Musikleben stand das Kammerorchester C. Ph. E. Bach als »Markenzeichen für exzellente Qualität und Unverwechselbarkeit« (Berliner Zeitung). Tourneen und Einladungen zu Festivals folgten. Das Kammerorchester gastierte in Japan, Italien, Österreich (Salzburger Festspiele, Wiener Musikwochen), Holland, Spanien, Polen und der Schweiz und war häufiger Gast auf wichtigen deutschen Festivals, unter anderem Brandenburgischer Musiksommer, Dresdner Musikfestspiele, Ludwigsburger Schlossfestspiele, Mozartfest Würzburg, Schleswig-Holstein Musik Festival, Schwetzinger SWR Festspiele, Festspiele Mecklenburg-Vorpommern. Es musizierte mit Solisten von Weltrang wie Dietrich Fischer-Dieskau, Anne-Sophie Mutter, Deborah Polaski, Swjatoslaw Richter, Christine Schäfer und Frank Peter Zimmermann, sowie Peter Schreier als Sänger und Dirigent. Fernsehproduktionen, Rundfunkübertragungen und 62 CDs und DVDs dokumentieren die künstlerische Qualität des Ensembles.

Das Kammerorchester erweiterte kontinuierlich sein Repertoire vom Barock über die Klassik zur Romantik bis hin zur klassischen Moderne. Richard Strauss und Dmitri Schostakowitsch wurden ebenso erarbeitet wie Schubert, Mozart oder im besonderen Umfang Joseph Haydn. Herzstück des Orchesters, dem 25 Musiker (Streicher und Bläser) aus allen Berliner Spitzenorchestern angehörten, und seines Leiters war seit 1984 eine eigene Konzertreihe mit fünf Konzerten jede Saison im Großen Saal des Berliner Konzerthauses und im Kammermusiksaal der Philharmonie. Zahlreiche wiederentdeckte Werke, speziell der Berlin-Brandenburgischen Musiktradition, wurden im Rahmen der Abonnementreihe erstmals wieder aufgeführt. Die wirtschaftliche Eigenständigkeit dieser Reihe war jedes Jahr eine finanzielle und organisatorische Herausforderung, die das Kammerorchester ohne öffentliche Förderung und unter Honorarverzicht aller Beteiligten meisterte.

2014 konnte das Kammerorchester auf 45 Jahre Musik- und Zeitgeschichte zurückblicken und eine 34-jährige Zusammenarbeit mit Hartmut Haenchen feiern. Am 1. Mai 2014 löste sich das Ensemble auf und beendete seine Konzerttätigkeit.

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Unter der Leitung von Hartmut Haenchen bestimmten ein spezifisches Musikverständnis, musikalisch-strukturelles Denken und Virtuosität die erfolgreichen Interpretationen des Ensembles. »Das Orchester spielt auf Instrumenten unserer Zeit, ohne sich der überlieferten Aufführungspraxis zu verschließen. Das Resultat sind außerordentlich intensive und lebendige Wiedergaben, die in der Partitur verwurzelt sind und sich nicht in äußerlich historisierendem Sound erschöpfen« (FonoForum). Wachheit und Agilität zeichneten die Konzerte und Aufnahmen aus, »fein gestufte agogische Nuancen, präzises Ausloten und Maßhalten der Klangräume, kontrollierte Expressivität« (Berliner Zeitung) machen sie unverwechselbar. Dabei griff Hartmut Haenchen bei der Einrichtung des Notenmaterials auf einen Wissensspeicher von mehr als 200 theoretischen Schriften aus dem 16.–18. Jahrhundert zurück. Sie waren aber nicht die Grundlage für die »authentische« Aufführung, die es nicht geben kann, sondern für eine (von vielen) nach stilistischen Erkenntnissen mögliche Interpretation. Um das Anliegen einer historischen Komposition heute noch sinnvoll darzustellen, legte die Interpretation den Schwerpunkt auf die heute noch nachzuvollziehenden Inhalte und Aussagen. (wikipedia)

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Es mag ja sein, dass Freidrich der Grosse natürlich nicht mit den großen Meistern der Barockmusik mithalten konnte. Aber was einem auf diesem Album entgegenschallt … ist schon aller Ehren wert.

Geschmeidihge, farbenfrohe Barockmusik, und zwar so, dass einem wie kmir, das Herz aufgehen könnte.

Freunde der gepflegten Barockmusik kommen hier durchaus auf ihre Kosten !

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Besetzung:
Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach unter der Leitung von Hartmut Haenchen
+
Manfred Friedrich (flute)
Reinhart Vogel (harpsichord)

Friedrich der Große in seinen Erholungsstunden Radierung, 1786, von Peter Haas:
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Titel:

Sinfonie für Streichorchester und Basso Continuo G-Dur:
01. Allegro 2.24
02. Andante 5.35
03. Presto 2.45

Konzert für Flöte, Streichorchester und Basso Continuo G-Dur:
04. Allegro 10.01
05. Cantabile 8.35
06. Allegro Assai 6.22

Konzert für Flöte, Streichorchester und Basso Continuo C-Dur:
07. Allegro 4.45
08. Grave 5.10
09. Allegro Assai 4.21

Sinfonie für zwei Flöten, zwei Oboen, zwei Hörner, Streichorchester und Basso Continuo D-Dur:
10. Allegro Assai 3.28
11. Andante (Espressivo) 4.31
12. Scherzando 2.52

Musik: Friedrich der Grosse

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