Oliver Kobold und Jochen Wobser – Nur bei uns – Wie Zweitausendeins die Gegenkultur verlegte (SWR 2) (2019)

Titel

Tja, wo Trikont ist, da ist Zweitausendeins nicht weit … Oder wie schrieb der treue Lese dieses blogs, Hermann anlässlich der Präsentation des Trikont Kataloges aus dem Jahre 1979 (siehe hier):

„Danke für den Beitrag. in meiner Jugend wurde aber eher bei 2001 bestellt ….“

Und dann flatterte mir in den letzten Tages dieses ganz aktuelle Radiofeature vom SWR 2 ins Haus … :

Comics von Robert Crumb, Gedichte von Wondratschek und Bukowski, LPs von Dylan und Cohen, die Geistesblitze der Neuen Frankfurter Schule, Karl Kraus und das Kursbuch als Nachdruck im Backsteinformat.

Der 1969 gegründete Zweitausendeins Verlag lieferte die kulturelle Wegzehrung für den langen Marsch der Linken durch die Institutionen, esoterische Abwege eingeschlossen.
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50 Jahre nach der Gründung lohnt ein Blick zurück: Was hat ein bestimmtes Milieu zu einer bestimmten Zeit gelesen, gehört, geglaubt? Wie klang der Sound der Gegenkultur? Und wann hörte er endgültig auf, vernehmbar zu sein? (Quelle: SWR 2)

Und so ging´s mit diesem völlig unmöglichem Versand los:

Beispiel 1

Beispiel 2

Und den Rest der Geschichte kann man hier in diesem faszinierendem Radiomitschnitt hören … Faszinierend nicht nur, weil die Geschichte von Zweitausendeins faszinierend ist, sondern weil hier auch viele Zeitzeugen zu Worte kommen und von daher dieser Beitrag besonders authentisch ist und da dieser Beitrag mit vielen Detailinformationen aufwarten kann, die z.B. mir bisher noch nicht bekannt waren.

Beispiel 7

Exklusiv bei Zweitausendeins: Das legendäre Moods Label

Und vermutlich geht´s da nicht nur mir so: Ohne Zweitausendeins wäre mein Leben ärmer gewesen, ohne Zweitausendeins hätte ich diverse musikalische und literarische Anregungen gar nicht so einfach mitbekommen.

Zum Verständnis der links-alternativen Szene, die sich ab Ende der 60er Jahre hier bei uns entwickelte, ist diese Radio-Sendung unverzichtbar.

Zum Nachlesen habe ich dann noch das Sendemanuskript beigelegt …

Besetzung:

Sprecher:
Janik Petry – Klaus Profalka Ardani – Lisbeth Felder

Redaktion:
Walter Filz

Regie:
Tobias Krebs

Text:
Oliver Kobold und Jochen Wobser

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Räumungsverkauf: das Zweitausendeins Geschäft in der Türkenstraße, München

Titel:
01. Nur bei uns – Wie Zweitausendeins die Gegenkultur verlegte 55.30

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Und so ging´s dann mit Zweitausendeins weiter:

Zweitausendeins gibt „Merkheft“ ab

Ab Februar 2017 wird das legendäre „Merkheft“ des Kulturversandhauses Zweitausendeins von Frölich & Kaufmann herausgegeben − einem Unternehmen der Ganske Verlagsgruppe.

Zweitausendeins übergibt damit Produktion und Versand des bekannten Kataloges an das Berliner Versandunternehmen für Bücher aus dem Bereich Kunst und Kultur, so eine Ganske Mitteilung.

„Wir freuen uns, nach der Integration von Artservice und Cultous das Angebot von Frölich & Kaufmann nun um das ‚Merkheft‘ erweitern zu können“, so Frank-H. Häger, Vorstand der Ganske Verlagsgruppe; „das Themenangebot wird für unsere Kunden nun noch attraktiver.“ Dabei verstehe sich Ganske quasi als Dienstleister für Zweitausendeins, so ein Sprecher der Verlagsgruppe auf Anfrage. Über die Konditionen machte er keine Angaben. Ziel sei es, das „Merkheft“ zu erhalten und dessen Verbreitung zu steigern. Der Versand der Bestellungen laufe wie bisher. Das bedeute zudem keine Übernahme von Zweitausendeins, das Unternehmen bleibe eigenständig, betont der Ganske-Sprecher.

Michael Kölmel, Inhaber von Zweitausendeins, freut sich über den kompetenten Nachfolger Frölich & Kaufmann für das „Merkheft“. Die Kooperation sei „ein wichtiger Baustein für die zukünftige inhaltliche Arbeit von Zweitausendeins. Zweitausendeins wird sich weiterhin hochwertigen Inhalten im Bereich Buch, Musik und Film widmen“, so Kölmel. Zukünftig werde sich Zweitausendeins hier als reines Online-Unternehmen engagieren (die Frage ist, was dann mit den Shop-in-Shops geplant ist).

Der langjährige Chefredakteur Axel Winzer wechselt ebenfalls zu Frölich & Kaufmann und wird dort die Redaktion des Katalogs, der zunächst unter der Bezeichnung „Merkheft bei FRÖLICH & KAUFMANN“ erscheint, weiter verantworten.

„Das Merkheft war seit Beginn meiner Laufbahn ein großes Vorbild, deshalb freue ich mich sehr darauf, es gemeinsam mit Axel Winzer in bewährter Qualität fortzuführen und auch weiter zu entwickeln“, sagt Andreas Kaufmann, Geschäftsführer von Frölich & Kaufmann.

Frölich & Kaufmann ist ein Unternehmen der Ganske Verlagsgruppe und wurde 1978 von Gerd Frölich und Andreas Kaufmann gegründet. Das Unternehmen gilt als größter Versand für Bücher aus dem Bereich Kunst und Kultur in Europa.

Zweitausendeins Versand Dienst, gegründet 1969, ist ein Kulturversandhaus. Zweitausendeins verkauft eigene und fremde CDs, DVDs, Software und eigene und fremde Bücher sowie Restauflagen. (Quelle: Börsenblatt, 2016)

 

Und dann … gab´s wieder plötzlich einen aktiven Verand, der sich Zweitausendeines nennt:

Zum 1. Oktober haben der Medienunternehmer Michael Kölmel und seine Frau, die Kunsthistorikerin Doris Apell-Kölmel, die Leipziger Verlagsgruppe Seemann Henschel übernommen, die Anfang März beim Amtsgericht Leipzig Insolvenz beantragen musste. Kölmel gehörte mit seiner 1998 an die Börse gebrachten Kinowelt AG zu den führenden deutschen Filmverleihern; 2001 ging die gemeinsam mit seinem Bruder Rainer gegründete Firma pleite. Inzwischen ist der 63-jährige Wahl-Leipziger, der seit 2003 in der Messestadt lebt, mit seiner neu gegründeten Firma Weltkino und anderen Unternehmungen wieder gut im Geschäft, daneben hat sich der Eigentümer der Red Bull Arena Leipzig laut Medienberichten mit dem Bundesligisten RB Leipzig über einen Verkauf des Stadions geeinigt, kolportierter Kaufpreis: 70 Millionen Euro.

In der Buchbranche ist Kölmel kein Unbekannter: 2006 hat er, wiederum gemeinsam mit seinem Bruder, den in finanzielle Schieflage geratenen Verlag und Buchversender Zweitausendeins übernommen. 2011 erfolgte der Umzug der Firma nach Leipzig; in den Jahren 2013 bis 2016 wurden sukzessive die Ladengeschäfte geschlossen, während die Shop-in-Shop-Kooperationen mit dem stationären Buchhandel bis heute weiter gepflegt werden. Aktuell bieten bundesweit rund 20 Buchhandlungen das Zweitausendeins-Sortiment an. Seit Mai liegt die Geschäftsführung in den Händen von Neffe Nicolas Kölmel und Peter Deisinger, der seit 2011 als Texter, Copy-Editor und Einkäufer bei Zweitausendeins tätig war.

2003 hatten Bernd Kolf und Jürgen A. Bach die drei Verlage E. A. Seemann, Henschel und Edition Leipzig von der Dornier-Gruppe übernommen; 2004 holten sie auch Koehler & Amelang an den Gründungsort zurück. Die nun als E. A. Seemann Henschel GmbH & Co. KG firmierende Verlagsgruppe hat ihr Domizil im Leipziger Haus des Buches verlassen und ihren neuen Standort unterm Zweitausendeins-Dach in der Karl-Tauchnitz-Straße bezogen. Annika Bach, Tochter des Altverlegers, hat als Mitgesellschafterin die Geschäftsführung der neuen Verlagsgruppe übernommen. Die gebürtige Freiburgerin hatte nach Volontariaten bei Chr. Links und Bärenreiter seit 2014 die Programmleitung der Verlage Henschel sowie Koehler & Amelang inne. (Quelle: Börsenblatt,  2017)

Alles irgendwie ganz schön verwirrend, aber auch spannend …