Norbert Joa – Im Gespräch mit Peter Radtke (Bayerischer Rundfunk, 2013)

FrontCover1Es war die Graugans, die mich auf den Tod von Peter Radtke hingewiesen hat … meine Frau war bzw. ist ebenfalls ganz begeistert von ihm:

Peter Radtke war Mitbegründer des „Münchner Crüppel-Cabarets“, spielte in Kafka-Stücken, gab den Großinquisitor: Der Schauspieler, der unter der Glasknochenkrankheit litt, haderte nicht mit dem Leben, sondern sah sich als Brückenbauer.

Er war bereits mit drei Knochenbrüchen auf die Welt gekommen und die Ärzte gaben ihm nur wenige Monate. Peter Radtke litt unter der Erbkrankheit „Osteogenesis imperfecta“, umgangssprachlich auch als „Glasknochen-Krankheit“ bezeichnet. Ursache dafür ist eine Mutation, die das Kollagen beeinflusst, ein wichtiges Bindemittel im menschlichen Skelett. Wie Radtke dem BR einmal sagte, war sein Körper schließlich von „mehr als 100 Knochenbrüchen“ gezeichnet: „Dadurch sind mitunter auch die Gliedmaßen verkrümmt oder verkürzt.“

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Als er 1943 in Freiburg geboren wurde, war das für seine Mutter, eine Krankenschwester, eine enorme Herausforderung, galten Behinderte im Nationalsozialismus doch grundsätzlich als „lebensunwert“. Viele wurden ermordet. Um ihn möglichst geschützt aufwachsen zu lassen, zog die Mutter daher nach Regensburg um. Der Vater war nach Radtkes Ansicht ein „nicht ganz so erfolgreicher Schauspieler“, der wegen seiner Tuberkulose viel Zeit im Sanatorium verbrachte. In einem Dokumentarfilm sagte Ernst Radtke über seinen Sohn, er sei stolz darauf, was dieser „tragische Mensch“ geschafft habe – eine Aussage, die Peter Radtke nach eigenen Worten ziemlich „geplättet“ zurück ließ.

Seine schweren gesundheitlichen Einschränkungen hätten sogar einen „Vorteil“, sagte Radtke bei einem Interview zu seinem 70. Geburtstag einmal dem BR: „Ich brauche nicht zu erklären, dass ich Hilfe brauche. Wir machen oft die Erfahrung, dass Menschen, die eine leichte Behinderung haben, sich im Alltag oft schwerer tun, weil sie vorgeben wollen, dass sie alles noch selbst erledigen können, aber tatsächlich können sie es gar nicht.“

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Von 1957 bis 1961 absolvierte Peter Radtke eine Dolmetscherausbildung in Englisch, Französisch und Spanisch an einer privaten Fremdsprachen-Schule in Regensburg. Dank des außerordentlichen Engagements der Mutter konnte er 1963 an der Universität Pennsylvania das „Certificate in American Culture and Civilization“ ablegen. Von 1964 bis 1968 besuchte er das Abendgymnasium Regensburg, machte dort Abitur und studierte danach von 1968 bis 1976 Germanistik und Romanistik an den Universitäten Regensburg und Genf mit abschließendem Erstem Staatsexamen und Promotion.

Ohne die Doktorarbeit, so Radtke im BR, hätte er vermutlich nicht seine erste Anstellung bei der Münchner Volkshochschule bekommen. Dort war er von 1977 bis 1984 Fachgebietsleiter für das „Behindertenprogramm“. Seit 1984 bis 2008 war er Geschäftsführer und Leitender Redakteur der Arbeitsgemeinschaft Behinderung und Medien. Von 2003 an saß er Mitglied im Nationalen Ethikrat, seit 2008 auch in dessen Nachfolge-Institution Deutscher Ethikrat.

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In dieser Eigenschaft engagierte sich Radtke gegen die Konsequenzen der Pränatal-Diagnostik, also die Möglichkeit, Erbkrankheiten von Embryos bereits im Mutterleib festzustellen und den betroffenen Eltern dadurch die Entscheidungsfreiheit zu geben, den Fötus abzutreiben: „Wenn ich sehe, in welche Richtung unsere Gesellschaft in den letzten Jahren marschiert, gerade in medizinischer Hinsicht, also in eine Welt, in der Krankheit und Leid angeblich nicht mehr notwendig sind, weil der medizinische Fortschritt das verhindern kann, da graust es mich“, sagte Radtke dem BR.
Auftritt im Affenhaus des Berliner ZoosAuftritt im Affenhaus des Berliner Zoos.

Den Kampf gegen die Pränataldiagnostik könne er auch deshalb nicht aufgeben, so der Schauspieler, weil sehr viele Künstler aus medizinischer Sicht „behinderte Menschen“ gewesen seien und „gerade durch ihre Behinderung nach artistischen Wegen“ gesucht hätten, um sich auszudrücken. Als Beispiele nannte er Ludwig van Beethoven, Henri de Toulouse-Lautrec und Friedrich Hölderlin.


Peter Radtke in der der Kafka-Erzählung „Bericht für eine Akademie“ (Regie: George Tabori):
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„Ich habe immer versucht, eine Brücke zu bauen“, so Radtke: „Menschen mit Behinderung sind gar nicht so anders als Nichtbehinderte. Sie haben teilweise dieselben Probleme, Kommunikationsprobleme zum Beispiel.“ Als er 1982 das Münchner „Crüppel-Cabaret“ mit begründete, legte er Wert auf das „C“ im Namen, denn die „Krüppel-Bewegung“, die damals in aller Munde war und das Selbstbewusstsein von Behinderten stärken wollte, schrieb sich natürlich mit „K“. Seine Autobiografie „Ein halbes Leben aus Glas“ erschien 1985.

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Für teils bizarren Humor war Radtke immer zu haben, so übernahm er die Monolog-Rolle in Franz Kafkas „Bericht für eine Akademie“, ein Stück über die Frage der Menschwerdung und des Menschseins, 1994 im Affenhaus des Berliner Zoos. Ein Kritiker jubelte: „Brillanter hätte man ihn sich nicht denken können. Peter Radtke spielt den Menschen, der ein Affe war, mit selbstvergessener Grandezza. Umgeben von Vertretern beider Gattungen, den Zoo-Affen hinter Glas im Rücken und dem mehr oder weniger menschlichen Publikum vor sich, ist er durch und durch der Grenzgänger zwischen Tier und Mensch. Was Kafka 1917 als surrealistisch-philosophische Reflexion erdachte, wird bei Radtke das pure Leben!“

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Radtke spielte Kafkas von Alpträumen gepeinigten Gregor Samsa am Wiener Burgtheater und inszenierte in Regensburg George Taboris „Goldbergvariationen“. Er war als Oskar Matzerath zu erleben, allerdings nicht in der „Blechtrommel“, sondern in der Verfilmung der „Rättin“ von Günter Grass. In Ingolstadt war er der „Großinquisitor“ in Schillers „Don Karlos“, und in einer freien Produktion in der Münchner Muffathalle der Zarathustra.

„Ich streite nicht für die Sache der Behinderten, sondern für eine hoffentlich bessere Gesellschaft, und dann profitieren hoffentlich auch Menschen mit einer Behinderung davon“, so Radtke, der mit seinem Leben jedenfalls nach außen in keiner Weise haderte: „Ich habe noch nie einen Fuß auf die Erde bekommen und bin in Afrika gewesen, in Asien und Amerika!“

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Im Alter bilanzierte er: „Ich glaube, dass ich im Leben nichts versäumt habe, was so wichtig wäre, dass es aufwiegt, was ich auf andere Weise wieder gewonnen habe.“ Und als lieb gewonnenes Motto zitierte er gern einen Ausspruch des früheren tschechischen Präsidenten Václav Havel: „Hoffnung heißt nicht, dass alles gut ausgeht, sondern das alles, was ausgeht, gut ist.“

Peter Radtke starb bereits am Samstag im Alter von 77 Jahren in München. Das teilte die vom Schauspieler selbst gegründete Arbeitsgemeinschaft Behinderung und Medien „abm“ heute mit. (Bayerischer Rundfunk, 30.11.2020)

Als kleine Erinnerung an einen ganz besonderen Menschen gibt es nun ein Interview mit Peter Radtke (ursprünglich ausgestrahlt im Jahr 2013 in der BR Sende-Reihe „Eins zu Eins“)

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Besetzung:
Norbert Joa und Peter Radtke

EinsZuEinsTalk

Titel:
01. Norbert Joa im Gespräch mit Peter Radtke 43.18

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Peter Radtke
(* 19. März 1943 in Freiburg im Breisgau; † 28. November 2020 in München) 

Weihnachten 2020 (03): Großer Knaben-Domchor – O Tannenbaum + 3 (1960)

FrontCover1Und nun eine Weihnachts-Single aus dem Hause Starlet Schallplatten:

Starlet Schallplatten ist wohl eines jener Billig-Labels, die in den 50erJahren bei uns aktiv waren.

Vorrangig veröffentlichten sie deutschsprachig Cover-Versionen von internationalen Hits …

Hier aber deutsches Liedgut … um welchen Knaben-Domchor es sich handelt, man weiß es nicht.

Ansonsten gilt: das deutschen Gemüt jener Jahre wird ihre Freude daran gehabt haben; interessant, dass sich auf der B-Seite zwei eher unbekannte Weihnachtslieder befinden.

Und auf „Stille Nacht, heilige Nacht“ hat man doch glatt verzichtet.

Prädikat: niedlich.

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Besetzung:
Großer Knaben-Domchor
+
festliche Instrumentalgruppe, Orgel und Weihnachtsglocken

Weihnachtsglocken

Titel:
01. Oh Tannenbaum / Ihr Kinderlein kommet / Glockengeläut 2.57
02. Vom Himmel hoch ein Englein kommt 0.54
03. Schlaf wohl, du Himmelsknabe 1.52

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Udo Lindenberg – CasaNova (1988)

FrontCover1Tja, der Udo Lindenberg, von der deutschen Rockmusik nein nicht wegzudenkendes Urgestein, na ja, der kam halt auch mal in die Jahre …

Udo Lindenberg wollte ja immer als Puls der Zeit sein … und das führte bei diesem Album dazu, dass er sich etlicher damals „angesagter“ Sounds bediente, vermutlich um zu beweisen, dass er noch „in“ ist.

Für mich sind diese modischen Anbiederungen die schwächsten Momente auf diesem Album (insbesondere „Dirty Old Man“ und „Die Klavierlehrerin“; dies finde besonders schade, weil er sich hier mit dem von mir sehr geschätzen Horst Königstein als Texter zusammengetan hat).

Für den Musikexpress war es jedoch doch glatt die „Platte des Monats“:

„Altmeister Udo gab sich einen Ruck und der Konkurrenz das Nach- sehen. Mit einem uner- wartet lockeren Album steuert Lindi auf neuen Kurs In seinen bereits dritten Frühling.“

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Seine stärksten Momente hat dieses Album, wenn er leise und nachdenklich wird (wie z.B. bei „Airport (Dich wiedersehn…“ und „Wenn du mein Kind wärst“) oder aber auch, wenn sich die schrille Nina Hagen einmischt … und die bringt und singt dann so einen Knaller wie „Vopo“:

Ich wohn‘ in Berlin direkt an der Mauer
in einer grauen Mietsmansarde
ich wach‘ mittags auf und schlecke zum Frühstück
einen Eimer Brombeermarmelade
Ich klecker‘ mich voll
und leck‘ es mir ab
und spür‘ das Verlangen:
Es kommt schon wieder
Ich öffne das Fenster
und schau auf den Mann
den Mann meiner Sehnsucht nieder

Da steht er
so stolz und stramm
von Kopf bis Fuß ein ganzer Herr
Sein aufgerecktes Bajonett
ist leider nur
ein Schießgewehr

Ich stell‘ mir vor,
daß er die Knarre runterreißt
und in den Gulli schmeißt
– daß er mich nimmt
ganz liebevoll nimmt
und mir
in die Lippen beißt

Oh, du mein süßer kleiner Vopo
mit deinem süßen kleinen Popo
Ich liebe dich ja soso
Ich liebe dich so …

Und da röhrt dann genau die richtige … einfach nur genial !

Und beim letztem Song, einem Instrumental „Es war einmal eine Liebe“ wird es dann vollends rätselhaft … hier hören wir sphärische Klänge, wie wir sie wohl noch nie von Udo Lindenberg gehört haben …  weder der Komponist noch die beteiligten Musiker werden in dem Begleitheft erwähnt …

Dennoch: die Besetzungsliste ist schon imposant und ganz besonders gefreut habe ich mich, dass auch ein B.J. Cole hier zu finden ist … ein ganz wunderbarer Musiker aus good ol´ UK !

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Besetzung:
B.J. Cole (slide-guitar bei 04.
Jim Copley (cymbals bei 04., 08. + 09.)
Tony Gad (bass bei 01.)
Mark Griffiths (guitar bei 09.)
Nina Hagen (vocals bei 02., 03., 08.)
Zeus B. Held (keyboards bei 01., 02., 07., 08.)
Chaz Jankel (keyboards bei 01.)
Louis Jardin (percussion bei 01., 05., 06., 07.)
Rainer Kipp (keyboards bei 05.)
Billy Liesegang (guitar bei 01., 02., 05., 08.)
Udo Lindenberg (vocals, keyboards bei 08.)
Roddy Lorrimer (trumpet bei 04.)
Michael Martin (keyboards bei 01.)
Mae McKenna (saxophone bei 04.)
Simon Rogers (guitar bei 07.)
Nigel Ross-Scott (bass bei 04., 07. + 09.)
Ack van Royen (fluegelhorn bei 03.)
Tim Sanders (saxophone bei 07.)
Hendrik Schaper (Keyboards bei 04., 07., 08. + 09. bass bei 07. + 09.)
Ernst Ströer (percussion bei 03.,  06.)
Hans-P. Ströer (keyboards, bass bei 03., 06, guitar bei 06.)
Mike Sturgis (drums bei 02., 08.)
Jim Williams (guitar bei 04., 07.)
Drummie Zeb (drums bei 01.)
+
The Kick Horns (bei 01. + 09.)
+
The Soultanas (background vocals bei 01., 07. + 09.)
+
The Petting Shop Girls (background vocals bei 02.)
+
The Leningrad Nautical Choir (after too many glasnosts) ((background vocals bei 09.)

BookletBackCover1

Titel:
01. Dirty Old Man (Lindenberg/Horst Königstein) 5.43
02. Die Klavierlehrerin (Lindenberg/Horst Königstein) 5.33
03. Airport (Dich wiedersehn…) (Lindenberg) 4.26
04. Eifersucht (Lindenberg) 5.50
05. Bist du vom KGB…? (Kipp/Lindenberg) 3.49
06. Wenn du mein Kind wärst (Lindenberg) 4.32
07. Frauen (Lindenberg/Schaper) 5.09
08. Vopo (Lindenberg) 3.36
09. Goodbye Sailor (Lindenberg/Schaper) 5.09
10. Es war einmal eine Liebe (Once Upon A Time There Was Love) () 3.09

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Wilhelm Hauff – Das Wirtshaus im Spessart (Hörspiel) (1966 / 1972)

FrontCover1Der gehört auch mal wieder hierher:

Wilhelm Hauff (* 29. November 1802 in Stuttgart, Herzogtum Württemberg; † 18. November 1827 in Stuttgart, Königreich Württemberg) war ein deutscher Schriftsteller der Romantik. Er gehörte zum Kreise der Schwäbischen Dichterschule.

Wilhelm Hauffs Vater August Friederich Hauff war Regierungs-Sekretarius, später Kabinetts-Ministerialregistrator in Stuttgart. Wilhelm Hauff hatte einen älteren Bruder Hermann (* 1800) und die beiden jüngeren Schwestern Marie (* 1806) und Sophie (* 1807). Nach dem Tod des Vaters 1809 zog die Mutter mit den Kindern zu ihrem Vater Karl Friedrich Elsäßer nach Tübingen in die Haaggasse.

Hauff besuchte von 1809 bis 1816 die Schola Anatolica, die damalige Tübinger Lateinschule, und nach bestandenem Landexamen ab 1817 die Klosterschule in Blaubeuren. Er studierte von 1820 bis 1824 als Stipendiat des Evangelischen Stifts Tübingen an der Universität Tübingen Theologie und wurde zum Dr. phil. promoviert. Er war Mitglied der Burschenschaft Germania Tübingen.[1][2] Aus dieser Zeit stammen einige im Kommersbuch abgedruckte Texte von Studentenliedern.

Hauff arbeitete von 1824 bis 1826 in Stuttgart bei Ernst Eugen Freiherr von Hügel als Hauslehrer und reiste danach durch Frankreich und Norddeutschland. 1825 trat er mit der Satire Der Mann im Mond hervor, in der er Stil und Manier des Trivialautors Heinrich Clauren und dessen Erzählung Mimili virtuos nachahmt und der Lächerlichkeit preisgibt. Zwei Jahre später legte er mit der Controvers-Predigt über H. Clauren und den Mann im Mond den literarischen Bluff offen.

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Im Januar 1827 wurde er Redakteur des Cottaschen Morgenblattes für gebildete Stände. Im Februar heiratete er seine Cousine Luise Hauff (* 6. Januar 1806; † 30. Juli 1867), die er 1823 in Nördlingen kennengelernt und mit der er sich 1824 verlobt hatte. Im August unternahm er eine Studienreise durch Tirol, bei der er Material für ein geplantes Werk über Andreas Hofer sammeln wollte. Während der Reise infizierte er sich mit Typhus und kehrte krank zurück.

Am 10. November 1827 wurde die Tochter Wilhelmine geboren († 2. Januar 1845). Hauff starb acht Tage später an einer Typhuserkrankung. Das Grab der Familie befindet sich auf dem Hoppenlaufriedhof in Stuttgart.

Die Erstausgabe des Märchenalmanachs von 1828:
Erstausgabe des Märchenalmanachs von 1828

Zahlreiche Straßen sind nach Wilhelm Hauff benannt. Hauff-Denkmäler bestehen bei Schloss Lichtenstein und in Stuttgart. Das 1882 enthüllte Wilhelm-Hauff-Denkmal an der Stuttgarter Hasenbergsteige wurde vom Architekten Christian Friedrich von Leins und vom Bildhauer Wilhelm Rösch geschaffen. In Lichtenstein-Honau, unterhalb von Schloss Lichtenstein, gibt es ein Wilhelm-Hauff-Museum, in Baiersbronn widmet sich Hauffs Märchenmuseum dem Verfasser des Märchens Das kalte Herz und dem früheren Leben der Flößer, Köhler, Glasmacher und Holzhändler.

Zum 150. Todestag gab die Deutsche Bundespost 1977 eine Sonderbriefmarke heraus, gestaltet von Elisabeth von Janota-Bzowski. Zu Hauffs Gedenken wurde der Wilhelm-Hauff-Preis zur Förderung von Kinder- und Jugendliteratur gestiftet.

Briefmarke

Wilhelm Hauffs kurze literarische Schaffensperiode begann 1825 mit der Veröffentlichung einiger Novellen (Memoiren des Satan, Othello) sowie seines ersten Märchenalmanachs.

Die Germanisten Gabriele von Glasenapp und Wolf-Daniel Hartwich wiesen darauf hin, dass Hauff in einigen Werken wie Jud Süß, Mittheilungen aus den Memoiren des Satan und Abner, der Jude, der nichts gesehen hat durch Zeichnungen des Charakters wie der Physiognomie seiner Figuren auch antijüdische Stereotypen und Klischees seiner Zeit reproduziere. (wikipedia)

Und hier einer seiner bekanntesten Erzählungen:

Das Wirtshaus im Spessart ist die Rahmenerzählung des dritten Bandes von Wilhelm Hauffs Märchenalmanach, zuerst veröffentlicht als Mærchenalmanach für Söhne und Töchter gebildeter Stände auf das Jahr 1828 in Stuttgart. Die Veröffentlichung hat Hauff nicht mehr erlebt.

Die Novelle Das Wirtshaus im Spessart, die 1826 von Wilhelm Hauff verfasst wurde, behandelt die Räuberthematik und erzählt die Geschichte der Gesellenwanderung des Goldschmieds Felix.

Original-Illustration aus dem Jahr 1828:
Originalillustration

Während dieser Wanderung kehrt er eines Abends zusammen mit dem Zirkelschmied in ein Gasthaus ein, wo er auf einen Studenten und einen Fuhrmann trifft. Dieses Gasthaus befindet sich im Spessart, der berüchtigt für Raubüberfälle ist. Die vier Männer beschließen, nicht zu Bett zu gehen, um nicht ausgeraubt zu werden. Damit sie nicht vom Schlaf übermannt werden, erzählen sie sich vier Märchen. Gegen 22:00 Uhr kommt eine Gräfin gemeinsam mit ihrem Jäger und ihrer Hofdame ins Gasthaus. Die Männer unterrichten den Jäger von der drohenden Gefahr. Deswegen geht die Gräfin mit ihrer Dame auf ein Zimmer und der Jäger gesellt sich zu den Männern, um im Falle eines Angriffs bessere Verteidigungschancen zu haben.

Nach Mitternacht kommen tatsächlich die Räuber. Allerdings haben es diese nur auf die Gräfin abgesehen. Die Räuber wollen sie entführen, damit ihr Ehemann sie freikaufen muss. Der junge Goldschmied, der klein ist und keinen Bart hat, lässt sich als Gräfin verkleidet statt ihrer „entführen“. Der Jäger und der Student lassen sich mit dem Goldschmied gefangen nehmen und begleiten ihn.

Diverse Buchausgaben:
Diverse Buchausgaben

Während die Gräfin unbeschadet zurück nach Hause fährt und der Fuhrmann seinen Weg fortsetzt, werden die drei Gefangenen zum Lagerplatz der Räuberbande gebracht. Nachdem sie dort fünf Tage ausgeharrt haben, kommt der Räuberhauptmann zu ihnen und erklärt, wie ernst die Lage sei. Der Graf zahle das Lösegeld nicht, weshalb der Hauptmann gezwungen sei, der Gräfin Schmerzen zuzufügen. Es scheint dem Räuberhauptmann jedoch unmöglich, die Gräfin in Gefahr zu bringen, da er sie sehr achtet. Daher schlägt er den Gefangenen vor, zusammen mit ihnen zu fliehen, sobald es dunkel wird. So wandern der Goldschmied, der Jäger, der Student und der Hauptmann die ganze Nacht hindurch. Als es hell wird, treffen die Fliehenden auf fünf Soldaten. Unter denen ist ein Major, der den Jäger wiedererkennt. Der Major bringt den Jäger und seine Mitreisenden sicher nach Aschaffenburg, wo der Graf residiert.

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Noch am selben Tag fahren Jäger, Goldschmied und Graf zu seinem Schloss, wo die Gräfin auf gute Nachrichten von ihrem Retter wartet. Dementsprechend ist die Freude groß, als sie den Goldschmied sieht. Sie bittet ihn, seine Kleidung und seinen Sack, mit dem sie sich verkleidet hatte, um nicht von den Räubern als die wahre Gräfin überführt zu werden, behalten zu dürfen. Er erlaubt ihr dies. Jedoch bittet er, den Schmuck seiner Patin, die er nie zuvor gesehen hat, behalten zu dürfen. Diesen will er ihr auf seiner Wanderung persönlich übergeben. Die Gräfin schaut sich den Schmuck an und ist sehr überrascht, als sie ihn wiedererkennt. Es sind die Edelsteine, die sie ihrem Patensohn, der Goldschmied ist und die er für sie bearbeiten sollte, selbst geschickt hat. Daher steht niemand Geringerer als ihr Patensohn vor ihr, der ihr das Leben gerettet hat. Die Gräfin nimmt ihren Patensohn zum Dank in die Familie auf. Als er von seiner Wanderung zurückkommt, richtet sie ihm ein vollständiges Haus in Nürnberg ein.

Hauff verfasste die Erzählung auf der Grundlage älterer, trivialer Räuberromane. In die Erzählung eingebettet sind die Erzählungen Die Sage vom Hirschgulden, Das kalte Herz (in zwei Abteilungen), Saids Schicksale und Die Höhle von Steenfoll.

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Die Vossische Zeitung veröffentlichte am 18. November 1927 den Reisebericht Das Wirtshaus im Spessart von Kurt Tucholsky unter dessen Pseudonym Peter Panter.

Bereits 1923 verfilmte Adolf Wenter den Stoff im Film Das Wirtshaus im Spessart.

Der Regisseur Kurt Hoffmann drehte 1957 den Spielfilm Das Wirtshaus im Spessart frei nach Hauffs Erzählung, der am 15. Januar 1958 uraufgeführt und einer der erfolgreichsten deutschen Filme der 1950er Jahre wurde. Mit Liselotte Pulver in der weiblichen Hauptrolle wurde der Film ein Sensationserfolg. Diesem folgten dann noch die Filme Das Spukschloß im Spessart (1960) und Herrliche Zeiten im Spessart (1967) ebenfalls mit Liselotte Pulver. Diese Filme waren nicht mehr an Motive von Wilhelm Hauff angelehnt. Der 1981 erschienene sowjetische Märchenfilm Märchen in der Nacht erzählt kombiniert die Märchen Das kalte Herz und Das Wirtshaus im Spessart in Form von erzähltem Märchen und Rahmenhandlung.

Szene aus der Verfilmung mit Lieselotte Pulver:
Das Wirtshaus im Spessart04

Aufführungen einer Bearbeitung für das Theater finden in unregelmäßigen Abständen auf der Freilichtbühne am Wasserschloss Mespelbrunn nahe dem Originalschauplatz statt. Als Vorlage für das Wirtshaus in der Erzählung wird das Gasthaus Alte Post in Mespelbrunn-Hessenthal vermutet, in dem Wilhelm Hauff sehr wahrscheinlich auf seiner Reise von Nördlingen nach Frankfurt am Main im Jahre 1826 Station gemacht haben dürfte. Auch passt die Beschreibung als „langes, aber niedriges Haus“. Das ebenfalls als Vorbild gehandelte Wirtshaus in Rohrbrunn, welches der Autobahn 3 weichen musste, war seit 1820 keine Poststation mehr gewesen. (wikipedia)

Das Cover der Originalausgabe aus dem Jahr 1966:
OriginalCover1966

Das Hörspiel aus den Anfangsjahren des Labels EUROPA bringt eine sehr schön aufbereitet Geschichte. „Das Wirtshaus im Spessart“ ist sowas wie „Hänsel und Gretel“ für Erwachsene. Aber es ist auch eine Geschichte ohne Hexe, dafür mit Räubern. Das erinnert unweigerlich an die Geschichte „Die Räuber von Toulouse“, welches ich als kleiner Junge in den Reihen meiner Schulklasse auf der Bühne aufführen durfte. Allesamt sind diese Lieder und Geschichten für das Theater zugeschnitten und nicht selten komödiantisch umgesetzt. Man denke nur an den gleichnamigen Film zu diesem Hörspiel.

Es macht Spaß zuzuhören. In der Tat ist diese Art der Erzählung aber wirklich nur etwas für Kinder ab 6 Jahren. Aber wer Nostalgie liebt, der ist hier gut bedient. Die Erzählweise damaliger Hörspiele weckt viele Erinnerungen. Mit einfachen Mitteln wurde hier das bestmögliche fertig gebracht. (zauberspiegel-online.de)

Nun ja … ein der damaligen Zeit (ursprünglich 1966 ertschienen, meine Ausgabe stammt wohl aus dem Jahr 1972 = 2. Ausgabe der LP) entsprechend handwerklich solides Hörspiel …

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Besetzung:
Herbert A.E. Böhme (Räuberhauptmann)
Rudolf Fenner (Fuhrmann)
Susanne Hartau (Felix)
Heike Kintzel (Wirtin, Gräfin)
Sven H. Mahler (Student)
Hans Meinhardt (der herzogliche Offizier, 1. Räuber)
Rudolf Oeser (Jäger, der Offizier)
Hans Paetsch (Erzähler)
Michael Stobbe (Drechsler)

Hörspielbearbeitung / Regie: Claudius Brac

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Titel:
01. Das Wirtshaus im Spessart (Teil 1) 21.57
02. Das Wirtshaus im Spessart (Teil 2) 20.07

Märchen von Wilhelm Hauff

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Mehr von Wilhelm Hauff:
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Horst Neumann + Wolfgang Schütze – Gegen den Strich – Karikaturen zu zehn Themen – Politik & Unterricht (2005)

TitelBei den Karikaturen ist es bei mir wie mit der Satire: Ohne könnte ich gleich gar nicht leben …

Deshalb hier mal ein unterhaltsames aber auch kenntnisreiches Buch über Karikaturen und über ihren Einsatz in Schulen … herausgegeben von der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg:

Karikaturen geben Anstöße, die weitergedacht werden müssen, sie spitzen Sachverhalte zu und erhöhen damit das kontroverse Potenzial eines Themas. Die Verfremdung (ital. caricare = überladen) kann sogar Tabus in Frage stellen und fordert in besonderem Maße eine persönliche Stellungnahme. Karikatur will wie die Satire zunächst informieren, wenngleich der Sachverhalt immer auch»geistreich-gewaltsam«vereinfacht wird. Damit regt die Karikatur zu selbstbestimmter Meinungs- und Urteilsbildung an. Sie weitet den Freiheitsraum der Meinungsäußerung aus oder hält ihn zumindest. Karikaturen sind ein demokratisches Regulativ und damit feine Messinstrumente, an denen sich der Grad der Freiheit einer Gesellschaft ablesen lässt.»überall hat die Karikatur zwar ihren Platz in den Gazetten, aber es ist ein Unterschied, ob sie den Großmächtigen als Alibi dient, oder ob sie Hand auch an die Großmächtigen legt. Karikaturen sind untrügliche Marken auf der Wetterkarte eines Landes.«(Otto. E. Ifland, in: Manfred Oesterle: Zwischen Scherz und Schock, Hannover 1971, S. 7).

Eine Karikatur betont meist einen Aspekt eines Zusammenhangs, lässt dafür andere aus, verkürzt einseitig, ist häufig sogar»kampfmittel«im politischen Alltag.

Der Zeichner will Partei nehmen, nicht abstinenter Beobachter sein. Karikaturen können damit also bei einseitiger Betrachtung bestehende Vorurteile bestärken. Der Betrachter muss wissen, dass eine Karikatur keine umfassende Information liefert, sondern immer»nur«eine pointierte Meinung des Zeichners oder des Auftraggebers.

Bei der Analyse einzelner Karikaturen empfiehlt sich die Anwendung eines Fragenkatalogs, der entweder vorgelegt oder aber was natürlich der günstigere Fall ist gemeinsam an einem Beispiel erarbeitet Beispiel08wird. Die ersten Fragen werden immer sein: Was sehe ich? Was fällt mir an der Darstellung besonders auf? Wer oder was wird angesprochen? Wie reagiere ich spontan auf die Karikatur? Welche Absicht verfolgt wohl der Zeichner? Zur Intention dieses Heftes Für dieses Heft wurden zehn zum Teil sich wechselseitig ergänzende Themen ausgewählt, die zu wichtigen Fragestellungen schulischer und außerschulischer Bildung gehören. Entscheidend war dabei, die neuen Bildungspläne zu berücksichtigen und Bereiche anzubieten, die dort zur Behandlung empfohlen werden. Innerhalb der ausgewählten Themen mussten wiederum Schwerpunkte gesetzt werden, für die dann mosaikartig bis zu 13 Karikaturen vorgestellt werden.

Bei der Auswahl wurden folgende Kriterien berücksichtigt: über das Tagesgeschehen hinausgehend, möglichst»zeitlose«problemstellung, keine starke Bindung an bestimmte Personen oder Tagesereignisse, da sonst zu schnell veraltet, Betonung des bildnerischen, nicht des sprachlichen Moments,»Redlichkeit!«der Zeichnung, also keine Demagogie oder Agitation, Realitätsnähe und Verständlichkeit trotz reduzierter Komplexität. Jedem Themenbereich wird in einem einleitenden Teil eine kurze inhaltliche Abgrenzung vorangestellt. Diese Hinweise sind zwangsläufig nur eine erste Hinführung zum Thema und müssen intensiv ergänzt und aufgearbeitet werden.

Beispiel09

Den inhaltlichen Vorbemerkungen folgt jeweils eine kurze thematische Auflistung der ausgewählten Karikaturen mit methodischen Vorschlägen für deren Einsatz im Unterricht. Die Karikaturen können entweder einzeln zur Thematisierung einzelner Aspekte eingesetzt werden oder gleichsam als inhaltlich zusammenhängende Bildergeschichte, deren Interpretation verschiedene Facetten eines Themas ausleuchtet, wie z. B. beim Thema»Alltag in modernen Zeiten«. Nach dem bereits 1978 erschienen Heft»Karikaturen«von Politik & Unterricht wird jetzt mit»gegen den Strich«erneut ein attraktives Begleitmaterial für verschiedene Themen vorgelegt. Wenn es dabei auch gelingt, alle am Unterrichtsgeschehen Beteiligten für das Medium Karikatur und damit auch für verwandte Bereiche wie den politischen Witz, das politische Lied, das politische Kabarett, die Satire usw. zu sensibilisieren, wäre der Wunsch der Autoren erfüllt, den Lehrerinnen und Lehrern Beispiele anzubieten, um den Unterricht mit Karikaturen attraktiv gestalten zu können. Dieser Intention trägt auch die Hinzunahme einzelner ergänzender Textbeiträge (Aphorismus, Fabel, Glosse usw.) zum jeweiligen Thema Rechnung, die gleichermaßen als Anregung verstanden werden wollen. Darüber hinaus können die Schülerinnen und Schüler durch den Gebrauch dieses Heftes dazu angeregt werden, selbst Karikaturen bzw. glossierende oder satirische Texte zu sammeln und in den Unterricht einzubringen.  (aus der Einleitung zu diesem Buch)

Beispiel01

Beispiel02

Beispiel03

Aus einem Interview mit dem Karikaturisten Gerhard Mester

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Beispiel05

Beispiel06

Beispiel07

Beispiel11

Beispiel12

Und viel, viel mehr kleine Meisterwerke der spitzen Feder finden sich dann in der Präsentation:

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Beispiel10

Nur mal so nebenbei: Meine Weihnachtsangebote der letzten Jahre

Seit etlichen Jahren präsentiere ich jeweils im Dezember diverse weihnachtliche Tonträger, aber auch Druckerzeugnisse.

Hier eine Übersicht über die einzelnen Jahre:

Weihnachten 2016

Weihnachten 2017

Weihnachten 2018

Weihnachten 2019

Ich gehe mal davon aus, dass die meisten Präsentationen z.Zt. nicht mehr lieferbar sind. Wer sich für den einen oder anderen Beitrag interessiert, lasse es mich bitte wissen. Ich werde dann mit der Vertriebsabteilung des blogs Kontakt aufnehmen, um dieses Status („z.Zt. nicht lieferbar“) zu ändern

Weihnachten 2020 (02): Fredrik Vahle & Dietlind Grabe – Glitzerschnee und Knoblauchpizza (1987)

FrontCover1Diese Advents- und Weihnachtszeit ist für mich eine ganz besondere Jahreszeit. Nicht nur, weil ich meine Ernährung anzupassen habe, sondern auch – und das wiegt wohl schwerer – weil in diesem Dezember mein insgesamt 40jähriges Berufsleben enden wird.

Und diese Weihnachts-LP für Kinder hat für mich eine ganz besondere persönliche Bedeutung (weiter unten dann mehr davon).

Und der Fredrik Vahleist aus meiner Sicht ja überhaupt nicht wegzudenken von dieser Szenerie der Kinderlieder in den Zeiten aufgeklärter Erziehungsmethoden.

Fredrik Vahle (* 24. Juni 1942 in Stendal; eigentlich Friedrich-Eckart Vahle) ist ein deutscher Liedermacher und Autor. Bekannt wurde er durch seine Kinderlieder und -bücher. Fredrik Vahle ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.

Vahle ist zudem als außerplanmäßiger Professor für Germanistik an der Justus-Liebig-Universität Gießen und als Übersetzer tätig. Er wohnt seit Jahrzehnten im Lollarer Stadtteil Salzböden.

Friedrich-Eckart Vahle wurde 1942 in Stendal als Kind künstlerisch tätiger Eltern, des Malers Fritz Vahle und der Grafikerin Ingeborg Vahle-Giessler, geboren, beim Großvater lernte er Klavierspielen. Er übersiedelte mit seiner Familie 1956 in die Bundesrepublik, wo er nach dem Abitur Deutsch und Politik studierte. 1968 nahm er im Duo Ulli und Fredrik mit Ulrich Freise seine erste LP mit Liedern auf. Nach seinem Universitätsabschluss promovierte er in Soziolinguistik und verfolgte sein Interesse für Kinderlieder in einer Habilitation über Kindersprache und Kinderlied.
Kinderlieder.

Christiane+Frecerick1976

Gemeinsam mit Christiane Knauf verfasste er bei der Arbeit mit einer Gruppe lernbehinderter Kinder erste eigene Kinderlieder. Christiane & Fredrik traten regelmäßig in Kindergärten, Buchhandlungen und Kinderliederfestivals im In- und Ausland auf und veröffentlichten 1973 mit Die Rübe ihre erste Kinderplatte. Die Veröffentlichung verschiedener weiterer MCs und CDs folgten. Nach Reisen durch Mittelamerika in den 1980ern verfasste er auch Kinderbücher, die von dem Leben von Kindern in diesen Ländern erzählen, so etwa Manuel und Ich erzähle von Pedro.

Seine Hauptbeschäftigung blieben aber die eigenen Kinderlieder, die er in Zusammenarbeit mit Dietlind Grabe-Bolz als Gesangspartnerin aufnahm und vortrug.

Fredrik Vahles frühe Kinderlieder der 1970er Jahre griffen Themen auf, die für Kinder zu dieser Zeit noch tabuisiert waren wie Arbeit und Arbeitslosigkeit, Schule, Erziehung, Sexualität und das Leben ausländischer Einwohner. Die neueren Titel beschäftigen sich vor allem mit Freude an Musik, Sprache und Bewegung.

VahleGrabe03

Zu seinen bekanntesten Liedern zählen Anne Kaffeekanne, Der Katzentatzentanz, Der Spatz, Der Hase Augustin, Der Fuchs, Das Hau-Mich-Nicht-Lied, Der Cowboy Jim aus Texas und Der Friedensmaler. Mit dem Titel Kawuras, der Krebs produzierte er das in Deutschland bislang erfolgreichste auf einem Kalamatianos-Rhythmus basierende Lied. Lange bevor der Katzentatzentanz öffentlich dafür kritisiert wurde[1], dass die Protagonistin im Text andere Tiere aufgrund körperlicher Merkmale ausgrenze, nahm Vahle eine für alle neueren (Wieder-)Veröffentlichungen eine Version auf, in der sich die Katze nach anfänglicher Ablehnung besinnt und mit jedem der Tiere tanzt, nicht nur mit dem Kater. Daneben verfasste er Nonsenslieder und sprachspielerische Verse und zweisprachige Lieder für die Ausländerintegration (Der Elefant – Lieder in unserer und in Eurer Sprache, 1981).

In den vergangenen Jahren nahmen die neuen Bewegungslieder und Workshops zum Thema Sprache und Bewegung einen Großteil seiner Arbeit, auch seiner Lehrtätigkeit an der Universität Gießen, ein.

„Engagement kam für mich vom Geist her, von Heine und Brecht“ 
(Fredrik Vahle)

Fredrik Vahle

Und auch auf diesem Weihnachtsalbum bleibt er seiner unverkennbaren eigenen Linie treu, einschließlich seines ganz eigenen Vortragsstiles und Melodieführung.

Liebevolle, nachdenkliche, zuweilen auch respektlose Weihnachtslieder („Nickoläus’chen, Zippeläus’chen“) geben einem bis heute das Gefühl, dass diese rührselige Weihnachtszeit weitaus mehr sein kann, als nur durch Kaufhäuser zu streifen, als nur auf Weihnachtsmärkten zu schlendern (was heuer ja eh keinen Sinn macht). Übrigens: auch dieses Album ist musikalisch durchaus ansprechend instrumentiert (gutes Beispiel „Griechisches Winterlied“)

Und darauf will ich auch noch ganz dringend hinweisen. Seine damalige musikalische Partnerin, Dietlind Grabe ist heute, man lese und staune, die ziemlich fest im Sattel sitzende Oberbürgermeisterin der Stadt Gießen:

Am 7. Juni 2009 wurde Dietlind Grabe-Bolz  mit 55,5 Prozent der Stimmen zur Oberbürgermeisterin der Stadt Gießen gewählt. Ihr Gegenkandidat und bisheriger Amtsinhaber Heinz-Peter Haumann (CDU) unterlag mit 44,5 Prozent der Stimmen. 

Dielind Grabe-Bolz

Bei der Direktwahl am 14. Juni 2015 wurde Dietlind Grabe-Bolz mit 53,6 % der abgegebenen Stimmen bei drei Gegenkandidaten im ersten Wahlgang im Amt bestätigt. Die Wahlbeteiligung betrug 30,4 % (von solchen Ergebnissen kann die SPD heute nur träumen).

VahleGrabe02

Und noch heute treten sie gelegentlich gemeinsam auf, verstärkt im Jahr 2020, als sie in Gießen mehrfach ihre sog. coronnabedingten Balkonkonzerte veranstalteten.

BackCover

Besetzung:
Ben Ahrens (percussion)
Dietlind Grabe (vocals, flute)
Klaus Heidrich keyboards, harpsichord, harp, bells)
Rudi Mika (guitar, violin, viola, mandolin, bass)
Fredrik Vahle (vocals, guitar)

VahleGrabe01

Titel:
01. Advent, Advent 1.24
02. Wo wohnt wohl der Weihnachtsmann 2.00
03. Kling Glöckchen 1.18
04. Lied vom Weihnachtsmann 3.57
05. Das Rentier 2.37
06. Der Rabe 2.28
07. Schneeflöckchen, Weiß Röckchen 2.32
08. Das Rackedickeducke-Lied 3.25
09. Nickoläus’chen, Zippeläus’chen 0.13
10. Hessisches Wintermorgenlied 2.14
11. Griechisches Winterlied 3.43
12. Lied vom Engel 2.35
13. Lied von der Christnacht 4.13
14, Drei Indios 3.07
15. Schlaflied 2.35

Musik + Texte: Fredrik Vahle (mit gelegentlicher Verwendung traditoneller Weihnachtsmelodien)

LabelB1

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Neulich, bei einem Treffen mit meiner jüngeren Tochter und ihrer Familie überreichten sie mir ein paar Cassetten: „Papa, kannst Du sie für uns digitalisieren, die würde ich so gerne wieder mal hören“.

In der Hand hielt sie Weihnachtscassetten aus ihrer Kindheit und darunter auch diese … die ich damals für meine Kinder auf Cassette aufgenommen hatte. Der Grund dafür war einfach. Mitte der 90er Jahre hatte ich mich von meiner Familie getrennt (meine wohl schwierigste Lebensphase) und so versuchte ich in den folgenden Jahren Weihnachten auch mit solchen musikalischen Grüßen das Band zwischen uns aufrecht zu erhalten.

Und so so sah dann diese Cassette damals aus:

PrivatMC2

 

Mehr von Fredrik Vahle:
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Glenn Miller & sein Orchester – Originalaufnahmen 1939 – 1940 (1962)

FrontCover1Ich habe es in diesem blog ja schon mehrfach erwähnt, dass die Deutschen nach dem II. Weltkrieg und dem Ende der Nazi-Schreckensherrschaft einen unbändigen Bedarf an alter US-Jazzmusik hatten, natürlich vor allem jene auch um ihre Jugend betrogene Altersgruppe.

Und da kam natürlich auch ein Glenn Miller mit seinen famosen Big Band Aufnahmen gerade recht:

Alton Glenn Miller (* 1. März 1904 in Clarinda, Iowa; † 15. Dezember 1944 bei einem Flugzeugabsturz über dem Ärmelkanal) war ein US-amerikanischer Jazz-Posaunist, Bandleader, Komponist und Arrangeur der Swing-Ära. Er zählte zur Zeit des Zweiten Weltkriegs zu den erfolgreichsten Musikern der Vereinigten Staaten. Mit seinem „Glenn Miller Orchestra“ schuf er weltweit bekannte Titel wie Moonlight Serenade, In the Mood, American Patrol und Chattanooga Choo Choo. (wikipedia)

Glenn Miller

Sein doch etwas rätselhaft Tod als Pilot der US-Airforce sei dann auch noch erwähnt.

Ansonsten hören wir hier den Glenn Miller so, wie er auch berühmt wurde: Einerseits jazzige Schmachtfetzen, andererseits aber auch fetzender Big Band Jazz, dass einem, die Ohren wackeln.

Auch wenn er an den großen Duke Ellington nicht herankam sind seine Aufnahmen schon sowas wie Allgemeingut geworden. Hie kann man es sich mal wieder anhören, wie sich das angehört hat … damals … in jenen Jahren als diese Musik bei uns verboten war.

BackCover1

Besetzung:
Glenn Miller (trumpet) & sein Orchester
+
Tex Beneke (saxophone)
Ray Eberle (vocals)
Pat Friday (vocals)
Marion Hutton (vocals)
+
The Modernaires (background vocals)

Die Edition aus der Schweiz:
SchweizerEdition

Titel:
01. In The Mood (Garland) 3.17
02. I Know Why (Gordon/Warren) 3.43
03. American Patrol (Gray) 3.33
04. Moonlight Sonata (Finegan) 3.47
05. Chattanooga Choo-Choo (Gordon/Warren) 4.39
06. Boom Shot (Miller/May) 2.30
07. I’ve Got A Gal In Kalamazoo (Gordon/Warren) 5.18
08. Sun Valley Jump (Gray) 2.28
09. Moonlight Serenade (Parish/Miller) 1.03

LabelB1

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Diese Ariola Langspielplatte steckte in einer Hülle mit Werbung für EMI Electrola Schallplatten (kann ja mal passieren):
Inlets

Ganz wichtig: Glenn Miller´s Vorfahren kamen
vermutlich aus Deutschland:

Hüllentext

Weihnachten 2020 (01):Julia Tulipan – Low Carb Weihnachtsrezepte (2015)

TitelAlle Jahre wieder … beginnt ja im Dezember nicht nur die Advents- und Weihnachtszeit, sondern auch die Zeit die passenden Plätzchen zu backen.

So auch bei mir … dieses Jahr allerdings unter etwas anderen Bedingungen:

Nachdem bei mir im September Diabetes mellitus diagnostiziert wurde, stand ich natürlich vor der Aufgabe, meine Ernährung entsprechend anzupassen und dass gilt natürlich erst recht für diese „süße Jahreszeit“.

Und nachdem ich auf Plätzchen & Co, nicht gänzlich verzichten wollte, habe ich mich notgedrungen nach Alternativen umgeschaut.

Und hier ist eine dieser möglichen Alternativen für Diabetiker.

Beispiel01

Und das ist der Ansatz in diesem Kochbuch:

Wer sich kohlenhydratarm oder kohlenhydratreduziert ernährt kennt das Problem: Eine Einladung zu Weihnachten oder ein Fest zum Advent und die süßen Verführungen stehen wieder am Tisch. Doch es geht auch ohne Zucker und Mehl. Wie Julia Tulipan in diesem Buch zeigt, kann man auch „gesunde“ Mehlspeisen, Torten und Plätzchen zu besonderen Anlässen reichen. Damit die Rezepte immer gelingen gibt es zu jedem Rezept online Videos die alle Schritte erklären. Die Videos sind für Käufe des Buches kostenlos (seperate Anmeldung erforderlich – weitere Details im Buch) Die teilweise neuen Zutaten (wie z.B. teilentöltes Mandelmehl) verhalten sich natürlich nicht genauso wie Mehl, weshalb die 25 vielfach erprobten Rezepte einem eine gute Basis auch für eigene Kreationen liefern. Egal ob Low Carb, LCHF oder Paleo (Primal), hier findet jeder tolle Rezepte als Erweiterung zu einer gesunden Ernährung. Besonders wer gluten intolerant ist oder an Zöliakie leidet, freut sich über die komplett getreidefreien Rezepte. Low Carb ist die wissenschaftlich erwiesene Ernährungsweise, wie zahlreiche Experten wie unter anderem Dr. Loren Cordain, Prof. Dr. Timothy Noakes und der Österreischische Arzt Dr. Wolfgang Lutz in ihren Büchern und Vorträgen eindrucksvoll unter Beweis gestellt haben. (aus dem Vorwort)

Und so präsentiert sich die Autorin:

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Das Buch enthält am Anfang viel Theorie über unterschiedliche Ernährungs- oder besser gesagt Diät-Varianten, ob die von der Autorin bevorzugte Paleo Ernährung der Weisheit letzter Schluss ist, vermag ich nicht zu beurteilen (da streiten sich wohl die Geister).

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Und dann werden einem die Fachbegriffe nur so um die Ohren gehauen … dass diese nur noch schlackern können:

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War mir dann alles ein wenig zu viel … und so habe ich mich dann mehr auf die Rezepte sowie einige der wichtigsten Zutaten konzentriert:

Für einen Diabetiker natürlich von besonderer Bedeutung:
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Meine Lieblingsplätzchen: Vanille-Kipferl:
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P.S. Ganz so sklavisch werde ich mich nicht an all den Rezepten orientieren (zuweilen beschleicht mich bei solchen Büchern immer das Gefühl, es mit einer Ersatz-Religion zu tun zu haben), aber eine für mich sinnvolle Grundlage scheinen sie mir schon zu sein.

Ich bin gespannt, wie mir dann all die Plätzchen schmecken werden …

Wieder lieferbar: Evgenia Rubinova

Wie gewünscht (click on the pic):

Wieder lieferbar

Wer sich über einen Beitrag, der nicht mehr lieferbar ist, dennoch gerne nochmals informieren möchte, schreibe bitte an:

post-fuer-sammelsurium@gmx.net

Ich werde dann natürlich versuchen, solche Wünsche zeitnah zu erledigen, okay ? Auch weitere (Musik) Wünsche kann man mir gerne mitteilen; ich schau dann, was sich machen lässt.

Und dann noch folgende Information:

In manch früheren Beiträgen habe ich – aus gegebenem Anlass – ein Passwort verlangt; dies ist gegenwärtig nicht mehr notwendig.