Warum diese Sängerin so in Vergessenheit geraten kann, kann man eigentlich überhaupt nicht verstehen:
Belina (* 1925 bei Treblinka, Polen; † 12. Dezember 2006 in Hamburg; eigentlich Lea-Nina Rodzynek) war eine jüdische Folk-Sängerin. Sie beherrschte fließend sechs Sprachen und sang ihre Lieder, Chansons und internationale Folklore in Originaltexten in 20 verschiedenen Sprachen.
Die Sängerin wurde als Lea-Nina Rodzynek in einem Dorf in der Nähe von Treblinka geboren. Früh zeigte sich ihr musikalisches Talent, das von den Eltern gefördert wurde. Die volkstümlichen und sakralen Gesänge in der Familie waren die ersten Impulse für ihre spätere künstlerische Tätigkeit. Als junge Frau floh Lea-Nina nach Deutschland, wo sie mit gefälschten Papieren und unter falschen Namen Arbeit in einer Fabrik fand. Als man den Schwindel entdeckte, wurde sie verhaftet und in ein Konzentrationslager verschleppt, aus dem sie jedoch fliehen konnte. Es gelang ihr, sich bis zum Ende des Nationalsozialismus versteckt zu halten. Erste Station in der Freiheit war Paris. Dort tingelte sie als Sängerin durch die vielen Kellerlokale. Man nannte sie den Schwarzen Engel vom Montparnasse.
1954 ging die Künstlerin in die Schweiz. Dort arbeitete sie als Kosmetikerin und ließ ihre Stimme ausbilden. Sie hatte kleine Fernseh- und Hörfunkauftritte und unternahm eine Tournee durch die Provinz. 1954 erhielt sie ein Engagement am Jiddischen Theater in Paris, und es erschienen erste Schallplatten von ihr. Erfolgreich jedoch wurde sie erst in Deutschland. Der Regisseur Truck Branss widmete ihr 1962 seine erste Personality-Show Belina – Porträt einer Sängerin (es folgten u.a. Hildegard Knef, Francoise Hardy, Alexandra). Der komplizierte Name wurde gekürzt in Belina.
Bei den Dreharbeiten zu der Fernsehsendung lernte sie den populären Konzertgitarristen Siegfried Behrend (1933-1990) kennen, der 1962 in Berlin mit ihr eine Folk-Session veranstaltete (davon zeugt die LP 24 SONGS AND ONE GUITAR). Die beiden waren Gast in mehreren Fernsehsendungen (z. B.: Lieder am Kamin). Auch der Film zeigte an der Künstlerin Interesse. Sie spielte die Rolle einer Sängerin in dem Krimi Das Geheimnis der schwarzen Witwe (1963), mit Karin Dor, O. W. Fischer, Klaus Kinski u.a.m. Mitte der 1960er Jahre erschien die unbekannt gebliebene LP Wenn die Jidden lachen mit jiddischen Liedern und Witzen (interpretiert von Jens Brenke).
1964/1965 unternahmen sie eine frenetisch umjubelte Konzerttournee durch 120 Ländern. Diese wurde zu einem wahren Triumphzug und die Presse überschlug sich förmlich vor Begeisterung. Es waren vor allem die jiddischen Lieder, die durch den biografischen Hintergrund und durch die dunkle Stimme Belinas besonderen Eindruck hinterließen.
Nachdem sich Siegfried Behrend von Belina getrennt hatte, nahm die Künstlerin nur noch wenige Angebote als Solistin an. Sie hatte noch einige Auftritte zusammen mit dem Gitarristen Roberto Legnani, wandte sich aber verstärkt der Schauspielerei zu. Große Erfolge feierte sie als Polly in der Dreigroschenoper. 1981 spielte Belina mit dem Gitarristen Ladi Geisler – prägender Sound-Geber des Orchester Bert Kaempfert – die LP Meine Fantasie ein, die völlig der Vergessenheit anheimfiel. Ihr Abschiedskonzert gab sie 1993 in Hamburg.
Belina war Mutter eines Sohnes. Sie wurde auf dem jüdischen Friedhof in Hamburg beigesetzt. (Quelle: wikipedia)
„Jeder träumt seine eigenen Träume“ war ihr erstes Album und enthielt „Originalaufnahmen aus der Fernsehsendung des 1. Programms am 30. März 1963 vom Saarländischen Rundfunk „Bellina – Portraut einer Sängerin“ (Regie Truck Brans). Manche der Lieder wurden schon 1960 auf Single (allerdings bei einem anderem Label – Odeon – veröffentlicht; ich gehe also davon aus, dass es sich hier um Neueinspielungen handelt)
Dieses Portrait scheint so gut gelungen zu sein, dass es auch als deutscher Beitrag beim „Internationalem Fernseh-Festival 1964“ in Prag präsentiert wurde.
Über die Qualität der Sendung kann ich nichts sagen, aber die Musik dazu könnn wir auf dieser LP hören.
Und sofort drängen sich Vergleiche mit Esther Ofarim auf … und dabei scheidet Belina wahrlich nicht schlechter ab. Sie entfaltet einen großartigen Bogen vonChansons mit Tiefgang, ihre Stimme hat Stil und die musikalische Begleitung ist einfach nur geschickt.
Dass sie nicht soerfolgreich war, lag sicherlich daran, dass sie ein eher „herberer“ Typ war und ihr späterer Partner Siegfried Behrendt im Vergleich zu Abi Ofarim eher arg hölzern wirkte. Musikalisch konnte sie den beiden allemal das Wasser reichen.
Wer´s nicht glaubt … kann ja mal reinhören … da gibt es viel zu entdecken …. Und wer mehr über diese Sängerin wissen will, kann sich mittels beigelegter weiteren Informationen als pdf. Datein informieren.
Besetzung:
Belinda (vocals)
+
Mitglieder des Saarländischen Rundfunk-Orchesters
Titel:
01. Exodus (Ein Land ist mein) (Gold/Hertha) 2.54
02. Hava Naghila (Idelsohn/Schwabach) 1.47
03. Dreh‘ dich nicht um nach fremden Schatten (Le Grisbi) (Wiener(Lanjean/Heinzli) 2.45
04. A Yiddische Momme (Pollak/Yellen) 2.52
05. Le bonheur (Hadjidalis/Helbig) 2.46
06. Blue Balalaika (Hartner/Bruhn/Schwabach) 2.30
07. Jeder träumt seine eigenen Träume (Dixie/Breiten) 3.46
08. Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh’n (Jary/Balz) 2.20
09. Tamburine (Becht/Bradtke) 2.23
10. Man hat uns nicht gefragt (Holländer) 3.22
11. Einsamkeit (Blue Melody) (Böttcher/Just) 2.54
12. Non, je ne regrette rien (Nein, es tut mir nicht leid) (Vaucaire/Dumont/Siegel) 2.28