Verschiedene Interpreten – Twist in der DDR (2003)

FrontCover1Und jetzt gibt´s mal wieder ne ganz gehörige Portion Nostalgie und zwar mit dem Prädikat: höchst vergnüglich !

Die Planvorgabe lautete: Weltniveau! Ob die Interpreten dies erreichten, muß jeder Hörer für sich selbst entscheiden. Fest steht – obwohl erst jetzt erstmals auf CD gewürdigt – , daß auch in der ehemaligen DDR getwistet wurde, bis die Gelenke knackten. Hinkten schon die bundesdeutschen Hüftwackler zeitlich dem Trend (wieder mal) hinterher, dauerte es auch zwischen Rostock und Aue noch etwas länger, bis sich Gesangs- und Instrumentalkünstler dem neuen Tanz widmeten bzw. widmen durften. Denn natürlich witterten Partei und die allmächtige Senilen-Riege um Walter Ulbricht und Konsorten einmal mehr den Untergang des Abendlandes – diesmal angefacht durch den neuen Sound, den Hank Ballard, Chubby Checker & Co. im verruchten Amerika angezettelt hatten. Um es sich mit den interessierten Teilen der Ost-Jugend aber nicht gänzlich zu verderben, machte die Staatsführung schrittweise Zugeständnisse: Hießen twistverwandte Kompositionen anfangs auf Plattenlabels noch verschämt ‚Foxtrott‘, gab es ab 1963 kein Halten mehr – auch ‚im Osten‘ zuckten die Hüften.
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Beliebte Stars aus der ersten Garnitur der Schlagersänger und hauptamtliche Tanzorchester waren mit von der Partie: Ruth Brandin, Britt Kersten, Frank Schöbel und Manfred Krug (als Komponist/Texter unter dem Pseudonym Clemens Kerber) lieferten Titel ab – Kapellen und Ensembles wie die Sputniks, Amigos und die Theo Schumann Combo setzten gekonnt den neuen Rhythmus um. Und ein Song wie der Karthäuser Knickebein Shake von Lutz Jahoda wurde sogar im Westen von Ralf Bendix ins Repertoire übernommen. (Quelle: Pressetext)
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Twisten Sie los …denn die Aufnahmen dieser Compilation des DDR-Twist’s sind echte Raritäten. Gekonnt zusammengestellt und gemastert von „AMIGA-Schlagerarchiv-Experte“ Marcus Heumann (ein Kompliment an dieser Stelle). Wenn man bedenkt, daß gerade ausgefallene Musikrichtungen in der DDR sehr kurzlebig sein konnten, – wie auch der Twist, erhält der (N)ostalgiker mit dieser CD doch eine ziemlich breite Palette an Kompositionen eines Zeitraumes von gerade mal nur 4 Jahren (alle Produktionen liegen zwischen 1962 und 1966). Wer es gerne detailiert und originalgetreu haben möchte, kommt mit dem reichhaltig bebilderten, 40 seitigem Booklet, mit einem Vorwort von M. Heumann, voll auf seine Kosten. Hier zeichnet sich wieder die intensive Recherche Heumann’s aus, denn zu allen Veröffentlichungen liegen hier die ehem. AMIGA-Plattencover vor. Sogar die CD selber besticht in einem nostalgischen AMIGA-Labeltouch und läßt jeden Twist-Fan die Herzen auf Musik-Erinnerungen von damals höher schlagen. Legen Sie die CD in den Player und twisten Sie los – Sie werden sehen, schon bei den ersten Tönen ist es wie damals – es zuckt von ganz allein ein den Beinen. Ein Hörtipp für Raritätensammler und Fan’s der musikalischen Ostalgie-Welle! (H. Hesse )
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Für mich hält diese CD zunächst einmal das, was das lebendige Cover verspricht, nämlich gute Unterhaltung. Für uns „Wessis“ ist es zudem von besonderem Reiz, wenn wir hier wieder lernen, wie intensiv man damals versucht hat, sich mit dem Staat und seiner vorgefertigten Haltung gegenüber allen Künsten zu arrangieren, ohne dabei auf die Stilmittel des Klassenfeindes ganz verzichten zu wollen. Man erhält auf diese Weise ganz neue Einblicke in die Popszene der DDR-Zeit. Manchmal muss und darf man auch schmunzeln, wenn selbst ein Unsinn-Song (O du lieber Augustin) zum Twist umfunktioniert wurde. Die volle Punktzahl wird verfehlt, weil die Tonqualität manchmal zu wünschen übrig lässt. Dafür gibt es heute die Möglichkeit des digitalen Aufpeppens. Dennoch überwiegt die gute Unterhaltung. Sehr zu empfehlen als aktiver Reisebegleiter im Auto, und das nicht nur bei Fahrten in die neuen Bundesländer.(gb)

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Tja … und auch meinerseits vergebe ich die Bestnote für diese Zusammenstellung und das bezieht nicht nur auf die Vielzahl der drolligen Titel, sondern insbesondere, weil die Musik – sofern man dem Twist etwas abgewinnen kann – auch heute noch sowas von spritzig und mitreißend ist … unglaublich…. und die meisten Songs verdienen sich die Ohrwurm – Plakette ….

Und auch all die Texte („Aus Apfelkernen und Nudelsternen“)… Vergnügungsfaktor 10 + ! Und natürlich geht es ständig „um unsere Liebe“ (in allen nur denkbaren Variationen), nun ja, was halt Teenager unter Liebe verstehen.

Und dann all die völlig durchgeknallten Titel wie z.B.

„Hexenbesen-Twist “ – „Wenn sie mich so anseh’n“ – „Jodel-Twist “ – „Papagei-Twist“

Und dann noch als Höhepunkt:  der „Knickebein-Shake“ (Prädikat: völlig durchgeknallt hoch zehn !)

Und neben all den unbekannten Namen lesen wir dann auch; Manfred  Krug (sein „Twist in der Nacht“ ist textlich ganz schön aufmüpfig), Eva-Maria Hagen oder Theo Schumann

„Wer war gestern bei dir “ klingt arg nach „Surfin´ USA“ (Beach Boys bzw. ja eigentlich Chuck Berry) … und wenn die damaligen DDR Obrigkeiten dachten, der Twist sei im egensatz zum Rock N Roll harmlos, dann haben sie sich gewaltig getäuscht ….

Ja und dann … die Ruth Brandin … ich glaub´ ich könnte schwärmen für sie wie ein Backfisch … ihr „Mich hat noch keiner beim Twist geküßt “ ist einfach nur großartig und auch all ihre anderen Titel … *schwärm* … werde ich allmählich zu albern … aber diese Frau ist Klasse …

Oder, auf gut deutsch: Let´have some fun tonight !

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Tracklist:

Ruth Brandin & Die Sputniks:
01. Mich hat noch keiner beim Twist geküßt (Siebholu/Brandenstein) 2.45

Rolf Herricht & Orchester Günter Gollasch:
02. Wenn sie mich so anseh’n (Winkler/Klunter) 1.51

Frank Schöbel & Orchester Günther Kretschmer:
03. Party-Twist (Schneider/Kretschmer) 1.57

Die Sputniks:
04. Gitarren-Twist (Döhring) 2.20

Hartmut Eichler & Rundfunk-Tanzorchester Leipzig:
05. Augustins Twist (Hardt/Schöne) 2.23

Ruth Brandin & Orchester Günter Gollasch:
06. Aus Apfelkernen und Nudelsternen (Siebholz/Brandenstein) 2.10

Mary Halfkath & Orchester Günter Gollasch:
07. Sei ein Mann (Bath/Schüller) 2.21

Steffen Reuter & Orchester Günter Gollasch:
08. Hexenbesen-Twist (Möckel/Branoner) 2.05

Petra Böttcher & Orchester Gerd Natschinski:
09. Erst kommst du (Schneider/Kähne) 2.36

Frank Schöbel & Die Kolibris & Orchester Günther Kretschmer:
10. Außer Rand und Band (Schneider/Hugo) 2.07

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Ruth Brandin & Orchester Günter Gollasch:
11. Papagei-Twist (Siebholz/Brandenstein) 2.24

Miroslav Kefurt:
12. Pauken-Twist (Kefurt) 2.37

Perikles Fotopoulos & Rundfunk-Tanzorchester Berlin:
13. Twist im Park (Osten/Kähne) 2.26

Manfred Krug & Orchester Walter Eichenberg:
14. Twist in der Nacht (Kerber) 2.38

Britt Kersten:
15. Unsre Liebe (Siebholz/Brandenstein) 2.24

Ruth Brandin & Die Sputniks:
16. Münchhausen (Siebholz/Brandenstein) 2.32

Theo Schumann Big Beat Combo:
17. Watussi-Twist (Schumann) 2.12

Die Sputniks:
18. Sputnik-Thema (Döhring) 1.58

Die Amigos:
19. Oho, Susann (Thiemann/Richter) 2.21

Volkmar Böhm & Rundfunk-Tanzorchester Berlin:
20. Twist-Ballerina (Kneifel/Degenhardt) 2.09

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Susi Schuster & Rundfunk-Tanzorchester Leipzig:
21. Jodel-Twist (Ledig/Roeder) 3.17

Ruth Brandin & Orchester Günter Gollasch:
22. Warum (Nennt man dich Sunnyboy) (Kähne/Brandenstein) 2.24

Lutz Jahoda  Karthäuser & Orchester Günter Oppenheimer:
23. Knickebein-Shake (Felder/Schinsky) 3.20

Eva-Maria Hagen & Anna Prucnal & Orchester Günter Gollasch:
24. Nichts geht übers schlafengehn ( 2.14

Frank Schöbel:
25. Schau lieber weg (Natschinski/Degenhardt) 2.27

Günter Hapke & Großes Tanzstreichorchester des Deutschlandsenders :
26. Nachts sieht alles ganz anders aus (Gertz/Hermann) 2.06

Perikles Fotopoulos & Die Sputniks:
27. Ich bin kein Prophet (Siebholz/Brandenstein) 2.46

Karin Prohaska & Orchester Walter Eichenberg:
28. Spiel nicht mit dem Feuer (Bause/Schneider) 2.07

Ruth & Evelyn & Rundfunk-Tanzorchester Berlin:
29. Kuckucksuhren-Twist (Mai) 2.14

Theo Schumann Combo:
30. Wer war gestern bei dir (Gutsche/Schumann) 3.16

Orchester Günter Gollasch & Die 4 Collins:
31. Wenn sie mich so anseh’n (Winkler) 2.26

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