Verschiedene Interpreten (Klaus Kuhnke, Manfred Miller und Peter Schulze) – Geschichte der Popmusik (CD 1: Die Geburt des Rock’n’Roll (Radio Bremen) (1998)

Geschichte Der Pop Musik CD 01FrontCover1Ich glaub´ da hab´ ich mir was aufgehalst …

Eine solche Dokumentation (ich rede hier von 52 CDs !!!) gab´s wohl noch nie in deutschen Landen:
Die Geschichte der Popmusik als Box Set (LP-Format) mit 52-CDs, 324-seitigem gebundenem Buch, 1099 Einzeltitel und einer Spieldauer von 50 Stunden 51 Minuten.

Zur Story der Pop-Musik gibt es zahllose Bücher und haufenweise CD-Serien. Das Angebot reicht vom Billig-Kram der Kaufhäuser über Schnellschüsse der Industrie bis zum Yuppie-Mailorder für Esoteriker. Mist für schnelles Geld. Die Geschichte des Pop ist auch die von Payola. Journalisten haben sich stets schmieren lassen, wenn das Ticket nach London oder gar L.A. winkte. ,

,Positive Berichterstattung war und ist garantiert, wenn der freie Journalist sich seinen Idolen widmete. Das ist auch heute so, im Radio, Kabelkanal und in den Printmedien. Was geschrieben und gesendet wird, gehorcht dem Timing der Industrie, und das wird immer schneller. Muzak statt Music. Der Pop-Journalist von heute ist fast noch ärmer dran als vor 30 Jahren. Er schreibt ab aus schlechten Presse-Infos, verdient sein Geld mit Hofberichterstattung für die Industrie und liefert seine Werbekampagne dann auch gleich im Radio, TV und Magazin ab.

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Und nun kommen 52 CDs daher, die ein Archiv und das Gegenteil zum Poppertum bieten. Kuhnke/Miller/Schulze haben die eigentliche Geschichte der Pop-Musik geschrieben (an der sich der Brockhaus messen darf – er verliert), festgehalten damals in den 80ern. Sie haben im Radio mehr als 100 Sendungen zum Thema unter dem Titel ‚Roll Over Beethoven‘ gemacht, dabei sogar vulgärmarxistische Theorien verbraten, mit ihren musikalischen Empfehlungen gestritten statt geschmust.

Archiv für Populäre MusikBremen

Und so schaut´s in dem Archiv für populäre Musik aus … sabber

,Natürlich haben die drei Journalisten ihre Brötchen verdient mit den Sendungen, aber statt Payola stand bei ihren Sendungen das Urteil im Vordergrund, und das unbestechlich. Die 52 CDs bieten den Originalton ihrer Sendungen, mit allen klugen Kommentaren und der Musik dazu (sofern die Rechte erhältlich waren. Die Anwälte der Beatles beispielsweise genehmigten deren Sounds zu den unbestechlichen Kommentaren von Kuhnke/Miller/Schulze nicht für diese CD-Veröffentlichung. Womit man also mal wieder beim Thema ist…).

Es gab damals sogar Fans, die Tapes ihrer Sendungen tauschten: “Suche Sendung vom soundsovielten, biete…“ Und als das erste Buch des Trios vor über zwanzig Jahren zur Geschichte der Popmusik erschien, zuerst als Loseblattsammlung, später als Buch, löste es gar heftige Diskussionen aus, deren Nachwehen in den Rororo-‚Rocksession‘-Bänden stattfanden. ,

Das Buch

Das Buch zur Sendung

,Da stellte doch noch 1981 ein Journalist 13 Gebote auf für Rockjournalisten. ‚Sounds‘ war weg vom Fenster, aufgesogen vom ‚Musik Expreß‘, ‚Spex‘ lugte aus den Windeln hervor und die Feuilletons der klugen Tageszeitungen wußten auch nicht mehr so recht. Und der ‚Rolling Stone‘ kam nur als US-Ausgabe in die Bahnhofsläden. ,

,Konkret: Die Box mit 52 Scheiben/52 Sendungen kümmert sich um die Geschichte des Pop. John Lee Hooker wird in die Pfanne gehauen, Chuck Berry kommt mit Oscar Hammerstein in zarte Berührung, der deutsche Schlager kriegt wissenschaftlichen (!) Respekt verpaßt, Sinatra wird gefeiert und zugleich auf dem ökonomischen Hintergrund sortiert, den der Crooner brauchte und förderte. Schlichtweg alles Bemerkenswerte kommt nicht nur vor. Nein, alles, was ‚in‘ war, wird schnöde beurteilt. Und das auf einem Level, der kaum noch gefragt ist, nämlich intellektuell versiert und dann auch noch ziemlich radikal.

,Also: It’s Only Rock ’n‘ Roll. Ohne Lobhudelei, streng wissenschaftlich, ganz unkommerziell, dennoch tanzbar und ganz ohne die anderen Päpste der heutigen Szene.
Das letzte Gewissen des deutschen Rockjournalismus
Die Geschichte der Popmusik von Kuhnke/Miller/Schulze ist das letzte Gewissen des deutschen Rockjournalismus, unverzichtbar also – in der Reihenfolge unten nach Dringlichkeit bewertet:

  • für Leute, die heutzutage nicht mehr jedem Zeitgeistmagazin glauben können, und wollen. Und sie wollen sich auskennen und Gescheites zum Lesen haben. Da reicht keine ins Deutsche übersetzte Greil Marcus-Attitüde, die diversen Rock-Lexika, selbst die Guinness-Werke zu Pop, Rock, Indie, Blues etc. liefern nur Biographien und keinerlei gedankliche Analyse.
  • für Menschen, die Musik mögen und sich auskennen wollen, ohne anderes gelesen zu haben.
  • für die Macher von Fanzines, die sich für ihre Idole noch ereifern und Analysen suchen statt Bemusterung.
  • für Journalisten, die zugemustert werden, aber infomäßig nichts einordnen können.
  • für Redakteure – TV, Radio, Prints – , die noch auf Recherche setzen.
  • für die Kenner der Popmusik, die selber schon seit Jahren daran basteln, neue Lexika des Genres zu entwerfen und doch nur unkundige Werke zustandebringen.
    sogar für jene talentierten Schreiber von Presse-Infos für die Industrie, deren Ergüsse immer mehr den Blick fürs Bodenständige verlieren.
  • für Yuppies von der Börse, die abends in der Broker-Bar mal einen supercoolen Spruch loswerden wollen.
  • für Guildo Horn, der wissen möchte, woher der Groove von Manuela stammt. Das war mehr als Bossa Nova.

Und diese 52 CDs bieten den Originalton ihrer Sendungen !! (Werbetext)

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Ein Momentualwerk also … ich bekam es or Jahren mal von einem anderen Sammler zur Verfügung gestellt (leider habe ich den Namen vergessen) und er schrieb damals sinngemäß, dass die Autoren dieses Werkes zum Lachen wohl in den Keller gegangen sind.

Und in der Tat. Der sprachliche Vortrag geriet staubtrocken; das ändert freilich nichts daran, dass die Autoren sich mit einer schier unvorstellbaren Akribie dem Thame „populäre Musik“ zu wenden. Da kommt man ein ums andere mal nicht aus dem Stauen heraus. Im ersten Teil der SEndung zerpflücken sie mit diebischer FReud den Schindluder, den manmit dem Begriff Rock n Roll getrieben … und so was koenntnisreich !

Von daher: Prädikat unverzichtbar ! Und der geneigte Leser dieses blogs ahnt, was auf ihn und mich zu kommt: Die Präsentation aller 52 Sendungen … im Laufe der Zeit.

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Titel:
01. Einleitung 1.48
02. Beethoven könnte … 1.41
03. The Chords: Sh-Boom (Keyes/Claude Feaster/Carl Feaster/McRaeEdwardsac) 2.24
04. Bill Haley: Rock Around The Clock (De Knight/Freedman) 2.10
05. Geburtsdatum des Rock ‚N‘ Roll 21. März 1954 … 0.30
06. Tiny Grimes & His Rockin´ Highlanders: Call Of The Wild (Grimes) 2.51
07. Es gibt noch weitere Geburtstage des Rock N Roll … 5.08
08. Beispiel I 0.21
09. Die zweite Aufnahme … 1.12
10. Beispiel II 0.45
11. Der wesentliche Unterschied … 0.29
12. Sonny Dae: Rock Around The Clock (De Knight/Freedman) 2.46
13. Bill Haley: Rock This Joint Tonight (Crafton/Keane/Bagby) 2.11
14. Bill Haley: Rock Around The Clock (De Knight/Freedman) 0.30
15. Rock Around the Clock enthält nichts … 2.46
16. Treniers: Rock-A-Beatin‘ Boogie (Haley) 2.15
17. Diese Aufnahme … 2.17
18. Hot Lips Page: Rock It For Me (K.Werner/S.Werner) 2.51
19. The Boswell Sisters with Jimmy Grier: Rock and Roll (Claire/Whiting) 2.58
20. Roy Rogers: Listen To The Rhythm Of The Range (Autry/Marvin) 3.04
21. Ob man … 0.18
22. Curtis Gordon: Rompin‘ And Stompin‘ (Gordon) 2.41
23. Wäre diese Aufnahme … 0.13
24. Roy Brown: Good Rockin‘ Tonight (Brown) 3.03
25. Wynonie Harris: Good Rockin‘ Tonight (Brown) 2.44
26. Elvis Presley: Good Rockin‘ Tonight (Brown) 2.11
27. Good Rockin‘ Tonight in drei Interprationen 0.46
28. Johnnie Lee Wills: Milk Cow Blues (Arnold) 2.50
29. Milk Cow Blues 
1941 aufgenommen 0.09
30. 
Elvis Presley: Milk Cow Blues (Arnold) 2.36
31. Der Sänger … 3.35
32. Little Richard: 
Tutti Frutti (Penniman/La Bostrie) 2.54
33. Bedauernswert … 4.30
34. Beatles: Everybody’s Trying To Be My Baby (Perkins) 2.25
35. John Lennon … 0.10
36. Carl Perkins: Everybody’s Trying To Be My Baby (Perkins) 2.12
37. George Harrison … 0.22
38. Roy Newman: Everybody’s Trying To Be My Baby (Perkins) 2.28
39. Und auch schon Julian Akins … 0.12
40. Rex Griffin: Everybody’s Trying To Be My Baby (Perkins) 2.59

Alle Texte: Klaus Kuhnke, Manfred Miller und Peter Schulze

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