Micha Kern – Against All Odds (2022)

FrontCover1Wenn ich jetzt schreibe, der Gitarrist kommt aus Übersee … dann könnte man erstmal glauben, was hat der hier verloren.

Aber den Ort Übersee gibt es in Deutschland wirklich und der Ort liegt am Chiemsee in Oberbayern.

Und so stellt sich Micha Kern selber vor:

Er kommt aus Übersee (am Chiemsee), könnte aus musikalischer Sicht aber auch von der anderen Seite des großen Teiches stammen. Denn Micha Kerns Art, die Gitarre zum Klingen zu bringen, ist „really entertaining“, und zwar in jede Richtung: emotional, unterhaltsam, tiefgründig, funky oder einfach zum Träumen – so wird sein Konzertprogramm gerne beschrieben.

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Mit explosiven Riffs, melodischen Eigenkompositionen und groovigen Covers unterschiedlicher Genres, jedoch immer mit ganz viel Soul als verbindendes Element, zieht der sympathische Musiker das Publikum in seinen Bann. Wow-Faktor garantiert. Charmant, authentisch und mit einer Prise Humor präsentiert Micha Kern seine beeindruckenden Kompositionen, die er als „Songs“ bezeichnet, denn die Gitarre ist hier tatsächlich eine ganze Band. Bass, Rhythmus, Percussion und Melodie vereinen sich in nur einem einzigen Instrument zu Momenten, in welchen man seinen Ohren nicht traut. Nicht zuletzt berührt er dabei auch die Herzen der Zuhörenden, da jeder Song eine Geschichte hat, die Bilder im Kopf erzeugt und so geradezu erlebbar wird. (Pressetext)

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Hier sein zweites Album und auch dieses erschien im Eigenverlag.

Gegen jede Wahrscheinlichkeit und realistische Chance (Albumtitel)? Tatsächlich würde auf solch heiteres Wechselbass-Picking wie im Opener angesichts der Zauberkunststücke der momentan angesagten Percussive-Fingerstyle-Fraktion heute kaum einer setzen.

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Aber jenes Stück klingt auch just nach „Warm Rain“, anheimelnd und belebend – und so etwas ist echte Kunst. Gewagt auch das Intro von „Lakeview Hotel Blues“: Bewusst wie hinter dem Vorhang aufgenommen, findet es erst nach Sekunden Klarheit und funky Groove. Das kann Kern also auch. Dennoch liegt seine Stärke auf diesem Solo-Fingerstyle-Album vornehmlich im melodischen Picking; quasi aus dem Handgelenk entwickelt der Oberbayer tatsächlich immer wieder neu und anders das, woran es im Percussive-Fingerstyle oft mangelt: singbare, konturierte, stimmungsvolle Themen, gerne mit Drive und Technik („Crazy Train“, „Against All Odds“). Dass das dann trotz beneidenswerter Sauberkeit im Spiel stilistisch stets ein wenig altmodisch klingt, spricht nicht einmal gegen ihn.

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Man kann sich bestens vorstellen, wie Kerns Zuhörer, live davon spontan begeistert, nach einer CD gefragt haben, die all das konserviert. Hier ist sie nun und zeigt mit „Flying Dolphins“ ganz nebenbei, dass der Mann auch perkussiv durchaus mithalten kann. Dass er es aber nicht überall beweisen will, weist ihn aus als jemanden, der zuerst an die Atmosphäre eines Stücks denkt – und nicht ans Abspulen einer Technik. Wer den frühen Martin Kolbe (solo, vor dem Duo mit Ralf Illenberger) gemocht hat, der wird diese Produktion heiß und innig lieben. (Michael Lohr)

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Besetzung:
Micha Kern (guitar)

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Titel:
01. Warm Rain 3.55
02. Lakeview Hotel Blues 6.07
03. Never Give Up 3.48
04. Crazy Train 3.02
05. Against All Odds 2.40
06. Flying Dolphins 3.48
07. Joyride 3.08
08. Flowing 2.33
09. Tiziana E Sebastiano 3.51
10. But You`re Gone 5.50
11. Just Be Proud 4.09

Musik: Micha Kern

CD1

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Micha Kern, live 2024:
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Die offizielle Website:
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Bernd Witthüser – Lieder von Vampiren, Nonnen & Toten (1970)

FrontCover1Er war ganz sicher ein entscheidener Wegbereiter der deutschen Folk-Szene:

Bernd Witthüser (* 29. Februar 1944 in Winterberg, Sauerland; † 4. August 2017, Grosseto, Italien) war ein deutscher Folkmusiker.

1960 spielte Witthüser bei der birdhouse skiffel group in Essen, später machte er sich einen Namen als Protestsänger, wobei er zunächst Texte von Thomas Rother vertonte. 1967 war er an der Einrichtung des Essener Jazzkellers Podium beteiligt, in dem ein breites Spektrum an Musikern auftrat. Mit den im Podium gemachten Erfahrungen war es ihm möglich, die Essener Songtage 68 zu organisieren. Die dort gesehenen Gruppen gaben ihm den Impuls, sich vom politischen Protestlied abzuwenden[3] und gemeinsam mit Walter Westrupp, den er von der Arbeit im Podium kannte, ein neuartiges psychedelisches Folkduo zu gründen.

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Das Duo Witthüser & Westrupp trat von 1969 bis 1973 auf, spielte mehrere Schallplatten ein und war häufig im Fernsehen und Radio zu Gast. Die Plattenfirma versuchte zwar, mit dem Duo eine deutsche Ausgabe von T. Rex zu lancieren oder auch auf den Sakropop-Zug aufzuspringen, aber Witthüser und Westrupp waren einerseits zu eigensinnig, andererseits den Anforderungen des kommerziellen Musikbetriebs auch nicht gewachsen. Gleichwohl wurden die Musiker auch von Rolf-Ulrich Kaiser in endlosen psychedelischen Sessions, aus denen Kaiser weitere LPs generierte, verschlissen. 1973 trennte sich das Duo und die Musiker verabschiedeten sich vorerst aus der Öffentlichkeit. Witthüser unternahm eine längere Reise nach Indien und kam dort auf die Idee zur Straßenmusik.

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Seine ersten Auftritte mit selbstgebauten Instrumenten in den Straßen von Berlin waren erfolgreich, zumindest reichten die Einnahmen zum Leben. Witthüser entzog sich der bürgerlichen Gesellschaft, wohnte in seinem Auto und trat auf wann und wo er wollte. Um selbst mit den erfolgreichen Jahren mit Witthüser & Westrupp abzuschließen, nahm er den Künstlernamen Bernelli an, den er später auch zu Bärnelli, Barnelli und Takkabanda Barnelli variierte. Durch Zufall wurde er 1977 als One-Man-Band bei einem Auftritt auf einem italienischen Dorffest vom italienischen Fernsehen entdeckt, worauf sich ein überraschender zweiter Medienruhm einstellte. Bald kehrte er jedoch den Medien vollends den Rücken, um sich nur noch der Straßenmusik auf regionaler Ebene zu widmen.

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Von 1977 bis 2002 bildete er mit dem Geiger Otto Richter das Straßenmusik-Duo Otto & Barnelli. Hierzu schreibt die Filmemacherin Marie Bardischewski, die für das bayrische Fernsehen einen Film in der Reihe „Lebenslinien“ über das Duo drehte:

„Ihre Musik ist ganz speziell: einerseits naiv, aber zugleich auch voller Ironie. Wenn sie warmgelaufen sind, machen sie Free-Jazz und benehmen sich wie die Narren. Die beiden merkwürdig gekleideten Gestalten, der eine groß und dünn, der andere klein und robust, erinnern ein wenig an Don Quijote und Sancho Pansa.“ (Marie Bardischewski)

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Dabei benutzte Bernd Witthüser alias Barnelli verschiedene Instrumente gleichzeitig mit einem Gesamtgewicht von 25 Kilogramm, die ihn zur One-Man-Band machten. Wie man sich das vorstellen muss, beschrieb er selbst folgendermaßen:

„ich habe auf dem rücken eine kleine basstrommel, die mittels einer modifizierten fußmaschine über einen seilzug mit dem rechten fuß bedient wird. auf der trommel ist ein becken, welches mittels einer modifizierten fußmaschine über einen seilzug mit dem rechten arm bedient wird. in der basstrommel befinden sich zwei verstärker für die elektrische gitarre, die ich auf konventionelle weise umhängen habe und spiele. an der basstrommel links befindet sich eine fahrradhupe, die mit dem linken ellenbogen betätigt wird. auf dem kopf habe ich einen golden lackierten plastikhelm an dem zwei maracas befestigt sind, die ich durch kopfschütteln zum klingen bringe.“ (Bernd Witthüser alias Bernelli)

Nachdem er in die Toskana gezogen und lange Zeit nur als Straßenmusiker Barnelli in Italien aufgetreten war, studierte Bernd Witthüser ab etwa 2003/04 alte Songs ein, um unter seinem eigenen Namen auch wieder in Deutschland aufzutreten. Inzwischen als Folklegende anerkannt,[7] erhielt er Anfragen vom Herzberg-Festival und anderen erstklassigen Folk-Festivals. Seinen Wohnsitz hatte er weiterhin in dem 150-Seelen-Dorf Murci bei Grosseto in der Toskana, wo er in einem Wohnwagen und einer Jurte lebte. Die Strecken zu den Auftritten legte er oft mit einem Motorrad zurück, wobei er 2013 einen schwereren Unfall erlitt. (wikipedia)

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Hier sein Erstlingswerk:

Kabarett für Gothics:
Es ist nicht bekannt, ob Gothics, Gruftis und Emos über außerordentlich viel Humor verfügen. Der bloße Anschein spricht dagegen. Aber vielleicht ist er ja abgrundtief. Dann dürfte hin und wieder dieser Oldie-Schatz aus dem Jahre 1970 vom legendären Ohr-Label veröffentlicht des Hinhörens wert sein. Nicht jeder Titel ist so ernst gemeint, wie es scheint. Witthüser & Westrupp waren Meister der Zweideutigkeiten. Auf ihrem legendären „Jesuspilz“-Album zogen sie locker mit Monty Python gleich, vor allem wenn man sich an die damit verbundenen Kirchenauftritte erinnert.

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Hier, auf ihrer ersten Scheibe, legten sie die Grundsteine. Hier wechselt Makabres mit Abgründigem, Tieftrauriges mit Doppelbödigem. Und zum guten Schluss- bei „Wenn ich ein wenig fröhlicher wär“ – werden die wahren Gründe allen irdischen Strebens enthüllt:“ fressen, ficken, kiffen, saufen“. Da konnten eigentlich nur noch Ingo Insterburg uns seine Mannen mithalten.(Rolf-Michael Streubel)

Mir kommen bei den vielen Betrachtungen über Bernd Witthüser viel zu kurz, dass er ein mehr als talentiereter Musiker war. Dieses Album bietet feinste deutsche Folkmusik, gepaart mit ebenfalls mehr als bemerkenswerten Texten … wie schrieb ich vorhin, er war „ein entscheidener Wegbereiter der deutschen Folk-Szene“

Und die Musik war dann auch noch irgendwie zukunftsweisend … mehr als einmal erinnern die Solobeiträge an Haindling („Die Lilie vom See“)

Und dem Delphin Flipper setze er dann noch ein kleines Denkmal („Wer schwimmt dort?“)

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Besetzung:
Bernd Witthüser (guitar, vocals, harmonioca)
+
Walter Westrupp (trombone, trumpet, drums, ukulele, xylophone, flute, washboard, harmonica)

Inlets

Titel:
01. Dracula (Witthüser) 4.29
02. Das stille Grab (Witthüser/Salis) 2.26
03. Wir möchten dieses Lied noch singen (Witthüser) 3.40
04. Kann die Klage deuten wer? (Witthüser/Martell) 3.50
05. Ich bin dahin (Witthüser) 3.19
06. Welcher Wechsel doch im Leben (Witthüser/Schöfel) 2.59
07. Leis‘ ertönt die Abendglocke (Witthüser/Schöfel) 3.10
08. Hinüber wall‘ ich (Witthüser/Novalis) 2.56
09. Wenn ich ein fröhlicher wär‘ (Witthüser) 2.51
10. Die Beschwörung (Witthüser/Heine) 2.53
11. Liebeslied (Witthüser/Rother) 4.10
12. Die Lilie vom See (Witthüser/Böttiger) 4.04
13. Wer schwimmt dort? (Witthüser) 2.01

Labels

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Micha Kern – A New Beginning (2021)

FrontCover1Wenn ich jetzt schreibe, der Gitarrist kommt aus Übersee … dann könnte man erstmal glauben, was hat der hier verloren.

Aber den Ort Übersee gibt es in Deutschland wirklich und der Ort liegt am Chiemsee in Oberbayern.

Und so stellt sich Micha Kern selber vor:

Er kommt aus Übersee (am Chiemsee), könnte aus musikalischer Sicht aber auch von der anderen Seite des großen Teiches stammen. Denn Micha Kerns Art, die Gitarre zum Klingen zu bringen, ist „really entertaining“, und zwar in jede Richtung: emotional, unterhaltsam, tiefgründig, funky oder einfach zum Träumen – so wird sein Konzertprogramm gerne beschrieben.

Micha Kern01

Mit explosiven Riffs, melodischen Eigenkompositionen und groovigen Covers unterschiedlicher Genres, jedoch immer mit ganz viel Soul als verbindendes Element, zieht der sympathische Musiker das Publikum in seinen Bann. Wow-Faktor garantiert. Charmant, authentisch und mit einer Prise Humor präsentiert Micha Kern seine beeindruckenden Kompositionen, die er als „Songs“ bezeichnet, denn die Gitarre ist hier tatsächlich eine ganze Band. Bass, Rhythmus, Percussion und Melodie vereinen sich in nur einem einzigen Instrument zu Momenten, in welchen man seinen Ohren nicht traut. Nicht zuletzt berührt er dabei auch die Herzen der Zuhörenden, da jeder Song eine Geschichte hat, die Bilder im Kopf erzeugt und so geradezu erlebbar wird. (Pressetext)

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Hier sein Debütalbum, erschienen im Eigenverlag.

Der Titel bezieht sich auch auf die Tatsache, dass er wohl im Frühjahr 2021 seinen eigentlich Job als Maschinenbauingenieur aufgegeben hat, um als Profimusiker zu arbeiten … und dann kam Corona …

So hatte er aber viel Zeit zum komponieren.

Für den Eric-Clapton-Fan, der seit dem 9. Lebensjahr Gitarre spielt, sind Blues, Acoustic Soul, Gipsy Swing, Rumba Flamenca und Irish Folk die Inspirationsquellen, aus denen er schöpft. Mit seiner virtuosen Fingerstyle-Spielweise überrascht er ein ums andere mal.

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Zudem benutzt er dann noch den Gitarrenkörper als Percussion Intstrument.

Also: wer z.B. Leo Kottke oder Paul Brett mag … der sollte sich dieses Album unbedingt zu Gemüte führen …

Micha Kern ist einer dieser „Nachwuchstalente“, der einen quasi auf der Stelle davon überzeugen kann, dss man sich um die Zukunft  hochwertiger akustische Gitarrenmusik in Deutschland keine Sorgen machen braucht.

Mein Anspieltipp ist übrigens „Mare e Monte“.

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Besetzung:
Micha Kern (guitar)

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Titel:
01. A New Beginning 3,24
02. Colors Of Last Summer 4.59
03. Comin´ Home 4.37
04. A Better World 4.18
05. Bravely 5.02
06. Longing For You 4.35
07. You And I 5.08
08. Mare e Monte 3.55
09. Good Vibes 4.28
10. Snowflakes 3.52
11. Spanish Tornado 4.51
12. Fly Away 4.16

Musik: Micha Kern

CD1

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Micha Kern, live 2024:
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Hölderlin – Hölderlins Traum (1972)

FrontCover1Auch so eine Band, die in den 70er Jahren groß angesagt war:

Hoelderlin ist eine deutsche Rock-Band, die in Wuppertal von 1970 bis 1981 in verschiedenen Formationen bestand und seit 2005 wieder gemeinsam auftritt. Ihre Musik entwickelte sich vom Folkrock zum Progressive Rock. Sie setzten auch klassische Instrumente wie Cello, Viola und Querflöte ein.

Die Brüder Christian und Andreas von Grumbkow gründeten 1963 die Beatband The Beatkids. 1965 formierten sie mit ihrem jüngeren Bruder Joachim die Action Issue Blues Band. 1970 begannen Christian und Joachim, gemeinsam mit der Sängerin und Tänzerin Nanny de Ruig, Folkrock im Stil damals erfolgreicher englischer und amerikanischer Gruppen zu spielen. Ab November 1970 nannte sich die Formation Hoelderlin. Aus einer ursprünglich wechselnden Gruppe von Begleitmusikern stießen Christoph Noppeney, Peter Käseberg und Michael Bruchmann zur ersten festen Besetzung der Band:

Nanny de Ruig (Gesang, Tanz)
Joachim von Grumbkow (Cello, Querflöte, Gitarre, Keyboard)
Christian von Grumbkow (Gitarre)
Christoph Noppeney (Viola, Gitarre)
Peter Käseberg (Bass)
Michael Bruchmann (Schlagzeug und Perkussion)

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Die zunächst deutschen Texte der Gruppe schrieben hauptsächlich Christian von Grumbkow und Peter Käseberg, beeinflusst durch die Arbeiten des Dichters und Namenspatrons Friedrich Hölderlin. Das erste Album „Hölderlins Traum“ wurde ab Januar 1972 unter der Leitung von Dieter Dierks für Rolf-Ulrich Kaisers Label Ohr eingespielt und erschien noch im selben Jahr auf dessen Sublabel Pilz. Durch Auftritte und Interviews bei vielen deutschen Radiosendern wurde Hoelderlin bekannt und auch von der Kritik gewürdigt. Die Band arbeitete mit Texten von Bert Brecht, Erich Fried und H.C. Artmann und spielte binnen eines Jahres über 80 Konzerte.

Ende 1973 verabschiedete sich Nanny de Ruig, die Lebensgefährtin von Christian von Grumbkow, wegen Schwangerschaft von der Bühne. Der Klang der Gruppe, der schon im Verlauf der Konzerte 1973 immer rockiger geworden war, änderte sich durch die fehlende Sängerin während der zahlreichen weiteren Konzerte 1974 stetig weiter, wobei Improvisationen im Stil des progressiven Rocks großen Raum einnahmen. Aufgrund inhaltlicher Differenzen mit Rolf-Ulrich Kaiser wurde allerdings kein neues Album produziert und der Vertrag mit Ohr schließlich im Oktober 1974 ganz aufgekündigt.

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Nach dem Wechsel zum Label Intercord (Spiegelei) wurde 1975 das Album „Hoelderlin“ veröffentlicht, dessen ursprünglich teils deutsche Texte auf Druck der Plattenfirma komplett in Englisch eingespielt wurden. Die Produktion übernahm Conny Plank. Aufgrund musikalischer Differenzen verließ Peter Käseberg 1975 die Band und wurde durch Hans Maahn ersetzt. Die Band spielte auch in diesem Jahr über 80 Konzerte, teils als Sextett mit Saxophonist Büdi Siebert. In dieser Besetzung folgte 1976 abermals unter Tonregie von Conny Plank und Produktion von Karl-Heinz Borchert das Konzeptalbum „Clowns & Clouds“. 1977 spielte Hoelderlin auch als Begleitband auf dem Debütalbum von Ina Deter und auf Festivals mit den Scorpions und Guru Guru.

Im Sommer 1977 zog sich Christian von Grumbkow als aktiver Musiker aus der Band zurück, wirkte aber weiter als Autor und Vordenker für die optische Gestaltung mit. Für ihn kam der spanische Gitarrist Pablo Weeber, mit dem die LP Rare Birds eingespielt wurde. Bei den Livekonzerten arbeitete die Band stärker mit visuellen Effekten, Projektionen und Kostümen. Der Stil hatte sich zum Progressive Rock weiterentwickelt. Bei einigen der knapp 60 Konzerte der Herbsttournee wurden Aufnahmen für ein Live-Album gemacht, das 1978 unter dem Titel Traumstadt als Doppel-LP erschien. Die Platte verkaufte sich mit 30.000 Stück in 6 Monaten deutlich besser als die vorhergegangenen und wurde von den Lesern von Sounds zu einem der drei besten Alben des Jahres gewählt.

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Für Pablo Weeber kam jedoch im Frühjahr 1978 bereits Thomas Lohr an der Gitarre und die Gruppe absolvierte zwei Tourneen im Frühjahr und Herbst, anschließend verließen Christoph Noppeney und Michael Bruchmann die Band, um sich ihren Berufen zu widmen. Als neue Mitglieder kamen Rüdiger Elze (Gitarre) und Eduard Schicke (Schlagzeug, Ex-Schicke Führs Fröhling). Wieder bei Conny Plank entstand mit Kompositionen von Christian von Grumbkow, Christoph Noppeney und Hans Bäär 1979 das Album „New Faces“. Nach Erscheinen ihres bisher letzten Albums Fata Morgana löste sich Hoelderlin 1982 auf.

Joachim von Grumbkow verstarb Ende 1990. Im Februar 2005 veröffentlichte die EMI/Capitol Records das Live-Album Traumstadt als digital remasterte Version mit zwei bisher nicht veröffentlichten Bonustracks: Before you lay Down und Traum.

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Seit Herbst 2005 tritt eine neue Hoelderlin-Formation mit den Original-Mitgliedern Hans Bäär und Michael Bruchmann wieder live auf. Eines der Konzerte wurde im Rahmen der Reihe WDR Rockpalast im Dezember 2005 vom Westdeutschen Rundfunk aufgezeichnet. Im Juli 2006 spielte Hoelderlin auf dem Burg Herzberg Festival vor 10.000 Konzertbesuchern. Die Band arbeitete von Juni bis Dezember 2006 zusammen mit Toningenieur und Co-Producer Dieter Krauthausen in Köln an einem neuen Studioalbum mit dem Titel 8.

Am 2. Februar 2007 erschienen bei EMI einige alte Hoelderlin-Alben (Hoelderlin, Clowns and Clouds, Rare Bird, New Faces und Fata Morgana) als digital remasterte Versionen mit Bonustracks sowie einem aufwendigen Artwork mit bisher unveröffentlichten Fotos aus der ursprünglichen Produktionszeit der jeweiligen Alben. Am 9. März 2007 wurde das neue Studioalbum der Band mit dem Titel 8 bei EMI/Odeon veröffentlicht. (wikipedia)

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Hier ihr erstes Album:

Die deutsche Band Hölderlin nahm 1972 ihr Debut „Hölderlins Traum“ auf. Veröffentlicht wurde das Album auf dem damaligen Pilz-Label. Wenn man noch berücksichtigt, daß die Platte im Studio von Dieter Dierks aufgenommen wurde, kommt einem vielleicht die Bezeichnung Krautrock in den Sinn. Somit kann man den Stil von Hölderlin keinesfalls mit den damaligen britischen Bands vergleichen. Man war aber bei weitem nicht so abgefahren wie viele andere Bands aus dem Bereich Krautrock, sondern es sind auch markante Folk-Einflüsse vorhanden.

Christoph Noppeney01Auf Hölderlins Debut singt noch eine holländische Sängerin mit dem Vornamen Nanny (der Nachname geht aus dem Booklet nicht hervor). Sie singt in akzentfreiem deutsch und ihre Stimme ist sehr klar und daher angenehm zu hören. Markant für den Stil von Hölderlin ist das Geigenspiel von „Nops“ Noppeney. Desweiteren sind auch viele Flöteneinsätze zu verzeichnen. Titel wie „Wetterbericht“ und „Traum“ leben von sehr schönem akustischen Gitarrenspiel. So wird der Folk-Charakter auf jeden Fall unterstrichen. Der absolute Höhepunkt des Albums steht für mich gleich am Anfang in der Form des Titels „Waren wir“, der mit dem schönen Gesang der Sängerin harmlos anfängt, sich dann aber von der Dramatik steigert und dabei sehr schöne Mellotronklänge bzw. schönes Flötenspiel zu bieten hat. Somit nutzt man die relativ kurze Spielzeit des Titels von 4:53 Minuten ungemein effektiv aus. Am Ende steht ein kurzer gesprochener Text: „Und du siehst Räume, verschlossen in gläsernen Tränen. Du spielst mit dem Schatten deines Schreis“. Jetzt soll mich aber bloß niemand fragen, was mit dieser Art von Lyrik gemeint ist. All dies unterstreicht jedoch den damaligen Zeitgeist.

Besonders auffällig ist all dies im sehr kurzen Titel „Strohhalm“ auf dem ausnahmsweise männlicher Gesang zu hören ist. Musikalisch sind hier fernöstliche bzw. indische Einflüsse markant. Dies wird durch das Sitarspiel natürlich unterstrichen. Die Sitar wird übrigens von Peter Bursche von der damaligen Band Bröselmaschine gespielt. Vielen Joachim von Grumbkow01Leuten die Gitarre spielen bzw. mal versucht haben, es zu lernen, dürfte Herr Bursche als Verfasser vieler Lehrbücher für das Gitarrenspiel bekannt sein. Nicht unerwähnt bleiben soll auch der Titel „Requiem Für Einen Wicht“, der einen interessanten Text besitzt und auch sehr schön ist.

Zusammenfassend ist festzustellen, daß es sich zweifelsfrei um Krautrock handelt. Die zum Teil für diese Gattung markanten Space-Einflüsse, sog. kosmischen Einflüsse fehlen hier jedoch. Auf jeden Fall kann man dieses Album Nostalgie-Fans empfehlen. Absolute musikalische Höhepunkte darf aber niemand erwarten, da alles doch irgendwie ziemlich brav dargeboten wird. Es ist doch immer wieder erstaunlich, daß die Bands aus dem Krautrock-Bereich sich gerade im Ausland großer Beliebtheit erfreuen. Irgendeinen Charme haben diese Bands, obwohl man ja gewiß alles andere als perfekt war. Rational ist dies alles irgendwie ziemlich schwierig zu erklären. Auf den Nachfolgewerken haben sich Hölderlin von ihren Krautrockwurzeln jedoch entfernt.
Anspieltipp(s): Waren Wir, Requiem Für Einen Wicht (Horst Straske)

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„Krautrock“ ist eine Vokabel, die mir bei diesem Album absolut nicht in den Sinn kommt. Lediglich einzelne Stellen, in denen etwas psychedelisch gejammt wird, gehen in diese Richtung („Waren wir“, „Traum“). Ansonsten orientiert sich das weitgehend akustisch instrumentierte „Hölderlins Traum“ eher an folkloristischen Klängen, die in Stücken wie „Erwachen“ oder „Wetterbericht“ schon etwas an die „Minne-Rocker“ von Ougenweide erinnern.

„Hölderlins Traum“ unterscheidet sich fundamental von den späteren Hölderlin-Platten. Wer also „Clowns & Clouds“ oder „Rare Birds“ mag, wird nicht automatisch daran Gefallen finden. Also erst mal reinhören. (Jochen Rindfrey)

Und dieses reinhören lohnt sich aus meiner Sicht allemal … eine wunderbare Scheibe, unaufdrnglich und dennoch intensiv !

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Besetzung:
Michael Bruchmann (drums, percussion)
Christian von Grumbkow (guitar)
Joachim von Grumbkow (cello, flute, guita, keyboards, mellotron)
Peter-Kassim (bass, guitar, vocals)
Christoph Noppeney (violin, viola, piano, flute)
Nanny de Ruig (vocals)
+
Peter Bursch (sitar bei 03.)
Mike Hellbach (tabla bei 03.)
Walter Westrupp (recorder bei 05.)

Booklet

Titel:
01. Waren wir 4.51
02. Peter 2.57
03. Strohhalm 2.06
04. Requiem für einen Wicht 6.38
05. Erwachen 4.06
06. Wetterbericht 6.39
07. Traum 7.26

Music & lyrics: Christian von Grumbkow

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John & Marianne (Die City Preachers) – Maikäfer Flieg (Mein Vater war im Krieg) (1967)

FrontCover1An den City Preachers kommt man eigentlich kaum vorbei, gleichgültig ob man sich für die Geschichte der Folkbewegung in den 60er Jahren bei uns interessiert, oder aber auch die Geschichte der Inga Rumpf wirklich kennen und verstehen will:

Die City Preachers gelten als erste Folk-Rock-Gruppe Deutschlands.

Gegründet wurde die Band 1965 in Hamburg von dem aus London stammenden Bankangestellten John O’Brien-Docker. Die Musik war eine Mischung von Folklore, später Folk genannt, aus aller Welt: Flamenco aus Spanien, Blues aus den USA, Irish Folk, Bouzouki-Klänge aus Griechenland, jiddische und Balkan-Lieder, aber auch frühe deutschsprachige Protestsongs sowie niederdeutsche Lieder.

Die City Preachers traten bis in die 1970er Jahre hinein in wechselnden Besetzungen auf. Die Zahl der Bandmitglieder schwankte zwischen fünf und zehn. Die Schallplatten der Band verkauften sich recht gut.

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City Preachers, 1965 (in St. Georg im Hinterhof direkt hinter dem „Hotel Atlantic“ . Hamburg)

Aus der Band gingen namhafte Musiker hervor. Dazu gehören neben dem Gypsy-Swing-Gitarristen John O’Brien-Docker und dem Sänger und Fernsehschaffenden Kalle Freynik die Sängerinnen Inga Rumpf, Sibylle Kynast, Dagmar Krause, der Sänger, Kunstpfeifer und Multiinstrumentalist Eckart Kahlhofer, der Keyboarder Jean-Jacques Kravetz und der Schlagzeuger und spätere Sänger Udo Lindenberg. Insgesamt wirkten über 20 Solisten in dieser Band in wechselnden Besetzungen nach dem sogenannten „Baukastenprinzip“ mit, das heißt „Jeder ist Solist“ und „Jeder spielt mit Jedem“. So unterschiedliche Sängerinnen wie Inga Rumpf, Sibylle Kynast und Dagmar Krause sangen über mehrere Jahre hinweg neben- und miteinander in der Gruppe.

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Jean-Jacques Kravetz, Dagmar Krause, Karl-Heinz Schott, Udo Lindenberg und Inga Rumpf

Inga Rumpf, Dagmar Krause, Karl-Heinz Schott, Udo Lindenberg und Jean-Jacques Kravetz entfernten sich 1969 immer mehr von der Folk-Musik. (wikipedia)

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Dieses Album mit dem Namen „The City Preachers ‚John & Marianne‘ meint eientlich von ‚John & Marianne‘ von den City Preachers, daher sollte dieses Album nicht mit den anderen klassischen City Preachers Aufnahmen verwechselt werden, wenngleich es natürlich viele Parallelen gibt. Es ist halt ein Nebenprojekt von John O’Brien-Docker und Marianne Therstappen.

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Die Texte der alten Volkslieder werden zuweilen ein wenig subversiv abgewandelt; daran kann man durchaus seine Freude haben.

Und John O’Brien-Docker hatte schon damals ein feines Gespür für griffige (des öfteren auch mal jazzigen) Arrangements.

Von daher eine nette Ergänzung

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Besetzung:
Stuff Combe (drums)
John O’Brien-Docker (guitar, vocals)
John Fischer (bass)
Götz Humpf (guitar, harmonica)
Marianne Therstappen (vocals)

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Titel:
01. Maikäfer flieg (Traditional/Haas) 2.40
02. Ein Mann der steht im Osten (Ein Männlein steht im Walde) (Traditional/Tom) 1.45
03. Ein Jäger aus Kurpfalz (Traditional/Haas) 2.16
04. Schatten (O’Brien-Docker/Lieckfeld) 2.20
05. Alle Meine Entchen (Traditional/Tom) 1.35
06. Scheinwerfer (O’Brien-Docker/Friesel) 1.21
07. Jonny Song (O’Brien-Docker/Beethoven/Haas) 3.06
08. Rummel Rocken (Traditional/O’Brien-Docker/Tom) 2.38
09. Dr. Eisenbarth (Traditional/Haas) 1.59
10. Bitte eine Puppe (Morgen kommt der Weihnachtsmann) (Traditional/v.Fallersleben/Haas) 2.02
11. Stadt ohne dich (O’Brien-Docker/Friesel) 3.57
12. Wenn ich ein Vöglein wär (Traditional/Tom) 2.09
13. Schnützelpütz‘ Häusel (Traditional/Haas) 2.00
14. Die Gedanken sind frei (Traditional) 1.54

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Mehr von den City Preachers:
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Und wenn ich das richtig recherchiert habe, arbeite dann Marianne Therstappen später als Musikredakteurin beim NDR.

Achim Reichel – Dat Shanty Alb’m (1976)

FrontCover1Auch so eine Legende:

Achim Reichel (* 28. Januar 1944 in Wentorf bei Hamburg, Schleswig-Holstein) ist ein deutscher Musiker, Komponist und Musikproduzent.

Reichel gründete 1960 die Band The Rattles, die neben The Lords zu einer der erfolgreichsten deutschen Beat-Bands wurde und 1963 mit den Rolling Stones eine England-Tour absolvierte. Es folgten 30 Single-Veröffentlichungen bis 1966, anschließend eine Deutschland-Tour mit den Beatles und der Kinofilm Hurra, die Rattles kommen. Als Studiobegleitband von Johnny Hallyday nahmen die Rattles 1965 Lass’ die Leute doch reden und It’s Monkeytime auf. Reichel betrieb zeitweise die Sportart Boxen beim Hamburger Verein HBC Heros.

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1966 wurde Reichel zur Bundeswehr eingezogen, was für ihn einen jähen Abbruch seiner Karriere mit den Rattles bedeutete. Die Rattles hatten gerade einige sehr erfolgreiche Hits gelandet (zum Beispiel Come on and sing oder Stoppin’ in Las Vegas). In der Presse wurde Reichels Einberufung hämisch kommentiert, weil ihm die damals noch in weiten Kreisen verpönten langen Haare auf Streichholzlänge gestutzt wurden. Während seiner Zeit als Soldat wurde er bei den Rattles durch Frank Dostal ersetzt. 1966 hatte Reichel zwar mit einer Art Musikvideo, mit Uniform und einer Gitarre in der Hand Werbung für die Bundeswehr gemacht (Trag es wie ein Mann), seiner Einberufung hatte er sich dennoch gerichtlich entziehen wollen. Dostal mit seiner sonoren Bassbariton-Stimme war ein akzeptierter Nachfolger Reichels und spielte mit der Band ebenfalls einige Hits ein, die auch in den Charts erschienen (darunter It Is Love und Cauliflower). Damit war Reichels Rückkehr in die Band sehr fraglich.

Das habe ich ihm damals richtig krumm genommen (Achim Reichel bei der Bundeswehr):
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Nach seiner Entlassung vom Wehrdienst pachtete Reichel zusammen mit Frank Dostal und anderen Musikern den legendären Hamburger Star-Club, musste aber schon Ende 1969 Konkurs anmelden. Mehr Erfolg hatte er mit dem von James Last produzierten Bandprojekt Wonderland, das 1968 den Hit Moscow landete, der auffällige Psychedelic-Klangeffekte aufwies. Reichel wandte sich danach als Produzent und Solokünstler zunächst verschiedenen experimentellen und sehr psychedelisch beeinflussten Projekten zu. Es begann mit dem Soloprojekt A.R. & Machines, dessen erstes Album Die grüne Reise wegen seines meditativen, Trance und Industrial vorwegnehmenden Charakters von Kritikern mit Kraftwerk und Tangerine Dream verglichen wurde. Zu seinen damaligen Produktionen zählte auch das Acidfolk-Album Jesus Makes You High von Michael Anton & Amok sowie die Alben der Gruppe Ougenweide.

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1975 legte er mit Dat Shanty Alb’m erstmals ein Album mit Seemannsliedern (oft als Shantys bezeichnet) vor. Nicht nur der Stilwechsel weg von experimentellen Aufnahmen hin zu volkstümlichen Klängen war verblüffend, sondern auch die Tatsache, dass Reichel seitdem überwiegend Deutsch sang. 1976 trat er mit der Forderung an: „Volksmusik muss leben, und das kann sie nur, wenn man sie in das Klangbild der Zeit hebt.“ In seinen Liedern blieb die Seefahrt von da an ein häufiges Thema. Auch klassische deutsche und vor allem norddeutsche Lyrik wurde von Reichel vertont (Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, Der Zauberlehrling, Belsazar, Erlkönig, John Maynard, Nis Randers, Pidder Lüng, Trutz, blanke Hans), insbesondere auf der LP Regenballade (1978), die sogar in der pädagogischen Fachliteratur zur Verwendung im Deutschunterricht empfohlen wurde.

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Zahlreiche weitere LP-Veröffentlichungen folgten – um 1980 beinahe jährlich. Reichel arbeitete auch mit Lyrikern wie Jörg Fauser und Kiev Stingl zusammen und hatte seit Ende der 1970er Jahre in unregelmäßigen Abständen Hits in den deutschen Hitparaden. 1981 erschien Blues In Blond mit dem Hit Der Spieler und er ging auf Deutschland-Tournee. 1982 arbeitete er erneut mit Frank Dostal zusammen für das Projekt Weltschmertz, in dem beide, unter Pseudonymen arbeitend, ein gleichnamiges Album und zwei Singles veröffentlichten.[2][3] Weil der Erfolg ausblieb, wurde die Zusammenarbeit wieder beendet. 1986 spielte Achim Reichel im Film Va Banque von Diethard Küster zusammen mit u. a. Winfried Glatzeder, Willy DeVille, Rolf Zacher und Joschka Fischer. Im Spätherbst des Jahres 1986 bereiste Reichel als musikalischer Botschafter auf Einladung des Goethe-Instituts mit seiner Band für vier Wochen Südostasien. Gegen Ende der 1980er Jahre wurde Reichels Repertoire wieder rockiger, ab 1988 gab es Reunion-Konzerte mit den Rattles, die sich 1977 getrennt hatten, und Reichel nahm mit den alten Bandkollegen ein neues Studioalbum auf.

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Reichel produzierte außerdem im Jahr 1991 seine Studio-LP Melancholie & Sturmflut mit dem Sommerhit Aloha Heja He, den der Spiegel als „Mitgröl-Shanty“ klassifizierte,[4] für die er gleichwohl eine Goldene Schallplatte bekam. Der Song Amazonen von 1993 wurde von vielen Radiosendern nicht gespielt, weil er das Wort „Männerarsch“ enthielt und als „frauenfeindlich-diskriminierend“ interpretiert wurde. Reichel wollte ihn im Gegenteil aber als Lied über starke Frauen verstanden wissen und den Text sarkastisch gemeint haben.[5] Seinen 50. Geburtstag feierte er mit einem Konzert in der Großen Freiheit 36, dessen Aufzeichnung als Livealbum veröffentlicht wurde. Auf Bitten von Greenpeace nahm Reichel 1996 einen Song über die Havarie des Öltankers Exxon Valdez und die dadurch ausgelöste Umweltkatastrophe auf.

Im Jahre 2003 feierte Achim Reichel sein 40-jähriges Bühnenjubiläum mit einer zweitägigen Party in der Fischauktionshalle Hamburg. Das Konzert wurde vom Team des WDR-Rockpalast mitgeschnitten und sowohl im Fernsehen ausgestrahlt als auch auf CD und DVD unter dem Titel 100% Leben veröffentlicht. 2005 übernahm Achim Reichel die Hauptrolle in der NDR-Reihe DAS! reist für die 3. Staffel mit 52 Folgen. Mit dem Album Volxlieder widmete sich Reichel 2006 wiederum dem Kulturgut traditioneller deutscher Volkslieder, darunter Sah ein Knab’ ein Röslein stehn und Es waren zwei Königskinder, in einer musikalisch aktuellen Gestaltung.

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Im Jahr 2005 engagierte er sich als „Bootschafter“ für die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Der jährliche wechselnde „Bootschafter“ stellt sich für seine Amtsperiode ehrenamtlich für Werbemaßnahmen der im Wesentlichen aus Spendengeldern finanzierten DGzRS zur Verfügung.

Gelegentlich betätigt sich Reichel als Schauspieler und Synchronsprecher. So spielte er 2009 im Film 12 Meter ohne Kopf einen Scharfrichter, und 2010 lieh er im belgischen 3D-Animationsfilm Sammys Abenteuer – Die Suche nach der geheimen Passage dem Kraken Slim die deutsche Stimme.

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Seine von Publikum und Presse gefeierte Tournee SOLO MIT EUCH, mein Leben meine Musik-gesungen und erzählt führte Reichel in fünf Jahren durch mehr als 60 deutsche Städte. Die Tour begann am 21. November 2009 mit einem Konzert in Hamburg und hat am 4. Oktober 2013 mit dem 100. Konzert in der Hamburger Laeiszhalle ihr Ende gefunden. Im Jahre 2009 wurde das Storyteller-Konzert „Solo mit Euch“ unter der Regie von Rudi Dolezal (DoRo) auf Kampnagel in Hamburg mitgeschnitten. DVD und CD wurden im Herbst 2010 veröffentlicht. Reichel wurde jeweils von zwei Musikern auf der Tournee begleitet, ab 2009 von Peter David „Pete“ Sage (Geige, Mandoline, Percussion, Gitarre) und Berry Sarluis (Akkordeon, Keyboard). Ab 2012 übernahm Larry Mathews (Geige, Mandoline, Bodhrán, Gitarre) den Part von Pete Sage, der sich seither ganz der Band Santiano widmet.

Im Jahr 2017 ließ er das Projekt A.R. & Machines wieder aufleben. Am 15. September 2017 trat er mit den Musikern Olaf Casalich (Perkussion), Nils Hoffmann (Keyboards, Gitarre), Achim Rafain (Bass), Yogi Jockusch (Perkussion) und Stefan Wulff (Livemix) in der Hamburger Elbphilharmonie auf. Das Konzert wurde 2022 als Doppel-CD und Dreifach-LP veröffentlicht.

Am 15. September 2020 veröffentlichte Achim Reichel seine Autobiografie mit dem Titel „Ich hab das Paradies gesehen: Mein Leben“ beim Rowohlt Buchverlag. (wikipedia)

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Und hier ein ganz entscheidendes Album, denn:

Was die wenigsten wissen: Ohne das „Shanty Alb’m“ wäre ich wahrscheinlich gar nicht mehr als Musiker in Erscheinung getreten. Zur damaligen Zeit verstand ich mich eigentlich schon als Produzent und Verleger. Noch zu Rattles-Zeiten haben wir immer gesagt: „Mit 30 musst Du Dir einen anständigen Beruf suchen.“ Die Platte habe ich nur aus purer Begeisterung für das Genre gemacht. Als Startschuss zu einer weiteren Musiker-Karriere, war die LP zunächst überhaupt nicht gedacht. (Achim Reichel)

Und weiter:

‚Dat Shanty Alb’m‘ war mein Einstieg als Solokünstler, oder auch Einzelkämpfer – wie man es nimmt. Begonnen hat alles damit, dass ich eines schönen Tages versonnen auf meiner Gitarre klampfte und plötzlich eine Melodei zu packen hatte, die ich irgendwie kannte, aber dann auch irgendwie wieder nicht.

Die Tonfolge ließ mich nicht mehr los und ich spielte sie so lange, bis ich raus hatte, was ich da zupfte: Rolling Home nämlich, einen Shanty – und zwar im Rhythm ’n‘ Blues-Stil gespielt.

Nach diesem Schlüsselerlebnis begann ich mich mehr für Shantys zu interessieren: Wo die herkamen? Was sie bedeuteten?

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In Shantys finden sich Bruchstücke von Volksliedern aus aller Herren Länder. Die Schiffsbesatzungen klaubten sich in den verschiedenen Häfen populäre Melodien zusammen und vermengten diese miteinander. So mischten sich Sprachelemente aus England, Deutschland und Frankreich – bei uns entstand daraus das Norddeutsche Platt. Das findet sich auch auf dem Shanty-Album wieder. Für mich sind die Seefahrer-Lieder so eine Art Weltfolklore. Sie haben diese wunderbare Multi-Kulti-Attitüde.

Ich sehe in Shantys eine Art Vorläufer der Rock-Musik. Die „alten“ Lieder entstanden ebenso wie später Pop-Songs aus dem Bauch heraus, wurden bei der Arbeit gesungen und mussten sich leicht merken lassen, eben eingängig sein.

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Seit einigen Wochen findet man in diversen Tageszeitungen und Zeitschriften eine kleine ovale Anzeige, die ebenso wie ein vereinzelt auszmachender Auto-Sticker verkündet: „Ik snack Platt“. Dieses das Augenmerk nicht gerade auf sich ziehende Werbeprodukt entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Reklame für eine der interessantesten Rock-Langspielplatten der letzten Zeit.

ACHIM REICHEL hat mit seinem „Shanty Alb’m“ ein lange gehegtes Projekt realisiert, das eine gelungene Synthese aus Rock’n’Roll und Seemanns-Folklore darstellt. Diese Kombination mag verwundern – nicht jedoch, wenn man Achims Geschichte kennt.

Im Hafenmilieu St. Paulis großgeworden, sollte er nämlich wie sein Vater Steward zu See werden, und er hat auch folgerichtig eine Lehre als Kellner im Landungsbrücken-Restaurant absolviert. Mit der Seefahrerei wurde es dann aber nichts, weil Achim es vorzog, Rock ’n‘ Roll-Musiker zu werden. Er wurde die Zentralfigur – „der Blonde in der Mitte“ – bei den Rattles, der einzigen deutschen Rock-Band, die sich in den 60er Jahren zeitweilig an Popularität mit den Beatles und den Stones messen konnte. Danach gründete er 1967 die Gruppe Wonderland, für die er mit Frank Dostal den Hit „Moscow“ schrieb. Nach der Auflösung von Wonderland leitete die LP „Die grüne Reise“ die Reihe von 5 Solo-Platten der „A. R. & Machines“ ein, die alle überwiegend instrumentale und sehr experimentelle Musik boten.

Ein ganz neuer Beitrag zu ACHIM REICHELs vielseitigem musikalischen Spektrum liegt jetzt in dem in eigener Regie produzierten „Shanty Alb’m“ (Nova 6.22535) vor. Irgendwann im Sommer des vergangenen Jahres erkannte Achim, dass Shanties und Rock’n’Roll gemeinsame Wurzeln haben: Blues sowie Country- und Folkmusik, (und) also hat er mal versucht, Shanties wie Rock’n’Roll zu empfinden. Dieser Versuch ist überzeugend gelungen.

Lieder wie „Rolling Home“, „De Düvel an Bord“, „Hamborger Veermaster“ oder „Es ging langsam voran“ gewinnen in unverfälschtem Rock-Arrangement eine neue, mitreißende Dimension. Schwere Rocker wechseln mit wehmütigen Songs wie „Shenandoah“ oder witzigen wie dem „Lied von der Hochseekuh“. Die gesamte Platte ist ausgezeichnet gemacht, in ihrer Art einmalig und als Rock-Scheibe unbedingt empfehlenswert. (Szene Hamburg 8/76)

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In der letzten SOUNDS wurde es ja schon angekündigt: ACHIM REICHEL hat seine angestaubten blauen Wildlederhandschuhe vom Haken geholt, einen kräftigen Zug aus der Flasche mit dem reinen Rock ’n‘ Roll-Extrakt genommen und dann eine Platte eingespielt, die ich für die originellste, unverkrampfteste, markigste und antörnendste, kurzum: für die seit langem beste deutsche Rock-Produktion halte.

Shanties sind mindestens in norddeutschen Landen so ziemlich jedem vertraut, und ACHIM REICHEL hat die teils englischen, teils hoch- oder plattdeutschen Songs in einer Weise bearbeitet, die von elementarem Verständnis des Rock ’n‘ Roll zeugt, und die doch nie den Charakter der Lieder zerstört. Un Junge Junge, dat geiht goot aff!

Nimm die drei ersten Songs der Seite 1, wirkliche Killer-Tracks: in präziser, harter Rock-Manier und einem Drive, dem nur Taube wiederstehen können: „Rolling Home“; im folgenden Song stampft sich die Band (sprich ACHIM REICHEL) mit schwerem Bass zu Brachial-Gitarrenakkorden durch den englischen Kanal, „Es ging langsam voran“; schließlich ein fetzender Rock-Boogie, „De Düvel an Bord“, zu dem Bernd Schulz bestes Jerry-Lee-Lewis Piano beisteuert.

Alternative Labels (Ahorn Records):
AlternativeLabels

Die unernste Leichtigkeit, mit der Achim das Projekt angegangen ist, wird deutlich im „Lied von der Hochseekuh“, im schön besoffen klingenden Männerchor des „Hamborger Veermaster“ oder in „Johnny Johnny“, wo ein Country-Rock-Solo plötzlich in eine Art Almdudler umkippt.

Auf die Schnelle noch zwei bemerkenswerte Songs: das getragen-wehmütige „Shenandoah“ und „Pest an Bord“: So etwas von scheinbar emotionslos, doch ungeheuer eindringlich gesprochenem Text muss man gehört haben.

Das Album ist fraglos in erster Linie ein Rock-Album und als solches exzellent produziert. ACHIM REICHELs rauchig-tiefer Gesang ohne eine Spur von Manierismus ist auf allen 10 Titeln bestechend, seine Instrumentierung der Shanties im Rock-Idiom immer überzeugend.

Besonderes Lob noch der hervorragenden Klangqualität dieser Platte, sowie der Konzeption und der sorgfältigen Gestaltung des Covers.

Also, ich kann nur wärmstens empfehlen: unbedingt anhören! (Michael Schlüter, Sounds Juli 76)

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Besetzung:
Erich Doll (banjo)
Achim Reichel (guitar, vocals, bass, keyboards)
Bernd Schulz (piano)
Thomas Wild (violin, viola)
Stefan Wulff (accordion)
+
background vocals:
Bernd Schulz – Frank Dostal – Neil Landon – Olaf Casalich – Raimund Benoit

Alternatives Front + Backcover:
AlternativesFront+BackCover

Titel:
01. Rolling Home (Traditional) 4.31
02. Es ging langsam voran (Reichel) 2.44
03. De Düvel an Bord (Reichel) 2.30
04. Hamborger Veermaster (Traditional) 3.41
05. Shenandoah (Traditional) 5.06
06. Drunken Sailor (Traditional) 2.38
07. Das Lied von der Hochseekuh (Ringelnatz/Reichel) 3.16
08. Pest an Bord (Wir lagen vor Madagaskar) (Traditional/Reichel) 4.18
09. Johnny Johnny (Traditional) 3.28
10. Long Time Ago (Traditional) 4.41
+
11. Das Sklavenschiff (Studiodemo) (Heine/Reichel) 5.16

LabelB1

*
**

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Die offizielle Website:
Website

Falckenstein – Falckenstein (1979)

FrontCover1Dass die Gruppe Falckenstein so souverän aufspielen konte, hat sicher – wenn auch nicht nur – mit dem Thomas Kagermann zu tun:

Thomas Kagermann (* 22. Juli 1950 in Wuppertal) ist ein deutscher Geiger, Sänger, Multiinstrumentalist und Liedermacher, der stilistisch in der Folkmusik, im World Jazz-Bereich und in der New-Age-Musik angesiedelt ist. Neben der Geige spielt er Gitarre, Klavier, Mandoline, Waldzither und verschiedene Flöten. Im Laufe seiner Karriere arbeitete er bislang mit vielen namhaften Künstlern zusammen und veröffentlichte eine ganze Reihe von Tonträgern. Zudem ist er Gründer und Mitglied verschiedener Performance- und Musik-Projekte, die auch international Beachtung finden.

Thomas Kagermann01Kagermann, dessen Mutter Ausdruckstänzerin aus der Schule von Mary Wigman und Kusine von Hugo Distler ist, absolvierte bis 1964 eine klassische Violinausbildung. 1973 war er Mitbegründer der Deutschfolk-Band Fiedel Michel, mit der er bis 1980 mehrere Alben einspielte und erfolgreich auch im europäischen Ausland wie bspw. den Niederlanden, England, Schottland, Irland und der Schweiz auftrat. Daneben war er ab 1978 Mitglied der Folk-Rock-Formation Falckenstein, die in Zusammenarbeit mit dem Produzenten Conny Plank zwei LPs aufnahm.

Thomas Kagermann02Ab 1980 verfolgte Kagermann eine Solokarriere als deutscher Liedermacher und brachte zunächst bei der Deutschen Grammophon Gesellschaft mehrere Alben heraus. Im Jahr 1987 und der Folgezeit absolvierte er eine Gesangsausbildung Italienische Schule durch Fritz Jäger („Schule Lamberti“). 1989 näherte er sich der Weltmusik an und legte seine Schwerpunkte auf die Violine und den Gesang. 1991 gründete er das freie Improvisationsensemble Papalagi, zunächst mit Gitarrist Michael Lücker und Bassist Urs Fuchs. Ab 1992 kam es dann zu Kooperationen mit Andreas Vollenweider, Jan Akkerman, Büdi Siebert, Jaki Liebezeit und später auch mit Nippy Noya. Als Ergebnis dieser Kooperationen veröffentlichte Kagermann über die Jahre hinweg eine ganze Reihe von Tonträgerproduktionen unterschiedlicher Stilrichtungen und Schwerpunkte. Weiterhin arbeitete er mit Matthias Frey, Roger Matura, Art of Infinity und mit Klaus Schulze sowie dessen Produzenten Tom Dams zusammen.

Kagermann ist Mitbegründer der Musikprojekte GNU und ZebraSommerwind, sowie von TheatronToKosmo, einem Performance-Projekt aus Tanz, Malerei und Musik mit Auftritten in Syrien, Japan und Marokko. Seit 1995 betreibt er kompositorische Erkundungen im Übergangsbereich von spiritueller Musik, Gesang und freier Improvisation. Zudem ist er mit unterschiedlichen regionalen Formationen regelmäßig bei diversen Live-Veranstaltungen zu hören.

Er lebt in Forstmehren im Westerwald und ist mit der Tanzperformance-Künstlerin Eva-Maria Kagermann-Otte verheiratet. Neben der Musik gehören zu seinen Interessensschwerpunkten die Astrologie und Philosophie. (wikipedia)

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Falckenstein war eine obskure deutsche progressive Folk-Rock-Gruppe, die aus der traditionellen Folk-Band Fiedel Michel hervorgegangen ist. Falckenstein überbrückte viele Stile, von den traditionelleren bis zu den esoterischen, wie Pentangle oder Hölderlin bis hin zu Floh De Cologne.

Neben Kagermann kamen auch Mick Franke, Monika Marie Domin, Peter Löwner und Joachim Luhrmann von der Gruppe Fiedel Michel; Falckenstein ist also quasi der legitime Nachkomme dieser Kultband.

Hier ihr Erstlingswerk:

Wunderschöne akustische/elektrische Folk-Musik mit starken traditionellen Einflüssen. Kein Wunder, dass die Mitglieder von Fidel Michel daran beteiligt sind. Man stelle sich vor, Malicorne und Pentangle würden deutsche Folkmusik spielen, und man hat eine Vorstellung davon, wie gut das hier ist. Ein vergessener Klassiker und das am deutlichsten auf Folk basierende ihrer drei Alben. Empfehlenswert. (John Oregan)

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Warum die Gruppe so in Vergessenheit geraten ist/geraten konnte … ich verstehe es nicht. Instrumental bot die Gruppe ausschließlich nur hochwertige musikalische Handwerkskunst an, textlich nicht ganz so stark, aber dennoch hörenswert.

Von daher sind insbesondere die üppigen Instrumentalpassagen bis heute ein wirklicher Genuss für Freunde einer durchaus auch sinnlichen und inspirierenden Musik und dabei war es natürlich sehr nützlich, dass in der  Gruppe eine große Auswahl an Musikinstrumenten, die man beherrschte, zur Verfügung standen.

Bestes Beispiel dafür ist die Instrumentalnummer „Deutsche Einsamkeit“, ein kleiner Song für die große Ewigkeit !

Gerade weil dieses Album musikalisch eigentlich über jeden Zweifel erhaben ist, hat es mich doch sehr verwudnert, dass Thomas Kagermann über seine Zeit mit Falckenberg kein Wort verliert … sehr eigenartig.

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Besetzung:
Monika Marie Domin (dulcimer, vocals, guitar, saxophone)
Mick Franke (guitar, bouzouki)
Thomas Kagermann (violin, bagpipes, guitar)
Peter Lowner (bass)
Joachim Luhrmann (drums, percussion)
Wendelin Werner (guitar)

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Titel:
01. Trotz Alledem (Freiligrath/Traditional) 5.04
02. Die junge Frau Schöne (Traditional) 9.04
03. Fünftehalbtour (Traditional)  4.40
04. Es fuhr ein Pfalzgraf über den Rhein (Traditional) 7.37
05. Der deutsche Dudelsack (Traditional) 3.59
06. Die Stadt (The Town I Loved So Well) (Coulter/Kagermann) 4.08
07. Deutsche Einsamkeit (Kagermann) 5.42

LabelB1

*
**

Liedtext Trotz alledem

Die offizielle Website von Thomas Kagermann:
Kagermann Website

De Bläck Fööss – Live (1981)

FrontCover1Und nun wieder eine Würdigung einer anderen Region in Deutschland und mit De Bläck Fööss hatte Köln wirkliche Dialekt – Lokalmatadore in ihren Stadtmauern.

De Bläck Fööss (Kölsch für nackte Füße) sind eine der erfolgreichsten Kölner Mundart-Musikgruppen.

Vor 1970 spielten die Mitglieder der Bläck Fööss in diversen Kölner Beat-Gruppen. Vorläufer-Bands der Bläck Fööss waren Singing End, Stowaways und The Beat Stones. Tommy Engel spielte bei The Luckies und den Black Birds, danach Schlagzeug bei den Tony Hendrik Five, bevor er zu den Stowaways wechselte. Diese Bands traten im Vorprogramm berühmter Beatgruppen auf, so etwa die Beat Stones am 6. November 1966 bei The Who mit The Lords in Messehalle 8. Die Beat Stones stellten ihre erste Single What? Am I in Love? im Vorprogramm des Beach-Boys-Konzerts am 17. Mai 1967 in der Kölner Sporthalle vor. Im September 1968 traten die Stowaways (mit Hartmut Priess, Peter Schütten und Ernst „Erry“ Stoklosa) bei einem Beatfestival in den Sartory-Sälen auf und gewannen den ersten Preis.

Auf Karnevalsbällen spielten diese Gruppen die Hits der Beatles, der Kinks oder der Hollies, jedoch gab es auch Nachfrage nach Karnevalsliedern. Daher entschloss man sich, auch auf Kölsch zu singen. Graham Bonney, mit dem die Band im Studio arbeitete, schlug ihnen vor, einen kölschen Titel aufzunehmen. Doch die Band wollte ihren guten Namen als Beat-Gruppe nicht riskieren und erfand den Namen De Bläck Fööss (Die nackten Füße) als Pseudonym, der zwar kölsch war, aber auch englisch klang. Das Kölner Plattenlabel Electrola veröffentlichte am 22. Oktober 1970 ihre erste Single Rievkooche-Walzer / Selverhuhzick. Da von der Platte nur 2000 Exemplare verkauft wurden, produzierte Electrola vorerst keine weiteren mit der Band.

Stoaways & Co.:
Stowaways+Co

Das im September 1971 in den Kölner Cornet-Studios aufgenommene Stück „Drink doch eine met“ wurde von Heinz Gietz produziert und zunächst von den Plattenlabels abgelehnt, weil diese englische Texte bevorzugten. Gietz, der Electrola 1966 verlassen und sein eigenes Plattenlabel Cornet Records gegründet hatte, besaß einen Vertriebsvertrag mit BASF und veröffentlichte 1972 den Titel, der sofort ein Publikumserfolg wurde. Cornet Records produzierte zwei Langspielplatten mit den Bläck Fööss, 1974 Op bläcke Fööss noh Kölle und 1975 Lück wie ich un du.

Der Erfolg der Gruppe in den Sälen und beim regionalen Plattenverkauf ermutigte Electrola 1976, der Band erneut einen Plattenvertrag anzubieten. Bald war die Gruppe bei Karnevalssitzungen und -bällen sehr gefragt, nur die konservativen Karnevalsgesellschaften waren zunächst durch das Äußere der Gruppe irritiert: langhaarig, in Jeans und barfuß, um dem neuen Bandnamen gerecht zu werden (was man später wegen der Verletzungsgefahr durch Glasscherben wieder aufgab), tauchten die Bläck Fööss mit E-Gitarren und tragbaren Verstärkern auf den traditionellen Karnevalsveranstaltungen auf.

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Ab den 1970er Jahren entwickelten sich die Bläck Fööss durch einfallsreiche und humorvolle Titel mit eingängigen Melodien zu musikalischen Superstars des Kölner Karnevals. Sie wurden mit über 100 Titeln zu den Hauptabnehmern der Lieder des Komponisten Hans Knipp über das kölsche Milieu, die rheinische Mentalität und Blicke hinter die Kulissen des kleinbürgerlichen Alltags. Zu Knipp entstand erstmals 1970 ein Kontakt, als die Gruppe noch unbekannt war. Er verfasste 1973 mit Mer losse d’r Dom en Kölle eine der Hymnen des kölschen Karnevals. Ursprünglich als Kritik an der Sanierungspolitik der Stadt Köln gedacht (Der Titel ist eine Anspielung auf die bekannte Redewendung Die Kirche im Dorf lassen), wird das Stück auch häufig als Hommage an den Kölner Dom interpretiert. In Lange Samstag en d’r City aus dem Jahr 1977 sang die Gruppe über das Erlebnis eines verkaufsoffenen Samstags mit Kleinkindern.

Bei seinen Titeln für die Bläck Fööss wie Ming eetste Fründin (1976), Buuredanz (1977), Mer bruche keiner (1998) oder Unsere Stammbaum (2000) ließ Knipp sich von der künstlerischen Vielfalt der Band leiten. Die deutsche Hitparade erreichten sie erstmals mit Katrin über die angebetete Bedienung in einem Hamburger-Restaurant (Januar 1985; Platz 25), das nachfolgende Frankreich, Frankreich (Juli 1985; Platz 9) wurde ihr bislang größter Hitparadenerfolg mit 190.000 verkauften Tonträgern.[6] Fünf ihrer Langspielplatten konnten sich in den deutschen Top Ten platzieren.

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Die Gruppe hat ein weit über die Karnevalslieder hinausgehendes, stilistisch vielseitiges Repertoire, eine Mischung aus Schlager, Popmusik, Jazz, Blues, Rockmusik, Rock & Roll, Disco, Funk oder Reggae ebenso wie Krätzchengesang. Zudem sind auf den älteren Platten auch einige Standardtänze vertreten, wie beispielsweise Samba (Wenn de Sonn schön schingk; 1974), Tango (Damenwahl em Stammlokal; 1976) oder Cha-Cha-Cha (Kaffeebud; 1978). Einige Songs der Bläck Fööss sind Coverversionen, deren Originale etwa von Ladysmith Black Mambazo, den Beatles, den Hollies, Neil Young, Willi Ostermann oder Herbert Grönemeyer stammen. Produzent der Gruppe war von 1973 bis zu seinem Tod 2003 Werner Dies.

Die Bläck Fööss behandeln auch ernste Themen wie im Lied Edelweißpiraten, das vom Schicksal der Kölner Edelweißpiraten im „Dritten Reich“ erzählt oder im Stück Feschers Köbes den Aufstand gegen die Willkürherrschaft des Erzbischofs Anno im Jahre 1074. Mit Titeln wie Sirtaki oder Unsere Stammbaum bezieht die Gruppe immer wieder Position gegen Fremdenfeindlichkeit, was sie auch durch ihre Auftritte 1992 und 2012 beim Konzert gegen rechte Gewalt Arsch huh, Zäng ussenander unterstrich.

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Neben Hans Knipp schrieb bis in die 1990er Jahre v. a. Reiner Hömig viele Lieder für die Bläck Fööss. Bei Eigenkompositionen der Band wurde in den ersten Jahren jeweils Hartmut Priess als alleiniger Autor angegeben. Erst ab dem Album Links eröm – rächs eröm von 1977 wurden die jeweiligen Autoren auf den Schallplatten vollständig ausgewiesen.

In den 50 Jahren ihres Bestehens (seit 1970) haben die Bläck Fööss einige personelle Veränderungen vorgenommen. So ersetzte zu Beginn der achtziger Jahre der Keyboarder Willy Schnitzler seinen Vorgänger Dieter „Joko“ Jaenisch, der mit einer Unterbrechung von 1974 bis 1977 seit Gründung der Gruppe dabei gewesen war. In dieser Zeit spielte Rolf Lammers die Keyboards, der später als Studiomusiker und Mitglied der Band L.S.E. bekannt wurde.

Der spektakulärste Wechsel erfolgte 1994, als sich der Frontmann Tommy Engel nach längeren, hauptsächlich künstlerischen Differenzen von der Gruppe trennte. Er tritt seitdem solo auf. Engels Nachfolger wurde „Kafi“ Biermann. Im Zuge der Umbesetzung wurden die Bläck Fööss um den Schlagzeuger und Sänger Ralph „Gus“ Gusovius erweitert, der zuvor schon lange als Studiomusiker mitgewirkt hatte.

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Nach der Session 2005 verließ Willy Schnitzler die Gruppe, weil er wegen Arthrose in den Händen nicht mehr Keyboard und Akkordeon spielen konnte. Er kam im Juni 2019 bei einem Autounfall in Ungarn ums Leben, wo er inzwischen wohnte.[10] Sein Nachfolger ist Andreas Wegener, der als Profimusiker bereits mit verschiedenen namhaften Musikern zusammengearbeitet hat.

Im Januar 2017 wurde Mirko Bäumer der Nachfolger des Sängers Kafi Biermann. Ende Februar 2017 verließ auch das Gründungsmitglied Peter Schütten die Gruppe. Sein Nachfolger wurde Pit Hupperten. Bassist Hartmut Priess wurde Silvester 2018 bei den Fööss verabschiedet; sein Nachfolger ist Hanz Thodam.

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Im Jahre 2019 erlitt der Gitarrist „Bömmel“ Lückerath nach einem Karnevalsauftritt einen Schlaganfall und musste mehrere Monate pausieren; seitdem wird die Band vom Gitarristen Christoph Granderath unterstützt. 2021 wurde er vollwertiges Mitglied der Bläck Fööss.

Am 18. Oktober 2022 verkündete die Band den Ausstieg der letzten beiden Gründungsmitglieder Erry Stoklosa und Bömmel Lückerath zum Jahresende. (wikipedia)

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Hier ihr 11. Album … eine Live-Doppelalbum mit einem feinem Begleitheft und diese Austattung allein zeigt, dass sie damals schon einen sehr hohen Bekanntheitsgrad hatten.

Ab den 1970er Jahren entwickelten sich die Bläck Fööss durch einfallsreiche und humorvolle Titel mit eingängigen Melodien zu musikalischen Superstars des Kölner Karnevals. Sie wurden mit über 100 Titeln zu den Hauptabnehmern der Lieder des Komponisten Hans Knipp über das kölsche Milieu, die rheinische Mentalität und Blicke hinter die Kulissen des kleinbürgerlichen Alltags.

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Bei diesem Live-Mitschnitt konzentrieren sie sich aber weniger auf Karnevalslieder, als auf ihre liebevollen Beschreibungen all der kleinen Alltagsszenen, die so in und um Köln passieren können/könnten.

Sie waren aufmerksame Beobachter des (Kölner) Milieus … und das hört man all den Liedern an.

Als Gast war bei drei Stücken das Kölner Unikum King Size Dick als Sänger zu hören:

King Size Dick (* 29. Dezember 1942 in Köln; bürgerlich Heinz Ganss) ist ein deutscher Rocksänger, der überwiegend Kölsch singt.

King Size Dick, von Beruf Fernfahrer, begann seine Musikerkarriere in den 1960er Jahren in seiner Heimatstadt Köln in mehreren kleineren Bands, die erste Band war Dick & The Shade. Während seiner Soldatenzeit in Wales war er Gast-Sänger bei der Band Brian Poole & The Tremeloes.

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In den 1970er Jahren trat er zusammen mit den Bläck Fööss auf, deren Fahrer er war. Er übernahm dort den Gesangspart bei dem Erfolgstitel Linda Lou, der seitdem untrennbar mit dem Namen King Size Dick verbunden ist.

Ende der 1970er Jahre spielte er in der Formation Dick & Alex zusammen mit dem Gitarristen und Songschreiber Alex Parche Deutschrock-Songs wie Schweine in weißen Westen.

Im Rheinischen dient die Bezeichnung „Dick“ als Kosename für einen beleibten Menschen. Mit diesem Spitznamen trat er früh auf die Bühne. Während seiner Zeit in Wales von einem Waliser auf den Namen angesprochen, antwortete Ganss auf Englisch „„Na dick, groß eben“, worauf sein Gegenüber antwortete: „„Ah! King size!“. Dies griff Ganss auf und bildete daraus seinen Künstlernamen.

King Size Dick ist Träger der Willi-Ostermann-Medaille 2002; der höchsten offiziellen Auszeichnung im Kölner Karneval. (wikipedia)

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Und klar, sie hatten bei diesem Auftritt natürlich ein Heimspiel und das hört man dann auch.

Live Mitschnitt im Tanzbrunnen, Köln, 28. und 29. Juli 1979

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Besetzung:
Tommy Engel (drums, vocals)
Joko Jaenisch (piano, acoreon)
Günter „Bömmel“ Lückerath (guitar, banjo, mandolin, fiddle, vocals)
Hartmut Priess (bass)
Peter Schütten (guitar, vocals)
Erry Stoklosa (vocals)

+
King Size Dick (vocals bei 10., 11. + 20.)

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Titel:
01. Weia oweia (Jaenisch/Stoklosa/Lückerath/Priess/Schütten/Engel) 6.00
02. Kaffeebud (Hoemig/Jaenisch/Stoklosa/Lückerath/Priess/Schütten/Engel) 3.39
03. Maach ens blau (Jaenisch/Stoklosa/Lückerath/Priess/Schütten/Engel) 3.17
04. Lange Samstag en d’r City (Knipp/Priess) 4.03
05. Pänz, Pänz, Pänz (Dance Dance Dance) (Priess/Young) 2.31
06. Ming eetste Fründin (Knipp) 4.04
07. Mikado (Priess) 5.09
08. Ming eetste Zirett (Jaenisch/Stoklosa/Lückerath/Priess/Schütten/Engel) 3.57
09. Ich han ’nen Deckel (Jaenisch/Stoklosa/Lückerath/Knipp/Schütten/Engel/Priess) 5.09
10. Rötsch mer jet angenies (Ostermann) 4.24
11. Wä op zack es (Ganss/Möhl) 3.22
12. Treck noch ens dat Kleid an (Knipp/Priess) 4.24
13. Et Spanien-Leed (Priess) 3.32
14. Müllers Plaat (Jaenisch/Stoklosa/Lückerath/Priess/Schütten/Engel) 4.41
15. Putschblos (Knipp/Jaenisch/Stoklosa/Lückerath/Priess/Schütten/Engel) 3.39
16. Lück wie ich un du (Priess) 3.59
17. Buuredanz (Knipp/Jaenisch/Stoklosa/Lückerath/Priess/Schütten/Engel) 6.13
18. Drink doch eine met (Hook) 4.28
19. Mer losse d’r Dom en Kölle (Knipp/Priess) 2.54
20. Leev Linda Lou (Knipp/Priess) 6.23
21. En d’r Kayjass Nummer Null (Kläser/Herkenrath) 2.39
22. In unserem Veedel (Priess)
+
23. Live am Tanzbrunnen ’79 (ungeschnittene Version) 1.34.30

LabelD1

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Inlet03+04

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Ulli Bögershausen – Ganz bestimmt vielleicht (1981)

FrontCover1Da hat einer weit mehr als 20  Alben veröffentlicht, da hat einer die ganze Welt mit seiner Gitarre bereist … dennoch: sein Bekanntheitsgrad ist nicht so doll:

Ulli Bögershausen (* 16. Mai 1954 in Rheda-Wiedenbrück) ist ein deutscher Solo-Gitarrist und Gitarrenlehrer.

Er ist durch Tourneen durch Japan, die USA und Taiwan 1995 auch international bekannt geworden, veröffentlichte eine Reihe von Solo-CDs und verfasste mehrere Lehrbücher für Gitarre.

Außerdem ist er Workshop-Dozent im In- und Ausland.

Ulli Bögershausen04

Bögershausen begann im Alter von neun Jahren mit dem Gitarrenspiel.

Ulli Bögershausen bevorzugt die Stahlsaiten-Gitarre, deren schärfere Tontrennung komplizierten Melodieläufen mit Rhythmusfiguren eine größere Transparenz verleiht. Den lang ausklingenden, singenden Ton des Instruments nutzt er gern als kompositorisches Element. Er ist Endorser der Firma Lakewood Guitars, die für ihn ein Signature-Modell herausgebracht hat.

Ulli Bögershausen02

Und so begann es mit seiner Leidenschaft für Musik:

Ulli Bögershausen05

Ulli Bögershausen ist längst eine Marke. Sie steht für anspruchsvollen soliden Fingerstyle* mit Weltruf.

Durch seine vielen Konzerte und Workshops hat er Generationen begeistert, inspiriert und Gitarren-süchtig gemacht. Seit über 30 Jahren ist er nun auf den Bühnen Deutschlands und der ganzen Welt zu Hause. Seine Begabung für geschmackvolle Arrangements, einen schönen Ton und die Fähigkeit, einen Song lebendig atmen zu lassen, machen ihn zu einer der Größen in der Szene. Seine Prämisse war es stets, wirklich etwas vom Gefühl jedes Songs zum Zuhörer zu transportieren und ihn damit zu berühren.
Ulli Bögershausen ist Perfektionist, und diese Perfektion erschließt sich beim genauen Hinhören, denn seine Songs sind mit Feinfühligkeit und Fingerfertigkeit gespielt. Nichts ist zufällig, auch wenn es mal so scheinen sollte. Jede Note hat genau deshalb diesen einen etwas lauteren oder diesen etwas leiseren Anschlag, weil er es sich so überlegt hat. Weil es so Sinn macht für diesen Song. Die Melodie schwebt losgelöst über dem Begleitspiel, fast als ob er mit zwei rechten Händen zupfen und mit zwei linken greifen würde.

Ulli Bögershausen06

Ulli Bögershausen hat in seiner Laufbahn bereits viele Alben aufgenommen. Sein Repertoire reicht von zahlreichen eigenen Kompositionen über Volksweisen und klassischen Stücken bis hin zum Arrangement von Pop-Songs. Genau hier liegt auch seine große Stärke und seine unerreichbaren Erfahrungsschätze: im Umarrangieren von Songs zum Fingerstyle. Viele professionelle Musiker lassen sich dabei gern von ihm beraten.
In seiner Mosella Music School gibt Ulli Bögershausen jedes Jahr eine begrenzte Anzahl von Gitarrenkursen und -workshops, die meist heiß umkämpft sind. Hier können sich ambitionierte Gitarristen weiterbilden und inspirieren lassen und ihr eigenes Gitarrenspiel von einer neuen kreativen Seite erleben.

Sein wohl bekanntester Zeitgenosse, Sungha Jung, hat viel mit Ulli Bögershausen zusammengearbeitet. Seine Alben sind mit einer Ausnahme alle bei Ulli im Studio entstanden. Man könnte fast sagen, dass er eine Art Mentor für Sungha Jung ist. Zwar kann der junge Koreaner sicherlich brillant Gitarre spielen, doch in mancherlei Belangen gibt es jede Menge von Ulli Bögershausen zu lernen.

Ulli Bögershausen07

Und so ist Ulli Bögershausen zu einer Schnittstelle geworden, einer Schnittstelle zwischen zwei Generationen, die eine Sache verbindet – die Liebe zur Gitarre. Viele junge Musiker in Deutschland spielen mit Begeisterung Ulli’s Stücke. Er ist Ideal und Vorbild gleichzeitig. Seine Tabs werden mit Begeisterung geordert, seine Videos einstudiert. Man kann mit Fug und Recht behaupten, er hat schon jetzt seine Spuren hinterlassen und die Fingerstyle-Szene nachhaltig beeinflusst. lakewood-guitars.de)

Ulli Bögershausen01

Hier sein Erstlingswerk aus dem Jahr 1981 (Mensch, muss der damals aufgeregt gewesen sein).

Und all die oben zitierten Lobeshymnen treffen auch schon auf dieses Album zu. Einen furioseren Einstieg in die phantastische Welt des Fingerstyle Gitarren Spiels (1) kann man sich nicht vorstellen:

Ulli Bögershausen ist ein Gitarrenzauberer, der eine ganz besondere Kunst beherrscht: Er kann die Zeit still stehen lassen. (Michael Lohr)

Wer sich z.B. mit Leo Kottke oder Paul Brett auskennt, hat hier nur eine Wahl: reinhören ! Und bei Valpolicellaexpress gibt´s dann gleich noch ne süffige Slideguitar dazu und auch auf die perkussiven Elemente dieser LP will ich explizit hinweisen !

Beigelegt habe ich dann noch ein Interview mit ihm aus dem 2008.

BackCover1

Besetzung:
Ulli Bögershausen (guitar, vocals bei 05.)
Ralf Gerlich (guitar)
Bend Junker (percussion)

Ulli Bögershausen08

Titel:
01. Ganz bestimmt vielleicht 4.15
02. Maxima Valentina 4.21
03. Frühling, Sommer, Herbst 3.37
04. Ave Maria 2.15
05. Nach uns die Zukunft 3.28
06. Tagtraum 2.48
07. Valpolicellaexpress 4.10
08. Caress 2.26
09. Kinderlied 2.09
10. Gewitterwolken 2.31
11. Geborgenheit 2.14

Musik und Texte:
Ulli Bögershausen
außer bei 04.: Johann Sebastian Bach

LabelA

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(1) Unter dem Begriff „Fingerstyle“ werden alle Variationen des instrumentalen Spiels auf der Stahlsaitengitarre zusammengefasst. Beim „Fingerpicking“ werden vor allem Zupfschemata (Patterns) gespielt, die mit ihrem typischen Basswechsel das Klavierspiel des Ragtime imitieren sollen. Im „Fingerstyle“ kommt der rechten Hand noch größere Bedeutung zu, da sie Melodien und Basslinien gleichzeitig anzupft.
Damit ist der „Fingerstyle“ spieltechnisch sehr artverwandt zur klassischen Gitarre, doch ist auf der Stahlsaite alles erlaubt, Innovation ist Teil des Geschehens. Das Repertoire ist weitgehend erst in den letzten Jahrzehnten komponiert worden. Gern wird auch in „Open Tunings“ (die Gitarrensaiten werden anders als gewohnt gestimmt) gespielt, auch werden Hilfsmittel wie Fingerpicks und Kapodaster eingesetzt. In den letzten Jahren sind alle möglichen perkussiven Techniken hinzugekommen, die den Groove eines Schlagzeugs imitieren.

Ulli Boegershausen muss man nicht mehr vorstellen. Der Mann ist quasi ein Synonym für feinsinnige akustische Gitarrenmusik. (Rolf Beydemüller)

Ulli Bögershausen03

Die offizielle Website:
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Zeitenwende (Elster Silberflug) – Zeitenwende (1979)

FrontCover1Und mal wieder ne Annäherung an deutsches Liedgut, an deutsche Volkslieder und zwar mit einer Gruppe, die davon wirklich was verstand, eine Gruppe die sich dann später auch auf eigene Kompositionen konzentrierte:

Elster Silberflug ist eine 1971 gegründete Folkband aus Deutschland. Sie wurde durch die Interpretation von Volksliedern bekannt.

1971 begegneten Ulrich Freise, Hartmut Hoffmann und Thomas Ziebarth nach einer Indienreise in Heidelberg Lutz Berger, Barbara Grosse und Diethard Hess. Sie gründeten die Band Elster Silberflug und siedelten sich in Heidelberg an. Sie unternahmen zahlreiche Tourneen im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland.

Elster 1971 mit Ulrich Freise, Thomas Ziebarth und Peter Markl:
Elstersilberflug02

1976 erschien die Langspielplatte Ich fahr dahin, die bereits 1974 aufgenommen worden war. 1977 wurde das Album Komm in meinen Rosengarten veröffentlicht, das 1976 produziert worden war. Die meisten Stücke der Alben sind melodisch arrangierte Volkslieder aus dem 19. Jahrhundert, einige Lieder selbst komponiert oder aus anderen Epochen. In den 1970er Jahren erschien auch ein Liederheft der Band als „Grüner Zweig 27“.

1978 erfolgte die Auflösung der Gruppe. Ein Teil spielte fortan bei der neu gegründeten Bernies Autobahn Band, während die anderen Musiker als Zeitenwende weiterhin folk-orientierte Musik machten.

Zeitenwende01

Seit 1988 gibt es wieder eine Band mit dem Namen Elster Silberflug. Neue Mitglieder der Gruppe waren die Musiker Holger Funke, Dorle Ferber und Christian Vogel. Zur Besetzung gehören 2007 Barbara Grosse-Freise, Ulrich Freise und Dorle Ferber. Die Band spielt jetzt vor allem Musik aus dem Mittelalter oder selbst komponierte Stücke dieser Stilrichtung. Oft ist die Gruppe auf Mittelaltermärkten zu sehen. Als Gastmusiker tritt zeitweise Moritz Freise auf.

Seit 1988 erschienen fünf weitere Alben, von denen eines eine Wiederveröffentlichung von Liedern aus den 1970er Jahren ist.

Typisch für die Gruppe sind melodie- und gesangsbetonte deutschsprachige Lieder, die mit einer Vielzahl von Instrumenten gespielt werden. Lag der Schwerpunkt in den 1970er Jahren auf Musik des 19. Jahrhunderts mit häufig romantischer Prägung, so werden seit 1988 fast ausschließlich der mittelalterlichen Musik nachempfundene Stücke gespielt. (wikipedia)

Elstersilberflug05

Hier das erste Albumunter dem Bandnamen „Zeitenwende“.

Und da konzentriert sich Ulrich Freise voll und ganz auf seine eigenen Kompositionen, die dann auch eher in der Gegenwart angesiedelt sind („Kauf uns Karten für den nächsten Zug“).

Vielleicht sogar lohnenswerter als all dieser Mittelalter Hokus Pokus der späteren Jahre …

Zeitenwende01

Und das klingt gar nicht mal so schlecht, ist aber vorrangig all den Begleitmusikern zu verdanken, die die doch eher schlichten Musik mit all diesen feinfühligen und sehr zarten musikalischen Beiträgen veredeln.

Von daher, wer die ruhigen und vorwiegend akustischen Töne zu schätzen weiß ist mit diesem Album bestens bedient !

Ach ja, der Begriff „Zeitenwende“ ist ja gerade mal wieder sehr aktuell !

BackCover

Besetzung:
Barby Freise (vocals, autoharp, percussion)
Ulrich Freise (guitar, vocals, accordion)
+
Bieber Gullatz (piano, oboe, flue, krummhorn, background vocals)
Yogi Karpenkiel (bass, background vocals)
Ivan Scharwenka (vocals)
Bernward Spiegelburg (mandolin, guitar, background vocals)
Hardy Wegener (pedal steel-guitar)

Inlet02

Titel:
01. Ich liebe die Liebe 3.56
02. Die Jahreszeiten 6.19
03. Kauf uns Karten für den nächsten Zug 4.35
04. Unser Weg 3.53
05. Blatt im Wind 2.45
06. Anderes Land 3.54
07. Wandernder Stern 4.48
08. Alles ist eins 4.26
09. Herbstlied 3.42
10. Berliners Liebesklage 3.52

LabelB1
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