Eloy – Ocean (1977)

FrontCover1Im Gegensatz zu manchen „Sounds“ Musikkritikern habe ich einen Faible für diese Band (aber ich mag ja auch Marzipan):

Eloy ist eine deutsche Artrock-Band, die 1969 von Frank Bornemann in Hannover gegründet wurde. Der Name ist dem H.-G.-Wells-Roman Die Zeitmaschine entnommen, in dem ein Volk namens Eloi beschrieben wird.

Eloy wurde als Schulband gegründet und spielte ihr erstes offizielles Konzert am 29. April 1970 im Freizeitheim Ricklingen (Hannover). Noch im selben Jahr gewann die Band einen Talentwettbewerb und konnte zwei ihrer Kompositionen bei einem unabhängigen Plattenlabel als Single herausbringen. Im Jahre 1971 spielten sie in Hamburg ihre erste Langspielplatte für das Plattenlabel Philips ein. In den 1970er Jahren avancierte Eloy zu einer der einflussreichsten Bands der deutschen Rockszene und war auch kommerziell erfolgreich. Der Sprung zu EMI, einem der Großen der Branche, gelang der Band 1973. Den Höhepunkt ihrer Karriere erreichten die Musiker 1979 mit dem Album Silent Cries and Mighty Echoes. Zu dieser Zeit spielte die Band in der Besetzung Frank Bornemann (Gitarre, Gesang), Klaus-Peter Matziol (Bass), Detlev Schmidtchen (Keyboards) und Jürgen Rosenthal (Drums), der auch die Texte schrieb. (wikipedia)

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Ich schrieb ja vorhin, dass ich einen Faible für diese Gruppe habe (wenngleich mir natürlich der „bedeutungsschwangere und esoterisch angehauchte Quatsch“ der Band – auch auf dieser LP – bewusst ist).

Ocean ist das sechste und kommerziell erfolgreichste Album der Band Eloy. Es stellt ein Konzeptwerk über die mythische Stadt Atlantis und ihren Untergang dar, gedacht als Fingerzeig auf die bedrohliche Situation der gesamten Menschheit.

Die Musik entstand in weiten Teilen im damaligen Proberaum der Band, einem Bunker aus dem Zweiten Front+BackCoverWeltkrieg. Auf Grund zunehmender geschäftlicher Verpflichtungen nahm Frank Bornemann allerdings nicht im gewohnten Umfang an den Proben teil. Einige Ideen wie etwa der Chor am Ende von Poseidon’s Creation wurden erst im Studio geboren; die erste Hälfte von Atlantis Agony… soll Detlev Schmidtchen an einem einzigen Vormittag komponiert haben.

Für die inhaltlichen Aussagen griff man erneut auf Jürgen Rosenthal zurück, der bereits den Titel des Albums ins Spiel gebracht hatte. Rosenthal arbeitete sich mit großem Aufwand in seine Wunschthematik ein, schwieg sich aber den anderen Bandmitgliedern gegenüber beharrlich aus. Man ließ ihn gewähren mit der Folge, dass zu Beginn der Studioarbeiten noch keine Texte feststanden. Das Verfassen der Texte war somit nächtlichen Überstunden vorbehalten, das Einbringen in die quasi fertigen Instrumentalaufnahmen fand mit der sprichwörtlichen heißen Nadel statt (Zitat Frank Bornemann: „Kaum war die Tinte getrocknet, musste ich singen“).

Das Album wurde im September und Oktober des Jahres 1977 im Soundstudio N in Köln aufgenommen. Erneut arbeitete Georgi Nedeltschev als Toningenieur für die Band. Er steuerte eine Menge kreativer Ideen zu Soundeffekten bei und wird der intensiven und sehr freundschaftlichen Zusammenarbeit wegen gerne auch als fünftes Mitglied der damaligen Besetzung bezeichnet.

Sprecherrollen für die Lieder „Incarnation of Logos“ und „Atlantis‘ Agony at June 5th – 8498, 13 p.m. Gregorian Earthtime“ wurden von Detlev Schmidtchen und Jürgen Rosenthal übernommen.

Das Album erschien im Dezember 1977 auf Schallplatte und Compact Cassette, 1988 auch auf CD. 2004 wurde eine remasterte CD-Neuauflage veröffentlicht.

Ferner erschien im Jahr 1998 unter dem Titel Ocean 2 – The Answer ein Album der Band, das den Charakter einer Fortsetzung zum Konzept des Albums hat.

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Das Plattencover besteht aus einem Gemälde des polnischen Malers Wojtek Siudmak mit dem Titel „The Tempest“ (nach dem gleichnamigen Theaterstück von William Shakespeare).

Es zeigt einen muskulösen männlichen Oberkörper, der mit einem Chlamys bekleidet ist und ein Zepter mit einem Totenkopf an der Spitze trägt. Hals und Kopf sind nicht zu sehen, stattdessen zerfällt der Körper am Halsansatz in kleine Kacheln, deren Bruchstücke die Form einer über dem Körper schwebenden Spiralgalaxie annehmen. Im Hintergrund ist die Atmosphäre eines Planeten mit Wolken zu sehen. Die Figur thront riesenhaft auf einer felsigen Insel inmitten des Meeres, an der ein Segelschiff Schiffbruch erlitten hat.

Klaus-Peter Matziol und Jürgen Rosenthal entdeckten das Gemälde in einem Kunstband und schlugen es wegen der offensichtlichen Nähe von Bildmotiv und Albumkonzept als Cover vor.

Es wurde auch für die spätere Kompilation „Wings of Vision“ (EMI Canada ST-6482, 1980) als Cover verwendet. Auch bei „Ocean II – The Answer“ wurde ein Gemälde von Wojtek Siudmak für das Cover verwendet, diesmal ein 1974 gemaltes Bild mit dem Titel „Amour éternel“.

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Die Musik wurde von allen Bandmitgliedern komponiert, alle Texte wurden von Jürgen Rosenthal geschrieben. Es gibt aber auch den Hinweis, dass sich Frank Bornemann kompositorisch nur beim ersten und dritten Titel wesentlich engagiert hat[3] (der bereits erwähnten häufigen Geschäftsverpflichtungen wegen).

Poseidon’s Creation gilt als der Eloy-Klassiker schlechthin und wurde 1993 für die Kompilation „Chronicles I“ erneut aufgenommen (allerdings ohne Rosenthal/Schmidtchen).

Jürgen Rosenthal hat sein Konzept in einem Prolog erläutert:[4] Die Bewohner von Atlantis seien trotz allerbester Voraussetzungen dem Untergang geweiht gewesen, als Selbstsucht und Gier ihr Leben mehr und mehr zu bestimmen begann, und dass die gesamte Menschheit gerade auf dem allerbesten Wege sei, dieses Schicksal erneut zu erleiden. Die Überzeugung vom nahenden Ende der Welt (noch zu eigenen Lebzeiten) wird auch später mehrfach geäußert, zuletzt im Begleitheft der Kompilation „Timeless Passages“ aus dem Jahr 2003.

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Im Booklet der CD-Neuausgabe von 2004 wird Jürgen Rosenthal, über das Konzept des Albums wie folgt zitiert:

„Es ging mir in erster Linie darum, einen Vergleich zwischen Atlantis […] und der heutigen Zeit zu ziehen. Es gibt so viel Unerklärliches und Unentdecktes. […] Mit „Ocean“ wollte ich auch ausdrücken, dass der Ursprung allen Lebens aus dem Wasser kommt, Atlantis dagegen im Meer untergegangen ist.“

– Jürgen Rosenthal

Das Konzept äußert sich auch in der Bildunterschrift des erweiterten Plattencovers, die lautet:

„Prologue
worlds atomize and oceans evaporate in eternity!
man erects out of the darkness,
laughs into the glimmering light and disappears…“

„Prolog
Welten zerfallen in Atome und Ozeane verdampfen in Ewigkeit!
Der Mensch erhebt sich aus der Dunkelheit,
lacht in das glimmende Licht und verschwindet…“

Der Text des eröffnenden Liedes „Poseidon’s Creation“ hält sich an die von Platon überlieferten Atlantis-Texte und beschreibt nach einer langen instrumentalen Eröffnung die Beschaffenheit von Atlantis, wie sich der Meeresgott Poseidon in die dort lebende Jungfrau Kleito verliebt und mit ihr zehn Kinder zeugt, die er zu Herrschern über die Bewohner von Atlantis macht.

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Das folgende „Incarnation of Logos“ schildert entsprechend die Ankunft und Ausbreitung des Menschen auf den Kontinenten der Erde, wobei sich zeigt, dass die Menschen nur in Gruppen der feindlichen Umwelt trotzen können. Dieses Zusammenleben beschreibt der Text als Ursache für die Entwicklung von Herrschaftsstrukturen und Unterdrückung. Der Name „Logos“ ist dabei das griechische Wort für Vernunft.

„Decay of Logos“ ist anschließend ein rockig gehaltenes Lied, in dessen Text ein nicht näher bezeichneter Herrscher von seinen Untertanen als egoistisch, machthungrig und betrügerisch angeklagt wird.

„Atlantis‘ Agony at June 5th – 8498, 13 p.m. Gregorian Earthtime“ wird von einem gesprochenen Intro eröffnet, in welchem der Beschluss der Götter vorgetragen wird, die nunmehr ohne Vernunft lebenden Menschen zu strafen und zu vernichten. Anschließend folgt ein langer, von sphärischen Keyboardklängen getragener Abschnitt, in dem berichtet wird, die „göttliche Lenkwaffe“ sei auf den Weg geschickt worden. Nachfolgend wird die Perspektive der Menschen gezeigt, die keine Erinnerungen an ihre Verfehlungen haben, aber beobachten, wie das „flüssige Feuer“ am Himmel ihre Welt vernichtet. Es folgt eine Anmerkung, dass die Felsen von Atlantis durch das Handeln der Menschen gesunken seien, aber auch durch menschliche Kraft wieder steigen könnten und schon bald alle diesbezüglichen Geheimnisse gelüftet würden. Abschließend wird kommentiert, die Menschheit sei wie ein Partikel im Ozean und müsse auch Gnade zeigen.

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Unmittelbar nach Veröffentlichung des Albums erhielt die Band für Ocean zahlreiche schlechte Kritiken aus der einheimischen Fachpresse, während die Reaktionen aus dem Ausland positiver ausfielen. Nach Angaben der Band verkaufte sich das Album in den ersten Monaten nach Erscheinen mit etwa 200.000 Exemplaren doppelt so oft wie sein Vorgänger. Im April 1995 betrugen die Verkäufe um die 300.000 Exemplare. In den deutschen Albumcharts erreichte es mit Platz 28 seine beste Notierung. (wikipedia)

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An kaum einer anderen Band scheiden sich die Geister so sehr wie an Eloy. Viele mokieren sich dabei über Frank Bornemanns akzuentuierten Gesang und die schwülstig-prätentiösen Texte. Verständlich, aber: für akzentuierten Gesang kenne ich schlimmere Beispiele (nicht nur von deutschen Bands), und prätentiöse Texte gehören nun mal zu den 70ern.

Kommen wir nach dieser kleinen Vorrede nun zu „Ocean“. Dabei handelt es sich nicht nur um das erfolgreichste Eloy Album, sondern überhaupt um eines der erfolgreichsten und meistverkauften Alben des deutschen Prog überhaupt. „Ocean“ erzählt in vier Titeln mit Längen von 8 bis 15 Minuten die Geschichte des Untergangs von Atlantis und entwirft darüber hinaus ein apokalyptisches Szenario für die Zukunft der Welt. Das einleitende „Poseidon’s Creation“ enthält eine Menge griechischer Mythologie. Mit seiner markanten Einleitung, geprägt duch groovigen Bass und ein sehr schönes Gitarrensolo, ist es einer der beliebtesten Eloy Songs überhaupt.

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„Incarnation Of The Logos“ beginnt mit großflächigen Synthies, eine Spezilität von Keyboarder Detlev Schmidtchen (der ursprünglich gar nicht für diesen Posten vorgesehen war, aber das ist eine andere Geschichte). Dazu berichtet Frank Bornemann in gesprochenem Text von nichts geringerem als der Erschaffung der Welt. Erst im zweiten Teil legt der Song an Dynamik zu. Bassist Klaus-Peter Matziol agiert hier mal als Sänger und berichtet, wie der gerade frisch erschaffene Mensch seine Fähigkeiten für böse Taten missbraucht. Das bleibt nicht ungestraft, wie wir in den nächsten beiden Songs erfahren.

„Decay Of The Logos“ ist das musikalisch abwechslungsreichste Stück dieses Albums. Es beginnt mit einer Art sarkastischer Abwandlung der hymnischen Anbetung eines fiktiven Herrschers, die bald in ein aggressives Anklagen übergeht, dargestellt durch deutlich rockendere Klänge. Im Mittelteil entwirft der Songs schließlich ein apokalyptisches Szenario, das dem bösen Herrscher in plastischen Bildern wohl die Folgen seiner Taten darstellen soll.

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Schließlich berichtet das lange Schlussstück vom Untergang der Insel Atlantis. Eingeleitet wird es von sehr esoterisch wirkenden Klängen mit einem umfangreichen Schlagwerkarsenal. Dazu deklamiert Jürgen Rosenthal mit düster-dräuender Stimme einen Text, der durch das nun aber wirklich sehr akzentuierte Englisch („daun sähr on öhrs“) nicht einer gewissen unfreiwilligen Komik entbehrt, besonders dann, wenn er ’s‘ und ‚th‘ vertauscht und Sachen wie „strikes sem wiss dithaster“ rauskommen. Insgesamt ist diese Einleitungssequenz vielleicht eine Spur zu lang, dafür ist der dynamische, erhabene Schlussteil wieder absolut gelungen.

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Persönlich halte ich „Ocean“ für eines der besten Progressive Rock Alben aus deutschen Landen, und jeder Prog Interessierte sollte es zumindest mal gehört haben. Bleibt noch zu hoffen, dass die seit Jahren angekündigte Remaster Ausgabe irgendwann doch noch erscheint. (Jochen Rindfrey)

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Besetzung:
Frank Bornemann (guitar, vocals, all effects)
Klaus-Peter Matziol (bass, vocals)
Jürgen Rosenthal (drums, percussion, flute)
Detlev Schmidtchen (keyboards, synthesizer, mellotron)

Booklet

Titel:
01. Poseidon’s Creation 11.43
02. Incarnation Of The Logos 8.27
03. Decay Of The Logos 8.19
04. Atlantis‘ Agony At June 5th – 8498, 13 P.M. Gregorian Earthtime 15.39

Musik:
Frank Bornemann – Klaus-Peter Matziol – Jürgen Rosenthal – Detlev Schmidtchen

Texte: Jürgen Rosenthal

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Eloy – Power And The Passion (1975)

LPFrontCover1Im Gegensatz zu manchen „Sounds“ Musikkritikern habe ich einen Faible für diese Band (aber ich mag ja auch Marzipan):

Eloy ist eine deutsche Artrock-Band, die 1969 von Frank Bornemann in Hannover gegründet wurde. Der Name ist dem H.-G.-Wells-Roman Die Zeitmaschine entnommen, in dem ein Volk namens Eloi beschrieben wird.

Eloy wurde als Schulband gegründet und spielte ihr erstes offizielles Konzert am 29. April 1970 im Freizeitheim Ricklingen (Hannover). Noch im selben Jahr gewann die Band einen Talentwettbewerb und konnte zwei ihrer Kompositionen bei einem unabhängigen Plattenlabel als Single herausbringen. Im Jahre 1971 spielten sie in Hamburg ihre erste Langspielplatte für das Plattenlabel Philips ein. In den 1970er Jahren avancierte Eloy zu einer der einflussreichsten Bands der deutschen Rockszene und war auch kommerziell erfolgreich. Der Sprung zu EMI, einem der Großen der Branche, gelang der Band 1973. Den Höhepunkt ihrer Karriere erreichten die Musiker 1979 mit dem Album Silent Cries and Mighty Echoes. Zu dieser Zeit spielte die Band in der Besetzung Frank Bornemann (Gitarre, Gesang), Klaus-Peter Matziol (Bass), Detlev Schmidtchen (Keyboards) und Jürgen Rosenthal (Drums), der auch die Texte schrieb. (wikipedia)

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Ich schrieb ja vorhin, dass ich einen Faible für diese Gruppe habe (wenngleich mir natürlich der „bedeutungsschwangere Quatsch“ der Band – auch auf dieser LP – bewusst ist).

Gott sei Dank bin ich da nicht ganz alleine:

Das erste von Eloys symphonisch geprägten Alben ist gleich eines ihrer schönsten Alben überhaupt. Bornemanns „Nicht-Gesang“ (ein Markenzeichen der Band und eine „Love it or leave it“-Angelegenheit, über die man nicht weiter diskutieren braucht) führt durch eine typische Fantasy-Story um eine Zeitreise plus Liebe, Magie und Revolution – das alles sehr ansprechend verpackt und untermalt.

Üppig, schwelgerisch, pinkfloydig, bombastisch sind Attribute, die man gemeinhin mit Eloy assoziiert und hier auch in dieser Ausprägung das erste Mal auf einem ihrer Alben findet. Sie gaben mit dieser LP also so etwas wie ihre musikalische Visitenkarte ab.

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Ganz stark dabei die komplette ursprüngliche erste LP Seite. Der Hardrocker „Journey into 1358“ leitet gleich dramatisch quirlig ein, bevor mit dem Zehnminüter „Love over six centuries“ schon ein Höhepunkt kommt. Nach einem kurzen rockigen Einstieg übernehmen die beiden Protagonisten mit ihrem Sprechgesang (bei dem sie den Kern der Geschichte sich gegenseitig erstmal erzählen) die Führung und werden dabei von schön sanft blubbernden Keyboards im Hintergrund begleitet, bis der Song sich gegen Ende wieder dramatisch steigert. Sehr stimmungsvoll, sehr gut und einer der Höhepunkte im gesamten Eloy-Repertoire.

Das geht nahtlos über in „Mutiny“, in welchem es dann zwischen hardrockig-wild und symphonisch wechselt. Mit diesen knapp 25 Minuten war auch die erste Seite schon beendet. Diese vier Stücke (inkl. der Introduction) würde ich auf jeden Eloy-Sampler aufnehmen.

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Seite 2 mit den kürzeren Stücken ist dann in Nuancen schwächer, bilde ich mir ein. Das liegt aber vielleicht einfach daran, dass mir hier die langgedehnten Instrumentalteile fehlen. Jedenfalls wird auch hier musikalisch abwechslungsreich die Geschichte von Jamie und Jeanne weitererzählt, gekrönt vom symphonischen Höhepunkt „The bells of Notre Dame“.

„Power and the passion“ ist nichts anderes als der Brückenschlag zwischen den wild-krautrockenden Eloy von „Inside“ und „Floating“ hin zu den symphonisch-floydigen, die da noch am kommen waren (wie „Dawn“, „Ocean“ usw.).

DAS Album im Eloy-Katalog für denjenigen, der ein Herz für beide Musikrichtungen (Kraut- und Sympho-Rock) hat. Das geschmackvolle Artwork rundet für mich ihr bestes Studio-Album nach „Ocean“ ab. (Jürgen Gallitz-Duckar )

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Besetzung:
Frank Bornemann (guitar, vocals)
Luitjen Jansen (bass)
Fritz Randow (drums)
Detlef Schwaar (guitar)
Manfred Wieczorke (keyboards)

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Titel:
01. Introduction 1.14
02. Journey Into 1358 2.55
03. Love Over Six Centuries 10.08
04. Mutiny 9.08
05. Imprisonment 3.13
06. Daylight 2.39
07. Thougts of Home 1:05
08. The Zany Magician 2.36
09. Back Into The Present 3.08
10. The Bells Of Notre Dame 6.29
11. The Bells of Notre Dame (Bonustitel, Remix 1999) 6.34

Musik: Frank Bornemann – Luitjen Jansen – Fritz Randow – Detlef Schwaar – Manfred Wieczorke
Texte: Frank Bornemann & Gordon Bennit

LabelB1

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Eloy – Dawn (1976)

FrontCover1Also, dieses Album löste damals ziemlich heftige Diskussionen aus. Insbesondere die von mir eigentlich sehr geschätzte „Sounds“ Redaktion hatte quasi Schaumums Maul wenn von Eloy und diesem Album die Rede war. Hämische und abwertende, mehrfach unter der Gürtellinie waren damals an der Tagesordnung.

Und auch heute kann man das Album noch sehr kontrovers diskutieren:

Eloy waren in den 70igern wohl die deutsche Band, bei der Anerkennung seitens der Musikpresse und finanzieller Erfolg am stärksten auseinanderklafften. Auf kaum einer Gruppe wurde damals von den Kritikern herumgeprügelt wie auf Eloy, und kaum eine deutsche Band hat damals so viele LPs verkauft wie Eloy. Wegen der banalen Lyrics, dem akzentüberladenen Gesang und der protzig-bombastischen Musik ließ man kaum ein gutes Haar an der Band.

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Aber irgendwie kann ich da nur zustimmen! „Dawn“ nervte, sobald die Nadel das Vinyl berührte (ich hatte die Scheibe als LP)! Die Lyrics sind in der Tat furchtbar, der Gesang nicht viel besser und die Musik ist einfach schrecklich pompös und überfrachtet, voller pseudointellektueller Prog-Klischees etwas „Anspruchsvolles“ und „Bedeutendes“ zu schaffen. Andererseits sind die Musiker durchweg fähig (wenn man mal vom Gesang absieht) und Schmidtchens Synthiespiel ist schon beeindruckend. Aber, dieser aufgesetzte, bombastisch-pathetische Schmalz, der hier permanent aus den Boxen quillt, hat mir die Platte so sehr verleidet, dass sie schon bald nach dem Erwerb wieder aus meinem Besitz ausgeschieden ist. Dawn bietet durchaus gut gemachte Musik, ist aber definitiv des Guten viel zuviel und daher kaum zu ertragen! (Achim Breiling)

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Anfang 1976 löste sich die alte Eloy-Besetzung auf, und Frank Bornemann fand neue Mitstreiter in Klaus-Peter Matziol (Bass), Detlev Schmidtchen (Keys) und Jürgen Rosenthal (Schlagzeug; auch für die Texte zuständig). Ein echter Glücksgriff, denn dieses Quartett, das bis 1979 zusammenbleiben sollte, bildete die stärkste Eloy-Formation. Vor allem Schmidtchens sphärische Synthieklänge prägten diese Phase von Eloy.

„Dawn“ ist wie sein Vorgänger „Power and the Passion“ ein Konzeptalbum, es handelt sich sozusagen dessen Fortsetzung, wobei allerdings alle Schwächen des Vorgängers ausgemerzt wurden. Die meisten Stücke gehen nahtlos in einander über, vor allem die ersten fünf bilden eine perfekte Einheit, so dass sich „Long-Song-Freaks“ von den kurzen Spieldauern nicht abhalten lassen sollten.

Mit prasselndem Regen und Donnerschlägen fängt es gleich sehr dramatisch an, und schon bei den ersten Takten von „Awakening“ merkt man, dass die Band von ganz anderem Kaliber ist als noch auf „Power and the Passion“. Wie schon erwähnt, gehen die Songs meist direkt in einander über, auf „Awakening“ folgt nahtlos das rockige „Between the Times“ und das intime „Memory-Flash“. „Appearance of the Voice“ und „Return of the Voice“ sind mit überwiegend gesprochenem Text (hier eine Frauenstimme) versehen, was für Eloy nicht untypisch ist.

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Reizvoll ist bei „Appearance“ der Kontrast mit Bornemanns Gesang, bei „Return“ der Kontrast mit einer tiefen Männerstimme (Rosenthal?). Danach setzt mit „Sun-Song“ einer der schönsten Eloy-Songs überhaupt ein. Erstmals zieht Schmidtchen hier richtig vom Leder und entlockt seinen Instrumenten wahrhaft überirdische Klänge. Langsame Keyboardflächen bauen sich auf, bis etwa in der Mitte des Songs der (wenige) Gesang einsetzt. Der Titel klingt instrumental in flotterem Tempo aus. Im Aufbau erinnert das Ganze etwas an „Poseidon’s Creation“ (vom Folgealbum „Ocean“). Auch „The Dance in Doubt and Fear“ ist von Schmidtchens Keyboardsounds geprägt. Bis auf den Schlussteil besteht dieser Songs ausschließlich aus gesprochenem Text, in den der Herr mit der tiefen Stimme immer wieder mal kurze Sentenzen einwirft. Bei „Lost!?? (Introduction)“ beeindrucken die mächtigen (wohl elektronisch erzeugten) Choreinsätze. „Lost?? (The Decision)“ baut durch sein langsam Tempo eine starke Spannung auf, die sich dann in „The Midnight Flight / The Victory of Mental Forces“ entlädt, bis dieses meisterhafte Album mit den mächtigen Paukenschlägen von „Le Reveil du Soleil / The Dawn“ ausklingt.

Fazit: zusammen mit „Ocean“ das beste, was Eloy je vollbracht haben. (Jochen Rindfrey)

Und ich schlage mich weiterhin tapfer auf die Seite der „Bombast-Rocker“ und spreche von daher das Prädikat „furios“ aus !

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Besetzung:
Frank Bornemann (vocals, guitar)
Klaus-Peter Matziol (bass, vocals)
Jürgen Rosenthal (drums, percussion)
Detlev Schmidtchen (keyboards, mellotrton, synthesizer, guitar, vocals)
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Symphomnie Orchester un ter der Leitung von Wolfgang Maus

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Titel:
01.1. Awakening 2.41
01.2. Between The Times 1.50
02.1. Memory Flash 1.56
02.2. Appearance Of The Voice 1.13
02.3. Return Of The Voice 1.08
03. The Sun-Song 4.55
04. The Dance In Doubt And Fear 4.27
05. Lost!?? (Introduction) 5.23
06. Lost?? (The Decision) 4:58
07. The Midnight-Fight / The Victory Of Mental Force 8.07
08. Gliding Into Light And Knowledge 4.17
09. Le Réveil Du Soleil / The Dawn 6.49

Musik: Frank Bornemann – Klaus-Peter Matziol – Jürgen Rosenthal – Detlev Schmidtchen
Texte: Jürgen Rosenthal

LabelB1

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