Verschiedene Interpreten (librivox) – Adventskalender 2011

FrontCover1Der Brauch, im Dezember einen Adventskalender zu haben, ist ein typisch deutscher Brauch, wie ich neulich im Radio erfuhr:

Der in der Adventszeit nicht mehr wegzudenkende Adventskalender entstand erst am Anfang des 20. Jahrhunderts. So ganz genau weiß man es nicht, aber in den meisten Quellen ist seine Entstehung auf das Jahr 1902 datiert.

Die eigentlichen Ursprünge lassen sich bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen. In religiösen evangelischen Familien wurden im Dezember 24 Bilder nach und nach an die Wand gehängt. Eine andere Variante waren 24 an die Tür oder Wand gemalte Kreidestriche, von denen die Kinder jeden Tag einen wegwischen durften. Oder es wurden Strohhalme in eine Krippe gelegt, für jeden Tag bis zum Heiligen Abend.

Die wohl früheste Form des Adventskalenders stammt aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Angeblich bastelte eine evangelische Pfarrersfrau für ihren kleinen Sohn Gerhard Papierschachteln und legte in jede ein leckeres Plätzchen hinein. Jeden Tag durfte er nun ein Schächtelchen öffnen und das süße Gebäck verspeisen. So wurde Gerhard die Zeit bis Weihnachten nicht zu lange.

Mittlerweile findet man in immer mehr Städten Häuser, die in Adventskalender umgewandelt wurden. Jeden Tag wird hier buchstäblich ein Fenster oder Fensterladen geöffnet. Hier das Wallenfels’sche Haus in Gießen.

Gerhard Lang erinnerte sich offenbar gut an seine Kindheitstage und entwickelte Anfang des 20. Jahrhunderts den ersten Adventskalender. Der war noch fensterlos. Er bestand aus zwei Blättern, auf einem waren Zahlen, auf dem anderen Engelsbilder. Jeden Tag wurde ein Engel ausgeschnitten und auf eine Zahl geklebt. Andere Quellen berichten allerdings davon, dass der erste gedruckte Adventskalender im Jahr 1902 von einer Buchhandlung in Hamburg gedruckt wurde. Das war eine Weihnachtsuhr für Kinder.

Seit etwa 1920 erscheinen die Adventskalender, wie wir sie heute kennen: mit Türchen zum Öffnen. In den sechziger Jahren wurden die ersten Schoko-Adventskalender hergestellt. Heute kann man beinahe jede Art von Überraschung hinter den Türchen des Adventskalenders finden. Am schönsten sind und bleiben aber die selbst gefüllten und selbst gebastelten. (Quelle: wasistwas.de)

Im Lande des Christkinds 1903, Nachdruck 1915

Im Lande des Christkinds 1903, Nachdruck 1915

Hier nun ein akustischer Adventskalender aus dem Jahr 2011, veröffentlicht von der großartigen librivox, somit allesamt gemeinfreies Material.

Und natürlich hört man den amateurhaften Charakter der Aufnahmen zuweilen mehr als deutlich (z.B. bei „Vom langen Winter“); aber die meisten der 24 Geschichten sind gut zu hören .. .man darf z.B. bei „Knecht Ruprecht“ schmunzeln …

Die Länge der Texte ist extrem unterschiedlich, von kleinen Minuten-Nummern bis hin zu 45minütigen Testen („Einer Weihnacht Lust und Gefahr“) reicht das Spektrum. Mir persönlicher sind die längeren Texte lieber, kann man sich dann doch viel stärker in die jeweilig Magie der Worte einfühlen.

Wir hören Werke von deutschen Klassikern wie Christian Morgenstern, Joseph von Eichendorff, Rainer Maria Rilke oder Theodor Storm; es gilt aber auch unbekanntere Dichter zu entdeckt. Und selbst Kurt Tucholsky und der Anarchist Erich Mühsam sind zu hören.

Also genau jene bunte Mischung, die ich immer wieder schätze bei Sammlungen dieser Art.

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Titel:
01. Christian Morgenstern: Wenn es Winter wird  (Sonja) 1.27
02. Heinrich Pröhle: Vom langen Winter (Elli) 8.33
03. Joseph von Eichendorff: Letzte Heimkehr (Ann-Kathrin Hänsch) 3.22
04. Anonymous: Sagen aus Tirol – Die mutige Magd im Wattenser Tal (Availle) 6.59
05. Rainer Maria Rilke: Advent (Patrick Wallace) 1.05
06. Theodor Storm: Knecht Ruprecht (Kara Shallenberg) 2.08
07. Christian Morgenstern: Neuschnee (Sonja) 0.55
08. Max Dauthendey: Wintersonne  (Hokuspokus) 3.03
09. Peter Rosegger: Einer Weihnacht Lust und Gefahr (muede) 41.32
10. Adolf Schwayer: Frau Bettis Christgeschenk (Kalynda) 21.23
11. Heinrich Heine: Altes Kaminstück (Patrick Wallace) 2.08
12. Ottilie Wildermuth: Bärbele’s Weihnachten (Elli) 29.42
13. Erich Mühsam: Weihnachten (Herman Roskams) 1.50
14. Friedrich Gerstäcker: Deutsche Christbäume im Ausland (Hokuspokus) 9.28
15. Frances Milton Trollope: Die Weihnachtsbescherung der Fürstin Metternich (Availle) 6.34
16. Paula Dehmel: Frohe Botschaft (Elli) 1.07
17. Joseph von Eichendorff: Weihnachten (Ann-Kathrin Hänsch) 1.35
18. Helene Stökl: Vom Bübchen vor der Himmelsthür (Elli) 12.48
19. Friedrich Schiller: Winternacht (Bastian Hepp) 5.11
20. Heinrich Seidel: Ein Weihnachtsmärchen (Hokuspokus) 28.45
21. Christian Fürchtegott Gellert: Das Weihnachtslied (Elli) 2.02
22. Adolf Schwayer: Wie Herr Schoißengeyer zu einem Christkindl kam (Karlsson) 29.30
23. Kurt Tucholsky: Großstadt-Weihnachten (evha) 1.57
24. Martin Luther: Am Heiligen Christtag (Karlsson) 18.04

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