Oskar Werner (* 13. November 1922 in Wien; † 23. Oktober 1984 in Marburg an der Lahn; bis 1946 Oskar Josef Bschließmayer) war ein österreichischer Film- und Bühnenschauspieler. Er wirkte in zahlreichen internationalen Filmproduktionen mit.
Oskar Werner wurde in Gumpendorf, dem westlichen Teil des 6. Wiener Gemeindebezirks, Mariahilf, in der Marchettigasse 1A geboren. (Fünf Häuserblöcke weiter, am Anfang der Garbergasse, besteht seit 2003 der Oskar-Werner-Platz.) Der Sohn einer Fabrikarbeiterin und eines Versicherungsvertreters wuchs nach der frühen Scheidung seiner Eltern in einfachen Verhältnissen bei Mutter und Großmutter auf. Als er acht Jahre alt war, versuchte seine Mutter, sich das Leben zu nehmen.
Als 16-Jähriger wurde Werner Zeuge der Novemberpogrome 1938. Unter diesem Eindruck engagierte sich Werner zeitlebens als erklärter Pazifist gegen Nationalismus und Antisemitismus.
Schon während seiner Schulzeit spielte Oskar Werner Rollen am Schultheater. Es folgten frühe Komparsenrollen bei Filmproduktionen: So hatte Werner kleinere Auftritte in zeittypischen Filmen wie Geld fällt vom Himmel (1938) oder Hotel Sacher (1939). Dazu kamen erste Sprechrollen im Rundfunk, beim Kabarett und am Theater. Die Schule verließ Oskar Werner nach nicht bestandener Matura ohne Abschluss.
Nach seiner Schulzeit wurde er zum Reichsarbeitsdienst eingezogen. Am 1. Oktober 1941 erhielt Werner am Wiener Burgtheater ein Engagement. Sein Arbeitsvertrag wurde in den folgenden Jahren durch die Einberufung zum Dienst im Heer immer wieder beeinträchtigt: „Aus Rücksicht auf eine mögliche Einberufung zum Wehrmachtsdienst werden Werners Verträge [mit dem Wiener Burgtheater, d.V.] bis 1941 immer nur für einen Monat abgeschlossen, 1942 muß Werner zum Heer einrücken und wird tageweise nach Anforderung auf Arbeitsurlaub zur Verfügung gestellt.“
Oskar Werner in der Garderobe des Theaters in der Josefstadt, 1949:
Auf Betreiben des Wiener Burgtheaters sollte für Oskar Werner eine Unabkömmlichkeitsstellung durchgesetzt werden, was jedoch erfolglos blieb. Daher entzog sich Oskar Werner 1945 dem Kriegsdienst in der Wehrmacht durch Desertion und Flucht nach Baden im Wienerwald. Dorthin begleiteten ihn seine damalige Ehefrau Elisabeth Kallina sowie beider 1944 geborene Tochter Eleonore.
Oskar Werners Liechtensteiner Wohnhaus (2009) „Teixlburg“
Unmittelbar nach Kriegsende spielte Oskar Werner wieder am Burgtheater im Ronacher. Werner legte nun auch seinen bürgerlichen Familiennamen Bschließmayer ab. Diesem Wunsch wurde am 4. Oktober 1946 amtlich entsprochen.
1949 begann Werner seine internationale Karriere beim Film mit der österreichisch-britischen Produktion Der Engel mit der Posaune (1949). Nach weiteren Filmrollen unterzeichnete er einen Vertrag über eine siebenjährige Zusammenarbeit mit dem Produzenten Darryl F. Zanuck in Hollywood. Dieser wurde jedoch von den Vertragspartnern vorzeitig aufgelöst.
1952 erwarb er in der Gemeinde Triesen in Liechtenstein ein Grundstück und baute darauf ein Haus, das 1974 wesentlich erweitert wurde. An der Pforte zu seinem Grundstück hing ein Schild mit der Aufschrift: „Gewährt, daß ich ersuche, keine unangesagten Besuche. Private – no visitors please.“ Neben diesem Anwesen besaß er noch weitere Immobilien in Thallern (einem Teil von Krems), in der Wachau (Niederösterreich) und in Paris sowie Grundstücke in Spanien.
Oskar Werners Liechtensteiner Wohnhaus (2009) „Teixlburg“:
1954 heiratete Oskar Werner – von Elisabeth Kallina bereits geschieden – seine zweite Ehefrau Anne Power, die von Tyrone Power adoptierte Tochter der französischen Schauspielerin Annabella.[6] Aus einer späteren Beziehung mit Diana Anderson wurde 1966 der Sohn Felix Florian Werner geboren. Diana Anderson war die Tochter der US-Schauspielerin Joan Bennett, die in den 1940er Jahren unter der Regie von Fritz Lang zur Femme Fatale des Film Noir wurde (The Woman in the Window, Scarlet Street, Secret Beyond the Door).
Von 1970 bis 1979 war Werner mit der Schauspielerin Antje Weisgerber liiert. 1978 kehrte Werner an das Theater in der Josefstadt zurück. Ab 1980 lebte er wieder in Wien und in Thallern bei Krems an der Donau.
Die letzten Lebensjahre des oft als schwierig und exzentrisch beschriebenen Werner wurden von Depressionen und seiner fortschreitenden Alkoholkrankheit überschattet. Er hielt Lesungen und Rezitationsabende ab und organisierte aus eigener Tasche 1983 die erste österreichische Gedenkfeier im ehemaligen KZ Mauthausen. Am 22. Jänner 1984 veranstaltete er im Wiener Palais Auersperg in Eigenregie und ohne jede Unterstützung eine „Gedenkfeier für die Juden“. In Liechtenstein scheiterte er – wie zuvor schon in Innsbruck – mit seinen Theaterfestspielen: In Tirol verwenden sie die Bretter des Lebens nur zum Skifahren.
Oskar Werner (Mitte) mit Faye Dunaway (links) und Regisseur Stuart Rosenberg bei den
Dreharbeiten zu Reise der Verdammten in Barcelona (1976):
Auch ein Faust-Projekt mit dem ORF, der staatlichen Radio- und Fernsehanstalt Österreichs, konnte nicht realisiert werden: Obwohl Werner dieses Projekt minutiös vorbereitete, sämtliche Kosten berechnet hatte – damals wäre für 55 Tage Drehzeit ein Gesamtbudget von 3 Millionen Schilling für den ORF bezahlbar gewesen – und alle Schauspieler zugesagt hatten, verlangte Fernsehintendant Wolf in der Maur nach eineinhalbjährigen Verhandlungen von Werner, dem ORF die „Gestaltung der endgültigen Fassung betreffend Schnitt, Kürzungen, Szenenumstellung, Titelveränderung“ vertraglich zu sichern. Das war für Werner nicht erfüllbar (Robert Dachs).
In Wien besaß Werner in seinen letzten Lebensjahren eine Wohnung im 8. Bezirk, Trautsongasse 3. Burgtheaterdirektor Achim Benning hatte ihn 1983 dazu gewonnen, die Titelrolle in Shakespeares Julius Cäsar zu übernehmen; das Stück wäre dazu von Pavel Kohout bearbeitet worden. Werner, dem die Regie versprochen worden war, sprach in seiner Wohnung das ganze Stück auf Band und klebte ein Plakat mit der Aufschrift Cäsars geheimes Feldlager an seine Wohnungstür. Das schon vorher geplante Oskar-Werner-Festival in der Wachau wurde vom dortigen Bürgermeister massiv behindert und belastete Werner nicht nur finanziell. Die für Dezember 1983 geplante Julius-Cäsar-Premiere kam nicht mehr zustande, angeblich weil Benning die Absprachen ändern wollte.
1984 starb Werner mit knapp 62 Jahren in einem Hotel in Marburg an der Lahn an einem Herzinfarkt, als er sich auf eine Rezitationstournee durch die Bundesrepublik Deutschland vorbereitete.
Ehemalige Grabstätte von Oskar Werner am Friedhof Triesen:
Schon zu Lebzeiten hatte er dafür gesorgt, dass er in Triesen beigesetzt würde, wo er viele Jahre, die Anonymität suchend, zurückgezogen gelebt hatte, und nicht in Wien, wo er ein Ehrengrab erhalten hätte. Seine ursprüngliche Grabstätte besteht nicht mehr. 2011 wurden seine sterblichen Überreste exhumiert, eingeäschert und die Urne an der südwestlichen Friedhofsecke beigesetzt. An der Friedhofsmauer wurde eine Erinnerungstafel angebracht.
Werner wählte für sich selbst den Spitznamen Teixl und nannte sein Liechtensteiner Haus Teixlburg. Im Wiener Dialekt ist Teixl das Wort für Teufel.
Eine Gedenktafel an seinem Geburtshaus wurde von der ISSA – Akademie für ganzheitliche Kunsttherapie gespendet.
In seinem ehemaligen Wohnort Thallern bei Krems erinnert der Oskar-Werner-Weg an ihn und ihn Wien-Mariahilf der Oskar-Werner-Platz. (wikipedia)
Gedenktafel für Oskar Werner auf dem Friedhof in Triesen, Liechtenstein:
Neben seinen schauspielerischen Erfolgen erlangte Werner große Bekannt- und Beliebtheit durch seine unverwechselbare Stimme, die mit ihrer sanften, poetischen Modulation und der charakteristischen Wiener Sprachfärbung noch heute eine besondere Faszination ausstrahlt. Diese kommt gerade auch in den Hörspielproduktionen und Leseinszenierungen zur Geltung, in denen er als Sprecher mitwirkte, und die in seinem letzten Lebensabschnitt eine immer größer werdende Rolle einnahmen. (wikipedia)
Hier eine seiner beeindruckenden Lesungen:
Oskar Werner liest „Gedichte gegen den Krieg“.:
Nationalismus, Imperialismus, Hegemoniestreben, religiöser und chauvinistischer Fanatismus in Verbindung mit wirtschaftlichen Interessen und persönlichen Eitelkeiten sind Hauptursachen für Kriege mit all ihren schrecklichen Folgen für Kriegsverpflichtete und Zivilbevölkerung.
Zeitlos gültig ist daher der Aufruf zum Widerstand.
Dazu erklingen Marschmusik und Hymnen, die verharmlosend und glorifizierend daherkommen und ihre manipulative Wirkung nie verfehlen. Umso kritischer Musik dieser Art gehört werden soll.
Hören Sie nun Oskar Werner in einer Aufführung der Salzburger Festspiele aus dem Jahr 1981. (Pressetext)
„Ich les’ nur, was mich berührt. Ich mache diese Lesungen, weil ich den Menschen etwas mitzuteilen habe, was vor allem mich angeht. Und weil ich Pazifist bin und im Krieg fahnenflüchtig war, so habe ich der Jugend mitzuteilen, was ich über den Krieg denke. Ich bin ja kein Parteiredner, ich will ja nicht gewählt werden, ich will nur sagen: Macht ja nicht mit!“ (Oskar Werner)
Oskar Werner´s ausgewählte Gedichte – von Matthias Claudius über Karl Kraus, Josef Weinheber, Erich Kästner, Wilhelm Keller bis hin zu Rainer Maria Rilke und andere – wollen nicht auf ein bestimmtes Kriegsgeschehen bezogen werden, es ist vielmehr die Offenbarung des Leids, das unabdingbar mit dem Krieg verbunden ist. Seine eindringlich mahnende Sprachkraft ist ohne Nachsicht und voller Identifikation mit jeglicher Schwäche und Unzulänglichkeit in uns selbst. Er versteht es, seine schmerzliche Intensität der Rezitation so darzubringen, dass es einem die Tränen in die Augen drückt. Das Gehörte bleibt eingebrannt.
Seine Stimme MUSS man ganz einfach hören, egal, ob diese laut oder weniger laut ausfällt, man MUSS verweilen, um zuzuhören. Auch sollte man das den Kindern und der Jugend von heute erklären und näherbringen. Soviel Zeit müsste sein, in unserer hektischen Facebook- und WhatsApp-Episode des Lebens. (oepb)
Dank seiner zornigen Sprach- und Stimmgewalt eine Lesung, die einem sowas von unter die Haut gehen kann … dass es schon fast beklemmend sein kann ! Also: dem Thema angemessen !
ORF Edition Radio Literatur Ö1
Besetzung:
Oskar Werner (Sprecher)
Titel:
01. Einleitung 1.21
02. Deutsche Nationalhymne (Haydn) 1.07
03. Sergeant Waurich (Kästner) 1.50
04. Zwischenmusik (1) 2.21
05. Kennst du das Land, wo die Kanonen blühn? (1928) (Kästner) 1.53
06. Zwischenmusik (2) 0.54
06. Kriegslied (Claudius) (1778) 1.38
07. Zwischenmusik (3) 0.52
08. Kriegslied (Mühsam) (1917) 2.38
09. Zwischenmusik (4) 2.27
10. Der sterbende Soldat (Kraus) (1920) 1.30
11. Zwischenmusik (5) .05
12. Legende vom toten Soldaten (Brecht) (1922) 4.05
13. Zwischenmusik (6) 0.48
14. Lied der Gefallenen (Feuchtwanger) (1915) 1.25
15. Zwischenmusik (7) 1.14
16, Kinder fragen, Kriegsversehrte antworten (Keller) 0.51
17. Zwischenmusik (8) 1.48
18. Schlag nicht zu (Keller) 0.41
19. Zwischenmusik (9) 1.07
20. Verdun, viele Jahre später (1932) (Kästner) 1.39
21. Zwischenmusik (10) 1.04
22. Credo (Keller) 1.24
23. Zwischenmusik (11) 1.14
24. Protestsong Ungebildeter (Keller) 1.16
25. Zwischenmusik (12) 0.58
26.Der Rebell (1915) (Weinheber) 3.47
27. Zwischenmusik (13) 0.49
28. Das letzte Kapitel (1930) (Kästner) 2.08
29. Zwischenmusik (14) 1.37
30. Drei Minuten Gehör (1922) (Tucholsky) 3.55
*
**
Vielen Dank an GB für den Tipp !