Die 68er und die Folgen (1): „Heute Journal“ Marietta Slomka provoziert CSU-Mann Dobrindt

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Die CSU und ihr Alexander Dobrindt bläst zum Halali auf die 68er Generation:

Alexander Dobrindt hat in der Zeitung „Die Welt“ ein Essay veröffentlicht, in der er die sog. „68er Generation“ als Quell allen Übels identifiziert:

„Wir müssen 1968 hinter uns lassen“, fordert der Chef der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Alexander Dobrindt. In einem Beitrag für die „Welt“ (Bezahlinhalt) mahnt er eine „konservative Revolution“ an, die sich auch gegen die Ideale und Errungenschaften der 68er-Bewegung richtet. In einem viel diskutierten Auftritt im Heute Journal wiederholte er seine Thesen.“ (Quelle: www.abendblatt.de)

Leider liegt mir der Dobrindt Text noch nicht als Volltext vor (das ist aber nur eine Frage der Zeit), aber der Disput zwischen Alexander Dobrindt und der Heute Journal Journalistin Marietta Slomka  in der o.g. Sendung.

Und dieser verbale Meinungsaustausch wurde dann auch in der Tageszeitung „Münchner Merkur“ (wahrlich keine Zeitung der sozialistischen Bewegung) kmmentiert und zwar ziemlich eindeutig und überraschend giftig:

„Heute Journal“-Moderatorin Marietta Slomka hat CSU-Landesgruppenvorsitzenden Alexander Dobrindt öffentlich bloßgestellt: Der Politiker hatte eine Revolution gefordert.

Berlin – In einem in der Welt veröffentlichten Artikel hatte CSU-Landesgruppenvorsitzender Alexander Dobrindt eine „konservative Wende“, bzw. „konservative Revolution“ gefordert – dafür erntete er scharfe Kritik von Marietta Slomka im „Heute Journal“.

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Nach der Begrüßung legte die Fernsehmoderatorin los: „Nun erinnere ich mich an 1982/83, an die geistig-moralische Wende und danach 16 Jahre Helmut Kohl. Hat denn der Mann damals gar nichts erreicht, dass Sie sich heute noch an den Alt-68ern abarbeiten müssen?”
Nein, entgegnete Dobrindt, aber es sei im letzten Jahr klar geworden, dass sich eine Gruppe von Menschen nicht verstanden fühle – und daraus entstehe Protest. Es gebe aber eine bürgerlich-konservative Mehrheit in Deutschland – die das Gefühl habe, sie komme im „linken Meinungs-Mainstream“ nicht vor. Genau das hätte er mit seinem Beitrag ändern wollen.

„Deutschland ist nicht Prenzlauer Berg“
Diese Begründung ließ Slomka nicht zu: „Die Frage ist ja, ob das so zutrifft, dass der Mainstream quasi von einer Art linken Diktatur hierzulande verhindert wird. Sie sagen zum Beispiel, ‚Deutschland ist nicht Prenzlauer Berg‘. Ich weiß jetzt nicht, welche Vorstellung Sie von Prenzlauer Berg haben, aber da wohnen nun vor allem deutsche Familien mit Kindern, die so bürgerlich sind, dass sogar ein Eiscafé Ärger wegen Ruhestörung bekommt. (…) Gegen wen wollen Sie da eine Revolution anführen?“
Dobrindt reagierte: Niemand habe von einer Diktatur gesprochen, und außerdem gehe es ja um ein Gefühl – nämlich das Gefühl, nicht vertreten zu sein. Er sehe einen Auftrag darin, dafür zu sorgen, dass sich eine rechte Randpartei nicht dauerhaft im deutschen Bundestag etablieren könne.

„Revolution ist nicht ‚Wir wollen ein bisschen bürgerlicher werden‘“
Auch hierauf hatte die Journalistin eine provokante Antwort: „Die Frage ist nur, ob man Protestwähler zurückholt, indem man ihre Parolen übernimmt.“ Schließlich nenne Dobrindt das Wort „Revolution“ gleich drei mal in seinem Artikel – und eine Revolution sei nicht nur „Wir wollen ein bisschen bürgerlicher werden“, sondern Aufstand, Systemveränderung und Wandel. „Sind Sie sicher, dass das deutsche Bürgertum eine Revolution möchte?“, hakte Slomka nach.
Das sei eine „Überinterpretation“, der er nicht folgen könne, meinte Dobrindt. Es gehe nur darum, dem bürgerlich-konservativen Wähler eine Stimme zu geben.

„Richtet sich Ihr Aufruf zur Revolution auch gegen Frau Merkel?“
So leicht ließ Slomka, die offenbar einen besonders angriffslustigen Abend erwischt hatte, den Politiker nicht vom Haken: Revolution sei per Definition ein radikaler Wechsel, ein Sturz – das habe sie sich nicht ausgedacht. „Im Moment regiert seit zwölf Jahren eine CDU-Kanzlerin – richtet sich Ihr Aufruf zur Revolution also auch gegen Frau Merkel?“, fragte sie.
Nein, wiegelte der Politiker ab – aber in Meinungsdiskussionen sollten alle gleichermaßen vertreten sein – dazu gehöre, sich zu Wort zu melden, und das habe er getan.

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Ein gelungener Jahresauftakt für Sondierungsgespräche?
Er sei zu der Erkenntnis gekommen, ‘68 müsse man hinter sich lassen. Auch die finale Frage der Moderatorin kann als klarer Angriff verstanden werden: „Damit provozieren Sie nun aber vor allem die SPD und nicht die 68er, die alle schon längst in Rente sind und weit über 70. Nun wollen Sie mit der SPD aber trotzdem eine große Koalition bilden – Ist das dann stimmungsmäßig ein gelungener Jahresauftakt für die Sondierungsgespräche?“
Er kenne die Schmerzgrenze der SPD, erwiderte Dobrindt – es bleibt zu hoffen, dass er damit recht hat. Münchner Merkur, 05.01. 2018)

Marietta Slomka schießt dann in diesem Interview noch ein paar Giftpfeilchen ab hinsichtlich des Paarungsverhalten von ein paar CSU Größen (Waigel & Seehofer) ab (nicht erwähnt wird dabei das nichteheliche Kind von dem zukünftigem CSU Star Söder …

Und für mich sind die dumm-dreisten Äußerungen eines Alexander Dobrindt Anlass genug … um in diesem Jahr das Thema „Die 68er und die Folgen“ aus unterschiedlichsten Blickwinkeln zu beleuchten …

Und hier das Interview in voller Länge:

Oder aber auch:

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