Ringsgwandl – Sekt + 2 (1992)

FrontCover1Schon irgendwie eine skurille Idee, ausgerechnet dem damals mehr als schrägen Ringsgwandel so ne Maxi-Cd zu spendieren. Kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass dieses Produkt erfolgreich verkauft wurde.

Der Ringsgwandl ist ja der Herr Dr. Georg Ringsgwandel aus dem Klinikum Garmisch-Partenkirchen:

Ringsgwandl (geb. 15.November 1948) wuchs im nördlichen Stadtgebiet von Bad Reichenhall im Bereich der Staufenbrücke auf. Er stammt aus einfachen Verhältnissen, sein Vater war kriegsversehrt und arbeitete als Postbote, seine Mutter als Hausfrau.Zur Musik kam er durch das Zitherspiel, das Musikinstrument bekam er im Alter von acht Jahren von einer Tante. Ab dem zwölften Lebensjahr spielte er Posaune. Während eines achtmonatigen Sanatoriumsaufenthaltes wegen Lungentuberkulose brachte sich Ringsgwandl 1967 selbst das Gitarrespielen bei. Von 1968 bis 1975 studierte er in Würzburg und Kiel Medizin, 1972 verbrachte er einen sechsmonatigen Studienaufenthalt in Kalifornien. Er schloss das Studium in Kiel mit der Promotion zum Dr. med. ab.

Nach kleineren Auftritten in Kneipen und bei Konzerten tingelte Ringsgwandl während seiner Zeit als Assistenzarzt im Münchner Klinikum Großhadern ab 1978 mit dem ersten eigenen Programm Gurkenkönigs Hausfrauenshow auf Kleinkunstbühnen. Ab 1984 arbeitete er als Oberarzt der Kardiologie am Klinikum Garmisch-Partenkirchen und trat jahrelang nebenbei als Musiker auf. 1986 entstand sein erster Tonträger Das Letzte. Mit der Verleihung des Salzburger Stiers 1987 und des Deutschen Kleinkunstpreises im darauffolgenden Jahr ergaben sich neue Auftrittsmöglichkeiten für Ringsgwandl und seine Band. Weitere Programme und Gastspiele in ganz Deutschland folgten. Ringsgwandls Bühnenauftritte waren insbesondere in den 1980er Jahren durch ein betont schrilles äußeres Erscheinungsbild gekennzeichnet. 1993 gab er den Arztberuf komplett auf und ist seitdem ausschließlich künstlerisch tätig.

Ringsgwandls Musik kombiniert Elemente traditioneller bayerischer Volksmusik, wie etwa die Moritat über den Räuber Kneißl, mit Punkeinflüssen und Rockmusik, und verbindet diese mit skurrilem Humor und hintersinnigen Texten. (Quelle: wikipedia)

Von dem letzten Satz kann man sich auf dieser Maxi-CD überzeugen lassen, sie diente zu Promotionen seines Albums „Vogelwild) und wurde anlässlich seiner Tournee 1992 veröffentlicht.

Sein bissiger Text „Sekt“ ist schon des anörens wert.

Ansonsten gibt es zu berichten, dass ja einer meiner ganz speziellen Helden, Nick Woodland (ex-Sahara) mit von der Partie war; Woodland war viele, viele Jahre der feste musikalische Begleiter von Georg Ringsgwandl.

Ansonsten gilt wohl: Entweder man man den Ringsgwandl oder man mag ihn nicht …

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Besetzung:
Wolfi Graf (bass)
Klaus Reichardt (keyboards)
Georg Ringsgwandl (vocals, guitar)
Georg Schreiner (guitar)
Evert van der Wal (drums, percussion, background vocals)
Nick Woodland (guitar, amndolin, lap-steel-guitar)
+
Markus Langguth (guitar bei 02. + 03.)
Christoph Well (tuba bei 01.)

Ringsgwandl
Titel:

01. Sekt (Ringsgwandl) 3.28
02. Apocalypse Berlin (Ringsgwandl/Reichard/v.d.Wal) 3.13
03. Zeitalter der Toagbatzen (Ringsgwandl/Reichard/v.d.Wal) 5.55

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Sekt(Text)

Verschiedene Interpreten – Stimmen Bayerns – Die Liebe (2011)

FrontCover1Und jetzt wieder mal ein ganz besonderes Schmankerl, zumindest für meine Ohren:

Das Bayerische zwischen gestern und heute, Widerstand und Witz, Sex und Siechtum

Es ist ein wenig aus dem Blick geraten. Vor lauter Laptop und Lederhosen, wirtschaftlichem Erfolg und deutschen Fußballmeisterschaften im Dutzend konnte man glatt vergessen, dass der Bayer ja eigentlich ein ganz netter Kerl ist, dass er nicht schon immer krankhaft hohe Mieten am Starnberger See bezahlt hat, sondern auch ein Widerständiger, Ungehobelter in ihm wohnt, ein Haderlump, ein Anarchist bisweilen gar. Diese Traditionen nimmt, bevor sie völlig verschüttet werden, Stimmen Bayerns auf. Den Machern des Trikont-Labels, die ihre spannenden Kompilationen sonst gerne in die Hände externer Experten legen, ist die Reihe so wichtig, dass sie höchstselbst kuratiert haben. Mit Die Liebe und Der Tod liegen nun die ersten beiden Folgen vor, weitere zu Themen wie Rausch, Freiheit, Verbrechen, Hass und Treue sollen folgen. Nicht fehlen dürfen natürlich: Bayerische Institutionen wie Franz Xaver Kroetz, Helmut Fischer, Herbert Achternbusch, Gerhard Polt, Therese Giehse, Willy Michl, Karl Obermayr und Gustl Bayrhammer, der Ludwig Thoma liest.

Cleo Kretschmer

Cleo Kretschmer (mit Wolfgang Fierek)

Manche singen, aber die meisten sprechen: Das ist folgerichtig, hat Trikont, doch einst als Verlag begonnen. Das ist aber auch großartig, weil man nun hört, wie musikalisch das Bayerische ist, wie die Sprache selbst, sogar ohne Dialekt, allein durch Duktus und Klang zur Musik wird. Diese Eigenschaft des Bayerischen sorgt dafür, dass noch die derbsten Texte, voller grobem Sex, voller nackter Haut, voller Krankheiten und Siechtum, nicht nur vor Humor und Lebenslust sprühen, sondern das Krachlederne eine ganz eigene Poesie entwickelt. Aber Stimmen Bayerns ist nicht nur Retrospektive einer glorreichen Vergangenheit, sondern vor allem der Versuch, diese Traditionslinien in die Gegenwart zu verlegen. Einem Text von Ödön von Horvath folgt nun eben einer von Franz Dobler, in dem ausdiskutiert wird, ob The Clash Verräter sind. Ja, es sind vor allem Trikont-Künstler wie LaBrassBanda, Hans Söllner und Coconami, die die Brücke in die Jetztzeit schlagen, aber das ist nur folgerichtig, schließlich kümmert sich ja kaum jemand sonst neben Trikont um diese Schnittmenge aus Volkskunst und Popkultur. Für diese Arbeit setzen sich Trikont mit Stimmen Bayerns ein vollkommen verdientes Denkmal. Mia san mia und mia machen’s dann halt selbst. (Musik Express 09/2011)

Gustl Bayrhammer

Gustl Bayrhammer

Die „Stimmen Bayerns – Die Liebe“ sind eine einzigartige Enzyklopädie der bayerischen Seele. Gedichte, Kurzgeschichten, Essays, Musik, Songs und Sketche, Radiofeatures, Soundcollagen, Film-Tonspuren und O-Töne werden von namhaften Bayern (u. a. Helmut Fischer, F. X. Kroetz, Gustl Bayrhammer) vorgetragen. Öffentliche Stimmen aus Theater, Radio, Fernsehen oder Tonträger markieren den heimatlichen, regionalen Kreis der eigenen Herkunft. Generationen sind mit diesen Stimmen groß geworden – sie beinhalten Klischees und Abgrund, Verschrobenheit und Sentimentalität. Sie verkörpern gleichsam eine bayerische Übereinkunft, sorgen für das Gefühl des Einheimischseins. Die „Stimmen Bayerns“ können deshalb auch ohne Dialekt sprechen und trotzdem mit dem Lebensgefühl einer Gegend verbunden sein. (Quelle: www.br.de)

Josef Bierbichler

Josef Bierbichler

Und manchmal frag ich mich, ob es in anderen Regionen ähnlich intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Region gibt. Ich vermute, dass genau dies der Fall ist … und so werde ich weiter stöbern (irgendwann mal werde ich wohl mal wieder in unterwegs sein) um hier auch die bunte Vielfalt aus deutschen Landen präsentieren zu können.

Prädikat: besonders wertvoll !

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Titel:
01. Helmut Fischer: Spatzl, schau wie I schau 3.46
02. Josef Bierbichler liest Wolf Wondratschek : König Ludwig Lied 1.21
03. Udo Wachtveitl liest Robert Hültner: Liebesszene 4.13
04. Bally Prell: Der Föhnwind 2.05
05. Martina Gedeck liest Ödön von Horváth : Anna Pollinger wird praktisch 2.48
06. Franz Dobler: Denn ich sah, dass alle Hunde schliefen 3.41
07. Franz Xaver Kroetz: Dichters Liebesnacht 1.16
08. Willy Michl: Willys Liebeslied 3.34
09. Iris Mayer liest Franz Xaver Judenmann: Liebe Lies 1.38
10. Georg Ringsgwandl: Oma 4.02
11. Albert Ostermaier: Lost & Found 0.39
12. LaBrass Banda: Rotes Hoserl 3.42
13. Veronika Fitz und Walter Sedlmayr lesen Karl Valentin : Streit mit schönen Worten 4.00
14. Gustl Bayrhammer liest Ludwig Thoma : Der Rosl vom Spöckmeier zu ihrer Vermählung 1.43
15. Williams Wetsox: Hey kloana Vogl 04.21
16. Cleo Kretschmer: Danilo 1.42
17. Isarspatzen: Marina 2.41
18. Bernhard Butz liest Georg Queri: Der Hirnpecker 3.03
19. Ruth Geiersberger: Die Liebe 5.55
20. Ali Mitgutsch: Endlich, der erste Kuss 5.32
21. Marcus H. Rosenmüller: Schalalala ist die Liebe nicht schön? 3.17
22. Dr. Döblingers geschmackvolles Kasperltheater: Kasperl und die wahre Liebe 2.06

CD1
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HelmutFischer

Denkmal für Helmut Fischer in der Rolle des Monaco Franze in München, Münchner Freiheit