Norbert Joa – Klaus Wagenbach – Der unabhängige Verlag für wilde Leser (Radiogespräch) (2010)

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„Hedonismus, Geschichtsbewusstsein, Anarchie“ – so formulierte Klaus Wagenbach die Absichten seines 1964 gegründeten Verlags mit den liebevoll gestalteten Büchern in rotem Einband. Für ihn selbst seien diese drei Begriffe „eigentlich ganz normale Pflichten eines deutschen Intellektuellen“, wenn er diesem Land, sei es auch kritisch, zugetan sei. Dem Berliner Charakterkopf, stets rot besockt, ist es gelungen, im Nachkriegsdeutschland seinen unabhängigen Verlag durch alle Höhen und Tiefen zu führen, dabei sein ausgesuchtes Programm durchzusetzen und schließlich einen sanften Führungswechsel zu vollbringen. Seit 2002 leitet Susanne Schüssler den Verlag. Jetzt ist Wagenbach 91jährig gestorben:

Eine Wiese auf dem Feldberg stand am Anfang. Der Erlös aus ihrem Verkauf floss 1964 in die Gründung eines Verlags: des Wagenbach-Verlags. Nun ist das Berliner Verleger-Urgestein Klaus Wagenbach im Alter von 91 Jahren gestorben.

Der junge Klaus Wagenbach

Einer seiner letzten öffentlichen Auftritte fand schon 2014 statt, im Berliner Maxim-Gorki-Theater. Seitdem war Klaus Wagenbach, das einst so kampfeslustige enfant terrible der deutschen Verlagsszene, verstummt.

„Es erheitert mich, immer wieder gefragt zu werden, mindestens drei Mal im Jahr: ‚Sagen Sie mal: Wie geht’s Ihnen denn, wie überleben Sie denn, Sie werden doch sicher bald verkaufen müssen?‘ Das höre ich seit 40 Jahren. Alles Quatsch!“ So sagte es Wagenbach vor einigen Jahren im Interview mit dem BR.

 

Das Urgestein der deutschen Verlagslandschaft war immer komischer Kommunist und Konservativer in einer Person. Sein Markenzeichen: knallrote Socken. Sein Lieblingsland: Italien. Italienische, aber auch spanische und französische, kurzum: romanische Literatur hat der Rotweinliebhaber jahrzehntelang verlegt.

Der Tagesspiegel, 6.4.1965:
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Begonnen hat er freilich mit deutschen Autoren: Wolf Biermann („Die Drahtharfe“) und Erich Fried, dessen Band „Liebesgedichte“ eines der erfolgreichsten Bücher des Verlags war, bis 2008 Alan Bennetts Bestseller „Die souveräne Leserin“ erschien.

Wagenbach, der den Streit nie scheute, wird man als souveränen Verleger bezeichnen dürfen. Er war in der Buchbranche einer der wenigen Kleinen, die lustvoll polterten gegen die Großen, das Kapital, die Konzernverlage mit ihren „Marketingdirektoren“. Die riesigen Verlagskonglomerate wie Random House/Bertelsmann waren ihm stets ein Gräuel – brachten sie seiner Meinung nach doch nur unnötigen „Event-Schmonzes“ heraus: „Inhaltlich bedeutet das: Dieter Bohlen ja, Nathalia Ginzburg oder Ermanno Cavazzoni nein. Man kann es zusammenfassen in dem wunderbaren Satz von Hans Magnus Enzensberger: ‚Bertelsmann ist ein großer Verlag. Einen Autor des Bertelsmann-Verlages wüsste ich im Moment nicht zu nennen.‘ Hans Magnus zieht dann so ein bisschen das Maul schief und wird ein bisschen zynisch, aber in der Sache hat er vollkommen recht: Die neue, interessante, junge, ungewöhnliche Literatur ist vollständig in die Hände der unabhängigen Verlage gegeben – vollständig.“

Zu Wagenbachs 90. Geburtstag hatte sein langjähriger Wegbegleiter Enzensberger Wagenbach in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung mit den Worten gewürdigt: „Ein Mann, der nie zu Boden geht. Sein Spürsinn war phänomenal.“

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Ach ja, ein Verleger aus Leidenschaft, mit dem Hausheiligen Franz Kafka im Rücken, über den er promovierte und als dessen „dienstälteste Witwe“ er sich gern bezeichnet. Der Kunsthistoriker Peter Burke zählt ebenso zu Wagenbachs Programm wie Schriften des Film-Regisseurs Pier Paolo Pasolini.

Der nun mit 91 Jahren gestorbene Wagenbach hat die Führung seines Verlags 2002 an seine Frau Susanne Schüssler abgetreten, war nurmehr Gründer und Namensgeber und sagte: „Wir sind zwar ein Berliner Verlag, aber kein Verlag für Berlin. Ein internationaler Verlag.“ Konnte man stolz darauf sein, musste man wirklich nicht klagen. Allein: „Unser Gewerbe, dieses schöne Gewerbe vom Büchermachen, ist ein Jammergewerbe. Was leider von manchen Kollegen dafür genutzt wird, dass sie nun besonders laut jammern, während ein kluger Verleger ja lernt, zu jammern ohne zu leiden.“ Humor war eine seiner großen Begabungen.

Klaus Wagenbach + Günter Grass

Zu den Grundpfeilern des Berliner Wagenbach-Verlags zählen seit je drei Grundideen: Anarchie, Geschichtsbewusstsein und Hedonismus. Ein Label mit hohem Wiedererkennungswert im immer unübersichtlicheren deutschen Buchmarkt. Politisch engagiert, das war Wagenbach immer, verlegte Werke der späteren Terroristin Ulrike Meinhof und zitierte gerne Heinrich Heine: „Solche Bücher läßt du drucken! / Teurer Freund, du bist verloren! / Willst du Geld und Ehre haben, mußt du dich gehörig ducken.“ Einige seiner signalfarbenen Bücher wurden beschlagnahmt in den 1970er-Jahren, der spätere Bundesinnenminister Otto Schily, ein enger Freund, verteidigte damals Klaus Wagenbach als Rechtsanwalt.

Zwölf Mitarbeiter hat der Verlag, davon vier Lektoren. Diese Vierer-Bande hat sich eine eigene Verfassung gegeben: Bücher werden nur dann gemacht, wenn jeder der vier Lektoren zustimmt: „Aber: Da wir ein linker Laden sind, müssen wir natürlich auch über Minoritäten nachdenken. D.h.: Was ist, wenn einer recht hat und die anderen unrecht? Das ist ja in Deutschland auch historisch schon öfters vorgekommen.“ Für diesen Fall hat man die sogenannte „Herzklausel“: „Wenn einer in der Runde sagt, ihr anderen seid alle Idioten, wir müssen dieses Buch machen. Dann frage ich oder eben jetzt schon seit langem meine Frau Susanne Schüssler: Hängt dein Herz dran? Und wenn derjenige dann ja sagt, ist das Buch ohne Diskussion angenommen.“

Susanne Schüssler, Klaus Wagenbach + Tochter Helene (2012)
Kein Wunder, dass so einer wie Klaus Wagenbach ein Vorbild gerade für Jüngere ist. Er erzählte einmal: „Es sitzen da natürlich immer wieder, weil ich so ’n Dinosaurier bin, viele junge Leute mit glänzenden Augen da, haben irgendwie das Glück eines reichen Vaters gehabt oder so und fragen mich: ‚Soll ich Verleger werden?‘ Ich habe allen immer gesagt und sage es auch heute: ‚Macht bitte einen Verlag auf. Nichts ist schöner.‘ Ob’s gut geht oder nicht, das entscheiden wir nicht allein, das entscheiden natürlich auch die Leser. Aber das ist ein wunderbares Gewerbe und daran wird es nicht fehlen in Zukunft, weil Verrückte immer nachwachsen, Gott sei Dank.“ (Knut Cordsen)

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Klaus Wagenbach ist, wie sein Verlag heute mitteilt, am 17.12. in Berlin gestorben, begleitet von seiner Familie und umgeben von seinen Büchern. (Bayerischer Rundfunk)

Zur Erinnerung an diesen großen Verlege ein Radiogespräch mit Norbert Joa (Bayerischer Rundfunk) aus dem Jahr 2020).

Ein zuweilen amüsanter Streifzug durch sein beeindruckendes Leben.

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Besetzung:
Norbert Joa und Klaus Wagenbach

Norbert Joa

Titel:
01. Der unabhängige Verlag für wilde Leser (Radiogespräch) 38.30

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Susanne Schüssler + Klaus Wagenbach – Buchstäblich Wagenbach (2014)

TitelDa lacht das Herz eines Archivaren und Chronisten !

„Ein Almanach mit der (Verlags- )Geschichte aus 50 Jahren, vielen Anekdoten, Fotos und Lesestücken aus dem Programm, besonders schön ausgestattet.

Wie überlebt man gute Bücher? Besser als schlechte. Das Beispiel liegt vor Ihnen:

Die Geschichte eines unabhängigen Verlags, dem seit 50 Jahren die stets gleiche wirtschaftsbesserwisserische Frage gestellt wird: Warum gibt es Sie eigentlich noch?
Gegenfrage: Wie viele nach allen Regeln der Kunst geleitete Verlage sind in
der gleichen Zeit in falsche Hände geraten, übernommen oder verkauft worden?
Die Frage nach dem Überleben ist also eine besonders raffinierte Verweigerung von Selbsterkenntnis.
Dieser Almanach ist eine Art kommentiertes Lesebuch über fünf Jahrzehnte und zugleich ein Vademecum fürs Überleben: Als Ermutigung, weder dem eventgejagten Mainstream noch der Verlockung »technischer Vorgaben« zu folgen, sondern dem Radikalen, Neuen, Unerhörten zur Seite zu springen und sich dem Genuss schön gemachter Bücher hinzugeben.“ (aus der Verlagsankündigung)
Liebe zum Widerspruch und zum Nebeneinander – diese Verlagsmaximen von Wagenbach findet Arno Widman in diesem Jubiläumsband zum 50. Geburtstag des Verlags wieder. Das gefällt ihm. Wenn der schmale, mit lauter kleinen Geschichten über und von Autoren, Verlagsmitarbeitern und -freunden gefüllte Band auch den Anschein erwecken mag, für die kleine Form zusändig zu sein, für Widmann steht fest: Dieser Verlag hat es faustdick hinter den Ohren. Die Intimität, die hier beim Blättern entsteht, findet er jedenfalls schön. (Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 18.03.2014, Quelle: perlentaucher)

Der junge Klaus Wagenbach

Das Wort ‘Urgestein’ wird heute inflationär im Mund herumgeführt. Jeder Halbprominente, der seiner Sache zehn Jahre lang treu geblieben ist, ohne in einen Korruptionsskandal verwickelt worden zu sein, gilt als Urgestein. Wenn Superlative leichtfertig vergeben werden, mit welchem Titel soll man einen Mann ehren, der fünf Jahrzehnte in seiner Branche gegen den Wind gekreuzt ist? Der fünf Jahrzehnte seinen Verlag unabhängig nach seinem unkorrumpierbaren Kunst- und Politikverständnis geführt hat? Urgestein ist viel zu schwach für einen solchen Mann. Gottvater der unabhängigen Verlage, leuchtendes Beispiel der Integrität und vielleicht der einflussreichste Verleger der Bundesrepublik seit 1964: Das ist wohl das mindeste für den Wagenbach Verlag und seinen immer noch quicklebendigen Patron Klaus Wagenbach.
Der Klaus Wagenbach Verlag: Sprachrohr einer sich demokratisierenden Welt

Der Wagenbach Verlag und seine Anfänge: Hier ranken Legenden, hier spinnen sich Geschichten weiter, die tief in die Gesellschaftsstruktur der sich demokratisierenden Bundesrepublik reichen. Gegründet 1964, auf dem Vorplatz der Studentenunruhen und des RAF-Terrorismus, trat Klaus Wagenbach mit geschärftem kritischen Profil an. Hedonismus, Geschichtsbewusstsein und Anarchie: Ein Programm, dem er durch die Parteien bis heute treu geblieben ist. Apropos Hedonismus: Diese genussreiche, die weltlichen Dinge schätzende Geisteshaltung drückt sich nicht nur in Klaus Wagenbachs Italophilie aus, sondern auch in der Herstellungsqualität seiner Bücher. Gleich die ersten ab 1965 erscheinenden Bände fielen inmitten schludriger Taschenbücher-Mentalität durch ihr extravagantes Quartformat und die hochwertige Verarbeitung auf.

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Der alte Klaus Wagenbach

Nach eigener Aussage ist Klaus Wagenbach der am höchsten vorbestrafte Verleger der Bundesrepublik Deutschland. Die Veröffentlichung von Dissidenten-Werken wie Biermanns “Drahtharfe” brachte ihm ein DDR-Durchreiseverbot ein: Wagenbach überwand seine Flugangst und reiste fortan mit dem Flugzeug von seinem Berliner Verlagssitz in den Westen. Klaus Wagenbach verlegte Ulrike Meinhofs “Bambule”, druckte das Manifest der RAF und hielt Meinhofs Grabrede. Soviel zu seinen Vorstrafen. Jahrzehntelang war er Zielscheibe der Springer-Presse. Er brachte aber auch ein kritisches Buch zur Meinhof heraus und wandte sich gegen Linksdogmatiker. Er führte durch das Beispiel seines Lebens den Beweis, dass sich kritische Zeitgenossenschaft nicht auf eine politische Linie festlegen muss.

Mit Wagenbach-Autoren lassen sich ganze Literaturlexika füllen. Wer sich einen anregenden Überblick über 50 Jahre Verlagstätigkeit verschaffen will, dem sei der Jubiläumsband “Buchstäblich Wagenbach” empfohlen. Zwischen den Buchdeckeln versammeln sich Textauszüge der hellsten und schöpferischsten literarischen Köpfe: Vergnügen Sie sich mit Hannah Arendt, Michel Houellebecq, Ingeborg Bachmann, A. L. Kennedy oder Pier Paolo Pasolini – allesamt Wagenbach-Autoren. Wagenbach selbst, nebenbei Kafka-Spezialist und Besitzer der größten Kafka-Dokumente-Sammlung weltweit, hat sich 2002 von der Verlagsspitze zurückgezogen und die Leitung in die Hände seiner Frau Susanne Schüssler gelegt.

Im Hintergrund ist der große alte Mann der Verlagswelt kreativ und quicklebendig weiterhin tätig. Seine Entdeckungen und editorischen Großtaten sind längst Literatur-Legende: Die Einbürgerung des faszinierenden Michel Hoeullebecq; die 45bändige Vasari-Ausgabe; Erich Frieds “Liebesgedichte” von 1979 (mit über 250.000 Exemplaren eines der erfolgreichsten Bücher im Wagenbach Verlag); oder Alan Bennetts “Die souveräne Leserin” aus dem Jahr 2008, Wagenbachs großer Bestseller. Wir wünschen diesem Verlags-David von Herzen, sich weitere 50 Jahre zwischen den Goliaths der Branche behaupten zu können. (Anna Holz)

Susanne Schüssler, Klaus Wagenbach + Tochter Helene (2012)

Genug der lobenden Worte, bevor ich diese Leihgabe eines treuen Lesers (vielen Dank auch !!!) dieses blogs präsentiere, ein paar Eindrpcke aus diesem prachtvollem Buch (225 Seiten !):

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Der Tagesspiegel, 6.4.1965

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Wagenbach Verlag – Zwiebel – Jahresalmanach und Gesamtverzeichnis 2014/2015 (2014)

TitelDer Verlag Klaus Wagenbach wurde 1964 von Klaus Wagenbach gegründet, beschäftigt heute 12 Mitarbeiter und veröffentlicht jährlich etwa 60 Bücher. Sitz ist Berlin. Der Umsatz des zu den mittleren Verlagen zu zählenden Unternehmens beträgt etwa 2 Millionen Euro. Ein literarischer Schwerpunkt des Verlags Klaus Wagenbach ist Italien.

Der Gründer des Verlages erlöste das Startkapital zur Verlagsgründung in Höhe von 100.000 DM aus dem Verkauf einer Wiese, die ihm sein Vater geschenkt hatte, sowie einiger beweglicher Güter seines Haushalts und den Einnahmen aus seinem zweiten Buch Franz Kafka in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Das Startkapital deckte jedoch lediglich die reinen Herstellungskosten der ersten elf Bücher und des kleinen Verlagsalmanachs – Miete und Gehälter, Vertriebs- und Vertreterkosten waren hierbei noch nicht eingeplant. Zu Beginn wurden die allgemeinen Grundsätze der eigenen Verlagsarbeit zusammen mit Autoren wie Günter Grass, Ingeborg Bachmann, Hans Werner Richter und Johannes Bobrowski festgelegt:

  • Die Arbeit des Verlags dient nicht dem Profit, sondern folgt den inhaltlichen Absichten.
  • Allen Autoren wird Honoraregalität auf höchstem Niveau und Absicherung vor Missbrauch ihrer Rechte gewährt, sowie ein Maximum an Selbstverwirklichung, Mitsprache und Information zugesichert.
  • Die Bücher dürfen nicht überteuert sein.
  • Die Leser sollen nicht nur durch Texte über die Bücher, sondern auch durch Auszüge aus den Büchern informiert werden, mit einem kostenlosen jährlichen Almanach „Zwiebel“.

Eine ausführlichere Verlagsgeschichte finden sich dann hier.

Und hier einer dieser kleine „Zwiebel“ Katalog aus jenem Jahr, in dem man voller Stolz das 50jährige Jubiläum feiern konnte.

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Eine illustre Gesellschaft feiert das 50jährige Jubiläum

Und blättert man durch dieses kleine Büchlein (66 Seiten) so kann einem nur der Mangel an Zeit ins Auge springen … zu gerne hätte man mehr davon, um sich da mal gemütlich dieser internationalen Literatur hinzugeben … *seufz*

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Noch ziemlich altmodisch …. Bestellmöglichkeit mittels Postkarte:

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Und hier der Band „Überzeugungstäter im Wandel der Zeit (2014)“:

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Wagenbach Verlag – Überzeugungstäter im Wandel der Zeit (2014)

TitelHin und wieder bin ich ja aus beruflichen Gründen in Berlin und habe es bisher nicht geschafft, bei dem Wagenbach Verlag vorbeizuschauen. Eigentlich sehr schade, dennn dieser „kleine“ und famose Verlage feiert heuer sein 50jähriges Bestehen:

Der Verlag Klaus Wagenbach wurde 1964 von Klaus Wagenbach gegründet, beschäftigt heute 12 Mitarbeiter und veröffentlicht jährlich ca. 60 Bücher. Sitz ist Berlin. Der Umsatz des zu den mittleren Verlagen zu zählenden Unternehmens beträgt etwa 2 Millionen Euro. Ein literarischer Schwerpunkt des Verlags Klaus Wagenbach ist Italien.

Der Gründer des Verlages erlöste das Startkapital zur Verlagsgründung in Höhe von 100.000 DM aus dem Verkauf einer Wiese, die ihm sein Vater geschenkt hatte, sowie einiger beweglicher Güter seines Haushalts und den Einnahmen aus seinem zweiten Buch „Franz Kafka in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten“. Das Startkapital deckte jedoch lediglich die reinen Herstellungskosten der ersten elf Bücher und des kleinen Verlagsalmanachs – Miete und Gehälter, Vertriebs- und Vertreterkosten waren hierbei noch nicht eingeplant. Zu Beginn wurden die allgemeinen Grundsätze der eigenen Verlagsarbeit zusammen mit Autoren wie Günter Grass, Ingeborg Bachmann, Hans Werner Richter und Johannes Bobrowski festgelegt:

Die Arbeit des Verlags dient nicht dem Profit, sondern folgt den inhaltlichen Absichten. Allen Autoren wird Honoraregalität auf höchstem Niveau und Absicherung vor Missbrauch ihrer Rechte gewährt, sowie ein Maximum an Selbstverwirklichung, Mitsprache und Information zugesichert.

Die Bücher dürfen nicht überteuert sein.
Die Leser sollen nicht nur durch Texte über die Bücher, sondern auch durch Auszüge aus den Büchern informiert werden, mit einem kostenlosen jährlichen Almanach.

1965 bis 1970

Der Klaus Wagenbach-Verlag bemühte sich von Anfang an um auffällige Formate und Gestaltung der Bücher. Die 1965 erschienen Erstwerke waren in strengem Schwarz gehalten und erschienen im Quartformat, was ihnen auch ihren Reihentitel „Quarthefte“ einbrachte. Beginnend mit Erinnerungen von Kurt Wolff wurden in dieser Reihe Texte von damals unbekannten Autoren wie Christoph Meckel und Johannes Bobrowski und von sehr bekannten wie Ingeborg Bachmann, Günter Grass und Hans Werner Richter veröffentlicht, die sich mit je einem Buch am Projekt dieses Verlags beteiligten. Durch das Serienformat wurden damals unbekannte Autoren von Buchhändlern mitbestellt, um die Serie vollständig zu halten. Klaus Wagenbach wollte von Beginn an eine Spaltung der Literatur in West- und Ostdeutschland nicht hinnehmen und veröffentlichte so den im Westen boykottierten Stephan Hermlin und den im Osten boykottierten Wolf Biermann. Biermanns Balladen, denen Wagenbach den Titel „Die Drahtharfe“ gab, sorgten dafür, dass der Verlag alle zugesagten Lizenzen aus der DDR verlor und dafür, dass Klaus Wagenbach ein Einreise-, später sogar Durchreiseverbot bis 1973 durch die DDR erhielt, so dass er Berlin nur mit dem Flugzeug verlassen konnte. Ferner waren hiermit alle „Pläne eines Ost-West-Verlages“ gescheitert.

Ebenfalls 1965 erschien mit „Atlas, zusammengestellt von deutschen Autoren“ die erste Anthologie, einem Genre, das der Verlag stets pflegte.

Wagenbachs erste Wirkungsstätte in der Jenaer Straße in West-Berlin. F. C. Delius (Zweiter von links) neben Klaus Wagenbach. Ganz rechts: Katja Wagenbach

Wagenbachs erste Wirkungsstätte in der Jenaer Straße in West-Berlin. F. C. Delius (Zweiter von links) neben Klaus Wagenbach. Ganz rechts: Katja Wagenbach

1966 lernte Klaus Wagenbach Erich Fried kennen, dessen Gedichtband „Und Vietnam und“ er im selben Jahr veröffentlichte. Der große Erfolg kam für Erich Fried erst 1979 mit der Veröffentlichung seines 17. Buches, den „Liebesgedichten“, die bis heute eines der erfolgreichsten Bücher des Verlages sind und über 250.000-mal verkauft wurden. Klaus Wagenbach und Erich Fried blieben bis zu Frieds Tod 1988 Freunde.

Im Herbst 1967 erschien die erste „Quartplatte“ (8 Autoren lesen aus ihren Quartheften), die 1968 aufgrund breiteren Interesses in Serie ging. Im gleichen Jahr wurden u. a. die Sprechgedichte von Ernst Jandl als „Quartplatte“ veröffentlicht, den Wagenbach bei einer Autorenlesung kennengelernt hatte.

Ebenfalls im Jahr 1968 erschienen das „Lesebuch. Deutsche Literatur der sechziger Jahre“ (eine laut Verlag nonkonformistische Alternative zum gewöhnlichen Deutschschulbuch und bis heute eines der erfolgreichsten Bücher des Verlages) und der erste „Tintenfisch“ (ein Jahrbuch für Literatur).

Auch die Gründung der Reihe „Rotbücher“ fand im Jahr 1968 statt. Die „Rotbücher“ waren eine ausschließlich der Neuen Linken und der außerparlamentarischen Opposition (APO) gewidmete Buchreihe, die eine politisch-theoretische Ergänzung der belletristischen Literatur darstellte.

1969 begann der Verlag mit der von verschiedenen anderen Verlagen abgelehnten Gesamtausgabe der Shakespeare-Übersetzungen von Erich Fried. Ab Sommer 1970 wurde die Vierteljahrsschrift „Kursbuch“ durch den Verlag Klaus Wagenbach verlegt und von Hans Magnus Enzensberger weiterhin herausgegeben, da der Suhrkamp Verlag es aus politischen Gründen abgelehnt hatte, die Zeitschrift fortzuführen. Zur Sicherung der Unabhängigkeit wurde eigens eine „Kursbuch GmbH“ gegründet.

Ende 1969 initiierte Klaus Wagenbach das Experiment einer kollektiven und solidarischen Verlagsarbeit. Dies beinhaltete, dass der Verlag als einer der ersten in der Bundesrepublik ein Statut bekam, das die Rechte und Pflichten aller Mitarbeiter – auch der Besitzer – klar und deutlich regelte. In seinen wesentlichen Punkten sah es eine weitgehende Mitbestimmung der Verlagsangehörigen bei allen ökonomischen Prozessen, gleiches Gehalt für alle Mitarbeiter und regelmäßige Besprechungen aller wichtigen Angelegenheiten vor. Bei dieser Verlagsverfassung wurde das Lektorat von der Kollektivierung ausdrücklich ausgeschlossen und erhielt eine autonome Verfassung. Manuskripte wurden dreifach lektoriert (also von allen 3 Lektoren) und nur bei Einstimmigkeit veröffentlicht. 1971 verwandelte Klaus Wagenbach seinen Verlag in eine GmbH mit 2 Gesellschaftern, wodurch er dem Kollektiv die Hälfte seiner Verlagsanteile schenkte.

1970 bis 1984
Im Jahr 1972 kam es zu heftigen Auseinandersetzungen über die autonome Lektoratsverfassung. Klaus Wagenbach hielt Entscheidungen über Manuskripte für nicht kollektivierbar und hatte zudem der Kollektivierung seines Verlags nur unter der Voraussetzung der Lektoratsautonomie zugestimmt. Am 13. Mai 1973 fand eine Generalversammlung unter Anwesenheit der Autoren statt, bei der nach fast 10-stündiger Diskussion einige Autoren die Spaltung des Verlages vorschlugen und sich alle bis auf drei für einen neuen Verlag Klaus Wagenbach entschieden. Klaus Wagenbach schied mit seiner Frau Katharina Wagenbach-Wolff und Wolfgang Dreßen unter großen finanziellen Verlusten aus dem Verlagskollektiv sowie der „Kursbuch-GmbH“ aus und verlor zudem den Serientitel „Rotbücher“ und den Namen des Verlagsalmanachs „Das schwarze Brett“. So entstanden auf der einen Seite der Rotbuch Verlag, auf der anderen blieb der Verlag Klaus Wagenbach.

Wagenbach031971 verlor Klaus Wagenbach einen Prozess wegen „Bambule“, dem Text eines Fernsehspiels von Ulrike Meinhof. Im selben Jahr veröffentlichte das Kollektiv in der Reihe „Rotbuch“ ein Manifest der RAF mit dem Titel „Über den bewaffneten Kampf in Westeuropa“, das zusammen mit dem „Roten Kalender für Schüler und Lehrlinge, 1972“ die Berliner Staatsanwaltschaft dazu veranlasste, Hausdurchsuchungen im Verlag vorzunehmen und beide Publikationen sowohl im Verlag, als auch in den Buchhandlungen zu beschlagnahmen, da diese Schriften Aufforderungen zur Gewalt und kriminellen Vereinigung sowie Anstiftung zur Sachbeschädigung enthielten. Es folgten Klagen unter anderem auch wegen des „Roten Kalenders 1973“, in welchem Klaus Wagenbach die Erschießung zweier Studenten durch die Polizei als „Ermordung“ titulierte, was ihm eine Klage wegen Beleidigung einbrachte. Er wurde in erster Instanz freigesprochen, verlor aber, nachdem der Polizeipräsident Revision einlegte, und wurde zu einer Strafe von 1.800 DM und 20.000 DM Gerichtskosten verurteilt. Klaus Wagenbach verlor jeden seiner vier Prozesse zwischen 1974 und 75. Er wurde zu Geldstrafen und einer Gefängnisstrafe von 9 Monaten auf Bewährung verurteilt.

1975 veränderte Wagenbach das Verlagskonzept: die neue Buchreihe „Wagenbachs Taschenbücherei“ (WAT) enthielt gegen den allgemeinen Trend literarische und politische Texte der jeweiligen Zeit. Diese Reihe erhielt das Motto: „Lasst uns Denken und Laune anstiften statt vorschreiben. Und den Kopf schütteln, das heißt lockern.“. Der Verlag begann seinen Schwerpunkt dahingehend zu verändern, dass er in zunehmendem Maße italienische Literatur veröffentlichte.

1979 erhielt Klaus Wagenbach seine erste öffentliche Anerkennung: Der „Verband der deutschen Kritiker“ verlieh ihm den „Kritikerpreis 1979 für Literatur“ für die Anthologie „Vaterland, Muttersprache – Deutsche Schriftsteller und ihr Staat“.

Bedingt durch schwindendes Interesse der Leser an politischer Literatur, gab der Verlag 1979 die Buchreihe „Politik“ auf, band allerdings deren wichtigste Bücher um und integrierte sie so in die Taschenbücherei und in das 1981 entstehende „Allgemeine Programm“. Dieses „Allgemeine Programm“ besteht bis heute und vereinigt umfangreiche wissenschaftliche Texte und großformatige Bücher, die den Absichten des Verlages entsprechen: also Kunst- und Sozialgeschichtliches, Philosophie und politisch-analytische Bücher mit linkem, emanzipatorischem Charakter, die andere Verlage abgelehnt hatten.

1984 wurde zum 20-jährigen Verlagsbestehen der „Fintentisch“ herausgegeben, ein umfangreicher Almanach zur Verlagsgeschichte mit ausgewählten Gedichten und Texten aus Publikationen vergangener Jahre.

In den 1970er Jahren verlegte Wagenbach weitere Tonaufnahmen der Gedichte Ernst Jandls, die in Druckform ihre Wirkung kaum entfalten.

1985 bis 2002
1987 gründete der Verlag die Reihe „SALTO“, deren Bücher nach klassischer handwerklicher Tradition hergestellt und in leuchtend rotes Leinen gebunden werden und somit Texte der zeitgenössischen Literatur in einer klassischen, traditionellen Form präsentieren. (z.B. Autoren wie Erich Fried, Carlo Emilo Gadda, Djuna Barnes, Virginia Woolf) Die Reihe „SALTO“ wurde ein voller Erfolg, auch im Bereich des Geschenkbuches. 1988 begründet Klaus Wagenbach die Reihe „Kleine Kulturwissenschaftliche Bibliothek“, die hauptsächlich wissenschaftliche Essays enthält. 1989 erschien zum 25-jährigen Verlagsjubiläum der Almanach „Das schwarze Brett“, der auf dem „Fintentisch“ basierte.

Klaus Wagenbach mit Horst Köhler im Gespräch auf der Frankfurter Buchmesse 2006, im Hintergrund die bekannten roten Bücher der SALTO-Reihe

Klaus Wagenbach mit Horst Köhler im Gespräch auf der Frankfurter Buchmesse 2006, im Hintergrund die bekannten roten Bücher der SALTO-Reihe

1990 erhielt Klaus Wagenbach vom römischen Kulturgüterministerium den mit 33.000 DM (ca. 17.000 EUR) dotierten Preis „Il Premio Nazionale per la Traduzione“ für die Verbreitung italienischer Literatur im deutschen Sprachraum. 1993 begann das umfangreichste Projekt des Verlages: Die Veröffentlichung der Gesamtwerke von Erich Fried mit zum Teil bisher unveröffentlichten Texten des Lyrikers. 1997 fand eine Umgestaltung der Taschenbücher statt, 1998 wurde die CD/MC Reihe „Wagenbachs LeseOhr“ begründet.

2002 übergab Klaus Wagenbach die Leitung seines Verlags an seine Ehefrau Susanne Schüssler. Wagenbach ist jedoch im Verlag weiterhin als Lektor und Berater tätig und mit seiner Tochter Nina Wagenbach, die den Vertrieb leitet, Teil der Geschäftsführung.

2002 bis 2014
2004 erschienen die ersten Bände der berühmten Vite, mit denen Giorgio Vasari Mitte des 16. Jahrhunderts die europäische Kunstgeschichte begründete. Die Edition Giorgio Vasari mit 45 Bänden wird bearbeitet vom Kunsthistorischen Institut in Florenz.

Das Literaturprogramm internationalisiert sich mit Entdeckungen aus dem italienischen, spanisch-, französisch- und englischsprachigen Ausland, immer häufiger auch aus Übersee und Afrika. Die Reihe Salto feierte 2007 ihren 20. Geburtstag: Mit 1,4 Millionen verkauften Exemplaren, 150 erschienenen und davon 105 noch lieferbaren Titeln sind die Bände im roten Leinen längst zum Markenzeichen des Verlags geworden.

Nach 25 Jahren wurde die Reihe Politik bei Wagenbach 2008 zu neuem Leben erweckt: Die meinungsstarken Bücher für eine Kultur der Einmischung und des demokratischen Streits werden herausgegeben von der Politikwissenschaftlerin Patrizia Nanz.

Im selben Jahr veröffentlichte der Verlag mit Die souveräne Leserin von Alan Bennett erstmals einen Bestseller, 230.000 Exemplare wurden allein in den ersten sechs Monaten verkauft. 2010 kam das Opus Magnum Vittorio Magnago Lampugnanis Die Stadt im 20. Jahrhundert mit 960 Seiten und 640 Abbildungen (davon die meisten farbig) heraus.

Die Autoren des Verlags wurden vielfach ausgezeichnet, unter anderem Daniel Alarcón mit dem Internationalen Literaturpreis, Horst Bredekamp mit dem Max-Planck-Forschungs- sowie dem Aby-M.-Warburg-Preis, Milena Michiko Flasar mit dem Literaturpreis Alpha, Sergio Pitol mit dem Cervantes, Tiziano Scarpa mit dem Premio Strega, Klaus Wagenbach mit dem Österreichischen Toleranzpreis und Victor Zaslavsky mit dem Hannah-Arendt-Preis.

Im Jahr 2014 feiert der Verlag seinen 50. Geburtstag, mit vielen neuen Autoren und Büchern. Ein Quartheft mit dem Titel „Buchstäblich Wagenbach“ bringt eine Leistungsschau des Verlags mit vielen seiner Autoren. Von Mai bis Juli 2014 fand eine Ausstellung über den Verlag in der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz in Berlin statt. (Quelle: wikipedia)

Der Verlag hat eine kleine pdf – Broschüre über seine Verlagsgeschichte veröffentlicht; die nehme ich mal zum Anlass, über diesen Querdenker-Verlag zu informieren. Ich habe dem Wagenbach-Präsentationspäckchen dann noch folgende Ergänzungen beigelegt:

  • Verlagsportrait Wagenbach – Wir waren von Anfang an auch konservativ (Die Welt, 2014)
  • Wagenbach – Liberaler als die Polizei erlaubt (brand eins Portrait, 2010)

 

Und wie immer, hier ein paar Beispiele aus der Verlagsbroschüre (21  Seiten):

 

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Beispiel02
Beispiel03
Beispiel04
Beispiel05
Beispiel06
Beispiel07
Beispiel08
Beispiel09
Beispiel10
Beispiel11
Beispiel12
Beispiel13

Und hier geht´s zur Präsentation:

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